Der Rundfunk im Nationalsozialismus. Eine außenpolitische Propagandawaffe?


Hausarbeit, 2017

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der deutsche Rundfunk
2.1 Begriffsbestimmung des Rundfunks
2.2 Vorgeschichte des deutschen Rundfunks
2.3 Voraussetzungen des nationalsozialistischen Rundfunks
2.3.1 Änderung der Weimarer Rundfunkreform
2.3.2 personelle Rundfunkreform
2.4 Zielsetzung des nationalsozialistischen Rundfunks

3. Rundfunk als außenpolitische Propagandawaffe
3.1 Die Olympischen Spiele im Rundfunk als Propagandawaffe
3.2 Übertragung der Olympischen Spiele 1936
3.2 Wirkung der Olympischen Spiele auf die Gesellschaft

4. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Entdeckung des Mediums Rundfunk, trug vor allem in der Vor- und Zwischenkriegszeit des zweiten Weltkrieges dazu bei, Technik, Kultur und politische Ansichten zu beschleunigen, jedoch erkannten schon damals Persönlichkeiten wie Adorno und Horkheimer, dass dieser Fortschritt auch Gefahren mit sich brachte. Einerseits führte der Rundfunk zu einer Ausweitung von Bildungs- und Kulturangeboten und zu mehr Freizeitkultur, auf der anderen Seite brachte es auch Propaganda, massenpsychologische Einflussmittel und die Umerziehung der Massen mit sich. (Cebulla 2004: 11) Zwar hatte die Gesellschaft zu Beginn des Nationalsozialismus wenig Erfahrung mit dem Medium Rundfunk und die Weltwirtschaftskrise trug auch nicht viel dazu bei, den ersten Radiosender 1923 zu fördern, da sich zu diesem Zeitpunkt die Wenigsten ein Radiogerät leisten konnten. Diese Situation änderte sich nach der Machtergreifung Hitlers am 30.01.1933. Für die Nationalsozialisten war der Rundfunk eines der wichtigsten Instrumente, um ihre Propaganda deutschlandweit zu verbreiten. (Cebulla 2004: 31) Der Rundfunk hatte für die Nationalsozialisten zwei Charakteristika, Politik und Propaganda.(Pohle 1955: 158)

Daher betrachtet die folgende Arbeit den Rundfunk im Nationalsozialismus und versucht folgende Forschungsfrage zu beantworten „wie der Rundfunk die Gesellschaft beeinflusst hat anhand des Beispiels der Übertragung der Olympischen Spiele von 1936“.

Anfangs wird die geschichtliche Entstehung und die Definition des Rundfunks erläutert. Anschließend wird aufgezeigt welche Voraussetzungen der nationalsozialistische Rundfunk zu bewältigen hatte und welche Ziele verfolgt wurden. Im Hauptteil wird beschrieben, wie der Rundfunk unter der Leitung des NS-Regimes als außenpolitische Propagandawaffe verwendet wurde anhand des Beispiels der Olympischen Spiele. Schlussendlich wird die Wirkung der Olympischen Spiele beschrieben und welchen Einfluss diese auf die Gesellschaft hatten.

2. Der deutsche Rundfunk

2.1 Begriffsbestimmung des Rundfunks

Der Rundfunkbegriff entspringt aus den Landesrundfunkgesetzen und dem Rundfunkstaatsvertrag und wird folgend definiert: „Rundfunk ist die für die Allgemeinheit bestimmte Veranstaltung und Verbreitung von Darbietungen aller Art in Wort, Ton und in Bild unter Benutzung elektromagnetischer Schwingungen ohne Verbindungsleitung oder längst oder mittels eines Leiters. Der Begriff schließt Darbietungen ein, die verschlüsselt verbreitet werden oder gegen besonderes Entgelt empfangbar sind.“ (Reffken 2007: 39-40) 39f

