Die Ikonographie der Soldatenkaiser Valerian und Gallienus


Hausarbeit, 2017

18 Seiten, Note: Keine

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Epoche der Soldatenkaiser

3. Valerian und Gallienus
3.1. Aufstieg zur Macht
3.2. Regierungsjahre und Tod

4. Der Soldatenkaiser und das Porträt

5. Porträttypen des Valerian

6. Porträttypen des Gallienus
6.1. Typus 1: Kopenhagen
6.2. Typus 2: Rom
6.3. Typus 3: Kopenhagen

7. Vergleiche
7.1. Ein Vergleich der drei Typen des Gallienus
7.2. Ein Vergleich zwischen Valerian und Gallienus
7.3. Gallienus, Augustus und Alexander der Große

8. Fazit

9. Literaturverzeichnis

10. Internetquellen

11. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die Epoche der Soldatenkaiser umfasst beginnend mit Maximinus Thrax und endend mit Diocletianus die Zeit von 235 bis 305 n. Chr. Diese Zeit wird auch als Krise des 3. Jahhunderts bezeichnet, da die Kaiser dieser Dynastie - wenn man diese überhaupt so nennen darf - nicht länger aus den Reihen des Senats kamen. Sie dienten sich innerhalb des Heeres hoch, um den kaiserlichen Stand zu erreichen. Sie verdankten ihre Ernennung und ihren Rückhalt den Soldaten. Es ist somit nicht verwunderlich, dass ein völlig neues Erscheinungsbild der Kaiser dieser Epoche die früheren Traditionen der Kaiserbildnisse ablöste. Es wurde eine neue Ikonographie erschaffen, welche im Folgenden anhand der beiden Kaiser Valerian und Gallienus behandelt werden soll.

Zuerst soll anhand eines kurzen Überblicks über die Epoche der Soldatenkaiser und die Krise des 3. Jahrhunderts ein Verständnis für die Veränderungen innerhalb des Staates gegeben werden, da nur auf diese Weise nachvollzogen werden kann, wie es zu der veränderten Kaiserikonographie kam und welche Ziele sie verfolgte.

Daraufhin folgt ein kurzer Lebenslauf der beiden Kaiser Valerian und Gallienus, um ihre Person nicht lediglich auf die hier behandelten Bildnisse zu reduzieren, sondern sie als historische Persönlichkeiten fassen zu können. Erst dann folgt eine genaue Beschreibung der verschiedenen Portraittypen der beiden Kaiser. Daraufhin werden die drei Typen des Gallienus miteinander und dann die Porträts der beiden Kaiser auch untereinander verglichen um zu sehen, in wie weit Gallienus dem Vorbild seines Vaters folgte. Schließlich werden die Porträts des Gallienus auf andere Vorbilder aus früheren Epochen untersucht, um Einflüsse des Augustus und Alexanders des Großen aufzuzeigen.

2. Die Epoche der Soldatenkaiser

Das dritte Jhd. n. Chr. war mit Abstand das Unruhigste in der Geschichte des Römischen Reiches. Nachdem bereits in den früheren Jahrhunderten das Römische Reich viele Kriege um neue Territorien geführt hatte, war dennoch der Großteil der Jahre eine Zeit des Friedens im Reich und wenn auch nur durch ein gefestigtes Staatsgefüge mit einem geregeltem Ablauf von Kaisern. Unter Trajan hatte das Römische Reich seine größte Ausdehnung erreicht und versuchte lange diese zu halten,[1] es brachen jedoch langsam aber sicher einzelne Kolonien weg und das Gebiet verkleinerte sich zusehends. Im dritten Jahrhundert waren Kriege, zur Verteidigung des Reiches, dann geradezu alltäglich geworden. Das Heer war in vielerlei Hinsicht zur leitenden Kraft geworden und sorgte für die Ernennung vieler Kaiser.[2]

