Aspekte des Geschlechterverhältnisses im Simplicianischen Zyklus

Eine gender-orientierte Untersuchung


Magisterarbeit, 2011

151 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1. Zur Methode
2. Erzählperspektiven

II. Interpretation des Geschlechts
1. Namen
a. Der Name als Signal
b. Eugenia, Esther und der Kaufmann. Entlarvender Zynismus
c. Libuschka, Janco und Courasche. Scheitern, Flucht und Zwang
d. Spring-ins-Felt. Die korrosive Macht der Lächerlichkeit
e. Simplicius Simplicissimus. Schande über die Mutter
f. Rick su mir mein Hertz! Der Kosename als Entpersönlichung
g. Margretha – Gred – Secret. Eine verräterische Verwechslung
h. Schimpfnamen
2. Die Frau, der unvollkommene Mann
3. Kleidung und Gender
4. Kosmetik, Hygiene und Körperpflege
5. „ mit der Hand in Schlitz“. Der Sexus entscheidet
6. Hermaphroditen

III. Frauentypen
1. Die Adlige
a. Bildung
b. Tätigkeiten
2. Die Bürgerliche
a. Bildung
b. Tätigkeiten
3. Bäuerinnen und Mägde
4. Die Dirne
5. Die Soldatenfrau

IV. Frauenrollen
1. Das Objekt der Begierde
2. Die Ehefrau
a. Ehefrauen und ihre Männer
b. Courasche als Ehefrau
3. Mutter und Kind
4. Die Hexe

V. Erotik und Sexualität
1. Erotik im Simplicianischen Zyklus ?
2. Die Rede von der Sexualität
a. Sexualität als Erzähltopos
b. Sexualität als Figurenrede
3. Gelebte Sexualität
a. Voreheliche Sexualität. Der Kampf um das Kränzlein
b. Sexualität in der Ehe
c. Der Ehebruch
d. Sexualität und Gewalt

VI. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Zitierweise

I. Einleitung

So groß ist die Strahlkraft der Namen Simplicissimus und Courasche, dass andere Figuren, die das Werk Grimmelshausens bevölkern, daneben blass geblieben sind. Wer kennt schon den namenlosen Kaufmann, dem ein fahrende [r] Schueler [1] ein Vogelnest verschafft, dessen Besitz den Träger unsichtbar macht[2], wer die Leyerin, deren Geldgier sie schließlich auf den Scheiterhaufen bringt[3], von den vielen anderen, Bürgern, Bauern, Landfrauen, Mägden, Offizieren, marodierenden Soldaten und Huren zu schweigen? Und doch nehmen all diese Gestalten einen wichtigen Platz im Simplicianischen Zyklus[4] ein, lassen ihn zu einem bunten Reigen werden. Welcher Tanz aber wird hier getanzt? Um dieser Frage nachzugehen, lohnt es sich, das Verhältnis der verschiedenen Figuren zueinander unter dem Gesichtspunkt des Geschlechterverhältnisses zu untersuchen. Denn wie ein roter Faden zieht sich dieser Topos durch die Romane und Episoden des Simplicianischen Zyklus. Und das ist kein Zufall. Die frühe Neuzeit stand, auch in Deutschland, fortfahrend unter dem Einfluss der in der Renaissance entbrannten „Querelle des femmes“[5], einer Auseinandersetzung von oft großer Schärfe. So hielt man es noch am Ende des 16. Jahrhunderts für erforderlich, die Behauptung „ mulieres homines non esse “ wissenschaftlich zu widerlegen.[6] Die unter dem Titel „ Disputatio nova[7] abgehandelte These war zwar ursprünglich satirisch gemeint.

Doch das zwischen Erheiterung und Entrüstung schwankende öffentliche Echo war so, dass die römische Kirche das Werk 1647 auf den Index setzte, als es auf Italienisch erschien.[8]

Der akademische Streit um die Stellung der Frauen, in welchem diese durchaus Vertreter ihrer Sache, und zwar auch solche männlichen Geschlechts, fanden[9], bildet den breiten Fächer der unterschiedlichen Aspekte des Geschlechterverhältnisses allerdings nur unvollkommen ab. Bedürfte es für diesen Befund eines Belegs, könnte er überzeugender nicht geliefert werden als durch den Kosmos des Simplicianischen Zyklus.

Die Forschungsliteratur hat Figuren im Werk Grimmelshausens, auch auβerhalb des Simplicianischen Zyklus, unter den verschiedensten Gesichtspunkten immer wieder behandelt[10]. Doch kam es bislang anscheinend nicht zu einer umfassenden Würdigung des Geschlechterverhältnisses des dort agierenden Personals. Der Versuch, eine solche Würdigung für den Simplicianischen Zyklus zu unternehmen, steht zunächst vor der Frage nach der anzuwendenden Methode.

1. Zur Methode

Es ist heute wohl unbestritten, dass eine Untersuchung des Geschlechterverhältnisses sich nicht damit begnügen kann, dieses Verhältnis auf seine biologischen Bedingungen zu reduzieren.

Das Bemühen richtet sich vielmehr darauf, die geschichtlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Diskurse zu ermitteln, die das Verhältnis, genauer die Verhältnisse, der Geschlechter, teils performativ, erzeugen, sie regeln und beschreiben.[11] Unnötig zu sagen, dass die Analyse der das eine Geschlecht betreffenden Diskurse nicht plastisch wird ohne die, welche das andere Geschlecht betreffen.[12] Ein solch gender-orientierter und gleichwohl literaturwissenschaftlich verankerter Ansatz will vor allem ergründen, wie kulturelle Entwürfe von Weiblichkeit oder Männlichkeit in der Literatur konstituiert, stabilisiert und revidiert werden.[13] Er geht davon aus, dass „die erzählerische Vermittlung ein historisch relevanter Indikator weiblicher (und männlicher) Wirklichkeitserfahrung ist […] und der Wirklichkeitsbezug von Literatur nicht ausgeblendet werden darf“.[14] Eine Analyse der Geschlechterdifferenz, die sich auf „narrative Verfahren, symbolische Bedeutungszuschreibungen und literarische Zeichensysteme“[15] zu beschränken versuchte, würde diesem Anspruch nicht gerecht. Dass narratologische Aspekte, wenn sie für die gender-orientierte Untersuchung nutzbar gemacht werden können, einzubeziehen sind, dürfte sich von selbst verstehen.

Es liegt auf der Hand, dass der literarische Diskurs immer wieder auf außerliterarische Diskurse zurückgreift, wie umgekehrt diese den literarischen Diskurs befruchten. Die Überlegung, dass vom Autor Erlebtes zum Verständnis dieses Verhältnisses herangezogen werden könnte, scheint sich aufzudrängen. Doch führt sie ebenso in die Irre wie eine Analyse der Autorintention.[16]

Denn unabhängig davon, dass Vorstellungen, beim Simplicissimus Teutsch handle es sich um eine Autobiographie des Verfassers, als überholt gelten müssen[17], ist weder die Suche nach mimetischer Übereinstimmung zwischen Text und Lebenswirklichkeit im Sinne eines tatsächlich stattgehabten Geschehens[18] noch die Vorstellungswelt Grimmelshausens[19] Gegenstand der Untersuchung. Der Mimesis als Prüfstein verweigert sich der Simplicianische Zyklus im Übrigen schon aufgrund seiner über weite Strecken von Pikarismus und Satire geprägten Diskursstruktur.

Methodisch bietet es sich stattdessen an, die Korrelation des literarischen Diskurses zu außerliterarischen Diskursen wie etwa der Definition des Geschlechts, Anspruch und Wirklichkeit der Ehe sowie Theorie und Praxis der Sexualität zu untersuchen.[20] Denn, unergiebig unter dem Gesichtspunkt der Mimesis, vermag eine solche Gegenüberstellung offen oder versteckt wirkende gesellschaftliche Mechanismen sichtbar werden zu lassen.

Umgekehrt erlaubt die Untersuchung der außerliterarischen Diskurse eine Einordnung des literarischen Diskurses in einen gröβeren Zusammenhang, etwa zu der Frage, ob, wie vielfach angenommen[21], die Frauenfiguren im Simplicianischen Zyklus eine misogyne Einstellung transportieren, die über die Rezeption den gesellschaftlichen Diskurs beeinflusst. Die Auffassung von Langer, frauenfeindliche Literatur schlage nicht auf die soziale Praxis durch[22], erscheint gewagt und wird von ihm auch nicht überzeugend belegt. Ist doch schon die Würde von Frauen in Frage stellende Literatur per se soziale Praxis, von der Rezeption und ihren möglichen Folgen zu schweigen.

Bei all dem gilt es, ein grundsätzliches Missverständnis zu vermeiden. Unsere Wirklichkeit ist nicht die des 17. Jahrhunderts, und auch noch so bemühte Versuche, uns in jene ferne Wirklichkeit „hineinzuversetzen“, scheitern, wenn nicht an anderem, an der Unmöglichkeit, später erworbenes Wissen abzustreifen.[23] Es ist deshalb, gerade für eine gender-orientierte Untersuchung mit literaturwissenschaftlichem Anspruch, ebenso müßig, über die vielfache und unzweifelhaft verbürgte Benachteiligung der Frauen in der Frühen Neuzeit zu lamentieren, wie es problematisch erscheint, den weiblichen Figuren emanzipatorisches Bewusstsein zu unterstellen.[24] Die Aufgabe besteht vielmehr darin, das Spiel der literarischen und außerliterarischen Diskurse zu erfassen, um auf diese Weise das sich in diesen widerspiegelnde, spannungsreiche Verhältnis der Geschlechter einer geschichtlichen Epoche zu entschlüsseln.[25]

2. Erzählperspektiven

Die Erzählinstanzen des Simplicianischen Zyklus sind Männer, mit einer Ausnahme: Courasche erzählt, ja diktiert ihre Geschichte einem Mann.[26] Der Umstand, dass eine Frau, die dank ihrer sorgfältigen Erziehung[27] durchaus imstande wäre, ihre Lebensgeschichte selbst zu Papier zu bringen, sich eines Sekretärs bedient, mag zunächst als Ausdruck ihres überlegenen, die Inferiorität des weiblichen Geschlechts überspielenden Rangs erscheinen. Und doch steht diese Überlegenheit auf schwachen Füßen. Denn wenn Philarchus Grossus sie wo nicht gar vor die Koenigin: doch wenigst vor eine vornehme Fuerstin aller anderer Zigeunerinnen halten must [28], bleibt sie doch Zigeunerin und, schlimmer noch, ein Ebenbild der Dame von Babylon [29]. Über einen weiteren, entscheidenden Punkt, zu dem der Text beredtes Schweigen wahrt, gibt das Vorblatt zur Lebenserzählung unbefangen Auskunft: Als Autor des Textes firmiert in Kapitalen PHILARCHUS GROSSUS [30]. Klarer lässt sich die geschlechtsbedingte Ambiguität der Erzählperspektiven schwerlich zum Ausdruck bringen. Mochte Courasche dem Autori in die Feder dictirt [31] haben, einem Schreiber, den einzuschüchtern für ein Cammer Kaetzgen ein Leichtes ist.[32] Selbst als Autorin an die Öffentlichkeit zu treten, hatte sie gewiss keine Aussicht.[33] Es deutet sich schon hier, bei der Betrachtung der Erzählperspektiven, eine Doppelbödigkeit im Verhältnis zwischen den Geschlechtern an, der in den Texten im Einzelnen nachzugehen sein wird.

Die Korrelation zwischen dem literarischen Diskurs des Simplicianischen Zyklus, der Frauen, von der Courasche abgesehen, die Darstellungsmacht über sich selbst nimmt, und dem auβerliterarischen Diskurs ist eine doppelt männliche.

