Leben und Werk der Maria Montessori


Seminararbeit, 2017

37 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Montessoris Leben
1.1. Ihre ersten Lebensjahre
1.1.1. Maria Montessori wurde geboren
1.1.2. Die Schulzeit
1.2. Studienzeit
1.2.1. Der Wunsch, Ingenieurin zu werden
1.2.2. Das Medizinstudium
1.3. Von der Medizin zur Pädagogik
1.3.1. Ihre ersten Berufsjahre
1.3.2. Großartige Erfolge
1.3.3. Die „Casa dei Bambini“ – die Entwicklung ihrer Methode
1.3.4. Das Wunder der wahren Kinder
1.4. Weitere Stationen in Marias Leben
1.4.1. Barcelona
1.4.2. Italien
1.4.3. Holland
1.4.4. Indien
1.4.5. Zurück in Europa

2. Pädagogische Grundlagen zur Montessori - Pädagogik
2.1. Die vorbereitete Umgebung und die Freiarbeit
2.2. Die vorbereitete Lehrkraft
2.3. Die Rolle des Beobachters/der Beobachterin
2.4. Entwicklungsmaterial
2.5. Didaktische Grundlagen

3. Institutionen
3.1. Frühkindliche Förderung
3.2. Kinderhaus und Grundschule
3.3. Sekundarstufe

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

Abstract

Ich habe mich für das Thema „Maria Montessori – Leben und Werk“ entschieden. Da wir in einer Zeit leben, in der der Alltag äußerst stressig ist und uns viel Energie kostet, sollte man sich Gedanken über alternative Möglichkeiten, die das Leben erleichtern, machen. Auch im Bildungsweg sind Alternativen eine gute Wahl, denn dadurch können die alten Sitten, die Konservativität und die Eintönigkeit der Vergangenheit angehören. Aufgrund der wachsenden Anzahl von Kindern mit psychischen Störungen oder Krankheiten ist ein zeitgemäßer und freier Unterricht Voraussetzung, um den Anforderungen heterogener Kinder in einer Klasse gerecht zu werden. Dieser kann nur dann gelingen, wenn nicht jeder zur gleichen Zeit dieselbe Arbeit verrichten muss, denn wir sind alle unterschiedliche Persönlichkeiten, die nicht dieselben Fähigkeiten, Vorlieben, Stärken, Schwächen und Motivationsgründe haben. Die Montessori Pädagogik ist aktueller denn je, denn immer mehr Eltern legen darauf Wert, dass die Stärken ihres Kindes gefördert werden und ihr Kind als Individuum mit seinen Fähigkeiten gesehen wird.

„Hilf mir, es selbst zu tun“ – dieser Leitsatz stammt von Maria Montessori und begeistert immer mehr Menschen und fordert sie zum Umdenken auf. Montessoris Lernmaterialien haben für Kinder einen sehr hohen Anreiz und ermöglichen, dass sie sich frei entfalten können. Auch aufgrund der schlechten PISA Ergebnisse sollte man genau hier ansetzen und eine andere Einstellung zu Kindern bekommen, denn Kinder arbeiten freiwillig und gern, wenn sie auf eine vorbereitete Umgebung treffen und nicht immer nur auf ihre Schwächen aufmerksam gemacht werden. Meiner Meinung nach nimmt die Montessori Pädagogik eine immer größere Stelle im Bildungswesen ein, da immer mehr Eltern den Wunsch nach Veränderung haben. Alternative Lern- und Lehrmethoden können eine Lösung sein. Bei Montessori steht stets das Kind im Mittelpunkt und wird genau beobachtet. Nur so kann eine wirksame Förderung und Forderung ermöglicht werden.

In dieser Arbeit befasse ich mich in erster Linie mit der Person „Maria Montessori“, ihrem Werdegang und ihrer Pädagogik. Ihr Lebenslauf ist äußerst faszinierend, da sie die erste italienische Ärztin gewesen ist und mit sehr vielen Vorurteilen kämpfen hat müssen. Ich möchte herausfinden, wie sie von der Medizin zur Pädagogik gekommen ist. Darüber hinaus möchte ich in Erfahrung bringen, was ihre Reformpädagogik ausmacht und wie sich die Kinder und auch die Lehrperson dabei verhalten. Letztere nimmt nämlich in der Montessori Pädagogik eine besondere Rolle ein.

