Der Einfluss von mehrfacher Behinderung auf die Konzentrationsleistung


Hausarbeit, 2013

16 Seiten, Note: 2,5

Anonym


Leseprobe


Inhalt

1 Abstract

2 Einleitung

3 Forschungsstand und Theorie

4 Methode
4.1 Zielgruppe und Stichprobe
4.2 Untersuchungsplan und Durchführung
4.3 Forschungsinstrument/ FAIR-2
4.3 Statistische Datenanalyse

5 Ergebnisse

6 Diskussion und Fazit
6.1 Ergebnisinterpretation
6.2 Mögliche Fehlerquellen
6.3 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Abstract

Die vorliegende Untersuchung hat zum Ziel eine Darstellung der Lernausgangslage von Jugendlichen mit einer mehrfachen Behinderung in einer berufsvorbereitenden Maßnahme. Der Fokus der Untersuchung liegt auf der Analyse des Zusammenhangs zwischen Anzahl der Behinderung und Konzentrationsleistung. Instrument zur diagnostischen Erhebung ist das Frankfurter Aufmerksamkeitsinventar (FAIR-2). Die Daten- und Ergebnisanalyse weisen derzeit auf die Notwendigkeit besserer methodischer Ausdifferenzierung zur gesicherten Ergebnisgewinnung hin. Der Sinn besteht langfristig gesehen darin zielgruppenspezifische Angebote für die Förderung zu planen und bereitzustellen.

2 Einleitung

Das Erlangen eines Berufes sowie der anschließende Einstieg in das Arbeitsleben ist wichtiger Teil der Sozialisation jedes Menschen. Durch die Arbeitstätigkeit erfährt der Mensch Sinnhaftigkeit und das Gefühl mitwirken zu können (vgl. Baudisch, Schule & Wüllenweber 2004, S. 233). Baudisch (2004) verdeutlicht den Stellenwert von Arbeit indem er die Teilhabe am Arbeitsleben als „Gradmesser ihrer [ der Menschen mit Behinderungen, Anm. d. Verf. ] sozialen Integration“ bezeichnet (ebd.). Neben motivationalen Aspekten wirkt sich die berufliche Tätigkeit ebenso positiv auf soziale und kognitive Fähigkeiten aus (ebd.). Voraussetzung für einen gelungenen Einstieg in das Berufsleben ist gerade bei Menschen mit einer Beeinträchtigung die individualisierte berufliche Vorbereitung (ebd.).

Von staatlicher Seite stehen dafür nach §§ 51 ff. SGB III Hilfen in Form berufsvorbereitender Bildungsmaßnahmen zur Verfügung (Bundesagentur für Arbeit 2012). Leistungserbringer sind für junge Menschen mit Beeinträchtigungen Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation, wie z.B. Berufsbildungswerke. Die Schwierigkeit geeignete Fördermaßnahmen anzubieten lässt sich durch einen von acht Leitsätzen den Baudisch et al. (2004) im Zusammenhang mit beruflicher Rehabilitation entwickelt haben gut beschreiben. Dieser besagt, dass sich der Prozess beruflicher Rehabilitation als „hochdifferenziert“ erweist, „bedingt durch die unterschiedlichen individuellen und behinderungsabhängigen Bedürfnisse der betreffenden Person [...]“ und in dem „Bedingungen und Hilfen auf vielfältige Weise modifiziert werden müssen“ (ebd., S. 237).

Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke hält die „genaue Analyse der Defizite und Stärken, Eignungen und Neigungen des Behinderten.“ (Asam 1994, S. 53) unter „Kenntnis der bestehenden und sich wandelnden Anforderungsstrukturen in Beruf und Gesellschaft“ (ebd.) grundlegend für eine erfolgreiche Rehabilitationsplanung. Die defizitorientierte Sichtweise und Verwendung der alten Begrifflichkeit für Menschen mit einer Behinderung ist dem Alter des Textes geschuldet, bietet jedoch inhaltlich zusammen mit den Aussagen von Baudisch et al. den Ausgangspunkt für eine Fragestellung, die in dieser Arbeit behandelt wird. Zur Modifizierung von Hilfen müssen zunächst die Bedingungen herausgestellt werden, unter denen die Jugendlichen in der Bildungsmaßnahme lernen, um dann die angewandten Förderungsmethoden auf Ihre Effektivität hin zu überprüfen. Im Anschluss können dann eventuelle Anpassungen vorgenommen werden.

