Spätfolgen von Leistungssport im Kindesalter

Betrachtungen aus verschiedenen Blickwinkeln und die dazugehörigen Vor- und Nachteile


Vordiplomarbeit, 2017

27 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Definition
2.1 Definition „Hochleistungssport“
2.2 Definition „Kindheit“
2.3 Zusammenhang der beiden Definitionen

3 Pro und Contra Leistungssport im Kindesalter
3.1 Soziale Perspektive
3.2 Pädagogische Perspektive
3.3 Medizinische Perspektive
3.4 Entwicklungspsychologische Perspektive
3.4.1 Psychische Entwicklung bei Kindern
3.4.2 Psychische Auswirkungen

4 Herausforderung im Leistungssport
4.1 Doppelbelastung Leistungssport und Schule
4.2 Doppelbelastung Leistungssport und Freizeit
4.3 Training im Leistungssport
4.4 Wettkampf im Leistungssport

5 Zur Schwierigkeit der Diskussion über den Kinderleistungssport

6 Tipps und Empfehlungen

7 Literaturverzeichnis

8 Abbildungsverzeichnis

Abstract

Ziel dieser Arbeit ist es, die Problematik von Leistungssport im Kindesalter aufzuzeigen und die Pro- und Contra-Argumente gegenüberzustellen. Dafür werden zunächst die Sichtweisen hinsichtlich sozialer, pädagogischer, medizinischer und entwicklungspsychologischer Auswirkungen betrachtet. Weiters werden die Belastungen durch den Leistungssport neben Schule und Freizeit behandelt und erörtert, inwieweit dadurch die Bedürfnisse der Kinder zu kurz kommen. Auch die Rolle der Eltern und Trainer in Bezug auf Vermeidung von Schädigungen, sowohl physischer als auch psychischer Art, wird angesprochen. Die Planung der Trainingseinheiten und die Teilnahme an Wettkämpfen spielen eine große Rolle im Leistungssport. Dabei ist die Zusammenarbeit von Trainern, Eltern und Kindern von großer Bedeutung.

Training ist für Kinder nicht immer angenehm, aber im Leistungssport kann man nur gut werden, wenn man von klein auf beginnt zu trainieren. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, ob ihre Kinder Leistungssportler werden oder nicht. Die Kinder sollen in die Entscheidungen eingebunden werden und die Freude am Sport nicht verlieren.

Die Frage, ob Leistungssport im Kindesalter zu Spätfolgen führt, kann nicht restlos beantwortet werden.

Aus Gründen der besseren und leichteren Lesbarkeit habe ich auf das Gendern verzichtet, gemeint sind stets beide Geschlechter.

1 Einleitung

Der Kinderleistungssport ist schon jahrelang ein sehr umstrittenes Thema. In letzter Zeit kann man in den diversen Medien vermehrt über Kinder, die von überehrgeizigen Eltern zu guten Platzierungen gezwungen werden, lesen und hören. Als Beispiel dafür möchte ich Läufe für Kleinkinder anführen, wo die begleitenden Eltern diese über die Ziellinie zerren und reißen um eine bessere Platzierung zu erreichen. Eigentlich haben derartige Veranstaltungen den Zweck, den Kindern die Freude an der Bewegung nahe zu bringen und für die weitere sportliche Ausrichtung, auch eventuell in Richtung Leistungssport, als Basis zu dienen. Durch derartige Vorkommnisse sehen sich die Kritiker für Leistungssport bei Kindern bestätigt.

Deshalb habe ich mich in dieser Arbeit „Spätfolgen von Leistungssport im Kindesalter“ sowohl auf die psychischen als auch auf die physischen Folgen bzw. Schäden wenn Kinder Leistungssport betreiben, konzentriert. Dabei werden die Auswirkungen sowohl während der Kindheit als auch im Erwachsenenalter betrachtet.