1. Montessoris Leben

1.1. Ihre ersten Lebensjahre

1.1.1. Maria Montessori wurde geboren

Maria Montessori kam am 31. August 1870 in Chiaravalle zur Welt. Im selben Jahr entstand die neue Nation. Marias Vater, Alessandro Montessori, war sehr altmodisch, konservativ und hielt sich an militärische Gewohnheiten. Als junger Mann war er Soldat, später dann Beamter. Alessandro studierte Rhetorik und Arithmetik. Sein Vater stammte aus Bologna und war vermutlich in einer Tabakfabrik tätig. 1849 erhielt Alessandro Montessori eine Kriegsauszeichnung. Ein Jahr später begann er als Buchhalter in der Finanzabteilung des päpstlichen Staates. 1853 kündigte er als Buchhalter und war für die nächsten fünf Jahre bei den Salinen von Comacchio und Cervio aktiv. Danach arbeitete er als Inspektor bei der Salz- und Tabakindustrie von Bologna und Faenza. 1859 wurde Alessandro Inspektor beim Finanzministerium. Im Jahre 1863 wurde er Bücherrevisor in der Abteilung für Salzmanufaktur und in der Abteilung für Tabakmanufaktur. Zwei Jahre später wurde er nach Chiaravalle geschickt, um dort in der finanziellen Abteilung in der vom Staat betriebenen Tabakindustrie zu arbeiten. Chiaravalle ist eine kleine Stadt im fruchtbaren Tal des Flusses Esino, in der Tabak angebaut und weiterverarbeitet wurde. Als Alessandro nach Chiaravalle kam, war er 35 Jahre alt und ein erfolgreicher Staatsbeamter.

Während seines Aufenthaltes lernte er Renilde Stoppani kennen, eine acht Jahre jüngere Frau. Renilde stammt aus einer Gutsbesitzerfamilie und war für diese Zeit überdurchschnittlich gebildet. In Chiaravalle musste man froh sein, seinen Namen richtig schreiben zu können – Renilde hingegen verschlang Bücher. Darüber hinaus war sie eine Patriotin. Als sie Alessandro begegnete, sah sie in ihm einen Mann, der im Gegensatz zu den katholischen Provinzlern ihre Ansichten teilte. Im Frühling 1866 heirateten die beiden. Ein Jahr später zog das Ehepaar aufgrund Alessandros Arbeit nach Venedig. Drei Jahre später kehrten sie in Renildes Heimat, Chiaravalle, zurück und ein Jahr später kam Maria zur Welt. Die Regierung erwartete von Alessandro, stets seinen Heimatort zu ändern, da er für viele Fabriken in der Gegend zuständig war. Das war auch der Grund dafür, dass die kleine Familie nach Florenz zog, als Maria Montessori drei Jahre alt war.

(vgl. Kramer 1999, S. 24ff)

1875 musste die Familie wieder umziehen, da Alessandro wieder versetzt wurde. Dieses Mal wurde er als Revisor erster Klasse nach Rom versetzt. Dieser Umzug war vorerst der letzte für Maria Montessori. Alessandro wurde in Rom weiterhin befördert. Als Maria im Jahre 1880 zehn Jahre alt wurde, wurde ihr Vater mit dem Titel eines Cavaliere des Ordens belohnt. Ein Jahr vor seinem Pensionsantritt, 1890, bekam er den Orden von St. Maurizio e Lazzaro. Alessandro fiel es anfangs nicht leicht, das rasche Tempo, in dem sich alles veränderte, zu akzeptieren.

Renilde, Marias Mutter, war für Veränderungen und Neuerungen sehr offen, besonders im Sinne ihrer einzigen Tochter. Renilde Stoppani war die Nichte von Antonio Stoppani, einem exzellenten Vortragenden und Priester. Nach Antonios Tod wurde ein Denkmal vor der mailändischen Universität errichtet.

