Museale Vermittlung des Kunstwerks "Federpflanze" (1919) von Paul Klee


Hausarbeit (Hauptseminar), 2014

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Lernerfahrung
2.1 Kunstpatenschaft
2.2 Kompositions- und Assoziationsskizze
2.3 Eine Gegenuberstellung - Auswertung der Lernerfahrung

3. Der Lernort Museum - Ein Bildungsauftrag
3.1 Der Vermittler
3.2 Die Zielgruppe

4. Werkwissen - Eine kunsthistorische Annaherung
4.1 Werkbeschreibung
4.2 Werkanalyse

5. Die Vermittlung - Methodik und Didaktik

6. Die Korrelation zwischen Werk - Zielgruppe - Methode

7. Anhang

1. Einleitung

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“[1]

Dieses Zitat von Paul Klee ist eine sehr passende Uberschrift zu der theoretischen Kunstvermittlung des Werkes „Federpflanze“ (1919). In dieser Vermittlung geht es darum das Unsichtbare in dem Werk zu erkennen und so zu lesen, dass es fur die Zielgruppe sichtbar wird. Die Abstraktion der Natur und die Symbole, welche durch Farben und Formen von Klee dargestellt wurden, werden bearbeitet um sie zu verstehen und fur andere ubersetzen zu konnen.

Im Verlaufe dieser Ausarbeitung geht es zunachst um die Lernerfahrungen, welche wahrend des Seminars „Methoden und Konzepte der Kunstvermittlung“ gewonnen wurden. Beinhaltet ist die genaue Beleuchtung der Methoden „Kunstpatenschaft“ und „Kompositions- und Assoziationsskizze“, sowohl im Hinblick auf die personlichen Erfahrungen, als auch auf den Sinn der einzelnen Methode. Dieses erste Kapitel wird mit einer Gegenuberstellung der genannten Methoden beendet.

Der darauf folgende Abschnitt beschaftigt sich mit dem Lernort Museum, den Eigenschaften die einen Vermittler ausmachen, sowie der Zielgruppe, welcher das Werk „Federpflanze“ vermittelt werden soil.

Das vierte Kapitel beschaftigt sich ausschlieBlich mit dem Werk selber. Es wird zunachst beschrieben, worauf die Analyse der fur die Vermittlung relevanten Punkte folgt.

Die Vermittlung selber wird im funften und somit vorletzten Schriftteil behandelt. Hier geht es darum die gewahlte Methode vorzustellen und die Auswahl zu begrunden.

Der Schlussteil befasst sich mit dem Wechselbezug zwischen Werk, Zielgruppe und Methode. Es wird Zusammengefasst und reflektiert, ob die Zielgruppe zum Werk passt und ob die Methode sowohl fur das Gemalde, als auch fur die Zielgruppe geeignet ist.

Am Ende soll diese Hausarbeit zeigen, dass sich das Gemalde „Federpflanze“ von Paul Klee gut fur Kindergartenkinder eignet. Ebenso kann man die Abstraktion und Symbolik des Werkes gut mit der Methode „Bilder zum Klingen bringen“ ubersetzen.

2. Lernerfahrung

In dem folgenden Kapitel gehe ich zunachst auf meine personlichen Lernerfahrungen, welche ich wahrend der Seminarzeit gewonnen habe, ein. Diese Erfahrungen werden zur Vorbereitung auf die weiteren Kapitel, anhand der Methoden „Kunstpatenschaft“ und „Kompositions- und Assoziationsskizze“, veranschaulicht.

2.1 Kunstpatenschaft

Um das Werk zu finden, woran ich die Kunstpatenschaft anwenden wollte, bin ich relativ zugig durch die Raumlichkeiten des K20 gegangen. Dadurch wollte ich mir eine intuitive Wahl ermoglichen. Nachdem meine Runde zu Ende war hatte ich nur bei diesem Gemalde von Paul Klee das Bedurfnis noch einmal zuruck zu gehen. Der goldene Rahmen der „Federpflanze“ wurde von der Sonne angestrahlt. Diese Atmosphare nahm mich gefangen und ich war mir sicher, dass ich zu diesem Werk eine Kunstpatenschaft aufbauen wollte.

Um die erste Begegnung mit dem ausgesuchten Werk zu festigen schreibt man einen Patenschaftstext. Dieser Text kann eine Geschichte, ein Brief, ein Gesprach mit der abgebildeten Person etc. sein. Die Methode dient dazu, eine tiefere Beziehung zu dem ausgewahlten Werk aufzubauen, das Gesehene in eine Form zu bringen und somit fur sich erstmals zu interpretieren.

In meinem Fall habe ich die Gedichtform gewahlt. Diese Wahl kam zu Stande, weil ich einerseits gerne dichte und fur mich andererseits kein Monolog oder ahnliches zu diesem Werk in Frage kam. Meiner Meinung nach strahlt die „Federpflanze“ etwas Geheimnisvolles aus, dem nur die lyrische Form gerecht werden kann.

