Der voseo in Argentinien. Ein anerkanntes Pronomen?


Hausarbeit, 2017

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eine Definition des voseo im schriftlichen und mündlichen Sprachgebrauch

3. Die Historie des voseo

4. Landesspezifische Besonderheiten Argentiniens
4.1 Die Sprache Argentiniens
4.2 Besonderheiten Argentiniens
4.3 Der soziolinguistische Status des voseo in Argentinien

5. Der voseo im Vergleich der Länder Argentinien und Chile – Paradigmen
5.1 Pronominales Paradigma
5.2 Verbales Paradigma

6. Fazit

Bibliographie

1. Einleitung

Heutzutage ist Spanisch mit etwa 470 Millionen Muttersprachlern vor Portugiesisch und Französisch mit großem Abstand die meistgesprochene der romanischen Sprachen (Noll 2014: 1)[1]. Das nachfolgende Schaubild aus dem deutschsprachigen Wikipedia-Artikel zum voseo (vgl. Montes 2006) soll die globale Verbreitung der spanischen Sprache veranschaulichen und den in dieser Hausarbeit thematisierten voseo präziser lokalisieren. Dunkelgrau steht stellvertretend für die spanischsprachigen Regionen in denen der voseo nicht auftritt. Die unterschiedlichen Blautöne verdeutlichen den Gebrauch des voseo in der alltäglichen Sprache (hellblau – existent, mittelblau – nur mündlich, dunkelblau – in Wort und Schrift).

Die Verwendung des voseo ist ein signifikanter Unterschied zwischen dem amerikanischen Spanisch und dem iberischen Spanisch.

El voseo, complejo fenómeno caraterístico de distintas variedades regionales o sociales del español de América, consiste en el uso para segunda persona de singular de formas pronominales y/o verbales originiariamente pertenecientes a la segunda persona del plural (Fontanella de Weinberg, 1977: 227).

Mit dem Begriff des voseo und dessen Gebrauch in Lateinamerika assoziiert man zunächst einmal ein umfassendes sprachliches Phänomen, das sich nicht allein auf die Ersetzung des herkömmlichen Pronomens durch vos reduzieren lässt, sondern das darüber hinaus auch viele regionale und gesellschaftliche Unterschiede in Spanisch-Amerika in sich birgt respektive aufzeigt. Genau dieser Umstand macht das voseo zu einem linguistischen Phänomen, obwohl es sich doch eigentlich nur um ein Pronomen der 2. Person Singular handelt. Dies zeigt sich auch in zahlreichen linguistischen Veröffentlichungen, beispielsweise von Fontanella de Weinberg. Das Phänomen trifft jedoch nur auf einige der vielen Länder Mittel- und Südamerikas zu. Im Spanisch der Iberischen Halbinsel taucht er zum Beispiel überhaupt nicht mehr auf. Neben dem alternativen Gebrauch zu wirkt es sich darüber hinaus auch auf die Konjugation der Verben sowie auf die anderen pronominalen Deklinationen aus. In Argentinien genießt der voseo aufgrund seiner allgemeingültigen Akzeptanz und Anwendung in Wort und Schrift eine Sonderstellung gegenüber anderen Ländern Lateinamerikas. Hieraus ergibt letztlich auch die Forschungsfrage für diese Arbeit:

Warum wird der voseo gerade in Argentinien als anerkanntes Pronomen verwendet?

Um die Forschungsfrage letztlich zufriedenstellend beantworten zu können, beschäftigt sich die vorliegende Hausarbeit mit der Geschichte bzw. der Entstehung des voseo, mit der schriftlichen und verbalen Verwendung sowie dem soziolinguistischen Status des heutigen voseo in Argentinien. Des Weiteren wird ein Vergleich zu dem chilenischen voseo gezogen, um den Unterschied zwischen zwei der bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Ländern zu dokumentieren. Diverse Beispiele aus den vergangenen dreißig Jahren veranschaulichen den aktuellen Gebrauch des voseo in Argentinien und sollen letztlich zur Klärung der Forschungsfrage beitragen.

