Das Menschenbild - Persönllichkeitstheorie nach Rogers


Hausarbeit, 2005

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltesverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Menschenbild der Humanistischen Psychologie
2.1 Humanismus
2.2 Grundsätze

3. Persönlichkeitstheorie nach Rogers
3.1 Aspekte der Persönlichkeitstheorie
3.2 Wesentliche Begriffe der Persönlichkeitstheorie
3.3 Thesen zum Menschenbild
3.4 Thesen zur Persönlichkeitstheorie

4. Die Persönlichkeitstheorie in Bezug auf die Therapietheorie
4.1 Grundlagen der Therapietheorie
4.2 Persönlichkeitstheoretische Merkmale in der Therapietheorie
4.3 Fazit

5. Abschließende Worte

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Was ist das Menschenbild?

Allgemein werden Menschenbilder als Teil von Weltbildern, die individuell aus Erfahrungen und Auseinandersetzungen hervorgehen, bezeichnet. Sie bilden eine wissenschaftliche Grundlage für die Anthropologie, Persönlichkeitstheorie, Motivationstheorie, Theorie der leidenden Person („Störungslehre“) und Therapietheorie.[1]

Diese Arbeit wird sich jedoch speziell mit dem Menschenbild nach Carl Ransom Rogers auseinandersetzen und somit einen Einblick in seine Persönlichkeitstheorie bieten. Rogers wurde am 08. Januar 1902 in Oak Park, Illinois, geboren und 1931 an der Columbia University, nachdem er ein Studium in den Agrarwissenschaften und in der Theologie abgebrochen hatte zum Dr. der Psychologie promoviert. Zu dieser Zeit arbeitete er schon in der Erziehungsberatung und mit missbrauchten Kindern. In den folgenden Jahren lehrte er in Ohio, Chicago, Wisconsin und in La Jolla. Aus Gründen der Unzufriedenheit über das Inventar an diagnostischen und therapeutischen Methoden der Gesprächpsychotherapie begründete er die klientenzentrierte Psychotherapie. Nach Jahren der Weiterentwicklung dieser Therapieform und mehreren Veröffentlichungen starb Rogers am 04. Februar 1987 in La Jolla, Kalifornien.[2]

Innerhalb dieser Arbeit wird nun versucht, Rogers Ansicht über die Sichtweisen der Menschen und den damit verbundenen Einflüssen auf die Theorie- und Hypothesenbildung des Therapeuten darzustellen. Die Quellen, um dieses Ziel zu erreichen, beschränken sich nicht nur auf einschlägige Literatur, sondern umfassen eine digitale Enzyklopädie (Microsoft Encarta 1999) und diverse Internetquellen.

2. Das Menschenbild der humanistischen Psychologie

Die humanistische Psychologie besteht neben der Psychoanalyse und dem Behaviorismus. Somit wird sie als „dritte Kraft“ oder ,,dritte Revolution“ bezeichnet.[3]

Um auf das Menschenbild der humanistischen Psychologie vorzudrängen wird zunächst der Begriff des Humanismus dargestellt.

2.1 Humanismus

Der Begriff des Humanismus wird nun auf fünffache Weise erläutert, wobei jede dieser Erläuterungen mit der Humanistischen Psychologie im Zusammenhang steht.

1. Human kann als menschlich bzw. humanitär verstanden werden und bezeichnet einen gefälligen, sozialen und hilfsbereiten Menschen, der ausschließlich auf das Wohl seiner Mitmenschen bedacht ist. Des Weiteren geht der Sinn des Begriffs, human, einher mit den allgemeingültigen Menschenrechten einer Bevölkerungsgruppe.
2. Ist dies auch ein philosophischer Begriff, der betont, dass der Mensch eine eigenständige Seinskategorie darstellt. Diese Eigenständigkeit kann nicht nur mit etwas religiösem, übernatürlichem oder spirituellem erklärt werden, sondern mit der Vernunft des Menschen und mit dem Fortschritt der Wissenschaft.
3. Der humanistische Bildungsbegriff bezieht sich mit human auf die Auseinandersetzung mit besonderen geistigen Leistungen der Menschheit, die sich in der Sprache, Literatur, Kunst und in der Geschichte wiederspiegeln.
4. Besagt der Begriff, human, alles was menschlich ist und somit zeigt sich die Humanistische Psychologie als Denkrichtung, der nichts menschliches fremd sei.
5. Zeigt der Begriff die Einzigartigkeit des Menschen, die ihn von anderen Organismen unterscheidet. Benannt werden kann z.B. Kreativität, Bewusstsein, Selbstreflexion, Selbstaktualisierung, Identität, Autonomie und vieles mehr.[4]

2.2 Grundsätze

Jede psychologische Denkrichtung steht vor dem Hintergrund einer bestimmten Sichtweise des Menschen, die Einfluss auf ihre Theorie- und Hypothesenbildung hat. Rogers hat darauf hingewiesen, dass es von großem Vorteil ist, wenn diese Sichtweise auch explizit formuliert wird, da der Forschende dadurch bewusster an seinen Forschungsgegenstand, sprich den Menschen, herangeht. Dem Menschenbild sprach er dabei eine erkenntnisleitende Funktion zu, weil es Wahrnehmungen und Erfahrungen filtert und somit auf eine grundlegende Weise das Problembewusstsein bestimmt.[5]