Im dritten Jahrhundert war Rom häufig der Gefahr militärischer Invasionen ausgesetzt; die Jahre 235-268 waren auf diesem Gebiet besonders dramatisch für die Bevölkerung. Neue Stabilität folgte erst nach der Erkenntnis, dass das Reich zu groß geworden war, um von einer einzelnen Person geführt zu werden. Unter Aurelius und Diocletian wurden entscheidende Veränderungen eingeführt, um das Fortbestehen des Reiches zu sichern. So kam es z. B. zu einer Teilung des Reiches in vier administrative Bereiche.[3] Diese sogenannte Tetrarchie sah zwei Hauptkaiser (Augusti) und zwei jüngere Mitkaiser (Caesares) vor, die mit geteilten Aufgabenbereichen im Osten und Westen des Reiches etabliert wurden.[4]

Auch im wirtschaftlichen und sozialen Bereich gab es weitreichende Veränderungen im Verlauf des dritten Jahrhunderts: Die alte Nobilität, die bereits durch die Bürgerkriege Cäsars und Octavians stark geschrumpft war, verschwand komplett schon zur Zeit der Flavier. Die aufsteigenden Arbeiterklassen gewannen an Prestige, hatten aber nun die Kosten für andauernde Kriegsführung zu tragen und litten unter diesen Anstrengungen. Dies führte zum sozialen Abstieg vieler Bürger; es konnte aber durchaus auch zu gewalttätigen Ausschreitungen führen.[5]

Durch die Einflüsse orientalischer Kulte und des sich verbreitenden Christentums veränderten sich Religion und Philosophie. Diese gegensätzlichen Strömungen sorgten für wachsende Verwirrung innerhalb des 3. Jahrhunderts n. Chr.[6]

Während der Herrschaft von Valerian und Gallienus (253-268) wurden häufig ganze

Münzhaufen vergraben, was von der allgemeinen Unsicherheit während dieser von Invasionen und Kriegen geplagten Zeit zeugt.[7]

3. Valerian und Gallienus

3.1. Aufstieg zurMacht

Das Römische Reich war um die Mitte des 3. Jhd. auf dem Weg in eine große Krise. Die vielen Kriege und Revolten hatten zu einer Instabilität geführt, welcher Decius (249-251) durch Reorganisation in Rom entgegenzuwirken suchte. Er erschuf das Amt eines Stellvertreters oder Abgeordneten, welches der spätere Kaiser Gaius Publius Licinius Valerianus bekleidete.[8] Valerian war ein ausgezeichneter Senator und Soldat, der bereits viele Jahre unter den Kaisern gedient hatte.[9] Nachdem Decius, sein Sohn und der Nachfolger gestorben waren oder getötet wurden, rückte Valerian, der Rückendeckung vom Heer erhielt, auf den Kaiserthron.[10] Es ist von besonderer Wichtigkeit zu erwähnen, dass Valerian in einer Epoche von Umstürzen und Usurpatoren eine Dynastie festigen konnte die sich 15 Jahre lang hielt indem er seinen Sohn Publius Licinius Egnatius Gallienus zum Mitkaiser ernannte.[11]

3.2. Regierungsjahre und Tod

Valerian und Gallienus teilten die Verteidigung der Grenzen untereinander auf. Während Valerian nach Osten ging und gegen die Sassaniden und die Goten in Kleinasien kämpfte, übernahm Gallienus die Verteidigung der Grenzen an Donau und Rhein. Als Valerian dann 260 n. Chr. vom Sassanidenkönig Sapor I. gefangengenommen wurde, wurde Gallienus zum Alleinherrscher. Gallienus kämpfte in der Folgezeit an allen Fronten von Spanien bis Mesopotamien. 268 n. Chr. fand Gallienus nach dem Aufstand eines seiner Generäle in Mailand durch eine Verschwörung den Tod. An dieser Verschwörung waren auch seine bedeutendsten Generäle, die späteren Kaiser Claudius Gothicus und Aurelianus, beteiligt.[12]

