Der Verlauf der Weltwirtschaftskrise und deren Einfluss auf die Europäische Union


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Überblick über den Beginn und die Entwicklung der Wirtschaftskrise in den USA
2.1 Verlauf der Krise im Raum der europäischen Union

3 Der Charakter des europäischen Krisenmanagements
3.1 Die Maßnahmen zur Krisenbewältigung im Überblick

4. Fazit

Literaturangaben

1. Einleitung

Die Gründe der Entstehung der globalen Wirtschaftskrise und einer ,,Eurokrise" als Folge sind vielfältig. Als die Weltwirtschaft ab Ende 2007 eine erschütternde Finanzkrise erlebte, ausgehend von den USA, hatte dieses eine enorme Auswirkung auf das Geld- und Bankensystem und ein völliger Zusammenbruch der Weltwirtschaft wurde befürchtet. Durch rasch geschnürte staatliche Rettungsprogramme konnte dies jedoch vorläufig verhindert werden. Trotzdem hat sich diese Finanzkrise inzwischen zu einer Weltwirtschaftskrise entwickelt von der fast jedes Land betroffen ist und mit der Firmenzusammenbrüche, Bankenschließungen und Massenarbeitslosigkeit einhergehen, die an die Depression Ende der 20er Anfang der 30er Jahre erinnern.

In dieser Referatsausarbeitung werden wir nun die Krise als solche und die Maßnahmen der Europäischen Union beleuchten. Hierzu wird zunächst ein kurzer historischer Überblick über den Beginn in den USA und den Verlauf der dortigen Krise gegeben. Anschließend wird speziell auf den Verlauf der Krise im europäischen Raum eingegangen und erläutert welche Länder von der Krise besonders betroffen sind und welche Auswirkungen dies hat.

2. Überblick über den Beginn und die Entwicklung der Wirtschaftskrise in den USA

Inwieweit die Weltwirtsschaftskrise eine generelle Systemfrage des weltweiten, über lange Zeit „aufgebauschten“ Finansystems ist, lässt sich nur schwer sagen. Feststellen lässt sich, dass sich bereits über Jahre hinweg ein System des Interbankenhandels, also Banken die sich gegenseitig immer wieder Kredite vergeben und diese dann wiederum weiter vergeben, aufgebaut hat und seit langer Zeit Teil des Systems geworden ist. In den USA gipfelte dieses Vorgehen im Sommer 2007 anfangs in dem Platzen der Immobilienblase. So kam 2007 plötzlich das Gerücht auf, die Investmentbank Bear Stearns wäre durch Fehlinvestitionen im Immobiliengeschäft nicht mehr liquide, was an der Wall Street pures Entsetzen und Panik auslöste. Trotz anfänglichem Bestreiten war die Investmentbank nach einigem Straucheln im März 2008 tatsächlich zahlungsunfähig. Da die US-Regierung durch die starke Vernetzung der Banken untereinander einen Totalkollaps des Finanzsystems bei einem Untergehen von Bear Stearns befürchtete, übte sie Druck auf die Großbank J.P. Morgan Chase aus, welche Bear Stearns dann letztendlich aufkaufte. Kurze Zeit später, im September 2008, mussten auch die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac vor dem Bankrott gerettet werden und wurden von der US Regierung übernommen. Im selben Monat geriet auch der Versicherungsgigant AIG in den USA in Kapitalnot und konnte sich nur mit einem Milliardenkredit der US-Notenbank die Existenz sichern1. Die Kurse an der Wall Street hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits desaströs entwickelt und die Verunsicherungen an der Börse kreierte Panik bei den Anlegern, die in Massen versuchten ihr Geld von den Banken abzuheben. Am 15. September 2008 folgte dann der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, die in der Insolvenz gipfelte. Die gesamte Finanzlage schaffte ein starkes Misstrauen zwischen den Finanzinstituten, was die Banken vor große Schwierigkeiten bei der Kreditbeschaffung stellte, was die Lage dramatisch verschärfte.

