Ist der Vatikan ein modernes Imperium? Worin besteht die Macht des Vatikans?


Hausarbeit, 2015

20 Seiten, Note: 1,3

Magnus Roth (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Imperium - Begriffsannäherung
2.1. Imperium - Ursprung eines weitreichenden Konzeptes

3. Vatikan als Imperium
3.1. Verhältnis römisch-katholische Kirche - Vatikan
3.2. Entstehung der römisch katholischen Kirche

4. Die Macht des Vatikans?
4.1. Soft-Power / Hard-Power
4.2. Soft-Power des Heiligen Stuhls
4.3. Hard Power

5. Fazit

6. Abkürzungsverzeichnis

7. Literatur- & Quellenverzeichnis

„Ecclesia vivit lege Romana“

Die Kirche lebt nach dem römischen Gesetz.1

1. Einleitung

<<Imperium>> - ein Terminus1 der in viele Bereichen des westlichen Zivilisationen durchdrungen ist. Sei es im Filmwesen wie bei „Star Wars - Das Imperium schlägt zurück“2, indem mit diesem vor allem negative Assoziationen konnotiert werden. Ein weiteres kulturelles Beispiel ist die US-Serie „Empire“, welches einen familiären Machtkampf in einem Musiklabel mit diesem Terminus verbindet. Beide bspw. behandeln das Verhältnis von Macht und Herrschaft. Im Bereich der Realpolitik wird Imperium im deutschen mit Großreich oder Weltreich verbunden. Zumeist wird Imperium mit dem alleinigen Auftreten der USA auf der Weltbühne nach dem Kalten Krieg assoziiert. Seit den 90er wird in politikwissenschaftliche Diskussion die imperiale Macht der USA diskutiert. So geschieht dies dort zumeist mehr oder weniger trennscharf zwischen den Termini hegemonial und imperial. Die Attribute die ein Imperium zu einem Imperium werden lässt, sind dabei viele Bereiche des Staates und der Menschen. So wird die Existenz von Imperien durch Hard Power, wie militärische Leistungsfähigkeit, wirtschaftliches Leistungsfähigkeit etc. suggeriert als auch durch Soft Power, welche kulturelle Effekte durch Musik, Film, Kunst und Literatur indirekt die vermeintliche Stärke des Imperiums aufzeigt. Doch kann es sein, dass ein Imperium existiert ohne effektive Hard Power und auf Soft Power basiert. Dies wird nachfolgend an dem Beispiel der römisch-katholischen Kirche, den Vatikan nachfolgend diskutieren. Meine Frage ist dabei:

Ist der Vatikan ein Imperium der Zeitalter? Worin besteht die Macht des Vatikans heute?

Dabei wird sich in der nachfolgenden Arbeit zunächst an den Begriff Imperium angenähert. Im Anschluss wird die aktuelle Diskussion zu Imperien erfasst und bewertet, dies insbesondere im Bezug auf epochenübergreifende Imperien untersucht. Dabei wird im Anschluss der Fokus auf die römisch-katholische Kirche - der Vatikan3 gelegt. Die Untersuchungen bzgl. des Vatikans werden jedoch nochmal eingegrenzt, aufgrund der fast 2000 jährigen Geschichte. Hierbei wird eine Analyse des Vatikans vollzogen.

Unter diesem Hintergrund steht auch das zu Beginn genannte Zitat: „Ecclesia vivit lege Romana“. Dieses wird im nachfolgenden mit überprüft, bei der Untersuchung inwiefern die römisch-katholische Kirche mit dem Klerus des Vatikan gleichzusetzen ist.4

2. Imperium - Begriffsannäherung

Wird nach dem Terminus Imperium in fachwissenschaftlichen und allgemeinwissenschaftlichen Lexika geschaut, finden sich viele differierende Interpretationen. Im deutschen Sprachlexikon Duden wird unter Imperium zwei Bedeutungen aufgeführt: „1. (Geschichte) Weltreich; Kaiserreich / 2. (bildungssprachlich) riesiger Macht-, Herrschaftsbereich.“5 Hier wird bereits eine verschwommene Abgrenzung zwischen Macht und Herrschaft vollzogen. Desweiteren wird es im deutschen zumeist synonym dafür mit Weltreich benutzt, dies ist über die Definition von Duden online ersichtlich.

