Israel Defense Force. Eine Frage der geschlechtlichen Gleichberechtigung?


Hausarbeit, 2014

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. IDF
1. Entstehung und Ideologien
1.1 Entstehung
1.2 Ideologien
2. IDF in der israelischen Gesellschaft
2.1 Bedeutung
2.2. Militärische Sozialisation
3. Frauen in der IDF
3.1 Einführung der Wehrpflicht für Frauen
3.1.1 Debatte über die Roller der Frau in der IDF
3.1.2 Chen
3.2 Geschlechtliche Aufgabenverteilung in der IDF
4. Die Visualisierung und symbolische Funktion der israelischen Soldatin
4.1 Visualisierung
4.2 Symbolik

III. Schluss

IV. Literatur- und Quellenverzeichnis

V. Erklärung

I. Einleitung

Der Nahe-Osten – ein Gebiet, welches heutzutage sofort mit Kriegen und Krisen assoziiert wird und häufig mit dem anhaltenden Konflikt zwischen den arabischen Palästinensern und den Zionisten im Staat Israel genannt wird. So stellt es keine Besonderheit dar, dass das israelische Militär ein wichtige Rolle innerhalb der Strukturen des Staats Israel spielt. Es gibt jedoch eine Besonderheit, welche die Israel Defense Force[1] von den meisten anderen Armeen unterscheidet: Jeder jüdische Bürger hat eine Verpflichtung zum Wehrdienst, das schließt demnach sowohl Männer als auch Frauen ein. Da das Militär jedoch eine durch männliche Kraft geprägte Institution ist, stellt sich die Frage, wie genau die Integration der Frauen innerhalb des Militärs aussehen mag und ob die nach außen hin repräsentierte Gleichstellung von Soldaten und Soldatinnen der Realität entspricht. Genau diese Besonderheit und die daraus resultierenden Fragen stellen das Thema dieser Arbeit dar. Zu Beginn soll kurz die Entstehung der IDF umrissen und anschließend die Rolle des Militärs innerhalb der israelischen Gesellschaft geklärt werden. Hierbei sollen die Fragen, welche Bedeutung das Militär hat und wie genau die militärische Sozialisation erfolgt, beantwortet werden. Darüber hinaus wird die Debatte um die Integration der Frauen in der Armee und die daraus entstandenen Frauencorps sowie deren Aufgabenfelder erläutert. und die verschieden. Da es in der israelischen Armee über 700 Ämter zu bekleiden gibt, kann die Gleichberechtigung hier nur exemplarisch untersucht werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt stellt die Visualisierung und die Symbolik der Frau dar. Welches Bild sollen Soldatinnen in der Öffentlichkeit erzeugen und welche Symbolhaftigkeit steckt im Begriff „Soldatin sein“? Da heutzutage Gender Studies keine Seltenheit mehr sind und es somit eine große Anzahl an Literatur und Quellen gibt, lässt sich das Thema der geschlechtlichen Gleichberechtigung ins unermessliche ausweiten. Um den Rahmen dieser Arbeit jedoch nicht zu sprengen, soll nur ein kurzer Abriss der Komplexität der geschlechtlichen Gleichberechtigung in der IDF dargestellt werden. Die Ausarbeitung der Thematik stützt sich hierbei besonders auf verschiedene Werke von Uta Klein sowie auf das Werk „Feminisierte Soldatinnen“ von Susanne Friedel.