2. Definition

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Definitionen zum voseo, die alle schlüssig und einleuchtend sind. Immer wieder wird in diesen Definitionen auf die geografischen und sozialen Einflüsse hinsichtlich seiner Entwicklung und der Verwendung hingewiesen. Berta E.V. de Battini (1964: 175) definierte den voseo mit den Worten „ uso del pronombre vos en lugar de tú “. Der voseo als ein rein pronominales Phänomen ist sicherlich eine korrekte, wenn auch etwas unvollständige Begriffsbestimmung. Estupiñán ergänzte hierzu 1996:

El voseo es un fenómeno lingüístico complejo propio de distintas variedadesregionales y sociales del español de América. Consiste en el uso para segunda persona singular deformas pronominales y verbales pertenecientes en otra época a la segunda persona del plural (Cisneras Estupiñán, 1996: 30).

Die angewandte Form des voseo unterscheidet sich je nach Region und sozialer Herkunft und Bildung der Menschen. Es wird zwischen dem ‚reinen‘ voseo und zwei weiteren Mischformen unterschieden, zum einen dem pronominalen tuteo und verbalem voseo (T-V), zum anderen dem pronominalen voseo und verbalem tuteo (V-T) (vgl. Fontanella de Weinberg 1985: 9). Den verbalen voseo kennzeichnet die Verwendung des Verbs in der zweiten Person Plural, entweder in der Monophthong- (Bsp.: tener – vos/tú tenés oder tenís) oder in der Diphthongform (Bsp.: tener– vos/tú teneís).

Eine unumstrittene Unterteilung des Gebrauches einer bestimmten voseo -Form nach Ländern oder Regionen innerhalb Amerikas gibt es bis dato nicht. Es ist die Rede von verschiedenen Sprachräumen, welche sich jedoch ausschließlich auf der im jeweiligen Land bei der Mehrheit vorherrschenden Form berufen. Die ausschlaggebendsten Gründe für die Vielzahl der verschiedenen Sprachregionen lassen sich zum einen auf die vielfältigen Einflüsse der Spanier sowie auf die zum Teil doch recht willkürliche Grenzziehung einzelner Länder zurückführen.

3. Die Historie des voseo

Der Ursprung des voseo ist wie bei allen romanischen Sprachen im Lateinischen zu suchen. „ En el contexto latino, se observa que vos forma parte del sistema pronominal, teniendo en cuenta que los pronombres personales eran: 'ego', 'tú' y 'vos'.“ (Cisneros Estupiñan, 1996: 28) Bereits im Jahre 400 wurde der römische Imperator als Einzelperson mit vos angesprochen (vgl. Carricaburo 1999: 15).

Wie es letztlich zu dessen Verwendung kam, lässt sich bis heute nur vermuten. Zum einen könnte es damals zwei Imperatoren gegeben haben, die gemeinsam im Plural angesprochen werden sollten oder aber es musste auf diese Art und Weise ihre übermächtige gesellschaftliche Stellung als Vertreter des Volkes und ihr häufig überzogenes Selbstbild sprachlich hervorgehoben werden (vgl. Carricaburo, 1999: 15). Beide Überlegungen sind denkbar, letztlich lässt sich der Grund für die Verwendung des vos nicht eindeutig belegen.

Nach dem Untergang des römischen Reiches wurde die Anrede vos auch bei offiziellen Autoritäten, wie höheren Mitgliedern des Militärs, der Polizei oder des Klerus verwendet. Es wurde mehr und mehr zu einer ausschließlich singulären Anrede und kennzeichnete eine Person von höherer Autorität und gesellschaftlichem Ansehen.

Im 12. und 13. Jahrhundert kam es zu einer Einteilung der Gesellschaft in drei Stände: Adel, Klerus und Bürgertum. Diese neue Einteilung bedarf natürlich auch einer sprachlichen Anpassung und gestaltete sich wie folgt:

(1) vos als ehrerbietige Anrede, welches aufgrund des Standes gebraucht wurde.
(2) vos, welches aufgrund der sozialen Distanz für Personen einer niedrigeren Schicht angewendet wurde.
(3) Vos für einen Gesprächspartner, von dem man sich einen Gefallen oder eine Wohltat erhofft.
(4) tú, das aufgrund des familiären Verbundes angewendet wird.
(5) , welches aufgrund des größeren Innen- bzw. Außenständischen Ranges gebraucht wird.
(6) ein Gebrauch von als Ausdruck gefühlter Nähe (in formalen oder informellen Situationen anerkannt).