4. Der Soldatenkaiser und das Porträt

Militärisches Handeln und Tatkraft entwickelten sich bereits ab Marc Aurel zu einer der Schlüsselqualifikationen der römischen Kaiser und so ist es nicht verwunderlich, dass die Darstellung von Determination, Aktivität und Stärke zu einer bevorzugten Porträtaussage wurde. Darstellungen mit kurzgeschorenen Haaren und Bart sowie Alterszügen setzten sich durch. Vor allem nach dem Tod des Commodus ist diese Darstellung zur Konvention geworden. In einer Zeit, in der in schneller Abfolge immer neue Kaiser aus dem Soldatenstand an die Macht kamen, mussten sie mit Energieformeln und der Darstellung ihrer Alterszüge klar ihre Erfahrung, Einsatzbereitschaft, und Fähigkeit zum Handeln unter Beweis stellen, so auch im Porträt. Auch eine Stilisierung von bäurisch-derben Zügen kam hinzu, ein Merkmal das möglicherweise Tatkraft ausdrücken sollte und bis zur Mitte des dritten Jhd. anhielt. Die kurzen Haare kamen möglicherweise aufgrund ihrer Praktikabilität in Mode. Außerdem verband die damalige Gesellschaft mit dieser Haartracht womöglich einen positiven Lebenswandel, da Athleten bereits seit langer Zeit Kurzhaarfrisuren trugen und damit einen Gedanken an körperliche Tugend erweckten.[13]

Die Ausdruckskraft der Porträts wurde durch eine immer expressiver gestaltete Meißelarbeit gesteigert. Eine Gegenströmung setzte sich um die Mitte des Jahrhunderts durch, nun wurden wieder Porträts mit beruhigterem Ausdruck und naturalistischer wirkender Gestaltung bevorzugt.[14] In diesen Zeitrahmen fallen die Porträts des Valerian und des Gallienus.

5. Porträttypen des Valerian

Da von Valerian keine gesonderten Typen vorhanden sind, beschreibe ich im Folgenden nur den bei Viamus vorgestellten kolossalen Porträtkopfaus Kopenhagen.

Aufgrund von zwei 37 cm großen (Kopfhöhe ohne Hals) Kolossalporträts in Kopenhagen, ist das Porträt Valerians gesichert. Die Köpfe stammen wahrscheinlich aus Kleinasien und zeigen anhand der Größe wahrscheinlich das Bildnis eines Kaisers. Ein Vergleich mit Münzen zeigt, dass der ältere der beiden Männer Valerian sein muss. Sein leicht fülliges Gesicht mit dem mittelgescheitelten Haar weist eine starke Übereinstimmung auf. Der jüngere der beiden Männer ist folglich sein Sohn und Mitregent Gallienus.[15]

An dieser Stelle soll das Kollossalportät Valerians näher beschrieben werden. Der Porträtkopf zeigt aufgrund des angegebenen Doppelkinns, der fülligen Wangen und den schütteren Haaren einen älteren Mann. Auf dem Oberkopf ist ein ringförmiger Aufsatz zu sehen, der wohl als Auflage für einen Blattkranz fungiert haben könnte.[16] Die Haare auf der Stirnkalotte sind bereits sehr stark ausgedünnt und geben den Blick frei auf eine hohe, von leichten waagrechten Falten durchzogene, wulstige Stirn. Das kurze, spärliche Haar des Oberkopfes ist in der Mitte gescheitelt und seitlich von tiefen von Haarausfall betroffenen Bahnen gerahmt. Das kurze Haar der Schläfen und das der seitlichen Kopfpartien hingegen ist wesentlich dicker und fällt in kurzen Strähnen nach unten. Die Haare der Schläfen sind in Richtung Gesicht gekämmt.

