Frühe Konzentrationslager im Jahr 1933. Das Amtsgerichtsgefängnis Köpenick und das Konzentrationslager am Wasserturm Prenzlauer Berg


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


1
Inhaltsverzeichnis
1.
Einleitung... S. 2
2.
Frühe Konzentrationslager 1933... S. 2
2.1.
Gründe für die Entstehung... S. 4
2.2.
Bedingungen in den frühen Lagern... S. 6
2.3.
Das Amtsgerichtsgefängnis Berlin Köpenick... S. 7
2.4.
Das Konzentrationslager am Wasserturm Berlin Prenzlauer Berg... S. 9
3.
Schlusswort... S. 11
4.
Literaturverzeichnis... S. 13

2
1. Einleitung
Im Rahmen dieser Hausarbeit möchte ich mich anhand zweier Beispiele, dem
Amtsgerichtsgefängnis Berlin Köpenick und dem Konzentrationslager am Wasserturm
Prenzlauer Berg, den frühen Konzentrationslagern des Jahres 1933 widmen. Mithilfe der
gewählten Bespiele möchte ich versuchen, den Prozess der Errichtung und der Nutzung früher
Konzentrationslager nachzuzeichnen. Darüber hinaus sollen ganz allgemein die Merkmale
von frühen Lagern aufgezeigt und untersucht werden wozu und in welchem Kontext sie
errichtet wurden, welche wer die Opfer und die Täter waren. Ebenfalls Inhalt der vorliegenden
Arbeit werden die Lebensbedingungen der Häftlinge und ihr Alltag sein. Dabei möchte ich im
Einzelnen auch auf die enorme Gewalt eingehen, die die Häftlinge in den frühen Lagern
ertragen mussten. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu überschreiten, möchte ich die
politischen Institutionen, die im Zusammenhang mit der Entstehung der Lager und deren
Weiterentwicklung standen, nicht näher beleuchten. Auch die Entwicklung der Lager nach
1934 möchte ich außen vor lassen. Fragen und Probleme der Erinnerung stellen ebenfalls
keinen Schwerpunkt dieser Arbeit dar. Schon lange vor der Machtergreifung im Januar 1933
stand auf dem Programm der NSDAP der Wunsch nach einer Art Abrechnung mit
Regimegegnern und unerwünschten Gruppen. Die Drohung der Lagerunterbringung richtete
sich vornehmlich gegen Kommunisten und Juden. Nicht nur Hitler, auch andere NSDAP-
Mitglieder und SA-Angehörige machten vor 1933 immer wieder deutlich, was die Feinde der
Nationalsozialisten nach einer Machtübernahme erwarten konnten. Aus der geplanten
Wegsperrung und Beseitigung ihrer Feinde machten die Nationalsozialisten kein Geheimnis,
im Gegenteil. Trotz dieser Rhetorik scheint es vor der Machtergreifung keine Planung eines
KZ-Systems gegeben zu haben. Diese Tatsache führte dazu, dass in den ersten Monaten der
NS- Diktatur wilde Jagd auf Regimegegner, vor allem auf Kommunisten, aber auch
Sozialdemokraten und andere gemacht und so der SA die Möglichkeit gegeben wurde, ihren
Aggressionen freien Lauf zu lassen.
2. Frühe Konzentrationslager 1933
Wie einleitend bereits erwähnt, bestand schon seit längerer Zeit der Wunsch nach speziellen
Lagern für Gegner der Partei. Aus Aufzeichnungen Adolf Hitlers geht hervor, dass der
konkrete Begriff ,,Konzentrationslager" am 18. September 1922 auf einer Versammlung der

