Die nationalsozialistische Ideologie im Schulunterricht von 1933-1945


Hausarbeit, 2016

34 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Ziele der nationalsozialistischen Ideologie im Schulunterricht

3 Schulbücher

4 Schulfächer
4.1 Leibeserziehung
4.2 Deutsch
4.3 Geschichte
4.4 Biologie
4.5 Weitere Fächer

5 Liedgut

6 Schülerzeitung: Hilft mit!

7 Zusammenfassung

8 Literaturverzeichnis

9 Anhang

1 Einleitung

„Zweiter Weltkrieg“, „Adolf Hitler“, „Judenermordung“ und weitere sind Begriffe, die heutzutage jedem bekannt sind und sofort mit einem Zeitabschnitt in Verbindung gebracht werden. 1933 kam Adolf Hitler mit seiner Partei NSDAP, mit dem Ziel Europa zu beherrschen und Krieg zu führen an die Macht. Außerdem wollte Adolf Hitler seine Ideologie einführen, nämlich die Dienstbereitschaft und Opferwilligkeit für die Ziele des Vaterlandes und die nationalsozialistische Weltanschauung. Dabei spielte der Antisemitismus eine wichtige Rolle in der nationalsozialistischen Ideologie, der den Holocaust mit ca. 6.000.000 ermordeten Juden zur Folge hatte. Niemand hätte zu dem Zeitpunkt gedacht, dass die Nationalsozialisten unvorstellbare Verbrechen begehen würden. Viele fragen sich wie es Adolf Hitler geschafft hat seine Ideologie umzusetzen und das Volk zu beeinflussen. Neben den Eltern und der Hitlerjugend war die Schule ein wichtiger Faktor der ideologischen Erziehung. Dass man den Lehrer mit dem Hitler-Gruß empfing oder in allen Klassenräumen ein Bild Adolf Hitlers hing, ist allgemein bekannt. Nach der Machtergreifung endete die Reformpädagogik im Schulsystem. Die NSDAP wollte das ganze Schulsystem ändern. Zuallererst wurden die Lehrer, die nicht der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen, wie zum Beispiel Juden, Kommunisten oder kritische Lehrer, aus dem Schulwesen entfernt. Neben der Gleichschaltung der Lehrer wurden auch die Konfessions- und Privatschulen ausgeschaltet, so dass „70 Typen differenzierte Oberschule auf drei Grundtypen reduziert, nämlich auf die neusprachliche und die naturwissenschaftliche Oberschule – jeweils für jungen oder für Mädchen – sowie das humanistische Gymnasium“[1]. Hinzu kam auch noch die Änderung der Schulzeit auf zwölf Jahre. Die Grundschule dauerte nur noch vier Jahre. Im totalitären Schulsystem wurde die Umsetzung der Richtlinien durch die Hitlerjugend, SA, SS und Wehrmachtorganisation überprüft.[2] Der Einfluss der Hitlerjugend war so groß, so dass 1934 der „Staatsjugendtag“ eingeführt wurde.[3] Jeden Samstag gestalteten die Hitlerjugend und die Schule gemeinsam den Unterricht. Der Unterricht war für Schüler konzipiert, die nicht der Hitlerjugend angehörten. Inhalte des Unterrichts waren die nationalpolitische Belehrung und Sporteinheiten. 1936 wurde der Staatsjugendtag wieder abgeschafft, da die gesamte Jugend nun verpflichtet war der Hitlerjugend beizutreten. Nach der Machtergreifung bildete sich der Nationalsozialistische Lehrerbund (NSLB), der neue Prüfungsvorschriften erließe, Richtlinien entwarfe und Schulbücher kontrollierte.[4] 1936 waren „97% von circa 320.000 Lehrkräften Mitglieder“[5], wovon ein Drittel der Lehrer Mitglieder in der NSDAP waren. Trotz der neuen Richtlinien begann die Einflussnahme auf die Unterrichtsinhalte erst ab 1938. Da die Schulbücher Hauptmaterial im Unterricht waren, wurde ein „reichseinheitliches Volksschul-Lesebuch“[6] entwickelt, das an den Volksschulen eingeführt wurde. Weitere Schulbücher und Lehrmittel, die im Schulunterricht verwendet wurden, wurden streng kontrolliert.[7] Die Schule sollte auf die Jugend Einfluss nehmen. Für die Erziehung der Jugend war neben der Hitlerjugend, dem Bund Deutscher Mädel und dem Elternhaus die Schule verantwortlich. Wie die Veränderung der Schule aussah, wurde beschrieben. Doch welche Rolle spielte die Schule bei der Erziehung der Schüler und Schülerinnen des deutschen Volkes und wie wurde die nationalsozialistischen Ideologie im Schulunterricht vermittelt? Diese Forschungsfrage wird in der vorliegenden Projektarbeit „Die nationalsozialistische Ideologie im Schulunterricht von 1933 – 1945“ untersucht.

