Wie lassen sich Kinder- und Naturmotivik in "Die Leiden des jungen Werther" verbinden?


Hausarbeit, 2013

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Literatur in „Die Leiden des jungen Werthers“
2.1. Homers Einfluss auf Weither und seine Naturwahrnehmung
2.2. Klopstock
2.3. Ossians Einfl uss auf Werther und seine Naturwahrnehmung

3. Naturmotivik in „Die Leiden des jungen Werthers“

4. Kindermotivik in „Die Leiden des jungen Werthers“

5. Kinder- und Naturmotivik in Verbindung
5.1. Motivverbindung im Sturm und Drang
5.2. Motivverbindung nach Rousseau

6. Welche Verbindung gibt es in Goethes Werther?

7. Zusammenfassung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung:

Der Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eines der literarischen Werke des Sturm und Drang mit einigen Merkmalen der Aufklärung. Der Roman zeigt den Versuch und das Scheitern Werthers sich in eine Ständegesellschaft einzuordnen. Die Liebe zur vergebenen Lotte bewirkt schließlich seine Leiden und den Selbstmord. Goethes Werther ist geprägt von den Gefühlen Werthers und ihrer Ausdruckweise. Im Hinblick auf die sprachlichen und symbolischen Ausdrücke seiner Gefühle lassen sich viele Motiviken in Goethes Roman finden, die das Glück und das Leiden Werthers unterstreichen.

Das Interessante ist, zwei oft vorkommende Motive miteinander zu verbinden und zu klären, wie sie sich verbinden lassen. Zum einen ist es die Kinder- und zum anderen die Naturmotivik.

Die vorliegende Arbeit wird zunächst die Literatur im Briefroman thematisieren. Dazu gehören Homer, Klopstock und schließlich Ossian, die alle in Goethes Werther mit der Natur in Zusammenhang gebracht werden. Auch Jean Jacques Rousseaus Auffassungen von Kindern und der Natur in der Zeit der Aufklärung werden hinzugezogen, da sich diese Epoche mit der des Sturm und Drang zeitlich und thematisch überschneidet. Dabei stellt sich die Frage, ob eine solche Verbindung der Motiviken im Sturm und Drang zu finden ist, die im nächsten Schritt analysiert wird. Mit den bereits gewonnenen Erkenntnissen, wird im sechsten Punkt die Motivverbindung auf Goethes Werther übertragen und untersucht. In der abschließenden Zusammenfassung werden die Ergebnisse kurz aufgegriffen und erläutert.

2. Literatur in „Die Leiden des jungen Werthers“:

Goethes Briefroman stellt ein intimes Gespräch zwischen Werther und Wilhelm dar und enthält einige Briefe an Lotte und Albert. Wichtig ist aber, dass nur die Briefe, die Werther geschrieben hat, für den Leser ,bereitgestellt‘ sind. Seine Gefühle, um die es in den Briefen geht, versucht er mit Literatur Homers, Ossians und Klopstocks zu verdeutlichen. Der Bezug auf deren Werke ist im gesamten Briefroman sichtbar und dient nicht einzig und allein zur Gefühlsäußerung, sondern auch als Rückzugsort für Werther. Das wird dadurch deutlich, dass er, je nachdem in welchem Gefühlszustand er sich befindet, sich mit der Literatur Homers oder Ossians beschäftigt. Seine Gefühle sind am Anfang des Romans zunächst positiv und werden durch Homers „Odyssee“ verstärkt.[1]In der Mitte des Briefromans gibt es einen neuen Literatureinschub von Klopstock. Der letzte Teil ist von den Ossianischen Gesängen und Werthers Leiden geprägt.

