Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule

Welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten können bei der Kooperation zwischen Familie, Kindergarten und Grundschule entstehen?


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung

2 Sozialpädagogik der Übergänge
2.1 Übergänge allgemein
2.2 Lebensalter Kindheit
2.3 Übergang vom Kindergarten zur Grundschule
2.4 Transitionsbegriff
2.5 Veränderungen auf individueller, interaktionaler und kontextueller Ebene

3 Kooperation zwischen Familie, Kindergarten und Grundschule
3.1 Kooperationsbegriff
3.2 Notwendigkeit der Kooperation
3.3 Schwierigkeiten der Kooperation
3.4 Möglichkeiten

4 Fazit

5 Reflexion

6 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Übergänge oder Transitionen stellen Herausforderungen im Lebenslauf eines Menschen dar. Sie werden auch als kritische Lebensereignisse betrachtet, die anregen oder beeinträchtigen können. Besonders der Übergang vom Kindergarten1 in die Grundschule ist bedeutend. Der zweite große institutionelle Übergang stellt eine große Herausforderung für Kinder, Eltern, Erzieher2 und Lehrer dar. Die Kinder lernen eine völlig unbekannte Institution kennen und müssen sich in einer neuen Gruppe von Kindern beweisen und durchsetzen. Die Eltern sind nun Eltern eines Schulkindes, das einerseits selbstständiger wird und sich etwas vom Elternhaus ablöst, andererseits aber auch nach der Schule noch Unterstützung bei den Hausaufgaben benötigt. Die Erzieher sollen die Kinder in der Vorschule auf die Grundschule vorbereiten und kognitive und motorische Fähigkeiten spielerisch vermitteln. Die Grundschullehrer müssen sich auf eine neue Gruppe einstellen und den Kindern vermitteln, dass sie jetzt nicht spielen dürfen wann sie möchten, sondern lernen und zuhören müssen und die Aufgaben erledigen müssen, die der Lehrer stellt. Wie kann man diese beiden Institutionen am Besten verbinden? Am einfachsten funktioniert das mit Hilfe der Kooperation und der Vorbereitung auf die Schule. Die Kindergarten- und Schulverantwortlichen sind sich der Notwendigkeit der Kooperation der Erzieher und Lehrer bewusst. Wie ist es derzeitig um die Bedingungen und Chancen der Verwirklichung bestellt? Fakt ist: Es wird zu wenig kooperiert. Denn zu viel Kooperation gibt es nicht. Wo liegen die Gründe und Hindernisse? Und welche Möglichkeiten können bei der Kooperation der beiden Institutionen entstehen?

Die Thematik des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule, schwerpunktmäßig die Kooperation zwischen den Institutionen und den Eltern, wird Gegenstand dieser Arbeit sein.

2 Sozialpädagogik der Übergänge

Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens mit Übergängen konfrontiert. Die ersten wichtigen Übergänge erfolgen schon im Kindesalter: von der Familie in den Kindergarten, vom Kindergarten in die Grundschule und von der Grundschule in die weiterführende Schule. Auch nach Beendigung der Schullaufbahn ist das Leben jedes Menschen von Übergängen gekennzeichnet. Dazu gehört der Berufseinstieg, der Studienbeginn und der Ruhestand. Übergänge finden aber nicht nur im Berufsleben, sondern in allen Bereichen des Lebens statt: Umzug, Familiengründung und so weiter. Alle Übergänge und die damit verbundenen Veränderungen im Leben eines Menschen stellen Herausforderungen dar, die gemeistert werden müssen. Aber was sind Übergänge überhaupt und wodurch werden sie gekennzeichnet?

2.1 Übergänge allgemein

„Ü berg ä nge sind Schnittstellen individueller biographischer Verl ä ufe und sozialer Strukturen, Verzweigungen gesellschaftlich vorgeformter Entwicklungsbahnen. Sie markieren Br ü che, die es zu ü berbr ü cken gilt, sie sind das Nadel ö hr f ü r gesellschaftlichen Erfolg, aber auch Stationen des Scheiterns und Misserfolgs. “ (vgl. Kutscha, 1991, S. 113)

Übergänge sind potenzielle Brüche in der biografischen Kontinuität, die zumeist institutionell determiniert und gesteuert werden, aber individuell bewältigt werden müssen (vgl. Schröer et. al, 2013, S. 11).