(Carricaburo, 1999: 18)

Ausgelöst von weitreichenden Veränderungen innerhalb der spanischen Gesellschaft (wie das Zusammenbrechen des Ständesystems), kam es zu einer Änderung der formellen Anrede von vos hinzu Vuestra Merced. hingegen blieb als intime Anrede zwischen gleichgestellten Menschen einer Gruppe erhalten, beispielsweise unter Freunden oder innerhalb der Familie. Für Menschen außerhalb dieser Gruppen galt vos als adäquate Anrede. Eine weitere Veränderung war, dass vos als Anrede eines Ranghöheren an einen Rangniederen genutzt wurde, um auch sprachlich die unterschiedliche Rangordnung nach außen zu dokumentieren.

El resquebrajamiento del orden anterior se manifiesta en el uso del vos, que se va extendiendo no solo de abajo hacia arriba [+ rango] sino de arriba hacia abajo [- rango] como toma de distancia social. El vos se utiliza asimismo entre quienes tienen igual rango en las distintas clases sociales “ (Carricaburo, 1999: 18).

Bereits im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts wurde das voseo in Kombination mit dem Verb in der 2. Person Singular als sehr intime Anrede gesehen. Diese konnte auch als anmaßend oder gar beleidigend aufgefasst werden. Die Verwendung gegenüber sozial schlechter gestellten Personen nahm zu. Dies trat im Rahmen einer Studie Cárceles aus dem Jahre 1923 hervor (vgl. Carricaburo 1999: 19).

Diese Studie wird durch Aussagen aus dem 16. und 17. Jahrhundert belegt. Lucas Gracián Dantisco schrieb in der Galateo español (1593): „ Quien llamase de vos a otro, no siendo muy más calificado, le menosprecia y hace ultraje en nombralle, pues se sabe que con semejantes palabras llaman a los peones y trabajadores “ (Carricaburo 1999: 20). Im Jahre 1626 schrieb Gonzalo Correas in Arte grande de la lengua castellana: „ De vos tratamos a los criados y vasallosEntre amigos, donde no hay gravedad ni cumplimientos, se tratan de vos “ (Carricaburo 1999: 20).

Vos wurde also im besten Falle als intime Anrede zwischen Freunden und Vertrauten gebraucht. Im Allgemeinen wurden es aber für rangniedere Personen wie Arbeiter oder Diener genutzt. Eventuell resultierte letztlich auch daraus die Verbreitung des voseo in Spanisch-Amerika. Die Verwendung als Zeichen von Respekt gegenüber Autoritäten ging dagegen mehr und mehr verloren. Diese Entwicklung zog sich dann in die nächsten Jahrhunderte.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Anrede vos dann grundsätzlich für Bedienstete gebraucht. Dazu schrieb Gregorio Garcés 1791 in Fundamento del vigor y elegancia de la lengua castellana: „ del pronombre vos nos servimos hablando con inferiores y de ordinario con alguna suerte de enojo “ (Pla Cárceles 1923: 246-247, Carricaburo 1999: 21).

In der Kolonialmacht Spanien ging das vos nach und nach verloren und das kehrte als Ansprache an Einzelne zurück. Vosotros setzte sich fortan als der entsprechende Plural durch und usted respektive ustedes gestalteten sich als einfachere Variante von Vuestra Merced und Vuestras Mercedes. Diese bedeutende sprachliche Veränderung fand dagegen nur in einigen Teilen Amerikas statt. In vielen Gebieten wurden vos weiterhin wie beschrieben genutzt.

Die spanische Sprache, und mit ihr der voseo, kam 1492 mit der Entdeckung Amerikas ins Land. Mit Beginn der Kolonisation (etwa 1560) verbreitete sie sich zunehmend. Die damals parallel zueinander existierenden Formen für die 2. Person Singular bildeten die Grundlage für den voseo wie er heutzutage in Spanisch-Amerika und hervorstechend in Argentinien verwendet wird. Es entwickelten sich jedoch regionale Unterschiede. In einigen Regionen überwog das in anderen das vos. Im Zuge dieser Entwicklung glichen sich beide Formen deutlich an:

El resultado de esta situación fue la simplificación de la oposición tú-vos en todo el dominio hispánico, ya sea con el triunfo exclusivo de tú y sus correspondientes formas verbales y pronominales, que se operó en España y las regiones americanas que tenían mayor contacto cultural con la península —especialmente México, Lima y sus zonas de más directa influencia —, o con la perduración de vos con un paradigma verbal y pronominal mixto en gran parte de América (Fontanella de Weinberg, 1977: 231).

