Kommunikation im assyrischen Reich


Hausarbeit, 2004

13 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Historischer Hintergrund & Quellen

3 Die Rolle des Boten

4 Die Botschaften
4.1 Transport der Botschaften
4.2 Übergabe der Botschaften & Rückkehr

5 Resümee

6 Literatur

1 Einleitung

Der Austausch von Mitteilungen zwischen Kommunikationspartnern über weite Entfernungen ist für uns zu einer alltäglichen Sache geworden. Telefon, Internet, Rundfunk, motorenbetriebene Fahrzeuge, Düsenjets und Satelliten machen es möglich, binnen Sekunden eine Botschaft von einem zum anderen Ende der Welt zu schicken. Die hohe Geschwindigkeit, mit der sich Gegenstände, Zahlen, Buchstaben und akustische oder visuelle Signale heutzutage versenden lassen, wirkt sich auf Wirtschaft, Politik und Soziales gleichermaßen aus und prägt das Gesicht der modernen Zivilisation. Macht hat, wer die wichtigen Informationen besitzt und wer im Besitz der Mittel ist, schnell an sie zu gelangen bzw. diese zu verbreiten.

Auch in der politischen Welt des antiken assyrischen Reiches war Wissen gleichbedeutend mit Macht. Schon zu dieser Zeit war es von entscheidender politischer Bedeutung, über ein hoch entwickeltes Kommunikationsnetz zu verfügen. Es mussten z.B. Partner in Friedens- und Verbündete in Kriegszeiten gefunden werden. Diplomatische Aktionen beziehen sich unter anderem auf Ereignisse wie Tributzahlungen, vertragliche Abkommen, Thronbesteigungen, Hochzeiten, religiöse Feiern. Moderne Kommunikationsmittel wie wir sie heute kennen existierten nicht. So bestand die Möglichkeit, einem Kommunikations-partner über weite Entfernung hinweg Informationen zukommen zulassen, entweder darin, die entsprechende Nachricht selbst zu überbringen oder einen anderen Menschen damit zu beauftragen.

Eine entscheidende Rolle in der internen und externen Kommunikation des assyrischen Reiches kommt den Boten zu. Vielmehr wäre die reichsübergreifende Verwaltung und die diplomatische Korrespondenz ohne einen funktionierenden Botendienst nahezu unmöglich gewesen.

Das erste Kapitel dieser Arbeit soll einen Einblick in die Geschichte der schriftlichen Kommunikation im assyrischen Reich geben.

Der zweite Teil befasst sich mit der Rolle des Boten in der antiken assyrischen Kultur. Dabei soll in erster Linie erörtert werden, welche Menschen derartigen Aufgaben betreut wurden und wie sich diese Aufgabe im situativen Kontext gestalten konnte. Im weiteren Verlauf soll erläutert werden, welche Materialien und Sprachen zum Verfassen der Botschaften verwendet wurden. Der Transport von Nachrichten in der internen und externen Korrespondenz ist Thema des nächsten Kapitels. Im letzten Teil dieser Arbeit werden die Riten der Übergabe, die Bedeutung von Geschenken und die Schwierigkeiten der Rückkehr behandelt.

2 Historischer Kontext und Quellen

Die Schrift und damit die schriftliche Kommunikation spielten schon früh eine entscheidende Rolle in der assyrischen Geschichte.

In der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausend n. Chr. wurde das älteste bekannte Schriftsystem im heutigen südlichen Irak entwickelt: die Keilschrift. Sie verbreitete sich rasch und wurde zur Stütze der externen und internen Kommunikation des Reiches.

