Der Wald als außerschulischer Lernort für die Grundschule. Das "Waldhaus" in Greiz-Mohlsdorf


Bachelorarbeit, 2013

43 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Anhangsverzeichnis

1 Einleitung

2 Sachanalyse
2.1 Sachanalyse zum Thema „Wald“
2.2 Der Lernort „Waldhaus“ in Greiz-Mohlsdorf
2.3 Ausstattung des Lernortes „Waldhaus“

3 Didaktisches Potential des Lernortes „Waldhaus“

4 Bild der Schüler

5 Didaktische Analyse nach Klafki

6 Didaktische Reduktion

7 Methodische Analyse des Lernortes „Waldhaus“

8 Auswertung und Reflexion der Durchführung

9 Literatur- und Quellenverzeichnis

10 Anhang
10.1 Didaktisches Netz nach Kahlert
10.2 Verlaufsplanung des Waldprojekts
10.3 Arbeitsblätter
10.4 „Kunstwerke“ der Kinder

Anhangsverzeichnis

Anhang 1: Didaktisches Netz nach Kahlert

Anhang 2: Verlaufsplanung Teil 1

Anhang 3: Verlaufsplanung Teil 2

Anhang 4: Arbeitsblatt "Steckbrief1

Anhang 5: Arbeitsblatt "Steckbrief1, ausgefüllt von Laura (9)

Anhang 6: Arbeitsblatt "Steckbrief1, ausgefüllt von Stephan (9)

Anhang 7: Arbeitsblatt "Fühle mit deinen Füßen"

Anhang 8: Arbeitsblatt "Fühle mit deinen Füßen", ausgefüllt von Laura (9)

Anhang 9: Arbeitsblatt "Fühle mit deinen Füßen", ausgefüllt von Stephan (9)

Anhang 10: Arbeitsblatt "Feedback"

Anhang 11 : Arbeitsblatt "Feedback", ausgefüllt von Laura (9)

Anhang 12: Arbeitsblatt "Feedback", ausgefüllt von Stephan (9)

Anhang 13: "Kunstwerk" von Laura (9)

Anhang 14: "Kunstwerk" von Stephan (9)

1 Einleitung

„Glaube mir, denn ich habe es erfahren,

Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern. Bäume und Steine werden Dich lehren, was Du von keinem Lehrmeister hörst.“[1]

Der Besuch von außerschulischen Lernorten bildet für Kinder sämtlicher Altersklassen eine willkommen Abwechslung zum oft sehr tristen und monotonen Schulalltag. Jedoch wird in vielen Grundschulen leider immer häufiger davor zurückgeschreckt, mit den Kindern die gewohnte Atmosphäre und Sicherheit des Klassenzimmers zu verlassen. Hoher personaler sowie Materialaufwand sind dafür ebenso als Gründe zu nennen wie die aufwendige Organisation und Vorbereitung solcher Exkursionen. Dennoch sollte man sich bewusst machen, dass es für Kinder einen enormen Vorteil darstellt, das was gelernt werden soll, aus erster Hand, vor Ort und so echt wie möglich zu erfahren.

Diese Erfahrungen steigern ihre Motivation und ihr Interesse am Unterrichtsgegenstand. Somit wird auch ein höherer Lernzuwachs garantiert als bei reinen Theoriestunden, da die Schüler durch aktive Mitarbeit am Thema, Zusammenhänge und Themenkomplexe besser erkunden und verstehen können und damit einhergehend oft auch weiterführende Fragen entwickeln, welche eine noch näherer Beschäftigung mit dem Unterrichtskomplex ermöglichen. Es gilt also, den entstehenden Mehraufwand beim Besuch außerschulischer Lernorte gegenüber dem pädagogischen Nutzen, den es für die Schüler hat, abzuwägen.

Außerschulische Lernorte sind in jedem Bereich unseres Lebens zu finden. Ein Besuch auf dem Bauernhof. Die Besichtigung einer Tischlerwerkstatt. Ein Rundgang durch ein Museum. Ein Spaziergang durch den Park oder Wald. All das bietet Kindern die Möglichkeit, dem gewohnten Schulalltag zu entfliehen und neue Erfahrungen zu sammeln, welche ohne eine Exkursion nicht denkbar gewesen wären.

