Die Gründe der Eidgenossenschaft für den Eintritt in die Mailänderkriege um 1500


Hausarbeit, 2017

19 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Ausgangslage
2.1 Die Eidgenossenschaft nach den Burgunderkriegen
2.1.1 Die Innenpolitik
2.1.2 Die Wirtschaft
2.1.3 Die Aussenpolitik

3 Der Einfluss der Eidgenossen auf die Eroberung Mailands
3.1 Französische Werbung um Eidgenössische Truppen
3.2 Kriegsverlauf
3.3 Gründe und Vorteile der Eidgenossen für die Eroberung

4 Die Folgen der Eroberung für die Eidgenossenschaft

5 Zusammenfassung

Bibliographie

1 Einleitung

Der Einfluss eidgenössischer Söldner in den Mailänderkriegen war für die politische Ent- wicklung in der Lombardei zu Beginn des 16 Jahrhunderts sehr gross. Sie beendeten kurz- fristig die französische Vorherrschaft und sorgen für die Neueinsetzung der Sforzas in Mai- land. In dieser Arbeit soll auf diesen Einfluss eingegangen und aufgezeigt werden, welche Motivation hinter der „Befreiung“ Mailands steckte. Das heisst, worin sahen die Eidgenos- sen einen Nutzen darin, sich für andere Kräfte in der Lombardei einzusetzen. Dabei wird auch die allgemeine Einstellung zum Söldnerwesen in der damaligen Eidgenossenschaft wichtig sein.

Nach der Einleitung soll in einem ersten Teil die Ausgangslage in der Eidgenossenschaft dargestellt werden. Es soll gezeigt werden, wie sich die innen- und aussenpolitische Lage der Eidgenossenschaft nach den Burgunderkriegen (1474-1477) präsentierte. Anschliessend wird in einem zweiten Teil auf die Motivation der Eidgenossen eingegangen werden, über- haupt in die Lombardei zu marschieren. Die eidgenössische Innenpolitik wird dabei neben anderen Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Danach sollen in einem dritten Teil die kurz- und langfristigen Folgen der Eroberung für die Eidgenossenschaft dargestellt werden. Dabei wird auch das endgültige Ende der eidgenössischen Expansionspolitik im Jahre 1515 wichtig sein. In einem abschliessenden vierten Teil werden die erarbeiteten Ergebnisse kurz zusam- mengefasst.

Für die Erarbeitung des Themas steht eine Vielzahl von Sekundärliteratur und Quellen zur Verfügung. Es soll sich aber bei der vorliegenden Arbeit nicht um eine Quellenkritik handeln, sondern die Quellen sollen die erarbeiteten Erkenntnisse zusätzlich ergänzen.

2 Ausgangslage

2.1 Die Eidgenossenschaft nach den Burgunderkriegen

2.1.1 Die Innenpolitik

Nach den Siegen in den Burgunderkriegen veränderte sich die innenpolitische Lage der Eid- genossenschaft. Denn ihr Eingreifen in gesamteuropäische Angelegenheiten hatte ihnen eine Machtstellung verliehen und machte es daher notwendig, ein festes System und eine einheit- liche Politik im eigenen Land anzustreben.1 Dies war jedoch in keiner Weise ein einfaches Unterfangen. Denn die Eidgenossenschaft bestand zu dieser Zeit noch aus vielen selbstän- digen Gliedern, welche sich in ihrem Willen nur sehr schwer beeinflussen liessen.2 Hinzu kam der lockere Zusammenhang der verschiedenen Orte, die an allem, was den Ort nicht direkt betraf, kaum Interesse zeigten. Ähnliches hatte man bereits bei den Burgunderkriegen beobachten können, wo man sich zwar gegen den feindlichen Herzog Karl der Kühne weh- ren wollte, aber die Eroberung der Waadt beispielsweise ganz den Bernern überliess.3 Zu- sätzlich stritt man sich über den Burgunderschatz, den man nach dem Sieg gegen Karl den Kühnen erbeutet hatte. Nur knapp konnte ein Krieg im Innern der Eidgenossenschaft ver- hindert werden.4