Denn Frauen sind auch an Letzterem nur ausnahmsweise beteiligt und finden noch seltener Gehör.[34] Frauen dienen als Orte und Gelegenheit für Meinungsbildung und –austausch das Wasch- und Backhaus, das „Kindelbier“ nach der Geburt eines Kindes oder die „Weiberfasnacht“.[35] Dass der Simplicianische Zyklus als eine von einem Mann verfasste Literatur sich deshalb auf eine bloße „männliche Spiegelung und Spekulation“ reduziert, „Überbleibsel oder Ausfälle eines Spiegels, der vom (männlichen) Subjekt besetzt wird, um sich darin zu reflektieren, sich selbst zu verdoppeln“[36], wird man trotzdem bezweifeln dürfen. Das hinter den Texten stehende Bewusstsein des Autors Grimmelshausen lässt sich mit der literarisch konstruierten Sinnenwelt nicht ineins setzen.[37] Der Eigensinn des literarischen Diskurses steht für sich. Seine Autonomie trotzt selbst der Intention des Verfassers. Deshalb ist nicht, was dieser meint, sondern was der Text sagt, Gegenstand der Untersuchung.[38]

Erst recht verweigert sich der Eigensinn der Texte befremdlichen Weltdeutungen, die auf der Grundlage marxistisch aufgeladener Psychoanalyse die Bipolarität der Geschlechter zu dekonstruieren suchen.[39]

Die mannigfachen Spiegelungen der cross-gendered narrative, wie sie sich exemplarisch im Verhältnis zwischen dem Verfasser Grimmelshausen, Simplicissimus, Springinsfeld, dem teils extradiegetisch, teils homodiegetisch auftretenden Sekretär Philarchus Grossus und der ihre Lebensgeschichte diktierenden Courasche sowie zahlreichen anderen Figuren wiederfinden, setzen die Existenz von Geschlechtern, die sich auch als solche verstehen, zwingend voraus. Dass die Geschlechtsidentität durch handelnde Figuren problematisiert wird, zuvörderst durch die mit ihrer Weiblichkeit hadernde und diese doch immer wieder instrumentalisierende Courasche, aber auch durch den sich in eine Weiberrolle flüchtenden Simplicissimus[40] oder die das wahre Geschlecht des angeblichen Messias verbergenden Juden[41], ändert daran nichts. Nicht zuletzt beglaubigt der außerliterarische Diskurs der frühen Neuzeidie Bipolarität des Geschlechterverhältnisses, wie sie im Simplicianischen Zyklus angelegt ist.[42]

Die gender-orientierte Untersuchung der Figuren des Simplicianischen Zyklus arbeitet unter verschiedenen Blickwinkeln, um unterschiedliche Facetten ihrer Gegenstände sichtbar zu machen. Besonders deutlich wird dies beim fast allgegenwärtigen Thema der Sexualität. Courasche etwa ist Jungfrau, Geliebte, Ehefrau, Witwe und Prostituierte. Ist ihr Verhältnis zur Sexualität in all diesen Erscheinungsformen dasselbe? Simplicius, Springinsfeld, der Kaufmann und andere männliche Figuren scheinen gleichermaßen von ihrer Sexualität beherrscht. Lassen sich dennoch Unterschiede feststellen? Der Versuch, dies herauszufinden, macht es reizvoll, aber auch notwendig, ein und denselben Gegenstand von unterschiedlichen Seiten her zu beleuchten.

II. Interpretation des Geschlechts

1. Namen

a. Der Name als Signal

Benennen ist ein Sprechakt, der die Welt gestaltet. Für Namen gilt dies in besonderer Weise, wie die Onomastik lehrt.[43] Der Simplicianische Zyklus macht da nicht nur keine Ausnahme. Vielmehr finden sich in ihm mehrere Fälle von exemplarischer Deutlichkeit. Sie zeigen das Wirkungspotenzial der Namensgebung auch und gerade im Geschlechterverhältnis.

Zunächst allerdings ergibt sich ein merkwürdiger Befund. Ob und welche Namen die Figuren tragen, scheint keiner Regel zu folgen. Viele der Figuren, die den Zyklus bevölkern, haben gar keine Namen. Und das gilt durchaus nicht nur für die zahllosen Aktanten, die fast ebenso schnell wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Als ein Beispiel für diese mag eine Episode im Ersten Teil des Wunderbarlichen Vogelnests stehen.[44] Dort antwortet die Tochter der Schlossfrau wolstaendig genug auf die Unsinnigkeiten [45] des schwadronierenden Junkers. Einen Namen trägt weder sie noch die krampfhaft um Verheiratung der Tochter bemühte Mutter, während der für das Geschehen keineswegs bedeutendere Junker als Herr von Drfftgkt vorgestellt wird.[46] Umgekehrt ist der Kaufmann Ich-Erzähler und Hauptperson des Zweiten Teils des Wunderbarlichen Vogelnests. Doch bleibt, ungeachtet seiner zentralen Bedeutung für den Text, der Name im Dunkeln. Anders wiederum seine nicht einmal im Geschehen auftauchende Tochter, die auf den angesichts der Umstände hämisch sprechenden Namen Eugenia [47] getauft wird.

Die Reihe ließe sich noch lange fortsetzen. Andere Figuren hingegen werden unabhängig von ihrer Relevanz für das Geschehen nach ihrer familiären Stellung, so der Knan und die Meueder [48], ihrem militärischen Rang wie alle Ehemänner der Courasche[49], oder ihrem Beruf wie die Leyerin [50], der Hellebardirer [51], der Zimmermann [52], der Schuster [53], die Baeurin [54] oder die schoene Koechin [55] benannt. Ehefrauen tragen, mit Ausnahme der Courasche, niemals Namen.[56] Die Beliebigkeit, mit der Namen gegeben oder nicht gegeben werden, ist allerdings eine scheinbare. Im Simplicianischen Zyklus steht der Name weder für eine Person, noch ist er Indikator für eine tragende Bedeutung der Figur im Geschehen. Vielmehr steht er als ein Signal für die Rollen- oder Funktionszuweisung im literarischen Diskurs.

b. Eugenia, Esther und der Kaufmann. Entlarvender Zynismus.

Das zeigt sich besonders deutlich im Fall der bereits erwähnten Eugenia. Man erfährt nur ihren Namen, nichts über ihre Person, über ihr weiteres Leben beiläufig, dass sie bey nahe Koeniglich verpflegt und aufferzogen werd [57]. Doch ihr Name steht, wie schon angedeutet, für einen abgründigen Zynismus, der die Hintergründe ihrer Zeugung, die gekaufte Scheinvaterschaft des Eraßmus in dem gespielt ahnungslosen nicht weiss ich des namenlosen Kaufmanns zur Quisquilie umzudeuten versucht und damit das Mädchen ebenso wie dessen Mutter klammheimlich der Lächerlichkeit preisgibt.[58]

Dazu passt, dass Esther[59], die betrogene Mutter Eugenias, nach einer Figur benannt ist, die für „die Erhöhung der Demut und den Sturz des Hochmuts“[60] steht. Es ist wahr, Esther gefällt sich in ihrer scheinbaren Auserwähltheit, und die Strafe ist eine schlimme. Doch wiegt ihre Schwäche nicht bedeutend leichter als deren planvolle Ausnutzung durch den Kaufmann? Eine Strafe droht diesem weder für die Entehrung Esthers noch für die wiederholten Untaten, die er im Haus ihres Vaters begeht. Die Namen entlarven also an dieser Stelle im literarischen Diskurs ein Geschlechterverhältnis, das von Verachtung und Diskriminierung der Frauen geprägt ist. Doch ist damit nicht alles gesagt. Denn dem misogynen Gestus steht die unausgesprochene Verurteilung des Kaufmanns gegenüber. Allerdings richtet ihn nicht eine erzählende Instanz, er selbst entlarvt sich ohne Schonung. Ihn, der sich und andere ohne Unterlass belügt, nicht die eher zu bemitleidende Esther, trifft deshalb das moralische Verdikt des Lesers. Der Kaufmann, darauf wurde schon hingewiesen, ist namenlos. Die Anonymität verweist die Figur jedoch nicht etwa in die Bedeutungslosigkeit. Das Gegenteil ist der Fall. Der Kaufmann steht paradigmatisch für den seine sexuelle Triebhaftigkeit bis zu Allmachtsphantasien steigernden und diese skrupellos verwirklichenden Mann. Das Ausrufezeichen des Textes erweist sich als trügerisch und verwandelt sich für den Leser in ein großes Fragezeichen. Der vordergründig frauenfeindliche und scheinbar affirmative literarische Diskurs wird so im außerliterarischen Diskurs der Rezeption subversiv transformiert.

Zeigen Eugenia, Esther und der anonyme Kaufmann vor allem das durch die Erzählinstanz des Textes aktivierte Wirkungspotenzial der Namensgebung, sind es in anderen Fällen die Figuren selbst, welche durch Benennung dritter Figuren das Verhältnis der Geschlechter im literarischen Diskurs gestalten. Eindringlich zeigt sich dies am Beispiel der Courasche und des Springinsfeld.

c. Libuschka, Janco und Courasche. Scheitern, Flucht und Zwang.

Bevor Courasche von den Stürmen des Krieges davongetragen wird, ist sie die Jungfrau Lebuschka [61], und mit diesem, von den Eltern gegebenen Namen beschließt sie auch ihren Lauf im Simplicianischen Zyklus[62]. Doch bezeichnet der Name Lebuschka nicht nur Ausgangs- und Endpunkt einer ebenso unglücklichen wie skandalösen Karriere. Als Mädchenname ist er zugleich Programm. Denn Libuschka oder Libussa geht zurück auf die Chronica Boemorum des Cosmas von Prag (1045-1125).[63] Die Chronik[64] beschreibt die Königstochter Libussa als klug, enthaltsam und gerecht. Sie erteilt weise Ratschläge und führt die Geschäfte der Männer mit groβem Geschick. Libussas einzigen Fehler sieht der Chronist darin, dass sie eine Wahrsagerin ist. In dieser Sagengestalt findet sich das Potenzial des jungen Mädchens vorgezeichnet, das, zu Bragoditz zaertlich genug auferzogen und zur Schule gehalten [65], alle Aussichten zu haben scheint, eine tüchtige, allseits respektierte Frau zu werden. Doch kann sich diese Blüte nicht entfalten. Die Libuschka, der Tromerheim begegnet, hat zwar ihren Namen nunmehr selbst gewählt: […] Frau Libuschka / dann also nennete sich meine Zigeunerin [66] , berichtet von Tromerheim. Auch die Geschäfte der Männer führt sie, denn sie hat bei den Zigeunern alles zu commandirn [67], stellt die ordre und theilet das Lumpen-Gesindel in unterschiedliche Troppen aus. [68] Aber aus der Wahrsagerin ist eine Blut Hex [69] geworden. Ein wüstes Leben liegt hinter ihr, und Besserung ist nicht in Sicht. Weibliche Klugheit und guter Wille, wie sie der Name Libuschka signalisierte, wurden an einer von Männern dominierten Welt zuschanden.

Janco nennt Libuschka sich selbst, nachdem sie in die Hände der Kaeiserlichen Voelcker gefallen ist.[70]

Eine Namenswahl in Freiheit ist das nicht. Namen und Geschlecht muss sie wechseln.

Denn, sagt die Kostfrau, wann ihr eine Jungfrau bleiben wolt / so muest ihr euch scheeren lassen / und Manns-Kleider anlegen [71]. Es bleibt keine andere Wahl: Die Weibsbilder werden genothzuechtiget. [72] Die Jungfrau Libuschka wäre der Soldateska schutzlos preisgegeben, als Reiterjunge Janco wird sie zum sexuellen Neutrum. Der Name wird zum Schutzraum vor männlicher Agression.

Der Flucht in den Männernamen folgt die aufgezwungene Benennung. Und wieder ist der Ausgangspunkt männliche Angriffslust. Eine Rauferei unter Reiterbuben zwingt Courasche zu einem folgenschweren Geständnis. Nach der Courage [73] habe ihr Gegentheil [74] gegriffen, erklärt sie ihrem Herrn, dem Rittmeister, ihr rüdes Verhalten. Dieser zeigt sich amüsiert, dass sie mit einen neuen Nahmen viel Farben beschrieben hatte, die ihr Schild und Helm führte.[75] Courasches weiblichem Schamgefühl, das das verborgene Körperteil[76] nicht so grob nennen [77] will, begegnet er mit entehrendem Spott, indem er sie nicht mehr Janco / auch nicht Libuschka sondern Courage nannte. [78]

Der Name, den der Rittmeister ihr aufzwingt und den sie nicht mehr loswird[79], reduziert die junge Frau auf ihre genitale Funktion, mögen andere auch glauben und mag sie selber später auch vorgeben[80], er sei ihrer sonderbaren Resolution und unvergleichlichen Courage [81] geschuldet.[82]

Die Namen der Courasche signalisieren also in allen Fällen eine unheilvolle Rolle der Männer. Diese sind die Ursachen für Flucht (Janco), Zwang (Courasche) und Scheitern (Libuschka).

d. Spring-ins-Felt. Die korrosive Macht der Lächerlichkeit.