Übergänge können geplant oder unvorhersehbar eintreten und stellen somit Chancen wie auch Risiken dar. Oft geht der Übergang mit der Abgabe einer Rolle und der Übernahme einer anderen einher. Es gilt zunehmend komplexer werdende Übergänge von einer Lebenssituation in eine andere oder von einer Bildungsinstitution in die nächste, erfolgreich zu bewältigen. Gelungene, positiv erlebte Übergänge stärken das Kind in besonderer Weise, wodurch gute Voraussetzungen für weiter folgende Übergänge im individuellen Lebensweg geschaffen werden (vgl. Graßhoff et. al, 2013. S. 22). Die Art der Entwicklungsübergänge ist kulturspezifisch und zumindest teilweise an das Lebensalter gekoppelt. In der westeuropäischen Kultur können folgende Entwicklungsübergänge benannt werden: Eintritt in die Kindertagesstätte, Eintritt in die Schule, Wechsel auf eine weiterführende Schule, Schulabschluss, Berufsaubildung oder Aufnahme eines Studiums, Einstieg ins Berufsleben und Übergang in das Rentenalter. Bei der Bewältigung eines Übergangs ist nicht ein Individuum alleine betroffen, sondern das umgebende soziale System wirkt in vielfacher Weise mit und kann das Gelingen unterstützen aber auch erschweren.

2.2 Lebensalter Kindheit

Der Begriff ‚Kindheit’ ist gar nicht so einfach zu definieren. Zum einen sind keine klaren Grenzen in dieser Phase festgelegt und zum anderen ist der Begriff gesellschaftlich konstruiert. Die Soziologie beschreibt die Kindheit als Schutzraum, in dem sich das Kind biologisch und insbesondere psychisch zu einem Jugendlichen entwickelt.

Im Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII), dem Kinder- und Jugendhilfegesetz, wird Kindheit folgendermaßen definiert: „Kind [ist] wer noch nicht vierzehn Jahre alt ist […]“ (vgl. SGB VIII §7). Laut §1 der UN-Kinderrechtskonvention (1989) wird „jeder Mensch, der das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat […] als Kind bezeichnet“ (vgl. Sünker/Swiderek, 2008, S, 84). „Kindheit ist insofern als soziale Konstruktion zu verstehen, die je nach gesellschaftlichem und kulturellem Wert- und Normengefüge jeweils neu definiert wird“ (vgl. ebd. S. 84).

Die Kindheit ist eine besondere Lebensphase. Die Kinder sind auf ihre Eltern angewiesen und von ihnen abhängig. Sie brauchen viel Liebe und Zuneigung, die Familie ist der wichtigste Bestandteil neben der peer-group, die besonders für die spätere Jugendzeit wichtig ist. Besonders im Kindesalter können viele Stolpersteine für das weitere Leben entstehen. Die Kindheit gehört zu den übergangsstärksten Lebensphasen. Der Eintritt in den Kindergarten, die Einschulung und der Besuch einer weiterführenden Schule sind die institutionellen Übergänge, die in der Kindheit stattfinden. Fälle der Scheidung, ein Umzug oder sonstiges sind individuell abhängig., stellen aber auch einen Übergang dar. Die Kindheit sollte also möglichst ohne große Probleme verlaufen, denn schon während des Kind-Seins werden sie auf das Leben vorbereitet.

