Der Einfluss von EAP Systemen auf die Arbeitsfähigkeit, insbesondere auf die mentale Gesundheit


Hausarbeit, 2017

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Mentale Gesundheit

3. Employee Assistance Programs
3.1. Definition
3.2. Themenspektrum EAP
3.3. Nutzen

4. Einfluss eines Employee Assistance ProgramS auf die mentale Gesundheit

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Mentale Gesundheit als integrativer Ansatz (eigene Darstellung)

Abb. 2: Themenspektrum EAP (eigene Darstellung)

Abb. 3: Produktivität und mentale Gesundheit nach Nutzung eines EAP (eigene Darstellung nach Selvik et al. 2004)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die heutige Arbeitswelt unterliegt einem immer schneller werdenden und stetigen Wandel. Unter anderem führen rasche Veränderungen in den Produktionsabläufen zu einer deutlichen Entlastung hinsichtlich körperlicher Belastungen. Zusätzlich verringern bessere Sicherheitsstandards das Risiko von Arbeitsunfällen. Der Reduktion an physischer Beanspruchung steht allerdings ein Anstieg der Belastungen der Psyche gegenüber. Dieses Phänomen lässt sich auch an den Arbeitsunfähigkeitsstatistiken ablesen. Absolut gesehen sind in den letzten Jahren rückläufige Krankenstände zu beobachten, jedoch wächst der relative Anteil psychischer Erkrankungen am Arbeitsunfähigkeitsgeschehen. In den vergangenen 40 Jahren stieg der entsprechende Anteil von zwei Prozent auf 15,1 Prozent (vgl. BKK Gesundheitsreport 2016, S. 59).

In einer Studie, welche den Zusammenhang von mentaler Gesundheit und Arbeit genauer untersucht, wurde festgestellt, dass psychische Probleme oder psychische Erkrankungen mit Arbeitsbezug nicht nur aufgrund der Arbeitsbedingungen auftreten, sondern vielmehr „[…] Erkrankte immer wieder über andauernde Konflikte (mit Kollegen und/oder Vorgesetzten), Kränkungen, Enttäuschungen oder fehlende Anerkennung ihrer Leistung, mangelnden Respekt und berufliche Perspektivlosigkeit […]“ klagen (BFAUS 2009, S. 37). kommen veränderte Familienstrukturen und ein beschleunigter, streng getakteter Alltag (ebd., S. 7).

Morschhäuser und Lohmann-Haislah (2016) weisen in diesem Kontext unter anderem auf eine Entgrenzung der privaten und beruflichen Lebensbereiche und die daraus folgenden psychischen Belastungen hin.

Mit dem demografischen Wandel nennt die BauA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) (2016, S. 7) eine zusätzliche Einflussgröße. Zudem verweist sie auf die zunehmende Wichtigkeit der mentalen Gesundheit bei der Arbeit.

Gunkel (2016) stellt im Gesundheitsreport der BKK in diesem Zusammenhang die Bedeutung und Wechselwirkung zwischen psychischer Gesundheit und Arbeit fest.

Um den täglichen Belastungen zu begegnen, stehen dem Menschen unterschiedliche Ressourcen sowohl externer als auch interner Natur zur Verfügung. Bamberg, Busch und Ducki (2003) weisen hierbei explizit auf die positive Wirkung von Ressourcen auf die mentale Gesundheit hin.

Der moderne Arbeits- und Gesundheitsschutz beschäftigt sich mit der Frage der Wirkung arbeitsbezogener Faktoren und deren komplexe Kombinations-wirkungen auf die mentale Gesundheit.

Hierdurch wird versucht, den Mitarbeiter länger arbeits- und funktionsfähig zu halten.

Viele Unternehmen beauftragen externe Spezialisten damit, sie bei dem relativ neuen Themenkomplex der mentalen Gesundheit zu unterstützen.

Im Rahmen dieser Arbeit soll zunächst geklärt werden, was mit dem Begriff mentale Gesundheit gemeint ist und welche Faktoren maßgeblich die mentale Gesundheit beeinflussen. Auch die Faktoren Zufriedenheit und Wohlbefinden sollen in das Konzept der mentalen Gesundheit eingeordnet werden.

Im Speziellen sollen die meist getrennt betrachteten Phänomene Belastung, Arbeits- und Funktionsfähigkeit und die Wirkung auf die mentale Gesundheit dargestellt werden.

