Entwicklung eines psychologischen Tests zum habituellen Wohlbefinden

Psychometrisches Testverfahren für Erwachsene ab 18 Jahren


Hausarbeit, 2015

39 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung/Abstract

1. Einleitung

2. Theorie

3. Methoden
3.1 Strategie
3.2 Fragebogen
3.3 Stichprobe

4. Ergebnisse
4.1 Auswertung
4.2 Itemanalyse
4.3 Skalenanalyse
4.4 Itemselektion und Testoptimierung
4.5 Ergebnisse zusätzlicher Variablen
4.6 Normierung

5. Diskussion

Literaturverzeichnis

Anhang

Fragebogen

Itemliste

Tabellen

Zusammenfassung/Abstract

Die vorliegende Ausarbeitung beschreibt die Entwicklung eines psychometrischen Testverfahrens zur Operationalisierung des Konstrukts des habituellen Wohlbefindens für Erwachsene ab 18 Jahren. Dieser ist als Online-Test zur Selbstbeurteilung der Häufigkeit bestimmter Ereignisse im Leben des Probanden in den letzten drei Monaten konzipiert, basierend auf der psychischen, physischen und sozialen Komponente der latenten Variable. Zur Optimierung und Itemselektion wird vorausgehend ein Pretest mit 38 Probanden durchgeführt. Dabei werden Trennschärfen, Itemschwierigkeiten, Standardabweichungen und Mittelwerte der einzelnen Items berechnet und einbezogen. Der anschließende Haupttest wird mit 139 Testpersonen durchgeführt und hat eine Reliabilität von Cronbachs α .914. Dieser wird zur Normierung herangezogen.

The present composition outlines the development of a psychometric test for the operationalization of the construct of the trait-aspect of subjective well-being for adults from the age of 18. It is conceived as an online based self-assessment to estimate the frequence of several events in the probands life of the past three months, based on the psychic, physic and social component of the latent variable. For improvement and item selection, a pretest with 38 probands is conducted. Selectivity, item difficulties, standard deviations and mean scores are calculated for each item and involved.

The following main-test comes to 139 testpersons and a reliability of cronbach´s alpha α .914. It is used for the standardization.

1. Einleitung

Im Leben jedes Menschen spielt das Streben nach Glück und Wohlbefinden eine zentrale Rolle. Jeder Mensch möchte möglichst glücklich sein und sich wohlfühlen. Jedoch sind die Vorstellungen, was Glück und Wohlbefinden für den Einzelnen bedeutet, verschieden. Dabei gibt es zunächst unterschiedliche Wege dorthin. Jeder hat eine andere Auffassung darüber, was nötig ist, um sich wohl zu fühlen. Dies spiegelt sich auch bei der Interpretation über die Auffassung wieder. Bei den einen bedarf es vielerlei Faktoren, um ein hoch ausgeprägtes Wohlbefinden inne zu haben und bei den anderen reichen bereits Kleinigkeiten zur Erreichung des gewünschten Zustands.

In der heutigen Zeit, geprägt von einer sich ständig weiterentwickelnden Medizin und hoch ausgeprägten Zivilisation, werden Menschen immer älter, doch dabei gibt es große Unterschiede bei der individuellen Lebensqualität. Manche haben ein erfülltes und zufriedenes Leben, wohingegen andere mit einem geringeren Wohlbefinden, gerade im hohen Alter, zu kämpfen haben. Dazu gibt es seitens der Theoretiker verschiedene Ansätze, mit denen sich genauer im Kapitel der Theorie befasst wird.

Da das Konstrukt des Wohlbefindens demnach für jeden und zu jeder Zeit eine Rolle spielt, den Alltag sowie das Verhalten von Personen beeinflusst und somit eine hohe Relevanz im aktuellen Tagesgeschehen hat, wurde im Rahmen dieser Hausarbeit ein Test zur Erfassung des habituellen und subjektiven Wohlbefindens bei Erwachsenen ab 18 Jahren entwickelt. Es wird also möglich, das Wohlbefinden einzelner Personen zu erfassen und mit einer Norm zu vergleichen. Ferner kann das Testverfahren in weiteren Forschungen dazu eingesetzt werden, die Interaktionen zwischen den Geschlechtern oder auch zwischen verschiedenen Altersgruppen zu ermitteln, um somit der Fragestellung nachzugehen, wer sich am wohlsten fühlt. In folgenden Untersuchungen kann man sich anschließend Ereignissen und Faktoren im Leben von Personen mit einer hohen Ausprägung des Konstrukts widmen, um zu analysieren, welche für eine hohe Ausprägung verantwortlich sind. Zudem werden Berufsgruppen erfasst, wodurch auch eine differenzierte Betrachtung zwischen den Ausprägungen dieser ermöglicht wird.

