Der Nahostkonflikt im Roman "Sag es mir"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

16 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


2
1. Einleitung
Fela ist eine junge Frau und die Protagonistin des Romans Sag es mir. Geboren in
Deutschland als Kind jüdischer Eltern, verschlägt es sie in jungen Jahren zusammen mi
ihren Eltern nach Israel. Jahre später erinnert sie sich an ihre Zeit damals und kehrt auch
dorthin zurück. Obwohl es ein fiktionaler Text ist, lassen sich an ihm an verschiedenen
Stellen Ausschnitte des Nahostkonflikts aufzeigen, an dem auch Fela, trotz ihrer jungen
Jahre, nicht vorbeikommt,
Äist doch die blutige Fehde zwischen Juden und Arabern um
Palästina eine der am längsten andauernden Krisen des 20. Jahrhunderts
³
1
. Und genau
anhand dieser Momente soll gezeigt werden, welche Teile des Nahostkonflikts sie
miterlebt hat.
Hierfür soll aber erst die Geschichte des Nahostkonflikts betrachtet werden, um genauer
verstehen zu können, weshalb Juden und Araber sich seit so vielen Jahren ständig
bekriegen. Dabei kann natürlich nicht jede Etappe im Detail angesprochen werden, das
würde den Rahmen sprengen, aber es sollen die Anfänge aufgezeigt werden und es soll
einen kleinen Blick auf die kriegerischen Auseinandersetzungen geben, da vor allem
diese auch die normale Bevölkerung betreffen.
Danach soll, im kleinen Rahmen, gezeigt werden, was auf arabischer und jüdischer
Seite gedacht und getan wird, was eine Seite der anderen Seite antut, um beide Seiten
ein wenig besser verstehen zu können.
Hiernach werden dann einzelne Zitate des Text in den Kontext des Nahostkonflikts
gestellt. Daran soll auch gezeigt werden, welche Konsequenzen diese Krise für Fela und
auch für andere Figuren des Romans hat, wie das ganze Geschehen auf das Leben
einwirkt. Dadurch wird sich auch zeigen, ob das, woran sich Fela erinnert, historisch
gesehen korrekt ist und ob sich damit auch zeigen lässt, wie es anderen Menschen in
Israel ergangen ist und ergeht, oder ob es nur ein fiktionales Konstrukt ist, welches mit
der geschichtlichen Realität nicht übereinstimmt.
Der Schluss soll der Zusammenfassung dienen und der Frage, was man für den
Nahostkonflikt aus dem Roman herausziehen kann und ob die Erinnerungen Felas als
ein Beispiel gelten können für das Leben eines einfachen Menschen in einem
Krisengebiet.
1
Jendges, Hans: Der Nahostkonflikt. Zur Politik u. Zeitgeschichte. Heft 30.; Berlin: Colloquium Verlag,
1976, S. 5

3
2. Die Geschichte des Nahostkonflikts
Der ganze Konflikt beginnt schon weit vor der Teilung Palästinas und der Gründung
Israels, seine Ursprünge hat er am Ende des 19. Jahrhunderts.
Zu dieser Zeit entsteht
Ädie Bewegung des politischen Zionismus³
2
in Europa aufgrund
der
Ägesellschaftlichen Lage der Judenheit³
3
, denn
Ägegen des 19. Jahrhunderts
erstarkten überall in Europa antisemitische Strömungen
³
4
. Dadurch kam Theodor Herzl
Äzu dem Schluss, dass nur ein jüdischer Nationalstaat die Juden vor dem Hass ihrer
Verfolger retten könne
³
5
und so fing er an seine Gedanken in einem Buch
niederzuschreiben, welches
Ädas eigentliche Gründungsmanifest des politischen
Zionismus
³
6
werden würde, auch wenn nicht vergessen werden darf,
ÄForderungen
nach einem
ÄJudenstaat³ waren in der einen oder anderen Form bereits lange vor Herzl
aufgetaucht
³
7
, denn viele Juden hatten schon früher die Hoffnung,
Ädass die jüdische
Gemeinschaft eines Tages in das Gelobte Land würde heimkehren können
³
8
. Er hat also
nichts Neues erfunden, aber er konnte mit seinem Werk dem Zionismus zu einer ganz
neuen Stärke verhelfen.
