Räumliche Lokalisation von Hallsignalen. Eine Untersuchung zur authentischen Klangsimulation


Bachelorarbeit, 2016

166 Seiten, Note: 96


Leseprobe


Danksagungen
Hiermit möchte ich mich bei allen Studenten, Betreuern und Dozenten der SAE Köln,
sowie den externen Helfern für die Unterstützung in dieser Arbeit bedanken.
Weiter bedanke ich mich bei den Interviewpartnern für die Beantwortung der Fragen,
und speziell bei dem Support-Team des Herstellers AudioEase, für die Leihgabe des
Plugins Altiverb 7.
Ein besonderer Dank gilt meinem Betreuer, der mir bei Fragen und Problemen mit Rat
und Tat zur Seite stand.
Außerdem nutze ich die Gelegenheit mich bei meiner Freundin Romina, für ihre Hilfe,
Motivation und Geduld, zu bedanken. ;-)

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
... 1
1.1 Einführung
... 1
1.2 Zielsetzung und These
... 1
1.3 Zielgruppe und Relevanz
... 3
2. Grundlagen
... 4
2.1 Akustik
... 4
2.1.1 Schallausbreitung
... 4
2.1.2 Aufbau des Schallfeldes
... 7
2.2 Einsatz von Hallgeräten
... 9
2.3 Faltungshall
... 10
2.3.1 Entwicklung und aktueller Wissensstand
... 10
2.3.2 Funktionsprinzip
... 11
2.3.3 Einsatzbereiche
... 13
2.3.4 Vor- und Nachteile
... 13
2.4 Erstellung von Impulsantworten
... 14
2.4.1 Impulse
... 15
2.4.2 Erforderliches Equipment
... 16
2.4.3 Vorgang
... 16
Kapitel 3 ­ Methodik
... 18
3.1 Vorgehensweise
... 18
3.2 Versuche
... 19
3.2.1 Erstellung der Aufnahmen
... 20
3.2.2 Analyse der Aufnahmen
... 21
3.2.3 Klanganpassung und Simulationen
... 21
3.2.4 Hörbeispiele
... 22
3.3 Experten-Interviews
... 22
3.4 Umfrage
... 23
3.4.1 Durchführungsort
... 23

3.4.2 Population und Teilerhebung
... 23
3.4.3 Repräsentativität
... 26
3.4.4 Aufbau
... 27
3.4.5 Analyse und Auswertung
... 30
Kapitel 4 ­ Durchführung
... 32
4.1 Experten-Interviews
... 32
4.2 Hauptversuch
... 32
4.2.1 Planung und Vorbereitung
... 33
4.2.2 Equipment und Zubehör
... 34
4.2.3 Aufbau
... 34
4.2.4 Durchführung
... 36
4.2.5 Nachbearbeitung
... 37
4.2.6 Analyse der Aufnahmen
... 39
4.2.7 Klanganpassung
... 39
4.2.8 Simulationen
... 41
4.3 Umfrage
... 44
4.3.1 Erstellung der Hörbeispiele
... 44
4.3.2 Testumfrage (Pretest)
... 44
4.3.3 Optimierung des Fragebogens
... 45
4.3.4 Durchführung und Dokumentation
... 45
4.3.5 Auffälligkeiten und Fehler
... 48
4.3.6 Erfassung der Datensätze
... 48
Kapitel 5 ­ Ergebnisse
... 50
5.1 Darstellung der Ergebnisse aus dem Hauptversuch
... 50
5.1.1 Analyse und Auswertung der Aufnahmen
... 50
5.1.2 Ergebnisse der Klanganpassung
... 57
5.1.3 Ergebnisse der Simulationen
... 58
5.2 Analyse, Auswertung und Interpretation der Umfrage
... 60
5.2.1 Einteilung der Gruppen
... 60
5.2.2 Sozialdemographische Merkmale und Musikkonsum
... 61

5.2.3 Hörbeispiele ­ Vergleiche
... 61
5.2.4 Hörbeispiele ­ Simulationen
... 63
5.3 Gesamtergebnis
... 71
5.4 Handlungsempfehlung
... 74
Kapitel 6 ­ Zusammenfassung
... 76
6.1 Fazit
... 76
6.2 Limitationen
... 77
6.3 Weiterer Forschungsbedarf
... 77
6.4 Zukunftsaussichten für das Resultat der Arbeit
... 79
Quellenverzeichnis
... 81
Abbildungsverzeichnis
... 87
Anhang
... I
Anhang 1: Inhalte "Externe Daten-Sammlung"
... II
Anhang 2: Entwürfe der Plugin-Oberflächen
... IV
Anhang 3: Experten-Interviews
... VI
Anhang 4: Studenten am SAE-Standort Köln
... VII
Anhang 5: Vorversuche
... VIII
Anhang 6: Umfrage-Durchführung
... LIII
Anhang 7: Umfrage-Auswertung
... LXIV

Einleitung
1
1. Einleitung
1.1 Einführung
Die Verwendung von Faltungshall wird in der Musikbranche zunehmend populärer. Leis-
tungsstarke Computer ermöglichen es diesen nicht nur in professionellen Studios, son-
dern selbst in Homerecording-Studios einzusetzen. Die intensive Berechnung, welche bei
der Nutzung entsteht, stellt heutzutage kein Hindernis mehr dar, den Faltungshall in den
Produktionsprozess einzubinden. Anwender können eigene Impulsantworten erstellen
und mit entsprechender Software verwenden. Der Klang eines selbst aufgenommenen
Raumes kann auf diese Weise authentisch nachgebildet werden. Neben einer umfangrei-
cheren Ausstattung ermöglichen Programme von Softwareherstellern mittlerweile sogar
die Einbindung mehrerer Impulsantworten in einer Plugin-Instanz. Das führt zu völlig
neuen Optionen für den Einsatz von Faltungshall.
Im Laufe dieser Arbeit wird auf Grundlagen der Schallausbreitung, des Schallfeldes, von
Hall und Faltungshall, sowie der Erstellung von Impulsantworten eingegangen. Im An-
schluss wird die Methodik für den Verlauf der Arbeit erläutert und begründet, bevor die
Durchführung der Erhebungsmethoden dokumentiert wird. Danach folgt die Auswertung
der erhobenen Daten, welche in den Ergebnissen beschrieben wird. Dabei werden die
Erkenntnisse in Hinblick auf die These interpretiert. Abschließend erfolgt eine Zusammen-
fassung der Arbeit. Für die Arbeit ergänzendes Material befindet sich im Anhang oder
können separat angefordert werden.
1
1.2 Zielsetzung und These
In dieser Studie soll untersucht werden, ob jede Abstrahlrichtung einer Schallquelle, be-
zogen auf eine Drehung von 360° um die eigene Achse, durch eine Mischung selbsterstell-
ter gerichteter Stereo-Impulsantworten simuliert werden kann. Durch eine Kombination
1
Siehe dazu Anhang 1: Inhalte "Externe Daten-Sammlung", S. II f.

Einleitung
2
der Impulsantworten sollen Zwischenpositionen einer Schallquelle in 22,5°-Abständen
nachgeahmt werden, welche so nicht aufgezeichnet wurden, aber den Klang eines realen
Abstrahlverhaltens wiedergeben. Der Hörer soll den Eindruck haben, dass die Schallquelle
tatsächlich in eine bestimmte Richtung ausgerichtet ist und diese lokalisieren können.
Dabei kann die Position der Quelle jedoch nicht auf der horizontalen und vertikalen Ebene
verändert werden.
Als Voraussetzung werden gerichtete Impulsantworten benötigt, die bei gleichen Gege-
benheiten im selben Raum, lediglich mit einer anderen Abstrahlrichtung eines gerichteten
Lautsprechers, beispielsweise in 45°- oder 90°-Schritten, aufgenommen wurden. Danach
wären diese in parallel geschaltete Faltungshall-Plugins zu laden, um eine Mischung vor-
zunehmen. Zudem müssten weitere Parameter, wie Pegelverhältnisse, Panorama- oder
Equalizereinstellungen, angepasst werden.
So ergibt sich folgende These:
Gerichtete Raumimpulsantworten, die jeweils mit 45° oder 90° Winkelversatz un-
terschiedliche Abstrahlrichtungen einer Schallquelle aufweisen, ermöglichen durch
eine Mischung dieser auch authentische Zwischenpositionen zu simulieren. Auf
diese Weise kann das Abstrahlverhalten für eine 360°-Rotation durch acht bzw.
vier Stereo-Impulsantworten erzeugt werden.
Dabei sind zwei Ziele zu untersuchen. Einerseits ob authentische Klanganpassungen er-
reicht werden und andererseits, ob das Abstrahlverhalten erkannt und für eine 360°-
Rotation durch Kombinationen nachgeahmt werden kann. Um die These zu untersuchen
sollen die Ergebnisse der Versuche in einer Umfrage bewertet werden. Die Rückschlüsse
aus den Erkenntnissen können aufzeigen wo Probleme festgestellt oder Ziele erreicht
wurden. Im Falle der Durchführbarkeit könnte die Studie als Grundlage für die Entwick-
lung eines Plugins betrachtet werden.
2
2
Entwürfe möglicher Plugins befinden sich im Anhang 2: Entwürfe der Plugin-Oberflächen, S. IV f.