2. Theorie

Das Konstrukt Wohlbefinden hat als eigenständiger Forschungsbereich der Psychologie in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Eine definitorische Präzisierung und Abgrenzung zu anderen ähnlichen Konstrukten, wie z.B. Lebensqualität, ist in der Forschung unerlässlich. Doch trotz verstärkter Zuwendung fehlt weitgehend ein einheitliches Konstruktverständnis (Sölva, Baumann & Lettner, 1995, S. 293).

Beim aktuellen Stand hinsichtlich des Konstrukts sind sich die Theoretiker in der Wohlbefindensforschung darüber einig, dass habituelles Wohlbefinden sowohl von relativ stabilen Personen- als auch Umweltbedingungen abhängt (Abele & Becker, 1994, S. 19). Bei einigen Auffassungen gehen die Meinungen jedoch auseinander, z.B. bei der Frage, ob Person oder Umwelt als unabhängige Variable mehr Varianz im habituellen Wohlbefinden (HW) aufklärt.

Der personenzentrierte Ansatz lässt sich insgesamt in mehrere Theorien unterteilen. Im motivationstheoretischen Ansatz wird die Grundannahme vertreten, das Wohlbefinden aus der Befriedigung von Bedürfnissen bzw. Motiven resultiert (z.B. Freud). Selbstaktualisierungstheoretiker wie Rogers und Maslow betonen das Streben des Menschen nach der Entfaltung seiner Anlagen (Fähigkeiten, Neigungen) sowie nach Reifung für eine Grunderhaltung des Wohlbefindens (Abele & Becker, 1994, S. 19 f.). Für Sinnfindungstheoretiker ist für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von emotionalem Wohlbefinden erfolgreiches Streben nach persönlich bedeutsamen Zielen von zentraler Bedeutung (Brunstein, 1993, S. 68).

Beim umweltzentrierten Ansatz ist es wichtig, zwischen subjektiv und objektiv wahrgenommenen Lebensbedingungen zu unterscheiden. Wie hoch das Ausmaß des HW schließlich im Zusammenhang mit bestimmten Umweltbedingungen ausfällt, hängt von der persönlichen Bedeutung und Wichtigkeit bestimmter Bedingungen ab. Versucht man unterschiedliche, relevante Umweltfaktoren in eine Rangreihe zu sortieren, stehen an erster Stelle die sozialen Beziehungen, gefolgt vom allgemeinen Lebensstandard und Arbeitsbedingungen (Campbell 1981, zit. nach Abele & Becker, 1994, S. 28). Der Stellenwert von sozialen Beziehungen ergibt sich aus der Tatsache, dass viele Bedürfnisse nur in Interaktion mit anderen Personen befriedigt werden können und somit zu Wohlbefinden führen (Abele & Becker, 1994, S. 28). In der umweltzentrierten Perspektive liegt dem kontrolltheoretischen Ansatz die Annahme zugrunde, dass der Mensch danach strebt, Ereignisse und Zustände in seiner Umwelt beeinflussen, vorhersehen oder zumindest erklären zu können und seinen Umweltbereich so zu verändern, bzw. vor Veränderungen zu bewahren, dass er seinen persönlichen Vorlieben entspricht und psychisches Wohlbefinden fördert (Abele & Becker 1994, S. 28).

Viele Arbeiten und Theorien zum Konstrukt Wohlbefinden meiden es, das Wohlbefinden aufgrund seiner Komplexität präzise zu definieren. Es wurde bisher keine allgemein akzeptierte Definition formuliert, um ein einheitliches Konstruktverständnis zu schaffen, da erstellte Definitionen der Komplexität des Konstrukts nicht gerecht werden (Sölva et al., 1998, S. 293). Dennoch haben einige Autoren Vorschläge zu Definitionen gemacht.

