Das Wiener Volkstheater


Seminararbeit, 2000

20 Seiten, Note: befried.


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Definition

III. Entstehungsgeschichte

IV. Funktion

V. Formen und Gattungen

VI. Die komische Figur

VII. Musik

VIII. Zensur

IX. Autoren

X. Schluss

XI. Literaturverzeichnis:

I. Einleitung

Wir befinden uns mitten im Zeitalter der Massenmedien. Fernsehen, Computer, Radio und andere Unterhaltungs- und Informationsmedien bestimmen unser Leben und drängen alte Traditionen und Gepflogenheiten, so zum Beispiel einen schönen Theaterabend, in den Hintergrund. Die nahe, körperliche Erfahrung, die ein Theaterbesuch vermitteln kann, hat sehr stark an Anziehungskraft verloren und wird in vielen Kulturkreisen durch unkörperliche, technisch hochentwickelte Medien abgelöst.

Dennoch darf hier nicht die Rede von dem völligen Aussterben der Theaterkunst sein, denn auch heute noch unterscheiden sich Gesellschaften und Staaten stark durch ihre kulturellen Gewohnheiten und man trifft oft auf Städte, Gemeinden und Dörfer in denen sich die Bevölkerung noch nicht so stark vom Theaterleben abgegrenzt hat. Gerade in kleineren, familiären Dörfern gilt oft die Schauspielkunst, so z.B. das Laienspiel, als alte Tradition, die auch weiterhin gepflegt werden soll. Da die Theaterkunst ein breites Spektrum bietet, daß in vielen unterschiedlichen Facetten schimmert, findet man in den verschiedenen Regionen und Kulturkreisen auch viele unterschiedliche Arten von Schauspiel, z.B. Passionsspiele, Bauernschwänke, Krippenspiele, Märchen, Dramen, Fabeln und viele andere. Jedoch eine der beeindruckendsten und vielfältigsten Theaterkünste aller Zeiten ist das Wiener Volkstheater, das ich in folgendem Text näher erläutern möchte.

II. Definition

Eine einheitliche Definition für das Wiener Volkstheater zu finden ist fast unmöglich, da gut 200 Jahre Theatergeschichte das Wiener Volkstheater geformt und verändert haben und man so diese Art von Schauspiel nicht in ein paar Worten zusammen fassen und definieren kann. Kurz kann man sagen, daß das Volksstück ein Stück vom Volk für das Volk und über das Volk ist und sich somit nicht nur, wie das Hoftheater, an gehobene Stände richtet, sondern für jedermann zugänglich ist. Aufgrund seiner langen Entstehungsgeschichte weist das Volkstheater eine Vielfalt an Erscheinungsformen auf, die Thomas Schmitz[1] (nach Rodger Hudson) in fünf verschiedene Typen unterteilt hat um so das Volkstheater zu erklären.

Tabelle 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine weitere mögliche Definition von Volkstheater weist das Allgemeine Theaterlexikon von 1842 auf . Hier möchte ich einen kleinen Auszug zitieren.

„Volksstücke nennt man gewöhnlich die mit vielem Aufwande an Personal, Statisten, Decorationen u.s.w. ausgerüsteten Productionen, die die Massen anziehen; eigentlich aber sind Volksstücke solche, die aus dem Volke herauswachsen, Sitten und Charakter, Thaten und Erfolge, Wünsche und Bedürfnisse desselben verkörpern; eine Gattung von Stücken, die nicht allein das Volk angezogen, sondern auch erhoben und veredelt hat, (...) “[2]

Worüber man einiges mehr weiß, als über eine genaue Definition für das Volkstheater ist die Entstehung dieses Typs.

III. Entstehungsgeschichte

„Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gehen Jesuiten- und Schuldrama, so wie barocke Prunkoper (italienische Oper am Wiener Kaiserhof) mit der Wanderbühne (Herkunft meist aus der Stegreifkomödie internationaler Prägung) und der volkstümlichen Komik die Synthese zur Wiener Volkskomödie ein. Gleichzeitig beginnt sich das nicht- höfische Theater zu etablieren“.[3]

Mit dieser These von Jürgen Hein stimmen auch die meisten weiteren Nachforschungen über die Entstehungsgeschichte des Volkstheaters überein. Man ist sich einig, daß die eigentlichen Wurzeln dieses Theatertyps bis ins „weltliche Spiel des Mittelalters“ hinein reichen und der wirkliche Beginn des Theaters für das Volk mit dem Seßhaftwerden vieler verschiedener Wanderbühnen anzusetzen ist. Diese Wandertruppen aus Italien, England, Frankreich und Deutschland boten verschiedene Arten von Schauspiel und lebten von ihren Einnahmen. Aufgrund der wachsenden Konkurrenz im Wanderbühnenbereich bemühte sich jeder kleine Theaterbetrieb der großen Masse, dem Volk, „dem die Theater der Reichen, Adeligen und Gebildeten verschlossen waren.“[4], etwas besonderes zu bieten.

