Parallelen zwischen Platons "Parmenides" und dem "Sophistes"


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einleitung

2) Der Fremde aus Elea

3)Die Übung des Parmenides
3.1) Im Dialog Parmenides
3.2) Im Dialog Sophistes
3.2.1) Das Nichtseiende ist
3.2.2) Das Sein ist Vieles
3.2.3) Vieles ist Eins
3.2.4) Das Sein in den Ideen und im Körper
3.2.5) Bewegung und Ruhe

4) Vergleich beider Dialoge

5) Das Verbot des Parmenides

6) Die eleatischen Ideen und die platonischen

7) Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

1) Einleitung

In der folgenden Hausarbeit sollen Parallelen zwischen Platons Parmenides und dem Sophistes gezogen werden. Hierbei soll sich mit der Frage auseinandergesetzt werden, wer der im Sophistes erwähnte Fremde aus Elea sein könnte und anhand dieser Vermutung gezeigt werden, dass Parmenides, bzw. Zenon die Übereinstimmungen von eleatischen Ideen und den des Platons in dem Dialog Parmenides gesehen zu haben scheinen. Zudem soll darauf verwiesen werden, dass die Probleme, die bei einer genauen Analyse des „Eins-Seienden“, die von Parmenides, als Vertreter der eleatischen Schule, aufgeworfen worden, durch die Erklärungen im Sophistes aufgelöst werden können und dass dieselbe Lösung auch die Probleme zu lösen vermag, die sich für die platonischen Ideen ergeben.

2) Der Fremde aus Elea

Die Rahmenhandlung des platonischen Dialogs Parmenides ist sehr verworren. In dieser sucht der Kephalos den Adeimantos auf, der der Halbbruder des Antiphon ist. Diesen sucht er auf, da Antiphon von Pythodoros die Gespräche von Sokrates, Zenon und Parmenides überliefert bekommen hat. Denn Pythodoros hat als Freund des Zenon und als Gastgeber desselben die Gespräche vernommen.1 Der Liebling des hoch bejahrten Parmenides Zenon ist zum Zeit- punkt der Unterhaltung erst um die vierzig Jahre alt. Sokrates wird als sehr jung beschrieben.2 Aristoteles, Sokrates und neunundzwanzig weitere sind zu Zenon gekommen, um über seine Schrift zu hören. Während Parmenides, Aristoteles und Pythodoros erst gegen Ende der Vor- stellung des Buches hereingekommen waren und deshalb nur sehr wenig davon mitbekommen haben, waren Sokrates und Zenon von Anfang an im selben Raum. Pythodoros behauptete aber, das Buch schon vorher vom Zenon gehört zu haben.3 In diesem Buch soll behauptet wer- den, dass Parmenides die These vertrete, dass das Ganze Eins sei. Laut Sokrates behauptet Ze- non dabei die selbe These, nur mit anderen Worten. Denn dieser sagt, dass nicht Vieles sei, denn wenn das Seiende Vieles wäre, so müsste es ähnlich und unähnlich sein.4 Zenon behaup- tet, dass seine Schrift eine Hilfe für den Satz des Parmenides darstelle, ihm diese aber ent- nommen worden war, als er noch sehr jung gewesen sei.5

Antiphon selbst ist inzwischen Pferdezüchter.6

Die relativ umständliche Rahmenhandlung, also die Beschreibung auf welchen Quellen der folgende Dialog beruht, die verschiedenen Alter der Akteure, die Nichtanwesenheit von mehreren Handlungsakteuren und die gestohlene Schrift des Zenon heben in Platons Werk das Gewicht des Mythos hervor. Denn durch die Rahmenhandlung ist unklar, ob es sich tatsächlich so verhalten hat, wie hier beschrieben.

Zudem kommt der Begriff der Aporie ins Spiel, da durch die mythische Erzählweise nicht geklärt wird, ob es sich in den in den Gesprächen vorhanden Thesen um Erkenntnisse handelt oder ob auch die hier dargestellten Erkenntnisse keine wahren sind. Ob ein Problem dabei gelöst wurde oder nicht gebührt dem Urteil des Lesers, der dadurch angetrieben werden kann, neues Wissen zu erlangen. Dass Antiphon inzwischen Pferdezüchter ist, könnte ein möglicher Hinweis darauf sein, dass dieser der Ratlosigkeit, der Aporie, erlegen ist und nicht mehr versucht, des Wissens mächtig zu werden.

