Die Bildung von Sportvereinsnamen. Ein Vergleich zwischen Fußball- und Handballvereinen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Einführung und Zielsetzung
1.2 Vorgehen und Methode

2 Sportvereine
2.1 Rechtliches zur Namenswahl
2.2 Der Verein aus namenkundlicher (onomastischer) Sicht
2.3 Die Bildung von Sportvereinsnamen
2.3.1 Ortsname
2.3.2 Bezeichnungsname (als Kürzel)
2.3.3 Gründungsjahr
2.3.4 Beinamen
2.3.5 Kombinationsmöglichkeiten der Vereinsnamensbildung
2.3.6 Namenswechsel

3 Ein Vergleich von Fußball- und Handballvereinsnamen
3.1 Einführung Fußball- und Handballvereine
3.2 Datenerhebung
3.3 Datenauswertung

4 Schluss

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Einführung und Zielsetzung

Die Anfänge der deutschen Sportvereine liegen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Die sich unter Turnvater Jahn entwickelnden Turnvereine gelten als Vorreiter der modernen Sportvereine und sind auf eine gesunde und wehrhafte Körperertüchtigung ausgerichtet gewesen (vgl. Langenfeld 1986). „Die Zahl der Vereine stieg von 23073 (1954) über 39201 (1970) auf 50739 (1979).“ (Von Krockow 1980: 58). Derzeit gibt es in Deutschland ca. 100 000 Sportvereine und gegenwärtig ist jeder dritte Bundesbürger Mitglied eines Sportvereins (vgl. Stellmacher 2009). Besonders populär ist dabei der Fußball, „der nicht selten sogar die Politik aus den Schlagzeilen verdrängt und von manchen auch […] als eine Art Religion betrachtet wird. Auch der Handball beispielsweise hat […] eine beträchtliche Strahlkraft!“ (Wunderlich 2006: 20). Dies weist auf die hohe gesellschaftliche Relevanz des Vereinssports und speziell auf die eben genannten Sportarten hin und gibt somit Anlass für Untersuchungen zu diesem Thema.

Ziel dieser Arbeit ist es, Vereinsnamen von Sportvereinen sprachwissenschaftlich zu untersuchen. Im Rahmen des Seminars aus der Analysepraxis „Grundprobleme der Namenkunde“, welches ich im Sommersemester 2015 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg besucht habe, soll nun der Hauptthese nachgegangen werden, ob und inwiefern sich die Bildung von Fußball- und Handballvereinsnamen der jeweiligen 1. und 2. Bundesligen unterscheidet. Einerseits ist die Motivation für diese Arbeit aus persönlichem Interesse entstanden. Andererseits wurden Sportvereinsnamen bisher nur sehr unzureichend beschrieben und macht dieses Thema deshalb so interessant, weil es in dieser Form (Vergleich von Fußball- und Handballvereinsnamen) noch nicht erforscht wurde.

1.2 Vorgehen und Methode

In einem ersten Schritt werden Sportvereine zunächst sehr allgemein charakterisiert. Dabei spielen rechtliche Fragen bei der Namensauswahl sowie der Verein aus namenkundlicher Sicht eine Rolle. Ebenso werden die einzelnen Konstituenten bei der Bildung von Sportvereinsnamen vorgestellt. Schließlich kommen dabei auch Kombinationsmöglichkeiten der Vereinsnamensbildung und die Möglichkeit des Namenswechsels vor. In diesem theoretischen Teil wird nach einem korpusbasierten Arbeiten vorgegangen. Korpusbasiertes Arbeiten bedeutet, eine Fragestellung (hier: Wie werden Sportvereinsnamen gebildet?) mit einer konkret darauf ausgerichteten Untersuchung von Korpora, zu beantworten. „Linguistisch sind Korpora zunächst einmal nichts anderes als verfügbare Mengen sprachlicher Einheiten, die irgendwann einmal von irgendwem verwendet wurden.“ (Staffeld 2015: 4).