Zusätzlich erschwerend wirkte sich der zunehmende Reisslauf eidgenössischer Söldner auf eine einheitliche Politik aus. Durch die Siege in den Burgunderkriegen und den dabei erbeu- teten Schätzen stieg der Tatendrang junger Eidgenossen, sich fremden Heeren zur Verfü- gung zu stellen. Man hoffte dabei auf weitere grosse Beute. Auf der anderen Seite gab es auch solche, die auf eigene Faust handelten und Orte brandschatzten, welche der Eidgenos- senschaft beispielsweise Geld schuldeten.5 Die Gefahr, dass auf den Schlachtfeldern Euro- pas plötzlich Eidgenossen gegen Eidgenossen kämpfen würden, stieg durch den Reisslauf erheblich an. Dies erschwerte jegliche diplomatischen Verhandlungsversuche, zwischen den Orten und der Tagsatzung. So stieg auch die Wahrscheinlichkeit, dass jeder Ort auf seine eigene Faust zu handeln begann, was durch die Nachsichtigkeit der Tagsatzung gegenüber den Reissläufern noch verstärkt wurde. Dabei muss man anmerken, dass es in Bezug auf die Idee eines Einheitsstaates eine Kluft zwischen Städten und den ländlichen Gebieten gab. So waren die Städte strikt gegen eine eigenständige Politik, der Orte. Es kam dadurch immer wieder zu Konflikten zwischen Stadt und Land, da die ländlichen Gebiete den Reisslauf unterstützten und keine bestimmte gemeinsame politische Ziele verfolgen wollten. Verstärkt wurde dieser Zwist dadurch, dass die Städte mehr und mehr die Führung in diplomatischen Fragen übernahmen. So verhandelten sie beispielsweise mit fremden Gesandten, was den ländlichen Orten missfiel. Man war sich aber auch unter den Städten nicht einig. So war man in Zürich unzufrieden darüber, dass die politische Aktivität vor allem in Bern stattfand und man selbst nicht viel damit zu tun hatte. Sogar in den Städten selber gab es also innere Zwiste, die eine einheitliche Politik verunmöglichten. So herrschte in Bern beispielsweise Uneinigkeit darüber, wie man nun mit dem König von Frankreich Verhandlungen führen sollte.6 Zu dieser Uneinigkeit und der inneren Zerrissenheit kam noch die allgemeine Armut des Landes, was ein Auftreten als Einheit unmöglich machte.

2.1.2 Die Wirtschaft

Nach den Burgunderkriegen war ein wirtschaftlicher Rückgang in der Eidgenossenschaft festzustellen. Die vielen Kriege des 15. Jahrhunderts hatten den Handel und das Gewerbe schwer ins Stocken gebracht, was teils massive Armut - auch in den Städten - zur Folge hatte.7 Der Handel am Gotthard ging zurück, da andere Pässe in den Tiroler Alpen als wichtige Verkehrsadern an Bedeutung zunahmen. Während dieser Krise waren verkehrstechnisch die Zoll- und Geleitgelder die wichtigsten Einnahmequellen. Aber auch diese Einnahmen waren nicht garantiert, da viele Händler wegen der schlechten Verkehrswege in der Eidgenossenschaft auch andere Handelsrouten wählten.8