In einem ganz anderen Licht stellt sich der Name Springinsfeld dar. Springinsfelds Taufname bleibt, anders als bei Libuschka / Courasche, ungenannt. Ein Muβquetierer [83] ist er, Galan [84] und Courtisan [85], kurz ein verliebter Niemand, der kaum das Wort an seine Angebetete zu richten wagt.[86] Springinsfeld ist ein sprechender Name, und was aus ihm spricht, ist Herablassung und Verachtung der Namensgeberin. Noch bevor es überhaupt zu einem Gespräch zwischen beiden gekommen ist, empfindet Courasche […] die Verachtung so groβ / als das Mitleiden [87]. Und die Umstände, welche Springinsfeld schlieβlich seinen Namen bescheren, sind gleichermaβen bizarr wie demütigend. In dem sieben Puncten [88] umfassenden Kontrakt, den Courasche mit ihrem Galanen schlieβt, lautet der siebte (und damit sowohl von der Zahlensymbolik wie von der Positionierung deutlich hervorgehobene) Punkt:

Damit er auch solcher Schuldigkeit sich allezeit erinnern moege / sollte er zum sibenden gedulten / dass ich ihn mit einem sonderbahren Namen nennete / welcher Nahm aus den ersten Woertern des Befehls genommen werden sollte / wormit ich ihn das erste mahl etwas zu thun heissen wuerde.[89]

Dieser erste Befehl lautet Spring-ins-felt [90] und soll Courasche ein ungestörtes Schäferstündchen mit einem Herrn Fendrich [91] ermöglichen. Der Anlass der Namensgebung durch Courasche setzt dem Kontrakt ein frech-ironisches Glanzlicht auf, und benennt, gleichsam grinsend, was das Vertragswerk nüchtern stipuliert: die vollständige Unterordnung, ja Unterwerfung des Mannes.

Dass hierdurch die Vorstellungs- und Wertewelt der auβerliterarischen Diskurse auf den Kopf gestellt werden, ist offensichtlich. Weder Gesetz noch Sitte, weder Religion noch Wissenschaft, gestehen der Frau die Herrschaft über den Mann zu. Doch fragt der literarische Diskurs hier nicht, was die Frau im Verhältnis zum Mann darf. Die Frage lautet, was sie kann. Die Antwort gibt der Name Spring-ins-Felt. Das im literarischen Diskurs entfaltete Potenzial einer Frau, im Fall der Courasche fühlt man sich versucht, von Potenz zu sprechen, löst den Allmachtsanspruch der Männer in Lächerlichkeit auf.

e. Simplicius Simplicissimus. Schande über die Mutter.

Bub [92] ruft der Knan den späteren Simplicius auf der Schafweide. Diese Benennung weist nur aus, dass der Träger kein Maegdlein [93] ist. Einen Namen erfährt man zunächst nicht.[94] Doch ist zu diesem Zeitpunkt zum Signalement eines Bauernbuben, dessen Unwissenheit ihm ebenso wenig bewusst wird wie seiner Umgebung, auch mehr nicht nötig.

Erst im Discurs [95] mit dem Einsiedel[96] werden Unwissenheit und Unerfahrenheit des Knaben für die Auβenwelt[97] sichtbar und, Ausweis höherer Bildung des Einsiedel, von jenem in lateinischer Sprache zum Namen erhoben.[98] Eine, wenn auch nicht im grammatikalischen Sinn, Steigerung erfährt der Name bei der Musterung in der schwedischen Garnison durch den Gouverneur selbsten [99], als dieser den Knaben als Simplicius Simplicissimus in die Roll schreiben [100] lässt. All dies erscheint auf den ersten Blick zur Frage eines möglichen Zusammenhangs zwischen Namen und Geschlechterverhältnis wenig herzugeben. Und doch ist der vom Gouverneur verliehene Name verräterisch. Er spielt nicht nur auf eine äuβerst schlichte Geistesverfassung an, sondern legt offen, dass sein Träger über einen angeborenen Vaternamen nicht verfügt und folglich wie ein Hurenkind [101] zu behandeln ist. Sowohl die Unterstellung nichtehelicher Geburt wie die daraus folgende Behandlung entehren nicht allein den Träger des erfundenen Namens, sondern auch dessen zu diesem Zeitpunkt unbekannte Mutter.

Der Ehrverlust wiegt besonders schwer, denn Simplicius’ Mutter ist nicht nur, wie sich später herausstellt, eine Edelfrau [102], sondern erscheint im literarischen Diskurs zur „Marianischen Gestalt“[103] verklärt. Simplicissimus begleitet die Furcht, er mueste […] ein Banckert oder Findling seyn [104], bis amtliche Papiere seine eheliche Geburt und damit seinen wirklichen Namen verbürgen.[105] Sorge um den guten Namen scheint Simplicius sich auch im Hinblick auf seinen mit der Magd der Courasche gezeugten Sohn zu machen. So wichtig ist ihm, dass den Leuten […] kund werde / dass sein Sohn der leichtfertigen Courage Huren-Kind nicht seye [106] , dass er Tromerheim damit beauftragt, die Lebensgeschichte des Springinsfeld niederzuschreiben.[107]

Doch geht es hier wohl weniger um den ehrlichen Namen des Kindes als um Simplicius’ Distanzierung von einer Liaison, die ihm schon im Sauerbrunnen peinlich war[108] und durch Courasches Lebensbeichte gewiss nicht angenehmer geworden ist. Der mit der Magd gezeugte Bastart Simplicius [109] wird zwar von seinem Vater als Nacherbe nach dem Knan und der Meuder eingesetzt, weil keine eheliche Erben vorhanden [110] . Gleichwohl offenbart die Versagung des ehrlichen Namens die „Leichtfertigkeit“ der Mutter und macht aus dem Kind der Magd, was sein Vater nicht sein wollte, ein Hurenkind [111]. Der Name des Kindes bezeugt die Schande der Mutter. Von der Rolle des Vaters ist nicht die Rede.

f. Rick su mir mein Hertz! Der Kosename als Entpersönlichung.

Die geheimnisvolle Schöne in Paris konte nichts anders Teutsch / als Rick su mir mein Hertz! [112] Die bresthaften Sprachkenntnisse wären nicht weiter der Erwähnung wert, wenn nicht die Anrede mein Hertz für einen Namen stünde, den die Dame / so im Bett lag [113] wahrscheinlich kennt, aber nicht aussprechen möchte.

Ihre soziale Stellung, sie ist offenbar Angehörige des Hochadels, vielleicht gar die Königin, erlaubt ihr nicht die Personalisierung einer erotischen Begegnung. Selbst ihr Anblick bleibt dem nächtlichen Besucher versagt. Der Versuch, sich diesen Genuss zu verschaffen, könnte zur Folge haben, dass er nimmermehr lebendig von hinnen kompt [114]. Bereits die Umstände der Einladung in den Venus-Berg [115], eine Täuschung, garniert mit delicaten Wuerstlein / welche / […] / zimlich starck apotheckerten [116], also die Beibringung aphrodisierender Substanzen, lassen erkennen, dass Simplicius zum Objekt fremder Lust gemacht werden soll. Zur Täuschung kommt die Drohung, als plötzlich Jean und Piere […] mit einer Hellparten und Pistol in der Hand / hinder einer Tapezerey herfür [117] treten.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Anrede Rick su mir mein Hertz! nichts anderes als eine Entpersönlichung darstellt. Rick su mir steht für den Wunsch nach sinnlichem Genuss, und mein Hertz ist nicht etwa Ausdruck verbaler Zärtlichkeit, sondern die Verdinglichung des Gegenübers. Mein Hertz meint nicht den Menschen Simplicius, sondern die sexuelle Beute[118]. Beglaubigt wird dies durch eine nahezu gewaltsame Inbesitznahme des Mannes, dem die Dame vor hitziger Begierde schier die unter Lefftzen herab [119] beiβt. Und als ob noch der letzte Zweifel ausgeschlossen werden sollte, erfährt man: Meine Verehrung war 200. Pistolet.[120] Mein Hertz, gekauft von einer Frau. Auch diese Episode verweigert sich also dem auβerliterarischen Diskurs von der Überlegenheit des Mannes.

g. Margretha – Gred – Secret. Eine verräterische Verwechslung.

Der Name der Beschliesserin welche wir Gred nannten / die sonst aber Margretha hiesse [121] gibt Anlass zu einem „Missverständnis“, dessen grobianische Plumpheit nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass es die angedeutete Homophonie mit einer zeitgenössischen Bezeichnung für den Abtritt[122] ist, die zum Ausgangspunkt eines derben Scherzes nicht nur im Hinblick auf die Namensträgerin selbst, sondern in Ansehung und Gegenwart des gantzen Frauenzimmers [123] gemacht wird. Indem der Sturm des Zechbruders zum vermeintlichen Secret [124] dem Waffengang eines Ritters im Turnier verglichen wird[125], mutiert der Phallus zur eingelegte [n] Lantzen [126] und erhebt die Entgleisung satirisch zur, wenn auch verzweifelten, Heldentat. Hingegen wäre eine Szene, in der eine Frau, sei sie auch noch so sehr vom Harndrang geplagt, einen Männern vorbehaltenen Raum mit dem Ausbruch ihres strengen Wasserflusses [127] gleichsam überflutete, im literarischen Diskurs des Simplicianischen Zyklus schwerlich denkbar.

Stattdessen wird der unsichtbare Hellebardier Zeuge, wie die Köchin, nachdem sie in die Kell oder Wasserschapff gebruenzelt und selbige ungeschwangt (nachdem sie ihr Wasser ueber dem Wasserstein abgeschuettet) wieder in das Wasser-Gefaeß [128] eintaucht. An die Stelle der misogynen Heldentat tritt die ebenso herabsetzende Denunziation. In einer Episode, in welcher eine Bäuerin den für den Markt bestimmten Käse artlich mit warmem Wasser [129] benetzt, folgt sogar eine körperliche Züchtigung auf dem Fuße. Der Hellebardier, der den Vorgang beobachtet hat, richtet ihr mit kleinen Brenn Nesseln […] Ars und Schenckel dermassen zu [130], dass sie lange daran denken wird.

Der Kaufmann sieht als unsichtbarer Zeuge die Köchin mit einer Hand / man kann wol erachten / an was vor ein Ort / den Floehen nachfahren […] und hernach mit ungewaschenen Haenden die so rohe als gekochte Speisen herumb sudelen [131]. An die Stelle einer Bestrafung tritt hier hämisches Verständnis: Es war halt in der Hitz des Augustmonats / in welcher diß Unziefer jederman (geschweige deß Weiblichen Geschlechts) plaget [132] . Schreibt der literarische Diskurs fäkale Übergriffe hingegen Männern zu, sind sie es, die zu triumphieren scheinen, wie bei der bereits erwähnten[133], abstoßenden Bestrafungsaktion des Kaufmanns gegenüber seiner untreuen Ehefrau.

Mit dem gesellschaftlichen Diskurs der Epoche darf man diese grobianischen Verzerrungen nicht verwechseln. Schließlich hatten im 17. Jahrhundert Vorstellungen von Anstand und Hygiene bereits ein distanzierteres Verhältnis zu störenden Manifestationen der Körperlichkeit zu entwickeln begonnen.[134] Auch im Simplicianischen Zyklus klingt die Verfeinerung der Sitten an, wenn etwa Frauen den Männern nach dem offiziellen Teil eines Gelages nicht einmal Gesellschaft leisten dürfen, weil, wie es gewiss nicht ohne Grund heißt, ihnen mitzugehen die Gewohnheit verbotte [135] .

Der Erwähnung wert erscheint schließlich der Umstand, dass dem von dem Zechbruder gesuchten Ort der Erleichterung durch die im zeitgenössisch außerliterarischen Gebrauch eher unübliche Bezeichnung[136] als Secret gröβere Diskretion widerfährt als der Trägerin des Namens Gred. Denn Secret konnotiert auch im Deutschen mit „Geheimnis“.[137] Was also dem Anstand zufolge, auf dessen versehentlicher, aber nichtsdesto weniger gröblichen Missachtung der Effekt der Episode beruht, im die krude Wirklichkeit verhüllenden Geheimen zu geschehen hätte, wird hier zum Gegenstand öffentlicher Belustigung – auf Kosten von Gred und aller anwesenden Frauen.

Auch hier drängt sich jedoch, wie schon beim Vater der kleinen Eugenia, die Frage auf, ob hinter dem vordergründig misogynen Diskurs sich nicht eine Kritik am rohen Verhalten der Männer verbirgt. Der Text zumindest verschließt sich dieser Frage nicht: Was nun beyde Theil gedacht / […] / mag jeder bey sich selbst erachten.[138]

h. Schimpfnamen

Schimpfnamen sind, im Allgemeinen, nicht Namen im eigentlichen Sinn. Doch sind die Grenzen fließend, wie die Namen Courasche und Springinsfeld zeigen. Gleichwohl sind Schimpfnamen Benennungen der Person. Oft sind es Invektiven, welche den Angesprochenen bestimmte Eigenschaften zu- oder absprechen und sie dadurch herabsetzen und ausgrenzen. Der Gebrauch von Schimpfnamen im Simplicianischen Zyklus macht hiervon keine Ausnahme.