Die über der Nasenwurzel streng zusammengezogenen, leicht unsymmetrischen Augenbrauen vermitteln die angestrebte Strenge, während die Augen voll geöffnet sind. Die Pupillen sind mit Bohrungen angegeben und wirken leicht schief, wodurch Valerian wirkt, als hätte er einen Silberblick. Unterhalb der Augen zeichnen sich Tränensäcke ab. Die Ohren liegen eng am Kopf an und die Nase ist zu stark bestoßen, als das sie eine genaue Annahme ihrer ursprünglichen Form zulässt. Es lässt sich lediglich sagen, dass sie gerade und nicht sonderlich lang oder kurz gewesen sein musste. Der zusammengekniffene Mund mit den leichten Nasolabialfalten wirkt ernst und energisch. Das Kinn ist rundlich und überlagert das leichte Doppelkinn. An den äußeren Kiefer- bzw. Wangenpartien ist ein leichter Bart zu erkennen, der durch feine Ritzungen angegeben ist und sich bis auf den Hals herabzieht. Der Hals ist dem Kopf entsprechend ebenfalls eher füllig. Die Bruchkante befindet sich leicht über dem Schulteransatz. Der angedeutete Muskelstrang auf der vom Betrachter aus gesehen linken Halsseite deutet auf eine Drehung des Kopfes hin.

Am Hinterkopfsieht man, dass die kurzen Nackenhaare zu den Ohrmuscheln hin verlaufen. Der Erhaltungszustand der Rückseite ist allerdings so schlecht, dass die einzelnen Haare gar nicht mehr zu erkennen sind. Die komplette Oberflächengestaltung ist abgerieben oder abgestoßen. Innerhalb des Kranzes ist nichts von der ursprünglichen Oberfläche erhalten. Die Kopfform wirkt sehr oval, was womöglich durch eine größere Absplitterung des Hinterkopfes erzeugt wird. Man kann aber davon ausgehen, dass die Haare in diesem Bereich ohnehin nur schematisch angegeben waren, da diese Partie aufgrund der Größe des Porträts und des angebrachten Blattkranzes für den Betrachter nie sichtbar war.

6. Porträttypen des Gallienus

6.1. Typus 1: Kopenhagen

Der ebenfalls kolossale Porträtkopf des Gallienus in Kopenhagen wirkt wesentlich jugendlicher als der seines Vaters. Die ovale Kopfform ergibt sich durch die schlankere Statur des Dargestellten. Auch dieser Porträtkopf weist am Oberkopf eine ringförmige Erhebung auf. Es handelt sich dabei um einen Reif mit sieben Löchern, die wahrscheinlich zur Anbringung der Strahlen einer Strahlenkrone dienten.[17] Die vollen kurzgeschorenen Haare fallen sehr gerade auf die Stirn. Sie sind in der Mitte ganz leicht gescheitelt. An den Schläfen fallen sie strähnig nach unten und zum Gesicht hin.

Gallienus Augenbrauen sind stark geschwungen, aber nicht energisch zusammengezogen. Das Gesicht wirkt aufgrund einer Hinwendung zur Idealisierung sehr beruhigt und wenig lebendig.

Die Augen entsprechen stark denen des Vaters: sie sind vollständig geöffnet mit schmalen Lidern. Die Bohrungen der Pupillen sind leicht versetzt. Die Ohren sind enganliegend, die Nase ist ab dem Nasenrücken stark bestoßen. Es lässt sich allerdings zumindest erkennen, dass sie einmal gerade und relativ markant gewesen sein muss. Der Nasenrücken zeigt eine klar definierte Form. Die Nasenspitze scheint tiefer gelegen zu haben, als die seitlichen Flügel. Der geschlossene Mund ist elegant geschwungen und die Mundwinkel sind leicht nach oben gezogen. Gallienus Bart ist zumindest an Kiefer und Kinn leicht gelockt, während sich auf der Oberlippe nur einige geritzte Linien finden um, einen Ansatz von Bart zu zeigen. Der muskulöse Hals ist am Schulteransatz abgebrochen, auf der linken Seite ist noch ein Rest des anschließenden Oberkörpers zu erkennen. Dieses Beispiel des ersten Typus ist wohl als eine Vereinfachung aufzufassen.[18]

Der Hinterkopf weist keine besonders ausdifferenzierte Darstellung der Haare auf. Sie sind sehr kurz im Nacken und hinter den Ohren lassen sich zumindest noch kleine Wellen erkennen, aber innerhalb der Kranzes sind die Haare absolut schematisch und nur als leichte Rillen angemeißelt. Womöglich war aufgrund der Höhe des Porträts und des Strahlenkranzes diese Partie nie sichtbar und es wurde absichtlich an einer genaueren Ausarbeitung gespart.