Brandstätter (1993) beschreibt Wohlbefinden z.B. als „angenehm erlebte Übereinstimmung zwischen dem, was eine Person gemäß ihrer Motivstruktur und Situationsbeurteilung (einschließlich der Beurteilung der eigenen Fähigkeiten) erstrebt, und dem, was die Umwelt (unter Einsatz der eigenen Fähigkeiten und Willenskräfte) gewährt.“ (S. 309). Außerdem könnte man Wohlbefinden als „positiv getönte Gefühle und Stimmungen bei gleichzeitigem Fehlen von Beschwerden“ (Becker, 1991, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 294) oder als „Balance zwischen positiven und negativen Gefühlszuständen“ (Bradburn, 1969, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 294) sehen. Becker schlägt zusätzlich die Unterscheidung zwischen aktuellem und habituellem Wohlbefinden vor. Aktuelles Wohlbefinden (AW) charakterisiert das momentane Erleben einer Person, wie positiv getönte Gefühle, Stimmungen und körperliche Empfindungen. AW hängt laut Becker von relativ kurzfristig wirksamen Faktoren ab, d.h. diese erstrecken sich nur über Sekunden bis Stunden. Im Gegensatz dazu steht das habituelle Wohlbefinden (HW), das von relativ stabilen Personen- und Umweltbedingungen abhängt (Becker 1991, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 294).

In der Forschung wird außerdem zwischen subjektivem und objektivem Wohlbefinden unterschieden. Objektives Wohlbefinden entspricht günstiger materieller und sozialer Lebensumstände, also dem Konzept der Lebensqualität. Subjektives Wohlbefinden liegt im Erleben der Person sowie subjektiven Empfindungen und Einschätzungen und umfasst das Konzept der Lebenszufriedenheit (Staudinger, 2000, S. 186).

Die Struktur des Wohlbefindens differenziert sich in eine affektive und eine kognitive Komponente (Chamberlain, 1988, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 294). Die affektive Komponente teilt sich in positive Affekte, wie Freude, Spaß und Glück, und negative Affekte, z.B. Traurigkeit, Furcht, Angst und Ärger. Die kognitive Komponente beschreibt die Lebenszufriedenheit, bzw. die Zufriedenheit mit verschiedenen Bereichen, unter anderem auch Arbeitszufriedenheit.

Der positive und negative Affektbereich sind zwei entgegengesetzte Pole, Andrews und Whitney (1976, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 294) würden sie sogar als zwei relativ unabhängige Bereiche beschreiben. Sie weisen Korrelationen zu unterschiedlichen Konstrukten auf. So korrelieren positive Affekte z.B. mit Extraversion und sozialen Unterstützungsvariablen und negative Affekte mit Neurotizismus und negativen Symptomen (Chamberlain, 1988, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 294). Eine weitere Unterscheidung der affektiven Komponente ist die Differenzierung zwischen Häufigkeit (Frequenz) und der Intensität von positiven und negativen Affekten (Diener, Colvin, Pavot & Allman, 1991, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 295). Eine dritte Differenzierung findet sich in der Zeitperspektive (Becker, 1991, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 295).

Schließlich ist es noch notwendig, das Konstrukt Wohlbefinden von anderen ähnlichen Konstrukten abzugrenzen. „Wohlbefinden“ und „Befindlichkeit“ sind eher subjektive Kategorien, während „Wohlstand“ günstige objektive (materielle wie soziale) Lebensumstände umschreibt (Sölva et al, 1995, S. 293). „Lebensqualität“ ist ein multidimensionales Konstrukt, welches unterschiedliche Konzepte in sich vereint und in der Literatur oft unterschiedlich definiert sowie operationalisiert wird (Bullinger, Anderson, Cella & Aaronson, 1993, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 293). Die „psychische und seelische Gesundheit“ setzt sich aus subjektivem Wohlbefinden und psychischer Kompetenz, als Fähigkeit zur Bewältigung externer und interner Anforderungen, zusammen (Becker & Minsel, 1986, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 293).