3 Forschungsstand und Theorie

Die Wirksamkeit der berufsvorbereitenden Maßnahmen ist erst dann erreicht, wenn nicht nur die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen wird sondern ein konkurrenzfähiger Arbeitnehmer auf dem ersten Arbeitsmarkt Beschäftigung gefunden hat (Baudisch et al. 2004, S. 234). Aber welche Kenntnisse und Anforderungen muss ein Jugendlicher für das Berufsleben und die berufliche Ausbildung mit sich bringen um konkurrenzfähig zu sein? Antwort liefert der „Kriterienkatalog zur Ausbildungsreife“ der Bundesagentur für Arbeit (2009), der 25 einzelne Merkmale in fünf Merkmalsbereichen unterscheidet. Hinsichtlich des Merkmals „Daueraufmerksamkeit“ (S. 38) liegt mit der Diplomarbeit von Andrea Westermann (2013) eine Untersuchung vor, die Aufschluss über die Wirksamkeit einer speziellen Fördermaßnahme in Form des Marburger Konzentrationstrainings für Jugendliche in berufsvorbereitenden Maßnahmen gibt. Es wurde die Effektivität des sechswöchigen Trainings im Theodor-Schäfer Berufsbildungswerk Husum untersucht mit dem Ergebnis, dass nur Teilnehmer ohne eine Lernbehinderung eine entscheidende Verbesserung der Dauer- und selektiven Aufmerksamkeit erreichen konnten. Das Training setzt bereits kognitive Leistungen im mittleren bis oberen Leistungsbereich voraus (S. 67). Das wirft die Frage auf, welches Training für Menschen geeignet ist, die eine schwierigere Lernausgangslage haben. Zumal, betrachtet man die Tatsache, dass bereits eine statistische Analyse von 1992 in einem Berufsbildungswerk für körper- und lernbehinderte junge Menschen ergab, dass die Regel eine Mehrfachbehinderung darstellt (im Durchschnitt 3,68 Einzelbehinderungen pro Rehabilitand) (Asam 1994, S. 24), so ergibt sich die Notwendigkeit das vorhandene Datenmaterial zu erweitern und die Zielgruppe der Menschen mit einer mehrfachen Behinderung stärker in den Fokus zu nehmen. Nimmt man an, das das Vorhandensein einer Mehrfachbehinderung vorliegt und das die Ursache für eine verminderte Leistungsfähigkeit ist so ist zu überlegen, ob nicht auch spezielle für diese Zielgruppe geeignete Interventionsmaßnahmen entwickelt werden müssten.

Demzufolge lautet die Annahme für eine Untersuchungshypothese:

Menschen mit einer mehrfachen Behinderung haben eine geringere Leistungsfähigkeit als Menschen mit einer einfachen Behinderung. Aufgrund des zeitlich stark begrenzten Zeitrahmens dieser Untersuchung von wenigen Wochen kann hier nur die Analyse eines Ist-Zustandes vollzogen werden. Diese kann nur eingegrenzt auf einen Teilaspekt der Leistungsfähigkeit, nämlich Konzentration durchgeführt werden. Konzentration stellt eine Basisleistung für jede praktische und intellektuelle Tätigkeit dar (Schellig 2009, S. 25) und ist somit eine der wichtigen zu untersuchenden Fähigkeiten im Bereich der berufsvorbereitenden Förderung.

Die Forschungsthese lautet also: Menschen mit einer mehrfachen Behinderung haben eine geringere Konzentrationsfähigkeit als Menschen mit einfacher Behinderung.

Eine allgemeine Behinderungsdefinition findet sich beim Behindertenverband Deutschland (2002):

„Behinderung [...] ist jede Verhaltensweise, Maßnahme oder Struktur, die Menschen mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen Lebens-, Entfaltungs- und Teilhabemöglichkeiten nimmt, beschränkt oder erschwert.

Behinderung im Sinne anspruchsbegründender Lebenslage ist jede körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigung, die Menschen an der Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft hindert und/oder persönliche Entfaltungsmöglichkeiten erschwert.“ (in Baudisch 2004, S. 19).

Mehrfachbehinderung wird definiert als das Vorhandensein einer oder zwei Primärbehinderungen in Verbindung mit sekundären und tertiären Behinderungen (Asam 1994, S. 24). Auch der Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e.V. erklärt den Begriff so auf ihrer Internetseite. Nicht gemeint ist die Behinderung im Sinne einer schwerst(mehrfachen) Behinderung wie sie Baudisch et al. (2004) definieren, z.B. bei Menschen mit einer schweren geistigen und körperlichen Behinderung oder Autismus (S. 259). Ebenfalls nicht differenziert wird entsprechend der Behinderungsgrade nach §2 SGB IX zur Schwerbehinderung, obwohl vermutlich alle Teilnehmer der Studie dieser Kategorie zuzurechnen sind.