So ist es auch nicht verwunderlich, dass der Reisslauf als eine wichtige Einnahmequelle angesehen wurde. Schliesslich konnte ein Söldner zwischen 4 bis 4.5 Gulden im Monat9 verdienen, was ein stattlicher Lohn war. Es konnte aber auch eine Auszahlung in Materialien vollzogen werden, falls kein Geld vorhanden war.10 Zudem durfte man Beute nehmen, ob- wohl bis heute nicht klar ist, wieviel Beute überhaupt bei Kriegen gemacht und wie sie ver- teilt wurde.11 Es konnte also gut sein, dass ein Krieg bezüglich der Beuteeinnahmen als nicht erfolgreich bezeichnet werden musste.12 Vor allem muss man bemerken, dass von den Beu- teeinnahmen die höheren sozialen Schichten am meisten profitierten.13 Man kann die Aus- sicht auf Beute daher als ein Lockmittel für Söldner bezeichnen, da nie sicher war, ob man nun Beute machen würde oder nicht. Für eine zusätzliche Soldzahlung verliessen die Söldner gar heimlich die zugewiesene Truppe und heuerten bei einer anderen, eventuell sogar feind- lichen Truppe an. So konnten sie die doppelte Summe an Sold einziehen, die ihnen eigentlich zustand.14 Neben dem Nutzen des Reisslaufs als Einkommensquelle überwogen die negati- ven Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Umstände. Denn der Reisslauf zog solch grosse Massen von Menschen an, dass es in der Eidgenossenschaft bald zu wenig Arbeitskräfte gab. Viele Söldner kehrten zwar nach dem Ende ihres Einsatzes wieder nach Hause zurück, aber der soziale Umgang zurück im „normalen“ Leben fiel ihnen schwer. Eine Reintegration war oft sehr schwierig. Andere kehrten gar nie zurück, da Krankheiten und Verletzungen auf dem Feld oft zum Tod führten.15 Die Tagsatzung versuchte zwar, durch Verbote und harte Strafen dem Reisslauf entgegenzuwirken, hatte aber kaum Erfolg damit. Denn wenn einem Reissläufer eine Strafe drohte, dann liess er sich einfach an einem anderen Ort in der Eidge- nossenschaft nieder oder blieb der Heimat einfach ganz fern.16

Ein weiterer sehr wichtiger ökonomischer Faktor war das Pensionenwesen in der Eidgenossenschaft im 15. Jahrhundert. Dieses baute in erster Linie auf der Bündnispolitik der Eidgenossenschaft mit anderen Ländern wie Frankreich oder Österreich auf. Dabei verpflichteten sich die Vertragspartner zur Sicherung des Friedens und versprachen sich Hilfe im Kriegsfall. Sollte es wahrhaftig Krieg geben, war es untersagt, den Gegner des Vertragspartners mit Truppen oder Durchlass zu unterstützen. Gerade der zweite Punkt betraf die Eidgenossenschaft, da sie wichtige Pässe wie den Gotthard kontrollierte.17

Man unterscheidet beim Pensionenwesen zwischen zwei verschiedenen Pensionsarten. Auf der einen Seite die öffentlich zugelassenen Pensionen, wovon man heute auch gute Kennt- nisse hat und andererseits die privaten Pensionen, die heimlich abgewickelt wurden. Da die Verteilung dieses Geldes meist über eine Bank geschah, ist es sehr schwierig die Zahlungen zu verfolgen.18 Dies erschwert es auch, die Verbindungen zwischen den eidgenössischen Pensionären und dessen Patronen zu erkennen. Glücklicherweise wurde auf königlicher und fürstlicher Seite Buch über die Pensionsverwaltung geführt und Quittungen an die Empfän- ger ausgestellt. Grund dafür war ein grundsätzliches Misstrauen den Pensionären gegenüber. Schliesslich war dessen Loyalität nicht immer nur an einen Patron gebunden.19 So war es aus der Sicht von Valerius Anshelm für Pensionäre „besser, zwo oder me melkkue ze hon, dan nur eine.“20 Die Beträge, die in private Taschen flossen waren dabei teilweise sehr hoch (bis zu 1000 Livres).21 Das Pensionenwesen regte damit den Reisslauf von Schweizer Söld- nern noch mehr an und verschärfte gar die Probleme, die von ihm ausgingen. Denn neben der inneren Zerrissenheit der Eidgenossenschaft auf politischer Ebene stieg die Wahrschein- lichkeit, dass auf europäischen Schlachtfeldern Schweizer gegen Schweizer kämpfen.22 Zu- sätzlich bildete sich durch die vielen privaten Pensionäre und Pensionsverteiler eine Schicht von Honoratioren und Kriegsunternehmer, die mit dem Handel mit Gewalt grosse Summen verdienten.

