Strategiebegriff und Radikaler Konstruktivismus


Seminararbeit, 2002

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1) EINFÜHRUNG

2) WAS IST RADIKALER KONSTRUKTIVISMUS?

3) UM WAS GEHT ES BEI DER SYSTEMTHEORIE?

4) WAS IST KOMMUNIKATION UND WIE FUNKTIONIERT SIE?

5) STRATEGIE UND STRATEGIEBEGRIFF

6) WIE KÖNNEN STRATEGIE UND DIE AUFFASSUNGEN DES RADIKALEN RADIKALISMUS ZUSAMMEN IN EINEM UNTERNEHMEN FUNKTIONIEREN?

7) QUELLENNACHWEIS

1) EINFÜHRUNG

Da das Thema „Strategiebegriff und Radikaler Konstruktivismus“ ein sehr großes Themengebiet ist, möchte ich mich auf folgende Fragestellung beschränken. (Soweit so etwas in dem Umfang einer solchen Arbeit überhaupt möglich ist.)

„Wenn sich jeder seine Wirklichkeit in jedem Augenblick selbst konstruiert,

wie kann es dann möglich sein, dass in einer Organisation strategisch

geplant werden kann?“

Damit ich diese Fragestellung beantworten kann, möchte ich zu den Begriffen Radikaler Konstruktivismus, Systemtheorie, Kommunikation, Strategie und Strategiebegriff jeweils eine Einführung geben, um auf den einzelnen Erläuterungen meine These aufzubauen.

Es handelt sich dabei um ein Unternehmen, dem das dialogische Prinzip einer lernenden Organisation zugrunde liegt. Alle Beteiligten bilden durch gemeinsames Bewusstsein, ein „Überbewusstsein“ und ermöglichen so strategisches Handeln. Dieses Überbewusstsein schließt die Wirklichkeit eines jeden mit ein und schafft so eine gemeinsame Teilwirklichkeit jeder eigenen individuellen Wirklichkeit, dadurch werden strategische Beschlüsse möglich. Auf dieser gemeinsamen Wirklichkeit basierend sind wiederum Entscheidungen begründet, die die Verantwortung zudem gleichmäßig verteilen. Voraussetzung für diese Art eines autopoietischen Systems ist eine funktionierende Kommunikation, die Stabilität innerhalb des Unternehmens erzeugt, um optimales Handeln nach außen zu garantieren. Der Manager nimmt in diesem Unternehmen keine Position außerhalb ein, von der er das Unternehmen aus lenkt, sondern er ist in die Gemeinschaft integriert und handelt dem Wesen des gemeinsamen Bewusstseins entsprechend.

2) WAS IST RADIKALER KONSTRUKTIVISMUS?

Der Radikale Konstruktivismus ist ein spezieller Ansatz des Konstruktivismus. Dieser definiert sich durch „erkenntnis- und wissenschaftstheoretischer Richtungen, die die konstituierenden Leistungen des Beobachters im Erkenntnisprozess betonen.“[1]

Der Radikale Konstruktivismus selbst ist „eine empirische Kognitionstheorie, die in Fortsetzung skeptischer und konstitutionstheoretischer Überlegungen jegliche Form der Erkenntnis - einschließlich des Erkannten selbst - als Konstruktion eines Beobachters begreift.“[2] Er beschäftigt sich als Kognitionstheorie mit dem Prozess des Erkennens, mit der Frage nach dem Wie? und nicht mit der Frage nach dem Was? „Wenn nämlich das Was des Wissens vom betreffenden Erkenntnisvorgang, dem Wie, bestimmt wird, dann hängt unser Bild der Wirklichkeit nicht mehr nur davon ab, was außerhalb von uns der Fall ist, sondern unvermeidlich auch davon, wie wir diese Welt erfassen.“[3]

Der Radikale Konstruktivismus „kann auf sich selbst angewendet als Konstruktion begriffen werden, die die Erkennbarkeit von Realität und Wahrheit bezweifelt, aber trotzdem an der Möglichkeit und Sinnhaftigkeit von Wissenschaft (Konstruktion von Lösungen) festhält.“[4] Das bedeutet, dass es sich hierbei um eine „rekursive bzw. reflexive Theorie, die auf sich selbst anwendbar ist und sich so ständig relativiert. [5] handelt. Innerhalb dieser Theorie werden mehrere „Thesen“ aufgestellt:

Erkennen ist ein aktiver Vorgang und „bezeichnet einen Prozess der eigenständigen Herstellung bzw. Konstruktion einer kognitiven Welt.“[6] Erkennen ist also keine bloße passive Abbildung der wahrgenommenen Realität.

Der Radikale Konstruktivismus behauptet auch, „dass wir die Operationen, mit denen wir unsere Erlebenswelt zusammenstellen, weitgehend erschließen können, und dass uns dann die Bewusstheit des Operierens helfen kann, es anders und vielleicht besser zu machen.“[7] (Ernst von Glaserfeld)

Durch diesen Erkenntnisvorgang wird die Existenz der uns umgebenden Welt nicht bestritten, vielmehr wird ihr bloß die ontologische Relevanz der Welt entzogen. In diesem Sinne ist die äußere Welt nicht erfahrbar, sondern sie kann beobachtet, wahrgenommen, eben einfach konstruiert werden.