Einleitung
3
1.3 Zielgruppe und Relevanz
Als Zielgruppe der Arbeit werden alle Anwender von Faltungshall-Plugins betrachtet. Da-
bei handelt sich im weitesten Sinn um Tontechniker und Musikbearbeiter, die in der Au-
diobranche und Filmpostproduktion tätig sind. Die Erkenntnisse aus dieser Studie können
den Lesern, die sich für Faltungshall interessieren und damit experimentieren wollen,
eine Hilfestellung bieten. Sie erhalten einen Einblick in die Möglichkeiten die der Fal-
tungshall bietet.
Die Ergebnisse der Honoursarbeit könnten auch für die Industrie von Nutzen sein. Her-
steller von Convolution-Reverbs könnten Plugins entwickeln, um ihren Kunden neue Op-
tionen zu bieten. Das könnte zu einer Steigerung des kreativen Spielraums und der Quali-
tät bei Musikproduktionen gegenüber der Anwendung klassischer Hallgeräte führen. Die
Untersuchung in dieser Arbeit kann eine Hilfestellung bei weiterer Forschung leisten und
bietet Denkanstöße zu einem Feature, welches zurzeit nicht auf dem Markt erhältlich ist.

Grundlagen
4
2. Grundlagen
2.1 Akustik
2.1.1 Schallausbreitung
Die Schallausbreitung in der Luft erfolgt mit einer Geschwindigkeit von etwa 344m/s bei
20° Celsius. Um einen Meter zurückzulegen braucht der Schall also knapp 3ms. Dabei ha-
ben verschiedene Faktoren Einfluss auf die Schallgeschwindigkeit, wobei der wichtigste
die Temperatur ist. Pro Grad Celsius ändert sich die Geschwindigkeit um 0,6m/s. Je wär-
mer es wird, desto schneller breitet sich der Schall aus.
3
Diese Ausbreitung erfolgt für alle
Frequenzen gleich schnell und wellenförmig, über Druckschwankungen die dem herr-
schenden Luftdruck überlagert werden.
4,5
Es ist zu beachten, dass eine Schallausbreitung praktisch nie ungestört erfolgt. Sie wird
durch jedwede Art von Hindernissen manipuliert und verändert dadurch ihren Klangcha-
rakter. Ein komplett freies Schallfeld indem sich dem sich die Schallwelle in alle Richtun-
gen ungehindert ausbreiten kann, besteht nur theoretisch.
6
Die Realität besteht eher da-
rin, dass der Schall in seiner Ausbreitung durch Begrenzungsflächen und anderen Hinder-
nissen gestört wird. Je nach Form, Material und Beschaffenheit der Hindernisse wird der
Schall unterschiedlich reflektiert, gebeugt oder absorbiert. Durch die verschiedenen Wir-
kungen dieser Störungen erhalten wir Informationen, die uns einen bestimmten Raum-
eindruck empfinden lassen.
7
Damit eine Schallquelle reflektiert wird, muss das Hindernis gleich oder größer der Wel-
lenlänge einer Frequenz sein. Dabei gelten die Reflexionsgesetze der Optik. Eine Schall-
welle kann wie ein Lichtsignal durch einen Spiegel reflektiert werden. Es gilt: Einfallswin-
3
Vgl. Friesecke, Andreas: Studio Akustik, 2015, S. 11 ff.
4
Vgl. Müller, Gerhard et al.: Taschenbuch der technischen Akustik, 2004, S. 4 ff.
5
Vgl. Roederer, Juan G.: Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik, 1995, S. 87 ff.
6
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 9
7
Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 143 ff.

Grundlagen
5
kel gleich Ausfallswinkel.
8,9
Durch Reflektionen zwischen parallelen Wänden können Flat-
terechos und stehende Wellen erzeugt werden, welche in der Regel unerwünscht sind.
Außerdem kann es zu einem störenden Kammfilter kommen. Dieser kann entstehen,
wenn an einer Stelle im Raum zwei annähernd gleiche Signale überlagert werden und
eine zeitliche Verschiebung vorliegt. Es kommt zu gleich- und gegenphasigen Überlage-
rungen, welche zu Anhebungen und Auslöschungen von Frequenzen führen. Dabei ent-
spricht die tiefste Auslöschungsfrequenz der Wegdifferenz einer halben Wellenlänge. Die
Vielfachen dieser ersten Auslöschung ergeben im Wechsel Anhebungen und Auslöschun-
gen. Dadurch wird der Klang des Signals verzerrt wiedergegeben. Der Name erschließt
sich aus dem daraus folgenden Frequenzgang, welcher einem Kamm ähnelt.
10,11
Trifft der
Schall auf gekrümmte Flächen, so kann eine Schallbündelung oder Schallstreuung entste-
hen. Bei unregelmäßig geformten Wänden kann es zur Diffusion kommen.
12
Ist das Hindernis kleiner der Wellenlänge der Frequenz, so kommt es zu einer Schallbeu-
gung. In diesem Fall wird das Hindernis umgangen, als sei es nicht vorhanden. In der Regel
trifft das auf tiefe Frequenzen eher zu, weil diese eine größere Wellenlänge haben. Bei
hohen Frequenzen hingegen entstehen hinter den Gegenständen oft Schallschatten, da
diese größtenteils reflektiert werden. Somit ist der Klang dahinter oft höhenarm.
13
Bei der Schallabsorption wird dem Schall Energie entzogen. Das kann auf zwei Arten er-
folgen. Entweder durch Gegenschall, welcher die Schallwelle teilweise oder komplett aus-
löschen kann, oder durch Schallbrechung. Dabei wird die Energie zum Teil in andere Me-
dien geleitet und in Wärme umgewandelt.
14
8
Vgl. Roederer, Juan G.: Physikalische und psychoakustische Grundlagen der Musik, 1995, S. 113
Wie stark ein Schallsignal absorbiert wird, ist
abhängig vom jeweiligen Absorptionsgrad der Gegenstände und Hindernisse. Die Werte
liegen dabei zwischen 0 für komplette Reflexion und 1 für komplette Absorption, wobei
9
Vgl. Kuttruff, Heinrich: Akustik ­ Eine Einführung, 2004, S. 251
10
Vgl. Weinzierl, Stefan: Handbuch der Audiotechnik, 2008, S. 282 f.
11
Vgl. Kuttruff, Heinrich: Room Acoustics, 2009, S. 219 ff.
12
Vgl. Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 29 ff.
13
Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 46 ff.
14
Vgl. Müller, Gerhard et al.: Taschenbuch der technischen Akustik, 2004, S. 22 f.

Grundlagen
6
beide extreme nie gänzlich erreicht werden.
15
Eine Absorption erfolgt auch über das Me-
dium Luft, was dazu führt, dass je größer die Entfernung zur Schallquelle ist, desto leiser
das Signal zu hören ist. Dabei gilt auch, dass die Energie der Frequenzen zunehmend ab-
fällt, je höher diese sind. Hohe Frequenzen besitzen eine geringere Energiekapazität, so-
dass die Ausbreitung für hohe Frequenzen einen kleineren Radius besitzt als für tiefe Fre-
quenzen.
16
Dieses wird anhand der Abbildung 1 ersichtlich.
Abbildung 1: Luftabsorption bei einer Luftfeuchtigkeit von 50% und 20° Umgebungstemperatur
17
Für die Schallausbreitung muss also bedacht werden, dass die unterschiedlichen Frequen-
zen aufgrund der genannten Einflüsse an jedem Ort unterschiedlich abgestrahlt werden.
Das Abstrahlverhalten ist aber auch von der Bauform, Beschaffenheit und Position der
Schallquelle abhängig. Jedes Instrument strahlt Frequenzen unterschiedlich ab und ver-
fügt somit über ein eigenes Richtverhalten.
18,19
Während tieffrequente Schallwellen eher
Kugelförmig abgestrahlt werden, kommt es bei hohen Frequenzen zu einer gerichteten
Abstrahlung.
20,21
In der Folge führen diese Faktoren dazu, dass jede Bewegung der Schall-
quelle und jede Manipulation am Raum zu einer Änderung des Klangeindrucks führen.
22
15
Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 82 f.
16
Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 117 ff.
17
In Anlehnung an Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 143
18
Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 76 ff.
19
Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 209 ff.
20
Vgl. Eargle, John: Handbook of recording engineering, 2003, S. 17 ff.
21
Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 107 ff.
22
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 31 ff.

Grundlagen
7
2.1.2 Aufbau des Schallfeldes
Nachdem erörtert wurde wie sich der Schall ausbreitet, geht es im Folgenden zum zeitli-
chen Aufbau des Schallfeldes. Dieser ist grob in drei verschiedene Phasen unterteilt. Zu-
nächst trifft der Direktschall auf den Hörer. Dieser wird ohne Umwege von der Schallquel-
le zum Hörer transportiert. Er ist vor allem entscheidend für die Klarheit, Transparenz und
Ortung der Schallquelle.
23,24
Danach treffen einzelne Reflexionen ein (englisch: Early Reflections), die durch Begren-
zungsflächen und Gegenstände erzeugt werden. Diese sind sehr wichtig für das Hörereig-
nis, denn durch deren Verzögerung, Einfallsrichtung und Stärke, ergibt sich für uns ein
Raumeindruck. Die ersten Reflexionen geben auch Auskunft über die Entfernung zur
Schallquelle und tragen mit dem Direktschall zur Lokalisation dieser bei. Je größer der
Zeitabstand zwischen dem Direktschall und den ersten Reflektionen, desto größer wirkt
der Raum.
25
Sind die Abstände größer als 30ms, so können die Reflektionen auch als
Echos wahrgenommen werden, was gerade für die Sprachverständlichkeit oder Transpa-
renz von rhythmischen Musikstücken hinderlich sein kann.
26,27
Erst danach entsteht der Nachhall (englisch: Reverb-Time), welcher durch eine Verdich-
tung weiterer Reflektionen geschaffen wird, die im Raum hin und her zirkulieren. Im Ide-
alfall sollte die Gesamtheit des reflektierten Schalls den kompletten Raum gleichmäßig
erfüllen.
28
23
Vgl. Hall, Donald E.: Musikalische Akustik, 2008, S. 320 ff.
Je schneller sich der Nachhall eines Raumes aufbaut, desto kleiner ist der Raum
und je länger der Nachhall eines Raumes anhält desto größer ist er. Dabei muss auch der
Absorptionsgrad beachtet werden. Der Nachhall ist bei breitbandigem oder impulsarti-
gem Schall direkt wahrnehmbar. Bei andauernden Schallsignalen baut sich das diffuse
Schallfeld zunächst auf und bildet damit einen sogenannten Anhall. Ist dieser kurz, so
wirkt der Klangeinsatz prägnant, während er bei einem langen Anhall weich klingt. Erst
24
Vgl. Werner, Ulf J.: Handbuch Schallschutz und Raumakustik, 2015, S. 258 ff.
25
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 29
26
Vgl. Ballou, Glen M.: Handbook for sound engineers, 1988, S. 37
27
Vgl. Werner, Ulf J.: Handbuch Schallschutz und Raumakustik, 2015, S. 254 ff.
28
Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 151 ff.