In einem zweiten Schritt wird das Konstrukt der Mitarbeiterunterstützung als Instrument im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements näher erläutert.

Abschließend wird die Zweckmäßigkeit dieser „Employee Assistance Programs“ bewertet. Dies erfolgt in einer Analyse des Zusammenhangs zwischen maßgeblichen Einflussfaktoren der mentalen Gesundheit und Ansatzpunkten derartiger Programme.

2. Mentale Gesundheit

Der Begriff der mentalen Gesundheit spielt heute eine wesentliche Rolle auf dem Gebiet des Gesundheits- und Arbeitsschutzes. Aufgrund der eingangs bereits erwähnten gegenwärtigen Veränderungen in der heutigen Arbeitswelt ist eine Fokussierung auch auf das Thema mentale Gesundheit unumgänglich. Zudem wird dem psychischen Befinden aufgrund des heutigen „[…] Wissens über die Wechselwirkungen zwischen sozialen, psychischen und biologischen Vorgängen […]“ eine hohe Bedeutung zugesprochen (vgl. Badura et al. 2009, S. 10).

Die Europäische Kommission sieht die Förderung der mentalen Gesundheit aufgrund der Vielzahl an Veränderungen als ein wichtiges Ziel an. Damit wird sie zu einem Gesundheitsziel, das hohe Priorität für ganz Europa besitzt (vgl. EU-KOM 2008). Mentale Gesundheit wird auch als maßgebender Faktor für die Realisierung strategischer Ziele der Europäischen Union gesehen (vgl. Europäischer Rat 2000; Europäische Kommission 2007).

Roschker (2013, S. 26) erläutert, dass das Thema mentale Gesundheit im unternehmerischen Kontext neben den gesellschaftlichen und individuellen Einflüssen auch potenzielle Relevanz für die Unternehmensleistung besitzt.

Was verbirgt sich nun hinter diesem scheinbar wichtigen Begriff der „mentalen Gesundheit“?

Das Thema mentale Gesundheit wird schon seit langer Zeit in unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen wie der Philosophie, Politik, Psychologie und bei Sozialtheoretikern behandelt. In diesem Zusammenhang wird oft der Begriff der psychischen Gesundheit verwendet.

Da der Terminus „psychische Gesundheit“ im deutschen Sprachgebrauch eher negativ konnotiert ist, wird in dieser Arbeit der Begriff der mentalen Gesundheit verwendet und folgt somit der Meinung von Pech, Rose und Freude (2013).

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich mit dem Konzept der mentalen Gesundheit befasst. In einem Bericht der WHO (2004) wird der Begriff wie folgt definiert: „[…] a state of wellbeing in which the individual realizes his or her own abilities, can cope with the normal stresses of life, can work productively and fruitfully, and is able to make a contribution to his or her community.“

In dieser Definition wird zum einen auf interne Prozesse des Individuums verwiesen, zum anderen spielt die Interaktion mit der Umwelt eine Rolle. Auch Pech et al. (2013, S. 241) haben sich mit unterschiedlichen Konzepten mentaler Gesundheit auseinandergesetzt. Sie kamen zur Erkenntnis, dass einerseits „[…] individuelle Faktoren wie Wohlbefinden, Zufriedenheit und emotionale Affektlage und andererseits soziale Aspekte der Mensch-Umwelt-Interaktion von zentraler Bedeutung sind […].“ Des Weiteren nannten sie die „[…] Einbindung der Dimension Funktionsfähigkeit als Voraussetzung für Partizipation und Teilhabe […]“.

Zusätzlich weist die WHO in ihrem Summary Report aus dem Jahr 2004 darauf hin, dass mentale Gesundheit nicht losgelöst, sondern als integraler Bestandteil von Gesundheit zu verstehen ist.

Als folgende Grundannahme für das Verständnis von mentaler Gesundheit soll angemerkt werden, dass nicht alleine die pathophysiologische Perspektive eine Rolle bei der Bewertung mentaler Gesundheit spielt. Mentale Gesundheit ist mehr als die reine Abwesenheit von psychischen Störungen.