Die Schimpfnamen lassen sich hier in zwei große Gruppen nach dem Kreis der Benutzer einerseits und dem der Adressaten andererseits, unterscheiden. Dabei fällt zunächst auf, dass es im Simplicianischen Zyklus in aller Regel Frauen sind, die Männer beschimpfen und umgekehrt. Die Benutzung von Schimpfnamen für Geschlechtsgenossen oder –genossinnen bildet dagegen die Ausnahme.[139]

Unabhängig vom jeweiligen Anlass ist festzustellen, dass von Männern auf Frauen gemünzte Schimpfnamen im Simplicianischen Zyklus bedeutend häufiger vorkommen als solche in umgekehrter Richtung. Einen Sonderfall stellt die hypothetische Benutzung von Schimpfnamen dar, wie Courasche sie in ihrem Vorbericht [140] den Angesprochenen unterstellt. Von Männern, nicht nur hypothetisch, mit Schimpfnamen belegt wird im Simplicianischen Zyklus vor allem Courasche.

Sie begegnet immer wieder als Vettel, sei es als schlichte Vettel [141], als alte oder arge Vettel [142], aber auch als Schand-Vettel [143]. Auch die Leyerin wird von Springinsfeld mit diesem Schimpfnamen belegt.[144]

Im zeitgenössischen Diskurs wird unter Vettel ein alt weyb [145], im neueren Sprachgebrauch eine „hässliche, bösartige Frau“[146] verstanden. Doch gibt es auch eine pejorativ sexuell konnotierte Deutung, welche die Bezeichnung als Vettel mit Unzucht und mit einer alte [n] unzüchtige [n], oder unzüchtig gewesene [n] Person [147], selbst mit foz [148] in Verbindung bringt. Letzteres wird durch die angenommene Verbindung der „Vettel“ mit Hexerei gestützt, bei der die unzucht an erster stelle steht.[149] Es passt daher ins Bild, wenn Courasche sich immer wieder als Hex [150], Blut Hex [151] und Unholde [152] verunglimpft sieht.

Sexuell eingefärbt ist auch die Beschimpfung als Hur. Sie erscheint, da allgegenwärtig, trotz der darin enthaltenen schweren Herabsetzung im Simplicianischen Zyklus als kleine Münze im Katalog der Schimpfnamen. Der General Auditor belegt die Mutter des sich tölpelhaft aufführenden Simplicius mit dieser Bezeichnung.[153]

Der Rittmeister, als er sich von der vermeintlichen Jungfrau Simplicius betrogen glaubt, beschimpft diesen als Blut-Hur [154]. Und der in scheinbarem Zorn rasende Obrist Leutenant nennt seine Tochter Vettel und Hur [155], als er sie mit Simplicius im Bett „überrascht“. Auch der Kaufmann schilt seine Frau eine Ehebrecherische Hur [156] . Von anderer Qualität ist allerdings die Beschimpfung Courages durch Tromerheim[157] als Dame von Babylon [158], ist diese doch die von der Bibel ausgewiesene Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden [159] .

Im Zweiten Teil des Vogelnests spricht der Kaufmann von meinem Weib, dem elenden Werckzeug [160] und spielt damit auf eine Verbindung zum Teufel an.

Ein Wegelagerer nennt Courasche gar einen Teuffel [161] . Zum Rabenaas oder Rabenaaß, seit dem 17. Jahrhundert ein gängiges Schimpfwort, vor allem für Frauen[162], werden Courage[163], die Frau des Kaufmanns[164] und die Leyerin[165]. Für Springinsfeld ist Courasche Teuffelsvihe und Bestia [166], für den Kaufmann seine Frau das boshafftige Thier [167]. Vergleichsweise milde, weil nur auf Verstandeskraft oder Aussehen zielend, muten vor diesem Hintergrund Beschimpfungen wie alte Schell [168], alte Schachtel [169] oder arme Troepffin [170] an.

Von all diesen Herabsetzungen geht die Beschimpfung als Hexe über die bloße Invektive hinaus, enthält sie doch eine Anschuldigung, welche die Angesprochene nicht nur in Verbindung mit dem Teufel, sondern auch in gefährliche Nähe zu kirchlicher und weltlicher Verfolgung bringt. Hierzu soll unter dem Stichwort „Frauenrollen“ später noch ausführlicher die Rede sein.

An dieser Stelle mag die Erwähnung genügen, dass im Simplicianischen Zyklus immer wieder Frauen als Hexen beschimpft werden, während Männer sich von seiten der Frauen der entsprechenden Bezeichnung als Hexer oder Hexenmeister nicht ausgesetzt sehen.

Wenn Männer im Simplicianischen Zyklus auch bedeutend häufiger Frauen beschimpfen als umgekehrt, sind diese doch auch nicht auf den Mund gefallen. Eine wahre Beschimpfungskanonade bricht über den ahnungslosen Doctor herein, den die untreue Frau des Kaufmanns für die Übeltaten verantwortlich macht, die nicht jener, sondern ihr Mann begangen hat: […] du garstige unflaetige Sau / […] / Du verschissener Lotterbub und Teuffels-Cloac / […] / […] du Dreck-Wangst […] / […] du garstig Scheiß-Hauß […] und Sau-Ruessel [171] ist die längste Aneinanderreihung von Schimpfnamen, die sich im Simplicianischen Zyklus findet.

Die Leyerin heißt ihren Ehemann Springinsfeld albere alte Hundsfut [172] und alter Hosenscheisser [173]. Vergleichsweise milde geht es bei Courasche zu, die Männer als rammelnde Hengste und dergleichen Hengste [174] verwünscht und einen Wegelagerer als einen Schelmen einen Ehrendieb [175] ausschreit.

Doch ist es nicht der weitaus seltenere Gebrauch von Beschimpfungen durch Frauen, der diesen Diskurs von dem der Männer vor allem unterscheidet. Es lohnt sich, einen Blick auf die Gründe zu werfen, welche die Figuren dazu bringen, sich gegenseitig zu beschimpfen. Die Frau des Kaufmanns erfährt bei ihrem versuchten Ehebruch eine im höchsten Maße entwürdigende und traumatisierende Behandlung durch ihren Ehemann.[176] Ihr Ausbruch gegenüber dem Doctor ist der Aufschrei einer zutiefst in ihrer Person und Würde Verletzten, verzweifelter Ausdruck der Empörung und der Hilflosigkeit gleichermaßen. Courasche beschimpft Männer, die sie brutal missbraucht haben oder ihr nach dem Leben trachten.[177]

Die Leyerin allerdings belegt ihren Mann mit herabsetzenden Schimpfnamen nur, weil sie dem Unmut darüber Luft verschaffen will, dass Springinsfeld sich ihren kriminellen Machenschaften verweigert.[178] Die männlichen Figuren verfügen hingegen in aller Regel nicht nur nicht über einen ausreichenden Grund für die Herabsetzung der Frauen. Vielmehr befinden sie sich fast immer im Unrecht, wenn sie die Frauen beschimpfen. Exemplarisch deutlich wird dies am Verhalten des Kaufmanns gegenüber seiner untreuen Frau. Er, der sie als eine Ehebrecherische Hur verunglimpft, schwängert während eines fortgesetzten ehebrecherischen Verhältnisses die Beschließerin seines Hauses, dabei immer drauff bedacht / wie ich den Possen / welchen ich meinem Weib auch reissen wollte / Werckstellig machen moechte [179]. Was sich bei der Untersuchung der Figurennamen bereits erwiesen hat, bestätigt sich bei den Schimpfnamen. Hinter dem vordergründig einseitig misogynen Diskurs verbirgt sich ein zweiter, der vom Rezipienten zu entschlüsseln ist. Die daraus zu ziehende moralische Bilanz sieht die Männer in der Schuld.

2. Die Frau, der unvollkommene Mann

Wenn man sich vergegenwärtigt, dass noch in der frühen Neuzeit diskutiert werden konnte, ob Frauen überhaupt Menschen seien (vgl. oben I.), erscheint die Einordnung der Frau als unvollkommener Mann[180] schon fast als Zugeständnis. Die geistigen Grundlagen für diese im 17. Jahrhundert noch durchaus gängige Vorstellung wurzelten wie so vieles andere in der Antike. Der Androzentrismus eines Aristoteles[181], für den die Frau ein unfruchtbarer Mann ist, wirkte über die Kirchenväter, die scholastische Anthropologie[182] bis Luther und weit darüber hinaus. In seiner Metaphorik etwas verwirrend und gleichwohl bezeichnend ist ein Satz aus den Ende des 4. Jahrhunderts entstandenen Apostolischen Konstitutionen:

Der wesentliche Teil der Frau ist der Mann als ihr Haupt. [183] Zwar wurden die Apostolischen Konstitutionen bereits 692 fast ausnahmslos als häretisch verworfen.[184] Doch änderte dies nichts am Fortbestand der „misogynen Lesart der sog. zweiten Schöpfungsgeschichte“, welche „die Schöpfung Evas aus der Rippe Adams als kopflose Nachgeburt“[185] und damit, ebenso wie die Apostolischen Konstitutionen, nicht nur als minderwertig, sondern als unvollständig deutete. Dabei sollte nicht übersehen werden, dass Unvollständigkeit und Minderwertigkeit keineswegs als synonym zu verstehen waren, sondern die Minderwertigkeit aus der Unvollständigkeit folgte – mit erheblichen Konsequenzen.

Die Frau als unvollkommener Mann erscheint im Simplicianischen Zyklus vor allem in Gestalt der Courasche.

Als vermeintlicher Reiterbursche gerät sie mit einem anderen Burschen in eine Rauferei, in deren Verlauf ihr das Gegentheil mit der Hand in Schlitz wischte [186]. Verständlicherweise kann der Gegner sie nicht bey demjenigen Geschirr […] erdappen / das ich doch nicht hatte.[187] Denn sie ist, wie sie an anderer Stelle beklagt bei ihrer Geburt zu kurtz kommen [188]. Gerade dies erzürnt Courasche im höchsten Maβe, denn der zwar vergebliche / doch Moerderische Griff mich viel mehr verdrosse / als wenn er nicht leer abgegangen waere. [189] Die Episode, in deren Verlauf Courasche den Gegner so zurichtete / dass er mehr einer Teuffels-Larven als einem Menschen gleich sahe [190], lehrt zweierlei: Courasche steht als Janco ihren Mann. Was ihr fehlt, und was sie schmerzlich vermisst, ist einzig das Geschirr. Doch folgt hieraus auch sogleich eine Frage: Würde Courasche, litte sie nicht unter diesem entscheidenden Mangel, zum vollkommenen Mann?

Wohl kaum, denn nicht nur wuchse mir mein Busen je laenger je groesser [191], sondern druckte mich der Schu je laenger je hefftiger [192] . Der Zielkonflikt, sich im Kampf als Mann, als Frau aber in der Liebe verwirklichen zu wollen, ist unauflösbar. Anders ausgedrückt, zur Vollkommenheit, wie Courasche sie versteht, bedürfte sie nicht, dem Dekret der Apostolischen Konstitutionen folgend, des Mannes als Haupt, sondern seines Geschirrs. Dies jedoch würde sie ihrer weiblichen Identität berauben. Treffender und eindringlicher lieβe sich das Ausgeschlossensein aus einer von Männern für Männer definierten[193] Vollkommenheit kaum darstellen.[194]

Wie essentiell das vom Kaufmann stolz als sein Banier [195] bezeichnete männliche Körperteil ist, zeigt sich auch an der das Blasphemische streifenden Episode vom falschen Messias. Dort stellt sich heraus, dass die Jüdin Esther anstatt des Messiae nur eine Schlitzgabel oder, wie ihr Vater seine Tochter später nennt, einen geschlitzten Messia [...] zur Welt [196] gebracht hat.

Lieber als das Offensichtliche zur Kenntnis zu nehmen, grübeln die Juden darüber, was Gott damit vermeynte / dass er das Mannlich Glied bey dieser Geburt verborgen.[197] Es wird gewiss, glauben sie, vielleicht allererst im dreyzehenden Jahr [198] beschnitten werden können.[199] Auch bei den Juden, so will es der literarische Diskurs des Simplicianischen Zyklus, ist der Phallus Symbol männlicher Vollkommenheit, kommt das Heil nur vom Mann.