Im Bereich der fachwissenschaftlichen Diskussion wird Imperium vor allem von den Fachbereichen Politikwissenschaft und der Geschichtswissenschaft benutzt. Im deutschsprachigen Raum erlangte die Diskussion im Bereich der Politikwissenschaft mit der Publikation von Herfried Münkler: Die Logik der Weltherrschaft - vom Alten Rom67 bis zu den Vereinigten Staaten neuen Auftrieb. Die politikwissenschaftliche Diskussion fokussiert sich hierbei besonders im Bezug auf die Vereinigten Staaten von Amerika (USA), woran seit dem Ende des Kalten Krieges diskutiert wird ob dieses ein Imperium sei. Sie ist somit vor allem von angelsächsisch orientierten Fachwissenschaftlern geprägt. In Lexika wie im Lexikon der Politikwissenschaft von Dieter Nohlen und Rainer-Olaf Schultze finden sich keine Einträge zu Imperium, lediglich zum Substantiv Imperialismus8 welcher dort mit dem Streben der Kolonialmächte vom 16. bis zum 20. Jahrhundert gleichgesetzt wird. Marco Walter erörterte die politikwissenschaftliche Analysekategorie des Imperiums anhand fünf Spannungsfelder erörtert:

„Imperium vs. Staat / Imperium vs. Großreich / Imperiums vs. Hegemonie / Formelle und informelle Herrschaft / Eine Welt.“9

Diese wurden aus klassischen politikwissenschaftlich Idealtypen herausgearbeitet, definiert und anschließend anhand eines empirischen Beispiels überprüft.

Die Geschichtswissenschaft benutzte den Terminus Imperium trennschärfer. So wird auf eine Eigenständigkeit und Ursprung des Imperiums als <<Imperium Romanum>> bestanden. So wird exemplarisch im Brockhaus Taschenlexikon der Weltgeschichte auf den lateinischen Usrprung „<<imperium>> Befehlsgewalt, zu spätlatein. <<Imperialis>> den Herrscher betreffend“10. Dies verweist auf das römische Konzept der Übertragung von rechtlichen Amtsbefugnissen. Dabei bekam die Person, die das imperium inne hatte, nahezu absolute Macht. Erst im späteren Verlauf der römischen Republik wurde die ursprüngliche Amtsbezeichnung zu einer räumlichen Bezeichnung, welches den römischen Herrschaftsbereich betraf.11 Nachfolgend soll auf die gegenwärtige Forschungsdiskussion innerhalb der Geschichtswissenschaft betrachtet werden und danach vom theoretischen zum praktischen Fall des Vatikans übergegangen werden.

2.1.Imperium - Ursprung eines weitreichenden Konzeptes

Wie bereits angesprochen herrschen Differenzen bzgl. der Definition des Terminus Imperium zwischen alltäglichen Gebrauch und Fachwissenschaften, zudem herrschen innerhalb der Fachwissenschaften Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft Bedeutungs- und Nutzungsunterschiede. Hierbei sollen kurz die aktuell wichtigsten anhand ihrer Unterschiede betrachtet werden.

Einen neuen Impuls für die Forschung zu Imperien kam aus der Politikwissenschaft von Herfried Münkler12, der in seinem Werk diskutierte ob die USA ein Imperium darstellt und dies anhand historischer Beispiele zu belegen versucht. Dieser hierher stammende Diskursaufschwung um Imperien setzte sich in der Geschichtswissenschaft ebenso durch. Als Beispiele sind einige Werke zu nennen, so „Imperien in der Weltgeschichte“13 von Jane Burbank und Frederick Cooper. Der Sammelband von Michael Gehler und Robert Rollinger mit dem Titel „Imperien und Reiche in der Weltgeschichte“14 bringt eine Vielzahl von Impulsen zur Imperiumsforschung, dieser beschränkt sich nicht auf eine Epoche oder Region und hat globalhistorischen Anspruch. Studien welche Imperien nur am Rand betrachten, sind auch zu benennen, so von Hans-Heinrich Nolte „Weltgeschichte - Imperien, Religionen und Systeme 15-19. Jahrhundert“15. Diese fokussiert sich auf die Periode des Imperialismus. Ein weiteres Werk ist „Imperien - Eine vergleichende Studie“16 Hrsg. von Hans-Heinrich Nolte