Besonders Naturerfahrungen kommen bei vielen Schülern zu kurz. Die meisten Familien leben heutzutage in Städten, d.h. „[...] nur wenige Kinder haben heute noch einen unmittelbaren Zugang zur Natur, [...] in der städtischen Umwelt fehlen weitgehend diese Aktionsräume für Kinder“. Aus diesem Grund sollte es in die Aufgaben der Schulen übergehen, den Schülern natürliche Phänomene und Vorgänge sowie die jeweilige regionale Tier- und Pflanzenwelt zugänglich zu machen.

Daher soll es Ziel dieser Arbeit sein, den Lernort Wald am Beispiel „Waldhaus“ in Greiz­Mohlsdorf vorzustellen und seine mögliche Nutzbarkeit im Unterricht der Grundschule zu verdeutlichen. Dies soll u.a. durch die Erläuterung der theoretischen Grundlagen wie der Sachanalyse, dem Didaktischen Potential des Lernortes und der Didaktischen Analyse sowie durch eine Erprobung eines Waldprojekts mit Grundschülern vor Ort geschehen.

„Waldhaus“ ist nicht nur ein sehr naturbelassenes Waldgebiet. Ein Tiergehege gehört ebenso zum Gelände wie Ausstellungsräume, die unter dem Motto „Natur und Umwelt“ Informationen und Exponate rund um die einheimische Flora und Fauna bieten. Ideal geeignet ist der Lernort daher, um Lebensgewohnheiten von verschiedensten Tieren und Pflanzen zu behandeln und den Wald als Lebensraum zu erforschen und handelnd zu erleben. Dies soll mit den Kindern vor Ort erprobt werden, ebenso wie ein Perspektivwechsel, bei dem der Fokus auf die ästhetische Perspektive, die Schönheit des Waldes zu erkennen, gelegt wird.[2]

2 Sachanalyse

Die Sachanalyse dient dazu, die wissenschaftlichen Grundlagen des Unterrichts­gegenstands, der behandelt werden soll, aufzuzeigen. Im Bezug auf einen außerschulischen Lernort werden ebenfalls die Geschichte, die Ausstattung und weitere wichtige Fakten, die die man über den Ort wissen muss, geklärt. Dies soll nun für den Lernort „Waldhaus“ und speziell das Thema „Wald“ geschehen.

2.1 Sachanalyse zum Thema „Wald“

Der Wald stellt ein wichtiges und unersetzbares Ökosystem dar, welches zahlreichen Tier- und Pflanzenarten ein zu Hause bietet. Somit bildet der Wald einen eigenen, geschlossenen, ökologischen Lebensraum. „Damit es im Wald Leben geben kann, sind verschiedene Faktoren notwendig. Die vier wichtigsten sind dabei Boden, Luft, Wasser und Licht. Von der Intensität des Vorkommens dieser Komponenten hängt ab, ob und welche Pflanzen sich bilden und Tiere Nahrung finden“.[3] Der Aufbau des Pflanzenbewuchses, lässt sich in verschiedene Stockwerke bzw. Schichten gliedern. Die Baumschicht (mit einer Höhe bis zu 40 Metern), die Strauchschicht (kaum höher als fünf Meter, meistens jedoch niedriger), die Krautschicht (mit verschiedenen Gräsern, Farnen und Kräutern bis zu einem Meter Höhe), die Moosschicht (bestehend aus Flechten, Moosen und Pilzen) und die Bodenschicht (beinhaltet den Boden sowie die Bodenoberfläche)[4]. Jeder einzelnen dieser Schichten lassen sich spezifische Pflanzen und Tiere zuordnen. Jedoch kommt es gelegentlich auch zu Überschneidungen in den Lebensräumen, z.B. ein Vogel, der in der Baumschicht nistet, aber am Boden nach Nahrung sucht. Ein weiteres Beispiel wäre ein Eichenbaum, der ab einer bestimmten Größe unbestreitbar der Baumschicht zugeordnet, jedoch als junges Bäumchen eher zur Strauchschicht gezählt wird.