Die zeitgenössische Medizin stützt im wissenschaftlichen Diskurs das Paradigma von der Frau als unvollkommenem Mann. Antoine Duverdier, ein französischer Arzt (1544-1600), berichtet von einem Bauernmädchen, das beim ersten Auftreten ihrer Menstruation ein bis dahin in ihrem Bauch verstecktes männliches Glied hervorstieβ.[200] Selbst der Gebärmuttervorfall wurde von Ärzten als Geschlechtsumwandlung in dem Sinn diagnostiziert, dass das weibliche Geschlecht die mangelnde männliche Vollkommenheit zu erlangen suchte.[201] „Der wissenschaftliche Diskurs als auch die Alltagsrede verbürgten sich wechselseitig und spiegelten immer wieder das gleiche Bild wider: das eines unvollendeten oder mangelhaften weiblichen Körpers.“[202] Der Bürgermeister de Rênal wird dies später in Le Rouge et le Noir in den zynischen Satz kleiden: Il y a toujours quelque chose à raccommoder à ces machines-là. [203]

3. Kleidung und Gender

In der frühen Neuzeit definiert sich „die gender-Vorstellung in der Regel über den äuβeren Habitus“[204], wobei die Kleidung neben anderen Elementen wie Haartracht, Schminke und Ähnlichem eine wichtige Rolle spielt. Der Hellebardierer kann an den zerissen daher kommenden Bauernkindern an denen umb sich habenden Lumpen nicht erkennen […] / welches Maegdlein oder Bueblein gewesen [205]. Interpretation des Geschlechts durch die Kleidung ist hier jedoch in einem weiteren Sinn zu verstehen.

Es geht um „Übergänge zwischen den Geschlechtern sowie […] mögliche Transformationen, in denen Geschlecht als Verkleidung, Simulation und Maskerade sichtbar wird als ein performativer Akt“[206].

Dabei kann es sich sowohl um die affirmative Inszenierung durch Hervorheben bestimmter geschlechtsbezogener Merkmale, etwa der Alabaster-weisse [n] Bruest [207], um bewusste Irreführung zur Verschleierung des physischen Geschlechts oder auch um die Flucht in eine andere Erscheinung handeln. Im Simplicianischen Zyklus finden sich Beispiele für all diese Varianten.

Für den General Auditor ist es einerlei, ob sich ein Gescheider in ein Narrenkleid steckt oder ein Mannsbild in ein Weiberkleid verstellt.[208] Das ist eine bemerkenswerte Gleichsetzung, denn nicht nur die Umdeutung des sozialen Geschlechts wird hier fast unverhüllt zur Narretei erklärt. Vielmehr impliziert die Analogie eine Herabsetzung der Frau, weil das Weiberkleid den Mann zum Narren macht, während der viel häufiger vorkommende umgekehrte Fall eher zu einer Aufwertung führt.[209] Das Narrenkleid hingegen hat eine gleichsam geschlechtsneutralisierende Wirkung. Simplicissimus, als ihm dreyer der allergarstigsten alten Weiber ein Kleid […] von Kalb-Fellen […] mit einem schoenen paar grosser Esels-Ohren geziert [210] übergezogen haben, sieht sich schon als zukünftigen Ochsen[211] und wird von jedermann das Kalb [212] genannt, beides „geschlechtslose“ Tiere. Von einer als Bürde empfundenen Geschlechtlichkeit befreit das, allerdings imaginäre, weisse […] Kleid der Unschuld [213], in welchem der Kaufmann biβ in mein End […] bestaendig verharren [214] möchte.

Ob ein Mann sich in Frauenkleider begibt oder umgekehrt eine Frau Männerkleider anlegt, der garderobengestützte Genderwechsel endet regelmäβig im Ungemach. Doch sind die Gründe ebenso verschieden wie die Folgen.

Simplicissimus möchte seinem Narrenkleid entfliehen und seine Narrn-Kappe [215] gegen ein altes Baurenkleid [216] eintauschen. Da ein solches nicht zuhanden ist, muss er mit einem Weiber-Kleid vor lieb nemmen [217]. Schon bei seinem ersten Auftritt zeigt sich die bedenkliche Wirkung. Denn die Verkleidung rettet ihn keineswegs auβ allen meinen Noethen [218]. Vielmehr missdeuten etliche Fouragierer, gaeile […] Buben [219], ihn als leichte Beute und nur die Rittmeisterin, welche ihn vor eine Magd [220] annimmt, kann vermöge ihrer sozialen Stellung Schutz gewähren. Doch erweist sich auch dieser als fragwürdig. Die Rittmeisterin erliegt der Täuschung durch die von einem glatten Spiegel und geraden Leib [221] beglaubigte Verkleidung des Simplicissimus ebenso wie zuvor die Fouragierer und nunmehr im eigenen Haus der Rittmeister und sein Knecht, die in gleichem Spital kranck [222] liegen. Während die Rittmeisterin ihrer vermeintlichen jungen Magd unverhüllte lesbische Avancen macht[223], begehren ihr Mann und der Knecht eyfrigst […] was ich ihnen nit leisten konte [224]. Das Weiber-Kleid als, wenn auch trügerisches, Geschlechtssignal bewirkt die vollständige Sexualisierung aller Beteiligten, von der übrigens auch Simplicissimus nicht ausgenommen ist: Rühmt er sich doch, sich der Frauen selbst mit einer schoenen Manier [225] zu verweigern, obwohl ihm das weil ich auch Fleisch und Blut hatte / in die Laeng zu ertragen schwer fallen wolte [226]. Fatal erweist sich die Verkleidung, welche Simplicissimus ohnehin viel saurer zu tragen ankam / als meine Narrn-Kapp [227], als der frustrierte Rittmeister ihn den Reutter-Jungen preiβ gibt und die vermeintliche Jungfrau deren viehischen Begierden [228] überlässt. Die Entdeckung seines wahren Geschlechts und das Erscheinen des Rumor-Meisters [229] verhüten das Schlimmste.

Während Simplicissimus, um sein Narrenkleid loszuwerden, faute de mieux mit Frauenkleidern vorlieb nehmen muss, bedeuten für Courasche Hosen und Wambst [230] zunächst ersehnte Rettung vor der Gewalt der Kaeyserlichen Voelcker [231]. Jedoch bewirkt männliche Kleidung alleine den Genderwechsel nicht. Courasche muss sich vielmehr aufs hoechste [befleiβigen] / alle meine Weibliche Sitten auszumustern / und hingegen Mannliche anzunehmen [232]. Ihr neuer Herr, ebenfalls ein Rittmeister, hätte Courasches wachsende Verliebtheit vielleicht wahrgenommen, wann ihn nur meine Kleider nicht betrogen [233]. Aber die Täuschung gelingt zunächst vollkommen. Sie würde, in umgekehrter Richtung, auch dem Rittmeister nicht schwerfallen. Denn wann er Frauenzimmer-Kleider angehabt haette / so haette ihn der Tausendste vor eine schoene Jungfrau gehalten [234] . Courasches wahres Geschlecht wird wie das des Simplicius bei einer Rauferei entdeckt[235]

Doch sind die Folgen sehr verschieden. Während Simplicius vom Rumor-Meister gefangen gesetzt und der militärischen Gerechtigkeit zugeführt wird, gerät Courasche in die Abhängigkeit ihres Offiziers, dem sie nun beydes die Stelle eines Cammerdieners und seines Eheweibs [236] versehen muss. Ein doll Kleid […] auf die neue Mode [237] vermag sie ihm abzuschmeicheln, doch tragen darf sie es nicht. Zu ihrem Geschlecht, das sie aus Furcht vor den Männern verbergen musste, darf sie sich nun auf Wunsch eines Mannes nicht bekennen. Dieser Wunsch erklärt sich vor dem Hintergrund des auβerliterarischen Diskurses. Wenn auch für den gemeinen Soldaten das Konkubinat im Feld hingenommen werden mochte, dürfte dies für Offiziere im kaiserlichen Dienst kaum gegolten haben. Bereits das Laterankonzil (1512-1517) hatte die Duldung des Konkubinats beseitigt. Das Konzil von Trient (1545-1563) erkannte in der Lehre und den Kanones über das Sakrament der Ehe nur noch die in rechtsgültiger Form eingegangene Ehe als sittlich zulässige Art der Geschlechtsbeziehung an.[238]

Eine Eheschlieβung kam für den Rittmeister, wie Courasche selbst klar sieht, nicht in Frage, denn er würde keine / die ihre Eltern nicht kennete / ehelichen.[239] Courasche hat keine Wahl. Anders als Simplicissimus bleibt sie Gefangene ihres aus der Not geborenen Genderwechsels. Ihr Geschlecht zwingt sie, sich zu fügen.

Ein besonderes Kleidungsstück, vor allem für Courasche, sind die Hosen im direkten wie im übertragenen Sinn. Als das Männlichkeit verkörpernde Kleidungsstück per se ist für Courasche die Hose, welche ihr die Kostfrau zusammen mit dem Männerwams verpasst[240], zunächst ein Tarnanzug, der ihre Weiblichkeit verbirgt. Doch nachdem sie durch die Eheschlieβung mit dem sterbenden Rittmeister ihre öffentliche Weiblichkeit zurückerlangt hat, wird die Hose zum Wunschtraum. Sogar als Hermaphrodit würde Courasche sich ausgeben, wenn sie vielleicht dardurch erlangen moechte / offentlich Hosen zu tragen / und vor einen Kerl zu passirn [241]. Dieser Weg ist ihr allerdings verbaut, denn, nicht öffentlich, hat sie so viel Kerl empfinden lassen wer ich waere, dass zu befürchten stünde, dass beydes Medici und Hebammen [sie] beschauen muesten [242], sollte sie versuchen, ihr wahres Geschlecht zu verleugnen . Hier zeigt sich erneut der bereits erwähnte, ständig schwelende Zielkonflikt, der Courasche mit ihrem Geschlecht hadern lässt. Später, als Marketenderin, trägt Courasche allzeit Hosen und meinen Rock [243]. Es ist der Rock, der, auβen getragen, ihr physisches und soziales Geschlecht unmissverständlich zu signalisieren scheint, Zeichen der Unterordnung in der von Männern definierten Gesellschaft. Doch sprechen die unter dem Rock gleichsam versteckten Hosen eine andere Sprache. Sie verraten, was der Rock zu verbergen sucht: die geheime Herrschaft über einen Mann, Springinsfeld, der nur der Form halber Courasches Geschäft vorsteht.[244] Und mehr: Das Kleidungsstück im literarischen Diskurs offenbart die Auflehnung seiner Trägerin gegen ein Kernstück der gesellschaftlichen Ordnung.

Ging es bisher um Hosen im direkten Sinn, figurieren diese an anderer Stelle nur als Codewort für die Vorherrschaft in der Ehe.

Hierauf wird in dem der Rolle der Ehefrau gewidmeten Abschnitt zurückzukommen sein. Beachtung verdient jedoch schon an dieser Stelle, dass Courasche, verliebt wie sie in ihren schönen Leutnant ist[245], niemalen in Sinn genommen / euere [des Leutants] Hosen zu praetendirn [246], und damit einerseits auf diese Hosen keinen Wert zu legen scheint, andererseits den Kampf darum, den sie nicht abwenden kann, gewinnt und zwar, zumindest in der Vorstellung des Illustrators, in Hosen.[247] Der Text enthält diese spöttische Anspielung zwar nicht. Doch bleibt auch ohne ausdrückliche Erwähnung kein Zweifel, bei welcher der beiden Parteien das Beinkleid zu finden ist. Die Didaxe der Episode liegt klar zutage: Beim Streit um die Kräftebalance in der Ehe kann auf Einsicht des Mannes nicht gerechnet werden. Durch die vom Leutnant als heimliche Zuschauer geladenen Offizierskameraden[248] gerät die Lektion zum unfreiwillig öffentlichen Lehrstück.

Bei den Verzweiflungstaten Springinsfelds gegen Courasche geht es gleichfalls um die Hosen im übertragenen Sinn. Sie erscheinen hier als Teil einer interessanten Trias. Courasche vermutet, Springinsfeld wolle ihr erstlich hinter die Hosen: zweytens hinter die Oberherrlichkeit / und letztlich hinter meines vielen Gelts […] kommen [249]. So präsentiert sich, von Courasche für ihre Bedürfnisse umgedeutet, im literarischen Diskurs paradigmatisch die gesellschaftliche Werteordnung..

Einen besonderen Kampf um die Hosen führt der letzte Ehemann der Courasche, ein Musquetirer [250]. Doch nicht etwa mit seiner Frau, für die der Tropff […] viel zu Eselhafftig und hundsklinckerisch darzu [251] war, um ihn auch nur wie hievor den Springinsfeld [252] abzurichten. Vielmehr sind der Leiche eines im winterlichen Wald verwesenden Offiziers Schenckel und Hosen wie ein Stein zusammen gefroren [253] und wollen sich nicht vom Körper abziehen lassen.

