Auswirkungen des demographischen Wandels in Deutschland auf den Arbeitsmarkt

Prognosen, Lösungsansätze und Vergleich mit Japan


Seminararbeit, 2016

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
- Umfang der Arbeit & Themenwahl

2. Problem
- Problembeschreibung & Fakten
- Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt
- Ausblick / Vergleich derzeitige Situation in Japan

3. Fazit / Lösungsansätze
- Eventuelle Lösungsansätze
- Fazit

4. Literaturverzeichnis

Einleitung

Diese Hausarbeit befasst sich mit eventuellen Folgen und Auswirkungen des demographischen Wandels in Deutschland. Zu Beginn wird erläutert, was unter dem demographischen Wandel genau zu verstehen ist und es werden einleitende Fakten, Zahlen und verschiedene Einflussfaktoren vorgestellt. Daraufhin werden aus den genannten Fakten, Zahlen und Faktoren Prognosen für zukünftige demographische Entwicklungen abgeleitet. Die Auswirkungen, die diese Entwicklungen auf die Wirtschaft – primär Arbeitsmarkt – haben könnten, werden anschließend analysiert und vorgestellt. Darüber hinaus wird außerdem die derzeitige demographische Lage Japans betrachtet. Die Demografie Japans wird ebenfalls kurz vorgestellt, um daraufhin einen Vergleich zwischen der deutschen und der japanischen demographischen Situation zu ziehen. Abschließend werden verschiedene Lösungsansätze für die möglichen Probleme des demographischen Wandels vorgestellt und ein Fazit gezogen.

Ich habe mich für dieses Thema entschieden, weil das rückläufige Wachstum der Bevölkerung erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und das tägliche Leben der Menschen hat. Die Arbeit soll durch die wissenschaftliche Erörterung von Fakten ein Bewusstsein schaffen für eventuelle Verzerrungen der Thematik durch z.T. einseitige mediale Berichterstattung, mit dem Ziel, die Auswirkungen verschiedener demographischer Entwicklungen darzustellen. Der demographische Wandel in Deutschland hat in den Medien üblicherweise nur zwei Erscheinungsformen – Absicherungsproblematik und Schrumpfen der Bevölkerung – Aspekte darüber hinaus oder diesen Problemen widersprechend werden, wie auch andere mögliche Folgen, nur selten in den Medien behandelt.

Problem

Problembeschreibung & Fakten

Unter dem Begriff „demographischer/demografischer Wandel“ versteht man die Veränderung der Altersstruktur einer Gesellschaft. Die Altersstruktur ist von drei Faktoren abhängig – der Fertilität/Geburtenrate, der Lebenserwartung und der Migration.

Verändert sich in einer Gesellschaft einer der oben genannten Faktoren, beeinflusst dies direkt die Altersstruktur der Gesellschaft.

Anbei folgt ein vereinfacht formuliertes Beispiel, um das Zusammenspiel der genannten Faktoren verständlich darzustellen.

Wenn bspw. die Fertilität einer Gesellschaft sinkt, hat dies unmittelbar zur Folge, dass sich das Verhältnis zwischen „alten“ und „jungen“ Menschen ändert. Die Anzahl der „jungen“ Menschen sinkt, weil weniger Menschen geboren werden, wobei die Anzahl der älteren Menschen gleichbleibt. Das sich verändernde Verhältnis zwischen alten und jungen Menschen könnte wiederum durch eine erhöhte Einwanderung jüngerer Menschen ausgeglichen werden.