Bei diesem Werk handelt es sich um
Ädas im Jahre 1896 veröffentlichte Buch Theodor
Herzls
ÄDer Judenstaat³³
9
. Darin geht es Herzl
Äum den gesellschaftlich-politischen
Alltag, in dem die Juden Europas zu leben hatten
³
10
. Wie schon weiter oben erwähnt,
verstärkte sich zu dieser Zeit der Antisemitismus zusehends, was für viele Juden
bedeutete, dass sie
Äanderen Menschen gegenüber nicht gleichberechtigt waren³
11
und
verfolgt und getötet wurden. Schon vor dem Aufstieg Hitlers ging es den Juden
zusehends schlechter in Europa und so erschien die Idee Herzls wie ein
Hoffnungsschimmer, denn
Äder Besitz eines Staates sollte es den Juden ermöglichen,
Äein Volk wie alle anderen Völker³ zu werden³
12
. Bei Überlegungen, welches Land die
neue Heimat der Juden werden könnte, wurde schnell klar,
Ädaß es sich dabei nur um
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Galley, Susanne: Das Judentum; Frankfurt/Main: Campus Verlag GmbH, 2006, S. 162
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4
das biblische Palästina handeln könne
³
13
. Nur war dieses Land nicht so unbewohnt, wie
die Zionisten es gerne darstellten, trotzdem kam es zu den ersten Einwanderungen
jüdischer Siedler in Palästina. So erhöhte sich die Zahl der dort lebenden Juden in den
Jahren 1882 bis 1908
Ävon ca. 24.000 auf 70 ± 80.000³
14
und
Äin diesem Zeitraum
wurden 26 jüdische
ÄKolonien³ errichtet³
15
.
Zur gleichen Zeit wie das Entflammen des Zionismus kam auch
Ädas politische
Erwachen der Araber
³
16
, denn
Ädie arabische Welt befand sich am Ende des 19.
Jahrhunderts unter fremder Herrschaft
³
17
, was der Bevölkerung nicht gefiel, weshalb es
ÄForderungen nach der Einführung des Arabischen als Amtssprache, nach Pressefreiheit
und Selbstverwaltung
³
18
gab. Außerdem
Äbildeten sich aus vorerst konfusem
Unbehagen verschiedene arabische antizionistische Strömungen heraus
³
19
aufgrund der
schon erwähnten Masseneinwanderungen von Juden. Doch auf die Forderungen nach
einer Heimat für die Juden und einem selbstverwalteten Land für die Araber wurde
nicht eingegangen.
ÄEine entscheidende Wende für den arabischen wie für den zionistischen Nationalismus
kam mit dem Ersten Weltkrieg.
³
20
Um die Araber und Juden als Verbündete zu
gewinnen, versprach ihnen England
Äihre nationalen Wünsche zu erfüllen³
21
. Davon
war nach dem Krieg aber nichts zu sehen, denn
Äsie lösten das geschlagene Osmanische
Reich auf, eigneten sich seine Erbmasse aber selbst an
³
22
. Darauf reagierten die Araber
mit Zorn und so kam es zu
Äeiner von nationalistischer Agitation und Unruhen erhitzten
Atmosphäre, die später auch auf Palästina übergriff und sich gegen die dort lebenden
und einwandernden Juden kehrte
³
23
, denn
Ädie vermehrten jüdischen Landkäufe und das
entschlossene Vorwärtstreiben des zionistischen Kolonisierungswerkes in Palästina
³
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war den Arabern ein weiterer Dorn im Auge. So kam es
Äzu einer Serie immer heftiger
werdender arabischer Ausschreitungen und Sabotageakte
± und schon bald griffen
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Bunzl, John: Israel und die Palästinenser. Die Entwicklung eines Gegensatzes.; Wien: Braumüller,
1982., S. 17
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einige jüdische Extremisten zu den gleichen Mitteln
³
25
. So wurden auch extremistische
Stimmen des Zionismus laut, die forderten
Äden Weg der Juden zurück ins Gelobte
Land mit den Mitteln der Gewalt zu erkämpfen
³
26
.
ÄDie Kluft zwischen Arabern und
Juden wurde zusehends tiefer.
³
27
Wichtig zu erwähnen ist hierbei auch, dass sich die
Ävon den arabischen Staaten gegenüber Israel betriebene Nichtanerkennungs- und
Boykottpolitik
³
28
in dieser Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt hat, eine
Einstellung, die mit der Gründung Israels zusehends an Relevanz gewinnen sollte.
