Implementierung von Waldorf- und Montessoripädagogik im internationalen Vergleich


Bachelorarbeit, 2010

48 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


2
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ... 3
2. Theoretische Einführung in die Reformpädagogik ... 4
2.1 Klärung des Bildungsbegriffes ... 4
2.2 Entstehung und Entwicklung ... 4
2.3 Definition ... 7
3. Rudolf Steiner und die Waldorfpädagogik ... 10
3.1 Biografie Rudolf Steiners ... 10
3.2 Die Waldorfpädagogik: Grundlagen und Ansätze... 12
3.3 Praktische Umsetzung der Steinerpädagogik ... 15
4. Maria Montessori und ihre Pädagogik ... 17
4.1 Biografie Maria Montessori ... 17
4.2 Grundlagen und Ansätze der Montessori-Pädagogik ... 19
4.3 Praktische Umsetzung der Montessori-Pädagogik ... 22
4.4 Interdisziplinärer Vergleich zwischen Steiner und Montessori ... 24
4.5 Zusammenfassung Vergleich ... 29
4.6 Synopse der Anwendung ... 30
5. Anwendung reformpädagogischer Konzepte im finnischen
Bildungssystem ... 31
5.1 Das finnische Bildungssystem ... 31
5.2 Die PISA - Studie aus dem Jahr 2000 und ihre Erhebungsmethodik... 32
5.3 Zahlen von PISA 2000 und die finnischen Ergebnisse ... 34
5.4 Zusammenhang zwischen Bildungspolitik und PISA Ergebnissen ... 36
5.5
Die Entwicklung reformpädagogischer Ansätze im finnischen
Bildungssystem ... 37
6. Fazit und Aktualitätsbezug ... 40
6.1 Fazit ... 40
6.2 Vergleich mit der Bundesrepublik Deutschland ... 42
6.3 Ausblick/Kritik ... 43
7. Quellenverzeichnis ... 46
7.1 Literatur ... 46
7.2 Internetquellen ... 48

3
1. Einleitung
,,
Jede Erziehung ist Selbsterziehung, und wir sind eigentlich als Lehrer und
Erzieher nur die Umgebung des sich selbst erziehenden Kindes."
1
Die nachfolgende Arbeit beschäftigt sich intensiv mit der Pädagogik Rudolf
Steiners und Maria Montessoris. Innerhalb der Arbeit werden die besonderen
Merkmale und die pädagogische Praxis Steiners im Rahmen seiner Waldorf-
pädagogik sichtbar. Bevor ein intensiver Vergleich zwischen Steiner und Mon-
tessori stattfindet, wird die Pädagogik Maria Montessoris mit ihren Besonder-
heiten skizziert, die ebenfalls eine reformpädagogische Erziehungspraxis dar-
stellt.
Untersucht wird nachfolgend weiterhin die zentrale Fragestellung, ob das
einmalige Bildungssystem Finnlands ein Grund für das gute Abschneiden des
Landes bei den PISA-Studien 2000, 2003 und 2006 darstellt und ob reform-
pädagogische Konzepte, wie die von Steiner und Montessori, innerhalb des
finnischen Systems dafür eine Rolle spielen.
In der späteren Analyse der PISA-Studie 2000 werden die Ergebnisse Finn-
lands gezeigt. Eine allgemeine Untersuchung des finnischen Bildungssystems
gibt dafür eine Einführung, die es möglich macht, einen aktuellen Bezug auf
heutige Probleme der Erziehung und der gegenwärtigen deutschen Bildungs-
landschaft darzulegen.
Des Weiteren wird eine Zukunftsperspektive für reformpädagogische Institu-
tionen und deren Konzepte gegeben und Chancen sowie Probleme bei der
Umsetzung aufgezeigt. Außerdem ermöglicht eine Einbeziehung des deut-
schen Bildungssystems Verbesserungsvorschläge für dieses.
Abschließend wird im Schlussteil ein Fazit, bezogen auf die zentrale Frages-
tellung, gezogen und auch Anregungen für die Aktualität bzw. der Renaissan-
ce reformpädagogischer Strömungen gegeben und zusammengefasst.
1
Steiner 1907, S. 131