Grundlagen
8
nach Abklingen der Schallquelle kommt es wiederum zum Nachhall. Als Oberbegriff für
den gesamten diffusen Schall in einem Raum wird der Ausdruck Hall verwendet.
29
Die
Abbildungen 2 und 3 veranschaulichen den zeitlichen Verlauf des Schallfeldes.
Abbildung 2: Zeitliche Folge der Reflexionen in einem Raum bei Impulsschall
30
Abbildung 3: Zeitlicher Verlauf des Schalldrucks im diffusen Schallfeld an Quelle und Empfänger
31
Die Zeit zwischen dem Direktschall und der ersten Reflexionen wird als Pre-Delay be-
zeichnet.
32
Die Nachhallzeit eines Raumes wird nach Sabine so definiert, dass es den Zeit-
raum angibt, in welchem der Nachhall nach Abschalten der Schallquelle um 60dB ab-
nimmt. Daher wird der Wert oft als RT60 angegeben.
33
29
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 29 ff.
Diese genannten Parameter, Early
Reflections, Pre-Delay und Reverb-Time, können in den meisten Hallgeräten bestimmt
30
Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 30
31
Werner, Ulf J.: Handbuch Schallschutz und Raumakustik, 2015, S. 235
32
Vgl. Eargle, John: Handbook of recording engineering, 2003, S. 11 ff.
33
Vgl. Ballou, Glen: A sound engineer´s guide to audio test and measurement, 2009, S. 113 f.

Grundlagen
9
und angepasst werden und sind neben weiteren oft verfügbaren Einstelloptionen die
wichtigsten zum erzeugen eines Raumeindrucks.
Auch das Verhältnis von Direkt- und Diffusschall wird in unterschiedliche Bereiche unter-
teilt. In der Nähe einer Schallquelle überwiegt der Anteil an Direktschall, mit seiner Rich-
tungsinformation. Mit zunehmender Entfernung steigt der Nachhall ohne Richtungsin-
formationen, bis ab einer bestimmten Grenze der Diffusschall überwiegt. An dieser Gren-
ze, dem sogenannten Hallradius, sind die Schalldruckpegel beider Anteile nahezu iden-
tisch.
34,35
Der Hallradius kann über das Streuungsmaß des Lautsprechers und die Ab-
strahlrichtung beeinflusst werden, sofern es sich um einen gerichteten Lautsprecher han-
delt. Er ist aber auch von der Akustik im gegebenen Raum abhängig und genau genom-
men für jede Frequenz unterschiedlich.
36
2.2 Einsatz von Hallgeräten
Der Hall als akustisches Ereignis begleitet uns dauerhaft im Alltag. Er ist allgegenwärtig,
unabhängig davon ob wir uns in einem Gebäude oder im Freien befinden. So kann das
menschliche Gehirn Informationen der Umgebung durch die Übertragung von Hall sehr
genau bestimmen.
37
Deswegen sind Geräte zur Hallerzeugung seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil in der
Studio- und Live-Technik. Heutzutage werden die meisten Musikproduktionen in der
Unterhaltungsmusik mit dem ,,Close-Miking-Verfahren" aufgezeichnet.
38
Somit werden
einzelne Signale generiert, die besonders rauscharm, trocken, übersprechungs- und stör-
geräuschfrei sind und eine präzise Nachbearbeitung zulassen.
39
34
Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 86
Diese Vorteile überwie-
gen gegenüber dem Nachteil, dass die ,,nackten Aufnahmen" zunächst ,,unrealistisch"
35
Vgl. Hall, Donald E.: Musikalische Akustik, 2008, S. 335 ff.
36
Vgl. Meyer, Jürgen: Akustik und musikalische Aufführungspraxis, 2015, S. 168 f.
37
Vgl. Hall, Donald E.: Musikalische Akustik, 2008, S. 319 ff., 340 ff.
38
Vgl. Weinzierl, Stefan: Handbuch der Audiotechnik, 2008, S. 751 ff.
39
Vgl. Albrecht, Carlos: Der Tonmeister, 2010, S. 2 ff.

Grundlagen
10
klingen. Das Gehör vermisst wichtige Rauminformationen, die das Musikstück in eine vor-
handene Umgebung integrieren.
40
Genau um diese akustische Umgebung und den Raum-
eindruck zu schaffen ist der Einsatz von Hallgeräten entscheidend.
41
2.3 Faltungshall
2.3.1 Entwicklung und aktueller Wissensstand
Eine Alternative zu den klassischen Verfahren der Hallerzeugung wurde Ende der 90er
Jahre ermöglicht, als Computer erste Faltungshallrechnungen nahezu in Echtzeit realisie-
ren konnten. Davor wurde das Prinzip schon länger für den Akustikbau genutzt, wo eine
Echtzeitberechnung nicht notwendig war. Als erste Hardwaregeräte sind das DRE S777
von Sony und das SREV-1 von Yamaha bekannt geworden.
42,43
Besonders in den letzten
Jahren wurden große Fortschritte gemacht. Die technische Entwicklung trägt dazu bei,
dass aufwändigere Berechnungen mit komplexeren Algorithmen lösbar sind. So wird der
Klang zunehmend realer, während Einbußen für das System geringer werden. Heutzutage
sind etliche ausgereifte, mit vielfachen Optionen versehene Hardware- und vor allem
Plugin-Varianten von Faltungshall, teilweise als Freeware, verfügbar.
44
Bekannte Plugins sind beispielsweise das IR-1 von Waves, in dem eigene Impulsantworten
in mono, stereo und true-stereo betrieben werden können
45
, oder die Software ReMatrix
von Overloud in der bis zu fünf eigene Impulsantworten kombiniert werden können.
46,47
40
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 399 f.
Der Hersteller Altiverb setzt mittlerweile den Industriestandard für Faltungshall. Die
hochpreisige Software erlaubt viele Anwendungsmöglichkeiten. In diesem kann zum Bei-
spiel über die Funktion ,,Stage-Positioner" die Quelle im Mix, mit einigen Einschränkun-
41
Vgl. Lembke, Stephan: Sample deinen Raum ­ Impulsantwort im Eigenbau, 2008/2, S. 66 ff.
42
Vgl. Soundonsound.com (Hrsg.): Sony DRE S777 - Sampling digital reverb, 1999
43
Vgl. Soundonsound.com (Hrsg.): Yamaha SREV1 - Sampling reverberator, 2002
44
Vgl. Sumerauer, Andreas: Faltung ­ Convolution - Folge 1, 12.2003, S. 68 ff.
45
Vgl. Waves.com (Hrsg.): IR1 Convolution Reverb - Manual
46
Vgl. Overloud.com (Hrsg.): ReMatrix - Multiplayer Convolution Reverb
47
Vgl. Overloud.com (Hrsg.): ReMatrix - User Manual

Grundlagen
11
gen, beliebig positioniert werden.
48,49
Nahezu keine Einschränkung bietet die Software
MIR Pro von Vienna, in der alle denkbaren Positionierungen und Abstrahlrichtungen der
Quelle möglich sind. Dazu wurden unter großem Aufwand etliche Impulsantworten auf-
gezeichnet und komplexe Berechnungen geschaffen. Ein Nachteil der zuletzt genannten
Software ist aber, dass Anwender nicht ihre eigenen Impulsantworten in das Programm
laden können. Sie sind somit auf das bestehende Repertoire des Anbieters, von zurzeit
wenigen Räumen, eingeschränkt.
50,51
2.3.2 Funktionsprinzip
Durch erzeugen eines Impulses kann der individuelle Nachhall jedes beliebigen Raumes
mit Hilfe eines Mikrofons erfasst werden.
52
Es handelt sich dabei um die ,,Antwort eines
Systems auf das Erregersignal Impuls".
53
In der Hard- oder Software wird dieser Impuls
aus der Aufnahme herausgerechnet und kreiert somit eine Impulsantwort, die nur noch
den Raumklang enthält. Das geschieht über die Rückfaltung (englisch: deconvolution).
54
Wurde aus dem Faktor A (Impuls) und dem Faktor B (System, Raum), der Faktor C (Reak-
tion des Systems inklusive des Impulses) generiert, so kann aus den Faktoren C und A
über die Rückfaltung der isolierte Faktor B (Impulsantwort des Systems) erhalten werden.
Damit ist der Raumklang ,,eingefangen". ,,Die Rückfaltung ist also [...] lediglich eine Fal-
tung mit dem inversen Filter."
55
Wird trocken aufgenommenes Audiomaterial mit der generierten Impulsantwort verse-
hen, dazu wird auch der Begriff Auralisation
56,57,58
48
Vgl. AudioEase.com (Hrsg.): Altiverb 7 ­ Manual
verwendet, so klingt es als sei die Auf-
nahme vor Ort erstellt worden. Dabei entspricht die Hörperspektive zwangsläufig der
49
Vgl. AudioEase.com (Hrsg.): Altiverb 7 ­ Tutorial Videos
50
Vgl. Vienna Symphonic Library (Hrsg.): Vienna MIR pro
51
Vgl. Vienna Symphonic Library (Hrsg.): Vienna MIR pro - Video Tutorials
52
Vgl. Eargle, John: Handbook of recording engineering, 2003, S. 240
53
Friesecke, Andreas: Pack dir die Impulsantwort ein, 06.2010, S. 46
54
Vgl. Dwier, David: Die Wahrheit über Faltungshall, 2013, S. 5
55
Goldschmitz, Thilo: Workshop Faltungshall, 2011
56
Vgl. Müller, Gerhard et al.: Taschenbuch der technischen Akustik, 2004, S. 352
57
Vgl. Kuttruff, Heinrich: Room Acoustics, 2009, S. 326 ff.
58
Vgl. Sumerauer, Andreas: Faltung ­ Convolution - Folge 3, 03.2004, S. 107 ff.