3
nationalsozialistischen Partei in München, erstmals Erwähnung fand.
1
Adolf Hitler forderte
dabei in einer Rede nicht nur die Abrechnung mit den ,, Novemberverbrechern von 1918"
2
sondern auch ,,ein Volk, das so denkt [...] muß fühlen, wie es schmeckt, im
Konzentrationslager zu leben"
3
. Als dann 1933 nach der Machtübernahme die ersten
entsprechenden Lager auftauchten wurde das Wesen dieser Haftstätten zunächst mit harmlos
klingenden Bezeichnungen wie ,,Sammellager"
4
verschleiert. Der Begriff Konzentrationslager
setzte sich erst später, in der zweiten Märzhälfte, nach und nach als einheitlicher Begriff
durch.
5
Obwohl es zwischen den frühen Lagern
6
stellenweise gravierende Unterschiede gab,
hatten sie in einer Hinsicht alle etwas gemeinsam. Es handelte sich durchweg um
Schutzhaftstätten, die dem außergerichtlichen Freiheitsentzug dienten. Sie waren alle darauf
ausgelegt Gegner des Regimes zu isolieren und zu drangsalieren und gegebenenfalls auch zu
ermorden. Ziel war es die politische Opposition zu brechen. Im Vergleich zu späteren
Konzentrationslagern waren die frühen Konzentrationslager improvisierte Lager, die oft nicht
von langer Dauer waren. ,,Diese Lager entwickelten sich 1933/34 nicht auf zentrale Steuerung
hin, sondern regional sehr differenziert."
7
. Grund für die Improvisation war einfach der
Mangel an Haftraum nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, aufgrund zahlreicher
Verhaftungen unter dem Deckmantel der Schutzhaft.
8
Darüber hinaus wählte man als
Standorte für diese Lager Orte, die im Zentrum der Öffentlichkeit standen und von der übrigen
Bevölkerung gesehen werden konnten. So war es möglich auch in den übrigen
Bevölkerungsgruppen Angst und Schrecken zu verbreiten, um die Stellung und Macht der
Diktatur zu stärken und später dann zu erhalten. Untersucht man nun man diese frühen Lager
hinsichtlich ihrer Errichtung, der Bewachungs- und Aufsichtssituation und der Haftdauer,
lassen in den Jahren 1933 bis 1934 fünf Formen von frühen Lagern erkennen.
9
Zunächst wäre
die Schutzhaft in Polizei und Justizgefängnissen zu nennen. Die Haftdauer variierte hier sehr
1
vgl. Jäckel, Eberhard (Hg.): Hitler. Sämtliche Aufzeichnungen 1905-1924. Stuttgart. 1980. S. 692.
2
ebd. S. 692.
3
ebd. S. 692.
4
Drobisch, Klaus; Wieland, Günther: System der NS-Konzentrationslager 1933-1939. Berlin. 1993. S. 11.
5
ebd. S. 11.
6
Ich verwende den Begriff »frühe Lager« - der von Karin Orth (Das System der nationalsozialistischen
Konzentrationslager. Eine politische Organisationsgeschichte. Hamburg. 1999. S. 23-26.) eingeführt wurde ­
auf die umfassendste Weise und decke damit alle außergesetzlichen Haftstätten und SA-Folterkammern bis hin
zu den Schutzhaftabteilungen zu den Gefängnissen ab.
7
Tuchel, Johannes: Organisationsgeschichte der »frühen« Lager. In: Benz, Wolfgang; Distel, Barbara (Hrsg.):
Instrumentarium der Macht. Frühe Konzentrationslager 1933-1945. Bd.3. Berlin. 2003. S. 43-57. S.46.
8
Zum Terminus der Schutzhaft und seinem juristischen Hintergrund komme ich später noch ausführlicher zu
sprechen.
9
nachfolgende fünf Formen der frühen Konzentrationslager vgl. Tuchel. Organisationsgeschichte. S. 46-47.

4
stark allerdings wurden hier die Schutzhaftgefangenen' analog zu den regulären Gefangenen
behandelt. Die nächste Form ist die der staatlichen Konzentrationslager. Dieser Lagertyp war
1933/34 am weitesten verbreitet und entstand auf Initiative oder unter maßgeblicher
Beteiligung staatlicher Behörden. Die Aufgabe der Überwachung wurde in den meisten Fällen
der SA und der SS übertragen. Die Haftdauer war durchschnittlich wesentlich länger, als in
regionalen Lagern. Der dritte Lagertyp ist der, der regionalen Lager unter staatlicher Kontrolle.
Hier konnten regionale und lokale Behörden auf eigene Verantwortung hin Schutzhäftlinge in
neuen Objekten unterbringen, solange noch keine einheitliche Gesamtstrategie zur
Unterbringung dieser Häftlinge gefunden war. Die Haftdauer in diesen Lagern betrug meist
nur wenige Wochen. Die Bewachung der Gefangenen übernahm die SA als Hilfspolizei
10
, oft
unter der Aufsicht von regulärer Polizei. Nach der Errichtung großer überregionaler staatlicher
Lager verloren die regionalen Lager an Bedeutung und wurden oft nur noch als Sammel- oder
Durchgangslager genutzt. Die nächste Lagerform ist die der regionalen Herrschaftsträger.
Dabei handelt es sich um Konzentrationslager, die auf Initiative einzelner
nationalsozialistischer Führer entstanden. Diese Lager waren von jeder behördlichen Aufsicht
abgeschirmt und dienten der Befriedigung persönliche Macht- und Racheinteressen. Die
Länge der Haft unterlag vollkommen der Willkür der regionalen Machthaber, eine zentrale
Kontrollinstanz war nicht existent. Fünfte und letzte Lagerform bilden die
Konzentrationslager von Parteiformationen. Hier waren sowohl SA als auch SS an der
Errichtung der Konzentrationslager beteiligt. Die meisten dieser Lager arbeiteten mit lokalen
und regionalen Polizeibehörden zusammen. Charakteristisch für diesen Lagertyp ist die kurze
Zeit ihres Bestehens gewesen und auch die Haftdauer lag nur zwischen mehreren Tagen und
einigen Wochen.
2.1. Gründe für die Entstehung
Schon während der Zeit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden unzählige
Regimegegner, im Jahr 1933 bis zu 200.000 politische Gefangene, zusammengetrieben.
11
Es
kam zu regelrechten Masseninhaftierungen von Oppositionellen, von sogenannten ,,Feinde[n]
der neuen Ordnung"
12
. Dazu zählten allen anderen voran Mitglieder der deutschen
10
Hermann Göring ordnete am 22. Februar 1933 die Bildung einer Hilfspolizei an. Diese spielte bei der
Machtergreifung der Nationalsozialisten eine zentrale Rolle bei der terroristischen Ausschaltung politischer
Gegner, die verhaftet und verschleppt wurden.
11
vgl. Wachsmann, Nikolaus: KL. Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. München.
2015. S. 42.
12
ebd. S.43.

