Wilhelm Koppe und seine Bedeutung für die NSDAP

Angemessene Beurteilung Koppes im Zuge der Entnazifizierung Deutschlands?


Seminararbeit, 2017

15 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Quellen

3.1. Das KielerHistorische Seminar im Nationalsozialismus
3.2. Das wissenschaftliche Umfeld von Wilhelm Koppe
3.3. Wilhelm Koppe im Nationalsozialismus

4. Entnazifizierungsbeschluss

5. Die Bedeutung Wilhelm Koppes für das historische Seminar

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die Kriegsschauplätze des zweiten Weltkrieges waren vielfältig. Der ausgerufene „Totale Krieg“ beinhaltete den Kampf an allen Fronten. Viele Wissenschaftler zogen deshalb für das NS-Regime in den geistigen Krieg und sorgten durch gezielte Publikationen und das Zurückhalten unerwünschter Informationen für den nötigen Rückhalt in der Bevölkerung. Dabei blieb es jedoch die Entscheidung eines jeden Einzelnen, ob und wie intensiv man seine Mitwirkung an dieser neuen Weltordnung gestaltete. Die Christian Albrechts Universität zu Kiel ist heute bekannt dafür, sich zur Zeit des Nationalsozialismus besonders gut in die Ideologie eingefügt zu haben. Wilhelm Koppe lebte von 1908 bis 1986 und war ein Forscher, der als überzeugter Nationalsozialist seine Arbeit unter anderem in Kiel in den Dienst des Führerwillens stellte. Nach Ende des Krieges konnte er allerdings überraschend schnell wieder für die Universität arbeiten und war bis zu seinem Tod ein angesehenes Mitglied des akademischen Netzwerkes.

Die vorliegende Arbeit untersucht den Umfang, in dem sich Wilhelm Koppe für die nationalsozialistische Ideologie engagierte und versucht dabei die folgende Frage in den Fokus der Diskussion zu stellen: Wurde Wilhelm Koppe im Zuge der Entnazifizierung Deutschlands angemessen beurteilt? Um diese zentrale Frage zu beantworten, stützt sich diese Arbeit sowohl auf wissenschaftliche Beiträge Wilhelm Koppes aus den Jahren 1933-1949, als auch auf den heutigen wissenschaftlichen Diskurs mit der nationalsozialistischen Wissenschaft.

Durch diese Herangehensweise sollen die Geschehnisse der Vergangenheit im Kontext des damaligen wissenschaftlichen Betriebes betrachtet werden. Zunächst werden die wichtigsten Quellen, auf die sich diese Arbeit stützt, genannt und einer kritischen Betrachtung unterzogen, sodass der Leser die Bewertung der verschiedenen Informationen nachvollziehen kann.

Anschließend wird die Instrumentalisierung der Wissenschaft durch das NS-Regime im Allgemeinen und das wissenschaftliche Umfeld Koppes erläutert, um die Rahmenbedingungen unter denen Wilhelm Koppe arbeitete zu verdeutlichen.

In dem folgenden Kapitel dieser Arbeit geht es um das konkrete wissenschaftliche Wirken Wilhelm Koppes zu Zeiten des Nationalsozialismus und wie dieses zu beurteilen ist. Um die Beurteilung im Zuge der Entnazifizierung bewerten zu können, sind für den Leser Informationen über die Maßstäbe dieses Prozesses wichtig. Diese werden in Kapitel 4 „Der Entnazifizierungsbeschluss“ mit besonderem Augenmerk auf die für Koppe relevanten Einzelheiten dargestellt. Die Arbeit wird außerdem einbeziehen, welchen Stellenwert Wilhelm Koppe und seine Forschung für das Historische Seminar hatte. Auf dieser Grundlage kann dann eine Beurteilung der Angemessenheit vorgenommen werden.

2. Quellen

Zur rückblickenden Betrachtung und Bewertung der Wissenschaft und des Historischen Seminars in Kiel zur Zeit des Nationalsozialismus wurden wesentliche Informationen aus dem Aufsatz „Das Kieler Historische Seminar in den NS-Jahren“ von Christoph Cornelißen gewonnen.[1]

Die Fragestellung fand Inspiration durch den Aufsatz „Hansegeschichte als Regionalgeschichte: Das Beispiel des Kieler Historiker Wilhelm Koppe“ von Oliver Auge und Martin Göllnitz.[2] Dieser Aufsatz enthielt besonders für das Kapitel 3.3 „Wilhelm Koppe im Nationalsozialismus“ bedeutsame Elemente.

Das Handbuch der völkischen Wissenschaft von Ingo Haar wurde für Rahmendaten im Zuge der gesamten Arbeit verwendet.[3] Es bot mit seinen umfangreichen Informationen ein Ideales Lexikon für den Umfang dieser Arbeit.