Die Verbreitung und morphologische Ausprägung des v oseo gelten als wichtiges sprach-geographisches Einteilungskriterium für das amerikanische Spanisch. Allgemein kann man hier von drei großen Gebieten sprechen: In der La-Plata-Region (Argentinien, Uruguay) und Zentralamerika (außer Panama) herrscht der v oseo, in Peru, Mexiko und der Karibik der tuteo; im übrigen spanischsprachigen Amerika kommen v oseo und t uteo vor (vgl. Berschin et al. 1987: 193-194).

In Spanien existierten zu diesem Zeitpunkt, wie vorab beschrieben, drei Anredeformen: , vos und Vuestra Merced. Die meisten der eintreffenden Spanier stammten ursprünglich aus Andalusien. Da viele unter ihnen Analphabeten waren, lässt sich die Entwicklung des voseo nur schwer stichhaltig rekapitulieren. Briefwechsel, offizielle Dokumente oder auch Literatur stellen letztlich die Quellen dar, auf die man sich beziehen musste. Ureinwohner und Sklaven wurden aufgrund ihres sozialen Ranges von den Spaniern mit vos angesprochen (vgl. Cuervo 1948: 184, aus Carricaburo 1999: 22). Es ist denkbar, dass diese Anrede von den Ureinwohnern einfach übernommen und weitergegeben wurde, ohne dass sie sich hierbei über soziale Unterschiede Gedanken gemacht haben. Letztlich könnten es aber auch die Spanier selbst gewesen sein, die untereinander das vos gebrauchten, um sich von der Unterschicht sprachlich abzusetzen, obwohl sie zu großen Teilen in Spanien dieser zugeordnet waren. Ausgehend von diesen beiden Vermutungen wäre der Unterschied zwischen und vos in Amerika vielleicht nie von größerer Bedeutung gewesen (vgl. Carricaburo 1999: 23), da er sich wahrscheinlich eher zufällig ergeben hat.

Die sprachlichen Veränderungen in Spanien gelangten nur langsam und in wenige Teile des amerikanischen Kontinents. Der Austausch zwischen Amerika und der iberischen Halbinsel konnte damals nur über die administrativen Zentren stattfinden. Diese waren im wesentlichen Mexiko-Stadt und Lima. Beide Städte waren zugleich auch die kulturellen und wissenschaftlichen Zentren. Die Verbreitung des v oseo lässt sich daher auch kulturhistorisch erklären: Der v oseo trete an der Peripherie des ehemaligen spanischen Kolonialreiches auf, der Kernbereich, der in engem Kontakt mit dem Mutterland stand, machte die Entwicklung des europäischen Spanisch mit (vgl. Berschin et al. 1987: 193-194). In anderen weit entlegenen Regionen bekam man hingegen wenig mit von sprachlichen Veränderungen oder wissenschaftlichen Ambitionen und Erkenntnissen (vgl. Penny 1993: 19-20). Menschen, die beispielsweise in der Region des Rio de la Plata ansässig waren, hatten nur sehr wenig Kontakt nach Europa respektive Spanien. Diese Region entwickelte sich daher sozial und kulturell auch nur sehr schleppend. Das Río de la Plata-Gebiet erlebte erst Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Recht auf freien Handel einen deutlichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung.

Während im europäischen Spanisch vos schon nicht mehr verwendet wurde, existierten in Amerika weiterhin Mischformen. Zahlreiche Schriften aus dieser Epoche liefern keine eindeutige Aussage, in welchem Falle und in welchem vos zu nutzen sei. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus lassen sich in familiären Briefwechseln beide Pronomen finden, um die gleiche Person anzusprechen: „...vos así lo tendrás entendido ... tu verás...“ (Nicolás a Juan José de Anchorena, 30 de julio de 1814, Fontanella de Weinberg 1985: 13).