5
Arbeiterbewegung und Kommunisten, welche nicht nur die ersten, sondern auch die meisten
Häftlinge der frühen Konzentrationslager ausmachten. Später wurde der Kreis der Häftlinge
um Juden, Sozialisten, Asoziale, Arbeitslose und andere gesellschaftliche Randgruppen
erweitert. Inhaftierungen durch das NS-Regime waren unvorhersehbar, fanden aber trotzdem
Rückhalt und Unterstützung im regulären Rechtssystem, da viele Richter, Staatsanwälte sowie
die meisten anderen Beamten mit dem Regime sympathisierten
13
. ,,Die juristische Grundlage
dieser angestrebten Verfolgungsmaßnahmen bildete die am 28. Februar 1933 [...] erlassene
»Verordnung zum Schutz von Volk und Staat«"
14
, welche die Grundrechte außer Kraft setzte
und die Beschränkungen persönlicher Freiheit auch außerhalb der sonst hierfür bestimmten
Grenzen zulässig machte. Man begann damit die Menschen in Schutzhaft zu nehmen, ein eher
euphemistischer Begriff für unbegrenzte Inhaftierung, die sich lose auf die oben genannte
Verordnung stützte und keiner richterlichen Kontrolle unterlag.
,,Obwohl der Begriff der »Schutzhaft« in dieser zentralen Regelung nicht vorkam, wurde er zum
Synonym für die Haft im Konzentrationslager, die allerdings mit dem ursprünglichen Wort, also einer
Inhaftierung zum Schutz der eigenen Person, nichts mehr gemeinsam hatte. [...] Die Polizeibehörden
verhängten sie und folgten dabei keinerlei einheitlichen Kriterien."
15
Im März und April 1933 kam es somit zur ersten regelrechten Terrorwelle, während der
mehrere tausende Menschen in Schutzhaft genommen wurden. Auch wenn es im Laufe der
Zeit immer wieder zu Entlassungen kam, zählte man nach der zweiten Terrorwelle im Sommer
offiziell fast 27.000 Schutzhäftlinge.
16
Aufgrund dieser enorm hohen Gefangenenzahlen, die
noch zu den regulär einsitzenden Häftlingen in den Gefängnissen hinzukamen, suchte man
hektisch nach Orten, um diese Menschen unterzubringen, denn die Gefängnisse waren rasch
überfüllt. Infolgedessen errichtete man in den folgenden Monaten mehrere ,,Hundert
Haftstätten [...], die man insgesamt als frühe Lager bezeichnen kann."
17
Viele dieser frühen
Lager wurden innerhalb bereits bestehender Arbeitshäuser und Justizvollzugsanstalten
errichten, die zu diesem Zweck umgewandelt wurden. Aber auch Orte, die nicht für die
Unterbringung von Gefangenen bestimmt waren, wie frühere Lager- oder Maschinenhallen,
Hotels, Burgen, Sportplätze, wurden zu Haftstätten umfunktioniert.
13
vgl. ebd. S. 43.
14
Orth, Karin: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische
Organisationsgeschichte. Hamburg. 1999. S. 23.
15
Tuchel. Organisationsgeschichte. S.45.
16
vgl. Wachsmann. KL. S. 44.
17
ebd. S.44.
Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Frühe Konzentrationslager im Jahr 1933. Das Amtsgerichtsgefängnis Köpenick und das Konzentrationslager am Wasserturm Prenzlauer Berg
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Dimensionen nationalsozialistsicher Konzentrationslager - Entwicklung, Struktur, Erinnerung
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V375645
ISBN (eBook)
9783668529953
ISBN (Buch)
9783668529960
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
KZ, Konzentrationslager, 1933, NSDAP, Adolf Hitler, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg, Köpenick, Prenzlauer Berg
Arbeit zitieren
Vera Schmidt (Autor:in), 2017, Frühe Konzentrationslager im Jahr 1933. Das Amtsgerichtsgefängnis Köpenick und das Konzentrationslager am Wasserturm Prenzlauer Berg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375645

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