Elektronische Kreditmarktplätze als Konkurrenten für klassische Bankintermediationen. Die Bedeutung von elektronischen Finanzdienstleistern, Versicherungen und Bankprodukten


Bachelorarbeit, 2017

41 Seiten, Note: 1,3

L. S. (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Symbolverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Aufgaben von Banken
2.1 Losgrößentransformation
2.2 Fristentransformation
2.3 Risikotransformation

3 Grundlagen des P2P Banking
3.1 Funktionsweise
3.2 Entwicklung des P2P-Marktes
3.3 Anbieter
3.3.1 Lending Club
3.3.2 Zopa
3.3.3 Prosper
3.3.4 Bondora
3.3.5 Auxmoney
3.3.6 Anbieter im Vergleich
3.4 Crowdfunding - Unterscheidungskriterien
3.4.1 Crowdfunding durch Eigenkapitalfinanzierung
3.4.2 Crowdfunding durch Spendenfinanzierung
3.4.3 Crowdfunding gegen Gegenleistungen
3.4.4 Crowdfunding gegen Kreditfinanzierung

4 Praxisbeispiel Smava
4.1 Ausgestaltung von Smava
4.1.1 Entwicklung von Smava
4.1.2 Konditionen
4.1.3 Nutzung nach Alter
4.1.4 Nutzung nach Geschlecht
4.1.5 Nutzung nach Beschäftigungsstatus
4.2 Bonitätsanalyse
4.2.1 KDF-Indikator
4.2.2 Anlegerpools

5 Untersuchung von P2P-Plattformen als Konkurrenten zu Banken
5.1 Losgrößentransformation
5.2 Fristentransformation
5.2.1 Sekundärmärkte
5.2.2 Praxisbeispiel Mintos
5.3 Risikotransformation
5.3.1 Portfoliobildung durch Anleger
5.3.2 Anlegerpools auf Smava
5.3.3 Intermediärhaftung
5.3.4 Risikoaufspaltung
5.4 Zinseffekte für Kreditnehmer
5.5 Zinseffekte für Kapitalanleger

6 Fazit und Ausblick
6.1 Zusammenfassung und Handlungsempfehlung
6.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Kurzfassung

Die Bedeutung elektronischer Finanzdienstleistungen steigert sich seit Jahren: Versicherungen und einfache Bankprodukte werden ebenso wie Servicedienstleistungen zunehmend online getätigt und abgeschlossen. Zusätzlich finden sich seit mittlerweile über zehn Jahren elektronische Kreditmarktplätze im Internet wieder, sie bringen Kapitalnachfrager und -geber direkt zusammen und verzichten somit auf die Intermediationsleistung durch Banken. Die Arbeit untersucht die Frage, ob diese Marktplätze die Aufgaben der Banken vollumfänglich übernehmen können und welche Effekte auf die Beteiligten einwirken. Hiermit lässt sich die Legitimation der Existenz von Banken und deren Geschäftsgebaren prognostizieren.

Diese Arbeit zeigt, dass P2P-Marktplätze die Aufgaben von Banken nicht vollständig übernehmen können. Außerdem bieten Banken ihren Kunden eine größere Produktvielfalt, günstigere Zinssätze für Kredite und höhere Sicherheiten für ihre Einlagen. Nichtsdestotrotz können Anleger mit einer guten Anlagestrategie bessere Renditen als bei Bankanlagen realisieren. Ergänzend zeigte die Analyse, dass mit 73,59% der Anteil der männlichen Nutzer deutlich größer ist. Dagegen haben Frauen mit einer Erfolgsquote von 82,91% mehr Kreditprojekte realisiert als Männer. Zusätzlich sind P2P-Märkte eine alternative Finanzierungsquelle für Kreditnehmer, die unabhängiger von Banken werden wollen. Aus den genannten Gründen lässt sich ableiten, dass P2P-Märkte sich in der Zukunft weiter positiv entwickeln, so wie Banken weiterhin eine Existenzberechtigung genießen.

