Die Römer in Britannien. Der Hadrianswall und der Wall des Antoninus Pius


Hausarbeit (Hauptseminar), 2013

12 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Der Hadrianswall
II.1. Lage & Bau
II.2. Kastelle

III. Der Wall des Antoninus Pius

IV. Fazit

V. Literatur- und Bildnachweise

I. Einleitung

Wenn von einem römischen Limes die Rede ist, denken die meisten natürlich augenblicklich an die ehemaligen Grenzanlagen im heutigen Deutschland, den Obergermanisch-Rätischen Limes, der im Jahr 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Der Hadrianswall hingegen steht bereits seit 1987, der Antoninuswall erst seit 2009 auf dieser Liste. Trotz allem stehen die Limesanlagen in Deutschland als regelrechtes Synonym für den Begriff des Limes, welcher eigentlich übersetzt doch nur so etwas Ähnliches wie Grenze bedeutet. Nur die wenigsten werden beim Begriff Limes aber ebenfalls augenblicklich daran denken, dass nicht nur im früheren Germanien die Römer ihr mächtiges Reich per Holzpalisaden, Wachtürmen und Kastellen sicherten, sondern dass sich das Römische Reich sich bis zum heutigen Schottland erstreckte und selbstverständlich deshalb auch dort ein römischer Limes errichtet wurde. Während es in den Jahren vor Christus die Vorstellung einer Begrenzung des Römischen Reiches noch nicht gab, da die Römer keinerlei Einschränkungen ihrer Macht anerkennen wollten, so dass mit den erstmalig errichteten festen Militärlagern des Caesars und seines Nachfolgers Augustus ein Umdenken zu erkennen wurde. War es in Germanien jedoch zuerst Rhein und Donau, die als natürliche Grenze dienten und lediglich mit festen Legionslagern bestückt wurden, ging man erst zur Zeit Kaiser Hadrians dazu über, zuerst den germanischen Teil des Römischen Reiches mit einer visuellen Grenze, einer Holzpalisade, zu versehen.[1] Diese Hausarbeit beschäftigt sich nun mit den Grenzanlagen im früheren Britannien, von welchen namentlich vor allem der Hadrianswall und der Wall des Antonius Pius in die Geschichte eingegangen sind und im Fall des ersteren sogar heute teilweise noch besser erhalten sind, als die allgemein bekannten Limesanlagen in Deutschland.

II. Der Hadrianswall

Trotz der vierhundertjährigen Herrschaft in Britannien, war es den Römern nie gelungen, die Stämme der Inseln vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Zumindest der Süden schien weitgehend romanisiert worden zu sein, während den Stämmen im Norden noch immer nicht beizukommen gewesen war. Zwar hatten die Römer während ihrer Britannieneroberung unter Kaiser Claudius (ca. 43 n. Chr.) bereits dauerhafte Legionslager und Auxiliarkastelle errichtet, doch diese Zeit der Eroberung Südenglands war vor allem durch den Ausbau von Militärstraßen gekennzeichnet.[2] Auch die bereits in den 80er Jahren des 1. Jahrhunderts n.Chr. unter Agricola im Bau befindliche Stanegate-Grenze handelte es sich wohl lediglich um eine steinerne Militärstraße, die im Norden Britanniens strategisch wichtige Lager zwischen den Mündungen des Tyne und Solway miteinander verband.[3] Trotzdem wird diese Stanehate-Grenze als erster Versuch der Römer angesehen, in Britannien das römische Imperiums klar abzugrenzen. Sie diente somit als Grenzschneise gegen die Stämme im Norden und war mit einer lockeren Linie aus Auxiliarlagern (z.B. Vindolanda), sowie dazwischen liegenden Kleinkastellen und Wachtürmen besetzt, machte aber noch keinen wirklichen Limes im herkömmlichen Sinne aus. Alles in allem stellte sie den britannischen Stämmen gegenüber keine sonderlich imponierende Machtdarstellung dar und sicherlich wirkte sie auch nicht wie ein unüberwindbares oder abschreckendes Hindernis, wie eine Mauer oder Palisade es vielleicht vermocht hätte. Nach Hadrians Machtübernahme legte auch dieser das römische Augenmerk wieder vermehrt auf römische Gebiete in Britannien. 122 n. Chr. war der Kaiser vermutlich noch inspiriert von den jüngst errichteten Holzpalisaden in Obergermanien, so dass er den Entschluss fasste, auch an der nördlichsten Grenze Roms einen visuellen Limes zu schaffen, denn seit dem Tod seines Vorgängers Trajans hatten immer wieder Aufstände im Norden Britanniens für Unruhe gesorgt:

„Gleich nach seiner Herrschaftsausübung ging Hadrian auf den alten Kurs und bemühte sich, in aller Welt Frieden zu erhalten. Er fielen nämlich nicht nur die von Traian unterworfenen Völker ab, sondern auch die Mauren […], die Sarmaten […],[und] die Britannier ließen sich nicht mehr unter der römischen Herrschaft halten.[4]

Vermutlich waren es diese Unruhen, die den Ausschlag gaben für die Errichtung einer Mauer, die die britannischen Stämme in ihre Schranken weisen sollte und die bis heute noch den Namen des Kaisers trägt, der ihren Bau in Auftrag gab. Der Hadrianswall war nach seiner Errichtung eine deutliche Machtdemonstration gegenüber den britannischen Stämmen und zudem ein unübersehbares Zeichen dafür, dass das Römische Reich sich durchaus zur Wehr setzen konnte und im Notfall auch würde. Denn wichtig war es Hadrian anscheinend vor allem, dass die Mauer „ die Barbaren von den Römern trennen sollte[5], um ein einigermaßen friedliches Klima zwischen beiden Völkern aufbauen zu können und die Bewahrung des Provinzgebietes und Grenze zu sichern.[6] Denn war erst einmal der Frieden an der Grenze gesichert, konnte man innerhalb des Reiches in aller Ruhe die Romanisierung der Stämme vorantreiben und somit zeitgleich auch die Wirtschaft nach eigenem Vorbild weiterentwickeln.[7]

II.1. Lage & Bau:

Der Hadrianswall zog sich an einer der kürzesten Landverbindungen zwischen der Ost- und Westküste Britanniens auf einer Distanz von 80 Meilen (130 km). Er durchquerte das Land von Segedunum (Wallsend) im Osten bis nach Maia (Bowness-on-Solway) im Westen. Bei der Planung der Mauer scheint man sich grundsätzlich an der bereits vorhandene Stanegate orientiert und den Hadrianswall lediglich etwas weiter nördlich angelegt zu haben. Diese Stelle eignete sich nicht nur durch die bereits erwähnte im Vergleich kurze Distanz, die man überbrücken musste, sondern vor allem auch deshalb, weil das umliegende Land südlich der Mauer sehr furchtbar war, während die Gegend nördlich des Hadrianswalls weitestgehend karg und unwirtschaftlich war.[8]

