Zur Ökologischen Problematik des Yacyretà Staudammes


Seminararbeit, 2005

30 Seiten, Note: 1-2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einordnung
2.1. Geographie
2.2. Geologie/ Geomorphologie
2.3. Klima
2.4. Flora und Boden
2.5. Fauna

3. Historischer Hintergrund
3.1. Staudammsituation im Paraná-Basin

4. Yacyretá Staudamm
4.1. Technische Daten
4.2. Umsiedlung
4.2.1. soziale Folgen

5. Ökologische Problematik
5.1. Hydrologische Konsequenzen
5.1.1. Allgemein
5.1.2. Speziell
5.1.3. Thermale Stratifikation
5.2. Mesoskalige Klimatische Veränderungen
5.3. Seismische Probleme

6. Zusammenfassung

7. Abbildungsverzeichnis

8. Literaturverzeichnis

9. Internetverzeichnis

1. Einleitung

Dammbauten zur Absperrung von Wasser gehören zu den ältesten Ingenieurbauten der Menschheit und lassen sich bis ins Altertum in China, Ägypten und Indien zurückverfolgen. Durch die enormen Fortschritte in der Wissenschaft und der Technologie seither, wurde es möglich Dämme immer höher und größer zu bauen. Die Funktion solcher Bauwerke diente früher vornehmlich zur Wasserversorgung und wandelte sich mit der Zeit hauptsächlich zur Energieerzeugung um. Heute greift ein Drittel aller Länder auf Wasserkraft zur Deckung mehr als der Hälfte ihres Energiebedarfs zurück, und Großstaudämme erzeugen weltweit 19% des gesamten Stroms (vgl. WCD 2000).

Während mit der Konstruktion eines Staudammes, auf den ersten Blick, ausschließlich Vorteile im Bereich der Trink- und Nutzwasserversorgung, der Energieerzeugung und des Hochwasserschutzes verbunden sind, gehen andererseits ökologische und soziale Auswirkungen einher, deren Ausmaß zum Teil heute noch nicht bekannt sind. So gehören Staudämme heute zu den umstrittensten Themen im Rahmen von nachhaltiger Entwicklung. Ihre Befürworter verweisen auf den sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsbedarf, den Staudämme decken sollen, wie Bewässerung, Stromerzeugung, Hochwasserschutz und Wasserversorgung. Ihre Gegner betonen nachteilige Wirkungen, wie Schuldenlasten, Kostenüberschreitungen, die Vertreibung und Verarmung von Menschen, die Zerstörung wichtiger Ökosysteme und Fischereiressourcen sowie die ungerechte Verteilung von Kosten und Nutzen (WCD 2000, S. 7).

Um die Kontroverse zu konkretisieren, soll diese Arbeit am Beispiel des Yacyretá Staudammes versuchen, sowohl politische Ambitionen, als vielmehr ökologische Probleme darzulegen und näher zu erläutern.

2. Einordnung

2.1. Geographie

Zur Darstellung des Untersuchungsgebietes ist es nicht möglich den Standort des Staudammes separat zu betrachten. Vielmehr ist es notwendig das Einzugsgebiet Rio Paraná, an dem der Yacyretá Staudamm liegt, mit einzubeziehen. Der Rio Paraná ist 4000 km lang und wird aus dem in der Serra Mata da Corda entspringenden Rio Paranaìba, und dem in der Serra da Mantiquiera entspringenden

Rio Grande gespeist. Zwischen dem Itaipú - Stausee und den Iguaçú - Fällen bildet der Paraná die Grenze zwischen Brasilien und Paraguay. Von diesem Punkt bis zur Mündung des Rio Paraguay in den Paraná, entspricht der Rio Paraná der Grenze zwischen Paraguay und Argentinien. Anschließend durchfließt der Strom Argentinien und mündet zusammen mit dem Rio Uruguay in den Rio de la Plata (vgl. Abb. 1). Mit einem Wassereinzugsgebiet von über 3.1 Millionen km2 besitzt der Rio Paraná damit das zweitgrößte Einzugsgebiet nach dem Amazonas in Südamerika.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(www.lateinamerika-studien.at)

2.2. Geomorphologie

Sowohl die Serra Mata da Corda, als auch die Serra de Martiniquera, sind Teile des Brasilianischen Berglandes, im Osten von Südamerika. Es gehört zu den alten Grundgebirgsschilden, die sich vor mehr als 600 Millionen Jahre gebildet haben. Seither wurde der aus Graniten, Quarziten, Phylliten und Amphiboliten bestehende alte Gebirgssockel durch die intensive Verwitterung eingeebnet und durch Bruchbildung in einzelne Schollen zerlegt, die heute von Flüssen durchzogen werden.