(vgl. Kramer 1999, S. 26f)

Renilde war sehr religiös. Sie war auch der Meinung, dass Kinder eine bestimmte Strenge brauchen. Verwöhnt wurde Maria in ihrer Kindheit keinesfalls. Ihre Eltern erteilten ihr die Aufgabe, den Nachbarn zu helfen, indem sie täglich eine Strickarbeit anfertigen musste. Maria spielte auch mit dem Nachbarskind, das einen Buckel hatte. Renilde überlegte sich nach einiger Zeit, dass die Spaziergänge für das buckelige Mädchen keine gute Idee waren, da der Unterschied zwischen den beiden Mädchen so groß war und es besser wäre, wenn Maria ihr auf eine andere Weise helfen könnte.

(vgl. Kramer 1999, S. 29ff)

Ergänzend dazu führt Hedderich an, dass Marias Vater die übliche Rollenverteilung der Männer und Frauen sehr befürwortete. An seine Regeln hielt sich Maria nur sehr ungern, da sie selbst sehr willensstark war.

(vgl. Hedderich 2011, S. 12)

1.1.2. Die Schulzeit

Renilde sah im Umzug nach Rom auch viele Vorteile, die die Stadt ihrer Tochter bieten konnte. Als sie 1875 nach Rom zogen, gehörten sie der wachsenden städtischen Mittelschicht aus Adeligen und Landbesitzern an. Maria sollte die Vorzüge, die die Hauptstadt hatte, auskosten: Universitäten, Bibliotheken, Museen und viele andere Einrichtungen waren Bestandteil des Kulturzentrums. Wie die meisten italienischen Familien wohnten die Montessoris in einer Wohnung anstatt eines eigenen Hauses. Als Maria sechs Jahre alt war, wurde sie an der ersten Klasse der öffentlichen Schule Via di San Nicolo da Tolentino eingeschrieben. In Rom hatte Maria bestimmt bessere Lehrer als in der Provinz. Aber das gesamte Schulsystem des Landes war sehr veraltet und ließ zu wünschen übrig. Zwischen 1860 und 1900 gab es über dreißig verschiedene Unterrichtsminister, was auch der Grund für sehr viele Widersprüche und Instabilität waren. Die Grundschulen waren im Regelfall überfüllt und nicht gerade sauber. Viele Lehrer bemühten sich, den Aufstieg in den Mittelstand zu schaffen, doch sie wurden schlecht bezahlt und bekamen wenig Aufmerksamkeit. Meistens mussten die Lehrer drei Jahrgänge unterrichten, obwohl ihre eigenen Kenntnisse nicht sehr ausgeprägt waren. Ihr Wissen überschritt selten die Beherrschung von Schreiben, Lesen und Rechnen. Die Unterrichtsmethode, die am meisten verwendet wurde, war der Drill.

(vgl. Kramer 1999, S. 29ff)

In Rom ging man, im Gegensatz zu ländlichen Gegenden, nach der Grundschule in weiterführende Schulen und man lernte Wissenswertes in den Bereichen Geschichte, Erdkunde, Naturwissenschaften und Geometrie. Ab dem dritten Schuljahr gab es für Mädchen und Jungen getrennten Unterricht. Meist gab es zu wenig Bücher, keine Landkarten von Italien, keine Tinte für die selten vorhandenen Federn und wenig andere Materialien. Den Religionsunterricht, der gesetzlich nicht verpflichtet war, hielt meistens der Pfarrer.

