Tony Oursler - Existiert ein Körper auch ohne Körperdarstellung?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Tony Ourslers Leben und seine Arbeit

3 Vorstellung einzelner Werke
3.1 Judy (1994)
3.2 Kiss/Cough (1994)
3.3 Get Away No.2
3.4 Separation
3.5 Ohne Titel (MPD) (1999)
3.6 Hello? (1996)

4 Die Sprache in den Werken von Tony Oursler

5 Schlussbetrachtung

6 Literaturverzeichnis

7 Abbildungsverzeichnis

Anhang

1 Einleitung

Im Wintersemester 2004/2005 lautete das Thema eines Hauptseminars: Portraitmalerei in der Moderne.

In diesem Zusammenhang soll nun der Künstler Tony Oursler und seine Arbeit vorgestellt werden. Der Schwerpunkt wird dabei in Ourslers Werken ab 1990 liegen. Dabei werde ich einige seiner Arbeiten vorstellen und die Absicht des Künstlers zu erläutern.

Die Sprache in Ourslers Werken spielt eine mindestens ebenso bedeutende Rolle wie das eigentliche Objekt selbst. Es soll erläutert werden, wie Tony Oursler das Medium Video einsetzt und welchen Stellenwert die Sprache vom Tonband hat. Außerdem soll versucht werden, den Eindruck darzustellen, den der Besucher bei der Betrachtung dieser Werke bekommt.

Die ästhetische Grenze, die immer wieder Thema in der Malerei und der Skulptur ist, soll auch hier thematisiert werden. Wird sie mit Ourslers Werken überschritten? Und inwieweit wird der Betrachter in die Kunstwerke mit einbezogen?

Die Fragestellung dieser Arbeit „Existiert ein Körper auch ohne Körperdarstellung“ soll durch die nächsten Kapitel führen. Es wird veranschaulicht, in welcher Weise Tony Oursler in seinen Werken Körper darstellt.

2 Tony Ourslers Leben und seine Arbeit

Der amerikanische Videokünstler Tony Oursler wurde 1957 in New York geboren; dort lebt und arbeitet er auch noch heute. Er studierte am Rockland Community College in Suffern, New York und beendete sein Studium 1979 mit dem Bachelor of Fine Arts am California Institut for the Arts in Valencia. Zur Zeit lehrt er am Massachusetts College of Art in Boston.

Bekannt geworden ist Oursler vor allem durch seine aufwendigen multimedialen Installationen, insbesondere durch die Arbeiten, bei denen Gesichter oder ganze Körper auf Puppen mit oft übergroßen Köpfen projiziert werden. Diese »Dolls« oder »Dummies«, wie Oursler sie selber nennt, sind puppenähnliche Figuren, die anstelle eines Gesichtes einen Monitor oder ein Kissen besitzen. Sie liegen, hängen oder sitzen in oftmals klaustrophobischen Situationen, manche brüllen, andere stöhnen, jammern oder heulen, geben Anweisungen, andere schauen den Betrachter auch nur stumm an. Immer wieder sind es starke Gefühle, die aus den Mienen der Figuren sprechen.

Ourslers Puppen bestehen aus weißem Stoff. Der Kopf ist meist gefüllt, wird dadurch plastisch; der restliche Körper hängt dagegen schlaff herab. Auf den Kopf wird mit einem Video-Projektor ein Gesicht projiziert. Dabei handelt es sich nicht um einen starren Gesichtsausdruck; das Gesicht bewegt sich mit all seiner Mimik, Lachen, Weinen, Angst, die Dummies sprechen oder wimmern, raunen unverständliche Wörter, seufzen oder klagen an.

Aus seiner Intention heraus, Bild und Leinwand voneinander zu trennen, begann Tony Oursler mit der Projektion der Bilder auf Dummies. Es entstanden erste Arbeiten mit skulpturalem Charakter. Später ging Oursler auch dazu über, auf andere dreidimensionale, meist textile Träger Ansichten bewegter menschlicher Körperteile zu projizieren.

Tony Oursler arbeitet mit Video, CD-Rom, Computer, Internet, Projektionen und vielen weiteren aktuellen Medien. In einem Interview mit Mike Kelley sagte Oursler, dass ihn das Medium Video schon lange faszinierte. Die Möglichkeit, eine Kassette nach Belieben zurückzuspulen und wieder von vorne laufen zu lassen, inspirierte ihn, sodass er diese Möglichkeit letztendlich in seinen Werken nutzte.

Geprägt wurde Tony Oursler durch seinen Vater, Fulton Oursler. Dieser war begeisterter Puppenspieler. Außerdem war er Herausgeber der Zeitschrift „Angel auf Erden“, die Augenzeugenberichte über Begegnungen mit göttlichen Wesen enthielt. Tony Oursler kommentiert: „Wo so viele Engel sind, ist der Teufel nicht weit“, und so tragen etliche der aktuellen Kopf-Videoskulpturen kleine Hörner.