4
2. Theoretische Einführung in die Reformpädagogik
2.1 Klärung des Bildungsbegriffes
Die nachfolgenden Kapitel setzen sich ausführlich mit Bildung und Theorien
der Bildung in ihrer Verschiedenheit auseinander. Dabei beziehen sich diese
im Allgemeinen auf die formale und materiale Bildung. Das heißt, diejenige
welche den Wissenserwerb sowie die transportierbaren und abfragbaren In-
halte, im Sinne der später auftretenden PISA-Studie, bestimmt. Diese steht
aber immer im Zusammenhang mit der Handhabbarkeit und der Erkenntnis
des Menschen. Wolfgang Klafki fasst diese beiden Arten der Bildung zur ka-
tegorialen Bildung zusammen.
2
2.2 Entstehung und Entwicklung
Die Reformpädagogik an sich beinhaltet jedwede Art von neuerer Form päda-
gogischer Ansätze. Ihr Ursprung lässt sich, wie auch die Entstehungszeit,
schwer exakt festlegen, jedoch wird in der neueren Literatur die Zeit um 1890-
1900 erwähnt, von der ich nun ausgehe. Innerhalb dieser Bewegung gab es
viele verschiedene Ansätze und Intentionen sowie Persönlichkeiten der Re-
formpädagogik. Eines haben jedoch alle Reformpädagogen und Reformpä-
dagoginnen in ihren Ansichten miteinander gemeinsam - den Reformgedan-
ken. Zu den bedeutendsten Vertretern gehören unter anderem Herman Lietz,
John Dewey, Janusz Korczak, Ellen Key, Célestin Freinet sowie Maria Mon-
tessori, Peter Petersen oder Rudolf Steiner. Alle Reformpädagogen dieser
Zeit, unabhängig von lokaler Herkunft und Stand, wollten die Regelschule
verändern oder gar abschaffen.
Die Reformpädagogik entstand nicht zuletzt in Zeiten starker gesellschaftli-
cher Umbrüche. Einerseits war die Gründung des Deutschen Kaiserreiches
im Jahre 1871 eine signifikante politische Veränderung, die das preußische
2
Vgl.
Klafki 1994, S. 43

5
Schulsystem auf ganz Deutschland übertrug. Andererseits wurde gleichzeitig
erkannt, dass dieses aufgrund veränderter gesellschaftlicher Normen nicht
mehr zeitgemäß war. Eine ,,neue Erziehung" war notwendig. Als Folge de
ssen
bildeten sich verschiedene reformpädagogische Ansätze heraus, die sich auf-
grund differenter Erziehungsideale und Weltanschauungen unabhängig vo-
neinander entwickelten.
3
Den Kern der neuen Erziehungsideale bildete die pädagogische Orientierung
an den Bedürfnissen und Fähigkeiten des Kindes. Diese Erziehung stand im
Gegensatz zu den traditionellen Maßstäben der Erwachsenenwelt, die bis
dahin als Ausdruck der gesellschaftlichen Ordnung des Kaiserreichs die
Erziehung von Kindern und Jugendlichen bestimmte.
Die Entstehung reformpädagogischer Strömungen in der Erziehung gab es
aber bereits
in früheren Zeiten. Mit dem Erziehungsroman ,,
Emile oder über
die Erziehung
"
erlangte bereits im 18. Jahrhundert Jean Jacques Rousseau
über die Grenzen Frankreichs hinaus Bekanntheit. Rousseau zeigte darin auf,
wie ein Junge aus seiner Sicht naturgemäß erzogen werden sollte. Durch die
Vorstellungen Jean-Jacques Rousseaus, eine freie Entwicklung der Persön-
lichkeit aufgreifend, kam die Reformpädagogik auch zu einer positiven Neu-
bewertung des Spiels, zur Neuentdeckung des künstlerisch-musischen Be-
reichs sowie des natürlichen Bewegungsdrangs und der selbständigen Auf-
gabenerarbeitung. Die Forderung nach einer Ausprägung des Individuums
wurde durch das Prinzip gemeinsamer Erziehung ergänzt.
4
Viele spätere Philosophen und Pädagogen knüpften an Rousseaus Bild der
Erziehung an:
Nicht nur Rousseau, sondern auch Comenius und Pestalozzi galten als Vor-
denker der Reformpädagogik, wodurch viele Ideen der beiden Pädagogen in
die Reformpädagogik einflossen. Auf der einen Seite stand Jan Amos Come-
nius, der eine ganzheitliche, richtige Erziehung des Menschen befürwortete
und auf der anderen Seite Johann Heinrich Pestalozzi, der das Zusammen-
spiel von Kopf, Hand und Herz als unumgänglich verstand. Dieses beinhaltet
nach ihm die Verbindung von Verstand, Handwerk und sittlichem Gebrauch.
3
Vgl. Skiera 2003, S. 27