Diese Form des Konstruktivismus „versucht, aufbauend auf „empirischem Wissen“[8] den Prozess menschlichen Erkennens in seiner individuellen und sozialen Form zu beschreiben, seine Leistungen zu benennen und auf dieser Grundlage ethische Forderungen für gesellschaftliches Handeln, insbesondere für die Wissenschaft abzuleiten. Unter empirischem Wissen werden dabei durch Handeln (Sprechakte natürlich eingeschlossen) überprüfte Beschreibungen von Wirklichkeitsentwürfen verstanden, d. es handelt sich um intersubjektiv geteiltes operationales Wissen.[9]

Zur Begründung dieser Theorie führt der Radikale Konstruktivismus an, dass das „menschliche Gehirn als Teil des Nervensystems über keinen direkten, unmittelbaren Zugang zu seiner Umwelt verfügt. Das Gehirn operiert als ein selbstreferentiell-geschlossenes System, das sich in seinen Aktivitäten ausschließlich rekursiv auf sich selbst bezieht und auf diese Weise eine semantisch und kognitiv abgeschlossene Welt erzeugt.“[10] Die Operationen des Gehirns sind also selbstexplikativ, d.h. dass „das Gehirn alle Bewertungs- und Deutungsmuster mittels eigener Operationen aus sich selbst schöpfen muss.“[11]

Ein wichtiger Punkt für das Verständnis des Radikalen Konstruktivismus, und auch der Ansatzpunkt für Kritik an ihm, ist der, dass er keinen allgemeinen absoluten Wahrheitsanspruch besitzt, das bedeutet, dass der „Verzicht auf Wahrheit als Letztbegründung seiner selbst“ anzusehen ist. Durch die Auffassung, das es nicht nur die eine, absolute Wahrheit gibt, sondern vielleicht mehrere, die alle auf ihre Art wahr sind, stellt er Wissen in Frage, das auf absoluten Wahrheiten basiert. „Der radikale unterschied (dieser Theorie) liegt in dem Verhältnis zwischen Wissen und Wirklichkeit.“[12]

Ein anderer Vorwurf gegenüber dem Radikalen Konstruktivismus ist der Reduktionsvorwurf, d.h. „ dass jede Form der Kognition von lebenden Systemen erzeugt wird und somit als ein biologisches Phänomen zu begreifen ist.“[13] Die Systemtheorie von Niklas Luhmann ist eine Weiterentwicklung des Radikalen Konstruktivismus, wobei er dort „streng zwischen lebenden, psychischen und sozialen Systemen unterscheidet, die auf ihre je eigene Weise ihre Umwelt beobachten bzw. sich selbst beobachten.“[14]

Ernst von Glaserfeld erwähnt bei der Theorie den Aspekt der Verantwortlichkeit. „für Konstruktivisten ist alle Verständigung, alles Lernen uns Verstehen stets Bau und Interpretation des erlebenden Subjekts, und darum kann letzten Endes nur ich selbst die Verantwortung übernehmen.“(Ernst von Glaserfeld)

3) UM WAS GEHT ES BEI DER SYSTEMTHEORIE?

Da ich in diesem Text auf Organisationen eingehen will und wie man ihre strategische Planung mit den Theorien des Radikalen Konstruktivismus vereinbaren kann, will ich zunächst die Systemtheorie erläutern, da es sich bei Organisationen um soziale Systeme handelt, um die es in der Systemtheorie geht.

„Systeme sind Gebilde oder Konstrukte, bei denen Elemente oder Merkmale der Elementmenge in bestimmter, von der Umwelt unterschiedener weise miteinander verbunden und auf die kreative Selbsterhaltung der internen Strukturen bezogen sind.“[15]

Die Untersuchungsgegenstände der Systemtheorie sind Integration (Zusammenschluss, Vereinigung) und Interdependenz (Abhängigkeit voneinander) der Elemente in Systemen unter den Gesichtspunkten:

Funktion: Aufgabe/Leistung eines Elementes im Ganzen

[...]


[1] Metzler „Philosophie Lexikon“ (1996)

[2] siehe Metzler

[3] siehe Watzlawick „Die erfundene Wirklichkeit“(1985)

[4] Beck „Medien und die soziale Konstruktion von Zeit“(1994)

[5] siehe Beck

[6] siehe Metzler

[7] siehe Watzlawick

[8]Die konstruktivistische Fassung dieses Begriffes geht auf Gebhard Rusch zurück; vgl. Rusch (1987a),

S. 237-280. Ruschs Differenzierung von empirischem und historischen Wissen halte ich jedoch für äußerst

fragwürdig. vgl. hierzu Rusch (1987a), S. 251-252“ ( aus: siehe Fußnote 9)

[9] siehe Beck

[10] siehe Metzler

[11] siehe Metzler

[12] siehe Ernts von Glaserfeld in Watzlawick (1981)

[13] siehe Metzler

[14] siehe Metzler

[15] siehe Nohlen „Wörterbuch Staat und Politik“

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Strategiebegriff und Radikaler Konstruktivismus
Hochschule
Universität der Künste Berlin  (Fakultät Gestaltung)
Veranstaltung
Seminar: Kommunikation und Strategie
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
22
Katalognummer
V37221
ISBN (eBook)
9783638366328
ISBN (Buch)
9783638653930
Dateigröße
504 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Strategiebegriff, Radikaler, Konstruktivismus, Seminar, Kommunikation, Strategie
Arbeit zitieren
Anne Bender (Autor:in), 2002, Strategiebegriff und Radikaler Konstruktivismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37221

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