Die persönlichen Daten zur Person Wilhelm Koppes, sowie seine eingereichten Lebensläufe waren außerdem wertvolle Quellen für das Fazit dieser Arbeit. Die Akte aus dem Landesarchiv enthielt außerdem einige Briefe, die zum Teil weitere Schlüsse ermöglichten.[4]

Um die Arbeit Wilhelm Koppes politisch beurteilen zu können wurden außerdem seine Veröffentlichungen in der Zeitschrift Jomsburg analysiert.[5] Zeitbezogene und persönliche Informationen über Wilhelm Koppe und sein wissenschaftliches Umfeld wurden auch aus Publikationen heutiger Zeit entnommen. Die Originalquellen werden dabei im Zuge dieser Arbeit stets einer kritischen Betrachtung unterzogen. Für den Leser werden so alle zur Beantwortung der Fragestellung wichtigen Informationen gesammelt, analysiert.

3. Wissenschaft im Nationalsozialismus

Der Ideologische Paradigmenwechsel, der sich ab den 1930er Jahren vollzog, wirkte sich auf alle wissenschaftlichen Disziplinen aus. Die Nationalsozialisten sahen die Wissenschaft als Waffe um ökonomisch-technische Fortschritte zu erlangen, aber auch um die Welt von der Überlegenheit des deutschen Geistes zu überzeugen.[6] Unter anderem erhoffte man sich dadurch auch den Zugewinn von Sympathien neutraler Länder und somit einen langfristigen außenpolitischen Vorteil.[7] Des Weiteren wollte man mit gezielten wissenschaftlichen Publikationen die expansive und aggressive Haltung des deutschen Reiches rechtfertigen.[8]

Einer der bekanntesten Initiatoren der wissenschaftlichen Aufrüstung war der seit 1937 zum Rektor der Kieler Universität ernannte Paul Ritterbusch, der auch vom „Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften“ sprach.[9] Auch andere Mitarbeiter wie Carl Petersen, der seit 1922 außerplanmäßiger Professor am Lehrstuhl für neuere Geschichte war, vertraten diese Meinung. Petersen teilte schon im Mai 1933 mit, die Geschichtswissenschaft nehme ihre innerste Berechtigung nur vom Dienst an der Gegenwart.[10]

Die wichtigsten Vertreter der Geisteswissenschaften wurden Ende April 1940 zum sogenannten Gemeinschaftswerk nach Berlin eingeladen, um anschließend im Namen der „Aktion Ritterbusch“ Erkenntnisse für das deutsche Volk und für den Neuaufbau Europas zu liefern.[11] Obwohl sich mehr als 1.000 in-und ausländische Gelehrte benennen lassen, die aktiv an dieser wissenschaftlichen Front tätig waren,[12] positionierten sich Wissenschaftler aller Disziplinen nach Ende des Krieges als Opfer des NS-Staates.[13] Die Folgen dieses Paradigmenwechsels waren weitreichend, auch für das historische Seminar in Kiel.

3.1. Das Kieler Historische Seminar im Nationalsozialismus

Folgend soll erläutert werden, welche Auswirkungen der herrschende Nationalsozialismus auf das Kieler historische Seminar hatte und wie diese zu bewerten sind. Ein Großteil der Wissenschaftler und Kieler Historiker wich während der Zeit des Nationalsozialismus in ihrer Forschung auf politisch unbedenkliche Themen aus.[14] Andere Historiker boten Ihre Arbeiten für die Zwecke des Nationalsozialismus an. So zum Beispiel, der seit 1943 ordentliche Professor und Inhaber des Lehrstuhls für mittelalterliche Geschichte und historische

Hilfswissenschaften, Karl Jordan. Er verfasste mehrere Ideologische Aufsätze, für die politisch instrumentalisierte Zeitschrift „Germanien“[15] Historische Forschung war allerdings oft grundsätzlich an politische Vorgaben gebunden, welche nur durch enge Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen gewährleistet werden konnte.[16] Das bedeutet auch, dass Forschungsergebnisse, welche nicht diesen Vorgaben entsprachen, nicht unterstützt und stattdessen zensiert wurden. So reiste Wilhelm Koppe seiner Zeit im Auftrag der ,Puste‘ nach Kiel, um am 21.03.1939 die Veröffentlichung eines wissenschaftlichen Beitrages von Reinhold Trautmann zu stoppen. Die Thematik von slawischen Ortsnamen im Reich sollte nicht öffentlich diskutiert werden, da man Gebietsansprüche Polens befürchtete.[17] Dabei handelt es sich um eines von vielen Beispielen der Auswirkungen des NS-Regime auf das historische Seminar.

