Kinderarmut in Deutschland. Ursachen und Auswirkungen


Hausarbeit, 2017

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition von Kinderarmut

3. Begünstigende Faktoren

4. Auswirkungen von Kinderarmut

5. Fazit und Wissenschaftliche Reflektion

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der aktuellen politischen Diskussion fällt immer wieder der Begriff „Kinderarmut“. Ihr Index ist häufig eines der wichtigsten Merkmale, wenn Armut und Wohlstand von Ländern vergleichend betrachtet werden. Sie spiegelt den Wohlstand einer Gesellschaft wider. Vor allem sind es Nichtregierungsorganisationen, wie z.B. UNICEF, die in der Vergangenheit den Begriff nachhaltig prägten und Studien zur jeweils aktuellen Situation von Kindern durchführten und veröffentlichten. Damit zeigten sie unmittelbare Missstände der Gesellschaft auf, indem sie ihre schwächsten Mitglieder in den Focus stellten. Neben der Stellung der Kinder in der Gesellschaft, der Einhaltung und Wahrung der Kinderrechte und vor allem auch dem Schutz vor Gewalt, zählt eben auch der Schutz vor Kinderarmut zu den Zielen von UNICEF. (Vgl. UNICEF 2013:1)

Auf den ersten Blick mag der Begriff „Kinderarmut“ befremdlich klingen, da ein Kind kein direktes wirtschaftliches Einkommen durch vorhandene Erwerbstätigkeit oder Ersatzleistungen bei fehlender Erwerbstätigkeit hat. Welche Begründung gibt es dann für diese Bezeichnung? Sind es nicht eigentlich die Eltern, die als „arm“ bezeichnet werden müssten, während Kinder nur die Leidtragenden deren wirtschaftlichen Notstands sind?

Im Wesentlichen betrachte ich zur Beantwortung dieser Fragen in der folgenden Arbeit die Ursachen von Kinderarmut in Deutschland und die Auswirkungen, die diese für das Individuum und für die Gesellschaft haben.

Als Mitarbeiter im Bereich der Ambulanten Hilfen zur Erziehung (Sozialpädagogische Familienhilfe und Erziehungsbeistand) habe ich häufig mit Familien zu tun, die in Armut, zumindest aber am Rande der Armut leben. Ihre Problemlagen sind häufig unmittelbar mit der wirtschaftlichen Armut im Zusammenhang zu setzen. Die Bearbeitung dieser Fragestellungen hat also einen unmittelbaren Nutzen für meine Arbeit in der Praxis.

2. Definition von Kinderarmut

Schon die genaue Definition von Armut erweist sich als schwieriger, als möglicherweise angenommen, da der Begriff von verschiedenen Stellen auch verschieden belegt ist. Ökonomen betrachten vorwiegend die wirtschaftlichen Verhältnisse, während Soziologen zur Armut ebenfalls soziale und psychologische Faktoren in Korrelation setzen. Ebenso differiert die Art und Weise, wie die Gesellschaft Armut empfindet stark in Abhängigkeit von allgemeinwirtschaftlichen Umständen und kulturellen Entwicklungen.

">>Armut<< gehört zu den Begriffen, die zwar fest im Alltagsbewusstsein verankert sind, unter denen aber jede/r etwas anderes versteht. (...) In den Medien dominieren Armutsbilder, die stark vom Massenelend der sogenannten Dritten Welt bzw. des europäischen Mittelalters (Verhungernde, Obdachlose und Bettler) bestimmt sind.“ (Uske 1995 zit. n. Butterwegge 2000:21)

Doch soziologisch betrachtet wird davon ausgegangen, dass neben der Kaufkraft, bzw. der fehlenden Kaufkraft, noch weitere Faktoren bestimmen, ob ein Kind als arm bezeichnet werden kann, oder nicht. So können etwa das Fehlen von Förderung und adäquaten sozialen Kontakten Armut bedingen oder zumindest aber begünstigen. Hier spricht man von einer Armutsgefährdung oder Armutsrisiko.