2.2 Vorgeschichte des deutschen Rundfunks

1887 entdeckte Heinrich Hertz elektromagnetische Schwingungen und ihre drahtlose Verbreitung. Im Kaiserreich fungierte das Medium Funk jedoch nur als Funktelegrafie oder als Küstenfunk. In der Weimarer Republik wurde der Funk aus fehlender technischer Ausreifung und Missbrauchsangst nicht als Unterhaltungsmedium verwendet. Als sich jedoch die politischen Verhältnisse stabilisierten, und die Technik etwas ausgereifter war, wurde der Rundfunkbetrieb, durch neun regionale Rundfunkgesellschaften aufgenommen. Am 29. Oktober 1923 wurde in Berlin täglich das Rundfunkprogramm ausgestrahlt. Dieses Programm sollte möglichst viele Hörer ansprechen und frei von politischen Ideologien sein, daher wurden politische Parteien an der Beteiligung an den Rundfunkgesellschaften ausgeschlossen. Drei Jahre später wuchs die Hörerzahl stetig an und der Rundfunk geriet unter staatliche Kontrolle. Dennoch durfte der Rundfunk keiner Partei dienen und somit wurden die Rundfunkgesellschaften verpflichtet, nur Nachrichteninformationen der Nachrichtenagentur des Reichsinnenministers „Drahtloser Dienst AG“ verwendet werden. 1932 wurde der Rundfunk vollständig verstaatlicht, die Geschäftsanteile hatten mit 51 Prozent die Reichsrundfunkgesellschaft (RRG) und mit 49 Prozent die Länder. Die Parteien wurden an der Beteiligung weiterhin ausgeschlossen, der Staat bemühte sich den Rundfunk zu demokratisieren. (Pohle 1955: 144-146)

2.3 Voraussetzungen des nationalsozialistischen Rundfunks

Um den deutschen Rundfunk völlig einnehmen zu können, musste das NS-Regime einige organisatorische Maßnahmen vollbringen. Dies Geschah nicht über Nacht, sondern entwickelte sich nach und nach über mehrere Jahre. Die sich im Besitz der Länder befindlichen Geschäftsanteile der Sendergesellschaften, mussten zuerst ganz dem Reiche (Reichsrundfunkgesellschaft) übertragen werden, was dann auch geschah. (Pohle 1955: 154-155) Eine komplette Neuorganisation war nicht notwendig, jedoch fehlte es dem neuen Rundfunk an einer neuen Führung, Männern mit Erfahrungen im nationalsozialistischen Denken und für die nur dieser Gedanke als einzig Wahres galt. Des Weiteren mussten die alten Reformen abgeschafft und neu geordnet werden. (Pohle 1955: 165)

2.3.1 Änderung der Weimarer Rundfunkreform

Der Weg zur Nationalsozialistischen Machtergreifung im Rundfunk entwickelte sich über Jahre hinweg. Die ersten Hörergemeinschaften bestanden nicht aus politisch Interessierten Hörern, sondern Hörern die technisch Affin auf dem Gebiet des Rundfunks waren und diesen somit fördern und weiterentwickeln wollten. Die Rundfunkarbeit verlief in zwei unterschiedliche Richtungen. Zum einen war der technische Fortschritt ein wesentlicher Punkt, und so gab es 1929 schon 500 örtliche Vereinigungen. Der wichtigste Vertreter war der „Deutsche Funktechnische Verband“. Zum anderen bestand die Entwicklung des Rundfunks auch aus politischem Interesse, welches vor allem die Sozialdemokratische Partei zu nutzen wusste. Die Partei versuchte enge Bindungen zu den Rundfunkgesellschaften wie der „Arbeiter-Radio-Bund Deutschlands e.V.“ zu halten, was ihnen jedoch nur relativ zu einem Mitspracherecht der Programmgestaltung verhalf. Der Arbeiter-Radio-Bund war dennoch in der Weimarer Republik der größte politisch orientierte Hörerverband. 1930 bildete sich erst eine Hörervereinigung „Reichsverband Deutscher Rundfunkteilnehmer für Kultur, Beruf und Volkstum (RDR)“ der Rechten, der jedoch nicht von den Nationalsozialisten, sondern von Mitglieder der Deutschnationalen Volkspartei und der Stahlhelme gegründet wurde. Erst als der fünfköpfige Vorstand auf neun Personen erweitert wurde und der Nationalsozialist Horst Dressler-Andreß Geschäftsführer wurde, änderte sich einiges. Die Nationalsozialisten hatten das Ziel, den Sender in politischem Interesse zu Vertreten und voranzutreiben. Im Vorstand herrschten jedoch rege Meinungsverschiedenheiten über die politischen Auffassungen zwischen den Deutschnationalen und den Nationalsozialisten. Die Nationalsozialisten waren nicht zu Kompromissen bereit, konnten jedoch ihren Willen nicht durchsetzen, da der Vorstand hauptsächlich aus Deutschnationalen bestand. So gründeten die Nationalsozialisten innerhalb der RDR eine „Verbandgruppe der Nationalsozialisten“. Diese hatte zum Ziel, den Rundfunk für politische Zwecke zu erobern. 1931 wurde eine Generalmitgliederversammlung einberufen, die die Nationalsozialisten mit einem inszenierten Aufstand sabotierten, der zur Auflösung des bestehenden Vorstandes führte. Nach den Neuwahlen bestand der Vorstand fast ausschließlich aus Nationalsozialisten, und kurz darauf traten die restlichen Deutschnationalen und Stahlhelm Mitglieder aus der RDR und gründeten ihre eigene Hörervereinigung, welche jedoch keine größere Bedeutung mehr erlangten. Ein großes Problem war für die Nationalsozialisten jedoch, dass der Reichsverband Deutscher Rundfunkteilnehmer zwar als Instrument zur Bekämpfung des alten Systemrundfunks fungierte, jedoch wurde dieser Hörervereinigung bis zur Machtübernahme im Januar 1933 nie eine Einflussnahme auf die Programmgestaltung der deutschen Rundfunkgesellschaften gestattete. Auch die geringe Anzahl der Mitarbeiter in der Rundfunkvereinigung stellte ein großes Problem dar. (Pohle 1955: 159-163)