Die erste Phase der Projektarbeit betrachtet die Ziele der nationalsozialistischen Ideologie im Schulunterricht. Dies ist ein wichtiger Schritt, da Adolf Hitler wollte, dass die totalitäre Erziehung im privaten, aber auch öffentlichen Bereich stattfand. Im Unterricht wurde viel gesungen, aber auch mit Schulbüchern gearbeitet. Zuerst werden die Schulbücher untersucht. Da die Schulbücher ein wichtiges Material in fast allen Schulfächern waren, knüpft das Thema direkt an. Jedoch ist das kein Unterthema, sondern ein eigenes Kapitel, da auch weitere Aspekte als nur die Schulbücher betrachtet werden. Zu den wichtigsten Schulfächern gehören Leibeserziehung, Deutsch, Geschichte und Biologie. Nach der Machtergreifung war die Leibeserziehung im Gegensatz zu heute ein wichtiges Fach, da es die Jugendlichen körperlich auf den Krieg vorbereitete. Natürlich durfte das Fach Deutsch nicht fehlen, denn im Fach Deutsch wurden politische, aber auch ideologische Themen behandelt. Das Fach Geschichte gehört ebenso zu den relevanten Fächern, denn in diesem Fach wurden viele Heldengeschichten der arischen Rasse aus der Vergangenheit mit den Schülern besprochen. Die Rassenlehre sollte insbesondere im Fach Biologie nähergebracht werden, so dass das Fach Biologie ebenso ein eigenes Unterthema haben wird. Am Ende wird ein kurzer Blick auf die Umsetzung der nationalsozialistischen Ideologie in den weiteren Fächern geworfen. Anschließend wird das Liedgut betrachtet. Der Hauptteil endet mit der nationalsozialistischen Schülerzeitung „Hilf mit!“. Obwohl die Schülerzeitung nicht direkt im Schulunterricht vorkommt, ist es trotzdem ein wichtiges Kapitel, da diese Schülerzeitung als Propagandamittel für die Schüler gedacht war.

2 Ziele der nationalsozialistischen Ideologie im Schulunterricht

In diesem Kapitel geht es um die nationalsozialistische Ideologie im Unterricht. Insbesondere die Anforderungen an die Jugend von Adolf Hitler sollen deutlich gemacht werden.