Ein weiteres Beispiel dieses Typus befindet sich in der Antikensammlung in Berlin. Dieser Kopf trug kein Attribut auf dem Kopf, da sich hierfür keine Anzeichen finden. Auch die Haare über der Stirn sind deutlich anders ausgearbeitet. Die des Kopenhagener Kopfes sind stärker schematisiert und vereinfacht dargestellt. Außerdem sind die Augenbrauen weniger stark geschwungen und es sind Zornesfalten angegeben, welche dem Gesicht eine ernstere Ausstrahlung verleihen. Hier ist die Nase erhalten (Nasenspitze ergänzt), sie ist schlank und elegant mit verhältnismäßig schmalen Nasenflügeln. Auch der Bart ist stärker ausdifferenziert, bleibt aber dem Darstellungsschema an sich treu. Allerdings reicht der Bartwuchs bei diesem Beispiel bis auf den Hals herunter. Dieser scheint in diesem Fall nicht abgebrochen zu sein, es handelt sich wohl um einen Kompositkopf, der in den Torso eingesetzt wurde. Der Kopf ist zudem leicht gedreht.

6.2. Typus 2: Rom

Der Kopf im Römischen Museo Nazionale zeigt einen anderen Gallienus als Typ 1. Die Haare sind feiner und differenzierter ausgearbeitet. Die Haare der Stirn sind geradezu aufgeworfen, jedoch noch immer recht mittig geteilt. Die Stirn ist in Falten gelegt und die Augenbrauen stärker heruntergezogen. Auch die angegebenen Zornesfalten erzeugen einen energischen Gesichtsausdruck. Die tiefliegenden Augen sind mit Bohrungen versehen, wobei diese weniger versetzt sind. Es entsteht nicht der Eindruck, der Kaiser würde schielen. Die Ohren werden stark von den länger gewordenen, welligen Haaren überdeckt und die Nase ist nur an ihrer Spitze bestoßen. Der streng geschlossene Mund ist verhältnismäßig klein und die Lippen weniger geschwungen. Die Mundwinkel zeigen nicht wie im vorherigen Typus nach oben. Der Bart ist, wenn auch gut ausgearbeitet, sehr schematisch wiedergegeben und erweckt den Anschein von kleinen Buckellöckchen an den Kieferpartien. Der Bartwuchs auf der Oberlippe ist nur durch sanfte Ritzlinien angegeben. Wie bei dem Beispiel aus Berlin zieht sich der Bartwuchs auch hier bis zum Hals hinunter. Dieser zeigt eine Bruchstelle und den Ansatz einer Gewandung auf der linken Betrachterseite. Es handelt sich allerdings auch hier um einen Kompositkopf der in einen Torso eingesetzt wurde.

