Das zukünftige Potential ausgewählter Sharing Konzepte im Rahmen der deutschen Share Economy

Eine empirische Untersuchung


Seminararbeit, 2016

44 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Relevanz der Thematik
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
1.3 Methodik

2 Theoretische Grundlagen zur Share Economy
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Gründe für die Entwicklung einer Share Economy
2.3 Kritik

3 Der Share Economy Markt in Deutschland
3.1 Gebrauchsgegenstände
3.2 Lebensmittel
3.3 Mobilität
3.4 Finanzen und Versicherungen
3.5 Unterkünfte
3.6 Dienstleistungen

4 Empirische Erhebung
4.1 Fragebogen
4.2 Ergebnisse
4.3 Auswertung

5 Fazit
5.1 Zusammenfassung
5.2 Ausblick

II. Abbildungsverzeichnis

III. Tabellenverzeichnis

IV. Quellenverzeichnis

V. Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Relevanz der Thematik

„Im kommenden Zeitalter treten Netzwerke an die Stelle der Märkte, und aus dem Streben nach Eigentum wird Streben nach Zugang, nach Zugriff auf das, was diese Netzwerke zu bieten haben.“ (Rifkin 2000, S. 13) Bereits im Jahr 2000 prognostizierte der Ökonom Jeremy Rifkin, dass sich im Rahmen der stetig wachsenden Vernetzung unserer Wirtschaft auch ein verändertes Verständnis von Eigentum ergeben wird. (vgl. ebd., S. 108)

Die Share Economy kann als Produkt der digitalen Transformation gesehen werden, die mittlerweile in fast alle Teile unseres alltäglichen Lebens Einzug gefunden hat. Die Digitalisierung zieht nicht nur eine grundsätzliche Änderung der zwischenmenschlichen Kommunikation nach sich, sondern formt auch neue Arten des Wirtschaftens und Kosumverhaltens. Eine dieser neuen Ausprägungen zeigt sich in Gestalt der Share Economy, die als revolutionäre Veränderung unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens gesehen werden kann, da sie einen bewussteren Umgang mit Ressourcen und Produkten fordert und somit die gegenwärtig herrschenden Konsumformen hinterfragt. Egal ob es um das Teilen von selten genutzten Gegenständen, wie Bohrmaschinen geht, das Organisieren von Fahrgemeinschaften, oder Buchen einer Ferienunterkunft - die Angebote der Share Economy öffnen ganz neue Möglichkeiten für Firmen und Privatpersonen. (vgl. Alfes)

Dass diese Art von Wirtschaften auch erfolgreich sein kann, zeigt unter anderem das wohl bekannteste Beispiele der Share Economy: die Wohnungsbörse Airbnb. Auf der Plattform können Privatpersonen ihre Wohnungen zur Vermietung anbieten und stellen damit eine günstige Alternative zu herkömmlichen Hotels oder Ferienwohnungen dar. Außerdem wirbt Airbnb damit, dass die Schlafplatzanbieter als Freunde und nicht Vermieter zu sehen sind und so einen authentischen Blick in das Leben der jeweiligen Stadt ermöglichen. Das Unternehmen verzeichnet mittlerweile einen Marktwert von 24 Milliarden Dollar. (vgl. Slee 2016, S. 18ff.)

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers prognostiziert für die Share Economy auf globaler Ebene einen Umsatz von 335 Milliarden Dollar bis 2025. (vgl. PwC 2015)

Die Nominierung der Share Economy zum Leitthema der CeBIT im Jahre 2013 hat die alternative Konsumform auch in Deutschland in den Mittelpunkt des Interesses gerückt und ihr Potential zur Veränderung für die Wirtschaft und Gesellschaft untermauert. (vgl. Rohwetter 2013)