Als Adolf Hitler 1933 an die Macht kam, forderte er eine Umerziehung der Deutschen und vor allem der Jugendlichen, die sehr wichtig für ihn waren. Sie sollten nämlich früh anfangen an ihn und an das Vaterland zu glauben. Das „geforderte Umlernen betraf Motive, Wertvorstellungen und Verhalten“[8]. 1936 hielt Adolf Hitler eine Rede bei einer HJ-Versammlung in Rechenberg am 2.12.1938. In dieser Rede sagte Adolf Hitler: „Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln. Und wenn diese Knaben, dieses Mädchen mit ihren zehn Jahren in unsere Organisationen hineinbekommen und dort nun oft zum ersten Male überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir sie vier Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei oder in die Arbeitsfront, in die SA und in die SS, in das NSKK und so weiter. […]“[9]. Diese Rede zeigt, dass Adolf Hitler die totalitäre Kontrolle der Erziehung der Jugend wollte. Für Adolf Hitler war das Hauptlernziel der Schule die mentale Vorbereitung auf den Krieg. Denn „nicht das Leben in Frieden, sondern der Tod im Kampf sei >>Vollendung menschlichen Daseins<<“[10]. Demzufolge waren plötzlich Deutsch, Geschichte sowie das Fach Sport wieder die wichtigsten Fächer des Nationalsozialismus, da man im Sportunterricht körperlich auf dem Krieg vorbereitet wurde und in Geschichte und Deutsch die Liebe zum Vaterland entwickelt wurde. Jedoch waren die anderen Fächer auch wichtig, da in allen Fächern die nationalsozialistische Ideologie verbreitet wurde, nämlich die Dienstbereitschaft und Opferwilligkeit für die Ziele des Vaterlandes und „in der heranwachsenden Jugend den Sinn und das Gefühl für des Volkes Ehre und Macht zu erwecken und in jedem jungen Mädchen die heiligen Gefühle der Vaterlandliebe und der treuen Pflichterfüllung zu mobilisieren“[11] . [12] In allen Fächern hatte man versucht die Schüler zu manipulieren, indem sie zum Beispiel Aufgaben lösen mussten, in denen sich die nationalsozialistische Ideologie versteckte, damit die Schüler ein Gefühl von Stolz für das Vaterland und ein rassistisches Gefühl für die eigene und andere Rassen entwickelten. Denn „wer die Jugend hat, hat die Zukunft“[13]. Adolf Hitler hat somit die Jugend als Werkzeug seiner Ziele verstanden und diese durch den Unterrichtsstoff manipuliert, nachdem Adolf Hitler und die NSDAP an die Macht kamen, der Lernstoff umgeändert wurde. „Es sind vor allem die Mythen […] als Teile der umgreifenden Ideologie, nämlich die unbeweisbaren Lehren von Rasse, Vererbung, Volksgemeinschaft und blutsmäßigen Bindungen“[14]. Wichtig war, dass die Lehrer als Vorbild dienten, welche mit Begeisterung die Themen den Schülern näherbrachten. Somit war neben dem Militarismus die Rassenlehre zentraler Punkt der nationalsozialistischen Ideologie. Ein wichtiger Faktor der nationalsozialistischen Erziehung war die Rassenlehre[15]. Adolf Hitler war der Meinung, dass die „wichtigste Aufgabe des Staats >>die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der besten rassischen Elemente<< genannt und gefordert, dass auch die Jugend auf dieses Ziel ausgerichtet werden müsse<<“[16]. Somit spielte die Rassenlehre, insbesondere der Antisemitismus, in vielen Fächern, insbesondere in den Fächern Biologie und Geschichte eine große Rolle.[17] Im nächsten Kapitel „Schulbücher“ werden viele Beispiele genannt, wie die Rassenlehre im Schulunterricht umgesetzt wurde.

3 Schulbücher

An das vorherige Kapitel anknüpfend geht es in diesem Kapitel „Schulbücher“ um die Inhalte der Schulbücher. Es soll überprüft werden wie viel Ideologie angewandt wurde. Außerdem wird ein wichtiges Kinderbuch der nationalsozialistischen Zeit, nämlich „der Giftpilz“ von Ernst Hiemer, dargestellt und analysiert.

Wie es nachzuverfolgen war, sind nach der Umerziehung auch die Schulbücher verändert worden, so dass sie der Vorstellung der Nationalsozialisten entsprachen, um die Jugend zu beeinflussen, so wie sie es auch wollten. Die Schulbücher waren das wichtigste Instrument im Schulunterricht.[18] „Sie alle sollten den >>kämpferischen, chauvinistisch-rassenbewussten Nationalsozialisten<< beim Heranbilden helfen“[19]. Gerade unter den Lesebüchern gab es einige, die nur Mythen enthielten.[20]

