Ägypten: Frühe Reisen mit der Kamera


Seminararbeit, 2002

27 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Angaben zu Gustave Le Gray
1.2 Erläuterung zum Blanquard- Évrard Verfahren

2. Kurze Biografie von Gustave Flaubert

3.Aufbruch nach Ägypten – Die Reise in den Orient von Maxime Du Camp und Gustave Flaubert 1849 – 1851
3.1 Reisevorbereitung
3.2 Der Tag der Abreise
3.3 Reiseroute

4. Der Orient im Trend
4.1 Der Photograph Maxime Du Camp vs. Schriftsteller Gustave Flaubert
4.2 Die Entstehung der „Madame Bovary“
4.3 Stationen einer Orientreise

5. Die Entstehung der Photographien von Maxime Du Camp
5.1 Gustave Flaubert, der Photoassistent
5.2 Größenverhältnisse
5.3 Die photographischen Werke des Maxime Du Camp und ihr hinterbliebener Eindruck
5.4 Die angewandte Technik der Photographie

6. Francis Frith, englischer Zeitgenosse
6.1 Der Einsatz verschiedener technischer Herangehensweisen
6.2 Rückreise nach Old England
6.3 Der Erfolg des englischen Photographen Francis Frith im Vergleich zum französischem Photographen und Schriftsteller Maxime Du Camp

7. Die Rückkehr von Maxime Du Camp und Gustave Flaubert nach Frankreich
7.1 Der kurze Ruhm in der Heimat
7.2 Vorgetäuschte wissenschaftliche Kompetenz
7.3 Der Bruch zwischen Gustave Flaubert und Maxime Du Camp
7.4 Das Ende der Photokarriere

8. Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten [1] Abb.1)

1.Einleitung

In dieser Seminararbeit möchte ich das Leben des französischen Photographen und Literaten Maxime Du Camp behandeln und darstellen. Sein Leben und seine photographische Vorgehensweise entnehme ich den Büchern „Frühe Reisen mit der Kamera“ von Hans- Christian Adam und Rainer Fabian sowie „Die Reise zum Nil“ von Bodo von Dewitz und Karin Schuller- Procopovici.

Maxime Du Camp geboren am 08.02.1822 in Paris, gestorben am 09.02.1894 in Baden-Baden, war ein französischer Schriftsteller und Photograph. 1843 lernte er den französischen Literaten Gustave Flaubert kennen. Seine erste Reise führte 1844 nach Italien und Algerien. Im Jahre 1847 bereiste er mit Gustave Flaubert die Bretagne zu Fuß. Von 1849 – 1851 ging Maxime Du Camp zwei Jahre lang mit seinem Freund dem Schriftsteller Gustave Flaubert nach Ägypten, Palästina, Syrien und Griechenland. Dabei hielt er die Monumente, die Architektur bzw. das Land anhand von Aufnahmen fest.

Warum Maxime Du Camp die Photographien im Orient erstellte hatte einen einfachen Grund: „Ich hatte auf meinen vorhergehenden Spielräumen festgestellt, dass ich viel wertvolle Zeit vergeudete, die versucht, Gebäude und Landschaft zu zeichnen, die mich ...interessierte um zu vergessen..., Ich glaubte, dass ich ein Instrument der Präzision benötigte, um meine Eindrücke zu speichern...“1) Sein Buch, erschienen 1852 bei Gidé und J. Baudry in Paris „Égypte, Nubie, Palestine et Syrie, dessins photographiques recueillis pendant les années 1849, 1850 et 1851 (...) par Maxime Du Camp“ beinhaltete 125 Salzpapierfotografien und war damals eines der ersten Bildbänder über den Orient. Nach Veröffentlichung dieser Bilder erntete Maxime Du Camp große Anerkennung.

Maxime Du Camp erlernte das Handwerk der Photographie 1849, kurz vor seinem Reiseantritt in den Orient von Gustave le Gray.

„Dort freilich hatte er Misserfolge mit dem Wachspapier und wechselte zu

Blanquart- Évrards Verfahren“2)

Obwohl Maxime Du Camp eines der frühesten Dokumentarfotografen im Orient war, ist seine Arbeit weniger auffallend als die seines britischen Zeitgenossen Francis Frith.

Wenige Jahre nach seinem Aufenthalt in Ägypten, Palästina und Syrien verachtet Maxime Du Camp die Fotografie.