Mein persönliches Interesse an diesem Untersuchungsgegenstand rührt vor allem aus einer generell kritischen Sichtweise auf das Konsumverhalten meiner Generation. Immer häufiger habe ich mich in den letzten Jahren gefragt, ob ich ein Teil dieser Konsumgesellschaft sein möchte, in der ich nur selten echte Wertschätzung für Gegenstände und Achtung der natürlichen Ressourcen unserer Erde beobachten kann. Aber wie auch, wenn wir immer im Überfluss gelebt haben und nie etwas missen mussten? Von diesem Interesse geleitet, ist es für mich sehr spannend herauszufinden, ob dieser Gegenentwurf zur eigentumsbasierten Wirtschaftsweise auf Interesse stößt und was wir bereit sind, zu teilen.

1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit

Die vorliegende Arbeit beleuchtet die Bedeutsamkeit der Share Economy und versucht anhand einer empirischen Untersuchung das Entwicklungspotenzial der verschiedenen Sektoren im Bereich dieser alternativen Konsumform in Deutschland herauszufinden. Die Frage lautet: Wird sich der Trend in allen Sektoren gleichmäßig entwickeln oder ist er nur auf bestimmte Bereiche beschränkt?

Im ersten Teil dieser Arbeit wird hierfür der theoretische Rahmen geschaffen, indem zunächst eine Begriffsdefinition der Share Economy erfolgt. Um einen genaueren Einblick in die Thematik zu bekommen, folgen daraufhin die Gründe für die Entwicklung einer Share Economy, sowie kritische Gesichtspunkte der neuen Wirtschaftsform. Anschließend erfolgt eine Kategorisierung des deutschen Sharing Marktes in die unterschiedlichen Sektoren, welche jeweils anhand vorhandener Beispiele erläutert werden.

Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit umfasst die empirische Erhebung, bei der im Rahmen einer Umfrage die aktuelle Akzeptanz und das Zukunftspotential der einzelnen Sektoren herausgefunden werden soll. Ebenso sollen mögliche Bedenken beleuchtet werden. Die Ergebnisse werden daraufhin vorgestellt und ausgewertet.

Im letzten Teil schließt die Arbeit mit einer inhaltlichen Zusammenfassung und gibt einen kurzen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen.

1.3 Methodik

Um den Share Economy Markt in Deutschland in verschiedene Sektoren aufzuteilen, wird die Literaturrecherche angewandt. Da es sich bei dem Forschungsgegenstand um ein sehr neues Thema handelt, wird größtenteils auf Internetrecherche zurückgegriffen werden.

Für die im nächsten Schritt erforderliche empirische Untersuchung des zukünftigen Potentials der einzelnen Sektoren wird die schriftliche Befragung im Rahmen eines fast vollkommen standardisierten Fragebogens gewählt um eine Datensammlung zu erstellen. Die Befragung wird in Form einer Online Umfrage geschehen. Anschließend werden die gesammelten Daten im Rahmen einer quantitativen Analyse ausgewertet.

2 Theoretische Grundlagen zur Share Economy

2.1 Begriffsdefinition

Den Grundstein für den Begriff ‚Share Economy‘ setzte der Harvard-Ökonom Martin Weitzman bereits in den 1980er Jahren. Seine These lautete, dass sich der Wohlstand für alle erhöht, je mehr die Marktteilnehmer miteinander teilen. (vgl. Baumgärtel 2014)

Bis heute ist die Terminologie in der Literatur noch nicht verbindlich geklärt. Grundsätzlich beschreibt die Share Economy den Trend, Wirtschaftsgüter nicht zu besitzen1, sondern sich die Nutzung durch vertragliche Vereinbarungen zu sichern. (vgl. Brühl 2015, S. 141) Der essentielle Kern dieses neuen Trends, liegt demnach darin, dass „Zugang wichtiger als Eigentum“ (ebd.) ist. Dabei umfasst die Share Economy nicht nur die gemeinsame Nutzung von materiellen, sondern auch immateriellen Ressourcen, sowie Fähigkeiten und Know-how. (vgl. ebd.)