Soziale Unterschiede entschieden wohl letztlich über die Ansprache von oder vos. Diese gingen verloren oder waren unklar. Dort wo bis heute noch der voseo verwendet wird, haben sich die Pronomen wie folgt entwickelt:

Singular: tú/ vos → vos Plural: vosotros → ustedes

Vuestra Merced → usted Vuestras Mercedes → ustedes

Gemäß Morris waren 1996 etwa 24% der spanischsprachigen Bevölkerung in Amerika sogenannte voseante s (Argentinien, Paraguay, Uruguay und Zentralamerika mit Ausnahme von Panama). Insgesamt 46% der spanischsprachigen Bevölkerung ist in der Lage den voseo richtig anzuwenden, benutzen ihn aber nicht durchgängig, sind also keine ausschließlichen voseantes (vgl. Morris 1996: 49). Mischformen von vos und findet man beispielsweise in Chile, Ecuador, Kolumbien, Venezuela und Panama. In Mexiko und auch in weiten Teilen Perus und Boliviens dominiert der tuteo (siehe auch Schaubild in der Einleitung) .

4. Landesspezifische Besonderheiten Argentiniens

4.1. Die Sprache Argentiniens

Die alleinige Amtssprache in Argentinien ist Spanisch. Parallel dazu gibt es noch mehr oder weniger stark verbreitete Minderheitensprachen der indianischen Bevölkerung. Darunter fallen beispielsweise das Quechua sowie das Guaraní. Die argentinische Aussprache des Spanischen unterscheidet sich deutlich von der in Spanien und auch von der in anderen lateinamerikanischen Ländern üblichen.

4.2. Besonderheiten Argentiniens

Für Hugo Kubarth wird „das argentinische Spanisch (…) als die am weitesten vom Kastillischen entfernte Variante innerhalb der Hispania angesehen (…) weil sie vieles aufgenommen hat, was in den übrigen Ländern Lateinamerikas nur als populäre, rustikale oder vulgäre Variante gilt“ (Kubarth 1987: 171).

Die signifikantesten Merkmale des argentinischen Spanisch sind der strikte Yeísmo, der Žeísmo und der Voseo, der aufgrund seiner landesübergreifenden Anwendung eine Sonderstellung in Spanisch-Amerika einnimmt.

El voseo en Argentina puede definirse como fenómeno morfofonémico y sintáctico que consiste en el empleo del pronombre personal vos para la deixis de segunda persona singular, conjuntamente con las formas verbales correspondientes a la segunda persona plural monoptongada, de los siglos XIV y, en pocos casos, las diptongadas (Martorell de Laconi, 2006: 47).

Der Status Buenos Aires als gesellschaftliches und wirtschaftliches Zentrum wirkte sich auch dominant auf die dortige Sprachentwicklung aus. Das Español bonaerense ist eine alternative Bezeichnung des argentinischen voseo. Im nördlichen Teil Argentiniens, der Provinz Santiago del Estero, kommt dagegen noch heute die V-T-Form vor. Zurückzuführen ist dies auf den früheren Standort als Handelszentrum, welcher für einen engen Austausch mit Peru respektive Lima sorgte. Im späten 18. Jh. ging jedoch die Bedeutung Santiago del Esteros als Handelszentrum verloren und so entwickelte sich diese Provinz zu einer sogenannten Sprachenenklave (z.B.: tú tienes). Im Vergleich dazu werden beispielsweise in Chile sowohl der pronominale tuteo als auch voseo angewandt. Die Verben entsprechen dem voseo (vos/tú tenís). In Uruguay wiederum, wird in der Hauptstadt Montevideo, trotz der argentinischen Abstammung vieler Einwohner, hauptsächlich die T-V-Form (Bsp.: tú tenés) benutzt.

[...]


[1] Noll bezeichnet die 470 Mio. Muttersprachler Spanisch als Orientierungswert, entnommen aus Angaben der jeweiligen Länder. Nach welchen Kriterien diese erhoben wurden, bleibt offen (ab welchem Alter, Indigene Bevölkerung etc.).

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der voseo in Argentinien. Ein anerkanntes Pronomen?
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V371395
ISBN (eBook)
9783668498976
ISBN (Buch)
9783668498983
Dateigröße
1223 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
voseo, tú, vos, Argentinien, Spanisch, Romanistik, Iberische Halbinsel, Fonanella de Weinberg, Lateinamerika, Grammatik
Arbeit zitieren
Sergio Soares (Autor:in), 2017, Der voseo in Argentinien. Ein anerkanntes Pronomen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371395

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