Im Wald lässt sich eine Vielzahl von Wirbel- und wirbellosen Tieren finden. Zu den wirbellosen gehören „Würmer, Weichtiere und Gliederfüßer. Der bekannteste Wurm ist der Regenwurm, dessen Bodenarbeit unersetzlich ist. Er düngt, durchpflügt und durchlüftet den Boden und spielt eine wesentliche Rolle beim Abbau von abgestorbenem Pflanzenmaterial.“[5] Doch auch viele andere Wurmarten sind in den einheimischen Wäldern anzutreffen. Ebenso wie weitere wirbellose Vertreter, zum Beispiel Schnecken, die zu den Weichtieren gehören, aber auch Spinnentiere, Ameisen, Läuse, Käfer und Schmetterlinge. Diese Insekten lassen sich der Kategorie der Gliederfüßer zuordnen und bilden mit mehr als einer Million verschiedener Arten fast Dreiviertel der Gesamtmenge aller bekannten Tiere.[6] Auch Wirbeltiere kommen in zahlreichen Arten in den Wäldern vor. „Typische Vertreten im Wald sind Kriechtiere (z.B. Eidechsen, Blindschleichen), Vögel (z.B. Buchfink, Buntspecht, Eichelhäher, Mäusebussard, Meisen, Rotkelchen, Waldkauz) und Säugetiere (z.B. Rothirsch, Damhirsch, Wildschwein, Fuchs, Baummarder, Wildkaninchen, Eichhörnchen)[7].“ All diese Tiere tragen in ihrer Gesamtheit zur großen Artenvielfalt in unseren einheimischen Wäldern bei und erfüllen alle ganz individuelle Funktionen, die zum Erhalt des Ökosystems beitragen.

Der Wald hat viele wichtige Funktionen und ist damit nicht nur für die dort lebende Tier- und Pflanzenwelt von existentieller Bedeutung, sondern auch für das Leben von uns Menschen. Neben seiner offensichtlichen Funktion als Lebensraum, fungiert der Wald ebenfalls als Staub-, Lärm- und Luftfilter[8]. Desweiteren wird durch die Fotosynthese der Pflanzen Kohlendioxid in Sauerstoff umgewandelt, was alle Lebewesen zum Atmen benötigen. Damit dient der Wald als Sauerstoffproduzent[9] und wird unverzichtbar für unser tägliches Leben. Ebenfalls trägt er aktiv zum Temperaturausgleich und Schutz des Bodens bei (u.a. durch die Verwurzelung der zahlreichen Pflanzen mit der Erde) und erfüllt weiterhin einen Zweck als Wasserspeicher[10]. Eine Funktion speziell für das Leben und Wohlbefinden der Menschen leistet der Wald als Erholungsraum und Wirtschaftsfaktor[11]. Der Wald dient als Rohstoff-, genauer als Holzlieferant und kann von Wander- und Naturfreunden als Erholungsgebiet genutzt werden.

2.2 Der Lernort „Waldhaus“ in Greiz-Mohlsdorf

Die Sachanalyse für den Lernort „Waldhaus“ nimmt Bezug auf das Waldgebiet, das Tiergehege, ein dort angelegtes Mausoleum sowie die Ausstellungräume „Natur und Umwelt“, zu denen auch die Naturschutzinformation gehört. Begonnen wird nun mit dem Wald.

Das eben geschilderte Sachpotential des Waldes, trifft natürlich auch auf den Waldbestand, den wir in „Waldhaus“ finden, zu. Dieser gehört zum Gebiet der Naturoase Krümmetal, welche eine „überregional bedeutsame Bachauenlandschaft“[12] darstellt und unmittelbar nordöstlich der Kreisstadt Greiz liegt. Fließgewässer, Feuchtwiesen, Teiche und naturbelassene Laub- und Mischwälder prägen hier die Landschaft. „Die Vielfalt der Lebensräume ermöglicht die floristische und faunistische Artenfülle des Gebietes“[13], d.h. zahlreiche, zum Teil auch sehr seltene, Tier- und Pflanzenarten fühlen sich hier wohl. Die Artenvielfalt ist unglaublich. Neben vielen Säugetierarten kommen auch jede Menge verschiedene Vogelarten, zum Beispiel der seltene und scheue Eisvogel[14] vor. Doch auch Reptilien und Amphibien findet man hier zahlreich. Auch die Vielfalt der Insekten ist bemerkenswert, allein „bei den Libellen konnten bisher 29 Arten nachgewiesen werden“[15] und die „Schmetterlinge bringen es sogar auf 205 Arten“[16], was wirklich beeindruckend erscheint. Deshalb erweckt das Krümmetal immer wieder das große Interesse von Natur- und Wanderfreunden. Auch Pflanzenkundler kommen in diesem Landschaftsgebiet auf ihre Kosten. „Das Kerngebiet dieses Bachtales ist seit 1994 als geschützter Landschaftbestandteil (GLB) ausgewiesen“[17] und daher sehr naturbelassen. Diese Einzigartigkeit des Gebiets verpflichtet die Menschen zu einem besonders umweltbewussten Umgang mit dem Wald uns allen darin vorkommenden Lebewesen.

