Assessmentinstrumente im Case-Management


Presentation (Elaboration), 2015

12 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Definition Pflegeassessment
1.2 Assessment als ein Element des Case Managements
1.3 Notwendigkeit von Assessmentinstrumenten

2. Beispiele ausgewählter Assessmentinstrumente
2.1 Brass-Index
2.2 RAI
2.3 WWS

3. Möglichkeiten und Grenzen von Assessmentinstrumenten

4. Fazit

5. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Eine unzureichend geplante Entlassung aus dem Krankenhaus kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen für die Betroffenen haben. Der Übergang vom stationären in den ambulanten Bereich erweist sich häufig als problematisch, da Versorgungsbrüche entstehen können (von Reibnitz & Sonntag 2012, S. 5).

Aus diesem Grund ist das Case Management mit seinem „interdisziplinären Entlassungsmanagement“ (ebd., S. 6) unabdinglich. Case ManagerInnen haben den Auftrag Versorgungslücken zu vermeiden und den individuellen Unterstützungsbedarf während und nach dem Krankenhausaufenthalt zu ermitteln. Für diesen Prozess ist ein Assessmentinstrument notwendig, mit dessen Hilfe sich Probleme, Ressourcen, Risiken und letztendlich auch der Versorgungsbedarf einer Person erschließen lassen (ebd., S. 27).

In der folgenden Ausarbeitung werden neben der Beschreibung ausgewählter Pflegeassessments auch deren Nutzen und Grenzen im Case Management beleuchtet.

1.1 Definition Pflegeassessment

Bei einem Pflegeassessment handelt es sich laut Definition von Reuschenbach um ein Instrument zur „Einschätzung pflegerischer Phänomene und Konzepte. Hierzu zählt auch die Nutzung strukturierter Einschätzungs-, Beobachtungs- und Abklärungsinstrumente (Fragebögen, Skalen, Tests, Interview-Leitfäden).“ (Reuschenbach 2011, S. 31) Bartholomeyczik präzisiert den Begriff als ein Instrument zur „Einschätzung der Pflegebedürftigkeit“ (Bartholomeyczik & Halek 2004, S. 9), wobei sie auf eine enorme Vielzahl an Dokumenten dieser Art hinweist (ebd.).

1.2 Assessment als ein Element des Case Managements

Das Case Management geht über das Entlassungsmanagement hinaus. Es beinhaltet sieben zentrale Aufgaben. Anfangs erfolgt eine Auswahl der/des PatientIn je nach Versorgungsbedarf. Daraufhin wird mittels Anwendung eines Assessments eine Versorgungsbedarfserhebung durchgeführt, woran sich die interdisziplinäre Entwicklung des Versorgungsplans anschließt. In der vierten Phase wird der Versorgungsplan implementiert, wobei dieser während des fünften Arbeitsschrittes kontrolliert wird (Monitoring). Es folgt eine erneute Ermittlung des Versorgungsbedarfs, woran sich die Abschlussevaluation anschließt, in der überprüft wird, ob das Versorgungsziel erreicht wurde (von Reibnitz & Sonntag 2012, S. 26).

Die Anwendung eines Assessmentinstruments zählt „zu den wichtigsten Aufgaben im Case Management.“ (ebd.) Dank einer solchen Einschätzung kann der jeweilige Hilfebedarf der/des PatientIn ermittelt werden. Vorhandene Ressourcen aber auch zu kompensierende Versorgungsprobleme gelangen in den Fokus und können genutzt bzw. angegangen werden. Mit Hilfe eines oder auch mehrerer Assessments kann ein individueller Versorgungsplan erstellt werden (ebd., S. 28).

1.3 Notwendigkeit von Assessmentinstrumenten

Um eine unnötige Belastung der poststationären PatientInnen und deren Angehörigen zu vermeiden und um einer erneuten Einweisung ins Krankenhaus vorzubeugen, hat das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege einen Expertenstandard zum Entlassungsmanagement veröffentlicht. Ziel dieses Standards ist „dem Entstehen von Versorgungsbrüchen bei der Patientenentlassung durch eine gezielte Vorbereitung von Patienten und Angehörigen sowie durch einen besseren Informationsaustausch zwischen den am Entlassungsprozess Beteiligten entgegenzuwirken.“ (DNQP 2009, S. 7)

Der Einsatz von Assessmentinstrumenten bietet hier den ersten Ansatzpunkt zur verbesserten Entlassungsplanung.

Gesetzliche Regelungen machen die Notwendigkeit von Assessments ebenso deutlich. Das Sozialgesetzbuch, das Bundesgesetzbuch und das Strafgesetzbuch verpflichten die Krankenhäuser zu einem bedarfsgerechten Entlassungsmanagement (von Reibnitz & Sonntag 2012, S. 9). Assessmentinstrumente sind notwendig, um den individuellen Hilfebedarf zu ermitteln und eine zielgerichtete Prävention von gesundheitlichen Schäden zu ermöglichen (Schreier & Bartolomeyczik 2004, S. 75). Zudem erlauben sie eine Überprüfung der Wirksamkeit der geplanten Interventionen (Eggers et al. o. J., S. 4).