Ein weiterer Zugang zur begrifflichen Präzisierung und Konstruktbestimmung des Wohlbefindens sind Strukturmodelle. Diese geben Hinweise zur Dimensionalität des Konstrukts und zu Subbereichen. Unter Berücksichtigung empirischer Untersuchungsergebnisse konzipiert Mayring den „Vier-Faktoren-Ansatz subjektiven Wohlbefindens“, in dem er vier Wohlbefindenskomponenten definiert: einen negativen Befindensfaktor (Freiheit von subjektiver Belastung), einen positiven kurzfristigen (Freude), einen langfristigen (Glück) und schließlich einen kognitiven (Zufriedenheit) Faktor (Mayring, 1994, zit. nach Abele & Becker, 1994, S. 51 f.). Freude ordnet Mayring aktuellem Wohlbefinden zu und definiert diese Dimension als state. Zufriedenheit konzipiert er als situationsübergreifendes, habituelles Wohlbefinden und ist somit ein trait. Beim Belastungsfaktor unterscheidet Mayring, ob jemand im Moment frei von subjektiver Belastung ist (state) oder ob jemand in letzter Zeit einen relativ belastungsfreien Lebensstil verwirklichen konnte (trait). Den Faktor Glück unterteilt er ebenfalls in eine state-Komponente (aktuelles, intensives, die ganze Persönlichkeit umfassendes emotionales Glückserleben) und eine trait-Komponente (langfristiges, im Lebenslauf entwickeltes Lebensglück) (Mayring, 1994, zit. nach Abele & Becker, 1994, S. 52).

Ein weiteres Strukturmodell ist die „Pyramide des allgemeinen Wohlbefindens“ von Perrig-Chiello, in der Komponenten des physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens unterschieden werden. Diese drei Dimensionen sind nicht als unabhängig aufzufassen, sondern stellen verschiedene Ausprägungen des allgemeinen Wohlbefindens dar, basierend auf dem körperlichen Bereich, der die ursprünglichen Bedürfnisse des Menschen nach Sättigung, Wärme, Schmerzfreiheit und des physischen „Versorgtseins“ widerspiegelt (Perrig-Chiello, 1997, S. 115). Diese Grundbedürfnisse werden durch das Bedürfnis nach Geborgenheit, Glück, Zufriedenheit und Kontrolle über die Umwelt im psychischen Wohlbefindensbereich und dem Bedürfnis nach dem Dazugehören und Partizipieren in der sozialen Komponente ergänzt (Perrig-Chiello, 1997, S. 116). Die drei Dimensionen stehen das ganze Leben über in Wechselwirkung miteinander, aber je nach Entwicklungsstand und Lebensphase ist die eine oder andere Komponente stärker ausgeprägt. Die Zeitkomponente spielt für die Autorin eine besonders wichtige Rolle, denn laut ihr ist Wohlbefinden abhängig vom bereits Erlebten, dem jetzigen Erleben und dem antizipierten zu Erlebenden. Sie formuliert Wohlbefinden als einen trait (Perrig-Chiello, 1997, S. 116).

Ein sehr schwerwiegendes Problem in der Wohlbefindensforschung sind adäquate Erhebungsmethoden. Das Angebot an Messinstrumenten zum Wohlbefinden ist sehr groß und vielfältig, Mayring führt in seiner Studie allein 51 Instrumente zur Erfassung an, die jedoch oft einseitig simplifizierend oder auf einer fragwürdigen theoretischen Basis aufgebaut sind (Mayring, 1994, zit. nach Abele & Becker, 1994, S. 51).

Zur differenzierten Erfassung der affektiven Komponente des habituellen Wohlbefindens dient z.B. die Affect Balance Scale (Bradburn, 1969, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 296), die mit zehn Items den positiven und negativen Affektbereich misst, welche als unabhängige Subskalen gelten. Bullinger, Heinisch, Ludwig und Geier haben eine deutsche Version des Instruments Psychological General Well-Being Index (PGWB) von Du Puy entwickelt. Das Verfahren besteht aus den Subskalen Ängstlichkeit, Depressivität, Wohlbefinden, Selbstkontrolle, Gesundheit und Vitalität, weist jedoch nur eine geringe faktorielle Validität auf (Gross, 1991, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 296). Scharfenstein und Becker haben mit den Fragen zum Wohlbefinden ein Messinstrument entwickelt, das zur Erfassung positiv getönter Affekte oder innerer Ausgeglichenheit eingesetzt werden kann. Dieses lässt den negativen Affektbereich hingegen außer Acht (Scharfenstein, 1993, zit. nach Sölva et al., 1995, S. 296). Im englischsprachigen Raum hat allerdings die Satisfaction with Life Scale von Diener, Emmons, Larsen und Griffin (1985) aufgrund von guten psychometrischen Eigenschaften und einem hohen Grad an Ökonomie Verbreitung gefunden. Sie misst anhand von fünf Items die globale Lebenszufriedenheit.