In einer Mathematikaufgabe aus einem Rechenbuch für die Mittelschule soll der Schüler berechnen, wie viel Minuten ein Flugzeug für die Strecke Essen-Frankreich bei 250 km Stundengeschwindigkeit braucht.[21] Das genannte Beispiel zeigt, dass sich hinter „normalen“ Mathematik-Aufgaben in Wahrheit militärisches Denken versteckte und dieses durch solche Aufgaben förderte. Mit Hilfe dieser Aufgabe wurden Schüler auf den Krieg, der auch das Hauptziel der mentalen Kriegsvorbereitung war, vorbereitet. Durch solche Aufgaben sollten die Schüler lernen besser Strecken schätzen zu können. Der formale und inhaltliche Aufbau macht deutlich, dass erst Daten und Fakten genannt wurden um den Schüler zu verdeutlichen, bestimmte Schlüsse zu ziehen.[22] In einer anderen Mathematikaufgabe ebenso aus dem Rechenbuch für die Mittelschule wie die vorherige Aufgabe wird die Beeinflussung der Schüler nochmal deutlich.[23] In der Aufgabe werden angebliche Fakten genannt wie hoch der jährliche Aufwand vom Staat für einen Geisteskranken ist. Wichtig dabei ist, dass mit hohen Summen gerechnet wird. Am Ende der Aufgabe wird geschickt die Manipulation eingesetzt, da die errechnete Summe mit einer erbgesunden Familie, die die Schüler betreffen, verglichen wird. Bei dieser Aufgabe wird deutlich, dass hier versucht wurde, die Schüler damit zu manipulieren, dass Kranke und Behinderte zu verachten und zu bekämpfen sind und dadurch die Schüler zur Unmenschlichkeit erzogen wurden. Ziel dieser Aufgabenstellung ist, dass die Schüler „Behinderte“ als besondere Belastung ansehen sollten.

Eine beliebte Methode der Rassenlehre in der Grundschule war der Einsatz des Schulbuches „der Giftpilz“ von Ernst Hiemer, das von Stürmer-Buchverlage 1938 in Nürnberg herausgegeben wurde. Das Buch gab den Schülern Ratschläge wie sie Juden erkennen und war mit Rassenlehre, insbesondere mit dem Antisemitismus, gefüllt. Das Buch hat fünfzehn Kapiteln, die sich mit dem Juden befassen. In jedem Kapitel wird der Jude negativ dargestellt. Inhalte sind zum Beispiel die Religion, der Beruf, die Betrügerei oder der Lebensstil des Juden. Jedes Kapitel beginnt mit einer Zeichnung, dass zum Text passt und endet mit einem kurzen Gedicht. Im vorletzten Kapitel behauptete der Autor des Buches, dass es keine anständigen Juden gäbe und der „Zorn und Neid, Hass und Wut liegt dem Judenvolk im Blut“[24]. Am Ende wird das deutsche Volk aufgerufen gegen die Juden im Deutschen Reich vorzugehen.[25] Das erste Kapitel „Der Giftpilz“ handelt von einer Mutter und ihrem Sohn Franz, die im Wald Pilze sammeln. Die Mutter erklärt Franz, dass es wie bei den Menschen >>genießbare und giftige<< Pilze gibt. Der Junge versteht schnell, dass mit den giftigen Pilzen die Juden gemeint sind, da sie für das Volk Gift sind.[26] Im nächsten Kapitel „Woran man die Juden erkennt“[27] wird der Schulunterricht beschrieben, in dem der Lehrer den Schülern beibringt, woran man einen bzw. den Juden erkennt. In diesem Kapitel sind die Merkmale des Juden wie die Form der Nase, der Lippen, der Augenbrauen, des Körperbaus und der widerliche, süßliche Geruch, womit man einen >>Juden immer riechen<< kann. Im neunten Kapitel „Inge’s Besuch bei einem Jüdischen Doktor“ geht es um ein Mädchen namens Inge, das krank ist.[28] Die Mutter möchte, dass sie zum jüdischen Arzt geht, aber Inge weigert sich, da sie im Bund Deutschen Mädel gelernt hat, dass sie niemals zu einem jüdischen Arzt gehen darf, da die Juden die Deutsche vernichten wollen. Da die Mutter daraufhin wütend wird, da diese Vorwürfe nicht stimmen, geht sie zum Arzt. Dieser versucht sie bei der Behandlung zu missbrauchen, woraufhin das Mädchen sich verteidigt und flieht. Bevor das Kapitel mit einer Geschichte beginnt, sieht man ein Bild und ein Zitat passend zur Geschichte. Auf dem Bild im Kapitel Neunsieht man ein junges Mädchen mit arischen Merkmalen im Wartezimmer sitzen.[29] Außerdem sieht man einen jüdischen Arzt, der sie zur Behandlung abholen will. Er wirkt angsteinflößend. Die Merkmale dieses Juden sind die aus dem zweiten Kapitel „Woran man einen Juden erkennt“. Unter dem Bild steht „Hinter den Brillengläsern funkeln zwei Verbrecheraugen und um die wulstigen Lippen spielt ein Grinsen“. Bei der Analyse beider Geschichten stellt man fest, dass der Inhalt mit Antisemitismus gefüllt ist. Der Jude wird als ein Gift, der eine ganze Stadt zerstören kann, als ein Krimineller, ein Kinderschänder und als Unglücksbringer für Krankheiten und Tod dargestellt. Die große Feindseligkeit den Juden gegenüber ist nicht zu übersehen. Der Höhepunkt ist, dass mit dem Juden „der Teufel in Menschengestalt“ assoziiert wird. Dabei ist zu erkennen, dass die Thesen als Fakten dargestellt werden und nirgendwo wissenschaftlich begründet werden. Die Kinder werden in der Grundschule mit Hilfe solcher Bücher beeinflusst den Juden von klein aus als Giftpilz zu sehen. Sie bekamen Vorurteile gelehrt. Diese Vorurteile werden mit den jeweiligen Geschichten und dazugehörigen Bildern verstärkt, so dass sie schon ein falsches Bild von Juden haben ohne diesen wirklich zu kennen.