2.3 Übergang vom Kindergarten zur Grundschule

Der Kindergarten ist eine Institution, die 1840 von Friedrich Fröbel gegründet wurde. Im Kindergarten können Kinder bis zum Alter von 6 Jahren untergebracht und betreut werden. „Kindertageseinrichtungen sind Institutionen der frühkindlichen Bildung und Erziehung, die als Familien ergänzende oder außerfamiliale Bildung und Erziehung verstanden werden“ (vgl. Sünker/Swiderek, 2008, S. 79). Ein Jahr vor der Einschulung beginnt in der Regel die Vorschule. Das bedeutet, dass die Kinder schon spielerisch an die Grundschule herangeführt werden. Im ‚Zahlenland’ werden zum Beispiel die Zahlen spielerisch erlernt. Jede Zahl hat eine eigene Geschichte und ein Lied, das die Kinder üben, um so einen Bezug zu den Zahlen zu bekommen. Zu Hause müssen die Kinder dann Zahlen ausmalen oder ein kleines Gedicht dazu lernen. „Fröbel vertrat das Prinzip der organischen Einordnung der Vorschulerziehung in die Erziehung und Verknüpfung von Familie, Vorschuleinrichtung und Schule“ (vgl. Huppertz/Rumpf, 1983, S. 26). Die Vorschulklassen sollten laut Fröbel „individuelle Entwicklungsunterschiede ausgleichen und milieubedingte kognitive und soziale Defizite aufarbeiten und ausgleichen“ (vgl. ebd. S. 31).

Mit der Einschulung beginnt das Kind seinen Weg im Schulsystem. Im Normalfall werden die Kinder heutzutage mit dem 6. Lebensjahr eingeschult. In bestimmten Fällen ist eine frühere oder spätere Einschulung mit fünf bzw. sieben Jahren möglich. Der Schuleintritt ist für Kinder, aber auch für deren Eltern ein besonderer Schritt zu einem neuen Lebensabschnitt. In personeller, zeitlicher, räumlicher und vielfach auch inhaltlicher Hinsicht müssen sich die Kinder neu orientieren. Die Freude der Kinder auf die Schule und ihre Bereitschaft, selbst zum Gelingen des Schulanfangs beizutragen, verpflichten alle Verantwortlichen, am Schulanfang günstige Bedingungen zu schaffen. „Eine grundlegende Kennzeichnung erhält die Grundschule dadurch, dass sie am Anfang des (Pflicht-)Schulsystems positioniert ist. In der Grundschule beginnen alle Kinder ihre schulische Laufbahn, auf die Grundschule und die dort zu erwerbenden Kenntnisse und Kompetenzen bauen sämtliche weiterführenden Schulen auf.“ (vgl. Sünker, Swiderek, 2008, S. 105 f.). Dem ersten Schultag wird in Deutschland große Aufmerksamkeit geschenkt. Meist wird die Einschulung feierlich zelebriert. Er markiert den Eintritt in einen neuen Lebensabschnitt. Das Kind erlangt zunehmend Selbstständigkeit und löst sich damit ein Stück von den Eltern. Als Schüler steht das Kind neuen Erfahrungen, Anforderungen, Herausforderungen und auch Pflichten gegenüber. Die Kinder sind mit dem Eintritt in die Grundschule keine Neulinge. Durch den Besuch des Kindergartens verfügen sie schon vor Schulbeginn über „mehrjährige und umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit pädagogischen Institutionen und institutionalisierter Erziehung und Bildung“ (vgl. Sünker/Swiderek, 2008, S. 110).

Der Besuch des Kindergartens ist freiwillig, während der Schulbesuch seit 1920 Pflicht ist. Die kooperative Gestaltung des Übergangs von der Kindertageseinrichtung in die Grundschule ist als Verzahnung von Schulvorbereitungsjahr (Vorschule) und Schuleingangsphase zumeist gesetzlich verankert (vgl. Diller et. al, 2010, S. 63).

Welche Aufgaben und Ziele gibt es im Kindergarten? Im SGB VIII findet man eine erste Auskunft. Laut §22 soll in Kindergärten die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gefördert werden. Dazu gehört die Bildung, Erziehung und Betreuung des Kindes. Das Leistungsangebot soll sich pädagogisch und organisatorisch an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien orientieren.

Zu den Aufgaben der Grundschule gehört die Förderung der Kinder mit unterschiedlichen individuellen Lernvoraussetzungen und die Schaffung der Grundlagen für selbstständiges Denken, Lernen und Arbeiten. „In beiden Einrichtungen wird die soziale Erziehung stark betont. Dabei fällt aber auf, daß dieses Ziel von den Erziehern begrifflich differenzierter (Gemeinschaftsfähigkeit, soziale Verantwortung, Kontaktfähigkeit, Konfliktlösungsverhalten, Hilfsbereitschaft) und praxisnäher erfaßt wird, während bei Lehrern die abstraktere wissenschaftliche Terminologie durchschlägt (Förderung sozialer Interaktionen, Steigerung der Frustrationstoleranz).“ (vgl. Horn, 1982, S. 25).