Im Grundkonzept lässt sich sagen, dass der Hadrianswall selbst dazu dienen sollte, eine künstliche Grenze zu visualisieren, an Stellen, an denen man keine natürlichen Hindernisse vorfand. So kann man Allgemein sagen, dass man beim Bau des Hadrianswalls das vorliegende Gelände durchaus mit in die Planung ein bezog, vor allem wohl um Baumaterial zu sparen. So orientiert sich der Hadrianswall vor allem auch an Geländestufen und Hügelketten, die eine natürliche Barriere schufen.[9] Anfänglich wohl komplett als zinnenbekrönte Steinmauer geplant, wurde dieser Plan mangels ausreichenden Baumaterials für eine Mauer dieser Größenordnung bald wieder verworfen.[10] Lediglich auf den ersten 72 km im Westen bestand der Hadrianswall aus einer massiven Steinmauer, die in etwa vier bis fünf Meter hoch und drei Meter breit gewesen ist, obwohl die Fundamente darauf schließen lassen, dass sie für eine viel breitere Mauer konzipiert worden waren.[11] Die Steine für diesen westlichen Teil des Hadrianswalls wurden größtenteils aus Steinbrüchen in Cumberland herangeschafft, wobei die teils unbearbeiteten Steine in den Mauerüberresten darauf schließen lassen, dass der Bau unter großen Zeitdruck von statten gegangen ist.[12] Die restliche Strecke des Hadrianswalls bis in den Westen nach Solway bestand aus einem Erdwall, der wohl 6 Meter dick, aber dafür etwas niedriger gewesen zu sein scheint, als der vorherige Steinabschnitt der Mauer. Anstatt den ursprünglichen Plänen wurde in späteren Baujahren die Breite der Mauer wiederum von den geschätzten 3 Metern auf knappe 2 Meter verringert um sowohl knappes Material als auch Zeit zu sparen.[13] Um die Überwindung des Hadrianswalls trotzdem weitgehend zu erschweren, errichtete man auf der Nordseite (außerhalb des Imperiums), einen Graben oder nutzte den natürlich vorkommenden Schutz von Felsklippen, während man auf der südlichen Seite des Hadrianswalls (innerhalb des Imperiums) das so genannte Vallum errichtete.[14] Entgegen seinem Namen handelte es sich dabei jedoch nicht um einen Wall, sondern um einen 120 Fuß (40 Meter) breiten Graben, dessen Aushub auf beiden Seiten zu Erdwällen aufgehäuft wurde. Der Sicherheitskorridor, der dadurch zwischen dem Vallum und dem eigentlichen Hadrianswall entstand, war Sperrgebiet und durfte lediglich von römischem Militär betreten werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Schnitt_hadrianswall.jpg&filetimestamp=20120913223052)

Der Vallum selbst konnte – vor allem von Fahrzeugen - nur an den Kastellen entlang des Hadrianswalls über ein Tor samt Brücke überwunden werden. Automatisch leitete der Graben somit den Grenzverkehr zu den von den Römern bewachten Kastellen um[15], zeigt jedoch auch, dass es sich somit beim Hadrianswall nicht um eine strikte Grenze handelt, sondern durchaus auch Menschen von Süden nach Norden, oder umgekehrt, die Grenze ins Römische Reich passieren konnten. Dieser gesamte Grenzverkehr wurde auf 16 Passierstellen entlang der Mauer abgefertigt, wobei es laut Tacitus jedoch lediglich den Menschen nur erlaubt war, unbewaffnet das Reich zu betreten, wobei zusätzlich eine Art Einreisegebühr an den Grenzkontrollen zu entrichten war.[16]

Der Bau des Hadrianswalls fiel unter die Beaufsichtigung des Aulus Platorius Nepos, der seinerseits ein guter Freund Hadrians und zeitgleich von 122 n. Chr. bis 124 n. Chr. von diesem als Statthalter in der Provinz Britannien eingesetzt worden war. Obwohl lange Zeit selbst von antiken Geschichtsschreibern angenommen wurde, der Hadrianswall wäre erst nach Hadrians Tod von einem seiner Nachfolger errichtet worden, zeigen jedoch Bauinschriften, dass definitiv Aulus Platorius Nepos zur Zeit zum Beginn der Bauarbeiten Statthalter in Britannien gewesen sein muss und demnach der Hadrianswall durchaus berechtigt seinen Namen trägt.[17] Eine sehr gut erhaltene Inschrift ist beispielsweise aus dem Kastell von Jarrow, nahe Newcastle-upon-Tyne zu finden:

Aller vergöttlichten [Kaiser], Sohn der Imperatoren Caesar Traianus Hadrianus Augustus […] nachdem die Barbaren zerstreut worden waren und die Provinz Britannia wiedererlangt worden war, fügte er einen Limes von 80 Meilen zwischen beiden Ozean-Küsten hinzu. Das Heer der Provinz leistete Arbeit am vallum unter der Aufsicht des Aulus Platorius Nepos, des legaten Augusti pro praetore.“[18]

Zwischen 126 n. Chr. und 127 n. Chr. folgte als Statthalter der Provinz vermutlich Trebius Germanus und ließ die Arbeiten am Wall fortsetzen. Wie ebenfalls bereits in der Quelle erwähnt, wurden die Bauarbeiten von römischen Legionstruppen und Hilfskräften, die in Britannien stationiert waren, durchgeführt. Dank den bis heute gut erhaltenen Bauinschriften in den Kleinkastellen wird heute davon ausgegangen, dass die Mauer beim Bau insgesamt in drei Teilabschnitte unterteilt war, an denen gleichzeitig gearbeitet werden konnte. So arbeiteten drei Legionstruppen zeitgleich jeweils an ihrem zuständigen Mauerabschnitt, was die Bauzeit erheblich verkürzte.[19] Jede der Gruppen hielt sich beim Bau lose an eine Planvorgabe, was dazu führte, dass jeweilige Gruppen teilweise andere Baukombinationen an ihrem Wallabschnitt verwendeten.[20]

Anfänglich wurde nur der östliche Teil der Mauer von Newcastle upon Tyne bis zum Fluß Irthing aus massivem Stein gebaut, während der Westabschnitt bis Bowness on Solway lediglich aus Rasensoden bestand. Erst in späteren Jahren wurden diese Rasensoden ebenfalls durch eine Steinmauer ersetzt, während im Osten die Mauer nachträglich um einige Kilometer verlängert wurde. So zog sich der Hadrianswall schließlich über Newcastle hinaus bis an der Tyne entlang bis nach, wie es der Name schon sagt, Wallsend.[21]

[...]


[1] Anne Johnson, 1998, S.12

[2] Ebd.

[3] Egon Schallmayer, 2011, S.20

[4] Hist. Aug. Hadrian 5, 1-2: Gleich nach seiner Herrschaftsausübung ging Hadrian auf den alten Kurs und bemühte sich, in aller Welt Frieden zu erhalten. Er fielen nämlich nicht nur die von Traian unterworfenen Völker ab, sondern auch die Mauren […], die Sarmaten […], die Britannier ließen sich nicht mehr unter der römischen Herrschaft halten.

[5] Hist. Aug., Hadrian 11,2: “Brittaniam petit, in qua multa correxit murumque per octoginta milia passuum primus duxit, qui barbaros Romanosque divideret

[6] Anne Johnson, 1996, S. 294

[7] Gisela Graichen, 2009, S. 40.

[8] Ebd.

[9] Gerhard Waldherr, 2009, S. 154

[10] Kai Brodersen, 1998, S. 170

[11] Gerard Waldherr, 2009, S. 155

[12] Margot Klee: 2006, S. 16–17

[13] Kai Brodersen, 1998, S.171

[14] Gerhard Waldherr, 2009, S. 157

[15] Egon Schallmayer, 2011, S.21

[16] Gerhard Waldherr, 2009, S. 158

[17] Kai Bodersen, 1998, S.168

[18] Ebd.

[19] Margot Klee, 2006, S.17

[20] Ebd.

[21] Anne Johnson, 1996, S. 294

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die Römer in Britannien. Der Hadrianswall und der Wall des Antoninus Pius
Hochschule
Universität Stuttgart
Note
2,3
Autor
Jahr
2013
Seiten
12
Katalognummer
V377441
ISBN (eBook)
9783668551084
ISBN (Buch)
9783668551091
Dateigröße
1083 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
römer, britannien, hadrianswall, wall, antoninus, pius
Arbeit zitieren
Lisa Speidel (Autor:in), 2013, Die Römer in Britannien. Der Hadrianswall und der Wall des Antoninus Pius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377441

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