Bei einem Studium der Vielzahl von Studien zu „Imperien“, „Imperiale Logiken“ und „Imperialismus“ wird die Unterschiedlichkeit der Operationalisierung und damit der Definition des Konzeptes von Imperien deutlich. So definiert Münkler die USA als Imperium anhand von Eigenschaften die dieser bei willkürlich ausgesuchten Imperien der Vergangenheit charakterisierend waren.1718 Münkler definiert Imperium als:

„Imperien sind mehr als große Staaten; sie bewegen sich in einer ihnen eigenen Welt. Staaten sind in eine Ordnung eingebunden, die sie gemeinsam mit anderen Staaten geschaffen haben und über die sie daher nicht allein verfügen. Imperien dagegen verstehen sich als Schöpfer und Garanten einer Ordnung, die letztlich von ihnen abhängt und die sie gegen den Einbruch des Chaos verteidigen müssen. Der Blick in die Geschichte der Imperien zeigt, dass sprachliche Wendungen wie die von der 'Achse des Bösen' oder den 'Vorposten der Tyrannei' nichts Neues und Besonderes sind. - Während Staaten an den Grenzen anderer Staaten Halt machen und es ihnen selbst überlassen, ihre inneren Angelegenheiten zu regeln, mischen sich Imperien in die Verhältnisse anderer ein, um ihrer Mission gerecht zu werden. Deshalb können Imperien auch sehr viel stärker Veränderungsprozesse in Gang setzen, während die Ordnung der Staaten durch einen strukturellen Konservatismus geprägt ist.“19

Rollinger und Gehler versuchten Imperien epochenübergreifend definieren zu können mit verschiedenen Elementen und Kriterien:

„erstens durch Überwindung zeitgenössischer antagonistischer Mächte, zweitens durch Bewältigung der Zentrum-Peripherie-Problematik, drittens durch Schaffung eines „beachtlichen Herrschaftsgebiets“, durch Wachstum von innen nach außen oder auch von außen nach innen; viertens durch Beherrschung der „Dynamik instabiler Grenzen“ und Überschreitung der sogenannten „augusteischen Schwelle“ sowie fünftens durch Dauerhaftigkeit, d. h. auch mittels Hinauszögerung von Niedergangs Erscheinungen und Verhinderung von Zufallsszenarien.“20

Insbesondere die Augusteische Schwelle, der Übergang von einer instabilen und gefährdeten Herrschaft zu einer dauerhaften stabilen Herrschaft, ist seit des ersten Entwurfs von Michael Doyle21 und im deutschsprachigen durch Herfried Münkler, höchst umstritten. Demgegenüber definiert Nolte Imperien anhand von sieben Faktoren:

„1. Monarchische Spitze / 2. Zusammenarbeit von Thron und Altar (Staatsreligion) / 3. Umfangreiche Bürokratie / 4. Schriftlichkeit / 5. Zentral eingezogene Abgaben oder Steuern / 6. Vielfalt der Provinzen / 7. Geringe Partizipation der Bürger.“22

Eine überaus überblickende Arbeit zum Diskurs ist der Aufsatz von Ulrich Menzel: „Die Idealtypen von Imperium und Hegemonie“23 sowie der Aufsatz von Simone Pittl: „Merkmale von Imperien. Kriterienkataloge im Vergleich“24 welche beide in Gehler und Rollingers Sammelband erschienen sind. Dies deutet hin auf die Schwierigkeit mit dem Konzept Imperium zu arbeiten.

[...]


1 Hubertus Kudla, Lexikon der lateinischen Zitate, 3500 Originale mit deutschen Übersetzungen. München3 2007. S.206.

1 Geschlechtsneutrale Sprachverwendung: In dieser Arbeit wird aus Gründen der Lesbarkeit auf die parallele Nennung von Personen männlichen und weiblichen Geschlechts („Migrantinnen und Migranten“) verzichtet, wenn nicht gezielt auf ein Geschlecht Bezug genommen werden soll. Mit „Migranten“ werden sowohl Männer als auch Frauen bezeichnet.

2 In Star Wars bildet das Imperium einen absolutistische galaktische Staatsform, an dessen Spitze ein Imperator steht.

3 Die Begriffe römisch-katholische Kirche und Vatikan werden in der nachfolgenden Arbeit Synonym benutzt, es sei denn es soll direkt auf den Kleinstaat Vatikan Bezug genommen werden.