Zwar gilt die Abwesenheit von psychischen Krankheiten, wie zum Beispiel Depressionen, Burnout oder Suchtkrankheiten, nicht als alleiniges Bewertungskriterium, jedoch bilden sie einen elementaren Baustein im konzeptionellen Rahmen von mentaler Gesundheit. Dementsprechend können psychische Krankheiten als negativer Aspekt von mentaler Gesundheit definiert werden.

Hierbei ist zu erwähnen, dass fast ein Drittel der Allgemeinbevölkerung 2013 unter psychischen Störungen litt (Jacobi et al., 2014). Allein dieser Fakt macht eine Berücksichtigung der psychischen Störungen im konzeptionellen Rahmen der mentalen Gesundheit notwendig.

Wie in der WHO-Definition beschrieben, ist mentale Gesundheit „[…] a state of wellbeing […]“. Nach Rose et al. (2016, S. 8) bilden in diesem Kontext das emotionale Wohlbefinden und die Zufriedenheit positive Einflussfaktoren mentaler Gesundheit.

Wohlbefinden und Zufriedenheit sind von den Begriffen Glück, Freude und Lebensqualität nur unscharf zu trennen. Allgemein lässt sich der Begriff Wohlbefinden als Zustand durch positive Affekte und kognitiv durch Zufriedenheit operationalisieren (vgl. Frank 2010, S. 5). Nach Diener (1984) ist die Zufriedenheit von wesentlichen Lebensbereichen, wie zum Beispiel Einkommen, Partnerschaft, Familie, Arbeit, Gesundheit und Wohnsituation, abhängig.

Dementsprechend geht der Begriff der mentalen Gesundheit immer einher mit den Faktoren Arbeits- und Funktionsfähigkeit. Die Funktionsfähigkeit ist eingebettet in das integrative Konzept der mentalen Gesundheit.

Ein Individuum wird funktional als gesund bezeichnet, „[…] wenn die körperlichen Funktionen (einschließlich des mentalen Bereichs) und Körperstrukturen denen eines gesunden Menschen entsprechen. Daneben muss die Person all das tun oder tun können, was von einem Menschen ohne Gesundheitsproblem erwartet wird. Zusätzlich kann das Individuum sein Dasein in allen Lebensbereichen, die ihm wichtig sind, in der Weise und dem Umfang entfalten, wie es von einem Menschen ohne gesundheitsbedingte Beeinträchtigung der Körperfunktionen oder -strukturen oder der Aktivitäten erwartet wird […]“ (vgl. Rose et. al. 2016, S. 9).

In Abbildung 1 sind die eben beschriebenen Zusammenhänge grafisch dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 Mentale Gesundheit als integrativer Ansatz (eigene Darstellung)

Im Rahmen des integrativen Konzepts der mentalen Gesundheit stellt sich die Frage, welche Prozesse dazu beitragen, dass Menschen körperlich bzw. psychisch trotz Belastungen gesund bleiben.

Eine wesentliche Rolle lassen sich nach Richter und Hacker (1998, S. 25) Ressourcen zuschreiben. Diese können als Komponenten verstanden werden, „[…] die es erlauben, die eigenen Ziele anzustreben und unangenehme Einflüsse zu reduzieren.“

Auch die Definition der WHO (2004) erwähnt diesen Punkt: […] to cope with the normal stress of life […]“. Im konzeptionellen Rahmen von mentaler Gesundheit sind Ressourcen zum Erhalt, zur Förderung und Entfaltung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit mitinbegriffen.

Frank (2010, S. 9) weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit davon abhängen, ob die Bereitschaft und Fähigkeit vorhanden sind, auf Umweltfaktoren adäquat reagieren zu können. Erst hierdurch ergeben sich Befriedigungs- oder Selbstverwirklichungschancen. Bei diesen Faktoren handelt es sich nach Frank (2010, S. 5) „[…] um all das, was in einer bestimmten Situation an persönlichen Eigenschaften und situativen Gegebenheiten von einem Menschen wertgeschätzt und als hilfreich erlebt wird; d. h. Ressourcen schließen neben intrapersonellen Faktoren auch externe unterstützende Aspekte mit ein […]“.

Melzer und Hubrich (2014) rücken in diesem Zusammenhang die protektiv wirkenden Faktoren der sozialen Unterstützung stärker in das Blickfeld des Interesses.

Dem Begriff Ressource kann allgemein die Eigenschaft zugeschrieben werden, dass sie dabei hilft, Anforderungen in Stresssituationen zu bewältigen und Bedürfnisse zu befriedigen (Pfaff, Münch & Badura 1999, S. 75).