„ Du Camp hält seine Beschäftigung mit der Fotografie für eine Jugendtorheit und die

Literatur für seine eigentliche Berufung. Die Nachwelt sieht das umgekehrt. An den

Schriftsteller erinnert sich niemand, der Fotograf Du Camp steht in den Annalen der

Fotografiegeschichte.“3 )

1.1 Angaben zu Gustave Le Gray

Gustave Le Gray geboren 1820, gestorben 1882, hatte ein Photoatelier im Norden von Paris. Er photografierte hauptsächlich Landschaften. Gustave Le Gray war ein Erfinder und Techniker auf dem Gebiet der Photographie und war obendrein auch ein talentierter Lehrer. Zu seinen Schülern zählten sein Freund Le Secq, Charles Nègres, Adrian Tournachon (der Bruder Nadars), der Graf Aguado, die Cousins Delessert und Maxime Du Camp.

Bekannt wurde Gustave Le Gray vor allem durch die Entwicklung von Wachspapier.

„Dieses Papier nimmt die chemischen Lösungen gleichmäßiger auf und war lichtempfindlicher als die Materialien zuvor. Das Papier wurde durch flüssiges Wachs mit einem heißen Eisen entfernt. Das mit Silbersalzen lichtempfindlich gemachte Papier setzt man trocken in die Kamera. Der große Vorteil dieses Verfahrens bestand darin, dass zwischen einer Aufnahme und der Entwicklung manchmal Tage bzw. Wochen liegen konnten.“4)

1.2 Erläuterung zum Blanquart- Évrard Verfahren

Blanquart- Evrard bestrich die Bildtragende Oberfläche nicht mit einem Pinsel (Nachteil: Streifenbildung ließ sich nicht vermeiden), sondern ließ das Papier,

also das Positiv, auf der chemischen Lösung schwimmen, welches zu dem Ergebnis führte, dass dadurch eine homogene Oberfläche entstand. (Das französische Papier unterschied sich enorm vom englischen Papier. Es war weniger grobkörnig und wesentlich dünner und war daher besser geeignet die hellen Tonwerte wiederzugeben). Das lichtempfindlich gemachte, noch feuchte Papier wird dem Sonnenlicht für etwa zehn bis zwanzig Sekunden ausgesetzt. Dann wurde das Salzpapier, als eine Art Kontaktabzug, mit dem Negativ in einem Rahmen gespannt und belichtet.

Die Bedeutung dieses Verfahren auf das Blanquard- Evrard 1847 hinwies, lautete :

„Personen aus den höheren Gesellschaftskreisen können damit lebendige Eindrücke von ihren Reisen und getreue Abbilder jener Dinge bewahren, mit denen sie sich am liebsten umgeben; Gelehrte erhalten genaue Reproduktionen von Objekten der Mechanik, Anatomie und Naturgeschichte; Historiker, Archäologen und Künstler verfügen über Detail- und Gesamtansichten von den großen Denkmälern der antiken und mittelalterlichen Kunst, die bisher nur in Form von Zeichnungen einem kleinen Kreis bekannt waren:“5)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[2] Abb.2)

Gustave Flaubert (1821-1880)

2.Kurze Biografie von Gustave Flaubert

Gustave Flaubert wurde am 12.12.1821 geboren. Sein Vater war ein angesehener Chirurg in Rouen (Normandie). In seiner Jugend schrieb er Erzählungen.

Von 1840 bis 1843 studierte Flaubert in Paris Jura, hatte aber das Studium wegen einer Nervenkrankheit abgebrochen. Daraufhin lebte er sehr zurückgezogen auf seinem Landgut in Croisset bei Rouen. Dort widmete er sich ab 1846 hauptsächlich der Schriftstellerei. Auch lernte er seine mehrjährige Geliebte Loise Colet (1810 – 1876 ) kennen. Sie war damals bereits eine angesehene Literatin. Von 1849 bis 1851 ging er mit seinem Freund, dem Schriftsteller und Photographen Maxime Du Camp nach Ägypten, Syrien, Palästina und Griechenland. Daraus entstand das Buch „Reisetagebuch aus Ägypten“, „Die Reise in den Orient“ und zusammen mit Maxime Du Camp „Die Reise zum Nil“. Ende der Fünfziger Jahre des Neunzehnten Jahrhunderts bereiste er alleine Tunesien um dort Eindrücke für seinen Roman „Salammbo“ zu sammeln. Ab 1872 begann er mit der Arbeit an dem Roman „Bouvard et Pécuchet“, 1881. Gustave Flaubert starb am 08.05.1880 in Croisset.