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Veranschaulichung von Risikoaufspaltung

Abbildung 2: Entwicklung des P2P- und Crowdlendingmarktes in Europa

Abbildung 3: Marktanteil der P2P- und Crowdlendingfinanzierungen in Europa

Abbildung 4: Entwicklung des P2P- und Crowdlendingmarktes weltweit

Abbildung 5: Lending Club - Historische Zinssätze und Erlöse

Abbildung 6: Auxmoney - Verwendungszwecke für Kredite

Abbildung 7: Smava - Konditionen Kreditnehmer

Abbildung 8: Smava - Konditionen Anleger

Abbildung 9: Smava - Verteilung der Kreditnehmer nach Altersgruppen

Abbildung 10: Smava - Anteil Kreditnehmer nach Beschäftigungsstatus

Abbildung 11: Smava - Formel KDF-Indikator

Abbildung 12: Smava - Anlegerpools

Abbildung 13: Smava - Zahlungsquote

Abbildung 14: Mintos - Entwicklung des Sekundärmarktes

Abbildung 15: Entwicklung des Transaktionsvolumens/ Nutzerzahlen auf P2P-Märkten

Abbildung 16: Entwicklung des durchschn. Transaktionsvolumens auf P2P-Märkten

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Prosper - Durchschnittliche Zinssätze nach Rating

Tabelle 2: Vergleich - P2P-Plattformen nach Sitz und Kreditbetrag

Tabelle 3: Smava - Schufa-Scorecard

Tabelle 4: Smava - KDF-Indikatorklassen

Tabelle 5: Smava - Performance der Anlegerpools

Tabelle 6: Smava - Differenz der erwarteten und durchschnittlichen Zahlungsquoten

Tabelle 7: Vergleich - P2P-Plattformen Mindestanlagebetrag

Tabelle 8: Ergebnismatrix - Risikotransformation

Tabelle 9: Smava - Durchschnittliche Zinssätze von Anlegern nach Ratingklassen

Tabelle 10: Smava - Nettorenditen

1 Einleitung

Seit mittlerweile über zehn Jahren gibt es elektronische Kreditmarktplätze. Ein Feld, das bis dato ausschließlich Banken vorbehalten war. Jetzt drängen diese Konkurrenten auf den Markt und bringen Kapitalnachfrager und Anleger direkt miteinander in Kontakt und ersetzen somit die Bank in ihrer klassischen Funktion. Der Anteil des Marktes in Deutschland in 2015 i. H. v. 249 Mio. Euro ist im Vergleich zum Gesamtmarkt mit 2.440 Mrd. Euro gering.1 Jedoch wächst der Markt für Peer-to-Peer-Finanzierungen (P2P-Finanzierungen) mit 92% in 2015 rasant.2 Gleichzeitig haben Banken durch die Finanzkrise weiterhin mit Vertrauensproblemen zu kämpfen.3 Dies begünstigt die Entwicklung von alternativen Finanzierungsmöglichkeiten. Die Frage stellt sich, ob diese Marktplätze die Aufgaben der Banken vollumfänglich übernehmen können und welche Effekte in positiver und negativer Hinsicht auf die Beteiligten einwirken. Das Resultat hat Auswirkungen auf die Berechtigung der Existenz von Banken in der Zukunft.

1.1 Problemstellung

Die vorliegende Abschlussarbeit untersucht: „Elektronische Kreditmarktplätze als Konkurrenten zu klassischen Bankintermediationen.“ Die Arbeit soll die Frage beantworten, ob elektronische Kreditmarktplätze die klassischen Finanzintermediationen4 einer Bank ersetzen können, bezogen auf die Losgrößentransformation, die Risikotransformation und die Fristentransformation. Im Weiteren wird untersucht, ob P2P-Märkte durch den direkten Kontakt zwischen Kapitalgeber und -nehmer den Teilnehmern einen Kostenvorteil bieten. Zentrales Element ist die Analyse anhand des Praxisbeispiels Smava.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Arbeit definiert zu Beginn die klassischen Aufgaben von Banken. Anschließend werden P2P-Märkte und ihre Funktionsweise vorgestellt. Hierzu wird ergänzend ein Ausschnitt über die bedeutenden Plattformen anhand nicht vergleichbarer Kriterien dargestellt. Darauf folgend werden die unterschiedlichen Arten von Crowdfunding abgegrenzt. Anknüpfend findet sich ein detailliertes Praxisbeispiel zu der Plattform Smava. Hierauf aufbauend wird untersucht, ob P2P-Marktplätze die Funktionen von Banken übernehmen können und Kostenvorteile für die Nutzer bieten. Abschließend werden eine Zusammenfassung mit Handlungsempfehlung für Nutzer und ein Ausblick zur weiteren Entwicklung gegeben.