Südwestlich schließt sich das Paraná Becken an, welches im Norden und Osten durch das beschriebene Brasilianische Bergland und im Westen von den Anden begrenzt wird. Des weiteren wird das Paraná Becken sowohl vom Rio Paraguay als auch vom Rio Paraná durchflossen wird. In der im Paläozoikum gebildeten Syneklise befinden sich neben fluviale und kontinentale Sedimentserien von über 2000 m Mächtigkeit aus den umliegenden Gebirgen und Gebirgsströmen, vorwiegend Basalte. Diese, in Form von Flutbasalten in der Jura gebildeten Sedimente, erreichen eine Mächtigkeit von über 1529 m. (vgl. Abb. 2) (www.lateinamerika-studien.at)

2.3. Klima

Das Klima von Südamerika wird von drei Zirkulationssystemen geprägt. Zum einen von den vorherrschenden Westwinden der südlichen Breiten und von den semipermanenten Hochruckgebieten über dem Pazifischen und Atlantischen Ozean, zu anderen von der Innertropische Konvergenzzone (ITC), welche durch Tiefdruckgebiete nahe dem Äquator gekennzeichnet ist (Hobbs 1998).

Das erste und südlichste Zirkulationssystem ist der kalte Westwind der südlichen Breiten. Er resultiert aus einem einfachen, aber konstanten Drucksystem. Die Konstanz ist bedingt durch die fehlende Landmasse in dieser Region, die die Luftströmungen durch Rauhigkeit ablenken könnte.

Das zweite Zirkulationssystem sind zwei Hochdruckgebiete über den Ozeanen. Beide bringen feuchte Luftmassen mit. Das Atlantik Hoch von Osten, welches die feuchten Luftmassen in die zentrale Region Südamerikas bringt, das Pazifik-Hoch von Westen, welches jedoch die Anden nicht überwinden kann und durch das Aufsteigen der Luftmassen an der Westseite der Anden orographische Niederschläge verursacht. Zusammen mit den kalten Westwinden der südlichen Breiten wird dadurch an der Westküste Südamerikas eine einmalige Wüsten-Küsten Landschaft geschaffen (Hobbs 1998).

Das dritte Zirkulationssystem ist die Position der ITC. In dieser schmalen Konvergenzzone von nördlichen und südlichen Passaten, kommt es zu aufsteigenden Luftbewegungen, die Wolkenbildung und Starkregen bedingen. Aufgrund jahreszeitlicher Schwankungen verschiebt sich die ITC periodisch nach Norden und Süden (Strahler&STRAHLER 1999). Im Bereich von Südamerika erreicht die ITC ihren nördlichsten Punkt bei 5° -10° n. Br. im September/ Oktober. Für die nördlichen Bereiche von Südamerika bedeutet dieser Sachverhalt ergiebige Niederschläge. Im Verlauf des Jahres verschiebt sich die ITC nach Süden, bis sie im Januar/ Februar ihren südlichsten Punkt im Bereich des Amazonas Beckens (0° - 10° s. Br.) erreicht (Hobbs 1998).

Aufgrund der gerade beschrieben Hintergründe ergibt sich folgende Niederschlagsverteilung im Jahr. An der kolumbianischen Pazifikküste und im Amazonas-Becken fallen mit bis zu 4000 mm die höchsten Niederschlagsmengen in Südamerika. Im Brasilianischen Bergland fallen zwischen 800 mm und 2000 mm. Im Paraná Becken, das im Regenschatten des Brasilianischen Berglandes als auch der Anden liegt, fällt im Vergleich dazu mit 800 mm nur wenig Niederschlag. Der Süden und Westen Südamerikas bekommt mit maximal 200 mm am wenigsten Regen.

Die thermischen Bedingungen Südamerikas zeigen eine deutliche breitenkreisparallele Anordnung. Die höchsten Temperaturen liegen im Bereich des Amazonasbeckens, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur zwischen 21°C und 30°C. Polwärts sinken die Temperaturen. In der Region des nördlichen Paranabeckens liegen die Jahresdurchschnittstemperaturen noch bei 16°C bis 20°C, weiter südlich im Bereich der Mündung des Rio Paraná in den Rio de la Plata sind es nur noch 11°C bis 15°C.

Folglich ergeben sich nach Köppen folgende klimatische Zonen. Im Bereich des Amazonasbeckens und des nördlichen Brasilianischen Berglandes befinden sich die immerfeuchten äquatorialen (Af-Klimate nach Köppen) und wechselfeuchten semihumiden bis semiariden (Aw-Klimate) Tropen. Weiter südlich schließen sich die immerfeuchten (Cf-Klimate) und die trockenen (Cw-Klimate) Subtropen des südlichen Brasilianischen Berglandes an. Im Süden und Westen befinden sich die ariden gemäßigten Breiten bzw. die Hochlandklimate (vgl. Abb. 3) (www.lateinamerika-studien.at).

Bezogen auf das Untersuchungsgebiet kann man sagen, dass der Nördliche Bereich in den wechselfeuchten semihumiden Tropen liegt, der südliche Bereich hingegen den immerfeuchten und trockenen Subtropen zuzuordnen ist. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 21.5°C, der Jahresniederschlag ca. 1800 mm.