Da im Verlauf der Hausarbeit Prognosen herangezogen werden, sei an dieser Stelle kurz erläutert, wie solche Prognosen über die Auswirkungen des demographischen Wandels entstehen. Im Allgemeinen wird die aktuelle Bevölkerungszahl einer Gesellschaft auf Basis der Erwartungswerte für die drei genannten Faktoren extrapoliert. Daraus ergibt sich eine neue prognostizierte Bevölkerungszahl für ein bestimmtes Jahr, die je nach Änderungen der Faktoren gestiegen oder gesunken ist. Um die Auswirkungen dieser demographischen Veränderung zu untersuchen, analysiert man, wie sich die Änderungen der Bevölkerung auf die zu analysierenden Bereiche auswirken könnten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1 – Lebenserwartung in Deutschland – [1]

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland von 1960 bis 2014. Die Lebenserwartung ist innerhalb von 54 Jahren um 11,53 Jahre gestiegen. Auffällig ist außerdem, dass die Lebenserwartung im Zeitraum von 1960 bis 2000 mit einer höheren Steigung zugenommen hat, also schneller als in den darauffolgenden Jahren. 2014 erreicht die deutsche Lebenserwartung ihren derzeitigen Höchstwert mit 80,84 Jahren. Die deutsche Lebenserwartung ist im internationalen Vergleich relativ hoch, jedoch gibt es einige EU-Staaten, die eine noch höhere Lebenserwartung haben. (Frankreich: 82,37/ Schweden: 81,96/ Italien: 82,69 Jahre)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2 – Fertilität in Deutschland – [2]

Abbildung 2 zeigt die Geburtenrate in Deutschland zwischen 1960 und 2014. Besonders auffällig ist die Verringerung der Fertilität zwischen 1965 und 1975. Der starke Abfall innerhalb dieser 10 Jahre wird durch den sogenannten „Pillenknick“ – also das Erscheinen und die Verbreitung der Antibabypille begründet. Der zweite, in Rot markierte, sichtbare Abfall der Geburtenrate zwischen 1990 und 1995 lässt sich laut dem statistischen Bundesamt durch die Wiedervereinigung erklären. [3] Der Abbildung lässt sich entnehmen, dass die Geburtenrate in Deutschland seit 1975 relativ konstant geblieben ist. Das Geburtenratentief im Jahr 1995 mit 1,25 fällt auf, jedoch stieg es in den darauffolgenden Jahren wieder an, um 2014 eine Geburtenrate von 1,39 Kinder pro Frau zu erreichen. Im Vergleich zu den USA und Indien – wie auch zu anderen EU-Ländern (Schweden: 1,89/ Frankreich: 1,99) fällt auf, dass die deutsche Geburtenrate vergleichsweise gering ausfällt.

Die Einwanderungszahlen von 2014 mit 202.834 sind im Vergleich zu 2016 mit 745.545 Asylanträgen relativ gering. Die Einwanderungszahlen zwischen 1995 und 2014 bewegen sich zwischen 28.018 (2008) und 202.834 (2014). Die durchschnittliche Einwanderungszahl dieser 10 Jahre beläuft sich auf ca. 100.000 pro Jahr. Diese durchschnittliche Einwanderungszahl, ist der Wert des Faktors Migration der bei demographischen Prognosen üblicherweise verwendet wird. Es gibt auch Fälle in denen sich der Wert auf 200.000 erhöht. Dies ist der Fall wenn in bestimmten Jahren mit verstärkter Einwanderung zu rechnen ist. [4]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 – Bevölkerungspyramide Deutschland – [5]