2 Aufgaben von Banken

Banken offerieren heutzutage diverse Produkte. Gleichzeitig konkurrieren sie mit Instituten, die ein ähnliches Leistungsangebot bieten. Kapitalmärkte, Versicherungen oder auch andere Institutionen könnten die Funktionen von Banken erfüllen. Kapitalmärkte nehmen Kapital vom Kapitalgeber entgegen und leiten es an den Kapitalnehmer weiter. Banken unterscheiden sich in erster Linie gegenüber eines Kapitalmarktes dadurch, dass sie selbst als Teilnehmer auftreten. Sie schaffen einen Platz, auf dem sich Angebot und Nachfrage begegnen. Zusätzlich sind sie selbst Marktteilnehmer und fungieren als Mittler zwischen Kapitalangebot und -nachfrage. Sie sind somit als Finanzintermediär zu verstehen.5

In der folgenden Ausführung wird auf die Darstellung der weiteren Aufgaben von Banken verzichtet und lediglich auf die Grundfunktionen von Banken eingegangen. Dies sind die Losgrößentransformation, die Risikotransformation und die Fristentransformation.

2.1 Losgrößentransformation

Grundsätzlich wollen Kapitalgeber und Kapitalnehmer nicht die gleichen Kapitalbeträge handeln. Beispielsweise benötigt ein Unternehmen zur Finanzierung einer Investition einen großen Kapitalbetrag. Demgegenüber stehen einzelne Anleger, die nur einen deutlich geringeren Betrag bereitstellen können. Alternativ ist denkbar, dass ein Großinvestor - etwa eine Versicherung als institutioneller Anleger - einer Vielzahl von Kapitalnehmern mit geringerem Kapitalbedarf gegenübersteht. Eine Bank bringt diese ungleichen Vorstellungen von unterschiedlichen zu handelnden Beträgen zusammen. Diese Beträge werden Losgrößen genannt. Die Bank kann die ungleichen Vorstellungen von Kapitalnehmern und Kapitalgebern zusammenführen. Sie erfüllt somit die Funktion der Losgrößentransformation.6

2.2 Fristentransformation

Neben den Losgrößen spielen auch die Zeiträume eine wichtige Rolle. Diese werden Fristen genannt. In der Regel stimmen die Fristen von Kapitalanlegern und Kapitalnehmern nicht überein. Sparer können kurzfristig orientiert sein und langfristig orientiertem Kapitalbedarf gegenüberstehen. Denkbar ist, dass Eigenkapital unbefristet benötigt wird. Sparer hingegen möchten die Möglichkeit besitzen, ihr Sparguthaben kurz- oder mittelfristig zurück zu erhalten. Alternativ ist denkbar, dass Kapitalgeber ihr Kapital langfristig zur Verfügung stellen wollen und nur Kapitalnehmern mit kurzfristigem Kapitalbedarf gegenüberstehen. Banken übernehmen Fristentransformation, wenn sie Angebot und Nachfrage von Laufzeiten ausgleichen.7

2.3 Risikotransformation

Risikotransformation bedeutet, dass eine Bank das von Kapitalgebern akzeptierte Risiko eines Finanzproduktes mit den von Kapitalnehmern erwünschten Risiken eines Finanzproduktes in Übereinstimmung bringt. Beispielsweise möchten Sparer als Kapitalgeber die Risiken eines Sparbuchs erhalten. Gleichzeitig wollen Unternehmen als Kapitalnachfrager in neue Maschinen investieren. Die Risiken sind aus Sicht des Kapitalgebers, dass er Zahlungen nicht zu den im Sparvertrag vereinbarten Zeitpunkten und in Höhe der vereinbarten Beträge erhält. Die Risikotransformation kann durch Risikoreduktion und Risikoaufspaltung erreicht werden.