Anschließend soll im zweiten Schritt die Hauptfragestellung dieser Arbeit, nämlich die Unterscheidung der Bildung von Fußball- und Handballvereinsnamen der 1. und 2. Bundesliga, geklärt werden. Dabei werden zuerst die vier zu behandelnden Ligen inklusive der insgesamt 75 Mannschaften in Form einer Datenerhebung vorgestellt. Im Anschluss folgt die Auswertung der Daten mit Hilfe von Excel-Tabellen, wie es von Rothstein (2011) empfohlen wird. Mit Hilfe der eigenen Forschungsmethode und den hierbei selbst gewonnenen Daten ist nun die Beantwortung der eigentlichen These möglich.

Eine Zusammenfassung im Schlussteil beschließt schlussendlich diese Arbeit.

2 Sportvereine

2.1 Rechtliches zur Namenswahl

Der Name eines Vereins darf frei gewählt werden, sogar die Wahl von Phantasienamen ist zulässig. Ebenso ist der Namensschutz in § 12 BGB geregelt. Dadurch müssen aber auch bestimmte Regelungen bei der Namenswahl beachtet werden: § 57 Absatz 1 BGB schreibt zwingend vor, dass die Satzung sowohl den Vereinsnamen als auch den Sitz enthält. […]Die Änderung des Namens bedarf zugleich der Satzungsänderung.“ (Fritzweiler et al. 2007: 120). Gemäß § 57 Absatz 2 BGB muss bei der Wahl von Vereinsnamen darauf geachtet werden, dass sich der Name des Vereins von bereits bestehenden Vereinen am Ort deutlich unterscheidet. Ist diese Unterscheidbarkeit nicht vorhanden, kann es sein, dass eine Eintragung ins Vereinsregister abgelehnt wird (vgl. ebd.). Am Ende des Namens enthält fast jeder Sportverein das Kürzel e.V. (= eingetragener Verein). Dadurch sind sie im Vereinsregister des zuständigen Amtsgerichts als rechtsfähiger, nicht wirtschaftlicher Verein gemäß § 21 BGB eingetragen (vgl. Burhoff 2014).

2.2 Der Verein aus namenkundlicher (onomastischer) Sicht

In der spezialisierten onomastischen[1] Literatur ist dem Vereinsnamen bisher nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden. „Dabei sind gerade solche Namen aussagekräftige Zeugen für gesellschaftliche Zustände, soziale Identität und regionale Bindungen.“ (Stellmacher 2010: 59). Die Namenkunde bzw. Onomastik versteht sich jedoch als eine junge Wissenschaft, deren Terminologie noch lange nicht ausgereift ist, was sich bei den Versuchen zeigt, die Vereinsnamen zu typisieren. Da der (Sport-) Verein einerseits eine juristische Person ist, hat er vieles mit den Personennamen (Anthroponymen), genauer gesagt den Menschengruppennamen gemeinsam, den Familien-, Sippen-, Stammes- oder Völkernamen. Hierbei wird eine Gruppenmitgliedschaft vorausgesetzt, was für den individuellen Menschen benennenden Personennamen nicht gilt. Weil der (Sport-) Verein andererseits auch eine juristische Körperschaft ist, ähnelt er den Institutionennamen (Institutionymen), den Namen von Verwaltungen, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Produktionsstätten, Religionsgemeinschaften usw. Dementsprechend werden die Vereinsnamen hier als Institutionennamen verstanden, mit engen Beziehungen sowohl zu den Menschengruppennamen als auch zu den Warennamen (Markennamen). Somit lässt sich konstatieren, dass Vereinsnamen als ein offener Namentyp gelten (vgl. ebd.).

2.3 Die Bildung von Sportvereinsnamen

Der vorhandene Korpus zu diesem Thema beschränkt sich zwar auf einige wenige Werke, da – wie in Kapitel 1.1 bereits geschildert wurde – die Erforschung der Bildung von Sportvereinsnamen bisher nur sehr unzureichend erforscht wurde. Jedoch sollten die vorhandenen Werke genügen, um trotzdem einen guten Überblick über die Bildungsweise von Vereinsnamen geben zu können.