Die verschiedenen Spielweisen der kleinen, seßhaft gewordenen Wanderbühnen aus aller Welt flossen in Wien ineinander und bildeten somit das Volkstheater. Feen-, Geisterstücke, Zauberspiele, märchenhafte Stücke und Fabeln, „mit der Lösung individueller und sozialer Konflikte mittels dämonischer Kräfte“[5] brachten das Volk zum Staunen.

Hintergrund dieser vielen verschiedenen Spielformen war die verbürgerlichte

„Theodizee- Problematik“, das Nebeneinander von Diesseits und Jenseits, also die Frage, warum es Gott, den Mächtigen, gibt und trotzdem noch Leid und Ungerechtigkeit auf der Erde herrscht. „Die Theodizee- Problematik bietet sich deshalb als dramaturgisches Modell an, weil sie theatralische Komik, entspringend aus gegenwärtiger sozialer Widersprüchlichkeit, im Rahmen einer kritikwürdigen, aber grundsätzlich nicht erschütterten, stabil aufgefaßten Welt- und Gesellschaftsordnung ermöglicht. Die Menschen werden nicht gezeigt wie sie sind, sondern wie sie sein sollen.“[6] Vom s päten 17. Jahrhundert an bis schließlich zum 19. Jahrhundert entstanden immer wieder neue Spielformen, wie z.B. Zauberspiele, Märchendramen und sogenannte Besserungsstücke, die das Volkstheater unter den Einflüssen der kaiserlicher Prunkoper, des Barockdramas, des Komischen und Phantastischen und auch der Commedia dell´ arte formten und ständig veränderten. In dieser Zeit stand das Volkstheater immer in Auseinandersetzung mit dem Volk, den Theaterkritikern und der gefürchteten Zensur, welche die Theatermacher in ihrer Freiheit sehr stark einschränkten. Dennoch setzte sich das Theater für das Volk durch und auch wenn man von dem Untergang des Volkstheaters im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts spricht, so trifft man trotzdem auch heute noch auf verschiedene Theaterautoren, die sich die Kunst des Volkstheaters zu Nutzen machen und diese Tradition in ihren Stücken weiterleben lassen.

IV. Funktion

Die Funktion des Volkstheaters ist relativ leicht zu bestimmen. Da es ein Theater vom Volk, für das Volk und über das Volk ist hat es die Aufgabe, das bürgerliche Leben widerzuspiegeln. „Das Theater bietet dem Kleinbürger Ersatz für die im Leben unerfüllbaren Wünsche, malt ihm- von wenigen Ausnahmen abgesehen- eine Kulissenwelt, in der er sich gefällt. So erstarren die Stücke meist im Formalismus schönfärbender Lebens- und Selbstdarstellung des Bürgers.“[7] Aber nicht nur dieses ist eine wichtige Aufgabe des Volkstheaters. In erster Linie gilt es natürlich das Publikum zu unterhalten, ihm Spaß zu bereiten, es zum Lachen und manchmal auch zum Weinen zu bringen und es gleichzeitig auch zu bilden, es herauszufordern und zum Denken anzuregen. Herbert Herzmann bemerkt in seinem Text: „Wie gewagt und provokant ein Volksstück auch sein mag, es muß dem Publikum auf irgendeine Weise zu gefallen suchen. Dazu ist zu bemerken, daß Provokation und Invektiven sehr wohl „ gefallen“ können. Auf die „rechte“ Weise geärgert zu werden, kann offenbar Lust bereiten.“[8]

[...]


[1] Vgl. schmitz, Thomas. 1990. S.6

[2] nach: Schmitz, Thomas. 1990. S. 5

[3] Hein, Jürgen. 1997. S. 15

[4] Hein,Jürgen. 1973. S. 14

[5] Aust, Hugo. 1989. S.126

[6] Hein,Jürgen. 1973. S. 25

[7] Hein, Jürgen. 1973. S. 16

[8] Herzmann, Herbert. 1997. S. 45

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Wiener Volkstheater
Hochschule
Universität des Saarlandes  (Fachbereich Germanistik)
Veranstaltung
Proseminar: Die dt. Komödie im 19. Jahrhundert
Note
befried.
Autor
Jahr
2000
Seiten
20
Katalognummer
V3721
ISBN (eBook)
9783638123037
ISBN (Buch)
9783656006657
Dateigröße
536 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wiener, Volkstheater, Proseminar, Komödie, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Ina Thiesen (Autor:in), 2000, Das Wiener Volkstheater, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3721

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