Tony Oursler gilt als einer der ersten Videokünstler. Als er in den 1970er Jahren mit seinen ersten Arbeiten begann, benutzen die meisten anderen Videokünstler dieses Medium als kritische Auseinandersetzung mit dem Fernsehen und den allgemeinen Massenmedien. Tony Oursler hingegen setzt sich damit hinsichtlich des Bewusstseins der Rasse, der Sexualität und des Raumes auseinander. Daher bezeichnet er sich mehr als Künstler als ein Video-Künstler, der das Medium Video nicht als Ausstrahlungsmedium nutzt, sondern direkt mit ihm arbeitet und es in die Werke selbst mit einbindet. Dies ist möglicherweise der Grund, dass in seinen Präsentationen der Projektor immer direkt neben dem eigentlichen Objekt steht und somit automatisch Bestandteil des Kunstobjekts.

Erst im Laufe der 1990er Jahre haben Tony Ourslers Werke mehr und mehr Akzeptanz innerhalb der internationalen Künstlerwelt gefunden. Und noch immer hebt er sich mit der Art und Weise, wie er das Medium Video in seine Kunst mit einbezieht, ab.

Besonders ab 1993 schafft Oursler immer wieder die Verbindung zwischen Medien und Psychologie im Sinne der Provokation, insbesondere durch seine Werke mit Dummies: Einfühlungsvermögen, Angst, Zorn und Ärger. Diese und noch viele andere Gefühle ergreifen den Besucher bei der Betrachtung von Ourslers Werken.

„I have always wanted to be able to cry at will; the idea has fascinated me but I could never do it. I work with actors sometimes artists, writers, and performers to crystallize the states… like directing a movie consisting only of the most extreme psychodrama localized in a figure.”[1] (Tony Oursler)

Vermutlich hat Tony Oursler deshalb für seine Werke fast ausschließlich die Schauspielerin Tracy Leipold engagiert. Er zeichnet ihr Gesicht auf Video auf, ebenso ihre Stimme. Mit Hilfe eines Videoprojektors projiziert er das Gesicht später auf seine Dummies und spielt dazu ihre Stimme ab. Er wollte perfekt gelungene Werke schaffen und verzichtet daher auf Laienschauspieler oder „Leute von der Straße“. Seine Dummies sehen alle gleich aus, sie haben keine Individualität, weil ihnen ein Gesicht fehlt, das üblicherweise eine Person unverwechselbar macht.

Tony Oursler war an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen beteiligt. Seine letzten Projekte waren Don´t Trust Any Over Thirty in Miami, Florida im Dezember 2004 sowie Blob in Madrid, Spanien im November 2004. Bei Gruppenausstellungen waren einige seiner Werke u.a. zu sehen in The Secret Life of Clothes (1998) in Japan, Heaven (1999) in der K21 in Düsseldorf sowie 2002 in Slow Motion in Aachen.

3 Vorstellung einzelner Werke

Multiple Personality Disorder (MPD) = Multiple Persönlichkeitsstörung. Dieses Phänomen sollte Hauptthema in Ourslers Werken werden. Das Thema war seit Beginn der 1990er Jahre in Amerika sehr aktuell; daher hat sich Oursler dieses Themas angenommen. „Oursler benennt so ein für ihn überall zu beobachtendes Phänomen: Menschen nehmen Charakterzüge an, die sie aus den Medien, von den allgegenwärtigen Stars der Videos, Shows und Filme kennen. Die Konsequenz sei eine Facettierung der eigenen Persönlichkeit, die sich zunehmend verflüssige.“[2]

Für Tony Oursler legte der Zusammenhang von Fernsehen und Multipler Persönlichkeitsstörung den Grundstein für seine späteren Arbeiten. So hat er versucht, diese Störung in seinen Werken umzusetzen, indem er Persönlichkeitswandlungen einer einzigen Person darstellt. Die folgenden Werke sind nur einige Beispiele für die Umsetzung dieses Themas.

[...]


[1] Janus, 2001b, S.73.

[2] Müller, 2000, S.282.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Tony Oursler - Existiert ein Körper auch ohne Körperdarstellung?
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Kunstgeschichtliches Institut)
Veranstaltung
Portraitmalerei in der Moderne
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V37930
ISBN (eBook)
9783638371391
Dateigröße
1164 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tony, Oursler, Existiert, Körper, Körperdarstellung, Portraitmalerei, Moderne
Arbeit zitieren
B.A. Silke Gerlach (Autor:in), 2005, Tony Oursler - Existiert ein Körper auch ohne Körperdarstellung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37930

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