II. IDF

1. Entstehung und Ideologien

1.1 Entstehung

Nur wenige Stunden vor dem Ende des britischen Mandats, proklamierte David Ben Gurion am 14. Mai 1948 den jüdischen Staat. Zu diesem Zeitpunkt waren auf jüdischer Seite bereits militärische Strukturen vorhanden, welche sich innerhalb paramilitärischer Organisationen entwickelt hatten.[2] Der Zusammenschluss verschiedener Organisationen wie z.B Hagana, Palmach und Lehi ermöglichte eine offizielle Gründung des Militärs von Seiten der Regierung. [3] Zusätzlich zu den bereits bestehenden Militärstrukturen, waren nach dem Unabhängigkeitskrieg von 1948/49 weitere wichtige Faktoren gegeben, welche die Gründung des Militärs geradezu unabdingbar machten. Der wichtigste Punkt hierbei, ist wohl, dass kein dauerhafter Frieden mit den arabischen Nachbarstaaten, sondern nur ein Waffenstillstand, geschlossen wurde. Zudem war Israel nicht überall als souveräner Staat anerkannt worden und auch die geographische Lage war aufgrund keinerlei Rückzugsmöglichkeiten, unvorteilhaft.[4] Demnach war es sehr wichtig, auch von offizieller Seite, die amtliche Gründung der IDF zu deklarieren. Offiziell wird dies auf den 31. Mai 1948 datiert.[5]

Da die Bevölkerungsanzahl Israels zu Beginn sehr limitiert war, wurde auf der oben erwähnten Basis eine Armee geschaffen, die sich auf folgende drei Bereiche stützte: Wehrpflicht, Berufsarmee und Reservedienst[6].

Die Wehrpflicht schloss jüdische Männer und Frauen ab 18 Jahren ein, sowie männliche Drusen. Arabische Beduinen und Christen stand es frei im Militär zu dienen. Der palästinensischen Bevölkerung dagegen, war es vollkommen untersagt im israelischen Militär zu dienen. Der Wehrdienst dauerte für Frauen zwei und für Männer drei Jahre. Von der Verpflichtung befreit, waren Verheiratete, Schwangere oder die Frauen, die wegen ihrer religiösen Überzeugung keinen Wehrdienst leisten konnten. Für Männer dagegen gab es keinerlei Ausschlusskriterien, die sie von ihrer Wehrpflicht befreit hätten. Für den Reservedienst, konnten Frauen bis zu ihrem 24. und Männer bis zu ihrem 50. Lebensjahr herangezogen werden.[7]

1.2 Ideologien

Mit der Gründung der IDF wurde nicht nur die lang ersehnte Unabhängigkeit eines jüdischen Staates erlangt, sondern auch ein Grundpfeiler der israelischen Staatsstruktur gelegt. Die Leitideen auf denen sich diese Staatsstruktur stützte, waren eng mit der jüdischen Vergangenheit innerhalb des Holocausts verknüpft, welcher „das Bild des isolierten jüdischen Volkes gegen den Rest der Welt“[8] prägte. Die tiefsitzende Angst vor Wehrlosigkeit, brachte den Leitgedanken „Nie wieder wehrlos sein“[9] hervor. Ein weiteres Motiv worauf die Bedeutung des Militärs basierte, lautet: „Es gibt keine Wahl“[10]. Dieser Gedanke ist auf den Mythos „David gegen Goliath“ zurück zu führen. David symbolisierte das jüdische Volk und Goliath die restliche Bevölkerung. Demzufolge blieb der Minderheit, dem jüdische Volk, keine andere Wahl, als sich gegen den vermeintlich unbesiegbaren Gegner zur Wehr zu setzen.[11] Des weiteren gab es die Theorie, dass ein Soldat die Umkehrung der jüdischen Geschichte darstellt. Nach 2000 Jahren Verbannung, wurde dies als erste Chance gesehen, sich gegen Pogrome und Vertreibungen zu wehren.[12] Diese drei Punkte, schufen das militärische Bewusstsein innerhalb des neu gegründeten Staats.