Im Sophistes kommt zu dem Gespräch des Sokrates, Theaitetos und Theodoros ein Fremder aus Elea hinzu.7 Zusammen wollen sie den Begriff des Sophisten definieren. Während dieses Versuchs kommen sie aber auch zu anderen Ergebnissen, auf die diese Hausarbeit ihren Fokus setzt. Der Begriff des Sophisten wird im Folgenden kaum Beachtung finden. Jedoch die Frage, wer dieser Fremde sein könnte.

Es kann vermutet werden, dass der Fremde vielleicht doch schon bekannt ist, da er dem Text zufolge den eleatischen Ideen zugewandt ist. Zunächst könnte man vermuten, dass es sich um den Parmenides aus dem Dialog Parmenides handelt, der seine Ausführungen aus dem Dialog fortsetzen möchte. Jedoch wird der Parmenides im Dialog des Parmenides bereits als älter be- schrieben und so ist es unwahrscheinlich, dass er eine Reise auf sich nehmen würde, um zu ei- nem Gespräch hinzuzukommen. Des Weiteren sagt Sokrates im Sophistes zu dem Fremden:

„Sondern nur dies sage uns zuvor, ob du gewohnt bist, lieber für dich allein in fortlaufender Rede spre - chend dasjenige durchzuführen, was du jemandem darstellen willst, oder in Fragen; welcher Art und Weise ich einst den Parmenides sich bedienen und treffliche Sachen durchführen hörte in meinem Beisein, als ich noch ein junger Mensch, er aber schon ziemlich bei Jahren war.“8

Diese Äußerung lässt darauf schließen, dass der Sokrates inzwischen älter ist, als er es zum Dialog des Parmenides gewesen ist, da er von sich selbst als jungen Menschen in der Vergan- genheitsform redet. Wenn der Parmenides also schon damals hochbetagt war, ist zu vermuten, dass er in dem Dialog des Sophistes nicht mehr als lebend zu betrachten ist. Wahrscheinlicher ist es, dass es sich bei diesem Fremden um den Lieblingsschüler des Parme- nides, namentlich um Zenon, handelt. Aber auch diese Theorie ist aus zwei Gründen zu ver- werfen. Zunächst wird der Fremde als „ein Freund derer, die sich zum Parmenides und Zenon halten“9 definiert. Doch diesen Ausdruck könnte man noch damit rechtfertigen, dass der Ze- non nur hinsichtlich seiner Ideen dem Sokrates fremd geworden ist. Da der Fremde aber als Freund derer, die sich zum Parmenides und Zenon halten, die eleatische Ideen vertritt, kann er hinsichtlich seiner Ideen dem Sokrates nicht fremd geworden sein. Sofern der Fremde aus Elea überhaupt eine Verbindung zu dem Dialog des Parmenides hat, kann vermutet werden, dass es sich um den Pythodoros handeln könnte. Dieser wird als Freund und Gastgeber des Parmenides im Dialog Parmenides bezeichnet. Also genau in dem Dialog, der in die Aporie verfallen ist. So kann vermutet werden, dass er, die von Parmenides vorgetragene Übung, die im folgenden Kapitel erörtert werden soll, weitergeführt und somit zu einer Auflösung der ins Aporie verfallenen Übung gekommen ist, die er nun dem Sokrates vorträgt. Sicher ist, dass der Fremde Parmenides bereits in jungen Jahren gekannt und beim ihm gelernt hat. So sagt er: „Parmenides der große aber, o Sohn, hat uns als Kindern von Anfang an und bis zu Ende die- ses eingeschärft[...]“10.

Im Folgenden sollen die von Parmenides vorgetragene Übung und seine Verbindung zu dem Dialog Sophistes erörtert werden.

3)Die Übung des Parmenides

3.1) Im Dialog Parmenides

Parmenides äußert im Dialog Parmenides gegenüber dem Sokrates:

„Strecke dich aber zuvor noch besser und über dich vermittels dieser für unnütz gehaltenen und von den meisten auch nur Geschwätz genannten Wissenschaft, so lange du noch jung bist: denn wo nicht, so wird dir die Wahrheit entgehen. - Welches aber, o Parmenides, ist die Art und Weise, sich zu üben? - Dieselbe, o Sokrates, die du eben von Zenon gehört hat.“11

Die vom Zenon gehörte Weise beschreibt er wie folgt:

“[…] daß du nicht nur etwas als seiend voraussetzend untersuchst, was sich aus der Voraussetzung ergibt: sondern auch, daß jenes nämlich nicht sei, mußt du hernach zugrunde legen, wenn du dich noch besser üben willst. - Wie meinst du das? fragte Sokrates. Zum Beispiel, sagte Parmenides, nach der Vorausset- zung von welcher Zenon ausgegangen ist, wenn Vieles ist, was muß sich dann ergeben für das Viele selbst an sich und in Beziehung auf das Eins, und auch für das Eins an sich und in Beziehung auf das Viele; und ebenso mußt du dann auch untersuchen, wenn Vieles nicht ist, was sich dann ergeben muß für das Eins sowohl als für das Viele jedes an sich und in Beziehung aufeinander. Ebenso wenn du voraussetzt, wenn es Ähnlichkeit gibt, ist zu sehen, was aus jeder von beiden Voraussetzungen folgt, sowohl für das Voraus- gesetzte selbst als für das Andere insgesamt, an sich und in Beziehung auf einander. Auch von dem Un- ähnlichen gilt dasselbe und von der Bewegung und der Ruhe, von dem Entstehen und Vergehen, ja von dem Sein selbst und dem Nichtsein. Und mit einem Worte, was du auch zugrunde legst, es als seiend und nicht seiend oder was sonst davon annehmend, davon mußt du sehen, was sich jedesmal ergibt für das

Gesetzte selbst und für jedes andere Einzelne, was du herausnehmen willst, sowohl für Mehreres als auch für Alles insgesamt ebenso. Ebenso auch, was sich für das Übrige ergibt, an sich und in Beziehung auf je - des Einzelne, was du jedesmal herausheben willst, du magst nun das, wovon du ausgingst, als seiend vor - aussetzen oder als nichtseiend, wenn du vollkommen geübt auch die Wahrheit gründlich durchschauen willst.“12

Parmenides führt diese Übung gewissenhaft durch. Jedoch scheinen die Auflösungen der Übung zu keinem festen Ergebnis zu kommen. Man ist, wie bereits in „Der Fremde aus Elea“ beschrieben, nicht fähig der Aporie zu entkommen.

Im Folgenden soll gezeigt werden, dass dieselbe Übung auch im Dialog Sophistes vollzogen wird.

3.2) Im Dialog Sophistes

3.2.1) Das Nichtseiende ist

Da die Natur des Sophisten herausgefunden werden soll, welche sich in den Trugbildern ver- steckt, erklärt der Fremde, welche Probleme sich ergeben, wenn das Nichtseiende ist.13 Dabei verweist er darauf, dass er dem Parmenides widersprechen würde, weil dieser das Folgende gesagt haben soll:

„»Nimmer vermöchtest du ja zu verstehen«, sagt er, »Nichtseiendes seie, sondern von solcherlei Weg halt fern die erforschende Seele.«“14

Der Fremde behauptet, dass dem Nichtseienden kein Sein, eine Mehrheit und das Eins zukommen kann und, dass es somit weder gedacht noch geäußert werden kann. Allerdings verweist der Fremde, dass er zuvor noch von dem Nichtseienden gesprochen hat15 und, dass die Täuschung in einem gewissen Weise sein muss, da man von ihr redet, was das Nichtseiende in einer gewissen Art mit dem Sein verknüpft.16

3.2.2) Das Sein ist Vieles

Anhand des Beispiels von Warmen und Kalten erklärt der Fremde, dass das Sein vieles sein muss, da sowohl dem Warmen als auch dem Kalten Sein zukommt. Warmes und Kaltes je- doch zwei verschiedene Seinsweisen sind. Da das Sein aber Eins ist, tritt hier ein Widerspruch auf.17

[...]


1 Platon: Parmenides, 126 a ff..

2 Ebd., 127 c.

3 Ebd., f..

4 Ebd., e.

5 Ebd., 128 c, f..

6 Ebd., 126 c.

7 Platon: Sophistes, 216 a.

8 Ebd., 217 c.

9 Ebd..

10 Ebd., 236 c.

11 Platon: Parmenides, 135 e.

12 Ebd., 136 a,b.

13 Platon: Sophistes, 236 e.

14 Ebd., 237 a.

15 Ebd., 237 a, ff..

16 Ebd., 239 b, ff..

17 Ebd., 243 d, ff..

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Parallelen zwischen Platons "Parmenides" und dem "Sophistes"
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V365471
ISBN (eBook)
9783668451315
ISBN (Buch)
9783668451322
Dateigröße
572 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Platon, Sokrates, Parmenides Sophistes
Arbeit zitieren
Saskia Janina Neumann (Autor:in), 2017, Parallelen zwischen Platons "Parmenides" und dem "Sophistes", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365471

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