Diese, so heißt es im Duden über die Fußballsprache, „sind eine Kombination von allgemeinen Wörtern (Klassenbezeichnungen, Adjektiven) und Namenwörtern (Landschafts- und Siedlungsnamen), zu denen noch die Gründungsjahre der Vereine und bestimmte Beinamen hinzugefügt werden können.“ (Schlobinski 2010: 78). Auf diese Weise lassen sich Vereinsnamen sprachwissenschaftlich auf vielerlei Ebenen unterscheiden. Sie setzen sich meist aus ihrem Sitz (Ortsnamen), dem Bezeichnungsnamen der (ursprünglichen) Sportart – heute meist in abgekürzter Form (FC = Fußballclub, TSG = Turn- und Sportgemeinschaft, etc.) - dem Gründungsjahr und weiteren Ergänzungen in Form von Beinamen zusammen (vgl. Nübling et al. 2012). Während Nübling et al. (2012) den Begriff Beinamen noch einmal in Personennamen und Übernamen unterteilen und den Ausdruck Beinamen stattdessen ablehnen, soll dieser im Folgenden trotzdem weiterhin verwendet und somit der Benennungsweise von Stellmacher (2009, 2010) gefolgt werden. In den folgenden Ausführungen werden die einzelnen Konstituenten (Ortsnamen, Bezeichnungsnamen, Gründungsjahr und Beinamen) der Vereinsnamensbildung noch etwas genauer unter die Lupe genommen.

2.3.1 Ortsname

Durch die Angabe des Ortsnamens ist es möglich, den Sportverein geografisch zuzuordnen. Die am häufigsten gebrauchten Ortsbezeichnungen sind sicherlich Städte und Stadtteile, Gemeinden und Dörfer. Dagegen können jedoch auch andere geografische Einheiten als Ortsname dienen, wie es z. B. beim SG Hoher Westerwald oder FC Angeln 02 der Fall ist. In den meisten Fällen ist es üblich, einen Ortsnamen anzugeben. Kommen zwei oder noch mehr Ortsnamen vor, wird zwischen sie ein Bindestrich (1.FC Mühlheim-Styrum) oder ein Schrägstrich (FSG Dauborn/Neesbach) gesetzt, selten auch gar nichts (SV Wehen Wiesbaden). Bei der Verwendung dieser drei Möglichkeiten besteht kein Zusammenhang mit den kommunalpolitisch-hierarchischen Verhältnissen der betreffenden Orte. Bei einer Hand voll Vereine wird der Ort sogar durch eine Präposition angebunden (FSG im Amt Schafflund, SpVg von Bürbach usw.). Es besteht keine Pflicht, überhaupt einen Ort im Vereinsnamen zu führen. In den offiziellen Fassungen fehlt er in der Tat manchmal. Was sich die Vereine davon versprechen, bleibt allerdings ihr Geheimnis. Auch in Sportberichterstattungen ist oft nur von den Rapidern (anstatt von Rapid Wien) , den Werderanern (anstatt von Werder Bremen) oder den Borussen (anstatt von Borussia Mönchengladbach) die Rede (vgl. www.vereinsnamen.de).

2.3.2 Bezeichnungsname (als Kürzel)

Mit der Nennung des Bezeichnungsnamens ist es möglich, die (ursprüngliche) Sportart des Sportvereins zu erkennen. Dieser tritt heutzutage meist in komprimierter Form als Kürzel auf. So kann man aus dem Kürzel FC schließen, dass es sich um einen Fußballclub handelt oder aus dem Kürzel TSG, dass es um eine Turn- und Sportgemeinschaft geht (vgl. Nübling et al. 2012). Da es hunderte von Sportvereinskürzeln gibt, soll darauf verwiesen werden, dass hier nicht alle berücksichtigt werden können. Die Wichtigsten für den Rahmen dieser Arbeit werden zum Teil in diesem Kapitel, als auch in der Auswertung Erwähnung finden.

Der Bezeichnungsname (in Kürzelform) wird so gut wie immer zum Ortsnamen gestellt. Entweder steht das Kürzel wie beim FC Homburg oder der dann grammatisch gebeugte Ort (Würzburger FV) vorneweg. Nur sehr wenige Vereine verstoßen gegen ein ungeschriebenes Gesetz, wonach Kürzel mit mehr als zwei Buchstaben stets vorne platziert werden (wie der Hammer Spvg). Kommen zwei Kürzel in einem Vereinsnamen vor, folgen diese durch Schrägstrich (DJK/VFL Giesenkirchen), Bindestrich (TSV-FC Arnstorf) oder einer Leerstelle (TGM SV Jügesheim). Wer es noch wirrer mag, zieht eines der Kürzel nach hinten ab, wie der FC Konstanz 1900 VFR. Bezeichnungsnamen müssen in der Umgangsbenennung nicht in Kürzelform vorliegen, sondern können auch ausgeschrieben werden.