Das in „Waldhaus“ angelegte Tiergehege[18] der Stadt Greiz ist ein wahrer Besuchermagnet und beliebt bei Jung und Alt. Auf einer Flächen von etwa „drei Hektar[n]“[19] werden vor allem einheimische Tierarten beherbergt. Dazu gehören Ziegen, Schafe, Esel, Kaninchen, Uhus, Rebhühner, Fasane sowie Rotwild, die dominierende Art in den umliegenden Wäldern. „Die Entstehung der Einrichtung geht auf das Jahr 1969 zurück“[20] und wird von der Stadt Greiz betrieben. Diese ist auch für die Erhaltung und Verschönerung der Anlagen, sowie für die tierärztliche Versorgung und Betreuung der Tiere zuständig [21]. Eine wesentliche Aufgabe des Geheges besteht darin, Kindern und Jugendlichen die Lebensgewohnheiten der hier lebenden Tiere zu vermitteln und ihnen einen Zugang zur Natur zu ermöglichen. Das Gehege ist frei zugänglich und täglich geöffnet, sodass ein Besuch jeder Zeit möglich ist. Da es weiterhin keinen Eintritt kostet, wird dieses Angebot vor allem von jungen Familien mit Kindern genutzt und dankbar angenommen. Den Besuchern wird ebenfalls die Gelegenheit geboten, die Tiere zu füttern. Dafür stehen Futterautomaten an den Gehegen bereit, da selbst mitgebrachtes Futter generell nicht erwünscht ist. Für alle Freunde des Tiergeheges, die zum Erhalt etwas beitragen möchten, besteht die Möglichkeit zur „Übernahme von Patenschaften“[22], die mit einer geringen Geldspende den Tieren und Pflegern vor Ort helfen können. Ein besonderes Highlight im Tiergehege „Waldhaus“ in Greiz-Mohlsdorf, ist das Mausoleum.

„Waldhaus“ gehört zur Gemeinde Mohlsdorf und war einst „Kammergut der Reußen“[23]. Die Reußen waren die mächtigste Fürstenfamilie im Umkreis und regierten die Stadt Greiz sowie die angrenzenden Dörfer über viele Generationen. Die Fürsten ließen sich in „Waldhaus“ eine Familiengruft errichten, um in der Stille und Angelegenheit des Waldes, ihre letzte Ruhe zu finden. „Am 2. Oktober 1891 wurde die 39-jährige Fürstin Ida in der Grabkapelle beigesetzt. Nur 11 Jahre später, am 25. April 1902, folgte im Mausoleum die Beisetzung ihres Ehemanns Fürst Heinrich XXII. älterer Linie. Ihr einziger Sohn, Heinrich XXIV., fand 1927 hier seine letzte Ruhe.“ [24] Mittlerweile wurde das Mausoleum restauriert und saniert. Es ist heute zur Besichtigung geöffnet und ein beliebtes Ausflugsziel in der Region.

Die Ausstellungsräume „Natur und Umwelt“[25], zu denen auch die Naturschutinformation gehört, sind eine begehrte Anlaufstelle für Naturinteressierte sämtlicher Altersstufen. Bestaunt werden können zahlreiche Exponate, die sich mit der Natur der Region und ihrer Heimat beschäftigen. „Neu gestaltete Anschauungstafeln und Schaukästen sowie die Nachstellung eines Biotops mit lebensechten Präparaten vermitteln einen Eindruck von der Vielfalt des Lebens in Wald und Flur“[26] und bieten Kindern wie Erwachsenen die Möglichkeit, einen Einblick in die Lebensgewohnheiten der ausgestellten Tierarten zu erhalten. Die Ausstellung eröffnete am 01.Mai 2004, wird seither ständig mit neuen Exponaten und Ausstellungsstücken erweitert und liebevoll vom Verein Ostthüringer Ornithologen in Greiz gestaltet, geführt und betreut[27]. Auch hier ist der Eintritt kostenlos, sodass die Ausstellung auch für kleinere Geldbeutel attraktiv ist.