Grundsätzlich befinden sich unter dem Oberbegriff ‚Share Economy‘ zahlreiche Unterkategorien. So geht es nicht nur um das Leihen, sondern auch Tauschen, Schenken oder Mieten von tangiblen und intangiblen Gütern. (vgl. Bartel 2014)

Die Tatsache, dass für den Begriff noch keine eindeutige Definition existiert, liegt teilweise auch daran, dass eine Vielzahl von ähnlichen Begriffen vorliegt, die synonym verwendet werden. Einer von ihnen ist der Begriff ‚kollaborativer Konsum‘, der vor allem durch Botsman und Rogers im Jahr 2011 bekannt wurde. Sie sehen in dem kollaborativen Konsum eine sozioökonomische Bewegung, durch die sich mithilfe innovativer Technologien eine neue Renaissance des Teilens, Tauschens und Schenkens innerhalb der Gesellschaft entwickelt. (vgl. Botsman, Rogers 2011, S.41ff.) Im Folgenden wird dieser Begriff demnach synonym zur Share Economy Gebrauch finden.

2.2 Gründe für die Entwicklung einer Share Economy

Güter gemeinsam zu nutzen ist keine neue Idee, sondern existiert schon seit langer Zeit. Erst durch die grundlegende Veränderung des Alltags im Zuge der Digitalisierung veränderte sich das Konzept vom ursprünglichen Teilen zur Share Economy. (vgl. Brühl 2015, S. 141)

Den wichtigsten Treiber dieser Entwicklung stellt das Internet und die dadurch entstehende globale Vernetzung von Marktteilnehmern dar, weil die Nutzung digitaler Kanäle Reichweite und Vielfalt des Angebots erhöht. (vgl. ebd.) Internetplattformen agieren dabei in der Regel als Intermediäre auf Märkten und führen Anbieter und Nachfrager zusammen. Beschleunigt wurde diese Entwicklung ebenfalls durch die massive Verbreitung von Smartphones in der Gesellschaft. Die Möglichkeit zur ortsungebunden Echtzeitkommunikation mithilfe von Applikationen2 bringt eine enorme Vereinfachung mit sich. (vgl. IHK) „Vor dem Hintergrund des technologischen Wandels wird die Sharing Economy zum kulturellen und ökonomischen Gewinner der aktuellen digitalen Transformation unserer Gesellschaft.“ (Wippermann, 2014)

Daraus resultieren ökonomisch betrachtet maßgebliche Vorteile. Zum einen können die Nutzer der Share Economy Angebote Zeit sparen, da sich ein Tauschpartner oder Anbieter schneller über die entsprechenden Apps finden lässt als herkömmliche Anbieter. Weiterhin entsteht in der Regel eine Kostenersparnis für den Nutzer im Vergleich zu konventionellen Angeboten. (vgl. Dörr, Goldschmidt 2016) Ein Wegschmelzen der Transaktionskosten ist die Folge, weil „die Kosten für jeden weiteren Nutzer sehr gering sind und auf diese Weise Plattformen praktisch unendlich und weltweit ausgedehnt werden können.“ (Rifkin 2014, S. 329ff.) Der amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin hat in diesem Rahmen die These aufgestellt, dass sich eine Null-Grenzkosten-Gesellschaft entwickelt. (vgl. ebd.)

Den Digital Natives3 bietet das kollaborative Wirtschaftsmodell eine veränderte und für ihre Bedürfnisse passende Konsumform. Diese Generation unterscheidet sich deutlich hinsichtlich ihrer Einstellung zu Eigentum und Zugang von den Generationen davor. Es geht neben den ökonomischen Vorteilen auch um emotionale Aspekte, wie Verantwortungsbewusstsein und postmaterialistische Werte, wie Nachhaltigkeit. (vgl. ebd., S. 370f.) In vielen Teilen der Gesellschaft findet derzeit ein Umdenken statt. Vor dem Hintergrund der Ressourcenverknappung ist eine „Gegenbewegung zur Überproduktions- und Wegwerfkultur“ (gut.org) entstanden. Es ist vielerorts eine Abkehr von der im Überfluss lebenden Konsumgesellschaft hin zu einem minimalistischen Lebensstil zu beobachten. (vgl. ebd.)