6
Dabei legte er genau so viel Wert auf die elementare Grundbildung, wie Co-
menius, der außerdem weiter
,,die vollständige Kunst, alle Me
nschen alles zu
lehren, [...]"
5
forderte. Durch seinen Ausspruch
,,omnes omnia omn
i
no"
6
(alle
alles allumfassend) verstärkte er seinen Willen einer ganzheitlichen Erziehung
des Menschen.
Andererseits waren die Philosophen Julius Langbehn, Friedrich Nietzsche
und Paul de Lagarde um die Wende des 20. Jahrhunderts drei wesentliche
Kritiker für eine Vielzahl von Strömungen zur pädagogischen Erneuerung.
Ihre Kritik richtete sich im Wesentlichen gegen den Rationalismus und die
Verwissenschaftlichung von Bildung zur damaligen Zeit. An ihre Kritik schlos-
sen diese drei prominenten Philosophen eigene Vorstellungen über die zu-
künftige Pädagogik an. Sie hofften auf neue Generationen, die so erzogen
werden würden, dass eine bessere Zukunft zu erwarten sei.
7
Aus diesen zum Teil pragmatisch vorgetragenen Utopien heraus, entstanden
die reformpädagogischen Bewegungen mit ihren sehr unterschiedlichen Ge-
sinnungen und Überzeugungen. Sie werden zusammengehalten durch die
Konzentration auf den Gedanken, Pädagogik vom Kinde aus zu denken. Die
1900 erschienene Schrift
,,
Das Jahrhundert des Kindes
"
wird häufig als Initial-
zündung der Reformpädagogik gewertet. Ellen Key idealisiert darin die Müt-
ter, die in der Verantwortung stünden, durch gewissenhafte Erziehung, Frie-
den und Harmonie in der Welt zu stiften. Vor allem aber hält sie ein leiden-
schaftliches Plädoyer für die Berücksichtigung kindlicher Bedürfnisse und
Entwicklungspotentiale und somit für eine Pädagogik, die die Interessen des
Kindes in den Mittelpunkt stellt. Daran anknüpfend entwickelten sich weitere
reformpädagogische Bewegungen in der Zeit nach 1900, wie die Landheim-
bewegung von Lietz oder die Arbeitsschulbewegung durch Kerschensteiner.
8
Mit ihren weitreichenden Neuerungen wirkte sich die reformpädagogische
Bewegung auch auf sozialpädagogische Aufgabenbereiche und auf die Er-
wachsenenbildung aus.
4
Vgl. Rousseau 1762, S. 67
5
Vgl.
Komensky 1961, S. 35
6
Vgl. Komensky 1657, S. 49
7
Vgl. Nietzsche 1874, S. S. 74f
8
Vgl. Peterhoff; Wiegert 2007, S. 8