Im systemischen Anforderungs-Ressourcen-Modell nach Becker et al. (1994) wird vor dem Hintergrund eines interaktiven Persönlichkeitssystems das Zusammenspiel von Anforderungen und Ressourcen beschrieben. Becker et al. (1994) sind der Meinung, dass Gesundheit durch eine positive Nutzung von Ressourcen zur Bewältigung von Anforderungen entsteht.

Der Einsatz von Ressourcen ist demnach eine Voraussetzung für die Bewältigung von alltäglichen und spezifischen Lebensanforderungen.

Ressourcen sind für Becker (2006, S. 133) „[…] Mittel oder individuelle Eigenschaften, auf die lebende Systeme oder Systemelemente im Bedarfsfall zurückgreifen können, um mit ihrer Hilfe externe oder interne Anforderungen zu bewältigen […]“.

In seinem Modell unterscheidet Becker interne und externe Anforderungen. Interne Anforderungen sind z. B. persönliche Ziele, Wünsche und Erwartungen an sich selbst oder an die Umwelt. Externe Anforderungen werden durch die soziale Umwelt (Job, Partnerschaft, Familie usw.) definiert.

Becker (2006, S. 184) hebt insbesondere externe Ressourcen, d.h. solche, die vor allem von anderen Menschen bereitgestellt werden, hervor.

Allerdings weist Becker (2006, S. 137) darauf hin, dass Individuen bestimmte interne Ressourcen zur Verfügung haben müssen, um externe Ressourcen angemessen nutzen zu können. Hierbei wird auch auf die persönliche Ressource des „Kohärenzgefühls“ verwiesen. Bei dem „Kohärenzgefühl“ handelt es sich um das Gefühl der Stimmigkeit. Durch Antonovsky (1987, S. 19) werden in diesem Zusammenhang die Ebenen der Verstehbarkeit, Handhabbarkeit/ Bewältigbarkeit und Sinnhaftigkeit/Bedeutsamkeit von Situationen definiert. Erst dadurch ist eine Nutzung von Umweltressourcen möglich.

Als Beispiel für das Anforderungs-Ressourcen-Modell sind Anforderungen aus den bereits genannten wichtigen Lebensbereichen und die Herstellung der Gesundheit im integrativen Sinne durch die Nutzung von Ressourcen zu nennen. Dabei spielt auch die Dynamik zwischen beruflichen und außerberuflichen Lebensbereichen eine Rolle. Rothe (2010) nennt hier insbesondere die Wechselwirkungen zwischen Arbeit und Erholung. In der Wissenschaft besteht zudem Übereinstimmung, dass Erwerbslosigkeit einen kausalen Einfluss auf die Entstehung psychosozialer Störungen hat (vgl. Paul, Hassel & Moser 2006).

Festzuhalten ist, dass das Konstrukt „mentale Gesundheit“ als bedeutender Faktor des Wohlergehens anzusehen ist. Durch gut ausgestaltete Ressourcen können das Wohlbefinden und die Zufriedenheit gesteigert werden. Ressourcen nehmen hinsichtlich der Herstellung von Gesundheit eine wichtige Mediator- und Moderatorfunktion ein (vgl. Udris & Rimann 2006, S. 140).

3. Employee Assistance Programs

Im vorigen Kapitel wurden externe Ressourcen als wichtiges Element festgestellt, um auf Anforderungen adäquat reagieren zu können. Im Weiteren werden nun Mitarbeiterunterstützungsprogramme als eine mögliche Ressource für Arbeitnehmer vorgestellt.

Was genau ein Mitarbeiterunterstützungsprogramm beinhaltet und welchen Nutzen Unternehmen davon haben, wird auf den folgenden Seiten näher erläutert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von EAP Systemen auf die Arbeitsfähigkeit, insbesondere auf die mentale Gesundheit
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (IOP)
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
25
Katalognummer
V369723
ISBN (eBook)
9783668476387
ISBN (Buch)
9783668476394
Dateigröße
642 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, systemen, arbeitsfähigkeit, gesundheit
Arbeit zitieren
Stephan Schramm (Autor:in), 2017, Der Einfluss von EAP Systemen auf die Arbeitsfähigkeit, insbesondere auf die mentale Gesundheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369723

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