Die Sprachmittlung. Übersetzen und Dolmetschen im Fremdsprachenunterricht


Ausarbeitung, 2016

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die didaktische Einordnung

3. Die Definition von Sprachmitteln

4. Die didaktische Diskussion

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Fremdsprachen sind die Zukunft, etwas, das in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts nicht mehr wegzudenken ist. Sogar im eigenen Land wird man vor Probleme gestellt, sollte man die Neologismen und Lehnwörter des Englischen falsch aussprechen, geschweige denn nicht verstehen.

Nach einer Umfrage des Eurobarometers im Jahr 2005 sprechen 67% aller Deutschen eine Fremdsprache so gut, um sich darin unterhalten zu können1. Europaweit gibt es acht Staaten, in denen der Wert bei 90% oder mehr liegt. Fremdsprachen sind im Kommen, doch was bedeutet es eigentlich, eine Fremdsprache zu lernen? Was steckt dahinter? Dass zu den erlernenden Fertigkeiten das Hörverstehen, das Sprechen, das Schreiben und das Lesen gehört, wird von niemandem infrage gestellt. Doch es existiert eine fünfte Fertigkeiten, welche seit vielen Jahren sehr umstritten und kritisch gesehen wird: die Sprachmittlung.

Im Folgenden sollen diese zunächst voneinander abgegrenzt werden, anschließend wird eine kurze Erläuterung des Sprachmittelns versucht. Darauf folgt ein Gegenüberstellen der Vor- und Nachteile des Lehrens dieser Fertigkeit im Fremdsprachenunterricht.

2 Die didaktische Einordnung

Die Fremdsprachendidaktik hat sich darauf geeinigt, dass Fremdsprachen durch das Erlernen von vier bis fünf Fertigkeiten beherrscht werden.

Eine essentielle ist das Hörverstehen: Wie kann man ein Gespräch führen, ohne das Gegenüber auditiv zu verstehen (Gebärdensprache sei an dieser Stelle außen vor gelassen)? Das Gehirn nimmt über das Ohr eine Lautkette auf und sucht nach der entsprechenden konzeptionellen Verknüpfung. Doch einen Anfänger2 in einen Dialog mit einem anderen Sprecher zu verwickeln und frei über ein Thema reden zu lassen, würde zu heilloser Überforderung führen. So gibt es, je nach Sprachniveau, verschiedene Vorübungen, die eine solche Situation, in der übrigens weit mehr als bloßes Hörverstehen gefordert ist, vereinfachen. Es wird zwischen Aufgaben unterschieden, die vor, w ä hrend und nach dem Hören stattfinden. Eine vereinfachte Form wäre zum Beispiel das Hören eines kurzen Dialogs an einem Bahnhof. Eine Aufgabe vor dem Hören wäre, die Schüler bereits an die akustischen Reize zu gewöhnen, also zunächst die „Bahnhofsatmosphäre“, zunächst ohne Text, wirken zu lassen.

W ä hrend des Hörens kann ein lückenhafter Text vollständig ausgefüllt werden. Eine klassische Postaktivit ä t dient der Festigung des Verständnisses, z.B. in Form von Fragen zum Text.

Die zweite Fertigkeit, das Sprechen, ist ebenso wichtig; dient sie doch der Ermöglichung einer Antwort in einem Dialog.

Vor- Aufgaben können zur Verbesserung der Artikulation bestimmter Worte oder der Klärung dieser selbst dienen.

W ä hrend des Sprechens können, je nach Sprachniveau, unterstützende Inhalte benutzt werden. Freies Sprechen in Form eines freien Dialogs mit einem (Mutter- )Sprachler ist erst ab einer sehr hohen Sprachbeherrschung möglich - und wird im schulischen Kontext nur in speziellen Fällen möglich sein. Daher wurden Übungen entwickelt, die Sprechanlässe aufbauen, strukturieren und simulieren, wie zum Beispiel die Beschreibung eines Bildes oder der modellhafte Dialog zweier Menschen mithilfe von Rollenkarten, auf denen stichpunktartig beschrieben wird, über was geredet werden soll.

Auch das Lesen ist in unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, dementsprechend unerlässlich ist diese Fertigkeit auch im Fremdsprachenunterricht. Ebenso wie beim Hören finden hier parallel zueinander top-down- und bottom-up- Prozesse statt. Top-down beschreibt die abstrakte Ebene, also das Textverständnis, selbst wenn nicht alle Wörter bekannt sind. Forscher haben jedoch herausgefunden, dass ca. 95% der Wörter eines Textes bekannt sein müssen, um diesen zu

männlichen und weiblichen Schreibweise, wie z.B. Schülerinnen und Schüler, verzichtet. Die männliche Form wird neutral und ohne Wertung verwendet.

verstehen3. Bottom-up bedeutet, der Lernende kennt zwar die einzelnen Wörter, kann jedoch das Konzept dahinter nicht verstehen.

Vor dem Lesen aktiviert man oftmals das bereits vorhandene Vorwissen. W ä hrend des Lesens soll ein Textverständnis entwickelt werden; sinnvoll ist es, Schlüsselwörter zu unterstreichen. Danach bietet sich eine Diskussion an, es können auch Verständnisfragen gestellt werden.