Doch was waren die Auslöser für diese plötzlichen Zusammenbrüche? Zuvor hatten Banken geradezu wahllos Kredite vergeben; unabhängig davon, ob der Empfänger der Kredite überhaupt in der Lage gewesen wäre den Kredit jemals zurück zu zahlen. Ein Grund hierfür war, dass die Banken kein primäres Interesse daran hatten, dass Geld von den jeweiligen Personen auf jeden Fall zurück zu erhalten; Ziel war eher das Geschäft in Wertpapieren zusammen zu schnüren und mit Gewinn an Investoren zu verkaufen. Hiermit stehen zwei sehr wichtige Kreditderivatentypen in Verbindung. Die CDO's (Collateralized Debt Obligation) und CDS's (Credit Default Swap) sind ein maßgeblich raumeinnehmender Teil innerhalb des Finanzystems und, als eine in sich unberechenbare Größe, ein wichtiger Teil der Krise. Das allgemeine Ziel von diesen zwei Derivatentypen liegt darin, Kreditrisiken innerhalb des Finanzsystems zu verteilen bzw. die Risiken als Verkäufer möglichst an einen anderen Akteur innerhalb des Finanzsystems abzugeben.2 So wurden also einzelne Hypotheken als „Bündel“, CDO's, zusammengeschnürt und konnten jegliche Art von „Geschäft“ beinhalten, wobei die einzelnen „Geschäfte“ lukrativ wie auch „junks“ (Ramsch) sein konnten. Meist jedoch waren in Wertpapieren ein großer Teil schlechter Anlagen vorhanden, die aber durch die Verbriefung zu einem gemeinsamen Wertpapier nicht als solche erkannt werden konnten. Bereits hier spielen auch Rating Agenturen eine große Rolle, denn die Käufer richteten sich unter anderem nach der Note, die eine Rating Agentur für das entsprechende „Bündel“ vergeben hat.3 Zu beachten ist hier, dass die Verkäufer die Rating Agenturen für die Bewertung bezahlen müssen, wodurch eine unabhängige Bewertung der Rating Agenturen in Frage gestellt werden kann. Ein „CDS“ hingegen ist eine Art Versicherungsschein den man für ein beliebig versichertes Ereignis erwerben kann. So kann man sich beispielsweise auf den Bankrott einer Firma versichern, auch ist aber beispielsweise die Versicherung von dem Auto des Nachbars möglich.4 Man muss also selber nicht konkret von dem Ereignis betroffen sein, um sich gegen das Ereignis versichern zu können. So artete diese Form von Versicherung geradezu in Wetten aus. Man konnte also gegen alles wetten; so wurde beispielsweise sogar auf den Staatsbankrott Griechenlands gewettet.5 Im Falle eines Eintreten des versicherten Ereignisses muss dann der Versicherer zum Teil horrende Summen an den Versicherten bezahlen, wie es beispielsweise dem zuvor erwähnten Versicherungsriese AIG in den USA ergangen ist.

2.1 Verlauf der Krise im Raum der Europäischen Union

Wenn man den Verlauf der Eurokrise skizzieren will, scheint es wichtig kurz den historischen Kontext zur Entstehung des Euros zu erwähnen. So entstand die Währungsunion in einem, so scheint es, übereiltem Aktionismus. Zu dieser Annahme komme ich, da zum Zeitpunkt der Einführung der Währungsunion keineswegs eine Kohärenz bezüglich der wirtschaftlichen Lage zwischen den Mitgliedsstaaten bestand. Um die gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion einzuführen, legten die Regierungschefs der damaligen Mitgliedsstaaten 1995 im Europäischen Rat fest, die gemeinsame Währung „Euro“ ab dem 1. Januar 1999 schrittweise einzuführen.6 Die währungspolitische Souveränität wurde von diesem Zeitpunkt an von den Mitgliedsstaaten auf die Europäische Zentralbank, und damit auf eine supranationale Institution, übertragen während die Hoheit über den Haushalt bei den Mitgliedsstaaten verblieb. Die im Maastrichter Vertrag von 1993 enthaltenen „Konvergenzkriterien“ sollten die Voraussetzungen für eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungsunion darlegen und beinhalteten genaue Vorgaben zur Preisstabilität, den maximalen Schuldenstand und Vorgaben zum jährlichen Haushaltsdefizit, wobei der Gesamtschuldenstand eines Mitgliedsstaates nicht 60% übersteigen und auch die Nettoneuverschuldung nicht mehr als 3% des Bruttoinlandsproduktes überschreiten durfte.7 Kritiker beklagen jedoch, dass trotz dieser gemeinsamen Vorgaben dem politischen Streben nach einem einheitlichen Währungsraum von Anfang an ein wirtschaftliches Ungleichgewicht der europäischen Länder gegenüber stand.8 So musste Griechenland seine Bilanzen fälschen um den oben genannten Kriterien überhaupt entsprechen zu können und konnte nur auf diesem Wege eine Teilnahme am „Euro“ erreichen.9 Dies scheint im Kontext der besonderen Rolle der Griechenland in der Eurokrise zukommt, ein erwähnenswertes Teilstück zu sein. Im Dezember 2009 hatte Griechenland als Folge der Wirtschaftskrise erstmals eine Staatsverschuldung von 12,7% des Bruttoinlandsproduktes, statt der eigentlichen maximal erlaubten 3%.