2.4 Transitionsbegriff

Als „Transitionen werden komplexe, ineinander übergehende und sich überblendende Wandlungsprozesse bezeichnet, die sozial prozessierte, verdichtete und beschleunigte Phasen eines Lebenslaufs in sich verändernden Kontexten darstellen“ (vgl. Fthenakis, 2003, S. 139). Diese Wandlungen hängen oft mit komplizierten biografischen Situationen zusammen, wie beispielsweise der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule. Typisch für diese Phasen sind schnelle Veränderungen und eine besonders lernstarke Zeit (vgl. Griebel/Niesel, 2004, S. 35). Während dieser Phase kommen viele verschiedene Belastungsfaktoren zusammen. Innerpsychische Prozesse und Beziehungen zu anderen Personen werden neu gestaltet, wobei bisherige und neue Erfahrungen und Muster ineinander integriert werden müssen (vgl. ebd., S. 35). Transitionen finden im Leben eines Menschen immer wieder statt. Zu Übergängen im Leben von Kindern kommt es, wenn Veränderungen innerhalb der Familie auftreten, zum Beispiel die Trennung oder Scheidung der Eltern, neue Partnerschaften und Gründung einer Patchworkfamilie. Weiterhin sind der Eintritt in außerfamiliale Bildungseinrichtungen und der Wechsel innerhalb dieses Systems wichtige Transitionspunkte im Leben von Kindern (vgl. ebd., S. 35). Als Transition kann aber nicht das Lebensereignis selbst gesehen werden. Vielmehr sind dessen Verarbeitung und Bewältigung in entwicklungspsychologischer Hinsicht der eigentliche Transitionsprozess. Übergangsphasen zeichnen sich durch eine hohe Emotionalität aus, welche sich in erhöhter Wachsamkeit und Aktivität niederschlagen. Kinder lernen durch ihre Erfahrungen bei einem Übergang Verhaltensweisen, die ihnen bei der Bewältigung künftiger Transitionen helfen. Transitionen sind auf die Lebensereignisse bezogen, die eine Bewältigung von Veränderungen auf mehreren Ebenen erfordert. Es muss eine Anpassung auf individueller, interaktionaler und kontextueller Ebene geleistet werden.

2.5 Veränderungen auf individueller, interaktionaler und kontextueller Ebene

Individuelle Ebene

Der Wechsel vom Kindergartenkind zum Schulkind ist mit der Vorstellung des ‚Größer-Werdens’ verknüpft. Der Schuleintritt bringt für das Kind eine Veränderung des Selbstkonzeptes mit sich, da sich neben dem sozialen und psychischen Selbstbild im gleichen Zuge auch ein schulisches Selbstkonzept konstruiert, das eng mit Leistung und Anerkennung von außen verknüpft ist. Eigene Leistungen und der Zugewinn an Kompetenzen sind für das Selbstbild des Kindes besonders wichtig (vgl. Fthenakis, 2003, S. 140).

[...]


1 In dieser Arbeit werden die Begriffe Kindergarten und Kindertagesstätte synonym verwendet. Im Allgemeinen ist die institutionelle Betreuung von Kindern bis zum 6. Lebensjahr gemeint.

2 Aus Gründen der Vereinfachung wird in dieser Arbeit die männliche Form verwendet. Personen weiblichen wie männlichen Geschlechts sind darin gleichermaßen eingeschlossen.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule
Untertitel
Welche Möglichkeiten und Schwierigkeiten können bei der Kooperation zwischen Familie, Kindergarten und Grundschule entstehen?
Hochschule
Universität Trier
Note
2,3
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V377113
ISBN (eBook)
9783668547124
ISBN (Buch)
9783668547131
Dateigröße
513 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
übergang, kindergarten, grundschule, welche, möglichkeiten, schwierigkeiten, kooperation, familie
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Der Übergang vom Kindergarten zur Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377113

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