7
Die Reformpädagogik sprach mit ihrem starken Praxisbezug eine breite Öf-
fentlichkeit an und trug damit gegen Ende des Ersten Weltkrieges zur Etablie-
rung der Erziehungswissenschaft an den deutschen und österreichischen
Universitäten bei.
2.3 Definition
Eine exakte Definition des Begriffes Reformpädagogik stellt sich als nicht
zwingend eindeutig dar. Jedoch soll auch hierbei anhand der vorherigen Aus-
führungen und Gedanken ein Versuch der Definition unternommen werden:
,,
Unter der Reformpädagogik werden alle Strömungen verstanden, welche das
gemeinsame Ziel verfolgen, das Kind mit seiner Entwicklung und Ganzheit-
lichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. Eine Abwendung von autoritären Erzie-
hungsidealen ist Kernmerkmal von reformpädagogischer Bildung. Dabei rück-
en Selbstverwirklichung und Eigeninitiative des Kindes in den Mittelpunkt.
"
Anhand dieser von mir entwickelten Definition ist zu erkennen, dass die Kon-
zepte der einzelnen Reformpädagogen und Reformpädagoginnen verallge-
meinert und zusammengefasst werden können. Demnach gibt es diverse
Merkmale und Eigenschaften, welche in jeder einzelnen reformpädagogi-
schen Strömung wiederzufinden und zu erkennen sind. Im weiteren Verlauf
werden diese genannt und in Einzelfällen näher erläutert.
Wie schon erwähnt, kam es innerhalb der Reformpädagogik zu verschiede-
nen Ausprägungen, zum Beispiel zu eigenen Schulformen wie der Waldorf-
schule nach Steiner. Des Weiteren gab es Bestrebungen die bestehende
Schule zu verändern, zum Beispiel die Arbeitsschule nach Kerschensteiner.
Vor allem der Ruf als
,,
Paukerschule
" missfiel vielen Pädagogen
. Die meisten
von ihnen waren selbst an öffentlichen Schulen oder anderen Institutionen
tätig, wie zum Beispiel Célestin Freinet oder Hartmut von Hentig, die dem
Verfall des Schulsystems entgegen sahen.
In den Augen der Reformpädagogen und Reformpädagoginnen sollten, als
erstes Merkmal der Reformpädagogik, die Schülerinnen und Schüler mehr

8
Individualität und Spaß am Unterricht genießen. Der verstärkt aufkommende
Autoritarismus in den Schulen und die offensichtliche Lebensfremdheit des
Unterrichtstoffes waren für viele Pädagoginnen und Pädagogen dieser Zeit
nicht mehr länger hinnehmbar. Starre Zeiteinheiten von meist 45 Minuten be-
hinderten die Kinder in der Entwicklung eines Lernrhythmus. Außerdem miss-
fiel den Reformpädagoginnen und Reformpädagogen die konsequente Ein-
haltung des Lehrplanes, ohne auf individuelle Interessen und Neigungen der
Lernenden einzugehen. Eine neuartige Pädagogik wurde zunehmend von
ihnen geprägt: die Pädagogik vom Kinde aus. Dieser schülerzentrierte Um-
gang veränderte zum Einen die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schü-
ler und zum Anderen das Verhältnis zwischen Lernenden und Lehrenden. Zu
früheren Zeiten waren die Zöglinge verpflichtet, nur das nachzumachen, was
ihnen der Lehrende vorgab. Dies sollte sich nun ändern. Eigene Gedanken
der Lernenden waren also von den Reformpädagoginnen und Reformpäda-
gogen gefragt, sodass die Lernenden zu mehr Selbsttätigkeit erzogen wur-
den. Der Pädagoge bzw. die Pädagogin nahm nicht mehr die Rolle des Leh-
renden ein, sondern wechselte in die Rolle des in den meisten Fällen stillen,
jedoch aufmerksamen Begleiters und Unterstützers. Das heißt, dass der Leh-
rende zunehmend in den Hintergrund tritt und damit den Kindern vermehrt
Freiräume zum selbstständigen Lernen und Experimentieren einräumt. Viel-
mehr wurde außerdem das praktische Handeln gefordert und eine Abkehr von
bloßer Theoriebelehrung angestrebt, was an dem Beispiel der
,,learning
-by-
doing"
9
­
Methode nach John Dewey gezeigt werden kann. Hier sind das
praktische Lernen und die auf Erfahrung basierende Handlungsorientiertheit
gefordert. Daran anknüpfend spielt Freiarbeit sowie Gruppenarbeit in der
Erziehung im Sinne der Reformpädagogik eine außerordentliche Rolle. Diese
trägt zur Selbstverwirklichung des Kindes bei, welches wiederum ein selbst-
gesetztes Ziel der Reformpädagogik darstellt. Dies steht im immensen Ge-
gensatz zur damaligen Regelschule.
Ein weiterer Aspekt ist die Verschiedenartigkeit der Bewertungen und Beno-
tungen der Schülerinnen und Schüler innerhalb reformpädagogischer Schul-
formen. Dies beinhaltet zum Teil das Fehlen von Noten und in einigen Fällen
9
Vgl. Dewey 1916, S. 29

