Sexueller Missbrauch. Definition, Opfer und Täter, Diagnostik, Folgen und Prävention


Hausarbeit, 2016

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abstract

1 Einleitung

2 Was ist sexueller Missbrauch?
2.1 Was versteht man unter Misshandlungen?
2.2 Was versteht man unter sexuellem Missbrauch?
2.3 Häufigkeit und Dunkelfeld

3 Opfer des sexuellen Missbrauchs

4 Täter und Täterinnen
4.1 Merkmale
4.2 Verschiedene Täter
4.2.1 Pädophile bzw. hebephile Täter
4.2.2 Kinder als leicht zugängliche „Sexualpartner“

5 Diagnostik bei Missbrauch
5.1 Anamnese
5.2 Klinische Untersuchung
5.3 Befunde

6 Folgen und Auswirkungen

7 Psychosoziale Prävention
7.1 Interventionen in der frühen Kindheit
7.2 Primäre, sekundäre und tertiäre Prävention

8 Diskussion

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bekanntheitsgrad der Täter

Abbildung 2 : Häufigkeit der Übergriffe innerhalb bzw. außerhalb der Familie

Abstract

Das Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit war es, einen besseren Eindruck über sexuellen Missbrauch zu bekommen, sowie Täterprofile und Diagnostiken, Interventionen und Präventionen in der Kindheit vorzustellen. Ich habe mich gefragt, was man unter sexuellem Missbrauch versteht, welche verschiedenen Täter es geben kann und wie die Untersuchung der Opfer von statten geht. So werden im Folgenden zunächst erklärt, was sexueller Missbrauch an Kindern ist und welche Folgen und Auswirkungen dies auf die Opfer hat; wie das Täterprofil aussieht, wie ein Missbrauch diagnostiziert wird und welche Interventions- oder Präventionsmöglichkeiten es gibt. Vor diesem Hintergrund möchte ich zur Prävention von sexuellem Missbrauch beitragen.

1 Einleitung

„Jedes Kind hat ein Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit“ (§1631BGB).

Dieses Gesetz sollte den höchsten Stellenwert im Leben eines Kindes einnehmen. Wir als Gesellschaft sind also dafür verantwortlich, jedes Kind seelisch und körperlich unangetastet aufwachsen zu lassen, was jedoch leider nicht immer geschieht. Fast jeden Tag kommt es zu sexuellem Missbrauch von unschuldigen Kindern - in der eigenen Familie, aus dem sozialen Umfeld oder durch Fremde. Sexuellen Missbrauch gibt es, unabhängig vom Bildungsstand, der sozialen Schicht oder des Umfeldes des Kindes und dabei wird das beschützte Umfeld eines Kindes angegriffen. Dazu gehören natürlich an erster Stelle die Familie, aber auch die Nachbarn, die Kirche, Schule oder der Sportverein -- genau dort, wo sich ein Kind sorglos und vertrauensvoll aufhalten sollte. Doch genau diese positiven Eigenschaften werden bewusst von Tätern ausgenutzt. Im Hinblick auf sexuellen Missbrauch nimmt auch die soziale Arbeit einen immer höheren Stellenwert ein. So kann Risikofamilien durch Interventionen in der frühen Kindheit, aber auch durch verschiedene Präventionsmöglichkeiten, geholfen werden.

Die primäre Fragestellung dieser Arbeit wird deswegen sein: Was genau ist eigentlich sexueller Missbrauch, wie wird er diagnostiziert und wie sieht das Täterprofil aus?

Einleitend gibt es zunächst eine knappe Übersicht über sexuellen Missbrauch, seine Definition und Häufigkeit. Der zweite Teil beschreibt die Opfer und wer besonders betroffen ist. Als nächstes werden die verschiedenen Täter beschrieben und erklärt, wie die Diagnostik, sowie die Untersuchung bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch ablaufen. Im Schlussteil der Arbeit stelle ich dann die Intervention in der frühen Kindheit und die psychosozialen Präventionen vor - primäre, sekundäre und tertiäre Präventionen.