2.3 Kritik

Das Konzept des kollaborativen Konsums ist seit seiner Entstehung bereits oft in die Kritik geraten. Zum einen wird bemängelt, dass sich die in 2.2 aufgeführten idealistischen Werte nicht in allen Share Economy Angeboten wiederfinden lassen. Es handelt sich oftmals, wie z.B. bei Airbnb, lediglich um renditeorientierte Geschäftsmodelle, die kommerzielle Interessen verfolgen. (vgl. Dörr, Goldschmidt 2016) Die Vermarktung als Sharing Anbieter wird von den Kritikern als clevere Marketing Strategie ausgelegt. (vgl. Haese 2015)

Der Wiederspruch soll hier bereits im der Begriff ‚Sharing Economy’ selber liegen. (vgl. Slee 2016, S. 3ff.) So suggeriert das Wort ‚Teilen‘, „dass dabei kein Geld im Spiel ist oder dass der Austausch zumindest durch Großzügigkeit, durch den Wunsch zu geben und zu helfen, motiviert ist.“ (ebd.) Der Begriff ‚Wirtschaft‘ hingegen ist der „vom Eigennutz motivierter Tausch von Geld gegen Waren oder Dienstleistungen.“ (ebd.)

Auch die These, dass Eigentum grundsätzlich an Bedeutung verliert, sei falsch, „da vor allem diejenigen profitierten, die Eigentum hätten und zur Nutzung anbieten könnten“. (Haese 2015) Weiterhin wird den Sharing Plattformen vorgeworfen, dass sie die Preise der traditionellen Unternehmen nur auf Kosten ihrer Mitarbeiter unterbieten können. Hier ist die Rede von Niedriglöhnen, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung und mangelnde Sicherheits- und Hygienevorschriften. (vgl. ebd.)

Insbesondere gegen den Bereich der privaten Unterkunft-Vermittlung wird bereits in einigen Städten vorgegangen. Gerade in Großstädten, in denen bereits eine immense Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen besteht, wirken sich die Sharing Angebote negativ aus, da so die Unterkünfte für Touristen die Mietwohnungen für Stadt-Bewohner verdrängen. Aus diesen Gründen fordern die Kritiker entsprechende Regulierungen seitens der Politik. (vgl. ebd.)

Fraglich ist ebenfalls, ob die Umwelt tatsächlich in allen Fällen besser geschont wird. Eine Studie des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit fand heraus, dass es z.B. in New York aufgrund der Taxi-ähnlichen Plattform Uber zu Rebound-Effekten4 kommt. Als Resultat ist die Nachfrage nach Taxifahrten dort in den letzten Jahren gerade wegen der Sharing Konkurrenz gestiegen. (vgl. Ratzesberger 2015)

3 Der Share Economy Markt in Deutschland

Detaillierte Umsatzzahlen für den deutschen Sharing Markt sind aufgrund der unterschiedlichen Auslegungen des Begriffs nicht ausfindig zu machen. Daher wird im Folgenden zunächst eine Differenzierung der verschiedenen Modelle unternommen und anschließend eine unvollständige5 Auflistung der Share Economy Sektoren erfolgen.