Die genaue Ausstattung, welche in und rund um die Ausstellung zu finden und die vor allem für Kinder besonders ansprechend ist, wird im nächsten Punkt näher beschrieben.

2.3 Ausstattung des Lernortes „Waldhaus“

Hier soll nun kurz die Ausstattung des Lernortes „Waldhaus“ beschrieben werden, welche in die pädagogische Nutzung einfließen könnte. Genau untersucht werden soll hierbei die Ausstattung der Ausstellungsräume „Natur und Umwelt“, die teilweise speziell auf Kinder im Grundschulalter abgestimmt wurde.

Zu nennen wären hier die zahlreichen, über das ganze Gelände verstreuten Informationstafeln[28]. Egal ob in klassischer Form oder unter dem Motto „Wußtest du schon?“[29] bieten diese Kindern sowie Erwachsenen die Möglichkeit, sich selbstständig über die einheimische Flora und Fauna zu informieren. Die Erklärungen sind kindgerecht formuliert und in einfacher Sprache verfasst, sodass es selbst Schulanfängern möglich ist, die Informationen zu erfassen. Desweiteren befinden sich in der Ausstellung Fühlkästen[30], in denen verschiedene Dinge, die im Wald zu finden sind, erfühlt werden können. Dieses Angebot ist von allem bei jüngeren Kindern sehr beliebt. Auch die aufgestellten Lupen­Kästen[31], unter denen man Insekten, kleine Fische und andere Lebewesen aus nächster Nähe betrachten und untersuchen kann, finden großen Anklang bei unseren Jüngsten. Weiterhin bietet der Lernort die Möglichkeit, die Lebensräume und Nester verschiedener Insektenarten zu bestaunen, durch ein eigens errichtetes „Insektenhotel“[32] und die bereits erwähnten zahlreichen anderen Exponate. Auch Vogel- und Säugetierexponate stehen zur Besichtigung bereit. Doch auch die Pflanzen kommen in „Waldhaus“ nicht zu kurz: ausgestellt werden verschiedene Baumarten, nebeneinander an einer Stange aufgereiht[33], die anhand ihrer Rinde identifiziert und verglichen werden müssen. Letztlich zählen auch die Experten, die vor Ort arbeiten, zur „Ausstattung“ des Lernortes. Beschäftigt werden vier Tierpfleger und zwei Förster, die jeden Tag in „Waldhaus“ anzutreffen sind und gern mit Rat und Tat sowie fachkundigen Führungen über das Gelände zur Seite stehen.

3 Didaktisches Potential des Lernortes „Waldhaus“

Das didaktische Potential soll vor einer möglichen Exkursion klären, welche Möglichkeiten der Lernort überhaupt bieten kann, um den Schülern ein aktives Arbeiten und auch Mitarbeiten zu ermöglichen. Am konkreten Beispiel von „Waldhaus“ in Greiz­Mohlsdorf soll nun festgemacht werden, inwiefern man den dort vorkommenden Waldbestand, sowie das Tiergehege für den Heimat-und Sachkundeunterricht der Grundschule nutzbar machen kann. Ein Augenmerk muss hierbei auch auf die Besonderheiten des Lernortes gelegt werden, sprich die Ausstellungsräume zum Thema „Natur und Umwelt“, das auf dem Grundstück des Tiergeheges zu findende Mausoleum des Fürsten Reuß, das großzügige Wanderwegenetz und die dort ansässige Naturschutzinformation.