Zurückblickend auf die Fragestellung waren die Schulbücher ein wichtiges Instrument im Unterricht, da die Inhalte der Schulbücher die nationalsozialistische Ideologie vermittelten.

4 Schulfächer

Nachdem die Inhalte der Schulbücher dargestellt wurden, geht es in diesem Kapitel um die Schulfächer. Folgende Fächer werden dabei stark untersucht: Leibeserziehung, Deutsch, Geschichte und Biologie. Da im Schulunterricht viel mit Schulbüchern gearbeitet wurde, aber dieses Kapitel auch weitere Aspekte der Schulfächer beinhaltet, hat dieses Thema ein eigenes Kapitel und knüpft an das vorherige Thema an.

4.1 Leibeserziehung

In diesem Unterkapitel geht es um eines der wichtigsten Fächer im Nationalsozialismus: Leibeserziehung. Insbesondere der Militarismus in der nationalsozialistischen Ideologie soll in diesem Schulfach deutlich gemacht werden.

Eigentlich ist das Schulfach Sport ein unscheinbares Nebenfach, doch im Nationalsozialismus wurde die Perspektive verändert. Denn Sport wurde genutzt als Erziehung zur Wehrhaftigkeit. In Folge dessen wurde es „zum wichtigsten Schulfach und der Turnlehrer zum Erzieher der Nation deklariert“[30]. Adolf Hitler wollte „das Heranzüchten kerngesunder Körper“ und somit schrieb er in dem Buch „Mein Kampf“: „Man gebe der deutschen Nation sechs Millionen tadellos trainierte Körper, alle von fanatischer Vaterlandsliebe durchglüht und zu höchstem Angriffsgeist erzogen, und in nationaler Staat wird aus ihnen, wenn notwendig, in nicht einmal zwei Jahren eine Armee geschaffen haben“[31]. Durch Mutübungen, Kraft- und Kampfsportarten wurden die Jungen körperlich und charakterlich auf den Wehrdienst vorbereitet und zu politisch-soldatischen Kämpfer geformt.[32] Es gab neben dem Turnen Hindernis laufen, Klettern, Schießen und Mannschaftsspiele. Wie man an der Auswahl der Sportarten sehen konnte, wurde nicht nur die körperliche Vorbereitung auf den Krieg betrieben, sondern auch das Gefühl der Kameradschaft gefördert, indem man sich zum Beispiel gegenseitig unterstützte oder bei Mannschaftsspielen gemeinsam kämpfte. Demzufolge kann man in diesem Fall auf den Leitspruch „Du bist nichts - dein Volk ist alles“ zurückgreifen, der bedeutet, dass die Schüler nur gemeinsam stark ist. Aus diesem Grund wurden Mut, Härte, kämpferischer Einsatz, Mannschaftsgeist und Disziplin, Überlegenheitsgefühl und Rassebewusstsein im Sportunterricht vermittelt und die physische und psychische Kampfbereitschaft gefördert.[33] Wie man anhand der Stundentafel eines Gymnasiums sehen kann, hatte der Sportunterricht bzw. die Leibeserziehung einen erheblichen Anteil an den Unterrichtstunden, nämlich fünf Stunden in der Woche, dass ein Siebentel der wöchentlichen Gesamtstundenzahl ausmacht und das von der ersten bis zur achten Klasse.[34]