Grundlagen
12
Mikrofonposition bei der Aufnahme und ist somit auch abhängig von deren Richtcharak-
teristik und dem gewählten Stereoverfahren.
59,60
Das mathematische Prinzip beruht auf der Programmierung umfangreicher Algorithmen.
Diese zu schreiben ist sehr aufwändig, zeitintensiv und bedarf zudem, neben Erfahrungen
mit der Programmierung, auch sehr guter Kenntnisse über Raumakustik und Schallaus-
breitung. Auch bei klassischen, synthetischen Hallgeräten werden Algorithmen verwen-
det.
61
Jedoch hat der Faltungshall im Unterschied zu den durch sich selbst definierten
Algorithmen die Probe, bzw. den "akustischen Fingerabdruck", des Raumes als Grundla-
ge.
62,63
Diese Probe wird in Echtzeit mit dem zu verhallenden Signal gefaltet.
64,65
Dabei
handelt es sich um einen sehr rechenaufwändigen Prozess, da jedes Audiosample mit den
gesamten Samples der Impulsantwort multipliziert und addiert wird.
66
Siehe dazu das
Rechenbeispiel in Abbildung 4.
Abbildung 4: Beispielrechnung einer Faltung
67
Um die Berechnungen zu verringern, werden die Signale zunächst durch die Fast-Fourier-
Transformation in ihre Frequenzbänder zerlegt. Es handelt sich dann um diskrete Signale,
also Signale mit endlichen Werten. Diese werden multipliziert, bevor das Resultat über
die Inverse-Fast-Fourier-Transformation wieder zurückgewandelt wird.
68
59
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 413 f.
Trotz der mehr-
fachen Anwendung dieser Transformation kann der Rechenaufwand, besonders bei län-
60
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 404 f.
61
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 410 ff.
62
Vgl. Weinzierl, Stefan: Handbuch der Audiotechnik, 2008, S. 754
63
Vgl. Kuttruff, Heinrich: Akustik ­ Eine Einführung, 2004, S. 255
64
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 404 ff.
65
Vgl. Kühne, Christian: Die Entstehung von Hall und seine künstliche Reproduktion, 2007, S. 25 ff.
66
Vgl. Möser, Michael: Engineering Acoustics - An Introduction to Noise Control, 2009, S. 410 ff.
67
Eigene Erstellung
68
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 413

Grundlagen
13
geren Impulsantworten, reduziert werden, da weniger Multiplikationen erfolgen.
69
Es gilt
dabei eine möglichst optimierte, schnelle und fehlerfreie Berechnung zu gewährleisten,
um den Effekt in Echtzeit nutzen zu können und eine hohe authentische Klangqualität zu
erhalten. Trotz der Optimierungen kommt es in der Regel zu mehreren Milliarden Be-
rechnungen pro Sekunde. Daher kann der Faltungshall in Echtzeit einem perfekten Ergeb-
nis nur genähert werden, um keine unerwünschte Latenz zu erzeugen. So hängt die Quali-
tät eines Halls stark von den programmierten Algorithmen ab, welche einen entscheiden-
den Unterschied ausmachen und das Herzstück darstellen. Auch die Qualität der Aufnah-
men spielgelt sich in dem Ergebnis wieder.
70
2.3.3 Einsatzbereiche
Faltungshall wird bevorzugt eingesetzt, wenn eine authentische Raumnachbildung gefor-
dert ist.
71
Daher wird er besonders in der Filmpostproduktion und in Musikproduktionen
eingesetzt. Zunächst fand die Anwendung vorwiegend in professionellen Studios statt,
doch aufgrund leistungsstarker Computer hat sie auch in dem Homestudiobereich Einzug
erhalten. Die Einsatzgebiete von Faltungshall beschränken sich jedoch nicht nur auf die
Erstellung von Raumimpulsantworten.
72
Anhand des Verfahrens können auch Hard- und
Softwaregeräte authentisch
nachgebildet werden. So wären Anwendungen wie Mikrofon-
oder Amp-Modeling ohne den Einsatz dieses Verfahrens kaum realisierbar.
73,74
2.3.4 Vor- und Nachteile
Einen authentischen und natürlichen Raumklang zu kreieren, kann mittels der klassischen
digitalen Hallgeräte nur ansatzweise und sehr mühsam erreicht werden, während das
beim Faltungshall weitgehend perfekt umgesetzt werden kann.
75
69
Vgl. Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 683
Es kann auf eine riesige
Library an realen Räumen aus der ganzen Welt zurückgegriffen werden, was praktischer
70
Vgl. Kühne, Christian: Die Entstehung von Hall und seine künstliche Reproduktion, 2007, S. 27 ff.
71
Vgl. Görne, Thomas: Mikrofone in Theorie und Praxis, 2007, S. 188
72
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 330, 413 f.
73
Vgl. Sumerauer, Andreas: Faltung ­ Convolution - Folge 1, 12.2003, S. 68 ff.
74
Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 353 ff.
75
Vgl. Dickreiter, Michael et al.: Handbuch der Tonstudiotechnik, 2014, S. 404 f.

Grundlagen
14
und kostengünstiger ist als Aufnahmen vor Ort durchzuführen.
76
Zudem kann jeder belie-
bige Raum von einem User nachgebildet und benutzt werden. Der Anwender ist also nicht
darauf angewiesen die Instrumente direkt vor Ort aufzuzeichnen und kann trotzdem die
Authentizität des gewünschten Raumklangs erhalten.
Das Verfahren bringt allerdings auch Nachteile mit sich. Während die Originalposition bei
der Aufzeichnung optimal realistisch klingt, können Bewegungen der Schallquelle und
Hörposition nur schwer realisiert werden, denn es handelt sich um eine Momentaufnah-
me von einem Raum, an einer bestimmten Position.
77,78
Moderne Plugins bieten zwar die
Option diverse Parameter wie Pre-Delay und Raumgröße nachträglich einzustellen, doch
können dadurch reale Veränderungen nur ansatzweise nachgebildet werden. An diesem
Punkt stößt der Faltungshall an seine Grenzen, wobei an einer Optimierung der Berech-
nungen gearbeitet wird und Fortschritte erkennbar sind. So wird es in Zukunft vermutlich
möglich werden gängige Parameter wie Pre-Delay, Raumgröße, Reflexionsdichte usw.
nachträglich annähernd authentisch anpassen zu können.
79
Ein weiterer Nachteil ist, dass
eine Plugin-Instanz nach wie vor viel CPU-Ressourcen benötigt und somit zu Latenzen
führen oder das System verlangsamen kann. Daher sollte Faltungshall mit Bedacht einge-
setzt werden.
80,81
2.4 Erstellung von Impulsantworten
Es gibt keine wissenschaftlichen Richtlinien, die bestimmtes Equipment oder den genauen
Aufbau und Ablauf vorgeben. Es werden aber unterschiedliche Vorschläge, Erkenntnisse
und Herangehensweisen, von diversen Anwendern in wissenschaftlichen Studien, sowie
Fachbeiträgen, -zeitschriften und auf Herstellerseiten, dargestellt.
82,83,84,85
76
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 413
Die Erstellung
77
Vgl. Görne, Thomas: Tontechnik, 2011, S. 353 ff.
78
Vgl. Stewart, Rebecca et al.: Real-time panning convolution reverberation, 10.2007, S. 1 f.
79
Vgl. Sumerauer, Andreas: Faltung ­ Convolution - Folge 2, 01.2004, S. 106 ff.
80
Vgl. García, Guilliermo: Optimal filter partition for efficient concolution with short input/ output delay,
10.2002, S. 1 ff.
81
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 445 f.
82
Vgl. Friesecke, Andreas: Pack dir die Impulsantwort ein, 06.2010, S. 45 ff.