2.1. Homers Einfluss auf Werther und seine Naturwahrnehmung:

Homer wird an fünf Stellen im Briefroman erwähnt. Seine Naturbeschreibungen sind für Werther ein Rückzugsort und die Verbindung zur Natur. Homer steht im ersten Buch des Briefromans für die positiven Gefühle Werthers. Im Brief des 13. Mai wird deutlich, wie wichtig Werther Homers Literatur ist. Auf die Frage Wilhelms, ob er Werther seine Bücher schicken solle, verneint er mit der Begründung, dass er in Homer Ruhe fände und in keinem der anderen Werke.[2]Homer ist in der anfänglichen Zeit des Briefromans sein ständiger Begleiter, durch den in der anfänglichen Zeit noch keine Verbindung zur Natur erkennbar ist.

Mit dem Brief des 26. Mai wird klar, in welchem Zusammenhang Werther Homer liest. Er findet einen Ort der Ruhe, an dem er ein Werk der Ruhe lesen kann. Er ist positiv gestimmt und empfindet die Natur als schön. Mit diesem Brief beginnt Werther die Natur genauer zu beschreiben. In Wahlheim „an einem Hügel“[3], wo „man auf einmal das ganze Thal“[4]sehen kann, findet er ein Dorf, das er als „sehr interessant“[5]und „so vertraulich, so heimlich“[6]beschreibt. Der Platz unter den Linden ist sein Leseplatz, an dem er sich zurückziehen kann. So hat er einen reellen Rückzugsort in Kombination mit einem Psychischen, nämlich Homer. Die Gegend beschreibt Werther mit einer überschaubaren Landschaft, die nicht nur von der Natur geprägt ist, sondern auch von „Bauernhöfen, Scheuern und

Höfen“[7]. Neben der Natur und dem Dorf, wird dem Leser ein wichtiges Motiv in Form eines Bildes von zwei kleinen Kindern auf einem Feld vor Augen geführt. Für Werther ist Wahlheim, neben Homer, etwas Positives und Heimliches. Er empfindet durch Homer diese Naturverbundenheit.

Am 21. Juni berichtet Werther Wilhelm von seinen Gefühlen gegenüber der Natur und Wahlheim, die man mit Homer verbinden kann: „Du kennst mein Wahlheim; dort bin ich völlig etablirt, von da habe ich nur eine halbe Stunde zu Lotten, dort fühl‘ ich mich selbst, und alles Glück, das dem Menschen gegeben ist.“[8]Das kleine Dorf wird hier genauer beschrieben und mit positiven Gefühlen Werthers ausgeschmückt. Der Ort erfüllt ihn, sodass er Wahlheim fast einem Paradies gleichsetzt, das „so nahe am Himmel läge“[9]. Wieder werden Täler und Berge beschrieben, die durch die Überschaubarkeit den Eindruck vermitteln, dass Werther sein Leben und seine Gefühle unter Kontrolle habe. Nachdem die Gegend beschrieben worden ist, bezieht sich Werther auf Gefühle, die er aus Homers Odyssee entnimmt. Er bezieht sich auf Odysseus, der wieder in seine Heimat zurückkehrt.[10]Sogar beim Essen denkt er an Odysseus‘ Frau Penelope.[11]Er verbindet die Natur und alltägliche Dinge mit Homers Werk und flüchtet sich in dieses Epos, sodass die anfänglichen Thesen, dass Werther seine Literatur als Vermittlung der Gefühle und als Rückzugsort nutzt, bestätigt werden.