Um sich das Kleidungsstück, es ist ein paar rother Scharlachener Hosen mit silbernen Galaunen verbraemt [254], gleichwohl anzueignen, hiebe er dem Corpo mit seiner Axt die Fuesse ab / packte solche samt Hosen und Koller zusammen [255] und sucht sich bei einem Bauern ein Nachtquartier. Die auf den ersten Blick vor allem sinsistre Episode erlaubt einen tieferen Deutungsversuch. Durch einen Leichenraub, gewalttätig dazu, muss sich der hoffnungslos unterlegene Mann das Symbol männlicher Oberherrlichkeit verschaffen. Bezeichnend auch die reiche Verzierung, die dem Musquetier als gemeinem Soldaten nicht zusteht und im täglichen Gebrauch zu nichts nutze ist. An die Stelle erworbener Autorität tritt im Wortsinn toter Prunk als eine Bankrotterklärung männlichen Dominanzstrebens.

[...]


[1] Zitate aus Werken der Primärliteratur sind in Kursivschrift wiedergegeben. Alle anderen Zitate werden durch Anführungszeichen kenntlich gemacht.

[2] VN II, III. Capitel, S.474.

[3] SP, XXVI. Capitel, S. 292.

[4] In der Vorrede an den geneigten Leser zum Zweiten Teil des Wunderbarlichen Vogel-Nests heiβt es: … sintemahl alles von diesen Simplicianischen Schrifften aneinander haengt / und weder der gantze Simplicissimus, noch eines auβ den obengemeldten letzten Tractaetlein alleine ohne solche Zusammenfuegung genugsam verstanden werden mag. VN II, S. 459. In der Literaturwissenschaft ist die Zyklusfrage ausführlich diskutiert worden. Im Ergebnis darf die Annahme eines Zyklus heute als allgemein anerkannt gelten. Näher hierzu: Berns, Jörg Jochen: Die „Zusammenfügung“ der Simplicianischen Schriften. Bemerkungen zum Zyklus-Problem. In: Simpliciana X (1988), S. 301-325. Eilert, Hildegard: Courasche, von anderen Figuren erzählt. In: Simpliciana XXIV (2002), S. 165-185 (S.179). Breuer, Dieter: Deutungshinweise zum erzählerischen Werk. In: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Werke in drei Bänden. Frankfurt 1989, Band I, S. 715.

[5] Battafarano, Italo Michele / Eilert, Hildegard: Courage - Die starke Frau der deutschen Literatur. Von Grimmelshausen erfunden, von Brecht und Grass variiert. Bern u.a. 2003, S. 17. Gössmann, Elisabeth (Hrg): Das wohlgelahrte Frauenzimmer. München 1984, S. 18. Wunder, Heide: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond. Frauen in der frühen Neuzeit. München 1992, S. 63.

[6] Gedicus (Gedik), Simon: Defensio sexus muliebris, opposita futilissimae disputationi recens editae, quae supresso autoris & typographi nomine blaspheme contenditur, mulieres homines non esse. Leipzig 1595.

[7] Acidalius, Valens: Disputatio nova contra mulieres, qua probatur eas homines non esse. Heidelberg 2006. Berriot-Salvadore, Evelyne: Der medizinische und andere wissenschaftliche Diskurse. In: Georges Duby / Michelle Perrot (Hrg.). Geschichte der Frauen. 5 Bände. Frankfurt 1992-1995. Band 3, Frühe Neuzeit, S. 369.

[8] Bock, Gisela: Frauen in der europäischen Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. München 2000, S. 16.

[9] Bekannt wurden u.a.: Poullain de la Barre: De l’Egalité des deux Sexes. Paris 1673. Pierre Le Moyne: La Gallerie des femmes fortes. Paris 1647. Cornelius Agrippa von Nettesheim: Declamatio de nobilitate et praecellentia foeminei sexus. Antwerpen 1529. Wilhelm Ignatius Schütz: Ehren-Preiß Deß Hochlöblichen Frauenzimmers. Frankfurt 1663. Weitere frauenfreundliche Autoren der Epoche in: Bock, Gisela: Frauen in der europäischen Geschichte, S.16.

[10] Einige wenige Beispiele: Berns, Jörg Jochen: Libuschka und Courasche. Studien zu Grimmelshausens Frauenbild. In: Simpliciana XI (1989), S. 215 - 260. Berns, Jörg Jochen: Libuschka und Courasche. Studien zu Grimmelshausens Frauenbild. In: Simpliciana XII (1990), S. 417 - 441. Langer, Horst: „Weiber“-Schelte, „Weiber“-Lob. Zum Frauenbild in Prosasatiren von Moscherosch bis Beer. In: Zeitschrift für Germanistik, NF 2, 1992, S. 355 - 366. Teuscher, Gerhart: Fromme tugenthaffte Frauen oder arglistiges Weiber-Volk? Das Frauenbild Grimmelshausens im Simplicianischen Zyklus. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 16 (1984), S. 94 - 115.

[11] Heide Wunder hebt 1992 noch hervor, was heute längst als selbstverständlich gilt, dass nämlich „Geschlechterbeziehungen nicht ‚natürlich’ und damit geschichtslos, sondern gesellschaftlich und kulturell geprägt sind“. Wunder, Heide: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond. Frauen in der frühen Neuzeit. München 1992, S. 7.

[12] Habermas, Rebekka / Wunder, Heide. In: Georges Duby / Michelle Perrot (Hrg.). Geschichte der Frauen, Band 3, S. 540.

[13] Feldmann, Doris / Schülting, Sabine. In: Metzler. Lexikon Literatur- und Kulturtheorie. Ansgar Nünning (Hrg.). Stuttgart 2008, S. 246.

[14] Nünning, Vera / Nünning, Ansgar. In: Erzähltextanalyse und Gender Studies. Vera Nünning / Ansgar Nünning (Hrg.). Stuttgart 2004, S.10.

[15] Erhart, Walter. In: Reallexikon der deutschen Literarwissenschaft. Klaus Weimar (Hrg.). Berlin u.a. 1997-2003, S. 692.

[16] Ablehnend zur Verbindlichkeit der Autorintention auch: Baasner, Rainer / Zens, Maria. In: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft. Berlin 2002, S. 167. Ferner: Hillenbrand, Rainer: Erzählperspektive und Autorintention in Grimmelshausens „Simplicissimus“. Ein poetologischer Kommentar. Frankfurt a. M. 2008, S. 10.

[17] Krusenstjern von, Benigna/ Medick, Hans (Hrg.): Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe. Göttingen 1999, S. 33. Meid, Volker: Grimmelshausen. Epoche – Werk – Wirkung. Göttingen 1999, S. 77. Tarot, Rolf: Grimmelshausens Simplicissimus und die Form autobiographischen Erzählens. In: Etudes Germaniques 46 (1991), S.58.

[18] Was Jörg Krämer für Johann Beers Romane geklärt hat, gilt, mutatis mutandis, auch für den Simplicianischen Zyklus: „Die Texte sind keineswegs ‚aus dem Leben gegriffen’, sondern aus der Literatur. Das schließt die Verwendung möglicherweise lebens- oder sozialgeschichtlich gesättigter Elemente nicht aus, doch der vorgegebene ‚Realismus’ des Werks bestimmt sich nicht durch die ‚Wirklichkeit’, auf die er mimetisch zurückzugreifen scheint.“Krämer, Jörg: Johann Beers Romane. Poetologie, immanente Poetik und Rezeption „niederer“ Texte im späten 17. Jahrhundert. Frankfurt/M. 1991, S. 213. Ähnlich: Merzhäuser, Andreas: Autor und Werk. Grimmelshausens Konstruktion einer persönlichen Autorschaft als Bedingung weltliterarischer Geltung. In: Simpliciana XXIX (2007), S. 207-219 (S. 209).

[19] Wie die Inanspruchnahme des Autors zur Analyse seines Werks geradewegs in einen problematischen Biographismus führen kann, zeigt deutlich ein Aufsatz von Gerhart Teuscher. In seiner Untersuchung „Das Frauenbild Grimmelshausens im Simplicianischen Zyklus“ rekurriert er nicht nur wiederholt auf Grimmelshausens Biographie, um daraus Schlüsse auf Frauenfiguren des Werks zu ziehen, sondern schließt sogar aus solchen Figuren auf Grimmelshausens Haltung gegenüber Frauen. Teuscher, Gerhart: Fromme tugenthaffte Frauen oder arglistiges Weiber-Volk? Das Frauenbild Grimmelshausens im Simplicianischen Zyklus. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik 16 (1984), S. 94 – 115. Kritisch zur Ineinssetzung von Autorbewusstsein und literarischem Frauenbild: Baasner, Rainer / Zens, Maria. In: Methoden und Modelle, S. 167.

[20] So ist bei der zu Beginn des Simplicissimus Teutsch geschilderten Vergewaltigung der Magd Anna (ST, I. Buch, IV. Capitel, S. 29, 30) für eine gender-orientierte Untersuchung offensichtlich nicht von Bedeutung, ob dieser Vorgang tatsächlich so stattgefunden hat. Stattdessen interessiert, welche Rolle die Vergewaltigung von Frauen im Kriegsgeschehen spielte, ob sie möglicherweise als legitim galt, ob Frauen sich erfolgreich an Gerichte wenden konnten etc.- Zur Bedeutung der Korrelation von literarischem Text und seinem gesellschaftlichen Umfeld vgl. Huber, Martin / Lauer, Gerhard: Neue Sozialgeschichte? Poetik, Kultur und Gesellschaft - zum Forschungsprogramm der Literaturwissenschaft In: Martin Huber / Gerhard Lauer (Hrg.): Nach der Sozialgeschichte. Konzepte für eine Literaturwissenschaft zwischen Historischer Anthropologie, Kulturgeschichte und Medientheorie. Tübingen 2000, S. 1–11.

[21] Vgl. etwa Solbach, Andreas: Macht und Sexualität der Hexenfigur in Grimmelshausens „Courasche“. In: Simpliciana VIII (1986), S. 71-87.

[22] Langer, Horst: „Weiber“-Schelte, „Weiber“-Lob. Zum Frauenbild in den Prosasatiren von Moscherosch bis Beer. In: Zeitschrift für Germanistik, NF 2, 1992, S. 363.

[23] Merzhäuser, Andreas: Über die Schwelle geführt. Anmerkungen zur Gewaltdarstellung in Grimmelshausens „Simplicissimus“. In: Markus Meumann / Niefanger, Dirk (Hrg.): Ein Schauplatz herber Angst. Wahrnehmung und Darstellung von Gewalt im 17. Jahrhundert. Göttingen 1997, S. 65. Baasner, Rainer / Zens, Maria: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft, S. 168.

[24] Hillenbrand, Rainer: Courasche als emanzipierte Frau. Einige erstaunliche Modernitäten bei Grimmelshausen. In: Daphnis 27 (1998), S.199.

[25] Damit wird weder die Möglichkeit noch die Legitimation moralisch-ethischer Urteile pro praeterito in Frage gestellt. Diese fallen jedoch nach Anspruch und Instrumentarium eher in den Bereich der praktischen Philosophie und der Ethik.

[26] SP, V. Capitel, S. 181.

[27] CO, II. Capitel, S. 23.

[28] SP, IV. Capitel, S. 179.

[29] SP, V. Capitel, S. 181.

[30] CO, Vorblatt, S. 11.

[31] CO, Ebd.

[32] SP, I Capitel, S. 163.

[33] Heide Wunder belegt, dass Frauen aus den gehobenen Ständen mit für die Verhältnisse der Zeit gediegener Bildung verschiedentlich Beiträge für die für sie zu haltenden Leichenpredigten oder auch so genannte Gedenkbücher mit den wichtigsten Daten und Ereignissen aus ihrem Leben verfassten. Wunder, Heide: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond, S.18 ff. Barbara Becker-Cantarino berichtet für den Zeitraum von 1500 bis 1800 von „Traktaten, gelehrten Schriften, Polemiken, Satiren, Erbauungsschriften, Gelegenheitsdichtung, Lyrik aller Art, Vorspielen, Dramen, [ …] , Romanen, Prosawerken, [ …] bis hin zu Hebammen-, Arznei- und Kochbüchern [ …]“. Becker-Cantarino, Barbara: Der lange Weg zur Mündigkeit. Frauen und Literatur in Deutschland 1500-1800. München 1989, S. 15. Die von Wunder und Becker-Cantarino genannten Beispiele für Teilhabe der Frauen am literarischen Leben sind allerdings, verglichen mit der Zahl männlicher Autoren, Ausnahmen. Die Wirkungsmächtigkeit ihrer Werke bleibt, wiederum von wenigen Ausnahmen abgesehen, weit hinter denen männlicher Produktionen zurück.