Zu einem seiner berühmtesten Werke der Weltliteratur zählt der Roman „Madame Bovary“.

3.Aufbruch nach Ägypten

Die Reise in den Orient von Maxime Du Camp und Gustave Flaubert

1849 -1851

3.1 Reisevorbereitung

„ Ich war der geborene Reisende; hätten nicht die Zwischenfälle meines Daseins mich um mein dreißigstes Lebensjahr in Paris festgehalten, so hätte ich mich vermutlich, ungebunden und allein, wie ich war, auf den afrikanischen Kontinent geworfen und hätte meinen Nilquellen – Wahn gehabt. Wenn ich mich auf der Schwelle des Alters umdrehe, um auf die verflossenen Tage zurückzublicken, dann bedauere ich, nicht aus dem Sambesi, dem Niger, dem Kongo getrunken zu haben; ich bin eifersüchtig auf Stanley und beneide Livingstone um seinen Tod.“6)

Maxime Du Camp war seiner Zeit einer der größten Oriententhusiasten. Er hatte schon zuvor das Renommée eines Kenners des Orients. Du Camp reiste vom Mai 1844 bis März 1845 in den östlichen Mittelmeerraum und nach Marokko. Seine Reiseerfahrungen veröffentlichte er literarisch in den „Souvenirs et Paysages d´Orient“ 1848.

Maxime Du Camp erweckte die jugendlichen Träumereien in seinem Jugendfreund, den Schriftsteller, Gustave Flaubert. Bald fühlten sie sich von demselben Ziel begeistert. Einige Monate zuvor, also vor dem Reiseantritt, hatte Gustave Flaubert mit Freude verkündet:

„ Ich habe Dir Neuigkeiten zu berichten, mein lieber Ernest. Im Oktober dieses Jahres werde

ich (hab keine Angst vor dem, was kommt, es ist nicht meine Heirat, sondern etwas

Besseres), im Oktober oder Ende September haue ich ab nach Ägypten. Ich mache eine

Reise durch den ganzen Orient.

Fünfzehn bis achtzehn Monate werde ich weg sein. Wir fahren den Nil hinauf bis nach

Theben, von dort geht es nach Palästina, dann Syrien, Bagdad, Basrah, Persien bis zum

Kaspischen Meer, Kaukasus, Georgien, an der Küste Kleinasien entlang, Konstantinopel und

Griechenland, wenn uns Zeit und Geld übrigbleibt. Quid dicis? Ich sehe Dich von hier aus,

wie Du große Augen machst und Dich fragst, wie ich es anstelle, auf Reisen zu gehen. Hier

Alter, die Gründe die mich bestimmt haben (...) Ich muß Luft schöpfen, im weitesten Sinne

des Wortes.“7)

Im Herbst 1849 brechen Maxime Du Camp und sein Freund Gustave Flaubert auf um den Vorderen Orient zu erkunden. Flaubert ist kurz vor Beginn der Reise unentschlossen, wehleidig und wankelmütig.

„Ich werde nie mehr meine Mutter, nie mehr meine Heimat wiedersehen; diese Reise ist zu

lang, diese Reise führt zu weit weg, dass heißt das Schicksal herausfordern; was für ein

Wahnsinn! Warum fahren wir weg?“8)

An diesen Ausbruch seines Freundes kurz vor Reisebeginn erinnert sich Maxime Du Camp.

Gustave Flaubert empfand nie einen wirklichen Gefallen am Reisen. Für ihn galt nur die Idee einer Reise, nicht die Reise an sich, auf der er, wie er kurze Zeit später seinem Freund Bouilhet berichtet, dass er alles durch einen Schleier der Ödnis hindurch sah, mit dem ihm die Enttäuschung einhüllte. Hingegen freute sich Maxime Du Camp auf die Überfahrt.