Der 28. August ist der Tag, an dem Werther Geburtstag hat. Der Brief lässt sich in den zweiten Gefühlsabschnitt Werthers einordnen, da er zeitlich nach dem ,Klopstock-Ereignis‘ geschrieben wird. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Werther bereits in seinen Leiden. In diesem Brief sind seine Gefühle von den Leiden geprägt, die hier nicht mehr anfänglich durchkommen, sondern bereits fortgeschritten sind. Er sieht die Natur nun aus einer anderen, negativen Sicht, als er es in den Briefen davor gezeigt hat. Er ist wehleidig und erinnert sich an die anfänglichen Tage bei Lotte: „Ich küsse diese Schleife tausendmal, und mit jedem Athemzuge schlürfe ich die Erinnerung jener Seligkeiten ein, mit denen mich jene wenige, glückliche, unwiederbringliche Tage überfüllten.“[12]Hier ist keine Rede mehr von Wahlheim, wo die Natur für ihn noch schön und positiv war. Homer wird hier nur kurz erwähnt, sodass man den Wertverlust Homers für Werther sieht, obwohl er sich diese Ausgabe Homers oft gewünscht hat.[13]Im Allgemeinen kann man sagen, dass Homer, neben Wahlheim, durchaus als Rückzugsort gesehen werden kann und Werther hilft, seine Gefühle auszudrücken. In der zweiten Hälfte des Briefromans wird Homer am 15. März das letzte Mal erwähnt. Er befindet sich in bürgerlicher Gesellschaft und wird ausgestoßen, sodass man bereits an dieser Stelle eine Voraussage für Werthers missglückten Versuch, sich in die bürgerliche Gesellschaft und vor allem in Lottes Leben und Familie einzugliedern, bekommt. Auf Homer geht Werther nicht weiter ein, als wäre er nicht mehr von Bedeutung für ihn.

2.2. Klopstock:

Klopstock wurde als ein naturverbundener Mensch angesehen, der sich viel in der Natur bewegt hat.[14]Aus diesem Grund geht es in vielen seiner Gedichte um die Natur.[15]Klopstock bekommt in Goethes Werther eine wichtige Textpassage, die eine Naturgewalt zeigt. Das Gewitter, um das es sich handelt, kann als ein Umbruch der Gefühle Werthers gedeutet werden, das zur Veränderung seiner Literatur führt. Am 16. Juni erzählt Werther Wilhelm von der Bekanntschaft mit Lotte, in die er sich bereits nach dem ersten Treffen verliebt und mit der er sich verbunden fühlt. Er beschreibt am Anfang des langen Briefes Lottes Art und was sie für ihn bedeutet.[16]Durch seine Liebe zu ihr nimmt er bereits seine Umgebung und somit die Natur anders wahr. Er beschreibt die Natur nicht in dem Maße, wie in den vorigen Briefen.

[...]


[1]Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Matthias Luserke (Hrsg.) Die Leiden des jungen Werthers.

Studienausgabe. Paralleldruck der Fassungen von 1774 und 1787. Reclam, Stuttgart 2011, S.57

[2]Vgl.ebdvS.15

[3]Ebd., S.25

[4]Ebd.

[5]Ebd.

[6]Ebd.

[7]Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Matthias Luserke (Hrsg.) Die Leiden des jungen Werthers. Studienausgabe. Paralleldruck der Fassungen von 1774 und 1787. Reclam, Stuttgart 2011, S.25

[8]EbdvS.55

[9]Ebd.

[10]Vgl.ebd.,S.57

[11]Vgl. ebd.

[12] Johann Wolfgang Goethe: Matthias Luserke (Hrsg.) Die Leiden des jungen Werthers. Studienausgabe. Paralleldruck der Fassungen von 1774 und 1787. Reclam, Stuttgart 2011, S.113

[13]Vgl. ebd.

[14]Vgl. Pascal, Roy: Der Sturm und Drang. Dieter Zeitz und Kurt Mayer (Hrsg.), Stuttgart 1963, S.234

[15]Vgl. ebd.

[16]Vgl. Johann Wolfgang Goethe: Matthias Luserke (Hrsg.) Die Leiden des jungen Werthers. Studienausgabe. Paralleldruck der Fassungen von 1774 und 1787. Reclam, Stuttgart 2011, S.35

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Wie lassen sich Kinder- und Naturmotivik in "Die Leiden des jungen Werther" verbinden?
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
21
Katalognummer
V369281
ISBN (eBook)
9783668469884
ISBN (Buch)
9783668469891
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johann Wolfgang von Goethe, Goethe, Die Leiden des jungen Werther, Natur, Naturmotiv, Kinder, Kindermotiv
Arbeit zitieren
Kristina Grasmik (Autor:in), 2013, Wie lassen sich Kinder- und Naturmotivik in "Die Leiden des jungen Werther" verbinden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369281

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