Meine Arbeit ist eine reine Literaturarbeit und stützt sich hauptsächlich auf das Werk von Stefanie Vater. Ich habe noch drei weitere Quellen, nämlich von Sabrina Engels, Martin K. W. Schweer sowie von Hans Howald und Erwin Hahn, verwendet. Weiters habe ich auf einen Artikel aus dem Internet von Raik Hannemann und Carmen Kayser Bezug genommen.

Als Erstes werde ich die Definitionen von Leistungssport und von Kindheit erklären und diese gegenüberstellen. Im Anschluss werden die positiven und negativen Aspekte aus sozialer, pädagogischer, medizinischer und entwicklungspsychologischer Sicht aufgelistet. Danach folgt ein sehr wichtiger Teil meiner Arbeit. Dieser befasst sich sowohl mit den beiden auftretenden Doppelbelastungen zwischen Leistungssport und Schule und zwischen Leistungssport und Freizeit als auch mit den Auswirkungen von Training und Wettkampf. Am Schluss werde ich noch einige Tipps bzw. Empfehlungen zum Umgang mit dem Leistungssport geben.

Meine Arbeit soll einerseits über die positiven und negativen Seiten von Leistungssport informieren und andererseits Möglichkeiten aufzeigen, den Leistungssport so zu betreiben, dass er für Kinder keine negativen Auswirkungen hat.

2 Definition

2.1 Definition „Hochleistungssport“

Eine wirkliche Definition von Hochleistungssport gibt es nicht. Der Begriff selbst wird eher nur umschrieben. Hochleistungssport bedeutet, dass der Athlet sein Training in höchster Intensität betreibt, der Sport im Zentrum seines Lebens steht und es sein Ziel ist, an die Weltspitze zu gelangen. Leistungssportler trainieren auch in höherer Intensität als Freizeitsportler, aber der Sport ist für sie nicht das Wichtigste. Dabei stützen sich die Athleten und Trainer auf Erkenntnisse aus der Sportmedizin, Biomechanik und Sportpädagogik. Es ist sinnvoll, schon in sehr jungen Jahren mit einem speziellen Aufbautraining zu beginnen, um die Muskeln zu stärken, die Koordination zu schulen, die Techniken zu erlernen und den Körper auf die Belastungen vorzubereiten. Dann kann es zielführend sein, ein Sportinternat zu besuchen und an sportspezifischen Lehrgängen teilzunehmen (vgl. Vater, 2005, S. 4).

2.2 Definition „Kindheit“

Die Kindheit ist der erste wichtige und prägende Abschnitt im Leben eines Menschen.

In der Brockhaus Enzyklopädie von 1970 steht eine sehr interessante Definitionen zum Thema Kind bzw. Kindheit:

„Kind, der Mensch von seiner Geburt bis zur beginnenden Reife“ und „Kindheit ist ein wichtiger Abschnitt des geistig- seelischen und körperlichen Wachstums“ (Brockhaus, 1970, S. 157).

In diesen Definitionen ist nicht das Alter in Bezug zur Zahl, sondern die beginnende Reife und die individuelle Entwicklung wichtig (vgl. Vater, 2005, S. 4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.3 Zusammenhang der beiden Definitionen

In den letzten Jahren zeichnete sich ein Trend zu immer jüngeren, erfolgreichen Hochleistungssportlern ab. Dies ist nur möglich, indem das spezielle Aufbautraining immer früher und mit noch höherer Intensität betrieben wird. Talent alleine reicht sicherlich nicht aus. Dies trifft speziell auf Sportarten zu, wo ein zierlicher Körperbau, Beweglichkeit und Koordination unumgänglich sind. Typische Beispiele dafür sind Turnen, rhythmische Sportgymnastik, Eiskunstlauf und Schwimmen (vgl. Vater, 2005, S. 5).