Als grundsätzlich für die Humanistische Psychologie können folgende fünf Prinzipien, die Bugental 1964 veröffentlicht hat und die ich hier nach Quittmann zitiere, gelten:

1. ,,Der Mensch in seiner Eigenschaft als menschliches Wesen ist mehr als die Summe seiner Bestandteile". Der Mensch ist also auch eine Gestalt in oben beschriebenem Sinne und damit mehr als die Summierung von Teilfunktionen.
2. ,,Das menschliche Existieren vollzieht sich in menschlichen Zusammenhängen". Das heißt, der Mensch muss sich in Gesellschaft begeben und ist abhängig von zwischenmenschlichen Beziehungen, denn ohne diese könnte er nicht existieren.
3. ,,Der Mensch lebt bewusst". Er ist sich also seines ,,da-seins" bewusst und kann dadurch seine Erfahrungen einordnen und verstehen.
4. ,,Der Mensch ist in der Lage zu wählen und zu entscheiden". Dieses folgt direkt aus dem Vorangegangenem, da er durch seine Bewusstheit aktiv entscheiden und seine Situation verändern kann.
5. ,, Der Mensch lebt zielgerichtet".[6] Das heißt, er hat gewisse Werte und Bedürfnisse, die er erreichen möchte und die die Grundlage für seine Identität bilden.

Die in Punkt fünf angesprochene Zielgerichtetheit kann allerdings durchaus gegensätzliche Ziele beinhalten. So strebt beispielsweise der Mensch, wie in Punkt zwei beschrieben, nach Gesellschaft und sozialer Interdependenz, trotzdem strebt er aber auch nach Autonomie und Unabhängigkeit. Dieses ist aber kein Gegensatz, sondern die Autonomie ist eher in einem sozialverantwortlichem Sinne zu sehen.

Das heißt, nur ein eigenverantwortliches Individuum kann Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen. Zudem kann eine Person nur an notwendigen Veränderungen seiner Umwelt beitragen, wenn sie entdeckt hat, dass sie sich selbst verändern kann.[7]

Ein wesentliches Ziel, auf das der Mensch gerichtet ist, ist das der Selbstverwirklichung. Hierzu hat Maslow 1973 eine fünfstufige Bedürfnis-Hierarchie entwickelt. Auf der untersten Stufe sind physiologische Bedürfnisse wie Hunger und Durst zu finden, dann folgen Sicherheitsbedürfnisse, Bedürfnisse nach Geborgenheit, Bedürfnisse nach Zuwendung und Liebe, Bedürfnisse nach Anerkennung und Wertschätzung sowie Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und Entfaltung. Die Gesamtheit dieser nennt er Defizitbedürfnisse. Erst wenn diese, auch in dieser Reihenfolge, befriedigt sind, kommen die Bedürfnisse nach Wachstum und Selbstverwirklichung zum tragen und damit auch die Frage nach seinem eigentlichen Ziel und dem Sinn seiner Existenz. Diese Fragen sind dabei von humanistischen Wertvorstellungen wie Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde geprägt.[8]

Der Mensch steht grundsätzlich im Mittelpunkt der Humanistischen Psychologie, das bedeutet, dass der forschende Mensch immer selbst Teil der Forschung ist. Dieses steht ganz klar im Gegensatz zum Behaviorismus, da aus dieser Sichtweise heraus kein Anspruch auf wissenschaftliche Objektivität gestellt werden kann, weil der Mensch mit all seiner Individualität in das zu Erforschende mit hineinspielt. Seinen Fragestellungen wird die größte Bedeutung zugemessen. Die Methodik, z.B. durch Testversuche und Statistiken, wird zwar nicht prinzipiell abgelehnt, doch muss sie sich den Erfahrungen des forschenden Menschen und den Bedeutungszusammenhängen des „menschlichen Seins“ allgemein unterordnen. Ergebnisse dieser Forschungen und auch Wissen allgemein besitzen allerdings nur relative Bedeutung. Die Humanistische Psychologie geht davon aus, dass durch die menschliche Vorstellungskraft und Kreativität unendlich viel Wissen erreicht werden kann, so dass jede neue Erkenntnis nur relative Bedeutung besitzt.[9]

3. Persönlichkeitstheorie nach Rogers

Rogers konnte eine zusammengefasste Darstellung seiner Persönlichkeitstheorie erstmals als Beitrag in einem Sammelwerk von Sigmund Koch (A Study Of A Science. Study I: Conceptual and Systematc. Volume III Formulations Of The Person And The Social Context, New York/ Toronto/ London 1959[10]) herausgeben. Zum Entstehungszusammenhang erläutert Rogers, er hätte in einem Zeitraum von 30 Jahren, mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 15-20 Stunden, therapeutische Erfahrungen gesammelt. Weiterhin hätte er durch diese entstandenen Beziehungen zu den Menschen seine Einsichten in der Bedeutung von Therapie, in die Dynamik interpersonaler Beziehungen, in die Struktur und das Funktionieren der Persönlichkeit gewonnen. Die von Rogers gemachten Beobachtungen waren der erste Schritt auf dem Weg zur gesicherten Erkenntnis über die menschliche Persönlichkeit, wobei sie nicht als gesicherte Forschungsbefunde galten. Zudem nutzte er nicht nur seine Beobachtungen, sondern auch die von Kollegen und Schülern. Rogers Kooperationswille war dabei viel stärker als bei Freud und so nahm er konzeptuelle und operationale Vorschläge von anderen in seine theoretischen Überlegungen auf.