[34] Becker-Cantarino sieht die “Frauen unfähig, eigene Wünsche und Vorstellungen unabhängig vom patriarchalischen Bezugssystem zu äußern, geschweige denn zu verwirklichen, sondern [ sie ] ordnen sich ganz denen der Protagonisten unter.“Becker-Cantarino, Barbara: Der lange Weg zur Mündigkeit, S. 15. Für Courasche ist dies jedenfalls insofern zutreffend, als äußerer Bezugspunkt ihrer Lebensbeichte ein Mann ist, durch den sie sich entehrt fühlt. Auch ihre der Männerwelt – was werdet ihr sagen / ihr Herren – in den Mund gelegten Argumente zur Motivation ihres Berichts nehmen männliches Denken zum Maßstab, den sie allerdings mit subversiver Ironie bloßstellt. (CO, I. Capitel, S.19 ff.)

[35] Wunder, Heide: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond, S. 225 f..

[36] Irigaray, Luce: Das Geschlecht, das nicht eins ist. Berlin 1979, S.29. Ähnlich Virginia Woolf: Jede Frau dient zunächst als Spiegel „mit der magischen und köstlichen Kraft, das Bild des Mannes in doppelter Gröβe wiederzugeben“. Woolf, Virginia: Ein Zimmer für sich allein. Frankfurt/Main 1981, S. 43.

[37] Baasner, Rainer / Zens, Maria: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft. Berlin 2001, S. 167.

[38] Rainer Hillenbrand ist der Ansicht, dass Grimmelshausen „den Ich-Erzähler zu seinem moralischen Sprachrohr und zum Ausdrucksmittel seiner skeptischen Weltsicht“ mache. Hillenbrand, Rainer: Erzählperspektive und Autorintention in Grimmelshausens „Simplicissimus“. Ein poetologischer Kommentar. Frankfurt /M. u. a. 2008, S. 17. Doch beleuchtet dies nicht, in durchaus spekulativer Weise, vor allem den Autor, wo es doch gälte, den Eigensinn der literarischen Schöpfung freizulegen? Vgl. hierzu Hildegard Eilert die sich ausdrücklich und zu Recht dagegen wendet, dass die Figuren „als Sprachrohr des Autors interpretiert werden“. Eilert, Hildegard: Courasche, von anderen Figuren erzählt, S. 167.

[39] Kristeva, Julia: Die Revolution der poetischen Sprache. Frankfurt 1978. Baasner / Zens schreiben Kristeva sogar den Satz zu: “Se croire ‚être une femme’ c’est presque aussi absurde et obscurantiste que de se croire être un homme“. Baasner, Rainer / Zens, Maria: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft, S. 174. Das Zitat ist allerdings weder an der angegebene Fundstelle (La révolution de la langue poétique. Paris 1974, S. 20) noch in der deutschen Übersetzung auffindbar.

[40] ST, II. Buch, XXV. Capitel, S. 205 ff.

[41] VN II, XVI. Capitel, S. 575.

[42] Brenner, Ines / Morgenthal, Gisela: Sinnlicher Widerstand während der Ketzer- und Hexenverfolgungen. Materialien und Interpretationen. In: Gabriele Becker / Silvia Bovenschen / Helmut Brackert u. a.: Aus der Zeit der Verzweiflung. Zur Genese und Aktualität des Hexenbildes. Frankfurt/M. 1995, S. 215.

[43] Reallexikon der deutschen Literarwissenschaft. Klaus Weimar u.a. (Hrg.). Berlin 1997-2003. Stichwort: Onomastik, S. 745 f.

[44] VN I, S. 312.

[45] Ebd.

[46] VN I, S. 308.

[47] Urmes, Dietmar: Das kleine Namenslexikon, Wiesbaden 2007, S. 72, Stichwort: „Eugen“. Die Infamie dieser Namensgebung wird noch verstärkt duch die scheinheilig-naive Verwunderung des Kaufmanns: […] nicht weiß ich warumb selbiger Name der Esther beliebte. (VN II, XX. Capitel, S. 600).

[48] Mein Knan (dann also nennet man die Vaetter im Spessert) […]. ST, I, 1, S. 18. […] und weilen ich mich meiner Meueder erinnert (also heissen die Muetter im Spessert und am Vogelsberg) [ …]. Ebd S. 23. […] wann nur mein Mann etwas besser beritten gewest wäre . CO, VI, S. 45. [ …] mein Hochzeiter [ …]. CO, VII, S. 49. […] erzehlte ich meinem Mann mein gantzes gefuehrtes Leben. CO, XI, S. 63.

[49] […] daselbst pflegte ich meinen Rittmeister mit gantzen Fleiß. CO, IV, S. 34. […] dass ich einem Haubtmann von Regiment […] ehrlich verheurathet gewesen. CO, IX, S. 56. […] die Zinß von meinem Haubtmann genossen werden. CO, XI, S. 63.

[50] SP, XII, S. 268.

[51] SP, XXVII, S. 292. Der Name des Hellebardirer wird später bekannt als Michael Rechulin von Sehmsdorff, fiktiver Verfasser von Das Wunderbarliche Vogelnest. (VN I, S. 299).

[52] CN, XX. Capitel, S. 664.

[53] VN I, S. 414.

[54] VN I, S. 335.

[55] CN, XX. Capitel, S. 661.

[56] Als Beispiele mögen dienen die erste und die zweite Ehefrau des Simplicissimus, die Leyerin und die Ehefrau des Kaufmanns in VN II. Doch ist die Zahl namenloser, genauer, unbenannter Ehefrauen bei weitem gröβer.

[57] VN II, XIX. Capitel, S. 592.

[58] Unübersehbar ist auch die verächtliche Haltung gegenüber den Juden, von der die gesamte Episode durchtränkt ist und die in der Namensgebung ebenfalls zum Ausdruck kommt. Doch kann dieser Aspekt hier nicht weiter vertieft werden.

[59] VN II, XII. Capitel, S. 546.

[60] Brockhaus, Stichwort:Esther.

[61] CO, Vorblatt, S. 13.

[62] SP, V. Capitel, S. 182, dort Libuschka.

[63] Cosmas von Prag: Cosmae Pragensis Chronica Boemorum. Berlin 1923.

[64] Die Angaben zur Chronik des „matriarchalischen Ursprungsmythos des tschechischen Volkes“ sind ebenso einem Aufsatz von Jörg Jochen Berns entnommen wie die Überlegungen zur Bedeutung des Namens Libuschka für die von Grimmelshausen gestaltete Figur. Berns, Jörg Jochen: Libuschka und Courasche. Studien zu Grimmelshausens Frauenbild. In: Simpliciana XI (1989), S. 215-260 (215, 221f.)

[65] CO, II. Capitel, S. 23.

[66] SP, V. Capitel, S. 182.

[67] SP, V. Capitel, S. 182.

[68] SP, V. Capitel, S. 184.

[69] SP, IV. Capitel, S. 177.

[70] CO, II. Capitel, S. 24, 25.

[71] CO, II.Capitel, S. 24.

[72] Ebd.

[73] CO, III. Capitel, S. 30.

[74] CO, III. Capitel, S. 29.

[75] CO, III. Capitel, S. 31.

[76] Italo Battafarano und Rau, Peter sehen in der Bezeichnung Courage (auch) eine Metapher des männlichen Glieds. Dagegen steht die Wortbedeutung nach Grimm, im Text aber auch die Wortwahl der Courasche selbst: [ … ] antwortet ich / darumb / dass er mir nach der Courage gegriffen hat / wohin noch sonst keines Manns -Menschen [Hervorhebung des Verf.] Haende kommen seyn. (CO, III. Capitel, S. 30). Das ergibt nur Sinn, wenn Angriffsziel die weibliche Scham ist. Grimm, Jacob / Grimm, Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Fotomechanischer Nachdruck der Erstausgabe (= Reprint der ab 1854 bei Hirzel in Leipzig erschienenen Ausgabe). München 1991.Band 12, Sp. 2129. Battafarano, Italo Michele / Eilert, Hildegard: Courage - Die starke Frau der deutschen Literatur, S. 66. Rau, Peter: Speculum amoris, S. 215. Zutreffend hingegen Haberkamm, der in Courages Formulierung „ein Verhehlen des weiblichen Geschlechts(-teils) und gleichzeitig die Lokalisierung einer als typisch männlich angesehenen Tugend in der weiblichen Scham“ sieht. Haberkamm, Klaus: „Sebel unter dem Schenckel“, S. 134. Ähnlich Solbach unter Berufung auf Feldges. Solbach, Andreas: Macht und Sexualität der Hexenfigur, S. 82. Ferner Streller: Streller, Siegfried: Ambivalentes Frauenbild in Grimmelshausens „Courasche“. In: Simpliciana XXIV (2002), S. 67 f.

[77] CO, III. Capitel, S. 30.

[78] CO, IV. Capitel, S. 33.

[79] CO, VI. Capitel, S. 44; IX. Capitel, S. 57; XI. Capitel, S. 63; XVIII. Capitel, S. 99.

[80] CO, XI. Capitel, S. 63.

[81] CO, IV. Capitel, S. 33.

[82] Streller sieht in dem Übernamen einen Ausdruck von Grimmelshausens ambivalentem Verhältnis zu der von ihm selbst geschaffenen Figur. Grimmelshausen könne einerseits „dieser Frau seine heimliche Bewunderung nicht versagen“, andererseits werde „die Rebellion [ … ] bewundert, zugleich aber verurteilt“. Abgesehen davon, dass diese Interpretation eine problematische Projektion auf die Verfasserintention bedeutet, ist sie auch unvereinbar mit dem Wortlaut. Alle Figuren, die den Namen Courage als Epitheton besonderen Mutes verstehen, befinden sich im Irrtum. Courasche selbst und der Rittmeister, und nur diese beiden, wissen hingegen sehr genau, wovon die Rede ist. Ein Missverständnis begründet noch keine Ambivalenz. Streller, Siegfried: Ambivalentes Frauenbild in Grimmelshausens „Courasche“. In: Simpliciana XXIV (2002), S. 67 f.

[83] CO, XV. Capitel, S. 86.

[84] Ebd., S. 84, 87.

[85] CO, S. 16.

[86] CO, XV. Capitel, S. 83.

[87] Ebd.

[88] Ebd., S. 87.

[89] CO, XV. Capitel, S. 88.

[90] ebd., XVI. Capitel, S. 90.

[91] ebd.

[92] ST, I. Buch, III. Capitel, S. 23.

[93] ST, I. Buch, VIII. Capitel, S. 37.

[94] Der später durch den Bericht des Knan bekannt werdende Name Melchior Sternfelβ von Fuchsheim beglaubigt die adlige Abstammung und eheliche Geburt des Helden, taucht, vom Bericht des Knan abgesehen, jedoch nur noch auf dem Vorblatt (dort in abweichender Schreibweise) auf. (ST, V. Buch, VIII. Capitel, S. 480. ST, Vorblatt, S. 11).

[95] ST, I. Buch, VIII. Capitel, S. 39.

[96] Ebd, S. 37 ff.

[97] Dem Leser fällt sie, als eine von der erzählenden Figur beschriebene, freilich schon nach den ersten Seiten auf. Doch ist hier die erdichtete Auβenwelt entscheidend.

[98] Hoere du Simpl. (dann anders kann ich dich nicht nennen) […]. (ST, I. Buch, VIII. Capitel, S. 38).

[99] ST, II. Buch, IV. Capitel, S. 131.

[100] Ebd.

[101] Ebd.

[102] Ebd., V. Buch, VIII. Capitel, S. 479.

[103] Rau, Peter: Speculum amoris, S. 247. ST, V. Buch, VIII. Capitel, S. 478f.

[104] ST, V. Buch, VIII. Capitel, S. 476.

[105] Ebd, IX.Capitel, S. 480.

[106] SP, XXVII. Capitel, S. 294.

[107] SP, XXII Capitel, S. 294.

[108] […] zu dem uebertrieb sie mich mit liebreitzenden feurigen Blicken und anderen Bezeugungen ihrer brennenden Affection, wo ich gieng und stunde / daβ ich mich beydes vor mich und sie schaemen muste. (ST, V. Buch, VI.. Capitel, S. 468).

[109] ST, V. Buch, XX. Capitel, S. 529.

[110] Ebd., S. 529.

[111] ST, II. Buch, IV. Capitel, S. 131.

[112] ST, IV. Buch, V. Capitel, S. 369.

[113] Ebd.

[114] Ebd.

[115] Ebd., IV. Capitel, S. 361.

[116] Ebd., S. 362.

[117] Ebd., S. 365.

[118] Diese Qualifizierung deutet sich bereits in der Erklärung der hochgeehrte [n] Frau Landsmaennin an, der zu Folge ihre Herrin sich an Simplicissimus erquicken will. (ST, IV. Buch, IV. Capitel, S. 363).

[119] ST, IV. Buch, V. Capitel, S. 369.

[120] Ebd., S. 370.