„Am häufigsten sieht man das bei ‚Sportfreunden‘. Solche Namen nehmen dann eine Mittelstellung zwischen Bezeichnungs- und Wortname ein, zumal mitunter noch ein weiterer Bezeichnungsname in Kürzelform hinzugenommen wird (FC Sportfreunde Eitting).“ (www.vereinsnamen.de).

Zwar wird von den Behörden nicht zwingenderweise ein Bezeichnungsname verlangt, ihn wegzulassen bedeutet jedoch einen schweren Affront gegen die Tradition der deutschen Vereinsbenennung. „Man verschleiert die Fußballvereins-, Sportvereins-, ja Vereinseigenschaft überhaupt, und erlegt dem Umfeld auf, die richtige Einordnung eigenständig vorzunehmen.“ (ebd.). Beispiele für Sportvereine ohne Bezeichnungsname sind Eintracht Frankfurt, Rot-Weiß Lüdenscheid oder Arminia Sodingen (vgl. ebd.).

Außerdem kann man dem Kürzel die Ordnungszahl 1 voranstellen, wie es zum Beispiel beim 1. FC Nürnberg der Fall ist. Diese „konnotiert […] in willkommener Weise […] etwas Erstrangiges, besonders Gutes. Das erklärt das Fehlen von Namen mit anderen Ordnungszahlen wie 2 oder 3.“ (Stellmacher 2010: 59).

2.3.3 Gründungsjahr

Oft wird eine Jahreszahl als Gründungszahl im Vereinsamen geführt. Verwendet werden dabei sowohl zwei- als auch vierstellige Jahreszahlen, sogar wechselweise bei ein- und demselben Verein. Die Stellung der Zahl befindet sich entweder vor dem Ortsnamen (TSV 1860 München) oder dahinter (FC Schönberg 95). Jahreszahlen können von Anfang an im Namen enthalten sein oder später rückwirkend aufgenommen werden. Bei Fusionsvereinen werden oft die Gründungsjahre der Ausgangsvereine aneinandergereiht. Dabei werden die Zahlen meist durch Schrägstriche abgetrennt (SpVgg Sterkrade 06/07), eher selten aber auch durch Bindestriche (SG Trünzig 44-04). Teilweise sind auch falsche Jahreszahlen im Umlauf. Vom 1. FC Rodewisch sind beispielsweise trotz der 1908 im Vereinswappen schon Spiele aus dem Jahr 1907 aktenkundig. Zur Angabe des Gründungsjahres im Vereinsnamen ist jedoch kein Verein verpflichtet (vgl. www.vereinsnamen.de).

2.3.4 Beinamen

Zusätzlich zu den Bezeichnungsnamen entwickeln sich die Beinamen zu wichtigen Erkennungszeichen in der sportbezogenen Kommunikation. Normalerweise folgt der Beiname direkt auf den Bezeichnungsnamen, unabhängig davon, ob jener vor oder hinter dem Ortsnamen steht. Bei Vorhandensein eines Beinamens tritt der Bezeichnungsname in der Bedeutung meistens zurück und wird nicht immer mit angeführt. Werden zwei Beinamen getragen, erscheint dazwischen ein Bindestrich (SC Vorwärts-Wacker 04 Billsted), ein Schrägstrich (SC Eintracht/Südring) oder nur eine Leerstelle (HSC Blau-Weiß Schwalbe Tündern)

(vgl. www.vereinsnamen.de).

