Lernberatung in der Altenpflegeschule

Theoretischer Hintergrund


Ausarbeitung, 2017

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Literaturrecherche
1.2 Forschungsstand

2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Lernberatung – Begriffe und Definition
2.2 Lernberatung – Aufgaben und Ziele
2.3 Lernberatung – Pflicht oder Freiwilligkeit
2.4 Lernberatung – Impuls und Ansatz
2.5 Lernberatung in der Altenpflegeschule
2.5.1 Die klassische Lernberatung in der Altenpflegeschule
2.5.2 Die aktuelle Lernberatung in der Altenpflegeschule

3. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Was ist Lernberatung? Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich mit dem Begriff Beratung auseinandersetzen. Nach Pätzold liegt Beratung im Trend, und das schon seit längerer Zeit. Sie findet in verschiedenen Bereichen wie Recht, Leben, Sterben, Ehe und Scheidung statt (vgl. Pätzold 2009, S. 196). Auch in der pädagogischen Literatur kommt man an der Beratung kaum vorbei, insbesondere dann, wenn es um Fragen wie die des Lernkulturwandels oder einer zeitgemäßen Didaktik geht (Pätzold 2009, S. 196). Aber wo liegt der Unterschied zwischen Beratung und Lernberatung im pädagogischen Sinn? Beratung hat in den pädagogischen Arbeitsfeldern eine lange Tradition und lässt sich in vielen Konzeptionen, Reflexionen und Arbeitsweisen zuordnen (vgl. Schnebel 2007, S. 14).

Es gibt unterschiedliche Definitionen von Beratung, darunter die von Henning Pätzold: „Beratung ist die zeitlich befristete Interaktion zwischen einem Berater und einem Ratsuchenden mit dem Ziel, in einem bestimmten Problem- oder Handlungsbereich Lösungen und Strategien zu entwickeln, die dann – möglicherweise unter Beteiligung des Beraters – vom Ratsuchenden implementiert werden können“ (Pätzold 2004, S. 52). Georg Dietrichs Definition lässt sich in die psychologische Diskussion um Beratung einordnen: „Beratung ist in ihrem Kern jene Form einer interventiven und präventiven helfenden Beziehung, in der ein Berater mittels sprachlicher Kommunikation und auf der Grundlage anregender und stützender Methoden innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums versucht, bei einem desorientierten, inadäquat belasteten oder entlasteten Klienten einen auf kognitiv-emotionale Einsicht fundierten aktiven Lernprozess in Gang zu bringen, in dessen Verlauf seine Selbsthilfebereitschaft, seine Selbststeuerungsfähigkeit und seine Handlungskompetenz verbessert werden können“ (Dietrich 1983, S. 2).

Beratung beruht also auf einem Klient-Gegenstand-Berater[1] und einer Strategie oder Lösungsentwicklung. Lernberatung ist Beratung, die Lernen zum Gegenstand hat (Pätzold 2009, S. 197) und ein individueller und ganzheitlicher Prozess ist.

Vor diesem Hintergrund versucht Lernberatung bei regelmäßigen Treffen, im Austausch mit den Schülern individuelle Lernblockaden zu erkennen und zu überwinden, Lernstrategien zu entwickeln und die Motivation auch durch das Wissen um eigene Ressourcen und Selbstwirksamkeit zu fördern. Grundlegend ist, dass Lernberater und Schüler sich kooperativ und partnerschaftlich begegnen und Letztere auch Verantwortung für die Umsetzung der Erkenntnisse und Ergebnisse der Lernberatung übernehmen. Die Lernberatung ist ein wichtiges Element der Lehrerrolle, die bestimmte Kompetenzen verlangt (vgl. KMK, 2004, S. 4–6). Die Schulen unterstützen die Durchführung der Lernberatung, um den Lernerfolg der Schüler zu gewährleisten. Für Lehrkräfte und die Institution der Altenpflegeschule ist Lernberatung ein Teil des organisatorischen Ablaufs während der Ausbildung, sie wird je nach Bedarf angeboten.

1.1 Literaturrecherche

Das Thema Lernberatung unterlag in den letzten Jahrzehnten einigen wissenschaftlichen Untersuchungen. Zudem kam es zu Ergebnissen aus verschiedenen Projekten an Schulen, Weiterbildungseinrichtungen sowie Instituten der Erwachsenenbildung. Diese Ergebnisse wurden für die vorliegende Arbeit in verschiedenen Datenbanken recherchiert: Fachportal Pädagogik, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen, Bundesinstitut für Berufsbildung – BiBB, Bundesministerium für Bildung und Forschung; Deutscher Bildungsserver, Universitätsbibliothek medizinische Universität Wien, Bibliothek der Fachhochschule Münster.