2.3.2 personelle Rundfunkreform

Der Personalmangel der Rundfunkabteilung, hielt einige Jahre an. Die Rundfunkabteilung zählte mit ihren Leitern nur acht Mitarbeiter, die fünf Referaten zugeteilt waren. Um die Rundfunkabteilung effektiv zu gestalten und zu kontrollieren, musste die einzelnen Stellen mit zuverlässigen Nationalsozialisten besetzt werden, welches aufgrund des Personalmangels ein großes Problem darstellte. (Dussel 2002: 157) Des Weiterem musste auf die noch bestehende Regierungskoalition Rücksicht genommen werden, denn in der Rundfunkführung saßen auch Mitlieder anderer Parteien. Dieses Problem lösten die Nationalsozialisten jedoch durch Schaffung eines Übergangsstatuts der Verteilung der Führungspositionen an. Nur neutral erscheinende Mitglieder, die nicht politisch vorbelastet waren durften weiterhin ihr Amt bekleiden, Personen die als untragbar galten, wurden ersetzt. (Pohle 1955: 169) Am 30.01.1933, als Adolf Hitler zum Kanzler des deutschen Reiches ernannt wurde, trat der damalige Rundfunk-Kommissar des Reichspostministers Hans Bredow zurück. Nun wurden Neuerungen bezüglich der Einrichtung eines eigenen Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda getätigt. Paul Joseph Goebbels, der als Reichspropagandaleiter der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei fungierte, wurde zum Reichsminister ernannt, und eignete sich das Amt der Programmüberwachung und Kontrolle des Rundfunks an. (Dussel, 2002: 55) Allen Rundfunkkommissaren wurde ihr Amt entzogen. Goebbels übertrug sein Amt schließlich an Hadamovsky, der sich gemeinsam mit Horst Dreßler-Andreß, einem engem Mitarbeiter Goebbels, oft unter Umgehung der ministeriellen Abteilung, auf die Rundfunkpolitik konzentrierte. (Dussel 2002: 56) Einer der wichtigsten Ämter wurde von Eugen Hadamovsky ausgeführt, der als Reichssendeleiter eine einflussreiche Stellung im nationalsozialistischen Rundfunk einnahm. (Pohle 1955: 155) Nach den Wahlen vom 05.03.1933 und dem Erlass zur Umstrukturierung des Reichministeriums für Volksaufklärung und Propaganda am 13.03.1933 und des „Ermächtigungsgesetztes“ vom 24.03.1933, musste keine Rücksicht mehr auf andere Parteien genommen werden und es wurde eine Weisung erteilt, die besagte, dass nur Personen im Rundfunkt tätig sein dürfen, die nur „aus innerster Überzeugung zur Wiedergeburt des deutschen Volkes durch den Sieg der nationalen Revolution“ handeln. (Pohle 1955: 172) Diese Änderungen, die sogenannten „Reinigungsaktionen“ führten zu einer großen personellen Reform aller Rundfunkmitarbeiter. Nicht nur in Führungspositionen kam es zu vielen Entlassungen, auch in kleineren Posten verloren mehrere Mitarbeiter ihre Arbeit. Die meisten Entlassungen waren politischer, diskriminierender und rassistischer Natur. (Marssolek, Saldern et al. 1998) Vor allem wurde jüdischen Mitarbeitern ihr Amt entzogen. (Dussel 2002: 58) Dadurch war das Übergangsstadium der Mitarbeiterbesetzung der Rundfunkführung beendet. Einer der wichtigsten Mitarbeiter des Rundfunks war Hans Fritzsche, der als Leiter des Drahtlose