In China kommen zur Erreichung der Weltspitze sehr harte Maßnahmen zur Anwendung. Dabei werden die jungen Sportler schon sehr früh einer selektiven „Auslese“ unterzogen und nur wer Erfolg liefert wird gefördert. Den Sportlern bzw. deren Eltern wird versprochen, dass dies eine gute Möglichkeit ist, ein finanziell abgesichertes Leben zu führen. Jedoch wird den Eltern verschwiegen, dass die Kinder trotz Verletzungen weiter trainieren müssen und somit ihren Körper total ruinieren. Egal ob jemand verletzt ist, es wird weiter trainiert, koste es was es wolle, auch auf die Gefahr hin, dass dieser junge Mensch in seinem späteren Leben große Probleme durch diese Verletzung bekommen könnte. Die Anzeichen des Körpers sind somit nicht relevant. Ein Turmspringer z. B. hatte sich unglücklicherweise während eines Trainings seine Netzhaut verletzt und somit war er auf diesem Auge blind geworden. Dies war jedoch egal, er kämpfte weiter. Er meinte, solange er auf dem anderen Auge nicht blind sei, will er sein Ziel erreichen. Die Kinder werden schon von früh an geübt, sich an großen Druck zu gewöhnen. Wenn sie jedoch einmal nicht gehorchen und sich dem Trainer widersetzen, werden sie geschlagen. Das macht die Athleten immer stärker und das Ziel wird ihnen noch mehr in das Bewusstsein gerufen (vgl. Hannemann, Kayser, 2008).

3 Pro und Contra Leistungssport im Kindesalter

Die Gefühle spielen im Leistungssport bei Kindern eine sehr große Rolle. Es gibt viele Argumente für und gegen den Kinderleistungssport. Die Anzahl der Befürworter und der Gegner ist ziemlich ausgeglichen. Somit kann man keine eindeutige Aussage treffen, ob der Kinderleistungssport nun gesundheitsschädlich ist oder nicht (vgl. Vater, 2005, S. 5).

3.1 Soziale Perspektive

Die soziale Sichtweise ist eine sehr wichtige, da Kinder schon in jungen Jahren die Möglichkeit haben, soziale Kontakte zu knüpfen. So lernen sie von Anfang an, was Zusammenhalt und als Team zu agieren bedeutet. Durch das folgende Zitat wird erläutert, dass Kinder durch die Teilnahme an einem Vereinsleben geselliger sind:

„Es kann angenommen werden, dass allein durch die Teilnahme am aktiven Leistungssport […] das Kind eine Tendenz zu einem eher aktiven und sozialen initiativen Vermittlungsstil erwirbt“(Seitz, 1982, S. 128) (vgl. Vater, 2005, S. 6).

Dabei ist Sport eine sehr gute Möglichkeit, um mit Personen, welche die gleichen Interessen haben, zusammenzutreffen und mit diesen zu kommunizieren. Somit kann die Kommunikationsfähigkeit schon von klein auf gefördert werden. Außerdem erfolgt dabei Einbindung und Unterstützung einer Gemeinschaft (vgl. Engels, 2002, S. 10). Durch die Ausübung des Sports erhalten Kinder einen nicht unwesentlich großen Schatz an Lebenserfahrung.

Weiters lernen Kinder miteinander umzugehen, Konflikte zu lösen und Diskussionen zu führen. Häufig fällt die Schiene des Leistungssportes jedoch in ein schlechtes Licht. Da Kritiker denken, dass das Training und der Wettkampf zu anspruchsvoll und belastend für die Kinder sind. Sie vertreten die Ansicht, dass die Kinder dadurch keine Freizeit mehr haben und somit keinen weiteren Hobbys nachgehen können. Die Kritiker sprechen auch von einer „verlorenen Kindheit“. Daraus schließen sie, dass sie ihrer Entwicklung nachhinken und einige wichtige Lebenserfahrungen in anderen Bereichen, außerhalb des Sports, nicht machen können. Ihrer Meinung nach, wird das Sichtfeld der Kinder außerhalb des Sportes eingeschränkt und der Tätigkeitsbereich nur auf den Sport gelenkt (vgl. Vater, 2005, S. 6). Dabei wird befürchtet, dass nur eine soziale Monokultur gelebt wird, da sie nur von Kindern, die den gleichen Lebensablauf führen und mit den selben Einschränkungen leben müssen, umgeben sind. Man ist der Meinung, dass die Kinder andere Erfahrungen, außerhalb des Sportes, nicht machen dürfen und dies schädlich für ihre Entwicklung ist (vgl. Engels, 2002, S. 10).