2. IDF in der israelischen Gesellschaft

2.1 Bedeutung

Soldaten als Teil des Kollektivs. Dieser Satz beschreibt sehr gut, welche Stellung und Bedeutung Soldaten in der israelischen Gesellschaft inne hatten. Soldaten spielten in Israel eine andere Rolle als in der westlichen Welt. So trat häufig die Bezeichnung „ unsere Kinder und [...] noch häufiger unsere Söhne“[13] auf. Trotz der eingeführten Wehrpflicht für Frauen, stand das Militär meistens für den Begriff Männlichkeit. Männer galten als Beschützer des jüdischen Volkes. So wurde an den Grabstätten, der sowohl männlichen als auch weiblichen Soldaten mit der Bezeichnung „ Yad le' banim, zu deutsch Haus der Söhne[14], an die Verstorbenen gedacht. Auf Grund der Wertschätzung, wurde der Wunsch in den Militärdienst einzutreten und dem Land zu dienen, bei der Bevölkerung exponentiell gesteigert. Ein Faktor der ebenfalls zur hohen Eintrittsquote beitrug, mag wohl sein, dass der Wehrdienst eine Art Brücke vom Jugendalter in die Adoleszenz darstellte und zusätzlich als „Recht des Einzelnen, [welches] die Zugehörigkeit zur Gesellschaft zum Ausdruck bringt“[15], galt. Beide Punkte beziehen sich jedoch erneut auf den männlichen Teil der jüdischen Bevölkerung.[16] Ebenfalls ausschlaggebend, war wohl die Bedeutung der militärischen Laufbahn für die weitere berufliche Karriere im zivilen Sektor. Eine militärische Karriere galt in Folge dessen, auch häufig als wichtige Voraussetzung für bestimme Berufe. Umso höher der militärische Rang, desto größer die Wahrscheinlichkeit auf eine höhere Position in beruflichen Bereichen außerhalb des Militärs. Demnach hatten Männer auf diesem Gebiet erhebliche Vorteile, da sie einerseits eine längere Wehrpflicht hatten und anderseits auch durch ihren permanenten Reservedienst mit den unterschiedlichsten Menschen in Berührung kamen. Dies offerierte ihnen unter anderem signifikante Möglichkeiten im Rahmen der Berufsperspektive. Demzufolge war eine Konvergenz zwischen der militärische und der zivilen Oberschicht gegeben.[17]

2.2. Militärische Sozialisation

Die Eingliederung des Militärs in das Leben der jüdischen Bevölkerung begann nicht erst bei Antritt der Wehrpflicht, sondern bereits in Kindergarten und Grundschule wurde ihnen die Bedeutung des Militärs vor Augen geführt. Von Beginn an wurde den Jungen infiltriert, dass sie Soldaten werden sollten; Den Mädchen dagegen wurde vermittelt den Männern eine Stütze zu sein. Beispielsweise bestand in einer israelischen 1. Klasse die Aufgabe darin, einen Lückentext anhand der folgenden Geschichte auszufüllen[18]:

„Wer ist ein Held?

Am Unabhängigkeitstag gingen die Kinder los, um die Parade der israelischen Streitkräfte zu besuchen. Sie standen auf dem Bürgersteig und beobachteten die Bataillone der Soldaten wir sie marschierten und sangen. Am Himmel flogen Flugzeuge und große Panzer zogen langsam vorüber. Ronen sagte: 'Wenn ich groß bin werde ich Pilot. Ich fliege sehr hoch. Nur ein Pilot ist ein Held.' Avner sagte: 'Und wenn ich groß bin werde ich Seemann. Ich werde der Kapitän eines riesigen Schiffes sein. Das Schiff beschützt die Küste unseres Landes. Nur ein Seemann ist ein Held.' Uri sagte: 'Und ich werde ein einfacher Soldat sein. Ein einfacher Soldat ist ein held [sic]. Er beschützt den Staat Israel Tag und Nacht.'

