"It is all in your head". Physischer und Psychischer Erklärungsversuch des Golfkriegssyndroms


Hausarbeit, 2014

12 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt
1. Einleitung...1
2. Das Golfkriegssyndrom...2
3. Erklärungsversuch physisch...3
4. Erklärungsversuch psychisch...6
5. Fazit...7
6. Literaturverzeichnis...10

1. Einleitung
Mehr als 20 Jahre ist es nun her, dass Koalitionsstreitkräfte von 34 Nationen unter maßgeblicher
Führung der USA und dem Vereinigten Königreich im Kuwait, intervenierten um das Land von der
irakischen Okkupation zu befreien. Am 17ten Januar 1991 begann die durch den UN-Sicherheitsrat
legitimierte ,,Operation Desert Storm". Nachdem die Koalitionsstreitkräfte den irakischen
Luftstreitkräften herbe Verluste zugefügt hatten, begann am 24sten Februar 1991 um 04:00 Ortszeit
der Bodenkrieg. Die ,,Operation Desert Storm" war besonders schnell vorbei, bereits am 12 April
1991 trat der Waffenstillstand zwischen den Koalitionsstreitkräften und dem Irak in Kraft. Gerade
wegen seiner Schnelligkeit und Effizienz gilt dieser Krieg als besonders modern und ,,sauber". Auf
Seiten der Koalitionsstreitkräfte starben, von den insgesamt im Krieg eingesetzten 660.000
Soldaten, lediglich 373, weitere 571 wurden verwundet. Die Operation galt nicht nur militärisch als
großer Erfolg, sondern auch medizinisch, da Todesfälle durch Krankheiten oder klimabedingte
Ausfälle größtenteils ausblieben.
Allerdings zeigten bereits einige Monate nach dem Ende des Krieges Soldaten der Vereinigten
Staaten, die an der ,,Operation Desert Storm" beteiligt waren, erste Anzeichen verschiedenartiger
Störungen. Im Vereinigten Königreich wurden die Fälle erstmals im Jahre 1993 durch einen
Zeitungsbericht bekannt. Symptome waren Müdigkeit, Erschöpfung, Depressionen,
Gedächtnisverlust, Übelkeit, Erbrechen, Haar- und Zahnverlust sowie Gelenk-, Muskel- und
Kopfschmerzen. Die Veteranen gaben an, an einer neuen und bisher einmaligen Art von Störungen
zu leiden, die später als das Golfkriegssyndrom bekannt wurde. Erste Erklärungsversuche nannten
Impfungen, NAPS (nerve agent pre-treatment set), den Ölregen, abgereichertes Uran in der
Munition und der Panzerung von PzKpfws, Pestizide und möglichen Kontakt mit chemischen
Waffen als Ursachen für die Symptome der Veteranen. Einige Wissenschaftler vertraten jedoch die
Meinung, dass diese Symptome keine physische sondern eine psychische Ursachen haben. Viele
Veteranen wehrten sich gegen diese Einordnung ihrer Leiden nicht nur aus Gründen der
Rentenansprüche und der medizinischen Behandlung sondern auch, da vorwiegend Männer an dem
Einsatz beteiligt waren, aufgrund eines hegemonialen Männerbildes im Militär. Zudem sahen sie die
psychische Einordnung ihrer Symptome als Versuch des Verteidigungsministeriums den Problemen
aus dem Weg zugehen.
Daraus folgten nicht nur jahrelange Rechtsstreitigkeiten der Veteranen mit dem
Verteidigungsministerium sondern auch ein
Streit in den Medien und unter Wissenschaftlern um die Definition und die Ursachen des
Golfkriegssyndroms. Im Folgenden möchte ich die Diskussion um das Golfkriegssyndrom im
1

Vereinigten Königreich nachzeichnen. Zunächst werde ich im 2ten Kapitel das Phänomen des
Golfkrieges und seine Symptome erläutern im 3ten Kapitel werde ich dann auf die These der
physischen Ursachen eingehen, dem gegenüber stelle ich das 4te Kapitel in dem ich mich mit der
These der psychischen Ursachen beschäftige, anschließend ziehe ich ein Fazit. Dabei werde ich
wichtige Erkenntnisse von Simon Wessely und seinen Kollegen, Susie Kilshaw und anderen
wichtigen Wissenschaftlern verwenden.
2. Das Golfkriegssyndrom
Um besser zu verstehen, worum sich der Streit gebildet hat, möchte ich nun das Syndrom selbst
näher erläutern und es auch in einen historischen Kontext einbetten.
Die ersten Berichte über das, was in den darauffolgenden Jahren als das Golfkriegssyndrom bekannt
wurde, erschienen zum Jahreswechsel 1992/1993. Eine Zeitung titelte damals ,,Once fit, now I'm
tired all the time"
1
, es ist die Geschichte eines jungen britischen Veteranen, des Hauptgefreiten
Robert Lake, der kurz nach der Heimkehr über seltsame Symptome klagt. Die Ärzte konnten nicht
genau sagen, was dem Veteranen fehlte. Er selbst machte das abgereicherte Uran, welches bei dem
Einsatz eingesetzt wurde, für sein Leiden verantwortlich. Im Laufe der Zeit beklagten sich immer
mehr Veteranen über ähnliche Symptome, darunter: Müdigkeit, Erschöpfung, Depressionen,
Gedächtnisverlust, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Haar- und Zahnverlust sowie Gelenk-, Muskel-
und Kopfschmerzen. Insgesamt glaubten circa 20% der Golfkriegsveteranen das Golfkriegssyndrom
zu haben.
2
Auch eine von Prof. Simon Wessely und seinen Kollegen durchgeführte Studie belegt,
dass Golfkriegsveteranen überdurchschnittlich oft über diese Symptome klagten im Vergleich zu
ihren im Jugoslawienkrieg eingesetzten Kameraden.
3
Diese Geschichte erreichte auch eine große emotionale Dimension als um. 1995 erste Fälle von den
Kinder dieser Veteranen bekannt wurden, die entweder kognitiv eingeschränkt oder entstellt zur
Welt kamen.
4
Ein großes Problem spielte dabei die Zuordnung der Symptome zu einem bestimmten
Krankheitsbild. Die bereits weiter oben beschriebenen Symptome sind weit verbreitet und konnten
keiner konkreten Krankheit zugeordnet werden. Deshalb sprach man bei diesen Symptomen im
Zusammenhang mit den Golfkriegsveteranen vom Golfkriegssyndrom. Die genaue Klassifizierung
1
Vgl. Simon Wessely:
Something old, something new, something borrowed, something blue: The true story of Gulf War
Syndrome. Vorlesung vom 25.01.2006, 00:54 URL: http://www.gresham.ac.uk/lectures-and-events/something-old-
something-new-something-borrowed-something-blue-the-true-story-of
[zuletzt abgerufen: 20.04.2014].
2
Vgl. Susie Kilshaw: Gulf War Syndrome. A Reaction to Psychiatry's Invasion of the Military? In: Cult Med Psychatry
32 (2008), S. 219-237, hier S. 225.
3
Vgl. Wessely
: Something old. , 03:26.
4
Vgl. ebd. , 00:54.
2