Grundlagen
15
von Impulsantworten kann von jedem User mit Grundlagen zum Thema und mit wenig
Equipment umgesetzt werden. Für professionelle Ergebnisse sollte ein gewisser Qualitäts-
standard erfüllt werden und Erfahrungen im Umgang mit der Technik, sowie mit dem Ver-
fahren, gegeben sein. Dennoch bleiben etliche Variablen offen, die verändert werden
können und trotzdem zum Ziel führen. Auch stellt sich die Frage, ob der Raum natürlich
und authentisch erfasst werden soll, oder gewisse Klangeigenschaften angestrebt wer-
den.
86
2.4.1 Impulse
Zum erstellen einer Raum-Impulsantwort wird ein Impuls benötigt.
87
Verwendete Impulse
sind beispielsweise ein Pistolenschuss oder weißes Rauschen.
88
Bei dem Plugin Altiverb
von AudioEase kann selbst eine Filmklappe als Impuls fungieren.
89
Am häufigsten wird
jedoch der Sinus-Sweep verwendet, weil dieser seine Energie über einen längeren Zeit-
raum in den Raum abgibt.
90
Wenn Frequenzen nicht gebündelt wiedergegeben werden,
kann der Impuls lauter abgespielt werden, wodurch sich ein besserer Rauschabstand
ergibt. Außerdem wird der Raum über einen längeren Zeitabschnitt angeregt und kann
sich somit besser entfalten. Daher ist auch ein längerer Sweep einem kurzen vorzuziehen.
Bei dem Sweep wird meist ein Sinus-Ton genutzt, welcher innerhalb eines Zeitraumes das
komplette vom Menschen wahrnehmbare Frequenzspektrum, von 20Hz bis 20kHz, durch-
läuft.
91,92
Der bekannte Dirac- oder Nadelimpuls ist nur für theoretische Berechnungen
geeignet, da er in der Praxis vergleichbar schlechte Resultate liefert.
93
83
Vgl. Lembke, Stephan: Sample deinen Raum ­ Impulsantwort im Eigenbau, 2008/2, S. 66 ff.
84
Vgl. Goldschmitz, Thilo: Workshop Faltungshall, 2011
85
Vgl. AudioEase.com (Hrsg.): Altiverb 7 ­ Tutorial Videos
86
Vgl. Izhaki, Roey: Mixing Audio, 2012, S. 330
87
Hörbeispiele von verschiedenen Impulsen sind in der externen Daten-Sammlung enthalten.
[ Externe
Daten-Sammlung/ Hörbeispiele/ Impulse]
88
Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 158 ff.
89
Vgl. AudioEase.com (Hrsg.): Altiverb 7 ­ Manual
90
Vgl. Görne, Thomas: Mikrofone in Theorie und Praxis, 2007, S. 152 ff.
91
Vgl. Sumerauer, Andreas: Faltung ­ Convolution - Folge 2, 01.2004, S. 106 f.
92
Vgl. Ballou, Glen M.: Handbook for sound engineers, 1988, S. 409 ff.
93
Vgl. Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 816 ff.

Grundlagen
16
2.4.2 Erforderliches Equipment
Für eine professionelle Durchführung mit einem Software-Plugin wird unterschiedliches
Equipment benötigt. Es werden ein oder zwei getrennte Systeme benötigt, um den Impuls
abzuspielen und aufzuzeichnen. Das Aufzeichnungsmedium sollte dabei eine hohe Auflö-
sung ermöglichen, um eine hohe Qualität zu erreichen.
94
Weiter wird ein Lautsprecher
benötigt, der bis zu tiefen Frequenzen hin linear ist, um den Impuls gleichmäßig auszu-
spielen. Er sollte auch eine saubere Wiedergabe ohne Verzerrungen bei lautem Pegel
aufweisen, um den Impuls nicht zu verfremden und unerwünschte Störgeräusche hinzu-
zufügen. Dazu wird mindestens ein Mikrofon benötigt, um den angeregten Raum aufzu-
zeichnen.
95
Es sollte auf Kondensatormikrofone zurückgegriffen werden, weil sie im Ver-
gleich zu dynamischen Mikrofonen ein besseres Impulsverhalten, lineareren Frequenz-
gang und weniger Klangfärbung aufweisen. Aus diesen Gründen werden gerade
Kleinkondensatormikrofone oder gar Messmikrofone bevorzugt, da hier diese Eigenschaf-
ten noch eher zutreffen.
96,97
Weiter wird ein Impuls benötigt, der mit der verwendeten Software kompatibel ist. Es
kann nützlich sein etwas Musik verfügbar zu haben, die sich über den gesamten Fre-
quenzbereich erstreckt, um während der Vorbereitung den Raum anzuregen und eine
geeignete Mikrofonposition zu ermitteln.
98
Dazu ist weiteres Zubehör wie XLR-Kabel,
Kopfhörer, Maßband und ein Gehörschutz notwendig und sinnvoll. Weiter werden eine
Audio-Software und ein Faltungshall-Plugin benötigt, um die Impulsantwort zu falten und
anschließend verwenden zu können.
2.4.3 Vorgang
Die Vorbereitung und Umsetzung könnte folgendermaßen erfolgen. Zunächst wird das
Aufnahme- und Abspielsystem angeschlossen und eine Session in der Audio-Software
94
Vgl. Katz, Bob: Mastering Audio, 2012, S. 265 ff.
95
Vgl. Ballou, Glen: A sound engineer´s guide to audio test and measurement, 2009, S. 3 ff.
96
Vgl. Everest, F. Alton et al.: Master Handbook of Acoustics, 2009, S. 405 ff.
97
Vgl. Dickreiter, Michael: Mikrofonaufnahme, 2011, S. 100 ff.
98
Vgl. AudioEase.com (Hrsg.): How to make an IR with Altiverb 7

Grundlagen
17
eingerichtet. Ebenso wird der Lautsprecher aufgestellt und verkabelt. Danach wird Musik
abgespielt, um eine geeignete Stelle zu ermitteln, an der die Mikrofone aufgestellt wer-
den. Dann werden Lautstärketests vorgenommen, um das System zu prüfen und anzupas-
sen. Der Sweep sollte so laut wie möglich abgespielt werden, um einen möglichst hohen
Rauschabstand und einen klaren Nachhall zu erzielen.
99,100
Dabei sollten keine störenden
Nebengeräusche entstehen, da diese den Raumklang erheblich beeinflussen können. Ist
alles vorbereitet wird die Aufnahme gestartet und der Impuls abgespielt. Bevor die Auf-
nahme beendet wird, muss der Nachhall des Raumes abgewartet werden.
101
Es ist ratsam
während der Aufnahme einen Gehörschutz zu tragen.
Die erforderlichen Schritte bei der Nachbearbeitung variieren bei den unterschiedlichen
Plugins. Sie erfordern nicht viel Aufwand und werden in dem jeweiligen Handbuch zur
Software beschrieben. Es wird geraten keine weiteren Eingriffe an den Aufnahmen vorzu-
nehmen, da diese sich negativ auf die Impulsantwort auswirken können.
102,103
In dem
Plugin wird die Aufnahme automatisch entfaltet und erzeugt eine Impulsantwort, die an-
schließend genutzt und abgespeichert werden kann.
104,105
99
Vgl. Anhang 3.3: Experten-Interview ­ AudioEase, in der externen Daten-Sammlung.
[ Externe Daten-
Sammlung/ Experten-Interviews/ Experten-Interviews - AudioEase]
100
Vgl. Katz, Bob: Mastering Audio, 2012, S. 85 ff.
101
Vgl. AudioEase.com (Hrsg.): How to make an IR with Altiverb 7
102
Vgl. Anhang 3.1: Experten-Interview ­ Waves, in der externen Daten-Sammlung.
[ Externe Daten-
Sammlung/ Experten-Interviews/ Experten-Interviews Waves]
103
Vgl. Anhang 3.3: Experten-Interview ­ AudioEase, in der externen Daten-Sammlung.
[ Externe Daten-
Sammlung/ Experten-Interviews/ Experten-Interviews - AudioEase]
104
Vgl. Waves.com (Hrsg.): IR1 Convolution Reverb - Manual
105
Vgl. Steinberg.net (Hrsg.): Reverence - Manual

Methodik
18
Kapitel 3 ­ Methodik
Es wird eine empirische Forschung betrieben, die eine nachvollziehbare Bewertung der
These ermöglicht.
106
Die Datengewinnung der Grundlagen erfolgt als theoretischer For-
schungsansatz größtenteils aus Sekundärerhebungen. Zur Überprüfung der These finden
Primärerhebungen statt.
107
Diese zeichnen sich durch Aktualität und einer genauen Über-
einstimmung mit dem Untersuchungsziel aus. Dabei werden mehrere Methoden einge-
setzt. Einerseits Experten-Interviews, bei denen ein qualitativer Ansatz betrieben wird,
andererseits Versuche und eine schriftliche Befragung, wobei die Datenerhebung größ-
tenteils quantitativ erfolgt.
108,109
Letztere werden unter Laborbedingungen durchgeführt.
So wird die Datenerhebung unter einer kontrollierten, künstlichen Umgebung geschaffen.
Die Umfrage und Versuche sind somit komplett reproduzierbar.
110,111
Für die Erhebungs-
instrumente wird Objektivität, Reliabilität und Validität angestrebt, weil diese Faktoren
für eine zielführende Untersuchung vorausgesetzt werden.
112,113,114
3.1 Vorgehensweise
Zunächst sind mehrere Vorversuche geplant, die aufeinander aufbauen und die Voraus-
setzungen für optimale Bedingungen im Hauptversuch schaffen sollen. Dabei ist es not-
wendig die vorhandenen Möglichkeiten zu berücksichtigen. Um zielgerichteter zu arbei-
ten und Fragen zu klären werden parallel Experten-Interviews vollzogen. Außerdem wer-
den Fachkundige aus dem persönlichen Umfeld mit einbezogen.
115
106
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 41 ff.
In dem Hauptversuch
werden dann gerichtete Impulsantworten sowie Musikaufnahmen vor Ort erstellt, welche
107
Vgl. Eckey, Hans-Friedrich et al: Deskriptive Statistik, 2008, S. 13
108
Vgl. Häder, Michael: Empirische Sozialforschung, 2015, S. 13, 61 ff.
109
Vgl. Kelle, Udo: Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialfor-
schung, 2008, S. 227 ff.
110
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 205 f.
111
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 139 ff.
112
Vgl. Häder, Michael: Empirische Sozialforschung, 2015, S. 103 ff.
113
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 184 f., 442 ff.
114
Vgl. Flick, Uwe et al.: Qualitative Forschung, 2015, S. 319 f.
115
Es handelt sich dabei um Studierende, Betreuer und Dozenten an dem SAE-Institute Köln.