Risikoreduktion kann durch Portfoliobildung erreicht werden. Das heißt, dass die Bank ihr eingesammeltes Kapital nicht nur einem Kapitalnachfrager gibt, sondern es streut. Das Geld wird also in diverse Investitionsprojekte von Kapitalnachfragern investiert. Sofern die Risiken bei einzelnen Kapitalnachfragern nicht vollständig positiv korrelieren, lässt sich eine Risikoreduktion erreichen.

Risikoaufspaltung wird durch Aufspaltung eines riskanten Finanzprodukts in strukturierte weitere Finanzprodukte mit unterschiedlichen Risikoprofilen erreicht. Abbildung 1 zeigt in einem Beispiel ein Finanzprodukt mit einem hohen Gewinn- und Verlustpotential. Zusätzlich kann es dazwischen weitere Ergebnistypen in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen geben. Dieses Produkt ist nur für einen geringen Anlegerkreis interessant. Die Bank spaltet dieses in zwei Finanzprodukte auf. Ein Produkt mit geringerem Gewinn und dafür geringerem Verlustpotential. Dieses Produkt 1b wird für sicherheitsorientierte Anleger interessant. Produkt 1a hat weiterhin ein hohes Ertrags- und Verlustpotential aber keine Ergebnistypen dazwischen. Dieses Produkt wird für Anleger interessant, die ein anderweitig bestehendes Verlustrisiko mit dem Gewinnpotential von 1a ausgleichen wollen oder denen das Risiko weniger bis gar nichts ausmacht.8

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Veranschaulichung von Risikoaufspaltung9

3 Grundlagen des P2P Banking

Das Internet wurde in der Vergangenheit von der Kreditwirtschaft in erster Linie zur Senkung der Transaktionskosten für Servicedienstleistungen genutzt. Durch Telefon- oder Onlinebanking sind Kunden in der Lage, ihre Bankgeschäfte selbständig mit Hilfe von Technik abzuwickeln. Die Verlagerung der Tätigkeit auf den Kunden führt aus Bankensicht zu reduzierten Prozessaufwänden und somit zu geringeren Personalkosten. Dies betraf lange Zeit lediglich den Bereich der Servicedienstleistungen. Seit 2006 treten jedoch zusätzlich vermehrt Online-Kreditbörsen auf.10 Diese bieten nun auch Kredite für Privatkunden und Unternehmer an. Die Besonderheit ist, dass die Kredite nicht von Banken zur Verfügung gestellt werden. Privatpersonen können über diese Kreditbörsen direkt in Projekte von Unternehmen und Privatkunden investieren.

Die fortschreitende Entwicklung des Internets begünstigt die Evolution der Informationstechnologie. Dies wirkt sich positiv auf die Entwicklung von elektronischen Kreditmarktplätzen aus. Auf diesen Marktplätzen verlieren die klassischen Finanzintermediäre an Bedeutung und werden in Teilen nicht mehr benötigt. Im P2P-Lending übernimmt ein elektronischer Marktplatz die Aufgaben einer Bank und ermöglicht, dass Kreditnehmer und Kreditgeber direkt in Kontakt treten.11 Der Begriff P2P orientiert sich ursprünglich an Rechnerarchitekturen und wurde übertragen auf die Kreditvergabe von Privat zu Privat.12 Bevor Kreditnehmer und Kreditgeber in direkten Kontakt treten, prüft der Marktplatzbetreiber die Identität, Bonität und weitere Angaben des Kreditsuchenden. Zum Beispiel das Einkommen, dabei werden bereits 80-90% der Anfragen abgelehnt.13

P2P-Lending wird auch als Crowdfunding bezeichnet und ist zurückzuführen auf das Konzept des Crowdsourcings. Hier wird eine Investorengruppe, d.h. die „Crowd“, in der Direktübersetzung „der Schwarm“, zur Gewinnung von Ideen, Rückmeldungen, Lösungen und jegliche Form von materieller und nicht materieller Unterstützung genutzt.14 Im deutschsprachigen Raum ist auch der Begriff der Schwarmfinanzierung bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass der Schwarm eine repräsentativere Rückmeldung zu der Idee oder dem Projekt liefert als es einzelne Investoren könnten.