3.2 Pädagogische Perspektive

Wird der Leistungssport von der pädagogischen Sicht her betrachtet, stellt man fest, dass dieser sehr oft kritisiert wird. Dabei halten die Kritiker es nicht für sinnvoll, Kinder in so jungen Jahren wie junge Erwachsene zu behandeln und ihre Zeit zu verplanen. Kinder können weder ihre eigenen Trainingspläne selbst erstellen noch jegliche organisatorische Maßnahmen planen. Dies hat jedoch nicht zu bedeuten, dass Kinder keinen Spaß daran haben zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten. Sie müssen im Umfeld ein soziales Netz, bestehend aus Eltern, Trainern, Ärzten und Vereinen haben, um die Höchstleistung zu erbringen.

Im Grunde kann dem Kinderleistungssport, bei richtiger Dosierung, ein positiver Aspekt hinsichtlich der Erziehung und der Entwicklung zugesprochen werden (vgl. Vater, 2005, S. 7). Durch den Sport werden die Kinder dazu angeregt, neue Erfahrungen zu sammeln und erhalten dadurch wichtige Erkenntnisse für ihre Lebenseinstellung. Der Wettkampf kann dazu beitragen, dass das Kind ein gesundes Selbstbewusstsein erlangt und mit Stresssituationen besser umzugehen lernt. Der Trainer sollte das Kind sein Talent leben lassen (vgl. Engels, 2002, S. 11).

Eine gesellschaftsrelevante Frage, welche auch immer wieder in den Medien diskutiert wird, ist, ob Leistungssport wirklich als „kindgemäß“ definiert werden kann. Kritiker lehnen den Leistungssport total ab, da in diesem Lebensalter dieser ihrer Einschätzung nach weder körperlich noch geistig kindgemäß ist. Befürworter meinen jedoch dies:

„Im Kinderhochleistungssport können Kinder durchaus Anstöße und Anregungen empfangen und für ihr Leben wertvolle Einstellungen herausbilden, es werde bei entsprechender Betreuung mehr Positives bewirkt, als wenn sportlich gar nichts getan wird, das Kind könne Erfahrungen machen, die ihm sonst vorenthalten blieben, und es könne sein Recht auf Entfaltung seiner Begabung verwirklichen“ (Grupe, 1996, S. 35) (vgl. Vater, 2005, S. 7).

Mit Kindern kann man sehr wohl trainieren, jedoch ist darauf zu achten psychische Schäden zu vermieden. Im Falle eines optimierten Trainingsplanes wird das Kind keine körperlichen Probleme bekommen. Der Kinderleistungssport ist nur dann vertretbar, wenn es zu keiner Schädigung kommt. Jedoch ist es fraglich, ob die Trainer immer auf das Wohl des Kindes oder doch nur auf deren Leistung schauen. Somit lässt sich sagen, dass Leistungssport aus pädagogischer Sicht, wenn alles mit rechten Dingen vor sich geht, kindgemäß ist (vgl. Engels, 2002, S. 11-12).

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Spätfolgen von Leistungssport im Kindesalter
Untertitel
Betrachtungen aus verschiedenen Blickwinkeln und die dazugehörigen Vor- und Nachteile
Note
2
Autor
Jahr
2017
Seiten
27
Katalognummer
V378347
ISBN (eBook)
9783668555174
ISBN (Buch)
9783668555181
Dateigröße
587 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Folgen, Leistungsport, Kinder, Kindesalter, Ursachen, Vor- und Nachteile, Betrachtungen, Blickwinkel, Spätfolgen
Arbeit zitieren
Katrin Streimelweger (Autor:in), 2017, Spätfolgen von Leistungssport im Kindesalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378347

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