Dienstes arbeitete. Er arbeitete stets daran, andere Nachrichtensender zu kappen und den Drahtlosen Dienst auszudehnen. (Bonacker 2007: 34-35) Weitere vorerst bedeutsame Mitarbeiter waren Horst Dressler-Andreß und Eugen Hadamovsky, die beide Ihre Lehrzeit in der praktischen Rundfunks Arbeit absolvierten, waren nun in der Führung des nationalsozialistischen Rundfunks. Hadamovsky diente nun als Reichssendeleiter und Geschäftsführer der RRG und Dressler-Andreß war Leiter der Abteilung Rundfunk im Propagandaministerium. Goebbels nutzte seinen Reichssendeleiter hauptsächlich als Propagandisten, was sich als Hadamovskys Begabung herauskristallisierte. Jedoch war sein schulischer und beruflicher Werdegang kaum für die „kulturpolitische Mission“ des nationalsozialistischen Rundfunks zu gebrauchen, da er als eher Bildungslos galt. Sein jedoch guter Sprachgebrauch und sein oberflächliches Wissen, lies oft den Eindruck gewinnen, er sei ein gebildeter Mann, was jedoch nur kurze Zeit anhielt und seine Tarnung auffiel. Nach zahlreichen Beschwerden über Hadamovsky, entfernte Goebbels ihn aus dem Amt des Reichssendeleiters und er diente nur noch als Stabsleiter der Reichspropagandaleitung des NSDAP. Auch Dressler-Andreß konnte sein Amt nicht allzu lange halten, und so kosteten ihn seine sozialistischen Neigungen sein Amt. Im Fokus der Reinigungsaktion stand nicht nur die Umbesetzung des Personals, sondern auch „die Schaffung eines einmaligen Rundfunks, des nationalsozialistischen Rundfunks im Dienste des Volkes“. Dieser hatte das Ziel, den Rundfunk der Weimarer Republik schlecht zu reden und als kapitalistische Ausbeutung zu beschimpfen, der die politischen Interessen nicht richtig vertreten konnte und die Kultur ins Verderben gestürzt hat. Ziel der Nationalsozialisten war es nun, den Hörer zu zeigen, dass das Versagen des ehemaligen Rundfunks nun vorbei sei. Weiterhin gehörte zu der Reinigungsaktion die Verurteilung der alten Vorstände des Rundfunks, welches auch auf allen deutschen Sendern übertragen wurde. Dies war das endgültige aus gegen die Prozesse der Machthaber im alten Systemrundfunk. Dies war eines der ersten nationalsozialistischen Propagandamittel im Rundfunk, in dem Kritik an der Weimarer Republik öffentlich zur Schau gestellt wurde (Pohle, 1955: 176-181)

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Rundfunk im Nationalsozialismus. Eine außenpolitische Propagandawaffe?
Hochschule
Technische Universität München  (Lehrstuhl für Wissenschaftssoziologie)
Veranstaltung
Mediensoziologie
Note
2,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
16
Katalognummer
V370975
ISBN (eBook)
9783668489189
ISBN (Buch)
9783668489196
Dateigröße
1107 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rundfunk, Nationalsozialismus, Propaganda, Zweiter Weltkrieg, Mediensoziologie
Arbeit zitieren
Alexandra Blum (Autor:in), 2017, Der Rundfunk im Nationalsozialismus. Eine außenpolitische Propagandawaffe?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370975

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