Wer hat recht?“[19]

Die Aufgabe zeigt, wie den Kindern bereits im frühen Alter das Militär spielerisch näher gebracht wurde. Ebenso wurde der Zusammenhang zwischen Soldatendasein und Heroismus aufgezeigt. Auffallend ist ebenfalls, dass trotz weiblicher Wehrpflicht, in dem Text ausschließlich Jungen aufgeführt werden. In der weiterführenden Schule erfolgten anschließend regelmäßige Kurse, welche auf den Militärdienst vorbereiten sollten. So gab es Informationsveranstaltungen der unterschiedlichen Einheiten und Ausflüge zu Stützpunkten. Außerdem organisierte die IDF Schulungen, in welchen die Kinder in Waffenhandhabung eingewiesen wurden. In der 12. Klasse, also kurz vor Eintritt in das Militär, erfolgte ein erneuter Kurs, der den Schülern die Wichtigkeit und die verschiedenen Aufgabenbereiche näher bringen sollte. Auch in diesem Bereich fand eine Differenzierung von Mädchen und Jungen statt. Den Jungen wurde ausschließlich Informationen mit dem Fokus auf Kampfhandlungen vermittelt, den Mädchen dagegen wurde die emotionalen und psychologischen Aspekte ihrer militärischen Ausbildung dargelegt.[20]

Die verschiedenen Phasen der militärischen Sozialisation und die Bedeutung der IDF innerhalb der jüdisch-israelischen Gesellschaft, lassen ein Zwischenfazit zu. Es wird deutlich, dass es in jeder Hinsicht eine Verbindung zwischen Militär und Männlichkeit gab und die Frau hingegen eine separate Rolle inne hatte, ob nun in der Gesellschaft im Bezug auf spätere Berufschancen, während der Schulzeit innerhalb verschiedener Informationskurse oder auch nur durch bestimmte Aufgabenstellungen.

[...]


[1] Israel Defence Force im weiteren IDF genannt

[2] Rothenberg, Gunter E. : The Anatomy of THE ISRAEL ARMY, The Israel Defence Force 1948-78; New York; 1979; S.13.

[3] http://www.idf.il/1503-en/Dover.aspx; zuletzt aufgerufen am 27.1.14.

[4] Klein, Uta: Militär und Geschlecht Israel; Frankfurt/New York; 2001; S.123.

[5] http://www.idf.il/1503-en/Dover.aspx; zuletzt aufgerufen am 27.1.14.

[6] Klein: Militär und Geschlecht; S. 123.

[7] Klein: Militär und Geschlecht, S. 149f.

[8] Klein: Militär und Geschlecht, S. 115.

[9] Klein: Militär und Geschlecht, S. 112 .

[10] Klein: Militär und Geschlecht, S. 116.

[11] Klein: Militär und Geschlecht, S. 110-118.

[12] Klein: Militär und Geschlecht, S. 123.

[13] Klein, Uta: Miltär und Männlickeit in Israel, S.1 auf: http://www.fk12.tu-dortmund.de/cms/ISO/de/arbeitsbereiche/soziologie_der_geschlechterverhaeltnisse/Medienpool/AIM_Beitraege_erste_Tagung/Klein.pdf (zuletzt aufgerufen am 27.1.14 ), Hervorhebung im Original.

[14] Ebd. Hervorhebung im Original.

[15] Ebd.

[16] Ebd.

[17] Dromi, Uri: Women in the Israel Defense Force; Jerusalem; 2003; S. 16.

[18] Klein: Militär und Männlichkeit; S.3f.

[19] Klein: Militär und Männlichkeit; S.4; zitiert nach Furmann 1999:155/156.

[20] Klein: Militär und Männlichkeit; S. 4.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Israel Defense Force. Eine Frage der geschlechtlichen Gleichberechtigung?
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
1,7
Autor
Jahr
2014
Seiten
17
Katalognummer
V376631
ISBN (eBook)
9783668540675
ISBN (Buch)
9783668540682
Dateigröße
721 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Israel Defense Force, IDF, Israel, Gender Studies, Gleichberechtigung, Frau, Militär, Soldatin, Frauencorps
Arbeit zitieren
Lisa Zechmann (Autor:in), 2014, Israel Defense Force. Eine Frage der geschlechtlichen Gleichberechtigung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376631

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