Das grösste Problem stellte aber die Machtlosigkeit der Tagsatzung dar. Jegliche Versuche, das Pensionenwesen zu verbieten, scheiterten oder wurden zu wenig konsequent durchge- setzt. Zudem war der Widerstand der Pensionsbefürworter zu gross, so dass das Thema bis 1489 von der Tagsatzung kaum mehr besprochen wurde.23 Erst mit dem Pensionenbrief von 1489 und dem Beibrief von 1503 kam ein erster grosser Versuch auf, das Pensionenwesen zu regulieren. Schlussendlich zeigte dies jedoch auch nicht die erhoffte Wirkung.24

[...]


1 Vgl. Bory, Jean-René: Die Geschichte der Fremdendienste, Neuchâtel-Paris 1980, S. 55.

2 Vgl. Gagliardi, Ernst: Der Anteil der Schweizer an den italienischen Kriegen 1494-1516, hg. von der Stiftung Schnyder von Wartensee, Zürich 1918, S. 13.

3 Ebd., S. 14.

4 Eyer, Robert-Peter/Fuhrer, Hans Rudolf: Grundzüge und Entwicklung des Söldnerwesens in der Eidgenossenschaft vom 14. bis 16. Jahrhundert, in: Eyer, Robert-Peter/Fuhrer, Hans Rudolf: Schweizer in „Fremden Diensten“. Verherrlicht und verurteilt, Zürich 2006, S. 52.

5 Vgl. Gagliardi, Ernst: Der Anteil der Schweizer an den italienischen Kriegen 1494-1516, hg. von der Stiftung Schnyder von Wartensee, Zürich 1918, S. 15.

6 Ebd., S. 16/17.

7 Ebd., S. 31.

8 Ebd., S. 35.

9 Vgl. Hitz, Benjamin: Kämpfen um Sold. Eine Alltags- und Sozialgeschichte schweizerischer Söldner in der Frühen Neuzeit, Wien 2015, S. 194.

10 Ebd., S. 205.

11 Vgl. Jucker, Michael: Erfolgreiche Söldnerlandschaft Eidgenossenschaft? Die Innenperspektive um 1476, in: Hitz, Benjamin/Rogger, Philippe (Hg.): Söldnerlandschaften. Frühneuzeitliche Gewaltmärkte im Vergleich, Berlin 2014, S. 88.

12 Ebd., S. 87.

13 Ebd., S. 92.

14 Vgl. Gagliardi, Ernst: Der Anteil der Schweizer an den italienischen Kriegen 1494-1516, hg. von der Stiftung Schnyder von Wartensee, Zürich 1918, S. 40.

15 Ebd., S. 39.

16 Ebd., S. 41.

17 Vgl. Rogger, Philippe: Geld, Krieg und Macht. Pensionsherren, Söldner und eidgenössische Politik in den Mailänderkriegen 1494-1516, Bern 2015, S. 122.

18 Ebd., S. 141.

19 Ebd., S. 142.

20 Anshelm, Valerius: Die Berner-Chronik des Valerius Anshelm, hg. vom Historischen Verein des Kantons Bern, 6. Bde, Bern 1884-1901, Bd. II, S. 25.

21 Vgl. Rogger, Philippe: Geld, Krieg und Macht. Pensionsherren, Söldner und eidgenössische Politik in den Mailänderkriegen 1494-1516, Bern 2015, S. 144/145.

22 Ebd., S. 155.

23 Ebd., S. 175.

24 Ebd., S. 193.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Gründe der Eidgenossenschaft für den Eintritt in die Mailänderkriege um 1500
Hochschule
Universität Zürich
Note
1,5
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V377233
ISBN (eBook)
9783668546721
ISBN (Buch)
9783668546738
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
gründe, eidgenossenschaft, eintritt, mailänderkriege
Arbeit zitieren
Student Oliver Borner (Autor:in), 2017, Die Gründe der Eidgenossenschaft für den Eintritt in die Mailänderkriege um 1500, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377233

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