Grundsätzlich kann zwischen drei, verschiedenen Formen der Angebote unterschieden werden, von denen nur die zwei im Folgenden eine Rolle spielen werden.6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Sharing Economy Modelle: links B2C; rechts P2P (Eigene Darstellung in Anlehnung an PwC 2015)

Wie in Abbildung 1 dargestellt, gehört hierzu zunächst das Peer-to-Peer7 -Modell, bei dem private Nutzer untereinander Transaktionen durchführen, oftmals auch kostenlos. Dahingegen beschreibt ein Business-to-Customer8 Angebot ein kommerzielles Geschäftsmodell zwischen Unternehmen und Konsumenten, welches in der Regel mit Kosten verbunden ist. (vgl. PwC 2015)

Um einen differenzierteren Überblick über die Share Economy Angebote in Deutschland zu bekommen, ist es notwendig, sie in verschiedene Sektoren zu kategorisieren. Hierzu lassen sich verschiedene Ansätze in der Literatur finden. Für die Bearbeitung der Fragestellung dieser Arbeit wird die Unterteilung in Anlehnung an die Collaborative Economy Honeybomb9 erfolgen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Sektoren der Share Economy (Eigene Darstellung in Anlehnung an Owyang 2014)

Nachdem die Kategorien jetzt definiert sind, werden die einzelnen Sektoren im Folgenden genauer beleuchtet und jeweils beispielhafte Unternehmen bzw. Angebote identifiziert werden.

3.1 Gebrauchsgegenstände

Die erste Kategorie umfasst Gebrauchsgegenstände. Über Portale, wie leihddirwas, können z.B. Bücher, Spiele, Filme und Elektronik von Privatpersonen deutschlandweit verliehen werden. Es werden Fotos von dem Gegenstand zusammen mit einer kurzen Beschreibung und einem Preisangebot auf der Plattform hochgeladen. Vor allem wenig genutzte aber preisintensive Gegenstände, wie Beamer oder Zelte sind hier sehr beliebt. Der Vorteil für die Nachfrager liegt darin, dass sie in der Regel im Vergleich zum klassischen Verleih weniger Leihgebühren zahlen müssen. Auf der anderen Seite ist es auch für die Anbieter profitabel, da sie mit Waren, die sie sowieso schon besitzen, einfach Geld dazuverdienen können und sich so teure Anschaffungen leichter finanzieren lassen. (vgl. Leihdirwas GmbH)

Auch Tauschbörsen, wie frents gehören in diese Kategorie. Hier können Gegenstände aller Art von Freunden oder Nachbarn kostenlos oder zu einem geringen Entgelt verliehen werden. Derjenige, der etwas sucht, gibt hierfür seinen Standort an. Daraufhin werden ihm alle im Umkreis befindlichen Anbieter und deren zu verleihende Waren angezeigt. Die Kontaktaufnahme erfolgt über das Portal, welches vor allem in Form einer App auf dem Smartphone benutzt wird. (vgl. frents GmbH)

3.2 Lebensmittel

Die kollaborativen Konzepte im Bereich Lebensmittel werden unter dem Begriff ‚Foodsharing‘ zusammengefasst. Die Vision der gleichnamigen Plattform ist die Bekämpfung von Lebensmittelverschwendung. Denn in Deutschland werden nach Angaben dieser Plattform rund 30% aller hergestellten Lebensmittel weggeworfen. Als registrierter Nutzer können nicht mehr benötigte Lebensmittel in einen digitalen Essenskorb gelegt werden und mit interessierten Nutzern eine Abholung vereinbart werden. (vgl. Foodsharing e.V.) „Hygienisch riskante Lebensmittel“ (ebd.) sind von der Verteilung ausgeschlossen. Mittlerweile beteiligen sich auch viele Unternehmen an diesem Projekt. Oftmals wird das Essen nicht nur an private Personen, sondern auch an gemeinnützige Organisationen, wie Tafeln oder Suppenküchen verteilt. Die Plattform zählt mittlerweile über 16.00010 sogenannte Foodsaver, die sich ehrenamtlich für weniger Verschwendung von Lebensmitteln engagieren. (vgl. ebd.)