2 Was ist sexueller Missbrauch?

2.1 Was versteht man unter Misshandlungen?

Kinder können auf viele verschiedene Arten misshandelt werden. Manche Kinder müssen sexuelle, körperliche und psychische Gewalt sowie Vernachlässigung ertragen. „Als Kindesmissbrauch und -misshandlung gelten alle Formen von Behandlung, die zu einer tatsächlichen oder möglichen Schädigung der Gesundheit des Kindes, seines Überlebens, seiner Entwicklung oder seiner Würde führen“ (Dyer, 2012, S. 11). Körperliche Gewalt kann zur Bestrafung, aus Hilflosigkeit, aus Wut oder einfach auch aus Freude an der Qual anderer eingesetzt werden. Sie beginnt schon bei einer Ohrfeige und reicht bis zur tödlichen Verletzung des Kindes. Der Einsatz von emotionaler Gewalt wird häufig über einen längeren Zeitraum verübt, bei dem das Kind immer wieder vom Täter gedemütigt wird. Durch diese Art von Gewalt wird der Kern der Persönlichkeit getroffen, vor allem, wenn es durch Menschen ausgeübt wird, die für das Kind wichtig sind (Dyer, 2012, S. 11). Eine häufige Art der Misshandlung bei Kindern ist die Vernachlässigung. Sie trifft häufig Menschen, die sich selbst nicht helfen können und auf andere Menschen angewiesen sind,. Dabei werden grundlegende Rechte der Kinder missachtet. Kindesmisshandlungen sind deshalb so schwerwiegend, weil die Kinder meist von den Menschen abhängig sind, die diese ausüben. Aufgrund ihres jungen Alters sind Kinder nicht in der Lage, die Tragweite und Bedeutung des Geschehens zu begreifen, das ihnen zugefügt wird und können sich zudem nicht selbst helfen (Dyer, 2012, S. 12).

2.2 Was versteht man unter sexuellem Missbrauch?

Als sexuellen Kindesmissbrauch bezeichnet man alle Handlungen, die eine ältere Person an einer jüngeren Person zur Befriedigung sexueller Interessen durchführt. Bei diesen Handlungen fehlt das Einverständnis. Es besteht keine Gleichheit zwischen den Beteiligten. Außerdem wird Zwang ausgeübt. Ein Übergriff findet also immer dann statt, wenn eine ältere Person eine jüngere auf irgendeine Weise dazu bringt, stillzuhalten oder etwas zu tun, was den eigenen sexuellen Interessen dient (Dyer, 2012, S. 12).

Bei Untersuchungen wird der sexuelle Missbrauch durch verschiedene sexuelle Handlungen messbar gemacht. Bange und Deegener (1996) kategorisieren diese Handlungen nach Intensitätsgraden:

- Leichte Formen des sexuellen Missbrauchs: kein Körperkontakt, Exhibitionismus, anzügliche Bemerkungen, das Kind beim Baden oder Anziehen beobachten, ihm Pornos zeigen.
- Wenig intensive Missbrauchshandlungen: Genitalien des Kindes anfassen, die Brust berühren oder sexualisierte Küsse.
- Intensiver Missbrauch: Berühren oder Vorzeigen der Genitalien, das Opfer masturbiert vor dem Täter oder der Täter masturbiert vor dem Opfer.
- Der intensivste Missbrauch: versuchte oder vollzogene orale, anale oder vaginale Vergewaltigung.

Andrews (2001) unterscheidet in nur drei Kategorien, nämlich Missbrauch ohne Körperkontakt, mit Körperkontakt und mit versuchter oder vollzogener Penetration. Andere Kennzeichen der Intensität können sein: Häufigkeit, Dauer, Alter des Opfers bei Beginn des Missbrauchs und die Beziehung zwischen Täter und Opfer (Egle, 2016, S. 14).

2.3 Häufigkeit und Dunkelfeld

Durch verschiedene sozialwissenschaftliche Studien wurde herausgefunden, dass ca. die Hälfte aller deutschen Eltern ihre Kinder körperlich bestrafen (Egle, 2016, S. 9). Relativ häufige und schwerwiegende Körperstrafen finden sich bei ungefähr 10-15 % der deutschen Eltern (Esser, 1994). Wetzels (1997) führte diesbezüglich eine repräsentative Befragung von Personen im Alter zwischen 16 und 59 Jahren durch. Dabei ging es um Kindheitserfahrungen mit körperlicher Gewalt durch Eltern. 74,9 % der Befragten gaben an, in ihrer Kindheit schon einmal physische Gewalt durch ihre Eltern erlebt zu haben und 4,7 % von diesen waren Opfer, die „mehr als selten“ körperliche Misshandlung erfahren hatten.

Für Aussagen über die Häufigkeit des sexuellen Missbrauchs in der Bundesrepublik Deutschland lassen sich die polizeilichen Kriminalstatistiken und sozialwissenschaftlichen Dunkelfeldstudien heranziehen. So wurden in der polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2002 knapp 16 000 Fälle sexuellen Missbrauchs ausgewiesen (BMJ, 2003). Eine große Befragung in Deutschland (Wetzels, 1997) im Bezug auf sexuellen Missbrauch führte zu folgenden Ergebnissen: Insgesamt berichteten 18,1 % der Frauen von irgendeiner Form sexueller Handlungen in der Kindheit oder Jugend; bei den Männern waren es 7,3 %. Über sexuelle Missbrauchshandlungen unter 14 Jahren berichteten 10,7 % der Frauen und 3,4 % der befragten Männer. Das durchschnittliche Alter, in dem der Missbrauch bei Jungen und Mädchen begann, lag bei ca. 11 Jahren. Ungefähr 64 % der Opfer sagten, dass der Täter nicht in ihren Körper eingedrungen sei, während 36% berichteten, er wäre mit einem Gegenstand, seinem Finger, Zunge oder Penis in sie eingedrungen. 53,8 % der Befragten sprachen von einmaligen Übergriffen; 46,2 % der Opfer wurden mehrfach missbraucht.

Um herauszufinden, wie häufig Menschen in Deutschland Opfer von sexuellem Missbrauch wurden, führten Wissenschaftler umfangreiche Studien durch. Diese zeigen jedoch verschiedene Auffassungen über Handlungen, die zu sexuellem Missbrauch gehören. So zählen manche Studien schon sehr leichte Missbrauchshandlungen, während andere nur schwere sexuelle Übergriffe erfassen. Außerdem variieren die Zahlen in Abhängigkeit davon, wer überhaupt befragt wird. Bei der Meldung von Übergriffen an die Polizei muss mit einer hohen Dunkelziffer (Anzahl nicht gemeldeter Übergriffe) gerechnet werden. Einzelne Studien untersuchen durch gezielte Erhebung ( zum Beispiel an gewissen Institutionen) die Häufigkeit der dort bekannten Übergriffe, wobei jedoch dann die gewonnenen Erkenntnisse nur auf die Opfer oder Täter dieser Institutionen beschränkt bleiben. Andere Studien machen sogenannte retrospektive Befragungen (Blick in die Vergangenheit gerichtet), wobei die Gefahr besteht, dass mit dem Wissen, welches die Befragten im weiteren Verlauf ihres Lebens gesammelt haben, sich ihre Erinnerungen verfälschen und somit eine Erinnerungsverzerrung entsteht (Dyer, 2012, S. 18).