4 Die vorliegende Übersicht der fachwissenschaftlichen Diskussion hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dient vor allem zur Annäherung und Überblick zum Begriff Imperium.

5 Duden online. http://www.duden.de/rechtschreibung/Imperium. zuletzt aufgerufen am 19.07.15.

6 Herfried Münkler: Imperium. Die Logik der Weltherrschaft - vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Hamburg 20143.

7 Das genannte Werk wird vor allem von Historikern wissenschaftliche Ungenauigkeit vorgeworfen, so nutzt Münkler den Peloponnesischen Bund als Argument das die USA ein Imperium sei aber gleichzeitig betont dieser, dass der Bund nicht als Imperium betrachtet werden kann (Kapitel zwei). Trotz dieser Defizite liegt der Verdienst bei Münkler, dass die Imperiums-Diskussion neuen Auftrieb im deutschen Raum erhielt.

8 Dieter Nohlen: Imperialismus. In: Lexikon der Politikwissenschaft… S.384.

9 Marco Walter: Nützliche Feindschaft? Existenzbedingungen demokratischer Imperien - Rom und USA. Paderborn 2015. S20-50.

10 Imperialismus. In: Brockhaus Taschenlexikon Weltgeschichte in 3 Bänden. Band 2 Han-Osz. Mannheim (u.a.) 2004. S.446-447.

11 Loretana de Libero: Imperium. In: Der Neue Pauly. Band 5, Stuttgart 1998. Sp. 955-958.

12 Herfried Münkler: Imperium. Die Logik der Weltherrschaft - vom alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Hamburg 20143.

13 Jane Burbank / Frederick Cooper: Imperien in der Weltgeschichte - Das Repertoire der Macht vom alten Rom und China bis heute. Frankfurt 2012.

14 Michael Gehler / Robert Rollinger (Hrsg.): Imperien und Reiche in der Weltgeschichte - Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche. Wiesbaden 2014.

15 Hans-Heinrich Nolte: Weltgeschichte - Imperien, Religionen und Systeme 15-19. Jahrhundert. Wien (u.a.). 2005.

16 Hans-Heinrich Nolte: Imperien - Eine vergleichende Studie. Schwalbach/Taunus. 2008.

17 Vgl. Herfried Münkler: Imperium. Die Logik der Weltherrschaft - vom alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Hamburg 20143.

18 Auch ist die Art der Argumentation kritisch zu beurteilen, so wird der Peloponnesischer Bund als Argument genutzt, dafür das die USA ein Imperium ist und gleichzeitig wird jedoch eingeschränkt das es sich hierbei nie um ein Imperium handelte.

19 Vgl. Herfried Münkler: Imperium. Die Logik der Weltherrschaft - vom alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Hamburg 20143 S.36f.

20 Michael Gehler / Robert Rolling: Imperien und Reiche in der Weltgeschichte. In: Michael Gehler / Robert Rollinger (Hrsg.): Imperien und Reiche in der Weltgeschichte - Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche. Wiesbaden 2014. S.17.

21 Michael Doyle: Empires. Ithaca(u.a.) 1986.

22 Hans-Heinrich Nolte: Imperien - Eine vergleichende Studie. Schwalbach/Taunus. 2008. S.14.

23 Ulrich Menzel: Die Idealtypen von Imperium und Hegemonie. In: Michael Gehler / Robert Rollinger (Hrsg.): Imperien und Reiche in der Weltgeschichte - Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche. Wiesbaden 2014. S.1645-1677.

24 Simone Pittl: Merkmale von Imperien. Kriterienkataloge im Vergleich In: Michael Gehler / Robert Rollinger (Hrsg.): Imperien und Reiche in der Weltgeschichte - Epochenübergreifende und globalhistorische Vergleiche. Wiesbaden 2014. S.1453-1469.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Ist der Vatikan ein modernes Imperium? Worin besteht die Macht des Vatikans?
Hochschule
Universität Kassel
Veranstaltung
Antike Imperien
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
20
Katalognummer
V374097
ISBN (eBook)
9783668512399
ISBN (Buch)
9783668512405
Dateigröße
747 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Imperium, Vatikan, Macht, Definition, Erläuterung, Analyse, Herrschaft, Kirche, Religion, Politik, imperial, Zeitalter
Arbeit zitieren
Magnus Roth (Autor:in), 2015, Ist der Vatikan ein modernes Imperium? Worin besteht die Macht des Vatikans?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374097

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