9
sogar das Fehlen von Schulbüchern. Ein Zeugnis mit Noten ist weniger wich-
tig als das Lernen anhand von Erfahrungen und Erlebnissen wie unter ande-
rem in der Erlebnispädagogik gewünscht. Daraus resultierend ist der Unter-
richt in reformpädagogischen Schulformen meist fächerübergreifend aufge-
baut.
Um die Lerneffizienz zu steigern, beruht der reformpädagogische Unterricht
auf der Grundlage der Wochenplanarbeit. Darunter ist zu verstehen, dass sich
die Lernenden über einen längeren Zeitraum intensiv mit einem für sich selbst
ausgewählten, speziellen Thema befassen, zum Beispiel in der Projektarbeit.
Durch das Zusammenarbeiten in Gruppen wird das Gemeinschaftsbewusst-
sein gefördert, welches ein weiteres Ziel der Reformpädagogik ist. Der Begriff
der Gemeinschaftserziehung ist dabei ein äußerst wichtiger Aspekt.
Nicht zuletzt stellt die Förderung des sozialen Verantwortungsbewusstseins
der Schüler und Schülerinnen einen wichtigen Bestandteil der Reformpäda-
gogik dar, wobei die Erziehung zum Umweltbewusstsein und zur aktiven Mit-
gestaltung der Außenwelt angestrebt wird.
Vielmehr wird außerdem auf das Lernen durch Spiel, Bewegung und Erfah-
rung Wert gelegt. Dadurch verspüren die Kinder nicht immer den Druck von
außen und lernen in den meisten Fällen unbewusst. Dazu steigt die Bedeu-
tung des Sportunterrichts.
Viele reformpädagogische Ansätze fanden auch ihren Weg in Kindergärten
und Sonderschulen, um diese effizienter und abwechslungsreicher zu gestal-
ten. Somit ist also eine starke Verbreitung in anderen Kontexten zu erkennen.
Reformpädagogik bezieht sich also nicht nur ausschließlich auf die Schule,
sondern findet auch in außerschulischen Organisationen vermehrt Anwen-
dung. Wichtige Elemente der Reformpädagogik waren unter anderem die Ein-
führung oder Verbesserung des Kunstunterrichts, die Erziehung in Landhei-
men sowie die Idee der nicht-konfessionsgebundenen Einheitsschule sowie
integrierter Gesamtschulen.

10
3. Rudolf Steiner und die Waldorfpädagogik
,,Es ist die schönste Art des menschlichen Zusammenlebens, wenn der eine
Mensch an dem andern sich heran entwickelt, wenn seelisch der eine durch
den anderen wird."
(R. Steiner)
10
,,Freiheit ist aber ... nicht etwas, was fertig ist, sondern etwas, was der
Mensch im lebendigen Entwicklungsgang immer mehr erringt. Freiheit ist das
Ziel der Menschheitsentwicklung und nicht etwas, was der Menschheit in die
Wiege gelegt worden ist. Und die Freiheit beruht auf Erkenntnis."
(R. Steiner)
11
,,Aus der Art, wie das Kind spielt, kann man erahnen, wie er als Erwach
sener
seine Lebensaufgabe ergreifen wird."
(R. Steiner)
12
Das Kapitel drei setzt sich intensiv mit der Steinerpädagogik auseinander.
Dabei werden die verschiedenen Ansätze und Geistesströmungen näher er-
läutert. Begonnen wird mit einer kurzen Biografie, um den pädagogischen
Werdegang Steiners aufzuzeigen und die Verbreitung der Waldorfschule au-
ßerhalb des deutschsprachigen Raumes zu erklären.
3.1 Biografie Rudolf Steiners
Rudolf Steiner wurde am 27. Februar 1861 in Kraljevec, im heutigen Kroatien,
damals Teil des Kaiserreichs Österreich, geboren. Zuerst ging Steiner auf
eine Realschule, machte danach jedoch noch das Abitur im Jahre 1879. Er
studierte ab 1879 an der technischen Hochschule in Wien Lehramt für Real-
schulen. Neben zahlreichen Hauslehrertätigkeiten in Wien gab er auch viele
naturwissenschaftliche Schriften heraus. Ab 1890 arbeitete Steiner am Goe-
10
[
http://www.all4quotes.com/author/Rudolf+Steiner/] (20.11.09)
11
[
http://www.beepworld.de/members67/freelight61/zitate-rs.htm] (20.11.09)
9
[http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_rudolf_steiner_thema_kindheit_zitat_
12281.html](20.11.09)