Wahrend ich das Gedicht verfasste ist mir bewusst geworden, dass ich mir nicht sicher war was genau in dem Werk dargestellt werden sollte. Ist es ein Schmetterling? Oder eine Blume? Auch der Name „Federpflanze“ den Paul Klee seinem Werk gegeben hatte, trug zur Verwirrung bei.

Das Gesehene wird in meinem Patenschaftstext eher weniger geschildert. Vielmehr geht es um die hervorgerufenen Assoziationen und meinen Wunsch, den Inhalt des Gemaldes fassen zu konnen.

Die Kunstpatenschaftsmethode dient dazu eine intensive Beziehung zu einem Werk herzustellen.

2.2 Kompositions- und Assoziationsskizze

Bei der Methode der Kompositions- und Assoziationsskizze geht man wie folgt vor: das ausgewahlte Werk wird auf einem DIN A4 Blatt skizziert. Wahrend des Skizzierens nummeriert man die einzelnen Komponenten in der Reihenfolge, in welcher man sie gezeichnet hat. Als dritter Aufgabenteil werden spontane Ideen, Emotionen und Assoziationen auf der Skizze festgehalten.

Dank dieser Vorgehensweise wird die genaue Wahrnehmung des Werkes geschult. Durch die Nummerierung der Skizze halt man genau fest, welcher Teil des Bildaufbaus als erstes ins Auge fallt - die Komposition des Werkes kann somit deutlich werden. Die Assoziationen hingegen beziehen sich nicht so sehr auf den Aufbau, als viel mehr auf den Inhalt des Gemaldes.

Dank dieser Methode ist mir besonders deutlich geworden, dass die eigenen Gedanken und Emotionen, welche man mit ins Museum bringt, eine groBe Rolle bei der Betrachtung, Wahrnehmung und Interpretation eines Kunstwerkes spielen.

In Bezug auf mein Werk sind mir durch die Kompositions- und Assoziationsskizze der Linienverlauf und die verwendeten Farben bewusster geworden. Die Linien verlaufen hauptsachlich grade und strahlengleich von der Mittelachse des Bildes hin zu den Randern. Des Weitern sind noch 8 Kreise zu sehen.

Bei den Farben ist mir aufgefallen, dass sie nicht so leuchtend waren wie in meiner Erinnerung. Klee hat eher gedeckte, pastellige Farben verwendet, trotzdem ist der Komplementarkontrast von grun und rot sehr auffallig. Der erste Eindruck der strahlenden Farben lag wahrscheinlich an dem sonnenbeschienenen, goldenen Rahmen.

Die Kompositions- und Assoziationsskizze sorgt dafur, dass man sich uber die Wahrnehmungsvorgange des Betrachters bewusster wird.

2.3 Eine Gegenuberstellung - Auswertung der Lernerfahrung

Durch das Verfassen des Kunstpatenschafttextes ist mir sehr bewusst geworden, wie ratselhaft und geheimnisvoll das Werk von Paul Klee wirkt. Es ist nicht eindeutig was dargestellt wird, oder was Klee zeigen beziehungsweise vermitteln wollte.

Die Kompositions- und Assoziationsskizze hingegen hat mir deutlich gemacht, dass ein klarer, linearer Aufbau vorhanden ist und es sich um gedeckte Farben und den rot- grun- Komplementarkontrast handelt.

Anhand dieser Ergebnisse ist gut zu erkennen, worin sich die beiden Methoden unterscheiden. Durch die Kunstpatenschaft wird eine Verbindung zum Werk aufgebaut. Es geht zunachst um den ersten Eindruck, die ersten Assoziationen, also um eine eher oberflachliche, subjektive Betrachtung. Jeder erste Eindruck soll festgehalten werden.

Bei der Assoziationsskizze geht es um eine genaue und inhaltliche Betrachtung der Komposition des Werkes. Diese Vorgehensweise ist analytisch und eher objektiv.

Die Gemeinsamkeit der beiden Methoden liegt darin, dass man sie bei einer ersten Begegnung mit dem Werk nutzen kann um ihm naher zu kommen und einen Anfangspunkt fur die nachfolgende Interpretation zu finden.

Durch die Methode der Kunstpatenschaft soll eine besondere, subjektive Beziehung zu einem Werk aufgebaut werden. Vorteilhaft dabei ist, dass man seine personliche Lebenswelt als Grundlage zur Interpretation des Gemaldes nutzt. Diese positive Subjektivitat sorgt allerdings auch dafur, dass man das Werk mit dieser Methode nicht neutral und analytisch fassen kann.

Bei der Kompositions- und Assoziationsskizze wird das Werk eher analytisch und objektiv betrachtet, wodurch dem Betrachter der Bildaufbau deutlich wird. Durch die Assoziationen, welche man notiert, wird der personliche Eindruck mit aufgenommen, weshalb die Skizze bei der Interpretation sowohl eine objektive Sicht als auch die personlichen Eindrucke berucksichtigt.