Gleichermaßen hat die Finanzkrise aus 2008 die Entwicklung im P2P-Lending nachhaltig beeinflusst, da die Finanzkrise für viele Banken Liquiditätsprobleme zur Folge hatte. Demzufolge sank die Bereitschaft der Banken, Kredite an Privatpersonen und Unternehmen zu vergeben. Gleichzeitig hat das Vertrauen der Kunden in die Banken abgenommen.15 Kreditsuchende haben sich nach Alternativen umgeschaut und sind zum Teil beim P2P- Lending fündig geworden.

3.1 Funktionsweise

P2P-Lending bezeichnet die Vergabe von Kleinkrediten unter Privatpersonen auf elektronischen Handelsplattformen. Größenordnungen von 1.000,00 EUR bis 200.000,00 EUR sind möglich. Auf diesen virtuellen Handelsplattformen werden die Kreditgesuche von Kreditnehmern und die Geldanlagen von Investoren zusammengeführt.16

Nach Erstellung eines Benutzerprofils können Investoren nach Kreditprojekten suchen. Die Investoren haben die Möglichkeit, in Kreditgesuche - mit einem ihrer Meinung nach ausgewogenem Rendite-Risiko-Profil - zu investieren. Kreditnehmer hingegen können Kreditprojekte mit ihrem gewünschten Betrag und Zinssatz online stellen. In der Regel wird einem Kreditprojekt eine Beschreibung durch den Kreditnehmer hinzugefügt. Dieser präsentiert sein Vorhaben der Online-Community auf der jeweiligen Crowdfunding- Plattform. Investoren können dieser Beschreibung Informationen und Details über das jeweilige Kreditprojekt entnehmen. Gleichermaßen erhalten Investoren Auskünfte über die Bonität des jeweiligen Schuldners. Diese wird anhand eines Ratings - in Deutschland häufig auf der Basis des Schufa17 -Scorings - ausgewiesen. Bevor ein potentieller Kreditnehmer mit seinem Vorhaben auf der Plattform erscheint, wird er anhand unterschiedlicher Kriterien überprüft. Die Kriterien legt dabei jede Plattform eigenständig fest.

Abhängig von der geplanten Verwendung der Mittel, Bonitätseinstufung des Kreditnehmers und Beschreibung des Kreditprojekts wägen Investoren nun ab, ob eine Anlage in das Kreditprojekt als akzeptabel erachtet wird. Sollten ausreichend Investoren das Kreditprojekt innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne für gut erachten und es vollständig finanzieren, wird der Kreditbetrag komplett an den Kreditnehmer ausgezahlt. Zins- und Tilgungsleistungen fallen monatlich an und werden direkt vom Betreiber der Plattform vom Konto des Kreditnehmers an die Investoren anteilig gezahlt. Für die Verwaltung der Zahlungsströme wird in der Regel eine Gebühr erhoben.

Grundsätzlich werden die P2P-Kredite blanko, d.h. ohne Besicherung, ausgegeben. Diverse Betreiber von Plattformen übernehmen mittlerweile jedoch zusätzliche Servicedienstleistungen und Absicherungssystematiken. Hierzu zählen die Verwertung von ausgefallenen Krediten und die Bildung von Risikofonds zur Absicherung der Investoren gegen Kreditausfälle.18

3.2 Entwicklung des P2P-Marktes

Als erste P2P-Plattform wurde Zopa 2005 gegründet und hat die Vergabe von Krediten über das Internet etabliert. Zopa ist ein Unternehmen mit Sitz in Großbritannien. Seit 2005 hat die Plattform über 1,6 Milliarden Pfund in P2P-Krediten finanziert.19

Mit zu den ersten P2P-Lending Plattformen zählt auch Prosper, die 2005 in den USA gegründet wurde. Inzwischen hat Prosper über 2 Millionen Mitglieder und über 7 Milliarden Dollar über P2P-Kredite finanziert.20

Die größte Plattform weltweit kommt ebenfalls aus den USA. Lending Club wurde 2006 gegründet und hat mittlerweile über 20,6 Milliarden Dollar finanziert, die sich auf 1,66 Millionen unterschiedliche Kreditnehmer verteilen.21