Das Waldstück, welches an „Waldhaus“ angrenzt, ist ein teilweiser geschützter Landschaftsbereich und damit sehr naturbelassen. Es wäre also problemlos möglich, den Stockwerkaufbau des Waldes anschaulich zu erklären. Eine nähere Beschäftigung mit einer der Schichten (Baum-, Strauch-, Kraut-, Moos- oder Bodenschicht) wäre ebenfalls denkbar. Da Laub- sowie Nadelwälder im Bestand vorkommen, würde es sich anbieten deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu bearbeiten und allgemeine Aufgaben zum „Bau und Wachstum der Pflanzen“[34] in das Unterrichtsgeschehen einzuflechten. Im Wald leben zahlreiche Arten einheimischer Tiere, beispielsweise Rotwild, Wildkatzen, Uhus und Wildschweine. Unterrichtsthemen wie ihr Aussehen, ihre Lebensgewohnheiten oder die Spuren, die sie hinterlassen, könnten hier bearbeitet werden. Ebenfalls wäre es möglich, die Bedeutung und den Nutzen des Lebensraumes Wald für Menschen und Tiere zu beschreiben. Da der Wald so naturbelassen ist und kaum Eingriffe von Seiten des Menschen bestehen, ist es durchaus vorstellbar, umgestürzte Bäume zu nutzen, um u.a. Zersetzungsprozesse und Zerfall sowie die Umwandlung von organischem zu anorganischem Material anschaulich zu machen. In diesem Zusammenhang wäre es ebenfalls möglich, Stoffkreisläufe wie den Sauerstoff- oder Wasserkreislauf in die Unterrichtsstunden einzubauen. Sollte man den Lernort zur Pilzsaison besuchen, könnten die Kinder das Aussehen sowie die Unterschiede zwischen giftigen und Speisepilzen kennenlernen. Generell denkbar ist natürlich auch das Bearbeiten der künstlerischen oder ästhetischen Perspektive im Wald, welches den Kindern die Schönheit des Waldes vermitteln und verständlich machen kann.

Auch das Tiergehege bietet, wie auch schon der Wald, für die Schüler die Möglichkeit, Lebensgewohnheiten einheimischer Tierarten zu erfahren. Weiterhin ist es nach Absprache mit den Tierpflegern und dem Förster möglich, das Gehege der Rehe zu begehen. Dies bietet den Kindern Gelegenheit, die Tiere aus nächster Nähe zu sehen und sie sogar füttern und streicheln zu können. In diesem Sinne wären auch die Fressgewohnheiten der Tiere ein möglicher Themenvorschlag.

Das Mausoleum des Fürsten Reuß, welches auf dem Gelände zu finden ist, kann dazu dienen, den Schülern die Geschichte ihres Heimatortes näher zu bringen, indem die historische Perspektive genutzt wird. Das Leben und Sterben am Fürstenhof könnte ebenso behandelt werden wie die Entwicklung und Herrschaft des Fürstenhauses Reuß, welches in Greiz über viele Jahrzehnte für Ruhm und Macht stand. Im Bezug auf die historische Perspektive, könnte auch die Geschichte der Berufsfelder Förster und Jäger Einzug ins Unterrichtsgeschehen finden. Da Förster sowie Jäger in „Waldhaus“ beschäftigt werden, könnten diese traditionsträchtigen Berufe für die Kinder sehr gut anschaubar gemacht werden.

Das beliebte Rundwandernetz des Ortes sowie die zahlreichen Radwege sind ebenfalls didaktisch nutzbar. Die Nutzung des Waldes für touristische Zwecke kann am ihrem Beispiel dargestellt werden.

Die Ausstellung „Natur und Umwelt“ bietet viele Möglichkeiten, pädagogisch tätig zu werden. Zahlreiche Schaukästen ermöglichen die Anschauung von einheimischen Insekten-, Vogel-, Amphibien- und Reptilienarten.[35] Der jeweils spezifische Körperaufbau und besondere Merkmale der Tierarten könnten hier ein mögliches Unterrichtsthema sein. Weiterhin befindet sich im Gebäude eine große Sammlung an präparierten Vögeln und Säugetieren, wie Füchsen, Wildschweinen, Rehen, Eulen etc. Auch diese kommen fast alle in den angrenzenden Wäldern vor, weswegen auch hier das Thema der einheimischen Fauna und Flora behandelt werden könnte, sodass die Schüler in der Lage sind, Pflanzen und Tiere im Lebensraum Wald zu bestimmen. Auch die „Merkmale von Lebewesen (Ernährung, Atmung, Wachstum, Bewegung, Fortpflanzung)“[36] können in diesem Zusammenhang in den Unterricht einfließen. Den Kindern kann die Möglichkeit geboten werden, Tiere und ihre natürlichen Lebensräume zu erkunden. Hier kann die allgemeine fachspezifische Kompetenz „Lebewesen und Lebensräume verstehen“[37] bearbeitet werden. Durch die aufgestellten „Fühlkästen“[38] kann es den Schülern ermöglicht werden, unterschiedliche, in der Natur vorkommende Strukturen und Oberflächen kennenzulernen. Großes Interesse bei den Kindern könnten auch die Freien aufgestellten Klapptafeln[39] erregen, die unter dem Motto „Wusstest du schon?“ Antworten zu Fragen aus Flora und Fauna bieten..