3. Der Lernort Museum - Ein Bildungsauftrag

Der Leitfaden der Museen hat sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gewandelt. Heute geht es nicht mehr nur um „klassische Museumsaufgaben - Sammeln, Bewahren, Forschen“ , sondern die Besucherorientierte „Bildungs- und Vermittlungsarbeit“[2] [3] ruckt ins Zentrum. Es geht um Erlebnisse im Museum welche lange im Gedachtnis bleiben, zum Beispiel besondere Erkenntnisse zu einzelnen Werken bei Erwachsenen, oder selbst erstellte Werke, die Kinder mit nach Hause nehmen konnen. Dadurch kann der kulturelle Aneignungsprozess verbessert und eine positive Atmosphare erhalten werden. Das Museum ist also zu einem Bildungsort geworden, wo eine kulturelle Teilhabe fur alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten moglich ist[4].

3.1 Der Vermittler

Der Vermittler spielt im Museum eine groBe Rolle. Er „gestaltet den Dialog zwischen den Besuchern und den Objekten und Inhalten in Museen und Ausstellungen“[5]. Er ubersetzt mit Hilfe entsprechender Methoden die Sprache des Werkes fur den Rezipienten und verschafft ihm somit einen Zugang zu dem Kunstler und seiner Arbeit. Er ist also das Bindeglied zwischen den Werken und den Besuchern und vertritt in gewisser Hinsicht auch den Kunstler dahingehend, dass er die Intentionen, Motive und Hintergrunde zur Entstehung eines Gemaldes offenbaren kann.

Beim Vermitteln von Kunstwerken sind Eigenschaften, wie beispielsweise Empathie, Konfliktkompetenzen, Begeisterungsfahigkeit, offenes Auftreten und sammlungsbezogene Fachkenntnisse besonders wichtig[6] um der Rolle des Kunstvermittlers gut zu entsprechen.

Jede Vermittlung sollte eine Mischung aus Wissensvermittlung und einem korperlichen Erlebnis fur die Besucher sein. Das heiBt der Vermittler sollte nicht nur trocken sein Fachwissen prasentieren, sondern die Sinne des Rezipienten ansprechen. Um ein visuelles Ereignis darzustellen sollten die Kleidung und das Auftreten sowohl zum Ort, als auch zur Zielgruppe passen. Korperhaltung, Blickkontakt und sich nicht in Konkurrenz zu dem Werk stellen sind ebenfalls von groBer Bedeutung[7].

Die Korperhaltung und der Blickkontakt leiten direkt weiter zu dem korperlichen Ereignis, welches ein Vermittler darstellen sollte. Er dient als Wegweiser durch die Sammlung, ist somit die starkste Bewegung in der Gruppe, und sollte Respekt zum Werk abbauen und herstellen[8]. Das wiederherum geschieht groBten Teils uber die Stimme, sowie uber Mimik und Gestik, welche immer positiv und offen sein sollten. Die Stimme schafft Stimmungen in der Gruppe und die Sprache schafft Verbindungen. Dies bedeutet, dass durch die Intonation der Stimme der Vermittler die Gruppe zum Beispiel beruhigen und wieder zusammen holen kann. Mit Hilfe der Sprache kann sich der Kunstvermittler dem Sprach- und Wissensniveau seiner Besucher anpassen und so die harmonische Gesprachsfuhrung anregen[9].

Ebenso ist es wichtig zu wissen, dass die Vermittlung nicht erst vor dem Werk beginnt, sondern schon in der Eingangshalle wo Vermittler und Besucher aufeinander treffen. Es erfolgt der sogenannte 5- Minuten- Check, welcher sehr ausschlaggebend fur die folgende Vermittlung ist. Der erste Eindruck, sowohl von den Besuchern als auch vom Vermittler, ist entscheidend fur ein harmonisches miteinander. Es werden Ablauf, Zeitplan und „Spielregeln“ besprochen. Dabei ist der Vermittler die ganze Z eit Besucher- und Zielgruppenorientiert, erfasst Erwartungshaltungen und Standpunkte, holt den Besucher also da ab, wo er steht[10].

Zusammenfassend sollte ein Kunstvermittler immer ein akustisches, korperliches und visuelles Ereignis wahrend seiner Fuhrung darstellen und dabei zu jeder Zeit authentisch und besucherorientiert handeln.

[...]


[1] Rolf Linnenkamp, S. 219

[2] Kunz-Ott, S. Abs1:6

[3] Ebd.

[4] Vgl. Karin Mohr, S. 6

[5] Ebd., S. 5

[6] Vgl. ebd., S. 10

[7] Vgl. ebd., S. 16

[8] Vgl. ebd., S. 17

[9] Vgl. ebd., S. 18

[10] Vgl. ebd., S. 13

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Museale Vermittlung des Kunstwerks "Federpflanze" (1919) von Paul Klee
Hochschule
Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
13
Katalognummer
V378369
ISBN (eBook)
9783668573291
ISBN (Buch)
9783668573307
Dateigröße
772 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
museale, vermittlung, kunstwerks, federpflanze, paul, klee
Arbeit zitieren
Alina Röder (Autor:in), 2014, Museale Vermittlung des Kunstwerks "Federpflanze" (1919) von Paul Klee, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378369

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