2.4. Flora und Boden

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Bedingt durch die vielfältigen klimatischen Einflüsse in Südamerika ist die Landschaft äußerst different. Sie umfasst alle Großlandschaften von Wüsten im Westen Südamerikas bis zu den tropischen Regenwäldern im Amazonasgebiet. Der Bereich des Paraná-Tals, das für diese Arbeit betrachtet werden muss, wird nach Seibert sowohl dem Subtropischen Regenwald (W3), als auch dem weiter westlich liegenden Chaco-Trockenwald (J4) zugeordnet (vgl. Abb. 6). Ihre Begründung findet diese Verteilung in den von Osten kommenden Passatwinden, die sich am Brasilianischen Bergland abregnen und den im Regenschatten befindlichen subtropischen Bereichen nur wenig Feuchtigkeit bringen. Auf diese Weise entwickeln sich teilimmergrüne Regenwälder, die nach Westen allmählich von den Trockenwäldern abgelöst werden.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Die subtropischen teilimmergrünen Regenwälder sind hauptsächlich Laubwälder von denen heute nur noch Reste vorhanden sind. Sie setzen sich aus immergrünen und regengrünen laubabwerfenden Baumarten der Gattungen Cedrela, Hymenaea, Inga, Centrolobium u.a. zusammen (Seibert 1996). Bei einer Größe von 25 - 30 m, enthalten sie viel Unterholz, Lianen und Epiphyten. Neben den Laubwäldern gibt es zahlreiche Baumfarne, Palmen und in höheren Lagen Araukarienwälder. Die Wuchsbedingungen für Pflanzen sind in Bereich der subtropischen Regenwälder ausgezeichnet. Die dort befindlichen Lateritböden nehmen das Wasser leicht auf und können es in den oberen 6 m speichern. Der Humusreichtum und die schwach sauren Bodenverhältnisse aus den höheren Lagen der Araukarienwälder gehen in tieferen Lagen in einen neutral pH-Wert und schwächeren Humusverhältnissen über.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Weiter westlich findet ein Wechsel der Vegetation statt. Regenwälder werden aufgrund der weniger feuchten Passate von Trockenwäldern abgelöst, die hauptsächlich durch ihre xeromorphe Anpassung (ökologische Anpassung an den Wassermangel durch Dornen, Sukkulenz oder Blätter mit mehreren Palisadengewebeschichten) definiert werden. Dieses sehr lichte Waldgebiet hat eine 10 bis 15 m hohe Baumschicht, der sich eine 4 bis 6 m hohe sperrige Strauchschicht anschließt; die Bodenschicht von 0,5 m bis 1 m besteht aus Kakteen und Bromeliaceen, zu denen sich in der Regenzeit auch zahlreiche Kräuter gesellen. In diesem Bereich bestehen die Böden aus quartären und tertiären Ablagerungen, vornehmlich Feinsand und schluffige Tone, die durch Löß und Lößlehm überlagert worden sind. Humusbildung findet aufgrund der xeromorphen Anpassung kaum statt. Bei pH-Werten von 6,8 bis 7,2 sind die Böden sehr nährstoffreich, jedoch durch den hohen Salzgehalt nur eingeschränkt nutzbar. Seit den 1970er Jahren wurde zunehmend das Holz der Subtropischen Regenwälder für die Wirtschaft interessant. In Folge dessen wurden die ursprünglichen Waldgebiete großflächig gerodet. Erst in den letzten Jahren veranlassten die Staaten Firmen eine Wiederaufforstung mit Eukalyptus und mittelamerikanischen Pinus-Arten. Am wirksamsten für die Veränderung der Vegetation in dieser Region war, neben der großflächigen Rodung, die Landnutzung durch den Kaffeeanbau. Seit 1834 wird im Gebiet Südbrasiliens Kaffe angebaut. Die monotone Nutzung über Jahre entzog dem Boden wichtige Nährstoffe, so dass die Siedler gezwungen waren weiter nach Westen zu ziehen bis an den Rio Paraná. Etwa ab 1960, als die Anbauflächen knapp wurden, rodete man zunehmend auch jenen Urwald, der für den Anbau nicht geeignet war. Auf diesen Flächen wurde hochmechanisierter Anbau von Mais und Sojabohnen im Sommer und Weizen im Winter betrieben (Seibert 1996).

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Zur Ökologischen Problematik des Yacyretà Staudammes
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
OS Wasser: Eine weltweit kostare Ressource
Note
1-2
Autor
Jahr
2005
Seiten
30
Katalognummer
V37681
ISBN (eBook)
9783638369558
Dateigröße
3162 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nach Einschätzung des Seminarleiters eine gute bis sehr gute Arbeit. Note wurde bisher nicht vergeben.
Schlagworte
Problematik, Yacyretà, Staudammes, Wasser, Eine, Ressource
Arbeit zitieren
Ulf Mallast (Autor:in), 2005, Zur Ökologischen Problematik des Yacyretà Staudammes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37681

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