11
the- und Schillerarchiv in Weimar als Herausgeber der naturwissenschaftli-
chen Schriften Goethes im Rahmen der großen Sophien-Ausgabe der Werke
Goethes. Ein Jahr später promovierte er mit einer philosophischen Arbeit im
Zusammenhang mit J. G. Fichtes Wissenschaftslehre in Rostock. Dabei ging
er vor allem auf Ansichten und Aspekte des deutschen Idealismus unter He-
gel, Schleiermacher und nicht zuletzt Fichte ein.
Als er 1893 sein Hauptwerk
,,
Die Philosoph
ie der Freiheit"
veröffentlicht hatte,
war er bereits ein bekannter Autor. Im Jahre 1898 gab er in einer Berliner
Zeitschrift verschiedene Aufsätze zur Schul- und Hochschulreform der dama-
ligen Zeit heraus. Am Anfang des 20. Jahrhunderts begann für Steiner eine
für ihn wichtige Lebensperiode. Er bereiste unzählige Länder und Kulturen
und publizierte und referierte über seine Anschauungen sowie Theorien. Nicht
zuletzt dadurch verbreitete sich die Idee der Alternativschule über ganz Euro-
pa. An eine spezielle Schulform, wie die Waldorfschule, war jedoch zu der
Zeit noch nicht zu denken. Unterdessen prägten ihn diese Reisen nachhaltig
und er erhielt durch sie neue Denkmuster und Aspekte, die er aus fremden
Ländern seiner pädagogischen Auffassung hinzufügte.
Als er im Jahre 1907 seinen ersten pädagogischen Vortrag
,,
Die Erziehung
des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaften
"
hielt, stellte er
damit zum ersten Mal sein Konzept als geschlossene Einheit und Praxis vor.
Nach seiner Gründung der anthroposophischen Gesellschaft im Jahre 1913
wandte sich Steiner auch der Kunst und Architektur zu. Er entwarf zahlreiche
Gebäude, die partikulär auch heute noch zu sehen sind. Zum Beispiel das
Goetheanum in Dornach/Schweiz, welches im Jahre 1922 erbaut wurde.
Das Jahr 1919 sollte nicht nur in Europa für eine Neuordnung sorgen. Auch
das Leben des Rudolf Steiner bekam eine reaktionäre Wendung.
Als Rudolf Steiner in diesem Jahre sein Werk
,,
Die Kernpunkte der sozialen
Frage
"
veröffentlichte, wurde ein Stuttgarter Unternehmer (ein Nachfahre des
Amerikaners Astor) auf Steiners Bildungsideale aufmerksam. Für die Kinder
der Arbeiter in seiner Zigarettenfabrik Waldorf- Astoria beauftragte er Emil
Molt und Rudolf Steiner, eine neuartige Schulform zu organisieren. Steiner
brachte dabei seine Bildungsziele ein, welches die Geburt der ersten Wal-
dorfschule im Jahre 1919 in Deutschland beschleunigte. Später entstanden
Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Implementierung von Waldorf- und Montessoripädagogik im internationalen Vergleich
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Note
2,1
Autor
Jahr
2010
Seiten
48
Katalognummer
V376219
ISBN (eBook)
9783668532625
ISBN (Buch)
9783668532632
Dateigröße
743 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
implementierung, waldorf-, montessoripädagogik, vergleich
Arbeit zitieren
Sascha Path (Autor:in), 2010, Implementierung von Waldorf- und Montessoripädagogik im internationalen Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376219

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