Das Nibelungenlied - Hagen und Siegfried


Seminararbeit, 2005

15 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsangabe

I Einleitung

II.1 Historischer Siegfried
II,2 Charakterisierung Siegfrieds

III,1 Historischer Hagen
III,2 Charakterisierung Hagens

IV Held, Ritter oder Verräter?

V Fazit

I Einleitung

Diese Arbeit behandelt die zwei Charaktere Hagen von Tronje und Siegfried von Xanthen im Nibelungenlied, und zwar im Besonderen ihren historischen, beziehungsweise mythischen, Ursprung, ihr Verhalten vor und nach dem Königinnenstreit und die Widersprüche, die in ihrem Handeln auftreten. Hierbei wird fast ausschließlich die Handschrift B berücksichtigt, wobei ältere, jüngere und auch nordische Fassungen der Sage gelegentlich zu Vergleichen und Einordnung des Sagenstoffes zur Rate gezogen werden. Besonders interessante Punkte, die hierbei behandelt werden sind: Warum hat Siegfried zwei verschiedene Jugenden? Ist Kriemhild die richtige Ehefrau, oder sollte diese eigentliche Brünhild sein? Ist Hagen Held oder Feigling? Ist er treuer Vasall oder Verräter? Welche Motive können den Dichter zur Ausformung der Charaktere bewegt haben? Was ist ein Held im Gegensatz zu einem Ritter? Diese Fragen werden in den folgenden Seiten so vollständig wie es in dem kurzen Umfang möglich ist, beantwortet.

II,1 Historischer Siegfried

In der Forschung hat man sich intensiv damit beschäftigt, den Ursprung Siegfrieds zu finden. Die Beantwortung dieser Frage ist nicht ganz einfach, besonders, wenn man bedenkt, wie alt der Sagenstoff eigentlich ist und wie lange er nur mündlich weitergereicht worden ist und somit auch vielen Änderungen unterlag, die auch durch dichterische Freiheit und Sympathien zu einzelnen Figuren durch die einzelnen Erzähler und später durch Dichter beeinflusst worden sind.

Es gibt zwei Hauptzweige, die näher untersucht wurden. Die einen Forscher sind Anhänger der Mythologieforschung. Laut Mone liege dem Nibelungenlied sogar „überhaupt keine Geschichte zugrunde, vielmehr sei die Grundlage <die alte teutsche Glaubenssage>, es sei seinem Ursprung nach ein heidnisch religiöses Werk“[1]

Im mythologisch begründeten Ansatz wird Siegfrieds Ursprung häufig in den nordischen Göttersagen als der Licht – oder Sonnengott Odin[2] oder dessen Sohn Baldr gesehen. Einige vermuten auch den Gott Freyr als den ursprünglichen Siegfried.[3] Auch der theoretische Ansatz einer naturmythologischen Herkunft wird untersucht, im welchem „Siegfried […] ein milder Naturgott [ist], der durch die erlegung des iötunn Fâfnir […] die schädliche wilde kraft des winters bricht und die schöne jahreszeit herbeiführt.“[4]

Sehr interessant ist auch Müllers Theorie der Gemination, „der mythischen Aufspaltung

e i n e s Wesens in zwei“[5] Damit ist gemeint, dass viele Figuren der Nibelungensage im Grunde genommen die jeweiligen Gegenstücke einer Person sind. Von der Hagen vermutet sogar, dass „Hagen, Siegfrieds <eigentlicher Feind und Mörder>, im Grunde auch Siegfried selber sei.“[6] Sie sind also zwei Seiten derselben Figur, wobei „Siegfried und Hagen, das Licht und die Finsternis und damit, in der menschlichen Welt der hochmittelalterlichen Dichtung, zugleich das Gute und das Böse verkörpern.“[7]

Auch die Verschmelzung von Mythen wird von einigen Forschern vermutet. So glaubt Muth, dass Siegfried eine Mischung aus den beiden nordischen Göttern Freyr und Baldr sein muss, „Da die Siegfriedsage wesentliche Elemente enthält, die nicht allein aus dem Mythos von Baldr […] und auch nicht allein aus dem von Freyr […] erklärt werden können.“[8] Theorien gibt es viele, aber eine Endlösung wurde noch nicht gefunden.

Nicht nur in der Mythologie wurde geforscht, es gibt auch viele Ansätze Siegfried historisch zu suchen. Auch hier findet man nicht den typischen Siegfried wieder. Eine lange Zeit war die Theorie sehr beliebt, Siegfried im merowingischen Königshaus zu vermuten. Hierbei wollen einige Forscher auf die Ermordung des ripuarischen Königs Sigibert verweisen.[9] Der klassische Philologe Göttling hat die Geschehnisse um Siegfried „als ein dichterisch umgeformtes Stück der merowinigschen Geschichte verstanden […] Göttling gibt eine gedrängte Darstellung der geschichtlichen Ereignisse um König Sigibert I. von Austrasien (361 – 575) und fügt dieser sogleich die Behauptung an:< Daß dies die Geschichte des Nibelungenliedes ist, sieht man beim ersten Anblick. Siegfried ist Siegbert>“[10].

Dies ist heute jedoch nicht mehr so zu sehen. Siegfried ist nicht eindeutig einer historischen Persönlichkeit zu zuordnen. Die Theorien sind vielfältig, und ebenso, wie schon bei den Vertretern der Mystiker, gibt es auch hier Philologen, die der Ansicht sind, „Siegfried sei aus vier bis fünf Sigiberten verschmolzen.“[11]

Rückert geht beispielsweise davon aus, dass durch eine Verwechslung die „beiden gleichnamigen austrasischen und ripuarischen Könige in der Gestalt Siegfrieds“[12] verschmolzen sind. Beide zeigen Parallelen zu Siegfried, jedoch erfolgt keine vollständige Deckung mit dem Charakter, der einen eindeutigen Ursprung beweisen würde. Die Verwechslung und Verschmelzung der oben genannten Könige würden auch die Verwirrung um Brünhilds Beziehung zu Siegfried ansatzweise erklären. Lange Zeit hatte man nämlich vermutet, dass Brünhild ursprünglich Siegfrieds Frau gewesen war, und deshalb so frostig in der Brautwerbeszene darauf reagiert hat, dass Siegfried nicht um sie werben wollte, denn in der nordischen Thidreksaga war dies der Fall, dass Siegfried und Brunhild sich verlobt hatten, Siegfried dann aber Kriemhild geheiratet hat.

[...]


[1] Zitiert nach: Hoffmann – Das Siegfriedbild in der Forschung, S. 5

[2] Vgl. Hoffmann – ebd.

[3] vgl. Ehrismann S. 55 „Siegfried als Balder, Freyr oder Odin...“

[4] Zitiert nach: Hoffmann, S. 12

[5] Hoffman : S. 13

[6] Hoffmann, S. 9

[7] Hoffmann, S. 14

[8] Hoffmann S. 16

[9] vgl. Hoffmann, S.20

[10] zitiert nach: Hoffmann, ebd. , es folgt eine kurze Schilderung des Geschehens um Sigibert, seinen Bruder Chilperich, Brunhild und Fredegund.

[11] Hoffmann, S. 23

[12] Hoffmann, S. 24

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Nibelungenlied - Hagen und Siegfried
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Proseminar
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
15
Katalognummer
V36244
ISBN (eBook)
9783638359177
Dateigröße
626 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nibelungenlied, Hagen, Siegfried, Proseminar
Arbeit zitieren
Eva Oltmann (Autor:in), 2005, Das Nibelungenlied - Hagen und Siegfried, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36244

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