In der nationalsozialistischen Schülerzeitung „Hilf mit!“ wurden viele Bilder aus dem Sportunterricht veröffentlicht. Weitere Informationen zur Schülerzeitung folgen im Kapitel 6. „Die Schülerzeitung ‚Hilf mit!‘ “. Auf der Grafik „Sportunterricht: Bombenwerfen“ sieht man Schüler, die „Bombenwerfen“ spielen.[35] Bei diesem Spiel muss der Schüler im Abstand von einem Meter zu einem waagerecht gestellten Kasten mit Hilfe dem Ringen den Medizinball über den Kasten werfen. Hinter dem Kasten befinden sich Kegeln, die vom Medizinball getroffen werden müssen. Es wird deutlich, dass es für unsere Zeit harte Sportarten sind, die nur athletische Personen gut meistern können. Daher wundert es nicht, dass es damals häufig zu körperliche Schäden kam. Zum vermeidlichen Versagen im Sportunterricht kam es durch die hohen und körperlichen Ansprüche und war häufig Grund genug, den Schüler von der Schule zu verweisen.[36]

4.2 Deutsch

Im letzten Kapitel ging es um die Leibeserziehung. Dieses Kapitel beinhaltet das Unterrichtsfach Deutsch. Auch hier soll die Beeinflussung der nationalsozialistischen Ideologie der Schüler gezeigt werden. Deutlich wird der Rassismus im Deutschunterricht.

Nach der Machtergreifung der NSDAP wurde der Deutschunterricht wieder zum Mittelpunktfach erklärt. Gemeinsam mit dem Schulfach Geschichte sollte Deutsch das politische Selbstbewusstsein stärken.[37] Wichtig dabei war, dass nur deutsche Werke behandelt wurden, wie zum Beispiel „die umfangreiche Sammlung völkisch-nationaler und nationalsozialistischer Literatur“[38]. „Zentraler Begriff war die Volksgemeinschaft, und zwar in vier Varianten: als Blutgemeinschaft, Schicksals- und Kampfgemeinschaft, Arbeitsgemeinschaft, Gesinnungsgemeinschaft. Nach diesem Schema wurde die Literaturauswahl getroffen, und in diesem Sinne wurden nationalsozialistische Literaturgeschichten geschrieben“[39]. Demnach wurden Werke von Juden oder wenn diese der nationalsozialistischen Ideologie nicht entsprachen, aus dem Lehrplan entnommen. Doch nicht nur die Literaturauswahl spielte zum Erreichen der nationalsozialistischen Ziele eine wichtige Rolle, sondern auch die Persönlichkeit des Lehrers im Deutschunterricht. Deshalb musste der Lehrer grundsätzlich eine bestimmte „rassenseelische Haltung“ besitzen, sprich ein überzeugter Nationalsozialist sein, denn nur so könnten ihn die Schüler als Vorbild ansehen und sich mehr beeinflussen lassen.[40]

Bei der Analyse einer Deutschaufgabe aus einem Arbeitsbuch für die Volksschule aus der nationalsozialistischen Zeit wird es deutlich, dass sich die nationalsozialistische Ideologie bereits in der Aufgabe versteckt.[41] In der Aufgabe geht es um Paare, wovon der Erste dem Zweiten vom Paar dient. Diese Stichpunkte sollen in Sätzen umgeformt werden. Dass Konzerte für die Unterhaltung und die Sprache für die Verständigung zuständig sind, ist selbstverständlich. Durch diese Selbstverständlichkeit wird der Schüler beim Lösen dieser Aufgabe manipuliert, da die Schüler sich denken würden, dass es auch selbstverständlich sei, dass Soldaten für das Vaterland dienen und Wehrsport für die Ertüchtigung notwendig sei. Da man beim Aufschreiben viel mehr behält als beim Lesen, muss man jeden Stickpunkt bei a) in Sätzen schreiben. Bei b) wird in der 2 Person Singular gefragt, damit sich jeder einzelne Schüler persönlich angesprochen fühlt. Diese Aufgabe zeigt, dass man versuchte die Schüler mit nationalsozialistischen Aufgaben zu lenken, damit das Kind ein Gefühl für das Vaterland bekommt und stolz darauf ist.