Die Theorie Rogers wurde auf dem Hintergrund eines umfassenden und humanistischen Menschenbildes konzipiert und sie bekam den Status einer universellen Theorie im Bereich Humanistische Psychologie.[11]

3.1 Aspekte der Persönlichkeitstheorie

Inhaltliche:

Persönlichkeitstheorien geben im allgemeinen Auskunft darüber wie Persönlichkeit definiert wird, was Persönlichkeit konstruiert und wie ihre Elemente verhaltensbestimmend zusammenwirken. Darüber hinaus werden psychologische Aussagen über die Entwicklung von Persönlichkeit, über pathologische Erscheinungsformen und über die vermuteten Therapiearten, die Hinweise auf Änderungen bieten, gemacht. Die Gewichtung der Inhalte in den einzelnen Theorien ist sehr variabel.

Bei Rogers sucht man beispielsweise vergeblich nach einer expliziten Persönlichkeitsdefinition, dafür definiert er aber im Einzelnen die konstituierenden Elemente der Persönlichkeit und dessen Entstehung. Außerdem verdeutlicht Rogers die Bedingungen, die als abnormal gelten würden, und bietet zu deren Änderung therapeutische Maßnahmen. Rogers veranschaulicht, dass das tatsächliche Erleben eines Individuums nicht von der physikalischen und sozialen Umwelt bestimmt wird, da jeder aus subjektiven Erfahrungen etwas anderes macht. Diese Sichtweise hat dazu geführt, Rogers Ansatz als phänomenologisch[12] zu kennzeichnen.

Ein zweites Merkmal für die Persönlichkeitstheorie stellt die starke Herausarbeitung von Prozessen, Änderungsvorgängen und Entwicklungsverläufen dar. Strukturelle Persönlichkeitsmerkmale wurden dagegen kaum hervorgehoben, was im Vergleich mit anderen Persönlichkeitstheorien ein Minimum an Strukturmerkmalen und ein Maximum an Prozessen darstellt. Erklären lässt sich jenes mit der Zielsetzung (die Änderung der Persönlichkeit) bei der Entwicklung dieser Theorie.[13]

Formale:

Häufig wird der Theoriebegriff einer Persönlichkeitstheorie nicht benannt, das heißt es bleibt dem Benutzer überlassen, aus dem Aussagengefüge des Verfassers einen zu erschließen. Rogers allerdings stellte nach Vorschlägen von Sigmund Koch ein formales Gerüst auf, dass sich in drei Kategorien unterteilt und die Beziehungen zwischen den einzelnen Hypothesen aufzeigt. Dieses Gerüst besteht im wesentlichen aus der Spezifikation von unabhängigen, intervenierenden und abhängigen Variablen, die das Aussagesystem tragen. Des Weiteren aus den Definitionen der wichtigen Inhalte von den drei Typen der Variablen. Zudem machte er noch Angaben über vorhandene empirische Deutlichkeiten (Evidenzen), Messverfahren und über potenzielle Anwendungsgebiete.[14]

[...]


[1] Vgl.: www.pfs-online.at/papers/paper-lexikon.htm vom 07.02.05

[2] Vgl.: Microsoft Encarta Enzyklopädie 1999: Rogers

[3] Vgl.: Hutterer (1998) S.24

[4] Vgl.: ebenda S. 12-15

[5] Vgl.: Hutterer (1998) S. 128

[6] Zitate: Quittmann (1991) S.16-17

[7] Vgl.: Quittmann (1991) S. 179

[8] Vgl.: Kriz (1994) S. 179-180

[9] Vgl.: http://psychotherapieberatung.de/index.php/Gespr%C3%A4chspsychotherapie#Menschenbild vom 07.02.05

[10] Vgl.: Rogers (1991) S.5

[11] Vgl.: Brauns (1979) S. 196-197

[12] Anmerkung: Phänomenologie ist die Lehre von den Wesenserscheinungen der Dinge

[13] Vgl.: Brauns (1979) S.197-198

[14] Vgl.: ebenda S. 199-200

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Das Menschenbild - Persönllichkeitstheorie nach Rogers
Hochschule
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst - Fachhochschule Hildesheim, Holzminden, Göttingen  (Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst)
Veranstaltung
Gesprächsführung
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V37214
ISBN (eBook)
9783638366267
Dateigröße
577 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Menschenbild, Persönllichkeitstheorie, Rogers, Gesprächsführung
Arbeit zitieren
Mike Brandt (Autor:in), 2005, Das Menschenbild - Persönllichkeitstheorie nach Rogers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37214

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