Beinamen lassen sich in folgende Motivgruppen zusammenfassen:

1. Der Name gibt die Vereinsfarben wieder (SC Rot-Weiß Oberhausen, SV Blau-Rot Pratau). Tennis- und Tanzsportklubs führen gern Gold in den Vereinsfarben (TC Grün-Gold München,TSC Schwarz-Gold Göttingen).
2. Der Name drückt Kraft, Leistungsbereitschaft und Erfolgszuversicht aus. Dafür stehen Wörter wie Eiche (SV Eiche 05 Biederitz), Viktoria (Viktoria 89 Berlin), Vorwärts (ASV Vorwärts Dessau), Sturm (SK Sturm Graz) usw.
3. Der Name zeigt Kameradschaftlichkeit und Zusammenhalt. Beispielhaft hierfür stehen Wörter wie Amicitia (SV Amicitia Viernheim), Eintracht (Eintracht Frankfurt), Einheit (SV Einheit Wittenberg), Sportfreunde (Sportfreunde Eisbachtal) usw.
4. Namen, die an landschaftliche Zugehörigkeit und heimatliche Verbundenheit erinnern (Allemania Aachen, Germania Halberstadt, FC Bayern München, FC Erzgebirge Aue, Preußen Münster usw .).
5. Namen, die weltumspannenden Gefühlen und sportlich-tugendhaften Vorbildern Raum geben. Hierher gehören die zahlreichen Britannia-Namen aus der Frühzeit des deutschen Fußballs (FC Britannia 08 Solingen) und die Kickers-Namen (FC Würzburger Kickers).
6. Namen, die Verbundenheit mit oder Abhängigkeit von ortsansässiger Industrie ausdrücken. Mitunter handelt es sich bei den Vereinen auch um direkte Werksmannschaften (TSV Bayer Leverkusen, SV Wacker Burghausen usw. ).
7. Namen mit aufmunternder und anfeuernder Symbolik. Diese für die Frühphase der Sportvereine nicht seltenen Bildungen sind noch vereinzelt bei Turnvereinen zu finden, geraten aber immer mehr außer Gebrauch (Tapfer Leipzig, FSV Frohsinn Seifersdorf).
8. Namen mit einem personalen (anthroponymischen) Beinamen. Solche Namen haben sich gern Turnvereine gegeben, z. B. SV Guts-Muths Dresden und SSV Jahn Regensburg (vgl. Stellmacher 2009, 2010).

2.3.5 Kombinationsmöglichkeiten der Vereinsnamensbildung

Stellmacher (2009, 2010) nennt die traditionellen Bildungsmuster von Vereinsnamen. Folgende vier Kombinationsmöglichkeiten für die Bildung schlägt er demnach vor:

1. Ortsname + Bezeichnungsname + Gründungsjahr

Beispiel: Dresdner Sportclub 1898,

2. Bezeichnungsname + Gründungsjahr + Ortsname

Beispiel: Turn- und Sportvereinigung 1945 Ahlen,

3. Bezeichnungsname + Ortsname + Gründungsjahr

Beispiel: Fußballclub Schalke 04,

4. Ortsname + Bezeichnungsname + Beiname + Gründungsjahr

Beispiel: Offenbacher Fußballclub Kickers 1901 (vgl. ebd.).

2.3.6 Namenswechsel

Die sich enorm verstärkende Kommerzialisierung des Leistungssports führte - beginnend in den 1990er Jahren – im Bereich des Profisports oftmals zu einem systematischen Vereinsnamenwechsel und somit zu einer Aufgabe des traditionellen Vereinsnamens. So übernehmen die Mannschaften aus finanziellen Gründen häufig reine Firmennamen (Alba Berlin, Ratiopharm Ulm). Teilweise gehören die Vereine auch bestimmten Firmen, wie die Eishockeymannschaft Hannover Scorpions einer Scorpions-AG. „ Diese Clubbesitzer lassen sich ihre Leidenschaft viel Geld kosten, profitieren aber auch von der regionalen Strahlkraft der Vereine.“ (Stellmacher 2010: 65). Die neuen – vom amerikanischen Sport inspirierten – (Marken-) Namen stehen jedoch hauptsächlich nur für Erst- und Zweitligavereine. In den unteren Spielklassen finden sich noch die traditionellen Namen. Kommt es zu einem Namenswechsel, bleiben aber auch hier die grundlegenden Namentypen (vgl. Kapitel 2.4) erhalten.

Die Beinamen werden ausgetauscht, gesellschaftlichen Normen, finanziellen Interessen und Sprachmoden entsprechend. Das zeigt am auffälligsten, dass Vereinsnamen Zeitdokumente mit historischer Aussagekraft sind. Außerdem belegen diese Namen eindrucksvoll die für Institutionyme festgestellte Kurzlebigkeit auf der einen und die Nähe zu den Marken-/Warennamen auf der anderen Seite. (Stellmacher 2009: 91).