Ein bekanntes Gedicht namens „Mutterklage“ von Maria Kahle wurde oft im Unterricht der Mittelschule verwendet.[42] Im Gedicht beschreibt eine Mutter den Tod ihres Sohnes im Krieg. Beim Gedicht wird deutlich, dass die Mutter stolz auf ihren Sohn ist, da er für das Vaterland gestorben ist und wäre er zurückgekehrt, dann hätte sie ihn wieder gehen lassen, da es sie stolz macht, dass er für das Vaterland kämpft und somit sein Leben für das Vaterland opfert. Dieses Fazit hätten die Schüler bei der Analyse dieses Gedichtes auch gezogen und in ihnen wäre somit der nationalsozialistische Stolz erweckt, da es jedes Kind stolz machen würde, wenn die eigene geliebte Mutter stolz auf ihr Kind wäre.

[...]


[1] Flessau, Kurt-Ingo (1977), Seite 15.

[2] Vgl. Ebd.

[3] Vgl. Ebd. Seite 20.

[4] Vgl. Ebd. Seite 17f.

[5] Ortmeyer, Benjamin (2013), Seite 32.

[6] Flessau, Kurt-Ingo (1977), Seite 21.

[7] Vgl. Ebd. Seite 19ff.

[8] Scholtz, Harald (1985), Seite 11.

[9] Tondokument von Adolf Hitler, Rede bei einer HJ-Versammlung in Reichenberg am 2.12.1938. Zitiert nach: Ortmeyer, Benjamin (2013), Seite 44.

[10] Platner, Geert (2005), Seite 52.

[11] Gies, Horst (1992), Seite 144.

[12] Vgl. Gies, Horst: (1992), Seite 76.

[13] Flessau, Kurt-Ingo (1977), Seite 9.

[14] Flessau, Kurt-Ingo (1977) Seite 27.

[15] Vgl. Platner, Geert (1992), Seite 39.

[16] Hitler, Adolf: Mein Kampf. Ungekürzte Ausgabe, Zwei Bände in einem Band. 21. Auflage 1933, Seite 451. Zitiert nach: Scherf, Gertrud. In: Dithmar, Reinhard (1989), Seite 221.

[17] Vgl. Platner, Geert (1992): Seite 40.

[18] Vgl. Franke, Kurt. In: Dithmar, Reinhard (1989), Seite 67.

[19] Ebd., Seite 97.

[20] Vgl. Ebd., Seite 101.

[21] Siehe M1 im Anhang, Seite 25.

[22] Vgl. Flessau, Kurt-Ingo. In: Dithmar, Reinhard (1989), Seite 146.

[23] Siehe M2 im Anhang, Seite 25.

[24] Hiemer, Ernst (1938), Seite 42.

[25] Vgl. Hiemer, Ernst (1938), Seite 47.

[26] Siehe M3 im Anhang, Seite 25f.

[27] Siehe M4 im Anhang, Seite 26f.

[28] M5 im Anhang, Seite 27ff.

[29] M6 im Anhang, Seite 29.

[30] Heymen/Pfister/Wolf-Brembach. In: Dithmar, Reinhard (1989), Seite 163.

[31] Hitler, Adolf (1933): S. 611. Zitiert nach: Ebd., Seite 163.

[32] Vgl. Ebd., Seite 164-167.

[33] Vgl. Ebd., Seite 168.

[34] M7 im Anhang, Seite 30.

[35] M8 im Anhang, Seite 31.

[36] Vgl. Flessau, Kurt-Ingo (1977), Seite 20.

[37] Vgl. Dithmar, Reinhard. In: Dithmar, Reinhard (1989), Seite 22.

[38] Ebd., Seite 23.

[39] Ebd., Seite 25.

[40] Vgl. Ebd., Seite 26.

[41] M9 im Anhang, Seite 31.

[42] M10 im Anhang, Seite 32.

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Die nationalsozialistische Ideologie im Schulunterricht von 1933-1945
Hochschule
Technische Universität Dortmund
Note
2
Autor
Jahr
2016
Seiten
34
Katalognummer
V377733
ISBN (eBook)
9783668552661
ISBN (Buch)
9783668552678
Dateigröße
1820 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ideologie, schulunterricht, nationalsozialismus, zweiter Weltkrieg, 1933-1945
Arbeit zitieren
Yasmin Farhumand (Autor:in), 2016, Die nationalsozialistische Ideologie im Schulunterricht von 1933-1945, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377733

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