Maxime Du Camp: „Endlich, endlich werden wir zusammen den Nil hinauffahren:“

Gustave Flaubert, mit den Achseln zuckend: „Schon, aber wir werden nicht im Ganges baden und wir werden nicht nach Ceylon fahren:“9)

Da diese Reise in den Orient eine archäologische und eine photographische Mission sein sollte. Trat Maxime Du Camp mit seinem Vorhaben vor die Versammlung der Académie des Inscriptions et des Belles Lettres, die ihm den Auftrag des Ministères de L´Instruction Publique verschaffte. Sie förderten ihn. Er musste dafür eine systematische Dokumentationsarbeit leisten.

Die da beinhaltete: Die Kunstwerke der Antike zu erkunden, Sitten und Gebräuche des Orients festzuhalten, Notizen, An – und Abdrucke von Inschriften und Skulpturen zu machen.In diesem Fall war Maxime Du Camps Auftrag von kultureller Natur im Vergleich zu dem Auftrag von Gustave Flaubert. Er bekam die Aufgaben vom Landwirtschaftsministerium zugeteilt, die sich eher auf das wirtschaftliche Interesse des Orients konzentrierten. Allerdings gedachte der Schriftsteller Flaubert nicht einen Moment daran sie je im Interesse Frankreichs auszuführen, wie er seinem Freund Louis Boulhet später anvertraute.

3.2 Der Tag der Abreise

Am 29. Oktober 1849 war es entgültig so weit. Im Auftrag der französischen Regierung ließen die zwei Freunde Maxime Du Camp und Gustave Flaubert die Hauptstadt Paris

hinter sich und machten sich auf dem Weg in den Orient. Die Anreise sowie die Überfahrt dauerte 17 Tage. Am 15. November gingen die Beiden im Hafen von Alexandria an Land.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[3] Abb.3)

[...]


[1] Abb.1) perso.wanadoo.fr/jb.guinot/ pages/ducamp.html

1) Leggat, Robert.“Eine Geschichte der Fotografie“. http://www.rleggat.com/photohistory, 21.05.01

2) Frizot, Michel. Kapitel 4. „Eine automatische Zeichnung – Die Wahrheit der Kalotypie“. In: „Neue Geschichte der Fotografie“

3) Adam, Hans – Christian und Rainer Fabian. Kapitel 2. „Ägypten – Fotografieren Mutig wie die Löwen“. In: „Frühe Reisen mit der Kamera“. Hsg. Victor Schuller. 1. Auflage 1981

4) Frizot, Michel. Kapitel 4. „Eine automatische Zeichnung – Die Wahrheit der Kalotypie“. In: „Neue Geschichte der Fotografie“

5) Frizot, Michel. Kapitel 4. „Eine automatische Zeichnung – Die Wahrheit der Kalotypie“. In: „Neue Geschichte der Fotografie“

[2] Abb.2) es.wikiquote.org/ wiki/Gustave_Flaubert

6) Du Camp, Maxime. „Souvenir littéraires“, 1882. Verlag Aubier 1994

7) Flaubert, Gustave. „Brief an Ernest Chevaliers, Croisset 6.Mai 1849“. S. 144 In: Scheffel, Helmut. „Gustave Flaubert, Briefe“. Zürich 1977

8) „Maxime Du Camp – Erinnerungen an Flaubert“. S. 67. In: Haffmans, Gerd und Franz Cavigelli. „Über Gustave Flaubert“. Zürich 1979

9) Adam, Hans – Christian und Rainer Fabian. Kapitel 2. „Ägypten – Fotografieren Mutig wie die Löwen“. In: „Frühe Reisen mit der Kamera“. Hsg. Victor Schuller. 1. Auflage 1981

[3] Abb. 3) von Dewitz, Bodo und Schuller- Procoppvici, Karin „Die Reise zum Nil 1849-1850 Maxime Du Camp und Gustave Flaubert in Ägypten, Palästina und Syrien“, S. 29, Steidl Verlag 1997

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Ägypten: Frühe Reisen mit der Kamera
Hochschule
Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe  (Kunstwissenschaft)
Veranstaltung
Seminar: Kulturelle Orte in der Photografie
Note
1,5
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V36868
ISBN (eBook)
9783638363839
Dateigröße
775 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frühe, Reisen, Kamera, Seminar, Kulturelle, Orte, Photografie
Arbeit zitieren
Caroline Rosenau (Autor:in), 2002, Ägypten: Frühe Reisen mit der Kamera, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36868

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