Die Naturschutzinformation kann genutzt werden, um den Kindern einen Einblick in Maßnahmen zur Erhaltung und zum Schutz der Natur zu bieten. Ebenfalls können die Notwendigkeiten solcher Maßnahmen deutlich gemacht und die Kinder zu einem verantwortlichen Umgang mit der Natur angehalten werden. Zudem können Themen wie Umweltverschmutzung oder gefährdete Tier- und Pflanzenarten aufgegriffen werden. Desweiteren stehen engagierte und ausgebildete Fachkräfte vor Ort für weiterführende Fragen oder spezifische Auskünfte zur Verfügung.

Das Potential, am Lernort „Waldhaus“ didaktisch tätig zu werden ist also sehr groß. Es beschränkt sich nicht nur auf einen naturwissenschaftlichen Blickwinkel, wie man es zunächst vermuten könnte, wenn man plant, das Thema Wald in den Unterricht einfließen zu lassen. Unter anderem können auch die ästhetische, kulturelle und historische Perspektive bearbeitet werden, was den Schülern ermöglicht, den Wald und seine Phänomene aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrzunehmen. Der Horizont der Kinder kann so erweitert werden. Ebenso können Sach-, Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz geschult und gestärkt werden.

4 Bild der Schüler

Leider war es mir nicht möglich, eine komplette dritte oder vierte Klasse zur Durchführung meines Waldprojektes zu gewinnen, da die Schulen, bei denen ich Anfragen stellte, entweder schlichtweg kein Interesse an meinem Angebot zeigten oder die Exkursionen der einzelnen Klassen schon geplant waren und daher vor den Sommerferien keine Zeit mehr für meine Durchführung blieb. Auch der organisatorische Aufwand, der für die Schulen entstehen würde (Lehr- und Hortkräfte müssten sich zur Mitarbeit bereiterklären, das Einverständnis der Eltern müsste eingeholt werden etc.), ließ einige Schulleiter/innen zurückschrecken. Es stellte sich demnach als schwieriger heraus als gedacht, eine Grundschule von meiner Idee zu überzeugen.

Glücklicherweise erklärte sich eine Grundschule, in der ich in den letzten zwei Jahren bereits Praktika im Umfang von zehn Wochen abgeleistet hatte, bereit, mir eine kleine Gruppe von sechs Drittklässler aus dem Ferienhort für mein Projekt zur Verfügung zu stellen. Die Eltern der betreffenden Schüler wurden informiert und gaben ihr Einverständnis zur Exkursion in den Wald. Außerdem erklärte sich die Hortleiterin bereit, die Rolle der zweiten Aufsichtsperson in „Waldhaus“ zu übernehmen. Ein weiterer Vorteil war, dass mir die sechs Schüler/innen der Klasse 3b bereits bekannt waren, da ich im vergangenen Schuljahr in dieser Klasse (damals noch 2b) hospitierte und auch selbst einige Stunden unterrichtete. Daher wusste ich über Stärken, Schwächen und Arbeitsverhalten der Kinder und konnte die Umsetzung und Vorbereitungen daran anpassen. Ebenfalls von Vorteil für die Durchführung war die Tatsache, dass ich für die Kinder keine Fremde mehr war und sie mich bereits als Lehrperson wahrnahmen.

[...]


[1] Bernhard von Clairvaux (1090 - 1153) zit. n.: Sauerborn, P.; Brühne, T.: Didaktik des außerschulischen Lernens, Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler, 2012, S.97.

[2] Burk, K.; Claussen, C. [Hrsg.]: Lernorte außerhalb des Klassenzimmers I, Didaktische Grundlegung und Beispiele, Arbeitskreis Grundschule e.V., Frankfurt am Main 1998, S.9.

[3] Dühlmeier, B. [Hrsg.]: Außerschulische Lernorte in der Grundschule, Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2010, S.53.

[4] Vgl. ebd.

[5] Ebd.