In Deutschland ist Auxmoney der größte Anbieter von P2P-Finanzierungen. Auxmoney ist seit 2007 aktiv am Markt und inzwischen sind über 1,5 Millionen Mitglieder registriert.22 Das Kreditvolumen beläuft sich auf knapp 100 Millionen Euro.23

Abbildung 2 zeigt die Entwicklung des europäischen Marktes für P2P- und Crowdlendingfinanzierungen. Der Markt hat sich in den letzten Jahren von 2013 auf 2014 um 151% gesteigert und konnte von 2014 auf 2015 ein Wachstum von 92% realisieren:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Entwicklung des P2P- und Crowdlendingmarktes in Europa24

Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass der P2P- und Crowdlendingmarkt in 2015 in Europa durch Großbritannien dominiert wurde, wobei Großbritannien 4,4 Milliarden Euro von einem europäischen Gesamtvolumen von 5,4 Milliarden Euro umsetzte. Ohne Großbritannien zu berücksichtigen, konnte sich der europäische Markt nur um 72% entwickeln. Der Anteil lag in 2014 bei 594 Millionen Euro und konnte sich in 2015 auf 1,02 Milliarden Euro steigern. Voraussichtlich kann der Wachstumspfad in 2016 beibehalten werden.25

Eine Übersicht über die Verteilung der Marktanteile in Europa in 2015 zeigt nachfolgende Abbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Marktanteil der P2P- und Crowdlendingfinanzierungen in Europa26

Großbritannien hat nicht nur den größten Marktanteil in Europa, sondern auch das größte Finanzierungsvolumen pro Kopf mit 65,88 Euro. Estland folgt mit 24,00 Euro, gefolgt von Finnland mit 12,00 Euro und Monaco mit 10,00 Euro. Deutschland weist hier ein Finanzierungsvolumen pro Kopf von 3,05 Euro aus.27

Im Vergleich zum amerikanischen und asiatisch-pazifischen Raum hängt die europäische Entwicklung hinterher. Der asiatisch-pazifische Raum steigerte sich zwischen 2014 und 2015 um 366%. Der amerikanische Raum hat sich im gleichen Zeitraum um 248% gesteigert, während Europa lediglich ein Wachstum von 92% aufwies.

Die folgende Abbildung verdeutlicht die Entwicklung der unterschiedlichen Wirtschaftsräume von 2013 bis 2015:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Entwicklung des P2P- und Crowdlendingmarktes weltweit28

3.3 Anbieter

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von P2P-Anbietern auf dem Kreditmarkt. Ein Ausschnitt für einen ersten Eindruck über die bedeutenden Plattformen bietet dieses Kapitel.

Die Vorstellung erfolgt anhand nicht vergleichbarer Kriterien und stellt die Eigenheiten der Plattformen Lending Club, Zopa, Prosper, Bondora und Auxmoney dar. Im Weiteren findet sich ein Vergleich mit vergleichbaren Kriterien der bedeutenden deutschen Anbieter mit den bereits vorgestellten Plattformen.

3.3.1 Lending Club

Als größte P2P-Plattform bietet Lending Club nur Kreditlaufzeiten von drei und fünf Jahren an. Der durchschnittliche Sollzinssatz liegt bei 12,76%. Lending Club kategorisiert seine Kunden in sechs Ratingklassen und weist folgende historische Zinssätze und Erlöse aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Lending Club - Historische Zinssätze und Erlöse29

3.3.2 Zopa

Das Unternehmen Zopa aus London hat 187 Mitarbeiter. Die Plattform vermittelt mittlerweile für über 150.000 Kreditnehmer und über 53.000 aktive Anleger. Die durchschnittliche Kredithöhe beträgt 7.300 Pfund. Dabei sind die häufigsten drei Gründe der Kreditaufnahme:

- Auto
- Eigenheim
- Umschuldung30

Zopa wirbt in diesem Zusammenhang damit, dass sie über 81.000 Autos, 44.000 Küchen und 52.000 Umschuldungen begleitet haben.31