Ein weiteres Beispiel von Foodsharing stellt das Portal Mundraub dar. Es handelt sich um „eine Plattform für alle, die heimisches Obst im öffentlichen Raum entdecken und die essbare Landschaft gemeinsam gestalten wollen.“ (Terra Concordia gUG Deutschland) Auf einer digitalen Landkarte wird aufgezeigt, wo sich Obst- Frucht- und Kräuterressourcen zur freien Verfügung befinden. Dies können neben öffentlichen Plätzen auch autorisierte Privat- Grundstücke sein. Registrierte Nutzer bearbeiten diese interaktive Karte stetig indem sie neue Fundorte und Erfahrungen hinzufügen. Ähnlich wie bei der ersten Plattform, gibt es auch hier strenge Regeln, die von den Nutzern eingehalten werden müssen um einen verantwortungsvollen Umgang mit Natur und privatrechtlichen Gegebenheiten zu garantieren. Das Ziel der Plattform ist es, ein Bewusstsein für die brachliegenden Schätze der Natur zu schaffen und eine bessere, nachhaltige Pflege dieser Ressourcen zu etablieren. (vgl. ebd.)

3.3 Mobilität

Zu den meist verbreiteten Sektoren der Share Economy gehört das Car Sharing. Hierzu gehören zum einen Systeme, die das Leihen von Autos ermöglichen. Ein populäres Beispiel aus dem B2C Sektor ist die Plattform DriveNow. Hier wird dem Nutzer anhand seines eigenen Standortes angezeigt, wo er das nächste Leih-Auto in ihrer Nähe findet. Über eine App kann er dieses gegen eine Gebühr reservieren. Nach Gebrauch wird das Auto anschließend an einem beliebigen Parkplatz im Geschäftsgebiet wieder abstellt und muss nicht wie bei konventionellen Verleihunternehmen zu einer Filiale gebracht werden. Die Bezahlung erfolgt in Form eines Minutentarifs, bei dem Benzin- und Park- und Versicherungskosten bereits enthalten sind. DriveNow bietet seinen Nutzern nur hochwertige Autos von den Marken BMW und MINI an. In Deutschland ist das Unternehmen bereits in fünf verschiedenen Großstädten verfügbar. (vgl. DriveNow GmbH & Co. KG)

Ebenso gibt es P2P-Plattformen, wie tamyca, bei denen Privatpersonen ihre Autos zum Verleih anbieten können. Auf der einen Seite haben die Nachfrager hier Kostenvorteile gegenüber traditionellen Autovermietungen und die Auto-Anbieter können auf der anderen Seite mit dem sonst ungenutzten Auto Geld verdienen. (vgl. tamyca GmbH)

Zum anderen umfasst diese Kategorie Plattformen zur Organisation von Fahrgemeinschaften, wie BlaBlaCar. So können die Nutzer sich die Fahrtkosten teilen indem Sie freie Plätze in ihrem Auto anbieten. Die geplanten Fahrten werden auf der Plattform, die auch als App nutzbar ist, veröffentlicht und dann von interessierten Mitfahrern gebucht. Laut der Plattform können die Nutzer bis zu 75% im Vergleich zu Zugtickets sparen. (vgl. Comuto SA)

3.4 Finanzen und Versicherungen

Ein Beispiel aus dem Bereich Versicherungen ist der Anbieter Friendsurance. Auf dieser Plattform „schließen sich Versicherte zu kleinen Gruppen zusammen. Von den gezahlten Versicherungsbeiträgen fließt ein Teil in einen Topf. Wenn kein Schaden passiert, bekommt jeder einen Teil aus dem Topf als Bonus wieder.“ (Alecto GmbH) Der Anteil derjenigen, die eine Rückzahlung bekommen, liegt laut Friendsurance bei 80% Im Fall eines Bagatellschadens wird das Geld aus dem Topf genommen. Bei größeren Schäden reicht dieses Geld nicht aus und das Versicherungsunternehmen wird belangt. Nach diesem Prinzip ist für die Mitglieder garantiert, dass sie nicht mehr zahlen als zuvor ohne Friendsurance. (vgl. ebd.)