Die vierte Fertigkeit ist das Schreiben. Sie differenziert sich dahingehend von der Fähigkeit „Abschreiben“, da hier von einer selbstständigen Formulierung der Gedanken ausgegangen wird. Die Schreibkompetenz muss Stück für Stück aufgebaut werden und ist ein an sich sehr komplexes Phänomen. Vor allem für den Lehrer bedeutet dies sehr viel Arbeit, muss er doch das Feedback auf dem schriftlichen Weg geben.

Eine gute Vor- Übung ist das Mitschreiben während eines Referates bzw. Vortrages. Der Schüler hört einerseits zu und versteht die durch die Vortragenden geäußerten Sätze, andererseits fasst er die für sich wichtigen Informationen in Form von Stichpunkten zusammen.

Das eigentliche Schreiben von Texten muss gut strukturiert und, je nach Leistungsniveau, sehr offen oder nah entsprechend einer Fragestellung beantwortbar sein. Während es zu Beginn des Sprachenlernens durchaus Sinn macht, einen Text über das eigene Zimmer zu schreiben (Präsens), wird diese Aufgabe später verkompliziert, da nun über die letzten Ferien berichtet werden soll (Vergangenheit), und führt später zu einem argumentatorischem Aufsatz über eine bestimmte Fragestellung wie z.B. einen Text als Antwort zu einem Zeitungsartikel über die wirtschaftlichen Probleme Venezuelas durch die Wirtschaftsform Sozialismus (zeitenübergreifend, argumentativ, spezielles Vokabular).

Eine Nach- bereitung kann immer das Verbessern eigener Fehler sein.

An dieser Stelle ist, je nach didaktischer Sichtweise, die fünfte Fertigkeit, das Übersetzen, anzusiedeln.

Die didaktischen Positionen sollen später dargestellt werden, zunächst geht es um eine kurze Vorstellung der Übungen.

Das Übersetzen bzw. Sprachmitteln stellt eine sehr komplexe, zu erlernende Fertigkeit dar. Eine tatsächliche 1:1-Übersetzung gelingt nur ausgebildeten Übersetzern. Trotzdem kann diese Fertigkeit auch in der Schule vermittelt werden, ob dies sinnvoll ist, soll später geklärt werden.

Eine vereinfachte Form des Sprachmittelns ist das Zuordnen von fremdsprachlichen zu muttersprachlichen Sätzen (auf einem einfachen Niveau: „Me llamo Fritz“ muss der deutschen Entsprechung „sich vorstellen“ zugeordnet werden). Komplexer ist bereits die Aufgabe, in einem fiktionalen Dialog schriftlich zwischen zwei Freunden zu vermitteln, die keine gemeinsame Sprache sprechen. Durch die Kontextbindung ist jedoch auch hier eine Übersetzung im Bereich des in der Schule Machbaren. Mündlich wäre dieselbe Übung schon sehr viel komplexer. Auch dies kann in der Schule in der Art gestaltet werden: Man stelle sich vor, die Austauschschüler aus Spanien möchten sich mit einem Klassenkameraden unterhalten, der jedoch kein Spanisch spricht. In dieser realen Situation muss ein Schüler als Sprachmittler auftreten. In dieser „entschärften“ Situation des Simultandolmetschens kann jedoch der Satz beliebig oft wiederholt werden, es müssen nicht alle Wörter bekannt sein, um den Sinn zu verstehen und diesen in der Muttersprache wiederzugeben. Umgekehrt wird sicherlich jeder Schüler auf große Herausforderungen stoßen.

3 Die Definition von Sprachmitteln

Doch bevor eine tiefgründige Beschäftigung mit dem Phänomen des Sprachmittelns möglich ist, muss zunächst geklärt werden, worum es sich dabei genau handelt. Die Übersetzungswissenschaft sieht darin einen Oberbegriff, der die Elemente des Übersetzens und des Dolmetschens miteinander vereint. Es muss jedoch terminologisch aufgepasst werden: Eine Mediation, wie das Sprachmitteln gelegentlich bezeichnet wird, ist eigentlich ein „in der Psychologie erarbeitetes Verfahren zur Konfliktlösung [...]“4. Dementsprechend vorsichtig muss mit den Begriffen umgegangen werden. Auch wenn es im Englischen eine „mediation“ gibt, muss diese in der deutschen Sprache mit dem Wort „Sprachmittlung“ übersetzt werden.

[...]


1 Bundeszentrale für politische Bildung, 2011.

2 Um den Lesefluss dieser Ausarbeitung zu beeinträchtigen, wird auf eine Unterscheidung der

3 Siehe Mondria, 2007, S. 63.

4 Rösler & Reimann, 2013, S. 13.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Sprachmittlung. Übersetzen und Dolmetschen im Fremdsprachenunterricht
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2016
Seiten
13
Katalognummer
V377949
ISBN (eBook)
9783668553347
ISBN (Buch)
9783668553354
Dateigröße
499 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
DaF, DaZ, Deutsch als Fremdsprache, Deutsch als Zweitsprache, Sprachmitteln, Fertigkeiten, Vermittlung, Diskussion Sprachmitteln, Deutsch unterrichten, Kompetenzen
Arbeit zitieren
David Stein (Autor:in), 2016, Die Sprachmittlung. Übersetzen und Dolmetschen im Fremdsprachenunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377949

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