Zusammenfassend kann somit festgestellt werden, dass bei Verfahren zur differenzierten Erfassung der beiden affektiven Komponenten des Wohlbefindens im deutschsprachigen Raum noch Bedarf besteht.

Dem Aufbau des vorliegenden Tests liegt als Basis das drei-faktorielle Strukturmodell von Perrig-Chiello zugrunde, da die drei Dimensionen empirisch eindeutiger voneinander abgegrenzt sind, als diejenigen beim vier-Faktoren-Ansatz von Mayring. Dadurch ist eine gute theoretische Fundierung sichergestellt. Die Relevanz des neuen Tests wird durch die Erfassung anderer Dimensionen des Wohlbefindens unterstrichen und durch den hohen Grad an Ökonomie verstärkt, da der Test eine kurze und angemessene Durchführungszeit von fünf Minuten und einen sehr geringen Materialverbrauch hat. Außerdem ist er durch computergestütztes Testen, es handelt sich um einen Online-Test handelt, schnell und bequem auswertbar.

3. Methoden

3.1 Strategie

Als Konstruktionsstrategie des Tests werden subjektive Eigenschaften gewählt, da es sich um einen Persönlichkeitstest zur Selbstbeurteilung handelt, bei welchem subjektive Indikatoren der latenten Variable beurteilt werden sollen. Die Selbstbeurteilung hat den Vorteil, dass das Urteil unabhängig von anderen Personen gebildet wird, nicht von Heuristiken beeinflusst und der Beurteilerfehler vermieden wird. Zur Erfassung des habituellen Wohlbefindens erhält der Proband verschiedene Aussagen über bestimmte Situationen und Vorkommnisse, bei denen er einschätzen muss, wie häufig diese in den letzten drei Monaten in seinem Leben aufgetreten sind. Zur Formulierung dieser Items wird der rational/deduktive Ansatz gewählt, bei dem von der Theorie ausgegangen wird, dass sich Wohlbefinden aus physischen, psychischen und sozialen Komponenten zusammensetzt (Perrig-Chiello, 1997). Entsprechend dieser Basis werden die Items nach der Top-Down-Technik formuliert, welche auch als erfahrungsgeleiteter-intuitiver Ansatz bekannt ist.

Beschäftigt wird sich also mit den genannten Bausteinen von Wohlbefinden und überlegt, welche Items diese operationalisieren können, so dass am Ende Aussagen entstehen, welche sich jeweils den drei Bereichen zuordnen lassen können und Bestandteil des Fragebogens werden.

3.2 Fragebogen

Der Fragebogen setzt sich aus einem gebundenen Itemformat, bestehend aus einer unipolaren, vom Nullpunkt beginnend hin zum Endpunkt laufenden, Rating-Skala, zusammen. Somit können sehr differenzierte Informationen über Merkmalsausprägungen erfasst werden und die Durchführung sowie die Auswertung gestalten sich äußerst ökonomisch. Der Differenzierungsgrad wird auf fünf Stufen festgelegt, um genau messen zu können, den Probanden aber nicht zu überfordern. Zudem gibt es eindeutige verbale Abstufungen. Die Benennung der Antwortalternativen lautet der Reihenfolge nach aufsteigend „sehr selten“, „selten“, „gelegentlich“, „häufig“ und „sehr häufig“ und ist somit unipolar. Die Bezeichnung jeder Stufe ist auch im Fragebogen sprachlich verankert und wird durch einen entsprechenden Balken visualisiert um die Messgenauigkeit und Validität zu erhöhen.

Die Systematik der Items beläuft sich auf die zu beurteilende Häufigkeit bestimmter Ereignisse im Leben des Probanden in den letzten drei Monaten, z.B. „Ich empfand bei meiner Freizeitgestaltung Glücksgefühle“. Bei der Formulierung wird genauestens darauf geachtet, dass Begriffe mit mehreren Bedeutungen, doppelte Verneinungen, Verallgemeinerungen, Abkürzungen und Fremdwörter vermieden werden. Außerdem enthält jedes Item nur einen Aspekt. Aufgabe des Probanden ist es, die entsprechenden Situationen nach ihrem Vorkommen in den letzten drei Monaten zu beurteilen und das entsprechende Feld der Skala anzukreuzen.