[6] Vgl. Dühlmeier, B. [Hrsg.]: Außerschulische Lernorte in der Grundschule, Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2010, S.54.

[7] Ebd.

[8] Vgl. Sauerborn, P.; Brühne, T.: Didaktik des außerschulischen Lernens, Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2012, S.100.

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. ebd.

[11] Vgl. ebd.

[12] Landratsamt Greiz, Untere Naturschutzbehörde [Hrsg.]: Natur erleben im Landkreis Greiz, Greiz 2001, S.10.

[13] Landratsamt Greiz, SG Wirtschaft und Fremdenverkehr [Hrsg.] : Freizeit- und Erlebniskarte Landkreis Greiz, Greiz 2013.

[14] Vgl. Landratsamt Greiz [Hrsg.]: Natur erleben im Landkreis Greiz, Greiz 2001, S.12.

[15] Landratsamt Greiz [Hrsg.]: Natur erleben im Landkreis Greiz, Greiz 2001, S.11.

[16] Ebd..

[17] Landratsamt Greiz [Hrsg.]: Natur erleben im Landkreis Greiz, Greiz 2001, S.10.

[18] Fotos siehe Anhang 4 -7, S. 29-30.

[19] Landratsamt Greiz, SG Wirtschaft und Fremdenverkehr [Hrsg.] : Freizeit- und Erlebnisbroschüre Landkreis Greiz, Greiz 2012, S. 57.

[20] Landratsamt Greiz, SG Wirtschaft und Fremdenverkehr [Hrsg.] : Freizeit- und Erlebnisbroschüre Landkreis Greiz, Greiz 2012, S. 57.

[21] Vgl. ebd.

[22] Ebd.

[23] Schmelzer, E.; Verein „Reußische Fürstenstraße e.V.“, Greiz, http://www.reussischefuerstenstrasse.de/mohlsdorf.htm, zuletzt aufgerufen am 02.08.2013, 15.03 Uhr.

[24] Ebd.

[25] Fotos siehe Anhang 8 - 33, S. 31 - 41.

[26] Erzigkeit, U.; Zentralredaktion Ostthüringer Zeitung, Löbichau: http://zeulenroda.otz.de/web/lokal/leben/detail/-/specific/Naturschutzinformationsstelle-in-Waldhaus-oeffnet- ihre-Tueren-fuer-Besucher-659343932, zuletzt aufgerufen am 03.08.2013, 13.58 Uhr.

[27] Vgl. Grüner, G.; Stadtverwaltung Greiz, http://www.greiz.de/tourismus/greiz- entdecken/rundgaenge/angebote-fuer-gruppen/naturschutzinformation-waldhaus. html, zuletzt aufgerufen am 03.08.2013, 13.45 Uhr.

[28] Fotos siehe Anhang 3, S.29 und Anhang 9, S. 31.

[29] Fotos siehe Anhang 32 - 33, S.41.

[30] Fotos siehe Anhang 14, S. 33.

[31] Fotos siehe Anhang 15, S. 33.

[32] Fotos siehe Anhang 13, S. 32.

[33] Fotos siehe Anhang 11 - 12, S. 32.

[34] Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur [Hrsg.] : Lehrplan für die Grundschule und für die Förderschule mit dem Bildungsgang Grundschule - Heimat- und Sachkunde, 2010, S.11.

[35] Fotos siehe Anhang 18 - 31, S. 35 - 40.

[36] Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur [Hrsg.] : Lehrplan für die Grundschule und für die Förderschule mit dem Bildungsgang Grundschule - Heimat- und Sachkunde, 2010, S.8.

[37] Ebd.

[38] Fotos siehe Anhang 14, S. 33.

[39] Fotos siehe Anhang 32 - 33, S. 41.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Der Wald als außerschulischer Lernort für die Grundschule. Das "Waldhaus" in Greiz-Mohlsdorf
Hochschule
Universität Erfurt
Note
2,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
43
Katalognummer
V373189
ISBN (eBook)
9783668506046
ISBN (Buch)
9783668506053
Dateigröße
3270 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wald, lernort, grundschule, waldhaus, greiz-mohlsdorf
Arbeit zitieren
Sandra Gerg (Autor:in), 2013, Der Wald als außerschulischer Lernort für die Grundschule. Das "Waldhaus" in Greiz-Mohlsdorf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373189

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