Interessant ist hier der Zusammenhang zu den USA, der sich im vorherigen Kapitalfluss von Griechenland zeigt. So haben große US-Banken wie beispielsweise Goldman Sachs, Investmentbank, durch Buchhaltungstricks jahrelang mitgeholfen die Rekordverschuldung zu vertuschen, indem sie Griechenland im Rahmen eines Währungsgeschäfts Milliarden zur Verfügung stellte; diese wurden von Griechenland jedoch nie als Schulden nach Brüssel gemeldet. Im Gegenzug hierzu reichte Griechenland ihre Einnahmen aus Gebühren von beispielsweise Flughäfen oder Autobahnen an Goldman Sachs weiter, wodurch die Bank Millionen Gewinne einfuhr.10 Trotz anfänglicher Bestrebungen des bankrotten Griechenlands keine Gelder der Europäischen Union in Anspruch nehmen zu wollen, ließ sich dies nicht mehr vermeiden. So bat der damalige Ministerpräsident Giorgos Papandreou die Europäische Union im April 2010 offiziell um finanzielle Hilfe. Die EU reagierte hierauf mit einem Milliarden schweren Rettungspaket.11 Doch nicht nur Griechenland war schwer von der Krise getroffen worden. Im November 2010 musste auch Irland finanzielle Hilfe von der EU beantragen, nachdem der Staat durch die Rettung der eigenen Banken in Finanznot geraten war.12 Im April 2011 musste dann auch Portugal, ebenfalls nach langem Bestreiten finanzielle Hilfe zu benötigen, finanzielle Unterstützung durch die Europäische Union beantragen. Zeitgleich diskutierte das Führungspersonal der Europäischen Zentralbank verbittert um die Frage, ob sie Eurostaaten in finanzieller Not unterstützen dürfe oder nicht, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Staatsanleihen dieser „Krisenländer“ aufgekauft worden waren. So trat Jürgen Starck im September 2011 aus Protest von seinem Posten als Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank mit der Warnung zurück, dass die Schulden der öffentlichen Haushalte die Finanzstabilität im europäischen Raum untergraben würden.13

[...]


1 http://www.stern.de/wirtschaft/news/maerkte/finanzkrise-us-regierung-rettet-aig-639354.html

2 Bieling, Hans-Jürgen: „Wenn der Schneeball ins Rollen kommt: Überlegungen zur Dynamik und zum Charakter der Subprime-Krise, S. 107-122

3 Für nähere Erklärung zu dem Vorgehen von Rating Agenturen siehe S. 96

4 Mügge, Daniel: „Kreditderivate als Ursache der globalen Finanzkrise: Systemfehler oder unglücklicher Zufall?“, S. 56-57

5 http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/riskante-kreditversicherungen-grossbanken-spekulieren-mit- griechen-krise-a-680228.html

6 Schäfer, Armin: „Die neue Unverbindlichkeit - Wirtschaftspolitische Koordinierung in Europa“

7 Schäfer, Armin: „Die neue Unverbindlichkeit - Wirtschaftspolitische Koordinierung in Europa“, S. 100

8 Die deutsche Bundesbank: „Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion“

9 http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/staatsdefizit-schwere-fehler-in-der-griechischen- statistik-1908399.html vom 12.01.2010

10 http://www.spiegel.de/wirtschaft/haushaltskrise-goldman-sachs-half-griechenland-bei-schuldenkosmetik-a- 676346.html

11 Siehe „Maßnahmen der Europäischen Union“

12 ARTE-Dokumentation: „Staatsgeheimnis Bankenrettung“ vom März 2013

13 http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ezb-chefvolkswirt-stark-nennt-politische-gruende-fuer- ruecktritt/5970584.html

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Verlauf der Weltwirtschaftskrise und deren Einfluss auf die Europäische Union
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
19
Katalognummer
V366791
ISBN (eBook)
9783668454576
ISBN (Buch)
9783668454583
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirtschaftskrise, Europäische Union, Derivate, Finanzkrise, Immobilienblase
Arbeit zitieren
Lisa Hinz (Autor:in), 2015, Der Verlauf der Weltwirtschaftskrise und deren Einfluss auf die Europäische Union, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/366791

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Verlauf der Weltwirtschaftskrise und deren Einfluss auf die Europäische Union



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden