Juvenile Boot Camps. Wie sinnvoll und erfolgreich sind Juvenile Boot Camps als Erziehungsanstalten?


Seminararbeit, 2004

21 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Definition, Beschreibung und Abgrenzung
2.2 Historischer Hintergrund
2.3 Theoretische Ansätze
2.4 Forschungsergebnisse
2.5 Pädagogische Rechtfertigung der Juvenile Boot Camp Programme
2.6 Pro und Kontra

3. Schlussfolgerung

Nachwort

Literaturverzeichnis

Vorwort

Das Thema Boot Camp interessiert mich, seit ich ein Schuljahr in den USA verbracht habe und dort durch das Fernsehen auf diese Erziehungsanstalten aufmerksam wurde. In Talkshow Sendungen stellten verzweifelte Eltern ihre verhaltensauffälligen Teenager vor, welche anschliessend zur ‚Besserung’ in ein Boot Camp geschickt wurden. Man konnte am TV miterleben, wie die eben noch so rebellischen Jugendlichen, im Boot Camp an ihre Grenzen gebracht wurden. In einer nächsten Sendung zeigten sich dieselben Teenager wieder im Studio, meist völlig verwandelt, zurückhaltend und folgsam. Ich war wahnsinnig fasziniert von dem Einfluss, den diese Boot Camps anscheinend hatten. Mich beschäftigte die Frage, ob dies tatsächlich funktionierte, oder ob die Shows etwa gestellt waren. Doch diese Talkshowsendungen waren wahnsinnig überzeugend, man konnte gar nicht anders als an die heilende Wirkung dieser Camps glauben. Die in der Sendung völlig respektlos und gestört wirkenden Jugendlichen machten einen wütend, da schien der harte militärische Drill eines Boot Camp genau das Richtige zu sein. Da ich zu dieser Zeit mit einer äusserst verhaltensauffälligen Gastschwester konfrontiert war und erlebte wie ihre Eltern an Grenzen kamen, hätte ich ihnen diese Methode nur zu gerne empfohlen.

Als ich mein Studium in der Schweiz aufnahm, freute ich mich, wieder von diesen Boot Camps zu hören. Jedoch vernahm ich nur negative Stimmen und Entsetzen. „Klar tönt es brutal“, dachte ich, „doch wenn ihr Theoretiker einmal einen verhaltensauffälligen, amerikanischen Teenie live erlebt, würdet ihr ihn eigenhändig in ein Boot Camp bringen!“ Die Frage „Wie sinnvoll und erfolgreich sind Boot Camps als Erziehungsanstalten?“ begann mich zu interessieren. So beschloss ich der Sache anhand folgender Proseminararbeit auf den Grund zu gehen.

1. Einleitung

Während der Auseinandersetzung mit der Literatur lässt sich feststellen, dass es einige verschiedene Formen von Boot Camps gibt. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich deshalb auf eine bestimmte Art von Boot Camps: die ‚Juvenile Boot Camps’. Dies sind private Einrichtungen, wo Eltern ihr verhaltensauffälliges, jedoch nicht straffälliges Kind für eine bestimmte Zeit unterbringen können. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern solche Anstalten für die Erziehung des Kindes förderlich sind. Die folgende Arbeit sollte deshalb dazu dienen, auf folgende Fragestellung näher eingehen zu können: ‚Wie sinnvoll und erfolgreich sind Juvenile Boot Camps als Erziehungsanstalten?’

In einem ersten Kapitel wird näher erläutert, was Boot Camps überhaupt sind, verschiedene Ausprägungen werden aufgezeigt und voneinander abgegrenzt. Folgend wird kurz auf den historischen Hintergrund eingegangen. Im dritten Kapitel werden verschiedene theoretische Ansätze beleuchtet und folgend einige Forschungsresultate präsentiert. Anschliessend wird im vierten Kapitel die pädagogische Rechtfertigung von Juvenile Boot Camps im Speziellen betrachtet. Abschliessend werden Argumente für und gegen Juvenile Boot Camps als Erziehungsanstalten diskutiert.

Literarisch ist vorliegende Arbeit vor allem auf das Buch von Norbert Gescher „Boot Camp-Programme in den USA“, (1998), gestützt. Da in Büchern nur sehr wenig zum Thema zu finden ist, war ich gezwungen, einige Informationen aus dem Internet zu verarbeiten. Dies tat ich nur ungern, da ich an der Zuverlässigkeit solcher Quellen zweifle.

2. Boot Camp Programme

2.1 Definition, Beschreibung und Abgrenzung

Es gibt keine einheitliche Definition für Boot Camp Programme. Gemeinsam ist ihnen, dass sie versuchen, anhand strenger, militärischer Methoden, den Menschen zu bessern.

Mac Kenzie bewertet Einrichtungen dann als Boot Camps, wenn sie die folgenden vier Definitionsmerkmale aufweisen:

1. Die Programme stellen eine Alternative zu einer längeren Inhaftierung im normalen Strafvollzug dar.
2. Die Programme werden durch eine Boot Camp- Atmosphäre mit strengen Regeln und Disziplin geprägt.
3. Die Insassen müssen an militärischem Drill und physischem Training teilnehmen.
4. Die Insassen werden getrennt von den Insassen des normalen Vollzugs untergebracht.

(Vgl. Mac Kenzie 1990, 44ff; in Gescher 1998, 44)

Bis zum Jahre 1996 gab es in den USA in 32 Staaten rund 9500 Programmplätze in Boot Camps, welche die oben stehenden Kriterien erfüllen. ( vgl. Gescher 1998, 46)

Als Fundament dient allen Boot Camp- Programmen eine strenge, disziplinbetonte Grundstruktur. Die einzelnen Camps unterscheiden sich jedoch in der Gewichtung von strenger militärischer Ordnung und harter Arbeit auf der einen, sowie rehabilitativen Programmelementen und Unterricht auf der anderen Seite. In Pennsylvania z.B. nimmt die Ausbildung und Beratung 70 %, körperliches Training 20 % und militärische Prgrammelemente 10 % der Zeit in Anspruch. Im Gegensatz dazu, werden in South Carolina für den Unterricht nur 10 % der Zeit eingesetzt, 80 % der Zeit entfällt auf mlitärischen Drill und Disziplin. (vgl. MacKenzie et al. 1994, 1; in Gescher 1998, 49ff)

Die meisten Boot Camp- Programme erstrecken sich über einen Zeitraum von 90-120 Tagen, das Maximum ist 180 Tage. (vgl. Gescher 1998, 56)

Nach dem Vorbild der Programme in den USA, wurden auch in Kanada Boot Camps eingerichtet. In Neuseeland gibt es seit 1981 das ‚Corrective Training- Programm’, das in seinen Strukturen den amerikanischen Boot Camps sehr nahe kommt. Im Jahre 1994 wurde in den Niederlanden das ‚Jeugdwerkinrichting’ eröffnet, welches als eine besondere Form der amerikanischen Boot Camps beschrieben wird. Jedoch bestehen grosse Unterschiede, z. B. verzichtet das ‚Jeugdwerkinrichting’ auf militärische Programmelemente. In England werden seit Sommer 1996 zwei Pilotprojekte durchgeführt, die wesentliche Elemente der amerikanischen Boot Camp Programme integrieren. In Deutschland sind, so Gescher, solche Programme weder eingeführt worden, noch geplant. (vgl. Gescher 1998, 273 ff)

Boot Camp Programme sind vor allem für junge, jedoch volljährige Straftäter konzipiert. Eigene Programme für ausschliesslich jugendliche Straftäter (in der Regel zwischen 14 und 18 Jahren) wurden erst nach 1990 eingerichtet. In den USA gab es bis 1996 17 Boot Camp für unmündige Jugendliche. (vgl. ebd., 129ff)

Neben den als Strafvollzugsersatz gesehenen Boot Camps gibt es in Amerika die sogenannten Juvenile Boot Camps for troubled Teens. Dies sind private Einrichtungen, wo Eltern ihr verhaltensauffälliges, jedoch nicht straffälliges, Kind entweder für ein ‚Short Term’ Programm, für ein ‚Behavior Modification’ Programm oder für ein ‚Wilderness’ Programm anmelden können. In meiner Arbeit möchte ich mich hauptsächlich mit dieser Art von Boot Camps auseinandersetzten. Leider sind in der Literatur keine Informationen über diese Art von Boot Camps zu finden. Meine Ausführungen über die Juvenile Boot Camps stützen sich deshalb auf Information aus dem Internet.

Die Juvenile Boot Camps unterscheiden sich von den anderen Boot Camps vor allem dadurch, dass es private Einrichtungen sind, welche nur Jugendliche aufnehmen, die (noch) nicht straffällig geworden sind. Die Juvenile Boot Camps sind nicht als Strafvollzug Ersatz gedacht, sondern als eine Art Erziehungslager für verhaltensauffällige Mädchen und Jungen zwischen 12 und 18 Jahren. (vgl. http://www.boot-camps-advisor.com/) Während die Kosten für ein reguläres Boot Camp vom Staat getragen werden, müssen die Eltern einen Aufenthalt im Juvenile Boot Camp selbst bezahlen. Die Kosten für einen Aufenthaltstag schwanken zwischen 80 und 500 US Dollar. (vgl. http://behaviormodificationprograms.com)

Juvenile Boot Camps werden gerne als moderne Variante der Militär Internats Schulen beschrieben. (vgl. http://www.boot-camps-info.com/bootcamps.html; http://www.cnponline.org/Issue%20Briefs/

Statelines/statelin0200.htm)

Wie oben bereits erwähnt, wird in den Juvenile Boot Camps zwischen drei Programm Formen unterschieden:

Die Short Term Boot Camp Programme dauern in der Regel etwa zwei bis sechs Wochen. Die Teens leben in Zelten in der Wildnis und müssen harte militärische Drills und Aktivitäten, wie Extrem- Wanderungen über sich ergehen lassen. Das Ziel solcher Programme ist: „… help the Teens replace destructive attitudes and behaviours with new perspecitves and directions in their lives.“ (http://www.boot-camps-advisor.com/)

[...]

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Details

Titel
Juvenile Boot Camps. Wie sinnvoll und erfolgreich sind Juvenile Boot Camps als Erziehungsanstalten?
Hochschule
Universität Zürich
Note
gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V36860
ISBN (eBook)
9783638363761
Dateigröße
562 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Juvenile, Boot, Camps, Juvenile, Boot, Camps, Erziehungsanstalten
Arbeit zitieren
lic. phil. Eliane Zürrer-Tobler (Autor:in), 2004, Juvenile Boot Camps. Wie sinnvoll und erfolgreich sind Juvenile Boot Camps als Erziehungsanstalten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36860

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