1.4 Anforderungen an Assessmentinstrumente

Der Einsatz von Assessmentinstumenten könnte sich problemstisch erweisen, wenn diese bestimmte Anforderungen nicht erfüllen. Immerhin ist es von großer Bedeutung, dass diese Einschätzungshilfen tatsächlich von Nutzen für die Betroffenen und das Pflegepersonal sind (Schimmelfeder & Hampel-Kalthoff 2009, S. 63). Zu diesem Zweck müssen sie in Hinblick auf „Validität, Reliabilität, Interrater-Reliabilität, Spezifität und Sensivität“ (Schreier & Bartolomeyczik 2004, S. 75) wissenschaftlich geprüft sein. Neben diesen Gütekriterien sind jedoch auch die Anwendbarkeit, der Kostenfaktor und der personelle sowie zeitliche Aufwand von Relevanz (ebd.).

2. Beispiele ausgewählter Assessmentinstrumente

Im Folgenden werden drei Assessmentinstrumente vorgestellt, die sich für das Case Management eignen. Es wurden bewusst Instrumente gewählt, die sich im Umfang und hinsichtlich ihres Schwerpunktes voneinander unterscheiden, um die Variabilität der Assessments deutlich zu machen.

2.1 Brass-Index

Der Brass-Index (Blaylock-Risk-Assessment-Screening-Score) wurde im Jahr 1992 von Ann Blaylock und Carolyn Cason in den USA entwickelt und dient als Instrument zur Einschätzung des Hilfebedarfs von PatientInnen.

Bei der Entwicklung dieses Assessments „ging [es] in erster Linie darum, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt aufweisen und die folglich ein umfassendes Entlassungsmanagement benötigen.“ (Gallaun 2010, S. 50)

Zur Einschätzung des Versorgungsbedarfs stehen zehn Items zur Verfügung, denen jeweils mehrere Antwortmöglichkeiten zugeordnet sind. Jede Antwort ist mit einer bestimmten Punktzahl versehen, die am Ende durch Addition einen Wert ergibt, der entweder ein Entlassungsmanagment erfordert oder nicht. Bei einem Ergebnis von zehn oder mehr Punkten wird die/der PatientIn eiener/einem EntlassungsmanagerIn gemeldet. Des Weiteren deutet ein Ergebnis von 11 bis 19 Punkten auf ein Risiko für eine ausgedehnte Entlassungsplanung hin. Bei einem Wert über 20 Punkten besteht ein Risiko für eine Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung (Bach-Ludwig 2014, S. 6). Die Items berücksichtigen neben der Erhebung von Alter, Lebenssituation, Verhaltensmuster und Mobilität auch kognitive Fähigkeiten und sensorische Defizite. Zudem wird ermittelt, inwieweit die/der Betroffene Hilfe bei der Verrichtung der Aktivitäten des täglichen Lebens (Nahrungszubereitung und -aufnahme, Mobilität, Kontinenz, Medikamenteneinnahme, Umgang mit Finanzen, Einkäufe und Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln) Hilfe benötigt. Mit einkalkuliert werden zuletzt die Anzahl der vorhergehenden Krankenhausaufenthalte, die medizinischen Diagnosen und die Anzahl der benötigten Medikamente.

2.2 RAI

Das Resident Assessment Instrument (RAI) ist ein für die stationäre und ambulante Langzeitpflege ausgerichtetes Erhebungsmittel, welches die Bedürfnisse, Ressourcen und Potentiale von pflege- und hilfebedürftigen alten Menschen erfasst (Brandenburg 2004, S. 69). Es wurde in Zusammenarbeit mit Pflegenden und einem interdisziplinären Forscherteam entwickelt. Mittlerweile wird das umfangreiche Assessment in Amerika in 17000 Pflegeeinrichtungen genutzt und auch in Europa immer häufiger eingesetzt.

Bestandteile sind das MDS (Minimum Data Set), die Risikoerkennungstafel und die RAP (Resident Assessment Protocols) (ebd., S. 74).

Das MDA beinhaltet 300 Items, die eine strukturierte Datensammlung ermöglichen. Diese werden in Zusammenarbeit mit einer zuständigen Person des Pflegeteams, der/dem PatientIn und den Angehörigen beantwortet und in regelmäßigen Abständen (viertel- bzw. halbjährlich) überprüft (Initiative zur Förderung des Resident Assessment Instrument 2014, S.1). Die Teilbereiche des MDS erfassen kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Hör- und Sehvermögen, Stimmungslage und Verhalten, psychosoziales Wohlbefinden, körperliche Funktionsfähigkeit, Kontinenz, Krankheitsdiagnosen, Gesundheits- und Ernährungszustand, Mund- und Zahnstatus, Hautzustand, Beschäftigungsmuster, Medikation, spezielle Behandlung, Entlassungspotential und den Gesamtzustand der pflegebedürftigen Person (Wingenfeld & Büscher 2011, S. 198). Mit dieser Erhebung ist eine Datenbasis für die weitere Pflegeplanung der/des Betroffenen geschaffen.

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Details

Title
Assessmentinstrumente im Case-Management
Grade
1,3
Author
Year
2015
Pages
12
Catalog Number
V374276
ISBN (eBook)
9783668522244
ISBN (Book)
9783668522251
File size
496 KB
Language
German
Keywords
Assessmentinstrumente, Case-Management, RAI, WWF, Brass-Index
Quote paper
Sarah Sander (Author), 2015, Assessmentinstrumente im Case-Management, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374276

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