Maria war ein liebes, nicht allzu aufgewecktes Kind, das nicht frühreif war. Renilde sah schon immer besondere Fähigkeiten in ihrer Tochter. Nachdem Maria das erste Schuljahr beendet hatte, erhielt sie eine Auszeichnung für gutes Benehmen. Nach dem zweiten Schuljahr wurde sie für ihre „weiblichen Arbeiten“ (Nähen und andere Handarbeiten) gelobt. Eine Zeit lang wollte Maria Schauspielerin werden, so wie viele andere Mädchen. Sie dachte nie daran, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, bis sie erkannte, dass sie ihre Prüfungen gut bestand. Ab diesem Zeitpunkt hat sie der Ehrgeiz gepackt und Maria lernte eifrig. Ein Persönlichkeitsmerkmal, das schon früh zum Vorschein kam, war ihre Autorität. Beim Spielen mit anderen Kindern gab sie den Ton an und bestimmte, was gespielt wurde. Maria Montessori war die geborene Reformerin und eine Aufmerksamkeit auf sich ziehende Einzelgängerin. Aufgrund der Ermutigung ihrer Mutter Renilde, las Maria Bücher, stellte Fragen und machte sich Gedanken über ihren beruflichen Werdegang. Mittlerweile zeigte Maria großes Interesse an der Mathematik - möglicherweise wurde sie dabei von dem Beruf ihres Vaters beeinflusst. Die meisten Mädchen in Marias Grundschule gingen in ein weiterführendes Gymnasium. Die junge Frau entschied sich jedoch dazu, eine technische Schule zu besuchen. Ihre größte Stärke war, aus ihren Fähigkeiten etwas zu machen, sich in der Männerwelt durchzusetzen und all das unter Bedingungen, die keinesfalls auf Frauen zugeschnitten waren. Maria wusste genau, worin sie gut war. Sie liebte Herausforderungen und wählte meist die Wege, die eigentlich am schwierigsten waren. Ihre Entschlossenheit gefiel keinem Menschen – außer ihrer Mutter Renilde.

(vgl. Kramer 1999, S. 32ff)

Marias Mutter erhoffte sich, mit ihrer einzigen Tochter aus den üblichen Rollen und Sitten auszubrechen und bestärkte sie in ihrem Willen.

(vgl. Hedderich 2011, S. 12f)

Maria begann im Jahre 1883 mit 13 Jahren ihre Ausbildung an der Regia Scuola Tecnica Michelangelo Buonarotti. Diese Schule ließ, genauso wie die Grundschule, zu wünschen übrig. Der Lehrplan war in ganz Italien einheitlich und vom zentralen Erziehungsministerium vorgeschrieben. Darüber hinaus entschied das Ministerium über Lehrer und war zuständig für das Zusammenstellen aller Prüfungen. Diese Prüfungen entschieden über die gesamte Zukunft, denn nur wenn die Kinder sie bestanden, durfte man in die nächste Klasse aufsteigen und später dann die Universität besuchen. Die Schule war ein System, das jegliche Art von Individualität unterdrückte. Montessori behielt trotz dieser Umstände ihre Individualität und die Schule war für sie ein Beispiel, wie keine Schule sein sollte. Die Regia Scuola Tecnica Michelangelo Buonarotti war in zwei Zweige unterteilt. Den klassischen und den technischen Zweig gab es zur Auswahl. Im klassischen Zweig standen die Literatur und Klassiker im Vordergrund. Die Kinder saßen bewegungslos da und lernten Griechisch und Latein. Im technischen Zweig erlebten die Schüler und Schülerinnen sieben Jahre lang einen modernen Lehrplan. Die Schule bot Unterricht in Französisch, Arithmetik, Buchhaltung, Algebra, Geschichte, Erdkunde und Naturwissenschaften. Später hatten die Kinder auch Fächer, wie zum Beispiel Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik und Chemie. Der meiste Unterricht bestand jedoch darin, Texte auswendig zu lernen. Vor allem in dem Fach „Botanik“ wurde nur aus Büchern gelernt, anstatt ein echtes Blatt zu betrachten.