Die Betrachtung der aktuellen deutschen Bevölkerungspyramide (Abb.3) zeigt, dass der Anteil der Menschen pro 5 Jahre im erwerbstätigem Alter zwischen 20 und 64 wesentlich höher ist, als der Anteil der Menschen pro 5 Jahre der zukünftigen erwerbstätigen Generation (0 – 19). Das deutsche demographische Problem lässt sich aus Abbildung 3 entnehmen. Die geringen Geburtenraten führen dazu, dass das ungleiche Verhältnis zwischen jüngeren und älteren Menschen nicht ausgleichen wird. Das Ungleichgewicht wird außerdem durch das Steigen der Lebenserwartung verstärkt. Durch die ungleiche Altersverteilung könnten sich Probleme für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt ergeben, worauf aber später genauer eingangen wird. Ein weiteres Problem liegt im Schrumpfen der deutschen Bevölkerung. Wenn die Menschen der Babyboom-Generation gestorben sind, hätte sich zwar das Verhältnis zwischen den älteren und jüngeren Menschen – bei gleichbleibender Geburtenrate – wieder näherungsweise angeglichen, aber die deutsche Bevölkerung wäre spürbar geschrumpft. Auswertungen des Statitischen Bundesamts zeigen, dass die deutsche Bevölkerung bis 2050 auf 69 bis 74 Millionen Menschen schrumpfen könnte. [6] Dieser Prozess, also das Schrumpfen der Bevölkerung Deutschlands, hat bereits 1970 begonnen.

Abb.4 stellt dar, dass seit 1970 die Sterberate in Deutschland höher ist als die Geburtenrate. Die deutsche Bevölkerung schrumpft seit dem Jahr 1970. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 714.927 Menschen geboren und 868.356 sind gestorben. Im Jahr 2015 wurden mit 737.575 Geburten wieder mehr Menschen geboren, aber es sind mit 925.200 Todesfällen auch wesentlich mehr Menschen gestorben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4 –Geburtenüberschuss- und defizitrate [7]

Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt

Die Folgen des demographischen Wandels in Deutschland sind eine ungleiche Verteilung der Altersstruktur und ein Schrumpfen der Bevölkerung. Außerdem trägt die steigende Lebenserwartung in Kombination mit der geringen Geburtenrate dazu bei, dass das Medianalter der deutschen Bevölkerung steigt.

Aus diesen Folgen lassen sich verschiedene Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt ableiten. Die ungleich verteilte Altersstruktur – also das ungleiche Verhältnis der Anteile der jungen und der alten Menschen an der Bevölkerung – wird die Funktionalität der sozialen Sicherungssysteme gefährden. Die bisherigen demographischen Veränderungen machen sich bereits teilweise im Verlust der Funktionsfähigkeit der sozialen Absicherungssysteme spürbar.

In Deutschland funktionieren die Absicherungssysteme – gesetzliche Krankenversicherung und gesetzliche Rentenversicherung – nach dem Umlageverfahren. Die eingezahlten Beiträge werden für die Erbringung der Leistung der Systeme aufgewendet. Diesem System liegt die Annahme zu Grunde, dass Einnahmen und Ausgaben sich über einen langen Zeitraum ausgleichen und konstant bleiben. Die Problematik des Umlageverfahrens ist, dass eine immer kleiner werdende Anzahl an erwerbstätigen Menschen die immer größer werdende Anzahl an Rentnern mitfinanzieren muss. Das Ausmaß dieser Problematik wird mit dem Eintritt der Babyboom-Generation ins Rentenalter ein Höchstmaß erreichen.

Die Gesundheitsausgaben eines 60-Jährigen sind im Durchschnitt doppelt so hoch wie die eines 20-Jährigen. [8] Die steigende Anzahl der älteren, nicht erwerbstätigen Menschen, muss von einer sinkenden Anzahl an erwerbstätigen jüngeren Menschen mitfinanziert werden. Die Kosten der Absicherungssysteme steigen nicht nur durch die ungleiche Verteilung, sondern auch durch den proportionalen Gesundheitsausgabenanstieg mit dem Alter an. Es wird vermutet, dass dies zu einer eingeschränkten Funktionalität der sozialen Absicherungssysteme oder Beitragserhöhungen führt.

Solange das Renteneintrittsalter nicht erhöht wird und sich die Einwanderungsrate nicht erhöht, wird die sinkende Anzahl der Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt dazu führen, dass weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Das Sinken der Anzahl der Erwerbstätigen kann für Unternehmen einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zur Folge haben. Darüber hinaus wird das Durchschnittsalter der erwerbstätigen Menschen steigen, was sich in einer Alterung der Belegschaft von Unternehmen auswirken wird.