Methodik
19
anschließend aufbereitet, analysiert, angepasst, ausgewertet und gegenübergestellt wer-
den. Aus den Ergebnissen des Hauptversuchs sollen Hörbeispiele für eine Befragung ge-
neriert werden. Durch die Befragung der Personen und der anschließenden Auswertung
der Ergebnisse, sollen Rückschlüsse auf die These gezogen werden.
Die gesamte Durchführung wird ausführlich dokumentiert, um nachträglich alle Einzelhei-
ten zum Versuchsaufbau einsehen und nachvollziehen zu können. Um den Versuch re-
konstruieren zu können und eine anknüpfende Forschung zu betreiben, ist eine ausführli-
che Dokumentation unerlässlich.
116
Auf die Auswahl und Begründung der einzelnen Me-
thoden wird im Folgenden eingegangen.
3.2 Versuche
Zur Überprüfung der aufgestellten These werden individuelle Aufnahmen benötigt, die
unter bestimmten Gegebenheiten erzeugt wurden und welche entsprechend bearbeitet
und analysiert werden sollen. Daher werden Versuche durchgeführt. Für die Versuchs-
durchführung besteht kein standardisiertes Verfahren. So sind in den Vorversuchen zu-
nächst verschiedene Variablen zu prüfen, deren Werte je nach Ergebnis angepasst wer-
den und nicht vorher fest definiert werden können. Bei der Auswertung werden außen-
stehende Studenten mit einbezogen. Im Hauptversuch kommen dann unter kontrollierten
Bedingungen exakt festgelegte Abstände, Verfahren und Parameter zum Einsatz. Das
wirkt sich positiv auf die Reliabilität aus.
117,118
Als zusammenfassende Beschreibung der
geplanten Versuche eignet sich das folgende Zitat.
,,Unter Experiment wird eine wiederholbare, unter kontrollierten, vorher festgeleg-
ten Umweltbedingungen durchgeführte Versuchsanordnung verstanden, die es
mithilfe der Messung von Wirkungen eines oder mehrerer unabhängiger Faktoren
116
Vgl. Häder, Michael: Empirische Sozialforschung, 2015, S. 104 f.
117
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 442 ff.
118
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 139 ff.

Methodik
20
auf die jeweilige(n) abhängige(n) Variable(n) gestattet, aufgestellte Hypothesen
empirisch zu überprüfen [...]."
119
3.2.1 Erstellung der Aufnahmen
Bei der Erstellung der Impulsantworten müssen, neben dem in den Grundlagen beschrie-
benen Vorgang, weitere Faktoren beachtet werden, um die benötigten Aufnahmen zu
erhalten. Die Aufnahmen sollen in den Räumlichkeiten des SAE-Institutes Cologne statt-
finden. Es wird ein rechteckiger oder quadratischer Raum benötigt, der groß genug ist,
um ausreichend Nachhall zu erzeugen. Als Schlussfolgerung der Grundlagen wird davon
ausgegangen, dass ein symmetrischer Aufbau sich als Vorteilhaft für eine gleichmäßige
Schallausbreitung erweist. Dieses kann von Vorteil für die Untersuchung sein. Daher soll
auch das Inventar in diesem Raum verschoben oder entfernt werden.
Da der Inhalt dieser Arbeit die räumliche Lokalisierung von Schallquellen, in Bezug auf
deren Abstrahlrichtung um die eigene Achse behandelt, ist entscheidend, dass die ver-
wendeten Signale nicht kugelförmig abstrahlen. Demzufolge muss für die Erstellung der
Impulsantworten ein gerichteter und kein omnidirektionaler Lautsprecher verwendet
werden, weil sonst eine Drehung desselben keine erkennbare Wirkung hätte. Dabei ergibt
die Anwendung besonders bei gerichteten Frequenzen Sinn.
Von dem Monitor wird einerseits ein Sinus-Sweep und andererseits Audiomaterial ausge-
spielt. Das Audiomaterial besteht aus einer Monospur mit etwa 30 Sekunden zusammen-
gestellter Musik.
120
119
Meffert, Heribert et al.: Marketing, 2008, S. 161
Es handelt sich dabei um trockene Signale die selbst im Studio aufge-
nommen wurden. Die Musik wird benötigt, um den Anpassungsvorgang bei der Mischung
der Impulsantworten zu unterstützen und eine Authentizität im direkten Vergleich zu
überprüfen. Sie übernimmt somit eine Kontrollfunktion. Durch die Zusammenstellung des
Musikstücks können Klangunterschiede bei den verschiedenen Instrumenten erkannt und
praxisnahe Untersuchungen umgesetzt werden. Danach werden die Aufnahmen gene-
120
Das Musikstück ist in der externen Daten-Sammlung enthalten.
[ Externe Daten-Sammlung/ Hörbei-
spiele/ Trockenes Musikstück]

Methodik
21
riert. In jedem Durchgang wird der Lautsprecher um 45° weitergedreht, bis er wieder am
Ausgangspunkt ankommt. Es werden also acht Aufnahmevorgänge vollzogen. Jeweils bei
0°, 45°, 90°, 135°, 180°, 225°, 270° und 315°. Das Audiomaterial wird gegebenenfalls zu-
sätzlich in 22,5°-Schritten aufgenommen.
In den Vorversuchen werden diverse Stereoverfahren und die Richtcharakteristik der Mik-
rofone ermittelt. Ebenso werden unterschiedliche Positionen und Abstände zwischen den
Mikrofonen und der Schallquelle verglichen. Hinzu kommt eine Gegenüberstellung von
Resultaten mit unterschiedlicher Samplerate, sowie von Faltungshall-Plugins unterschied-
licher Hersteller. Für den Hauptversuch werden die Voraussetzungen ausgewählt, bei de-
nen eine Rotation am eindeutigsten wahrgenommen wird. Dabei wird auch ein authenti-
sches Klangbild berücksichtigt. Nach der Bearbeitung stehen die Impulsantworten und
das Vergleichsmaterial zur Verfügung.
3.2.2 Analyse der Aufnahmen
Der nächste Schritt ist die Analyse des generierten Materials. Dabei sollen Aufnahmen auf
Durchschnittslautstärke und Frequenzverteilung untersucht werden. Die Ergebnisse sol-
len schriftlich und graphisch ausgewertet werden, um eine gute Übersicht zu gewährleis-
ten. So soll das Verhalten der Aufnahmen in Bezug auf die Abstrahlrichtung überprüft
werden, um daraus etwaige Zusammenhänge zu erkennen. In den Vorversuchen werden
zudem die unterschiedlichen Variablen betrachtet. Diese Erkenntnisse können sehr hilf-
reich für die folgende Klanganpassung der Simulationen sein, da sie an entsprechender
Stelle berücksichtigt werden können.
3.2.3 Klanganpassung und Simulationen
In diesem Teil soll untersucht werden, ob die Voraussetzungen zur Verifizierung der These
erfüllt werden. Weiter soll geprüft werden wieviele Impulsantworten benötigt werden,
um eine authentische Rotation in 45°- oder 22,5°-Schritten nachzubilden.

Methodik
22
Die Klanganpassung der Simulationen wird mit entsprechender Audiosoftware am Laptop
ausgeführt und mit Kopfhörern kontrolliert. Dort wird eine Mischung aus Direktsignal und
Impulsantworten den originalen Aufnahmen aus dem Raum, mit jeweils gleichen Win-
keln, gegenübergestellt. Es wird angestrebt durch verschiedene Anpassungen eine Mi-
schung mit annähernd gleichem Klang wie das Vergleichsmaterial zu erreichen. Dazu sind
die Ergebnisse der Analyse zu berücksichtigen. Damit eine Anwendung des Verfahrens
praxistauglich ist, sollen die Anpassungen so gering wie nötig ausfallen. Um die Simulatio-
nen für eine Rotation zu erzeugen, werden einerseits die Aufgenommenen Winkel nach-
geahmt und andererseits anhand dieser Zwischenpositionen gemischt. Dazu werden zwei
oder vier parallel geöffnete Plugin-Instanzen benötigt, in denen entsprechende Impuls-
antworten geladen werden.
3.2.4 Hörbeispiele
Aus den Ergebnissen sollen Hörbeispiele für die nachfolgende Umfrage erstellt und sinn-
voll benannt werden. Zudem werden Hörbeispiele für die Leser der Arbeit vorbereitet,
um die Ergebnisse der einzelnen Versuche darzustellen. Dadurch kann die Entwicklung
der Untersuchung besser nachvollzogen werden.
3.3 Experten-Interviews
Um Fragen zu klären, die sich aus den Grundlagen, bei der Erstellung von Impulsantwor-
ten und im Umgang mit der Software ergeben, sind schriftliche Interviews mit Ansprech-
partnern mehrerer Hersteller von Faltungshall-Plugins via E-Mail geplant. Dabei handelt
es sich um Experten, die sich mit dem gewählten Thema der Arbeit auskennen.
121,122
121
Vgl. Bogner, Alexander: Interviews mit Experten, 2014, S. 9 f.
Sie
sollen beispielsweise dazu befragt werden, wie sie bei der Erstellung von Impulsantwor-
ten vorgehen, wie diese in der Software implementiert werden, wie eine optimale Bear-
beitung mit ihrem Plugin vorgesehen ist oder ob sie Probleme bei der These erkennen.
Die Aussagen können dabei helfen Fehler zu vermeiden und Denkanstöße zu
122
Vgl. Bell, Judith: Doing your research Project, 2005, S. 157