Allerdings kann man die wissenschaftlichen Arbeiten dieser Zeit nicht immer nur nach ihrem Inhalt kategorisieren. Es lässt sich nicht immer genau feststellen, ob eine Arbeit rein wissenschaftlich oder rein politisch motiviert ist. Denn während der NS- Jahre veränderten sich auch die Arbeitsmethoden und Denkmuster der Geschichtswissenschaftler, sodass zeitgenössische Forschungsergebnisse immer auch im Lichte dieses Wandels gesehen würden müssen.[18]

3.2. Das wissenschaftliche Umfeld von Wilhelm Koppe

Um darzustellen, in welcher Weise Wilhelm Koppe für das NS-Regime tätige war, beschäftigt sich diese Arbeit mit seinem wissenschaftlichen Umfeld. Denn in der Forschung sind Vernetzungen und Strukturen ein wichtiger Anhaltspunkt für die Bewertung der fachlichen Ausrichtung eines Wissenschaftlers. Im folgenden Abschnitt wird also deutlich, mit wem Wilhelm Koppe eng zusammengearbeitet hat und ob diese Verbindungen einen relevanten Bezug zum Nationalsozialismus aufwiesen.

Die wissenschaftliche Laufbahn Wilhelm Koppes wurde stark durch den Hansehistoriker Friedrich Herman Rörig geprägt, der im Allgemeinen auch unter dem Namen Fritz Rörig bekannt war.[19] Im Sommersemester 1929 wechselte Koppe nach Kiel um seine Dissertation zu schreiben und machte so die Bekanntschaft mit seinem Doktorvater.[20] In den folgenden Jahren baute sich zwischen den beiden ein vertrautes Verhältnis auf, welches bis zu Rörigs Tot 1952 anhielt. So schrieb Koppe in dem zur Entnazifizierung eingereichtem Lebenslauf über Rörig, er sei ein „väterlicher Freund“, der ihm in Fragen zur Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei ( NSDAP ) immer eine Hilfe gewesen sei.[21] Es war auch Fritz Rörig, der Wilhelm Koppe von einer wissenschaftliche Laufbahn überzeugen konnte und somit dafür sorgte, dass Koppe 1936 überhaupt habilitierte.[22] Wilhelm Koppe war außerdem seit 1931 Mitglied im Hansischen Geschichtsverein,[23] in dem Rörig 1925 Vorstandsmitglied war.[24] 1936 hatte Koppe es seinem Doktorvater Rörig zu verdanken, dass er in der Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft ( NOFG ) als Stipendiat aufgenommen wurde.[25] Fritz Rörig war außerdem Mitherausgeber der Zeitschrift Jomsburg, die unter Wilhelm Koppe gegründet und geführt wurde.[26]

Eine ebenfalls prägende Bekanntschaft wilhelm Koppes, die er 1929 machte, war die von Otto Scheel. Zu diesem Zeitpunkt war Scheel als Ordinarius für Schleswig­Holsteinische, Nordische und Reformationsgeschichte Koppes Lehrer.[27] 1 93 3 war Otto Scheel Rektor der Universität.[28]

[...]


[1] Comeließen: Historisches Seminar

[2] Auge, Hansegeschichte

[3] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft

[4] LAS, Abt.460, Nr.4392

[5] Koppe, Die Neutralität

[6] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.338

[7] Mühle, Für Volk S.358

[8] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.338

[9] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.339

[10] Comeließen: Historisches Seminar S.230

[11] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.338

[12] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.339

[13] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.13

[14] Comeließen: Historisches Seminar S.230 S.230

[15] Auge, Landesgeschichtliche Zeitschriften S.91

[16] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.341

[17] Auge, Hansegeschichte S.242

[18] Comeließen: Historisches Seminar S.233

[19] CAU, Gelehrtenverzeichnis: Friedrich Hermann Rörig ( 23.03.2017 )

[20] Auge, Hansegeschichte S.235

[21] LAS, Abt.460 Nr.4392 Zur Entnazifizierung eingereichter Lebenslauf von Wilhelm Koppe

[22] Ebenda

[23] Auge, Hansegeschichte S.235

[24] CAU, Gelehrtenverzeichnis: Friedrich Hermann Röiig ( 23.03.2017 )

[25] Auge, Hansegeschichte S.238

[26] Haar, Handbuch der völkischen Wissenschaft S.308

[27] Auge, Hansegeschichte S.235

[28] CAU, Gelehrtenverzeichnis: Otto Einar Emmanuel Scheel ( 27.03.2017 )

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Wilhelm Koppe und seine Bedeutung für die NSDAP
Untertitel
Angemessene Beurteilung Koppes im Zuge der Entnazifizierung Deutschlands?
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Note
2,3
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V375967
ISBN (eBook)
9783668523852
ISBN (Buch)
9783668523869
Dateigröße
536 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wilhelm, koppe, nsdap, koppes, entnazifizierung, Historiker, nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Wilhelm Koppe und seine Bedeutung für die NSDAP, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375967

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