Wenn man davon ausgeht, dass das Leistungspotenzial der Erwerbstätigen mit zunehmendem Alter abnimmt, würde dies für die Unternehmen ein Sinken der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bedeuten. Ein Sinken der Leistungsfähigkeit von Unternehmen könnte auch dadurch entstehen, dass nicht ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte gefunden werden können. Der Arbeitsmarkt generell würde mit abnehmendem Leistungspotenzial der Erwerbstätigen und einer geringeren Anzahl an Erwerbstätigen an Leistungsfähigkeit und eventuell auch Innovationsfähigkeit einbüßen.

Das Sterben der Babyboom-Generation könnte den Arbeitsmarkt ebenfalls stark beeinflussen. Zurzeit gehört der Großteil der Babyboom-Generation noch der Gruppe der Erwerbstätigen an. Sobald diese Generation in Rente gehen wird, wird sich ein Mangel an Arbeitskraft spürbar machen. Vorerst jedoch wird die Babyboom Generation weiterhin Güter konsumieren. Wenn die Babyboom Generation sterben sollte, wird erstens die Bevölkerung stark schrumpfen und zweitens würde sich ihr Konsum einstellen. Das „Konsumlevel“ wird daraufhin sinken und würde auf Grund der geschrumpften Bevölkerung und der geringen Geburtenraten ein solches Niveau vorerst nicht mehr erreichen. Das Sinken des Konsumlevels würde sich in einer verringerten Marktnachfrage widerspiegeln. Der verringerten Nachfrage würde dann ein Angebotsüberschuss gegenüberstehen, was den Markt kurzzeitig aus dem Gleichgewicht bringen könnte. Das Marktgleichgewicht würde sich vermutlich durch ein Anpassen des Angebots an die Nachfrage sowie Preisanpassungen wiederherstellen. Veränderungen, die das Marktgleichgewicht betreffen, ziehen weitreichende Folgen mit sich. Sinkt die Nachfrage, könnte das Anpassen der Angebotsmenge Auswirkungen auf die Beschäftigung haben, was in Branchen mit geringerer Beschäftigung zu erhöhter Arbeitslosigkeit oder zu Insolvenz von Unternehmen führen kann.

Der Prozess des Alterns der Bevölkerung stellt außerdem neue Herausforderungen an den Arbeitsmarkt und die Unternehmen. Die Arbeitsbedingungen und die produzierten Güter müssten sich eher an Interessen und Gegebenheiten von älteren Menschen orientieren. Die produzierten Güter müssten an die gewandelten Bedürfnisse einer alternden Kundschaft angepasst werden. Darüber hinaus müssten sich Unternehmen informieren und weiterbilden, wie ältere Arbeitskräfte optimal einzusetzen sind und unter welchen Bedingungen sie ihr Potenzial am besten ausschöpfen können. Neue Herausforderungen bzw. Chancen ergeben sich für den Arbeitsmarkt und die Unternehmen auch durch die verstärkte Einwanderung im Jahr 2016. Durch eine Anpassung und gelungene Integration sowie Aus- und Fortbildung von Asylanten mit Bleiberecht könnte die Arbeitskraft dieser Menschen genutzt werden, um Arbeitskräftemängel in bestimmten Branchen teilweise zu kompensieren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Auswirkungen des demographischen Wandels in Deutschland auf den Arbeitsmarkt
Untertitel
Prognosen, Lösungsansätze und Vergleich mit Japan
Hochschule
Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
17
Katalognummer
V377955
ISBN (eBook)
9783668553514
ISBN (Buch)
9783668553521
Dateigröße
644 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
japan, demographischer wandel
Arbeit zitieren
Gabriel Hilbrig (Autor:in), 2016, Auswirkungen des demographischen Wandels in Deutschland auf den Arbeitsmarkt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377955

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