6.3. Typus 3: Kopenhagen

Das Porträt zeigt einen vollbärtigen Mann mittlerer Jahre. Der breite Kopf und Hals zeugen von einem muskulösen Erscheinungsbild des Kaisers. Seine Haare haben eine mittlere Länge und sind mittig gescheitelt, wobei der Scheitel selbst nicht explizit angegeben ist. Die Haare erwecken den Eindruck eines aufgesetzten Haarhelmes. Sie rahmen die Stirn und sind zu den Schläfen hin aus dem Gesicht gekämmt. Unterhalb der Schläfen und den dichten Haaren der seitlichen Kopfpartien, rinnen dicke Koteletten am Gesicht herab und verbinden sich mit dem Bart des Abgebildeten. Die Stirn selbst ist von zwei tiefen waagrechten Falten durchzogen, die von den stark betonten Zornesfalten durchkreuzt werden. Die heruntergezogenen Augenbrauen sind verhältnismäßig dick, die einzelnen Härchen sind jedoch nicht nach außen gearbeitet sondern bloß als Einkerbungen in den Stein eingearbeitet. Die voll geöffneten Augen liegen nicht tief in den Augenhöhlen, wodurch eine eher flache Plastizität entsteht. In den Augenwinkeln sind kleine Fältchen angegeben. Die Ritzungen und Bohrungen der Pupillen sind leicht versetzt und scheinen ungleichmäßig. Es entsteht der Eindruck der Kaiser habe einen leichten Silberblick. Die Nase ist ebenfalls recht flach gearbeitet. Sie ist sehr gerade, mit einem schmalen Nasenrücken. Über der Oberlippe sind durch Ritzungen feine Barthaare angegeben. Der leicht nach links verschobene Mund ist klein und die schmale Oberlippe leicht geschwungen. Die Mundwinkel sind nach oben gezogen. Der Bart des Kaisers ist sehr großflächig. Er erstreckt sich über den unteren Bereich der Wangen, des Kiefers, des Kinns und reicht hinab bis zum Adamsapfel. Vor allem an den Wangen- und Kieferpartien, sowie am Hals ist er recht gut ausgearbeitet. Er ist nicht lang genug um Bohrungen aufzuweisen, doch sind die leichten Wellen der Barthaare gut zu erkennen. Am Kinn ist er wesentlich kürzer und mehr in Ritzungen angegeben. Der muskulöse Hals gibt keinen Aufschluss darüber, in wie weit der Kopf gedreht war. Es sind auch keine Muskelstränge am Hals angegeben. Aufgrund des unteren Abschlusses kann auch hier von einem Kompositkopf ausgegangen werden, welcher in einer Torso eingesetzt wurde.

7. Vergleiche

7.1. Ein Vergleich derdrei Typen des Gaiiienus

Die ersten beiden Typen des Gaiiienus, die einen noch jungen Mann zeigen, besitzen große Ähnlichkeit zueinander. Sie unterscheiden sich hauptsächlich aufgrund der Haargestaltung. Die Haare des Zweiten Typus sind deutlich plastischer ausgearbeitet; sie sind länger, sowohl auf dem Oberkopf, als auch an den Seiten und am Hinterkopf. Es bilden sich regelrechte Wellen, unter denen sich im Bereich der Stirn sogar tiefe Schatten bilden. Außerdem ist die Faltenbildung der Stirn differenzierter und die Augenbrauen etwas mehr zusammengezogen. Auch sind die Mundwinkel des zweiten Typus nach unten gezogen, wodurch der Mund verkniffener und determinierter erscheint. Alles in allem hat der Typus Zwei einen lebendigeren und ernsteren Ausdruck, während bei Typus eins eher ein stilles Ideal darstellt.

Der dritte Typus hingegen fällt völlig aus diesem Schema heraus. Die Ähnlichkeit zu den vorherigen Typen ist zwar noch immer deutlich durch Augen, Mund und Bart, doch unterscheiden sich die Haare wieder sehr von denen der früheren Porträts. Das einzig wiederkehrende Element der Haare ist die Scheitelung in der Mitte und die an den Schläfen nach außen gekämmten Haare. Dennoch sind die Haare in Typus drei in ihrer Gestaltung völlig unterschiedlich. Sie sind gleichzeitig sehr dicht und sehr flach ausgearbeitet. Es bilden sich so gut wie keine Wellen und Schattentäler. Außerdem ist das Ganze Gesicht sehr viel flacher und weniger plastisch. Es ist stark ebenmäßig und wirkt idealisiert und schematisiert. Es lässt sich festhalten, dass die verschiedenen Typen des Gallienus trotz der signifikanten Unterschiede dennoch zumindest in einigen wichtigen Details übereinstimmen: Die Augen, der Mund, der Bartwuchs und die allgemeine Form der Haare mit einem stilisierten Zangen- und Gabelmotiv und dem aufgeworfenen Stirnhaar. Dieses Phänomen wird später noch von Interesse sein, wenn die Typen des Gallienus auf ihre Vorbilder untersucht werden.