Gewählt wird ein Online-Fragebogen, welcher mit dem Online-Tool Sosci Survey erstellt wird. Zunächst erhält der Proband eine kurze Instruktion, in der er über die Zweckhaftigkeit der Untersuchung aufgeklärt wird, ihm versichert wird, dass die angegebenen Daten anonym bleiben und wie der Test zu absolvieren ist.

Im Folgenden werden die allgemeinen Angaben des Geschlechts (männlich, weiblich), der Altersgruppe (unter 20, 20-29, 30-39, 40-49, 50-59, über 60) und die Zugehörigkeit zu einer Berufsgruppe (Student/in, Auszubildende/r, Angestellte/r, Selbstständige/r, Rentner/in, Sonstiges) abgefragt, bevor mit der Beantwortung der Items begonnen wird. Die Anordnung dieser ist dabei rein zufällig gewählt.

3.3 Stichprobe

Die Rekrutierung der Stichprobe erfolgt durch den Familien-, Bekannten- und Freundeskreis sowie Arbeits- und Studienkollegen mit der Bitte, die Untersuchung weiter zu propagieren. Bei der Wahl der Zielgruppe bzw. dem vorherigen formulieren des Tests wurde auf eine alters- und bildungsgerechte Sprachwahl geachtet, auf das Erlebens- und Verhaltensspektrum der Probanden, die Sprachbeherrschung sowie Testfairness. Die Stichprobe des Pretests beläuft sich auf insgesamt 38 Probanden, mit einem Anteil von ca. 63% Frauen und 37% Männern, wovon allerdings nur 32 Tests gültig sind, da bei den übrigen sechs Lücken bei der Beantwortung aufgetreten sind.

Bei der Differenzierung nach Altersklassen fällt auf, dass der Anteil der 30-39 Jährigen mit 2,6% am geringsten und im Gegenzug dazu derer im Alter von 20-29 mit 32,5% am höchsten ausfällt, dicht gefolgt von den unter 20 Jährigen mit 30%. Die 40-49 Jährigen haben einen Anteil von 12,5% und der der über 50 Jährigen beträgt 17,5%. Die Verteilung der Altersklassen spiegelt sich entsprechend in derer der Berufsgruppen wider. Mit einer Häufigkeit von 47,5% machen hier die Studenten bei Weitem den größten Anteil aus, gefolgt von den Angestellten, der Kategorie „Sonstige“ mit 15%, den Auszubildenden und Selbstständigen mit jeweils 7,5%.

Auf eine Nachbefragung der Personen mit fehlenden Angaben wurde verzichtet.

4. Ergebnisse

4.1 Auswertung

In der folgenden Beschreibung der Auswertung werden die Items der Einfachheit halber mit HW_ und der entsprechenden Nummer abgekürzt. HW stellt dabei die Abkürzung für habituelles Wohlbefinden dar. Die konkrete Formulierung des entsprechenden Items kann der Liste im Anhang des Dokuments entnommen werden.

Da es sich um eine Skalenbildung handelt, müssen die 24 negativ gepolten Items zunächst umkodiert werden, um mit dem invertierten Wert in den Skalenwert einzugehen. Im Anschluss erfolgt die Rohwertberechnung der Trennschärfe, Itemverteilung und –schwierigkeit, die es zu analysieren gilt. Denn auf Grund dieser Ergebnisse werden die Items für den Haupttest selektiert.

[...]

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Entwicklung eines psychologischen Tests zum habituellen Wohlbefinden
Untertitel
Psychometrisches Testverfahren für Erwachsene ab 18 Jahren
Hochschule
Rheinische Fachhochschule Köln  (Wirtschaft & Recht)
Veranstaltung
Testentwicklung und pychologische Diagnostik
Note
1,3
Autoren
Jahr
2015
Seiten
39
Katalognummer
V369389
ISBN (eBook)
9783668470422
ISBN (Buch)
9783668470439
Dateigröße
1242 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Testentwicklung, habituelles Wohlbefinden, Normierung, Skalenanalyse, Itemanalyse, Online Fragebogen
Arbeit zitieren
Denise Schmidt (Autor:in)Angela Schäfer (Autor:in), 2015, Entwicklung eines psychologischen Tests zum habituellen Wohlbefinden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369389

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