Spezifische Themen zur Lernberatung in der Altenpflegeschule sind weder auf deutschsprachigen Fachportalen noch in Datenbanken zu finden. Hierfür wurden die Schlagworte Lernberatung in der Altenpflegeschule, Wirksamkeit der Lernberatung, Lernberatung in deutschen Altenpflegeschulen, Altenpflegeschule und Lernberatung, Meinung über die Lernberatung durch Altenpflegeschülerinnen verwendet. Die deutschsprachigen Datenbanken liefern keine Ergebnisse für die Fragestellung dieser Arbeit.

1.2 Forschungsstand

Die Lernberatung als pädagogisches Konzept ist nicht neu, sondern existiert bereits seit Langem. Pädagogen bezeichnen das Konzept der Lernberatung als „alten Wein in neuen Schläuchen“ (vgl. Rohs & Kapplinger, 2004, S. 17).

Klein und Reutter (2004, S. 89-110) stellten das Konzept „Lernberatung als Lernprozessbegleitung in der beruflichen Weiterbildung – Voraussetzungen auf der Einrichtungsebene“ vor. Sie verbinden mit Lernberatung eine Konzeption beruflicher Erwachsenenbildung, die Antworten auf die Anforderungen des lebenslangen und selbst organisierten Lernens aus Sicht der organisierten Erwachsenenbildung gibt. Im Zentrum der didaktisch-methodischen Überlegungen stehen die Lernenden mit ihren Interessen, Lernzielen und ihren biografisch erworbenen Haltungen und Kompetenzen zum Lernen (vgl. Klein & Reutter, 2004, S. 89-111). Im Jahr 2006 entstand die Broschüre „Prozessbegleitende Lernberatung – gelebte Lernkultur“ im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprogramms „Lernkultur Kompetenzentwicklung“.

Der Schwerpunkt der Forschung lag auf der Verbindung des Lernens an unterschiedlichen Lernorten mit der Professionalisierung prozessbegleitender Lernberatung (Aulerich, 2005, S. 5). Im Jahr 2012 erschien das Projekt „Lernberatung in der arbeitsbezogenen Grundbildung im Betrieb“. Am Beispiel einer Altenhilfeeinrichtung geht es hier um eine Lern- und Organisationsberatung in der betrieblichen Weiterbildung, die sich an Personen mit Migrationshintergrund richtet.

Das Projekt hieß „FAKOM“ (Förderung arbeitsplatzbezogener kommunikativer Kompetenzen bei Migranten in der Altenhilfe). Verantwortlich für das Projekt war Katrin Behlke (2012, S. 129–151), die sich folgendermaßen dazu äußert: „Ich zeige Wege auf, wie Lernberatung als dialogischer Prozess gestaltet werden kann. Wichtig sind dabei die Verfahren und Wege, wie die Lerninteressen und Bedürfnisse der Beschäftigten und die unternehmerischen Interessen und Bedarfe an Grundbildung in Übereinstimmung gebracht werden können. Es wird auch skizziert, welche spezifischen Anforderungen an die Berater gestellt werden, wenn es darum geht, mit tendenziell inkompatiblen Erwartungen professionell umzugehen.“ (Behlke, 2012, S. 129). Zu den empirischen Studien muss zunächst festgehalten werden, dass diese langsam zunehmen, mittlerweile gibt es mehrere empirische Veröffentlichungen. Huber (2012, S. 249–273) erstellte mithilfe des Datenanalyseprogramms MAXQDA 2007 eine qualitative Studie zum Thema „Gesprächsinterventionen in der Lernberatung – Eine Untersuchung des kommunikativen Handelns in der Lernberatung“. Claussen (2009, S. 197-200) geht in ihrer qualitativen Forschung der Frage nach, wie Lernberatungen den ausländischen Studierenden die Möglichkeit geben, ihre Kommunikationskompetenz sowie ihr Lernverhalten zu verbessern.

Thiel (2009, S. 2–19) erstellte eine Studienarbeit mit dem Thema „Konzeption einer Lernberatung in Gesundheits- und Krankenpflegeschulen“. In ihrer konzeptionellen Untersuchung erklärt sie die Wichtigkeit der Lernprozessentwicklung mit einer gezielten Lernberatung durch Lehrkräfte.

Weitere empirische Gesprächsanalysen, die Lernberatungsinteraktionen in den Fokus stellen, sind die Untersuchung „Spielzüge des Lernberatungshandelns – eine empirische Analyse von Lernberatungsinteraktionen“ von Maier Reinhard, Ryter-Krebs und Wrana aus dem Jahr 2012, deren empirischer Zugang sich auf Audioaufzeichnungen von Lernberatungsgesprächen aus der Selbstlernarchitektur bezieht (vgl. Wrana & Maier Reinhard, 2012, S. 9; Maier Reinhard et al. 2012, S. 161–194). Zudem soll der Text „Die Lernberatung als Beitrag zur Förderung der Bereitschaft Lebenslangen Lernens“ von Hermann genannt werden. Es handelt sich dabei um ein Leitfadeninterview anhand der qualitativen Inhaltsanalyse (Hermann, 2012, S. 68–93). Bisher gibt es kaum Veröffentlichungen über die Lernberatung in der Altenpflegeschule, obwohl dies ein Bereich ist, in dem für Lernberatung aufgrund der unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schüler Forschungsbedarf besteht. Obwohl die Lernberatung als pädagogischer Ansatz wichtig ist, ist sie im Altenpflegegesetz nicht vermerkt.