3 Ein Vergleich von Fußball- und Handballvereinsnamen

Nach dem theoretischen Teil der Bildung von Sportvereinsnamen in Kapitel 2, soll nun in folgender Untersuchung speziell die Vereinsnamensbildung der beiden in Deutschland beliebtesten Sportarten, nämlich Fußball und Handball, analysiert, miteinander verglichen und auf mögliche Unterschiede aufmerksam gemacht werden. Dafür erfolgt zunächst ein kurzer Überblick und die Vorstellung des Ligabetriebs der beiden Sportarten. Anschließend schließt sich die Erhebung der zu analysierenden Daten anhand von zwei Excel-Tabellen an. Schließlich folgt anhand der vorliegenden Daten die Auswertung derer und die Interpretation der Ergebnisse, indem ein konkreter Vergleich der Vereinsnamensbildung beider Sportarten vorgenommen wird.

3.1 Einführung Fußball- und Handballvereine

Die Sportarten Fußball und Handball sind heutzutage in Deutschland hinsichtlich ihrer Popularität die zwei beliebtesten Sportarten (vgl. Rathschlag 2013). Während die ersten Sportvereine – wie in Kapitel 2.1 dargelegt wurde – bereits Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden sind, kamen die ersten Fußballvereine erst um die Wende des 20. Jahrhunderts (vgl. Nübling et al. 2012) und die ersten Handballvereine sogar noch 20 Jahre später hinzu (vgl. Trosse 2001). Laut der DFB[2] -Mitgliederstatistik (Stand: 2015) gibt es in Deutschland heute 25.324 Fußballvereine (vgl. www.dfb.de). Handballvereine gibt es der Bestandserhebung (Stand: 2014) des DOSB[3] zufolge mit insgesamt 4.467 dagegen wesentlich weniger (vgl. www.dosb.de). Die Fußballbundesliga gründete sich im Jahr 1963 (vgl. Ophüls-Kashima 2003), die Handballbundesliga dagegen erst 1977 (vgl. Reisner/ Spaeth 2005). In beiden Sportarten hat sich ein Ligaverband konstituiert und sich die 1. und 2. Bundesliga weitgehend verselbstständigt (vgl. Fritzweiler et al. 2007). Aufgrund des hohen gesellschaftlichen Werts und aus eigener Sympathie zu den beiden Sportarten, hat mich persönlich interessiert, wie deren Vereinsnamen zustande kommen und welche Struktur der Namensgebung zugrunde liegt.

3.2 Datenerhebung

Mit der Dozentin des Seminars und gleichzeitig der Betreuerin dieser Arbeit Frau Dr. Sabine Krämer-Neubert wurde vereinbart, die Anzahl der auszuwertenden Fußball- und Handballvereine auf die jeweilige 1. und 2. Bundesliga zu begrenzen. Berücksichtigt wurden die Teams der Saison 2014/15. Während die beiden Fußball-Bundesligen jeweils 18 Vereine umfassen, was schließlich eine Gesamtzahl von 36 zu analysierenden Fußballmannschaften ergibt, sind in den zwei Handball-Bundesligen insgesamt 39 Teams vertreten (1. Liga: 19 Mannschaften, 2. Liga: 20 Mannschaften). In der Spielzeit 2014/15 wurde in der Handball-Bundesliga ausnahmsweise mit 19 Mannschaften (sonst: 18 Mannschaften) gespielt. Grund ist der Lizenzentzug für den HSV Handball, wodurch der eigentliche sportliche Absteiger, die HBW Balingen-Weilstetten, den freien Platz zugesprochen bekam. Später wurde der Lizenzentzug zurückgenommen, wodurch auch der HSV Handball wieder in der Bundesliga mitspielen durfte.