„Zu den besonders armutsgefährdeten Gruppen zählen nach dem 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung:

- Arbeitslose, Personen mit geringer Erwerbsbeteiligung, Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung,
- alleinerziehende Eltern,
- kinderreiche Familien und
- Personen mit Migrationshintergrund."

(Bundesregierung 2008:4, zit. n. Höblich 2012:52)

Einig ist man sich hingegen darüber, wie absolute Armut definiert wird. Dies ist nach gängiger Auslegung ein Zustand, in dem man nicht mehr in der Lage ist, seine unmittelbaren persönlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen (vgl. BMZ 2017, o.S.). Familien, die plötzlich, möglicherweise auf Grund von Arbeitslosigkeit, Trennung (Deprivationsarmut) oder gesundheitlichen Defiziten (Dispositionsarmut) von Armut betroffen sind, werden auch irgendwann nicht mehr in der Lage sein, die gewohnte Unterstützung für ihre Kinder aufzubringen. (Vgl. Butterwegge 2000:48)

Man darf jedoch nicht die zunehmende Zahl der Sozialhilfeempfänger*innen dahingehend deuten, dass damit auch die Zahl der Armen wächst. Sie sagt lediglich aus, dass die Zahl jener wächst, die von der Hilfe des Systems, bzw. der Gesellschaft abhängig sind. Auch die anscheinend rückläufige Quote der Armut ist nur so zu erklären, dass der Level der Akzeptanz für Armutsfaktoren gestiegen ist und gewisse Erscheinungsformen der Armut mittlerweile wieder als „normal“ gesehen werden. (Vgl. Butterwegge 2000:40)

Auch kulturell ist die Definition von Armut (analog zur Definition von Kinderarmut) grundsätzlich abweichend. So konnte man in der Entwicklung der Systeme im geteilten Deutschland beobachten, dass in den Gebieten der DDR die Versorgungslage mit Konsumgütern, Dienstleistungen und Wohnraum im Focus des Interesses stand, während in der BRD der Schwerpunkt auf monetären Einkommen lag (Ressourcenansatz). (Vgl. Butterwegge 2000:67)

Wir gehen heute davon aus, dass jemand, der weniger als 50% des gesellschaftlichen Durchschnittseinkommens zur regelmäßigen Verfügung hat, als relativ arm zu bezeichnen ist (Relative Armut) (vgl. Butterwegge 2000:106)

Diese relative Armut ist auch in Hinsicht auf die Kinderarmut zu betrachten. So, wie die relative Armut bei Erwachsenen die eigene Situation in Relation zu der Mitte der Bevölkerung setzt, vergleichen auch Kinder und Jugendliche ihre Situation mit der anderer. (vgl. ebd.) Dadurch wird deutlich, dass eine Begriffsbestimmung von Armut immer auch ein subjektives Empfinden darstellt. So, wie es Menschen gibt, die sich auch mit sehr viel Vermögen (fiskalisch oder materiell) noch arm fühlen, so wird es auch Menschen geben, die mit wenig Besitz sehr glücklich sind. Dennoch ist die Gefahr, trotz redlicher Bemühungen auf Grund von familialen materiellen Prä-Dispositionen nicht in der Lage zu sein, seinen angestrebten Status zu erreichen, als ernstzunehmendes Problem zu betrachten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Kinderarmut in Deutschland. Ursachen und Auswirkungen
Hochschule
Fachhochschule Potsdam  (Fachbereich 2 - Sozialwesen)
Veranstaltung
O6
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
12
Katalognummer
V371881
ISBN (eBook)
9783668502925
ISBN (Buch)
9783668502932
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderarmut, Armut, Soziale Gerechtigkeit
Arbeit zitieren
Reiner Meiworm (Autor:in), 2017, Kinderarmut in Deutschland. Ursachen und Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371881

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