2. Theoretischer Hintergrund

Die Durchführung der Lernberatung in der Altenpflegeschule ist momentan überaus aktuell, aber nicht wirklich neu. Sie gehört während der Ausbildungszeit zum Alltag. Pädagogen bezeichnen das Konzept der Lernberatung als „alten Wein in neuen Schläuchen“ (vgl. Rohs & Käpplinger, 2004, S. 17). Veränderte schulische Rahmenbedingungen haben zu einer Ausweitung der Lernberatung durch unterschiedliche Ansätze, didaktische und pädagogische Konzepte sowie Projekte geführt (vgl. Arnold, 2009, S. 15–17; Klein & Reutter, 2005, S. 11–28; Ludwig, 2012, S. 18–42; Wrana, 2012, S. 17–67). Im Folgenden werden die einzelnen Aspekte des theoretischen Hintergrunds sowohl der Lernberatung im Allgemeinen als auch in der Altenpflegeschule beleuchtet. Hierbei soll insbesondere ein aktueller Bericht über Lernberatung in der Altenpflegeschule berücksichtigt werden.

2.1 Lernberatung – Begriffe und Definition

Seit den vergangenen Jahrzehnten existieren verschiedene Definitionen zum Begriff der Lernberatung, was bedeutet, dass sich das Thema schon lange auf der erwachsenenpädagogischen Agenda befindet (vgl. Hohenstein, 2007, S. 147; Kemper & Klein, 1998 S. 5; Klein & Reutter, 2005, S. 17; Pätzold, 2009, S. 196). „Lernberatung ist Beratung, die Lernen zum Gegenstand hat.“ (Pätzold, 2009, S. 196). „Beratung ist die zeitliche befristete Interaktion zwischen einem Berater und einem Ratsuchenden mit dem Ziel, in einem bestimmten Problem- oder Handlungsbereich Lösungen und Strategien zu entwickeln, die dann – möglicherweise unter Beteiligung des Beraters – vom Ratsuchenden implementiert werden können“ (Pätzold, 2004, S. 52).

Mithilfe der Beratung soll der oder die Ratsuchende befähigt werden, Probleme selbständig auf der Grundlage eigener Fähigkeiten zu bewältigen und Entwicklungsaufgaben zu überwinden (vgl. Krause, 2003 S. 26). Beratung findet demgemäß immer in Interaktion statt und kann als Prozess verstanden werden, der sowohl einmalig als auch wiederholt vorkommt (vgl. Schnebel, 2007, S.15). Schwarze und Posse (2005, S. 139) verstehen unter Beratung „eine freiwillige, kurzfristige, soziale Interaktion zwischen mindestens zwei Personen“. „Lernen kann man nicht dadurch lernen, dass man über das Lernen abstrakt belehrt wird, sondern dadurch, dass man selbstständig oder durch didaktische Vermittlung reflexiv zugängliche Erfahrungen mit dem eigenen Lernen macht“ (Weiner & Schrader, 1997, S. 312). Jeder Mensch hat sich durch unterschiedliche Erlebnisse das Lernen selbst beigebracht, aber es gibt immer Menschen, denen das Lernen Schwierigkeiten bereitet. Sie können durch Lernberatung ihr Lernverhalten wandeln, Lernschwierigkeiten erkennen und überwinden sowie neue Lernstrategien entwickeln. Aber welche genauen Begriffe und Definitionen von Lernberatung gibt es? Die Lernberatung lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Lernberatung als Begriff wurde bereits in den 1960er-Jahren verwendet (vgl. Klein & Reuter 2005, S. 17) und erstmals in den 1970er- und 1980er-Jahren auf breiterer Ebene diskutiert. Mit diesem ersten Aufschwung war die Lernberatung als eine erwachsenenpädagogische Tätigkeit, die sich insbesondere auf Lernschwierigkeiten und -blockaden von Teilnehmenden an der institutionalisierten Erwachsenen- oder Weiterbildung bezog, konzipiert worden (vgl. Kemper & Klein, 1998, S. 19).

[...]


[1] Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Ausarbeitung auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht und sind wertfrei zu verstehen.

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Details

Titel
Lernberatung in der Altenpflegeschule
Untertitel
Theoretischer Hintergrund
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V377463
ISBN (eBook)
9783668553323
ISBN (Buch)
9783668553330
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
lernberatung, altenpflegeschule, theoretischer, hintergrund
Arbeit zitieren
Silvia Tijero Sanchez (Autor:in), 2017, Lernberatung in der Altenpflegeschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377463

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