(vgl. Kramer 1999, S. 37ff)

1.2. Studienzeit

1.2.1. Der Wunsch, Ingenieurin zu werden

Maria Montessori schloss die technische Schule im Jahre 1886 mit sehr guten Noten ab. Danach ging sie drei Jahre lang in das Regio Istituto Tecnico Leonardo da Vinci, das sie ebenfalls mit guten Noten abschloss. Daraufhin studierte sie moderne Sprachen und Naturwissenschaften, aber ihr Lieblingsfach war Mathematik. Maria hatte den Wunsch, Ingenieurin zu werden, was ihrem Vater überhaupt nicht gefiel. Kurz bevor sie die Abschlussprüfung am technischen Institut ablegen sollte, hat sie ihren Wunsch, Ingenieurin zu werden, wieder verworfen. Die Erleichterung, die ihr Vater dabei verspürte, hielt nicht lange an. Maria entschied sich, Medizin zu studieren, da sie sich immer mehr für die Biologie interessierte. Marias Freunde und Verwandte waren entsetzt.

Um sich ihren Wunsch erfüllen zu können, musste Maria zuerst Physik, Mathematik und Naturwissenschaften studieren. Diese Studien schloss sie von 1890 bis 1892 mit ausgezeichneten Noten ab und erhielt das Diploma di licenza, womit man Zugang zum Medizinstudium hatte. Angeblich hätte ihr der Papst geholfen, ihr den Zugang zum Studium als Frau zu erleichtern.

(vgl. Kramer 1999, S. 40ff)

1.2.2. Das Medizinstudium

Hedderich zeigt Probleme auf, mit denen Maria während ihres Studiums zu kämpfen hatte: Maria durfte zum Beispiel den Hörsaal erst betreten, wenn alle männlichen Kollegen bereits Platz genommen hatten. Das führte dazu, dass sie stets in den hinteren Reihen Platz nehmen musste – falls sie noch einen Platz ergattern konnte. Darüber hinaus musste sie die Übungen zur Anatomie alleine ausprobieren und nachmachen. Das Sezieren der Leichen, was schon damals Teil des Medizinstudiums war, durfte Maria ausschließlich in der Nacht oder am späten Abend, wiederum alleine, durchführen.

(vgl. Hedderich 2011, S. 13)

Allmählich wurde sie wie alle anderen männlichen Mitstudenten behandelt. Maria drängte sich niemals in den Vordergrund und arbeitete eher introvertiert. Für sie war die Arbeit schon immer ein wichtiger Teil ihres Lebens. Neben ihrem Studium gab Maria Nachhilfestunden, wodurch sie finanziell unabhängig wurde. Ein anderes Thema, dem sie sich ebenfalls während des Studiums widmete, war die italienische Frauenbewegung.

(vgl. Böhm 1991, S. 44)

Die Entfremdung zwischen Marias Vater und ihr hielt während des Studiums an. Ihre Mutter unterstützte sie weiterhin aktiv und ermutigte sie. Jeden Abend ließ sie sich interessante Teile der Vorlesungen vorlesen und half ihr beim Entziffern. 1895 gewann sie den Wettbewerb um eine Assistenzstelle im Krankenhaus. Dadurch konnte sie noch während des Studiums klinische Erfahrungen sammeln. In den letzten beiden Jahren ihres Studiums studierte sie Kinderheilkunde und arbeitete auch als Assistenzärztin. Maria wurde eine Expertin für Kinderkrankheiten. Im letzten Jahr musste Maria einen Vortrag vor den versammelten Kollegen halten. Der Vortrag war ein voller Triumph, der auch die Entfremdung zwischen Vater und Tochter beendete. Ihre Doktorarbeit schrieb Maria über ein psychiatrisches Thema, genauer gesagt handelte es vom Verfolgungswahn. Nachdem ihr der Doktortitel verliehen wurde, war sie die erste italienische Ärztin. Maria schloss ihr Studium im Jahre 1896 mit eindrucksvollen Noten ab. (vgl. Kramer 1999, S. 56ff)

1.3. Von der Medizin zur Pädagogik

1.3.1. Ihre ersten Berufsjahre

Maria Montessori begann 1896 im Krankenhaus Santo Spirito als Chirurgie – Assistenz zu arbeiten. Nebenbei war sie immer noch am Frauen- und Kinderkrankenhaus und am San Giovanni als Assistentin tätig. Darüber hinaus hatte sie auch noch ihre eigene Praxis, in der sie besonders arme Menschen betreute. Sie pflegte die Menschen, kochte ihnen eine nahrhafte Suppe und räumte auch auf, wenn sie wieder einmal einen Hausbesuch machte. Manchmal fütterte sie auch die Kinder, wenn niemand für sie da war. Bis ins darauffolgende Jahr forschte Maria immer noch in der psychiatrischen Klinik der Universität Rom, obwohl sie ihre Doktorarbeit schon längst fertig geschrieben hatte. 1897 begann sie freiwillig, in der Klinik als Assistentin zu arbeiten. Dort wurden Nerven- und Geisteskrankheiten diagnostiziert und therapiert.