Methodik
23
gen.
123,124
Als qualitativer Forschungsansatz können diese dazu beitragen, die Validität
der Studie durch weitere Erkenntnisse zu steigern.
125
Die Äußerungen des Interviewten
sollen dabei als subjektive Deutung verstanden werden.
126
Die Interviews werden nicht nach methodischen Vorgaben ausgeführt, da sie nur als zu-
sätzliche Informationsquelle verwendet werden. Sie sind daher nicht sehr aufwändig ge-
plant oder gestaltet.
3.4 Umfrage
Anhand der Befragung soll die Authentizität der resultierten Aufnahmen aus dem Haupt-
versuch in Bezug auf die These untersucht werden.
127
3.4.1 Durchführungsort
Die Umfrage soll an verschiedenen Studentengruppen an dem SAE-Institute Cologne un-
ter identischen Umständen durchgeführt werden. Dazu wird für mehrere Tage ein Raum
gebucht, in dem das benötigte Equipment aufgebaut wird. Dabei handelt es sich um einen
Laptop und einen Kopfhörer. Zu Demonstrationszwecken wird vor dem Probanden ein
Lautsprecher auf einem Stativ aufgestellt. Zum Ausfüllen der Bögen wird außerdem ein
Tisch benötigt. Der Raum sollte wenige Umgebungsgeräusche zulassen.
3.4.2 Population und Teilerhebung
Um eine Umfrage durchzuführen, muss zunächst die Grundgesamtheit definiert wer-
den.
128
123
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 559 ff.
Dazu soll nur die in Deutschland lebende Population untersucht werden. Es han-
delt sich im weitesten Sinn um Anwender die das Verfahren einsetzen. Das sind Tontech-
124
Vgl. Brosius et al.: Methoden der empirischen Kommunikationsforschung, 2016, S. 5
125
Vgl. Bogner, Alexander: Interviews mit Experten, 2014, S. 12 ff.
126
Vgl. Bogner, Alexander et al.: Das Experteninterview, 2002, S. 37 ff.
127
Vgl. Jacob, Rüdiger et al.: Umfrage - Einführung in die Methoden der Umfrageforschung, 2011, S. 1 ff.
128
Vgl. Häder, Michael: Empirische Sozialforschung, 2015, S. 142

Methodik
24
niker, Programmierer und Hersteller von Faltungshall-Plugins. Weiter ist anzunehmen,
dass etliche Hobbyanwender hinzuaddiert werden müssten. Die Population besteht zum
größten Teil aus männlichen Personen, da die Geschlechterverteilung in dieser Branche
sehr ungleich ist.
129,130,131
Die Gesamtheit genau einzugrenzen ist problematisch, da es
schwer zu trennen ist, wer zu den Anwendern gehört und wer nicht. In der Folge kann
auch die Größe der Gruppe nur ungenau definiert werden. Laut einer Statistik vom Jahr
2012, die sowohl selbstständige als auch sozialversicherungspflichtige Personen umfasst,
handelt es sich in Deutschland um etwa 4200 Musikbearbeiter und Erwerbstätige in Ton-
studios.
132
In einer weiteren Quelle des Jahres 2010 wurden etwas geringere Werte er-
mittelt, wobei dort die Freiberufler nicht mit einbezogen sind.
133
Weitere Quellen, welche
die gesamte Population erfassen, konnten leider nicht hinzugezogen werden, sodass die
Anzahl nur grob auf die genannte Summe geschätzt wird.
Obwohl der Konsument nicht zur Zielgruppe gehört, ist auch seine Wahrnehmung von
Interesse, weil die Produktionen, in denen der Faltungshall angewendet wird, an ihn ge-
richtet sind. So soll auch diese erhebliche größere Gruppe untersucht werden. Sie umfasst
etwa 22 Millionen Menschen, sofern die deutsche Bevölkerung zwischen 17 und 39 Jah-
ren mit einbezogen wird.
134,135
Dabei herrscht eine weitgehend ausgeglichene Geschlech-
terverteilung.
136
Da es aufgrund des Aufwands nicht umsetzbar ist, die gesamte Populati-
on zu befragen, muss eine Teilerhebung erfolgen. Dazu müssen die Merkmale der Grund-
gesamtheit bekannt sein.
137,138
129
Vgl. Haruch, Steve: Women account for less than 5 percent of producers and engineers - but maybe not
for long, 03.06.2010
Bei den Anwendern ist dies in der Regel ein geschultes
Gehör und Erfahrung im Umgang mit dem entsprechenden Equipment. Bei den Konsu-
130
Vgl. Patel, Natasha: Gender in the Music Industry, 10.2015
131
Vgl. Szaraniec, Yasmin: Who run the world?, 07.05.2014
132
Vgl. Söndermann, Michael: Musikwirtschaft, 2012
133
Vgl. Statista.com (Hrsg.): Arbeitsplätze (ohne Freelancer) in den einzelnen Segmenten der Medienbran-
che in Deutschland 2003 ­ 2010, 2016
134
Vgl. Statista.com (Hrsg.): Altersstruktur der Bevölkerung in Deutschland zum 31.Dezember 2014, 2016
135
Als Begründung für die Einschränkung gilt die Altersbegrenzung in der Stichprobe, siehe zwei Absätze
weiter.
136
Vgl. Statista.com (Hrsg.): Welches Geschlecht haben Sie?, 2013
137
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 294
138
Vgl. Jacob, Rüdiger et al.: Umfrage - Einführung in die Methoden der Umfrageforschung, 2011, S. 3 ff.

Methodik
25
menten ist kein besonderes Merkmal vorhanden. Voraussetzung ist nur, dass sie der Al-
tersgruppe angehören und Musik konsumieren.
Aus forschungsökonomischen Gründen wird eine nichtprobabilistische Stichprobenart
ausgewählt.
139,140
Dazu wird eine Gelegenheitsstichprobe durchgeführt.
141
An dem SAE-
Campus sind die Studenten gut erreichbar und in der Regel bereit an einer Befragung teil-
zunehmen. Mit einigen Einschränkungen weisen diese in ihrer Gesamtheit ähnliche
Merkmale wie die Populationen beider Gruppen auf. Die Umfrage wird zu unterschiedli-
chen Zeiten an mehreren aufeinander folgenden Tagen stattfinden, sodass prinzipiell je-
der die Möglichkeit hat an dieser teilzunehmen.
Das Durchschnittsalter der Studenten an dem SAE-Institute Köln beträgt 23,4 Jahre
142
,
während das der Anwender höher eingeschätzt wird, da es sich in der Regel um ausgebil-
dete Fachkräfte handelt.
Für die Befragung wird eine Altersbegrenzung bis einschließlich
39 Jahre eingeführt, weil nicht zu erwarten ist mehrere ältere Probanden zu erreichen.
Daher könnten die Ergebnisse in der Auswertung nicht aussagekräftig sein. Da laut Fries-
ecke aufgrund der Robinson-Dadson-Kurven
143
erkannt wurde, dass die höheren Fre-
quenzen mit zunehmendem Alter weniger gut wahrgenommen werden, wäre es interes-
sant, eine größere Gruppe älterer Personen den jüngeren gegenüberzustellen.
Bei den Auskunftspersonen handelt es sich um Studenten aus unterschiedlichen Fachbe-
reichen, welche sowohl die Gruppe der Anwender, als auch die der Konsumenten vertre-
ten sollen. Als Anwender werden Studenten und betreuende Dozenten mit entsprechen-
der Erfahrung im Musikbereich eingestuft. Alle anderen, weniger audioversierten Teil-
nehmer, werden als Konsumenten kategorisiert und bilden somit eine Kontrollgruppe für
deren Grundgesamtheit. Dadurch wird geprüft, inwiefern sich die Wahrnehmung unter-
139
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 294
140
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 271 ff.
141
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 305 ff.
142
Vgl. Anhang 4: Studenten am SAE-Standort Köln, in der externen Daten-Sammlung.
[ Externe Daten-
Sammlung/ Umfrage/ Informationen - SAE-Standort Köln]
143
Vgl. Friesecke, Andreas: Die Audio-Enzyklopädie, 2007, S. 127

Methodik
26
scheidet. Die Ergebnisse der Konsumentengruppe können über eine Sinnhaftigkeit der
Anwendung Aufschluss geben. Beide Gruppen sind in ausreichender Anzahl an dem SAE-
Institute zu finden und sollen zu gleichen Teilen befragt werden.
Insgesamt sind zurzeit 450 aktive Studenten am Standort Köln eingeschrieben. Davon sind
85% männlich.
144
Die Stichprobe setzt sich aus 80 Probanden zusammen. Generell gilt,
dass mit zunehmendem Stichprobenumfang die Aussagekraft einer Studie steigt.
145,146
Diese ungefähre Größe scheint mindestens benötigt zu werden, um Aussagekräftige Er-
gebnisse für diesen Standort zu erhalten, sofern folgende Parameter eingesetzt werden:
Stichprobenfehler 10%, Vertrauensintervall 95%; Antwortverteilung 50%.
147,148,149
Bezo-
gen auf die ermittelte Grundgesamtheit der Anwender von 4200, wäre bei gleichen Pa-
rametern ein Stichprobenumfang von etwa 94 notwendig, der sich nur auf audioversierte
Teilnehmer bezieht. Für die Grundgesamtheit der Konsumenten wäre zudem ein Stich-
probenumfang von 97 Personen zu erfüllen. Dieser Umfang würde die Rahmenbedingun-
gen der Studie übersteigen.
3.4.3 Repräsentativität
Einleitend wird der Begriff "Repräsentativität" anhand eines Zitats erläutert.
,,Das Verhältnis zwischen Stichprobe und Population wird mit dem Qualitätsmerk-
mal der Repräsentativität [...] beschrieben, [...]. Idealerweise stellt eine repräsenta-
tive Stichprobe ein exaktes Miniaturbild der Population dar: [...]."
150
Als Schlussfolgerung des Zitats wird deutlich, dass es sich bei dieser Umfrage um keine
repräsentative Stichprobe im eigentlichen Sinn handelt, denn es werden mehrere Prob-
144
Vgl. Anhang 4: Studenten am SAE-Standort Köln, in der externen Daten-Sammlung.
[ Externe Daten-
Sammlung/ Umfrage/ Informationen - SAE-Standort Köln]
145
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 294
146
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 286 ff.
147
Vgl. Häder, Michael: Empirische Sozialforschung, 2015, S. 145 f.
148
Vgl. Bauinfoconsult.de (Hrsg.): Stichprobenrechner, 2016
149
Vgl. Baur, Nina et al.: Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung, 2014, S. 289 f.
150
Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 298

