Die Dorfgemeinde als Basis westeuropäischer Bauernaufstände


Seminararbeit, 1999

14 Seiten, Note: zwei


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

0.0 Einleitung

1.0 Das Haus, das Land, das Dorf
1.1 Die Bewohner

2.0 Das Arbeiten und die Gemeinde

3.0 Die Basis des Bauernkrieges

4.0 Literaturverzeichnis

0.0 Einleitung

Diese Arbeit wird sich im ersten Teil mit den allgemeinen Begebenheiten der ländlichen Bevölkerung auseinandersetzen, um das Zusammenspiel und das Verhalten der Gemeinde im Bauernkrieg besser erläutern zu können. Die ersten Kapitel beziehen sich auf die Bevölkerungsdichte und die benutzten Quellen.

Im Anschluß daran soll die Bauart des Dorfes im 16. Jahrhundert anhand einer Rekonstruktion von mehreren Dörfern erschlossen werden. Der zweite Unterpunkt dieser Arbeit wird sich mit den Bewohnern des Dorfes beschäftigen, um die einzelnen „Berufe“, die einer Gemeinde zugehörig sind, vorzustellen. Im nächsten Teil dieser Hausarbeit soll das Zusammenspiel der Arbeit, der Bauern und der Gemeinde verdeutlicht werden, um die Basis des Zusammenhalts der Gemeinde zu erklären. Im besonderen soll die Institution der Dorfversammlung erläutert werden und deren Bedeutung in Bezug auf den Bauernkrieg. Der letzte Teil dieser Hausarbeit befaßt sich mit den Änderungen, die 1524/25 zum Bauernkrieg führten. Aus der Sicht der Gemeinde soll versucht werden, die Bundschuhe der Jahre und die Mißstände, die dazu führten zu erläutern.

1.0 Das Land, das Dorf, das Haus

Im 16. Jahrhundert lebten ca. 70-80% der Bevölkerung auf dem Land zumeist in Dörfern, später auch in Ackerbürgerstädten.[1] Die einzelnen Siedlungsgrößen der auf dem Land lebenden Bevölkerung waren unterschiedlich hoch, so gab es Dörfer bestehend aus Einödhöfen, aber auch Dörfer mit 2 oder 300 Anwesen. Die einzelnen Dörfer waren regional an die natürlichen Begebenheiten und Rohstoffe gebunden, demnach gab es Ackerbau und Viehzucht, aber auch schon Bergbau und Weinanbau. Ackerbau in der frühen Neuzeit war aber nicht der Anbau von Monokulturen, sondern, das Anpflanzen für den Eigenbedarf der einzelnen Bauern oder den Bedarf der jeweiligen Dorfgemeinschaft stand im Vordergrund.[2]

Wenn in dieser Arbeit die Sprache von dem Dorf ist, dann können hier nur Beispiele und Verallgemeinerungen versuchen eine Annäherung an die damalige Zeit zu geben. Genauere Schriften über das Bauerntum existieren nur von Gelehrten und der Kirche, da die Bauern selber Analphabeten waren. Es gibt auch archäologische Funde, die aber mit der sozialen Struktur der Gemeinde weniger als Quellen in Betracht gezogen werden können als schriftliche.

Das frühneuzeitliche Dorf war umgeben von einem Zaun, einer Hecke oder einer kleineren Mauer. Dies hatte den Nutzen, daß über Nacht keine kleinen Tiere flüchten konnten oder aber Fremde unbemerkt in das Dorf kamen, denn das Dorf konnte offiziell nur durch ein Tor betreten werden. In der Mitte des Dorfes stand meistens eine Kirche, die aber auch für andere Veranstaltungen als den Gottesdienst zur Verfügung stehen mußte. Sie war Haus der Gemeindeversammlung, Gerichtshaus, insofern es keine Gerichtslinde im Freien gab, Schule am Morgen und Tanzhaus am Abend. Gelegentlich diente sie auch als Aufbewahrungsort für Geräte. Des Weiteren gehörte ein Brunnen zu den öffentlichen Gebäuden als Treffpunkt für soziale Kontakte der Frauen; genauso fand sich ein Waschhaus und ein Brauhaus.

Backhäuser, Malzanlagen und Flachsdarren befanden sich aber aufgrund der erhöhten Brandgefahr weiter vom Dorfkern entfernt auf dem Anger, der größten Wiese im Innern des Dorfes.[3]

Vor den Toren des Dorfes oder auf dem Anger befand sich, wenn genügend Platz vorhanden war, ein Armenhaus, ein Hirtenhaus und gelegentlich der Friedhof mit einem Pranger für öffentliche Bußen. In großen Dörfern mit eigener Gerichtsbarkeit gab es auch einen Galgen für Hinrichtungen, der sich allerdings vor den Toren befand. Außerhalb der Siedlung befand sich eine Mühle, die meist dem Grundherrn gehörte, für deren Benutzung die Bauern Abgaben zahlen mußten.