Die Fußballteams aus Wolfsburg bzw. Leverkusen wurden von Eigentümern übernommen, was eine Änderung des Vereinsnamens zur Folge hatte. Sprachwissenschaftlich sind jedoch ihre ursprünglichen Namen interessanter, weshalb mit der Betreuerin besprochen wurde, diese in der Analyse aufzuführen. Zwar kam es ebenso bei anderen Fußball- wie auch Handballvereinen zu Namensumbenennungen seit ihrer Gründung, jedoch sind in dieser Arbeit immer die aktuellen offiziellen Vereinsnamen verwendet worden (mit Ausnahme der eben erwähnten Fußballclubs aus Wolfsburg und Leverkusen). Die Vereine nach all ihren ursprünglichen Namen zu analysieren, wäre für das Ausmaß dieser Arbeit zu aufwändig, da sich v. a. die Handballvereine oft aus mehreren Vereinen zusammenschlossen und zu einem Verein fusionierten. Kurzformen wie sie in Logos oder Sportberichterstattungen häufig vorkommen (vgl. Nübling et al. 2012), wurden ebenso vermieden. Da man ohnehin nicht verbindlich festlegen kann, wie viele Belege man für eine ausreichende Auswertungsmenge in einer Studie benötigt, (vgl. Staffeld 2015), wurde die folgende Auswahl von Vereinen für den Umfang dieser Arbeit in Absprache mit der Dozentin als angemessen und aussagekräftig empfunden. Nun werden zuerst die zu analysierenden Vereine mit ihren offiziellen Namen genannt und entsprechend ihrer Reihenfolge der Konstituenten und richtigen Schreibweise ihrer jeweiligen Liga zugeordnet, aufgelistet nach ihrer Platzierung in der Saison 2014/15. Zurückgegriffen wird dabei auf die Daten der jeweiligen offiziellen Webseiten der Bundesligen beider Sportarten, einerseits der Fußball-Bundesliga (www.bundesliga.de), andererseits der Handball-Bundesliga (www.dkb-handball-bundesliga.de).

1. Fußball-Bundesliga (Aufgelistet nach der Platzierung der Saison 2014/15):

Fußball-Club Bayern München, VfL Wolfsburg, Borussia Vfl 1900 Mönchengladbach, Turn- und Sportverein Bayer 04 Leverkusen, Fußball-Club Augsburg 1907, Fußballclub Gelsenkirchen-Schalke 04, Ballspielverein Borussia 09 e.V. Dortmund, Turn- und Sportgemeinschaft Hoffenheim 1899, Eintracht Frankfurt, SV Werder Bremen, 1. Fußball- und Sportverein Mainz 05, 1. Fußball-Club Köln 01/07, Hannoversche Sportverein von 1896, Verein für Bewegungsspiele Stuttgart 1893, Hertha Berliner Sport-Club, Hamburger Sport-Verein, Sport-Club Freiburg, SC Paderborn 07.

2. Fußball-Bundesliga (Aufgelistet nach der Platzierung der Saison 2014/15):

Fußballclub Ingolstadt 04, Sportverein Darmstadt 1898, Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix, 1. Fußball-Club Kaiserslautern, RasenBallsport Leipzig, Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895, 1. Fußballclub Union Berlin, 1. FC Heidenheim 1846, 1. Fußball-Club Nürnberg Verein für Leibesübungen, Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895, Verein für Leibesübungen Bochum 1848 Fußballgemeinschaft, SV Sandhausen 1916, Fußballsportverein Frankfurt 1899, Spielvereinigung Greuther Fürth, Fußball-Club St. Pauli von 1910, Turn- und Sportverein München von 1860, Fußballclub Erzgebirge Aue, Verein für Rasenspiele 1921 e.V. Aalen

(vgl. www.bundesliga.de).

[...]


[1] Die Onomastik ist eine Disziplin der Etymologie und widmet sich der wissenschaftlichen – insbesondere sprachwissenschaftlichen – Erforschung von Namen.

[2] DFB = Deutscher Fußball Bund

[3] DOSB = Deutscher Olympischer Sportbund

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Die Bildung von Sportvereinsnamen. Ein Vergleich zwischen Fußball- und Handballvereinen
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Philosophisches Institut)
Veranstaltung
Seminar: Grundprobleme der Namenkunde
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
26
Katalognummer
V378749
ISBN (eBook)
9783668557796
ISBN (Buch)
9783668557802
Dateigröße
955 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bildung, sportvereinsnamen, vergleich, fußball-, handballvereinen
Arbeit zitieren
Dominik Kremer (Autor:in), 2015, Die Bildung von Sportvereinsnamen. Ein Vergleich zwischen Fußball- und Handballvereinen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378749

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