3 Opfer des sexuellen Missbrauchs

Der relative Anteil von Mädchen und Jungen unter den Opfern des sexuellen Missbrauchs entspricht einem Zahlenverhältnis von 2:1 bis 6:1 (Bange u. Deegener, 1996). Laut Andrews (2001) erfahren Jungen häufiger sexuellen Missbrauch ohne Körperkontakt als Mädchen, während Mädchen bei der Hälfte aller Vorfälle an ihren Genitalen berührt werden. Somit werden Frauen nicht nur häufiger zum Opfer sexuellen Missbrauchs als Männer, sondern bei ihnen sind auch gravierendere Formen des Missbrauchs feststellbar. Mithilfe von verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass Jungen häufiger als Mädchen – überwiegend von Fremdtätern – durch Drohungen und Gewalt zu sexuellem Missbrauch gezwungen werden (Bange, 1992). Jedoch wird der sexuelle Missbrauch bei jungen Frauen doppelt so häufig erzwungen wie bei Männern (Rind, 1998). Nach Wetzels (1997) gibt es keinen Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeiten der Opfer und dem Risiko des sexuellen Missbrauchs; tendenziell werden aber Mädchen der höheren Sozialschichten häufiger Opfer harmloser exhibitionistischer Vorfälle. Mädchen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung haben ein besonders hohes Risiko sexuell missbraucht zu werden. Durch ihre Behinderung kann die Abwehr oder Enthüllung des Missbrauchs erschwert werden (Sullivan u. Knutson, 2000). Häufig betroffen sind Kinder zwischen 10 und 13 Jahren, wobei der Anteil derer, die im Vorschulalter missbraucht werden, zwischen 8 % und 14 % liegt (Fergusson u. Mullen, 1999). So findet Andrews (2001) in seiner Metaanalyse folgende Häufigkeiten für verschiedene Altersgruppen: ungefähr 8 % Klein- und Vorschulkinder (unter 5 Jahren); 72,6 % von 5 Jahren bis 14 Jahren und 19,3 % in der Altersgruppe der über 14-Jährigen. „Fergusson und Mullen (1999) vermuten, dass die Vorkommenshäufigkeit des sexuellen Missbrauchs bei Kindern im Vorschulalter deshalb unterschätzt werden könnte, weil der sexuelle Missbrauch häufig retrospektiv bei jungen Erwachsenen erfasst wird und frühe Missbrauchserfahrungen schlechter erinnert werden“ (Egle, 2016, S. 17). Durch verschiedene Studien konnte festgestellt werden, dass vor allem Kinder missbrauchsgefährdet sind, deren Familien mehrere Belastungsmerkmale, wie zum Beispiel Alkohol- und Drogenmissbrauch, Partnerschaftskonflikte und/oder psychische Vernachlässigung, aufweisen (Wetzels, 1997). Der Gedanke liegt nahe, dass Täter derartige Konstellationen gezielt ausnutzen und sich das Vertrauen von Kindern erobern, die in ihrer Familie zu wenig Schutz oder Fürsorge erfahren (Lautmann, 1994).

4 Täter und Täterinnen

4.1 Merkmale

Bei ca. 97.5 % der weiblichen und 78,7 % der männlichen Opfer von sexuellem Missbrauch ist der Täter männlich (Fergusson u. Mullen, 1999). Die Anzahl von weiblichen Tätern wird dabei oft unterschätzt, da Frauen mehr Körperkontakt mit Kindern zugestanden wird und sie so missbräuchliche Handlungen eher kaschieren können. Außerdem fühlen männliche Jugendliche sich bei sexuellen Erfahrungen mit älteren Frauen seltener „missbraucht“ oder als Opfer (Egle, 2016). In der Regel besteht der sexuelle Missbrauch nicht im versuchten oder vollzogenen Geschlechtsverkehr, sondern in exhibitionistischen Erfahrungen vor allem bei Jungen und sexuellen Berührungen bei Mädchen (Bange u. Deegener, 1996). Laut Wetzels (1997) sind ein Viertel der Täter Unbekannte und ein weiteres Viertel Familienangehörige, während fast die Hälfte der Täter Bekannte der Familie sind (vgl. Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung 1: Bekanntheitsgrad der Täter (Prozentangaben)

Wenn ein Missbrauch innerhalb der Familie stattfindet, ist es recht wahrscheinlich, dass es erneut zu einem Übergriff kommen wird. Einmalige Übergriffe finden häufiger außerhalb der Familie statt (vgl. Abbildung 2) und ungefähr ein Drittel dieser Täter sind Jugendliche.

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Sexueller Missbrauch. Definition, Opfer und Täter, Diagnostik, Folgen und Prävention
Hochschule
Medical School Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
20
Katalognummer
V368585
ISBN (eBook)
9783668481275
ISBN (Buch)
9783668481282
Dateigröße
769 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sexueller Missbrauch, Missbrauch, Vergewaltigung, Opfer, Täter, Prävention, Diagnostik
Arbeit zitieren
Katharina Sommer (Autor:in), 2016, Sexueller Missbrauch. Definition, Opfer und Täter, Diagnostik, Folgen und Prävention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368585

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