7.2. Ein Vergleich zwischen Valerian und Gallienus

Ein Vergleich mit dem Porträt seines Vaters Valerian zeigt, dass bei beiden Porträts Wert auf eine beruhigte und naturalistische Darstellung gelegt wurde. Die Gesichter zeichnen sich durch eine weiche Oberflächengestaltung und eine ausdifferenzierte Gestaltung der Haare aus. Die Form der Augen und der schmalen Augenlider weist große Ähnlichkeit auf, so auch der geschwungene Mund, im Besonderen die Spitze der Oberlippe, welche die Unterlippe leicht überlagert. Der bis auf den Hals hinabreichende Bartwuchs, der bei Valerian noch durch feine Ritzungen angegeben ist, entwickelt sich bei Gallienus zu einem den Hals bedeckenden Vollbart. Besonderes Augenmerk liegt auf den beiden Kolossalköpfen aus Kleinasien, die eine Identifizierung des Valerian begünstigten, da sie die bereits erwähnten Gemeinsamkeiten

[...]


[1] Hölscher 2006, 44.

[2] Greenway Hall I960, 1 <https://open.library.ubc.ca/cIRcle/collections/ubctheses/831/items/1.0105960>(07.03.2017)

[3] Greenway Hall 1960, 1, <https://open.library.ubc.ca/cIRcle/collections/ubctheses/831/items/1.0105960>(07.03.2017)

[4] Hölscher2006, 44 f..

[5] Greenway Hall 1960, 1 f., <https://open.library.ubc.ca/cIRcle/collections/ubctheses/831/items/1.0105960>(07.03.2017)

[6] Greenway Hall 1960, 2, <https://open.library.ubc.ca/cIRcle/collections/ubctheses/831/items/1.0105960>(07.03.2017)

[7] Greenway Hall 1960, 4, <https://open.library.ubc.ca/cIRcle/collections/ubctheses/831/items/1.0105960>(07.03.2017)

[8] Glas 2014, 70.

[9] Glas 2014, 67 f.

[10] Glas 2014, 74.

[11] Greenway Hall 1960, 13-15, <https://open.library.ubc.ca/cIRcle/collections/ubctheses/831/items/1.0105960>(07.03.2017)

[12] Valerianus (P. Licinus Valerianus) 253-260 n. Chr. und Gallienus (P. Licinius Egnatius Gallienus), 253-268 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08/08>(08.03.2017)

[13] Die EpochederSoldatenkaiser235-285 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08>(10.3.2017)

[14] Die EpochederSoldatenkaiser235-285 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08>(10.3.2017)

[15] Valerianus (P. Licinus Valerianus) 253-260 n. Chr. und Gallienus (P. Licinius Egnatius Gallienus), 253-268 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08/08>(08.03.2017)

[16] Valerianus (P. Licinus Valerianus) 253-260 n. Chr. und Gallienus (P. Licinius Egnatius Gallienus), 253-268 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08/08>(08.03.2017)

[17] Valerianus (P. Licinus Valerianus) 253-260 n. Chr. und Gallienus (P. Licinius Egnatius Gallienus), 253-268 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08/08>(08.03.2017)

[18] Valerianus (P. Licinus Valerianus) 253-260 n. Chr. und Gallienus (P. Licinius Egnatius Gallienus), 253-268 n. Chr., <http://viamus.uni-goettingen.de/fr/e/uni/e/08/08>(08.03.2017)

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Details

Titel
Die Ikonographie der Soldatenkaiser Valerian und Gallienus
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Note
Keine
Jahr
2017
Seiten
18
Katalognummer
V371203
ISBN (eBook)
9783668491458
ISBN (Buch)
9783668491465
Dateigröße
1244 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ikonographie, soldatenkaiser, valerian, gallienus
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Die Ikonographie der Soldatenkaiser Valerian und Gallienus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371203

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