Zwischen Konzentration und Aufmerksamkeit wird hier keine Unterscheidung getroffen, da beide Konstrukte eng miteinander verknüpft sind und häufig in der Wissenschaft synonym verwendet werden (Schmidt-Atzert & Büttner 2004, S. 5). Konzentration bzw. Aufmerksamkeit beinhaltet u.a. nach Schellig (2009) vier Teilaspekte: Alertness (Aufmerksamkeitsaktivierung), längerfristige Aufmerksamkeit bzw. Daueraufmerksamkeit, selektive bzw. fokussierte Aufmerksamkeit und geteilte bzw. verteilte Aufmerksamkeit (S. 25).

Im Kontext beruflicher Fähigkeiten erscheinen v.a. die Daueraufmerksamkeit sowie die selektive bzw. fokussierte Aufmerksamkeit grundlegend. In dieser Arbeit wird sich aus Zeitgründen lediglich auf das letzte Konstrukt konzentriert. Die Selektive Aufmerksamkeit beschreibt die Fähigkeit die Wahrnehmung auf bestimmte Teilaspekte einer Aufgabe entsprechend einer vorgegebenen Zielvorgabe zu fokussieren und gleichzeitig die für die Erfüllung der Aufgabe irrelevanten Aspekte zu vernachlässigen (ebd.). Die fokussierte Aufmerksamkeit beschreibt die Fähigkeit auch unter zusätzlich ablenkenden Bedingungen die Konzentration auf die Zielerfüllung aufrechtzuerhalten (ebd.).

4 Methode

4.1 Zielgruppe und Stichprobe

Bei der Studie handelt es sich um 131 Rehabilitanden (42 weiblich, 89 männlich) mit verschiedenen Einschränkungen, Aufmerksamkeits- und/oder Verhaltens- problemen. Es liegt eine geschichtete Stichprobe vor. Der Altersdurchschnitt beträgt 17,88 Jahre. Wobei die Spannweite bei 15 bis 20 Jahren liegt. Davon haben 75,6 % eine Körperbehinderung, 51,9 % eine psychische Behinderung, 38,2% eine Sinnesbehinderung,, 26,7 % eine Lernbehinderung, 22,1 % sind verhaltensauffällig, 7,6 % sind leichtgradig schwerhörig, 9,2 % mittelgradig und 13 % sind hochgradig schwerhörig, dabei benötigen 11,5 % eine Gebärdenunter- stützung, 3,1% haben eine deutliche Sehbehinderung. Anteilig besitzen 20 Probanden eine Behinderung, 54 Probanden zwei Behinderungen, 44 Probanden drei, 11 Probanden vier, je ein Proband fünf bzw. sechs Behinderungen. Diesbezüglich konnten, erfasst durch den Markierungswert M < 0,95, 15 Personen aufgrund zu geringen Instruktionsverständnisses nicht ausgewertet werden.

4.2 Untersuchungsplan und Durchführung

Grundlage für die Untersuchung bilden bereits erhobene Daten aus dem Projekt "Evaluation und Optimierung von Diagnostik und Förderung in berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, BvB" vom Theodor-Schäfer-Berufs- bildungswerk Husum. Die Gesamtlaufzeit erstreckt sich in einem Zeitraum von 36 Monaten (2010-2013).

Es wird sich bei dieser Studie auf das Teilprojekt III ,,Entwicklung und Evaluation einer Intervention in modularer Struktur zur Verbesserung von Aufmerksamkeitssteuerung, Selbstregulation, Selbstreflexion im Rahmen der rehaspezifischen Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB)“ bezogen, welches Daten aus einer Prä-Post-Erhebung liefert (vgl. Breitenbach & Weiland, 2011, S. 4 f.). Die Intervention in der Eingangsanalyse und der Forschungsstudie geschieht mit dem Modul „Konzentrationsförderung“.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von mehrfacher Behinderung auf die Konzentrationsleistung
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2,5
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V378836
ISBN (eBook)
9783668565937
ISBN (Buch)
9783668565944
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, behinderung, konzentrationsleistung
Arbeit zitieren
Anonym, 2013, Der Einfluss von mehrfacher Behinderung auf die Konzentrationsleistung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378836

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