Die schriftliche Kommunikation war mitunter ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg der Handelsmetropole Assyrien zu Beginn des zweiten Jahrtausends v. Chr.. Deutlich wird dies aus Dokumenten, die Ende des 19. Jahrhunderts n. Chr. in der Nähe der Stadt Kyseri in Zentralanatolien gefunden wurden. Insgesamt mehr als 21.000 Tontafeln, darunter Verträge, Abrechnungen, Listen, Quittungen etc., zeugen von einem regen Tauschhandel mit Zinn, Textilien und Edelmetallen zwischen der Stadt Assur und Anatolien.[1]

In der Periode stetigen Expansionsdrangs und der Entstehung des assyrischen Territorialstaates - in der Zeit von ca. 1450 bis 1200 v. Chr. - erlebte die externe Kommunikation zwischen den Herrschern Assurs und den Nachbarstaaten einen Höhepunkt. Der rege Schriftverkehr begründete die Bezeichnung dieser Periode als „...die Zeit der internationalen Diplomatie im vorderen Orient“.[2]

Als das assyrische Reich eine gewisse Größe erreicht hatte, waren Kommunikationswege unabdinglich für das tägliche Regierungsgeschäft. Im siebten Jahrhundert v. Chr. unter Assarhadon reichte die Ausdehnung des assyrischen Herrschaftsgebiets im Osten von der Mündung des Euphrat und Tigris am persischen Golf bis zur Mittelmeerküste im Westen. Diese für diese Zeit enorme Größe des zentralistischen Reiches stellte die Verwaltung vor gewaltige Aufgaben. Die Grenzen mussten vor Feinden geschützt werden und die besiegten Völker in den besetzten Gebieten in Schach gehalten werden. Ein Historiker betitelte das neuassyrische Reich ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. als „…an empire of communication“.[3] Es wird vermutet, dass z.B. allein unter Sargon II. (722 – 705 v. Chr.) etwa 10.000 Briefe den königlichen Hof verließen.[4]

3 Die Rolle der Boten

In den Sprachen der verschiedenen Kulturen existierten eine Reihe von Bezeichnungen für Menschen, die mit diplomatischen Aufgaben betreut wurden. Dem akkadischen Ausdruck „mar sipri“ können gleich eine Vielzahl von Bedeutungen zugewiesen werden, die damit gleichzeitig einen Eindruck davon vermitteln, welche Aufgaben und Verantwortungen einem Boten in der antiken nahöstlichen Welt anvertraut wurden. Gängige Übersetzungen des Begriffs „mar sipri“ können unter anderem sein:[5]

- Kurier
- Gesandter
- Botschafter
- Diplomat
- Agent
- Stellvertreter
- Oder sogar Kaufmann

Die Aufgaben reichten also von der einfachen Übermittlung oder Überbringung einer Botschaft bis hin zur echten diplomatischen Mission in Stellvertretung eines Königs. Eine deutliche Trennung der Aufgaben kann dabei nicht immer vorgenommen werden. Ein Bote konnte sowohl eine schriftliche Mitteilung überbringen, als auch den Stellvertreter seines Herrn am Hofe des Empfängers geben und mündlich interagieren, was somit die Grenzen zwischen Kurier und Diplomat unscharf werden lässt. Gängige Praxis war es auch, dass Geschenke überreicht wurden um Handelsbeziehungen zu besiegeln oder zu festigen. In diesem Sinne kann der Kurier als eine Art Händler bzw. Kaufmann bezeichnet werden. Allgemein können betreffend des Ausdrucks „mari sipri“ drei Arten von Kommunikatoren bzw. kommunikativen Handlungen grob unterschieden werden:[6]

[...]


[1] Cancik-Kirschbaum, Eva; München 2003; S. 31 ff.

[2] Ouda, Nasser Mekawi; Freiburg 2003; S. 12

[3] Parpola, Simo; Helsinki 1987, S. 15

[4] ebenda, S. 19

[5] Sasson, Jack M., New York 1995; S.1465

[6] Sasson, Jack M., New York 1995; S. 1466

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Kommunikation im assyrischen Reich
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Die Assyrer
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V37083
ISBN (eBook)
9783638365314
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikation, Reich, Assyrer
Arbeit zitieren
Daniel Aengenheyster (Autor:in), 2004, Kommunikation im assyrischen Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37083

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