[121] SP, IV. Capitel, S, 175.

[122] Secret, das heimliche gemach, latrina. Grimm. Deutsches Wörterbuch, Band 16, Sp. 404.

[123] SP, IV. Capitel, S. 175.

[124] Ebd., S.175.

[125] […] darauff rennete er darauff los / wie einer der mit eingelegter Lantzen in einem Turnier seinem Mann begegnet. (SP, IV Capitel, S. 175).

[126] SP, III. Capitel, S. 175.

[127] Ebd.

[128] VN I, S. 337

[129] VN I, S. 335.

[130] Ebd.

[131] VN II, IV. Capitel, S. 482.

[132] Ebd.

[133] VN II, VII. Capitel, S. 506 f.

[134] Maurer, Michael: Geschichte und gesellschaftliche Strukturen des 17. Jahrhunderts. In: Die Literatur des 17. Jahrhunderts. Albert Meier (Hrg.). München 1999, S.82. Norbert Elias behandelt in seinem Standardwerk ausführlich das Vorrücken der „Scham- und Peinlichkeitsschwelle“ ab dem 16. Jahrhundert. Elias, Norbert: Über den Prozess der Zivilisation. Zwei Bände. Band 1: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes. Band 2: Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Stuttgart 1976.

[135] SP, IV. Capitel, S. 174.

[136] Dagegen wird in Simplici seltzame [m] Discurs mit einem Schermesser Klartext gesprochen: Das Schermesser beklagt, dass es seinen endlichen Undergang im Scheißhauß nehmen müsse und nicht in eines Koenigs von Franckreich Secret gebraucht werde. (CN, XI. Capitel, S. 612).

[137] Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 16, Sp. 404.

[138] SP, IV. Capitel, S. 175

[139] Eines der seltenen Beispiele findet sich in VN II, S. 400. Dort beschimpft der Bäckermeister den Sohn des Simplicissimus als ehebrecherischen Hurenhengst.

[140] CO, I. Capitel, S. 19 – 22.

[141] CO, IX. Capitel, S. 54, XIV. Capitel, S. 81; SP, XIII. Capitel, S. 231.

[142] CO, I. Capitel, S. 20; SP, VII. Capitel, S. 193.

[143] SP, VI. Capitel, S. 186.

[144] SP, XXIV. Capitel, S. 279.

[145] Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 26, Sp. 23.

[146] Bornemann. Sex im Volksmund. Band 1, Stichwort: „Vettel“ (o.S.).

[147] Grimm: ebd.

[148] Ebd, Band 4, Sp. 43.

[149] Ebd.

[150] CO, XIV. Capitel, S. 81.

[151] SP, IV. Capitel, S. 177.

[152] SP, XIII. Capitel, S. 232; XXIV. Capitel, S. 281. Nach Grimm im volksglauben vielfach mit den hexen übereinstimmend. Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 24, Sp. 1068.

[153] Hey schreib deine Mutter die Hur! ( ST, II. Buch, XXVII. Capitel, S. 215).

[154] ST, II. Buch, XXV. Capitel, S. 209.

[155] ST, III. Buch, XXI. Capitel, S. 329.

[156] VN II, VII. Capitel, S. 507.

[157] Tromerheim firmiert als „Autor” von Courasches Lebensbeschreibung als Trommenheim. (CO, Vorblatt, S. 11).

[158] SP, V. Capitel, S. 181.

[159] Offenbarung des Johannes, 17,5.

[160] VN II, VI. Capitel, S. 498. Breuer, Dieter: Deutungshinweise zum erzählerischen Werk. Band II, S. 972.

[161] CO, XIV. Capitel, S. 81.

[162] Grimm. Wörterbuch. Band 14, Sp. 7.

[163] CO, I. Capitel, S. 19; SP, VI. Capitel, S. 189; SP, XIII. Capitel, S. 231.

[164] VN II, VIII. Capitel, S. 508.

[165] SP, XXIII. Capitel, S. 273.

[166] SP, IV. Capitel, S. 179.

[167] VN II, V. Capitel, S. 491.

[168] CO, I. Capitel, S. 19.

[169] SP, IV. Capitel, S. 180.

[170] SP, VII. Capitel, S. 193.

[171] VN II, VIII. Capitel, S. 513.

[172] SP, XXIV. Capitel, S. 276.

[173] Ebd., S. 277, 278.

[174] CO, XII. Capitel, S. 68, XXIV. Capitel, S. 133.

[175] CO, XIV. Capitel, S. 81.

[176] VN II, S. 505.

[177] CO, XII. Capitel, S. 68; XIV. Capitel, S. 81.

[178] SP, XXIV. Capitel, S. 276 ff.

[179] VN II, VI. Capitel, S. 499.

[180] Walter Erhart spricht im Anschluss an Laqueur von einem „von der Antike bis zur frühen Neuzeit vorherrschenden ‚Ein-Geschlecht-Modell’“, bei dem „der weibliche Körper nur in einer (unvollkommenen) Variante des männlichen Körpers besteht“. Erhart, Walter. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, S. 693.

[181] Berriot-Salvadore, Evelyne: Der medizinische und andere wissenschaftliche Diskurse. In: Georges Duby / Michelle Perrot (Hrg.). Geschichte der Frauen. Band 3, S. 369.

[182] Wunder, Heide: Er ist die Sonn’, sie ist der Mond, S. 246. Battafarano, Italo Michele / Eilert, Hildegard: Courage - Die starke Frau der deutschen Literatur,. S. 70.

[183] Apostolische Konstitutionen, III, No. 9. Zitiert nach: New Advent. Online Version of the 1913 Catholic Encyclopedia. [http://www.newadvent.org/fathers/07153.htm]. Es finden sich allerdings auch Stimmen, die das weibliche Geschlecht verabsolutieren, wie etwa die Mystikerin Julian of Norwich (1342-1413), derzufolge „Jesus Christus unsere wahre Mutter“ ist. Schulte van Kessel, Elisja: Jungfrau und Mutter zwischen Himmel und Erde. Frauen im frühmodernen Christentum. In: Geschichte der Frauen, Band 3, S. 179.

[184] Brockhaus. Stichwort: Apostolische Konstitutionen.

[185] Becker-Cantarino, Barbara: Johann Beers Weiber-Hächel und die Tradition der Ehe- und Frauensatire. In: Johann Beer. Schriftsteller, Komponist und Hofbeamter 1655-1700. Beiträge zum Internationalen Beer-Symposion in Weiβenfels Oktober 2000. Ferdinand van Ingen / HansGert Roloff (Hrg.). Bern 2000, S. 448.

[186] CO, III. Capitel, S. 29.

[187] Ebd.

[188] ebd, II. Capitel, S. 27.

[189] Ebd., S. 29.

[190] Ebd., S. 30.

[191] Ebd., S. 29.

[192] Ebd.

[193] Vgl. etwa Simone de Beauvoir: Die Frau wird mit Bezug auf den Mann determiniert und differenziert, er aber nicht mit Bezug auf sie. Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht. Hamburg 1968, S. 12.

[194] Gewiss, und nach der psychoanalytischen Lehre mit hinlänglichen Gründen, lieβe sich Courasches Verzweiflung als neurotische Störung abtun. Doch dürfte diese dem 19. und frühen 20. Jahrhundert geschuldete Begrifflichkeit, ungeachtet ihrer grundsätzlichen Problematik, der Tiefe des literarischen Diskurses nicht gerecht werden. Freud, Sigmund: Beiträge zur Psychologie des Liebeslebens. III: Das Tabu der Virginität. Frankfurt/M. 1981, S. 41ff. Peters, Uwe Henrik: Lexikon Psychiatrie Psychotherapie Medizinische Psychologie. München 2004, Stichwort: Penisneid.

[195] VN II, XIX. Capitel, S. 590.

[196] Ebd., XVI. Capitel, S. 575.

[197] Ebd., XV. Capitel, S. 571.

[198] Ebd.

[199] Zum Volksglauben der Geschlechtsumwandlung vgl. Breuer, Dieter: Stellenkommentar, Band I,2, S. 1000. Ferner: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. 10 Bände. Hanns Bächtold-Stäubli (Hrg.). Unveränderter photomechanischer Nachdruck der Originalausgabe 1931. Berlin 2000. Band 3, Spalte 752-755.

[200] Berriot-Salvadore, Evelyne: Der medizinische und andere wissenschaftliche Diskurse. In: Geschichte der Frauen, Band 3, S. 371.

[201] Ebd., S. 377.

[202] Ebd., S. 371.

[203] Stendhal: Le Rouge et le Noir. Édition établie et annotée par Henri Martineau. Paris 1952, S. 262.

[204] Niefanger, Dirk: Barock. Lehrbuch Germanistik. Stuttgart 2000, S. 38.

[205] VN I, S. 371.

[206] Walter Erhart im Anschluss an Judith Butler. Erhart, Walter. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, S. 694.

[207] ST, II. Buch, XXV. Capitel, S. 209. Im naiven Verständnis des Simplicissimus ist der Diebs-Schneider an allem schuldig / er hat das Gewand / das oben umb den Hals gehoert / und die Bruest bedecken sollte / unden an dem Rock stehen lassen. (ST, II. Buch, IX. Capitel, S. 147).

[208] ST, II. Buch, XXVII. Capitel, S. 214.

[209] So etwa wiederholt bei der Courasche.

[210] ST, II. Buch, VI. Capitel, S. 135, 137 f.

[211] […] dafern man will / daβ ein rechtschaffener Ochs auβ mir werden soll / […]. (ST, II. Buch, VII. Capitel, S. 139).

[212] ST, II. Buch, VII. Capitel, S. 140; IX. Capitel, S. 146.

[213] VN II, XXIV. Capitel, S. 628.

[214] Ebd.

[215] ST, II. Buch, XXV. Capitel, S. 205.

[216] Ebd.

[217] Ebd.

[218] ST, Ebd., S. 206.

[219] Ebd.

[220] Ebd.

[221] Ebd.

[222] Ebd.

[223] Diese Rittmeisterin […] vernarrete sich dermassen in meinen glatten Spiegel und geraden Leib / daβ sie mir endlich nach langgehabter Muehe und vergeblicher umbschwaiffender Weitlaeuffigkeit nur allzu Teutsch zu verstehen gab / wo sie der Schuh am meisten drueckte. (ST, II. Buch, XXV. Capitel, S. 206).

[224] ST, ebd., S. 207.

[225] Ebd.

[226] Ebd., S. 208.

[227] Ebd.

[228] ST, II. Buch, XXVI. Capitel, S. 210.

[229] Ebd.

[230] CO, II. Capitel, S. 24.

[231] CO, ebd.

[232] CO, II. Capitel, S. 26.

[233] CO, ebd., S. 29.

[234] CO, III. Capitel, S. 27.

[235] CO, ebd. S. 29.

[236] CO, IV. Capitel, S. 32.

[237] CO, ebd.

[238] Weber, Marianne: Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung. Tübingen 1907, S. 282.

[239] CO, III. Capitel, S. 28.

[240] CO, II. Capitel, S. 24.

[241] CO, VIII. Capitel, S. 52.

[242] Ebd.

[243] CO, XVIII. Capitel, S. 101. Zum hierin enthaltenen Aspekt des Hermaphrodismus vgl. unten II.6.

[244] CO, XV. Capitel, S. 88. (Sechster Punkt des Kontrakts zwischen Courasche und Springinsfeld).

[245] CO, VII. Capitel, S. 47.

[246] Ebd., S. 48.

[247] Illustration der Ausgabe 1683/84 zu Capitel VII; Grimmelshausen. Band I, 2, Bildteil Abb. 2.

[248] CO, VII. Capitel, S. 49.

[249] CO, XXI. Capitel, S. 118.

[250] Ebd, XXVI. Capitel, S. 139.

[251] Ebd., S. 142.

[252] Ebd.

[253] Ebd., S. 140f.

[254] Ebd.

[255] Ebd., S. 141. „Füβe“ steht im schwäbischen Sprachgebrauch für „Beine“. An anderer Stelle des Textes (S. 140) und in der Capitelüberschrift heiβt es Schenckel.

Ende der Leseprobe aus 151 Seiten

Details

Titel
Aspekte des Geschlechterverhältnisses im Simplicianischen Zyklus
Untertitel
Eine gender-orientierte Untersuchung
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
151
Katalognummer
V373544
ISBN (eBook)
9783668518919
ISBN (Buch)
9783668518926
Dateigröße
1339 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
aspekte, geschlechterverhältnisses, simplicianischen, zyklus, eine, untersuchung, figurenverhältnisse, grimmelhausen
Arbeit zitieren
Ingo Kober (Autor:in), 2011, Aspekte des Geschlechterverhältnisses im Simplicianischen Zyklus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373544

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