Das Nutzland, der Flur, umzog die ganze Landschaft rund um das Dorf und bestand aus verschiedenen Nutzflächen (Allmende , Weide und Hutewald). Aufgrund der Dreifelderwirtschaft war ein wichtiger und aufwendiger Bestandteil die Instandhaltung der Umzäunung, da ansonsten Vieh und Wild in der Lage war, die Ernten zu zerstören. Zusätzlich zur gemeinschaftlichen Bindung fand einmal im Jahr eine feierliche Grenzbegehung statt, die den Nutzen hatte, auch die Gemeinde zur Nachbargemeinde hin abzugrenzen und deren Verkleinerung der Nutzflächen zu verhindern. Die Allmendebegrenzung bezeichnete die Siedlung als besonderen Friedens- und Rechtsbereich, deren Störung vor dem Dorfgericht geahndet wurden. Von einigen Dörfern ist auch bekannt, daß die Züchtigung der Jungen an manchen dieser Grenzpunkten unternommen wurde, damit sich diese die Grenzpunkte besser einprägten.[4]

Der eigentliche Hof der Bauern bestand noch wie heute aus einem Vorhof, dem Haus, in dem der Bauer mit dem Gesinde lebte. Der angrenzende Kleingarten diente als Lieferant für die Küchenkräuter. Desweiteren gab es Stallungen für Groß- und Kleintiere, wie z.B. Pferde, Kühe, Ziegen, Schweine und Hühner. Tierhaltung war zu diesem Zeitpunkt noch sehr aufwendig, da ein expliziter Feldfutterbau nicht betrieben wurde.[5]

Die Felder wurden im Rahmen der Dreifelderwirtschaft bearbeitet, die im 16. Jahrhundert eine neue Bewirtschaftungsart war, so daß höhere Ernteerträge vermutlich auch dazu beitrugen, daß in diesem Jahrhundert die Bevölkerung durch die besseren Nahrungsmittel erheblich zunahm. Durch diesen Bevölkerungszuwachs entstand eine gewisse Dynamik auf dem Lande. Viele der nicht erbberechtigen Bauernkinder zogen in die Städte, da es auf dem Land nicht genügend Möglichkeiten gab, für ihr Auskommen zu arbeiten. (Land-Stadt-Flucht)

Die Felder der Bauern wurden alljährlich auf der Gemeindeversammlung verteilt und auch die Nährmittel, die angebaut werden sollten, wurden von dieser Versammlung festgelegt. Da die Felder nicht auf Wegen angelegt waren, und nur erreicht werden konnten, wenn dabei andere Felder überquert wurden, bedurfte es einer gemeinschaftlichen Abstimmung.[6] Übertretungen dieser Felder ohne Erlaubnis hatten zur Folge, das derjenige des Flurfrevels angezeigt wurde und zur Buße für die Gemeinde bei dem nächsten Gericht Bier spenden mußte.

[...]


[1] Rabe, Horst, Die Bevölkerung des Reichs zu Beginn der Neuzeit, in: Burghard, Paul, Die Frühe Neuzeit. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1500-1815, München, Beck´sche Reihe, 1996.

[2] Münch, Paul. Lebensformen in der frühen Neuzeit, Frankfurt am Main, Berlin 1992, hier S. 77..

[3] Ebd. S. 93..

[4] Vgl. Wunder, Heide, Das Dorf um 1600 - der primäre Lebenszusammenhang der ländlichen Gesellschaft, in: Brückner, Wolfgang (Hgs.), Literatur und Volk im 17. Jahrhundert. Probleme populärer Kultur in Deutschland, Bde. 1, Wolfenbüttel 1985..

[5] Dülmen, van Richard, Kultur und Alltag in der Fühen Neuzeit. Dorf und Stadt 16.- 18. Jhd., Bd. 2, München 19992, hier: S. 37ff..

[6] Vgl. Wunder, Heide, hier S. 77ff..

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Dorfgemeinde als Basis westeuropäischer Bauernaufstände
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Bauernkriege
Note
zwei
Autor
Jahr
1999
Seiten
14
Katalognummer
V37056
ISBN (eBook)
9783638365093
Dateigröße
507 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Grundstudiumsarbeit
Schlagworte
Dorfgemeinde, Basis, Bauernaufstände, Bauernkriege
Arbeit zitieren
Claudia Ratka (Autor:in), 1999, Die Dorfgemeinde als Basis westeuropäischer Bauernaufstände, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37056

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