Methodik
27
leme festgestellt. Die Grundgesamtheit kann nur zum Teil definiert und erfasst werden
und die Stichprobengröße ist zu gering.
151
Außerdem werden alle Probanden aus einem
,,Klumpen" herangezogen, statt eine Vielzahl von Personen an unterschiedlichen Standor-
ten zu befragen.
152
Zudem sind der Standort sowie die Auswahl der Erhebungseinheiten
nicht zufällig ausgewählt. Wie bei allen empirischen Studien liegt zudem eine gewisse
Selbstelektion vor, da die Teilnahme freiwillig erfolgt.
153
Auch muss bedacht werden, dass
Studenten nicht in ausreichender Weise die Meinung bzw. das Verhalten und das Durch-
schnittsalter der Population vertreten.
154
Aufgrund der gewählten Stichprobenkonstrukti-
on kommt es zu einem Abdeckungsfehler und einer Verzerrung der Grundgesamtheit.
155
Daher ist die Aussagekraft der Ergebnisse eingeschränkt und eine Überinterpretation zu
vermeiden. In dieser Studie erfolgt die Art der Stichprobenauswahl aus Praktikabilitäts-
gründen.
3.4.4 Aufbau
Es soll eine vollstandardisierte, schriftliche Umfrage per Austeilen und Einsammeln statt-
finden. Dabei werden überwiegend geschlossene direkte Fragen gestellt.
156,157
Dadurch
ergibt sich der Vorteil, dass eine anschließende Auswertung und Einordnung in verschie-
dene Gruppen erleichtert wird.
158
Zudem können steuernde Eingriffe durch den Erheben-
den weitgehend vermieden und eine hohe Rücklaufquote erreicht werden.
159
Sind nicht
alle Antwortmöglichkeiten bekannt oder zu umfangreich, so wird eine Halboffene oder
offene Frage gestellt. Dadurch wird erreicht, dass alle Probanden antworten können, auch
wenn sie sich nicht in den Auswahloptionen wiederfinden.
160
151
Vgl. Schnell, Rainer et al.: Methoden der empirischen Sozialforschung, 2013, S. 296 ff.
Diese Angaben erfüllen vor
allem den Zweck, dass sich einzelne Befragte nicht ausgeschlossen fühlen und motiviert
152
Vgl. Schnell, Rainer et al.: Methoden der empirischen Sozialforschung, 2013, S. 270 ff.
153
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 300, 306
154
Vgl. Cunningham, William H. et al.: Are Students real people?, 07/1974, S. 409
155
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 295
156
Vgl. Porst, Rolf: Fragebogen ­ Ein Arbeitsbuch, 2008, S. 45 ff.
157
Vgl. Eckey, Hans-Friedrich et al.: Deskriptive Statistik, 2008, S. 20
158
Vgl. Meffert, Heribert et al.: Marketing, 2008, S. 158 f.
159
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 413
160
Vgl. Porst, Rolf: Praxis der Umfrageforschung, 2000, S. 48 ff.

Methodik
28
sind weiter an der Befragung teilzuhaben.
161
Die Fragen und Antworten werden klar und
verständlich formuliert, damit sie leicht nachvollziehbar sind und von allen Teilnehmern
verstanden werden.
Für die Antwortmöglichkeiten werden verschiedene Messskalen verwendet, welche nach
Zweckmäßigkeit im entsprechenden Kontext ausgewählt sind. Jede Skala hat dabei Vor-
und Nachteile, die jeweils abgewogen werden.
162,163
Einerseits werden Ordinalskalen
verwendet, mit in Bezug stehenden Antworten, andererseits Nominalskalen, in denen
eine Klassifikation vorgenommen wird und Merkmalsausprägungen fest definiert
sind.
164,165
Für die Bewertung der Hörversuche werden metrische Verhältnisskalen einge-
setzt.
166
Dabei wurde eine Aggregation vorgenommen, indem Bereiche von 45° bzw. 22,5°
zusammengefasst wurden.
167,168
Es werden verbalisierte Skalen eingesetzt, dessen Ant-
wortmöglichkeiten überschaubar sind.
169
Als Antworten sind nur Einfachnennungen mög-
lich. Bei einigen Fragen wird eine Filterführung eingesetzt. Nur wenn sie eine bestimmte
Antwort ankreuzen sollen weitere Fragen beantwortet werden.
170
Um die Auskunftspersonen nicht zu überfordern, soll die Umfrage übersichtlich und kurz
gehalten werden, dabei jedoch valide Informationen zur Überprüfung der These erzeu-
gen. Zur Optimierung werden Pretests mit wenigen Personen stattfinden.
171,172
Dabei
wird kontrolliert, ob die Auswahl der Fragen und Hörbeispiele, sowie deren Reihenfolge
geeignet sind und verstanden werden. Weiter soll erörtert werden und ob Länge, Form
und Layout sinnvoll gewählt sind. Bei Bedarf findet eine Überarbeitung statt.
173
161
Vgl. Porst, Rolf: Fragebogen ­ Ein Arbeitsbuch, 2008, S. 55 ff.
162
Vgl. Porst, Rolf: Fragebogen ­ Ein Arbeitsbuch, 2008, S. 69 ff.
163
Vgl. Schnell, Rainer et al.: Methoden der empirischen Sozialforschung, 2013, S. 132 ff.
164
Vgl. Eckey, Hans-Friedrich et al.: Deskriptive Statistik, 2008, S. 6 ff.
165
Vgl. Porst, Rolf: Fragebogen ­ Ein Arbeitsbuch, 2008, S. 69 ff.
166
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 256 f.
167
Vgl. Meffert, Heribert et al.: Marketing, 2008, S. 255 f.
168
Vgl. Eckey, Hans-Friedrich et al.: Deskriptive Statistik, 2008, S. 70 f.
169
Vgl. Porst, Rolf: Fragebogen ­ Ein Arbeitsbuch, 2008, S. 77 ff.
170
Vgl. Schnell, Rainer et al.: Methoden der empirischen Sozialforschung, 2013, S. 326 ff.
171
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 410 f.
172
Vgl. Schnell, Rainer et al.: Methoden der empirischen Sozialforschung, 2013, S. 339 ff.
173
Vgl. Porst, Rolf: Praxis der Umfrageforschung, 2000, S. 64 ff.

Methodik
29
Rekrutierte Teilnehmer werden über eine mündliche Instruktion in das Thema eingeführt
und zu der Durchführungsweise belehrt. Außerdem wird ihnen suggeriert, dass ihre Mei-
nung wichtig ist, die Erhebung nicht lange dauert und sie sich bei Fragen an den Erheben-
den wenden können. Das soll einen sicheren und motivierten Einstieg in die Befragung
fördern, sowie zu einer ernsthaften Beantwortung der Fragen führen.
174
Diese Einlei-
tungsphase dient auch als sogenannter ,,Eisbrecher", um den Befragten eine eventuelle
Befangenheit zu nehmen.
175
Die stetige Anwesenheit des Erhebenden bei der Umfrage
hat den Vorteil, dass Rückfragen direkt geklärt werden können und ein reibungsloser Ab-
lauf während der Durchführung unterstützt werden kann.
Im ersten Block soll der Pro-
band Fragen zu seinem Konsumverhalten und Erfahrungen in Bezug auf Musik beantwor-
ten. Es handelt sich dabei überwiegend um themenspezifische Hintergrundvariablen.
176
Sie dienen zur späteren Einordnung in die Kategorien Audioversiert und Konsument.
Danach folgt der Hauptteil, der sich auf Fragen zur eigentlichen Untersuchung der These
bezieht. Es werden Hörbeispiele aus dem Hauptversuch aufgezeigt, die vom Probanden
bewertet werden sollen. Die Hörbeispiele sind in zwei Hauptkategorien eingeteilt. Zu-
nächst soll durch Gegenüberstellungen erörtert werden, ob die Impulsantworten im Ver-
gleich zu den Originalaufnahmen authentisch klingen. Um die Qualität der Antworten zu
überprüfen werden Kontrollfragen eingesetzt.
177,178
So werden in einem Vergleich diesel-
ben Dateien gegenübergestellt. In der zweiten Kategorie soll beantwortet werden welche
Abstrahlrichtung bei den Hörbeispielen wahrgenommen wird. Diese Kategorie ist in zwei
weitere Unterkategorien aufgeteilt, welche den Auskunftspersonen auch mitgeteilt wer-
den. So wird eine Einteilung in 45°- und 22,5°-Abständen vorgenommen. Auch diesmal
werden Kontrollfragen eingesetzt.
174
Vgl. Porst, Rolf: Fragebogen ­ Ein Arbeitsbuch, 2008, S. 45 ff.
175
Vgl. Meffert, Heribert et al.: Marketing, 2008, S. 158
176
Vgl. Döring, Nicola et al.: Forschungsmethoden und Evaluation, 2016, S. 405 ff.
177
Vgl. International-Telecommunication-Union.int (Hrsg.): Recommendation ITU-R BS.1534-3, 10/2015, S.
19 ff.
178
Vgl. International-Telecommunication-Union.int (Hrsg.): Recommendation ITU-R BS.1116-3, 02/2015, S.
25 ff.
Ende der Leseprobe aus 166 Seiten

Details

Titel
Räumliche Lokalisation von Hallsignalen. Eine Untersuchung zur authentischen Klangsimulation
Hochschule
SAE Institute Köln
Note
96
Autor
Jahr
2016
Seiten
166
Katalognummer
V376072
ISBN (eBook)
9783668533134
ISBN (Buch)
9783668533141
Dateigröße
7021 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hörbeispiele, Fotos, Analysen und weiteres umfassendes Zusatzmaterial kann beim Autor angefragt werden.
Schlagworte
Faltungshall Klangsimulation
Arbeit zitieren
David Kowalewski (Autor:in), 2016, Räumliche Lokalisation von Hallsignalen. Eine Untersuchung zur authentischen Klangsimulation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376072

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