3.3.3 Prosper

Die amerikanische Plattform Prosper teilt ihre Kreditnehmer in sieben Ratingklassen ein und gibt folgende durchschnittliche Verzinsungen an:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Prosper - Durchschnittliche Zinssätze nach Rating32

3.3.4 Bondora

Bei Bondora handelt es sich um den größten Anbieter in Europa. Auf dieser Plattform kann in estländische, finnische und spanische Kredite investiert werden. Die Plattform gibt es seit 2009 und hat mittlerweile über 280.000 Kunden. Dabei finanziert Bondora über 65 Millionen Euro. Die durchschnittliche Kredithöhe beträgt 2.400 Euro, läuft über 47 Monate und hat einen durchschnittlichen Sollzinssatz von 29,4%.33

3.3.5 Auxmoney

Auxmoney als größter deutscher Anbieter hat inzwischen über 46.000 Kredite über die Plattform abgewickelt. Dabei bewegen sich der durchschnittliche Sollzins bei 9,65% und die durchschnittliche Rendite bei 5,50%. Die Kreditprojekte gliedern sich nach folgenden Verwendungszwecken auf:

[...]


1 Vgl. Statista Umfrage (2016).

2 Vgl. KPMG (2016), S. 24.

3 Vgl. Scholtes (2016).

4 Einschaltung von Absatzmittlern und Absatzhelfern in die Wertkette.

5 Vgl. Hartmann-Wendels/ Pfingsten/ Weber (2007), S. 2.

6 Vgl. Hartmann-Wendels/ Pfingsten/ Weber (2007), S. 5.

7 Vgl. Hartmann-Wendels/ Pfingsten/ Weber (2007), S. 5-6.

8 Vgl. Hartmann-Wendels/ Pfingsten/ Weber (2007), S. 8-9.

9 Abbildung in Anlehnung an Hartmann-Wendels/ Pfingsten/ Weber (2007), S. 9.

10 Vgl. Weiß/ Meine (2011), S. 83.

11 Vgl. Berger/ Gleisner (2009), S. 39-41.

12 Vgl. Schumann/ Frerichs (2008), S. 6.

13 Vgl. Lehmann (2015).

14 Vgl. Belleflamme/ Lambert/ Schwienbacher (2013), S. 4.

15 Vgl. Kuti/ Madarasz (2014), S. 355.

16 Vgl. Weiß/ Meine (2011), S. 83.

17 Die Schufa ist ein Unternehmen mit der Aufgabe, seinen Vertragspartnern Informationen über die Kreditwürdigkeit von Kunden zu geben und sie so vor Verlusten zu schützen.

18 Vgl. Weiß/ Meine (2011), S. 84.

19 Vgl. Zopa, About Us (2016).

20 Vgl. Prosper, about (2016).

21 Vgl. LendingClub (2016).

22 Vgl. Auxmoney, Statistiken (2016).

23 Vgl. Auxmoney, Kreditvolumen (2016).

24 In Anlehnung an KPMG (2016), S. 24.

25 Vgl. KPMG (2016), S. 24.

26 Eigene Darstellung auf Basis von KPMG (2016), S. 23.

27 Vgl. KPMG (2016), S. 29.

28 In Anlehnung an KPMG (2016), S. 26.

29 Vgl. Lending Club (2016).

30 Vgl. Zopa, About Us (2016).

31 Vgl. Zopa, Recruitee (2016).

32 In Anlehnung an Prosper, About us (2016).

33 Vgl. Bondora (2016).

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Elektronische Kreditmarktplätze als Konkurrenten für klassische Bankintermediationen. Die Bedeutung von elektronischen Finanzdienstleistern, Versicherungen und Bankprodukten
Hochschule
Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe Bonn
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
41
Katalognummer
V375985
ISBN (eBook)
9783668525450
ISBN (Buch)
9783668525467
Dateigröße
805 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzwesen, Onlinebanking, Kredit, Banken, Versicherungen
Arbeit zitieren
L. S. (Autor:in), 2017, Elektronische Kreditmarktplätze als Konkurrenten für klassische Bankintermediationen. Die Bedeutung von elektronischen Finanzdienstleistern, Versicherungen und Bankprodukten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375985

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