(vgl. Kramer 1999, S. 69ff)

Ihr erster Auftrag sah folgendermaßen aus: Maria sollte in römischen Irrenanstalten nach geeigneten Patienten suchen, mit denen sie an der Universitätsklinik Versuche durchführen konnten. Bei diesem Verfahren wurde ihre Aufmerksamkeit besonders von den geistig behinderten Kindern geweckt. Diese Kinder waren in Räume eingesperrt, in denen nur Sitzbänke standen und keinerlei Spielzeug vorzufinden war. Die Kinder formten aus Brot kleine Kugeln, welche sie zum Spielen verwendeten. Montessori war davon überzeugt, dass Kinder Gegenstände zur Beschäftigung und eine liebevolle und freundliche Umgebung bräuchten.

(vgl. Böhm 1991, S. 45)

„Werden Kindern geeignete Materialien gegeben, dann arbeiten sie freiwillig, konzentriert und motiviert.“

(Hedderich 2011, S. 16)

Maria testete die Intelligenz der Kinder mithilfe einiger Tests – so durfte sie erfahren, dass die Kinder viel intelligenter waren, als zuvor angenommen worden war. Maria bemerkte dabei, dass sich die Kinder über ihre Arbeit sehr freuten und schlussfolgerte, dass die Kinder irrsinnig vernachlässigt und unglücklich waren. Diese Erkenntnis glich Montessoris späteren Einstellung zur Pädagogik: Die Kräfte, die bei den Kindern da waren, mussten entfaltet werden. Diese Bilder in den Irrenanstalten prägten Marias Einstellung zu Kindern auf ganz bestimmte Art und Weise. Es waren Bilder, die die junge Ärztin nicht mehr losließen. Sie versuchte ab jetzt, den Kindern zu helfen – dabei stieß sie auf Bücher der Arztpädagogen Itard und Seguin aus Frankreich. Um Seguins Theorie in der Praxis kennenzulernen, machte sie sich auf die Reise nach London und Paris, um über die Schwachsinnigenerziehung Informationen zu sammeln. Maria nahm auch mit Personen aus Deutschland und Österreich Kontakt auf.

(vgl. Böhm 1991, S. 46)

Eduard Seguin (1812 – 1880) und Jean Marc Gaspard Itard (1774 – 1838) waren französische Ärzte, die wissenschaftliche Texte über die Erziehung von geistig behinderten Kindern schrieben. Seguin war ein Schüler von Itard. Ebenso wie Montessori, wollten sie neue Ideen verwirklichen und alte Sitten durchbrechen. Das Sinnesmaterial, welches von Seguin erfunden wurde, wurde von Maria so erweitert und weiterentwickelt, wie es heute noch zu erwerben ist.

(vgl. Hedderich 2011, S. 13f)

„Montessori setzte sich selbst zwei Prinzipien: Die Ermutigung kindlicher Initiative und Selbstbetätigung sowie die Kompensation der Behinderung mithilfe des von ihr entwickelten Lern- und Übungsmaterials.“

(Stumpf 2015, S. 123)

[...]

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Leben und Werk der Maria Montessori
Hochschule
Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien / Krems
Note
1,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
37
Katalognummer
V374397
ISBN (eBook)
9783668516120
ISBN (Buch)
9783668516137
Dateigröße
600 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Maria Montessori, Leben, Werk, Pädagogik, Reformpädagogik, Kinder, Lehrpersonen
Arbeit zitieren
Helene Schwarzbauer (Autor:in), 2017, Leben und Werk der Maria Montessori, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374397

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