der Leiden der Veteranen war auch deshalb so schwer, weil diese oft auch den Leiden der Veteranen
vergangener Konflikte sehr ähnlich waren, wobei man nochmals feststellen muss, dass diese
Symptome bei den Teilnehmern an der ,,Operation Desert Storm" öfter auftraten als bei den
Kameraden, die nicht, oder auch an anderen Konflikten, teilgenommen hatten.
5
Auch die Diagnose
der Posttraumatische Belastungsstörung (kurz PTBS) wurde in diesem Zusammenhang kontrovers
diskutiert. Viele Veteranen wehrten sich auch explizit gegen diese Diagnose. Sie vertraten die
Meinung, dass gerade weil der Golfkrieg ein schneller und ,,sauberer" Krieg war, bei dem man
kaum oder gar nicht den Risiken eines Traumas hätte ausgesetzt sein können, es auch keine
Grundlage für die Diagnose PTBS hätte geben können. Gerade die Medien spielten dabei eine
große Rolle, in dem sie die Seite der Veteranen einnahmen, worauf ich im nächsten Kapitel
eingehen werde. Nun möchte ich mir die einzelnen Argumentationen, ihre Vertreter und ihre
Beweggründe näher angucken.
3. Erklärungsversuch physisch
Obwohl sowohl die USA als auch das Vereinigte Königreich mittlerweile das Golfkriegssyndrom
als eine Krankheit mit physischen Ursachen definiert haben, soll hier nochmal die Diskussion
darüber dargelegt werden.
Viele Golfkriegsveteranen berichteten sehr bald nach ihrem Einsatz von verschiedensten Leiden, die
sie auf auf physische Ursachen zurück führten. Dabei gaben sie abgereichertes Uran (depleted
uranium kurz DU), den Ölregen, Pestizide oder Medikamente, die ihnen verabreicht wurden oder
den Kontakt mit dem Nervengas Sarin als Ursachen für diese Leiden an.
6
Beispielsweise wurden
beim US-amerikanischen und britischem Militär Organphosphate zur Abwehr von Insekten
eingesetzt, speziell wurde der Stoff Diazinon eingesetzt, dieser ist als gesundheitsschädlich und
umweltgefährdend klassifiziert.
7
Er wird über die Haut aufgenommen und verursacht Übelkeit,
Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Kopfschmerzen und einiges mehr. Zum Vergleich: Bei den
französischen Truppen setzte das Militär Pyrenthroid zum selben Zweck ein. Dieser Stoff
verursacht zwar ähnliche Effekte, aber nur über ein sehr kurze Zeitspanne (nicht mehr als einige
Stunden, nur in seltenen Fällen mehr als einen Tag).
8
Akute Vergiftungen treten äußerst selten auf.
Daher wurde bei den französischen Veteranen von keinem dieser Symptome berichtet.
5
Vgl. ebd. , 03:26.
6
Vgl. Simon Wessely: Ten years on: what do we know about the Gulf War syndrome? In: Clinical Medicine 1 (2001),
S. 28-37, hier S. 30. URL: http://simonwessely.com/Downloads/Publications/Military/gulf_war/Wessely%202001%20-
%20ten%20years%20on.pdf [zuletzt abgerufen: 20.04.2014].
7
Vgl. ebd. , S. 30.
8
Vgl. ebd. , S. 30.
3
Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
"It is all in your head". Physischer und Psychischer Erklärungsversuch des Golfkriegssyndroms
Hochschule
Freie Universität Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
12
Katalognummer
V376281
ISBN (eBook)
9783668533981
ISBN (Buch)
9783668533998
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
physischer, psychischer, erklärungsversuch, golfkriegssyndroms
Arbeit zitieren
Julius Zukowski (Autor:in), 2014, "It is all in your head". Physischer und Psychischer Erklärungsversuch des Golfkriegssyndroms, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376281

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