Aus dem Bereich Finanzen kann beispielhaft das P2P Online Kreditportal auxmoney angeführt werden. Hier können sich private Kreditnehmer von privaten Anlegern Geld leihen (vgl. auxmoney GmbH). Für die Kreditgeber ist dies ein profitables Geschäftsmodell, da sie „für ihre Geldanlage, anders als beim Festgeld oder Tagesgeld, überdurchschnittlich hohe Zinsen“ (ebd.). Vor dem Hintergrund der aktuell herrschenden Zinslage stellt die Möglichkeit dementsprechend eine gewinnbringende Alternative dar. Das Ziel des Portals ist es, gegen die Abhängigkeit der Menschen von Banken zu kämpfen. Diese neue Form der Kreditvergabe nennt sich Crowdlending und findet zunehmend Zuspruch aus der Gesellschaft. Die Plattform Auxmoney zählt mittlerweile über 1,4 Millionen11 Mitglieder. (vgl. ebd)

3.5 Unterkünfte

Im Sektor Unterkünfte gibt es einerseits Portale, wie Couchsurfing, auf denen kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten angeboten werden. Die Gastgeber bieten über das Portal freie Betten, Sofas oder Zimmer an. Die Reisenden können diese Angebote über das Portal anfragen. Die Gastgeber können sich wiederum anhand von Bewertungen des Mitglieds entscheiden, ob sie diesen bei sich aufnehmen wollen. Auf dem globalen Portal befinden sich rund 400.00012 Gastgeber. (vgl. CouchSurfing International Inc.)

[...]


1 Bei dieser Definition soll gemäß deutschem Recht zwischen Eigentum und Besitz unterschieden werden. „Eigentümer ist, wem die Sache rechtlich geh ö rt, Besitzer, wer sie tats ä chlich innehat. “ (Gabler Wirtschaftslexikon)

2 Im Folgenden App

3 Als Digital Natives, auch Generation Y genannt, werden jene Menschen bezeichnet, die nach 1980 geboren sind, und damit in dem Informationszeitalter aufgewachsen sind (vgl. Wikipedia)

4 Verschiebungseffekte, die entstehen, wenn Kostensenkung und Effizienzgewinne zu mehr Konsum führen. (Haese 2015)

5 Der folgende Ansatz hat nicht den Anspruch, den gesamten Markt abzubilden, sondern soll modellhaft zeigen, in welche Richtungen sich die Share Economy in Deutschland entwickelt

6 Das dritte Modell der Sharing Society bzw. Sharing City sei der Vollständigkeit halber mit aufgeführt. Da dieses Sharing Modell bis jetzt hauptsächlich in amerikanischen Städten besteht, wird es für die weitere Betrachtung des deutschen Marktes in der vorliegenden Arbeit keine Rolle spielen.

7 Im Folgenden P2P

8 Im Folgenden B2C

9 Die erste Version der Collaborative Economy Honeybomb wurde im Mai 2014 von Jeremiah Owyang von Crowd Companies erstellt und unterteilt die Share Economy in sechs Sektoren. Es existiert bereits eine zweite Version dieses Share Economy Überblicks, welches bereits zwölf Industrien aufweist und deshalb für die Bearbeitung dieser Arbeit zu umfangreich ist.

10 Stand 04/2015

11 Stand 04/2016

12 Stand 4/2016

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Das zukünftige Potential ausgewählter Sharing Konzepte im Rahmen der deutschen Share Economy
Untertitel
Eine empirische Untersuchung
Note
1,3
Jahr
2016
Seiten
44
Katalognummer
V379553
ISBN (eBook)
9783668570856
ISBN (Buch)
9783668570863
Dateigröße
680 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sharing Economy, Sharing Konzepte
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Das zukünftige Potential ausgewählter Sharing Konzepte im Rahmen der deutschen Share Economy, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379553

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