All das hinderte die Juden aber nicht an einem Festhalten ihres Planes, denn sie kamen
Ämit der bewußten Absicht, eine eigene, neue, vollkommene und in sich geschlossene
Gesellschaft zu errichten
³
29
. Dabei wurde auch zu immer mehr Einwanderung
aufgerufen, denn
ÄBEN ± GURION und die offiziellen Zionisten wollten das ÄProblem³
des arabischen Widerstands durch eine vermehrte jüdische Bevölkerung
Ä lösen³
30
. Sie
kamen sogar auf die Idee, dass
Äeine nationalistische Minderheitsregierung die
Staatsmacht erobern
³
31
muss. Die Zionisten wollten die arabische Bevölkerung in
Palästina so schnell es geht loswerden. Aber auch
Äder lokale Patriotismus entwickelte
sich nach dem Ersten Weltkrieg zu einem palästinensisch-arabischen Nationalismus und
schärfstem Gegner der zionistischen Bestrebungen
³
32
. Die Unruhen gingen also weiter
und ein Ende war nicht in Sicht.
Da England keinen Ausweg mehr wusste wegen den Unruhen, wurde das Problem 1947
an die UNO weitergegeben. Die Lösung folgte zügig,
Ädie UNO-Vollversammlung
nahm am 29. November 1947 einen Plan an, der als Kompromiß die territoriale Teilung
Palästinas zwischen Juden und Arabern vorsah
³
33
, denn als nach dem Zweiten
Weltkrieg bekannt wurde, was mit den Juden geschehen war, hatte sich
Ädie öffentliche
Meinung zugunsten der zionistischen
ÄLösung³³
34
gedreht. Als Reaktion darauf
Äverstärkten die Araber ihre Widerstandsbemühungen gegen einen jüdischen Staat in
Palästina
³
35
, denn
Äfür die Araber war Palästina (Syrien) immer noch³
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ihre Heimat
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und so musste sich Israel
Äschon in seinen ersten Tagen gegen den Aufprall mehrerer
arabischer Armeen zur Wehr setzen
³
37
. Aber
Ädie regulären arabischen Armeen waren
unerfahren, nicht gut ausgebildet, mangelhaft ausgerüstet und
± aus politischen Gründen
schlecht koordiniert
³
38
, wodurch die Auseinandersetzung für die Israelis um einiges
leichter wurde.
ÄMit wenigen Unterbrechungen tobten die Gefechte von Ende 1947 bis
zum Frühjahr 1949.
³
39
Zwischendrin wurde im Jahr 1948 der Staat Israel ausgerufen
und so
Äweitete sich der ÄBürgerkrieg³ zu einem internationalen Konflikt aus³
40
.
ÄSeit 1949 folgten mit dem Sinaifeldzug (1956), dem Sechs-Tage-Krieg (1967) und
dem Jom-Kippur-Krieg (1973) weitere schwere militärische Niederlagen der arabischen
Staaten.
³
41
Über die Jahre
Äverlagerte sich der Schwerpunkt des Konfliktes in die
besetzten Gebiete, also in das historische Mandatsgebiet Palästina
³
42
. So kam es dort
Äimmer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der palästinensischen
Bevölkerung und dem israelischen Militär bzw. israelischen Siedlern
³
43
. Verschärft
wurde die ganze Angelegenheit noch
Ädurch Anschläge von islamistischen
Aktivisten
³
44
.
So lässt sich am Ende dieses kleinen Durchgangs durch die Anfänge der Geschichte des
Nahostkonflikts sagen, dass
Äder arabisch ± israelische Konflikt im Kern aus diesem
Zusammenprall zwischen dem jüdischen und arabischen Nationalismus
³
45
besteht.
Beide Seiten wollen ein Land, welches, nach ihrem nationalistischen Empfinden, ihnen
gehört.
3. Die arabische Seite
Zuerst sollte man sich fragen, weshalb die Aggressionen seitens der Araber gegenüber
den Israelis immer stärker wurden. So haben sie
Ädas Gefühl, 1948 in eigenen Rechten
schwer verletzt worden zu sein
³
46
. Israel ist für sie
Äeine illegale Staatsgründung³
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.
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38
Bunzl, S. 52
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Galley, S. 176
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Becker, Hildegard: Der schwierige Weg zum Frieden.. Der israelisch-arabisch-palästinensiche
Konflikt. Hintergründe, Positionen und Perspektiven.; Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1994, S. 73
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Becker, S. 73
44
Becker, S. 83
45
Jendges, S. 6
46
Jendges, S. 22
Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Nahostkonflikt im Roman "Sag es mir"
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Erinnern und Geschlecht
Note
1,8
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V376250
ISBN (eBook)
9783668531529
ISBN (Buch)
9783668531536
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vanessa F. Vogel, Sag es mir
Arbeit zitieren
Hannes Höbald (Autor:in), 2012, Der Nahostkonflikt im Roman "Sag es mir", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376250

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