Der Selbstmord von Emile Durkheim


Hausarbeit, 1999

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergrund der Entstehung von „Der Selbstmord“

3. Erkenntnisinteresse Durkheims am Selbstmord

4. Inhalt des Werkes
4.1 Beispiel: Einfluß der Bildung auf die Selbstmordrate
4.2 Die Wichtigkeit der Empirie in Durkheims Werk
4.3 Die Wichtigkeit der Typenbildung – 3 Grundformen des Selbstmords
4.4 Der Einfluß von Gesellschaft und Kollektivneigung auf die Selbstmordrate

5 Kritik

6 Schlußbemerkung

7 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit werde ich mich ausführlich mit dem Werk Emil Durkheims „ Der Selbstmord“ befassen. Bevor ich einige Daten zu Durkheims Biographie nenne, möchte ich kurz darstellen, wie sich diese Arbeit aufgliedert. Ganz am Anfang möchte ich darauf eingehen, in welchem historischen Kontext dieses Werk entstand. Ich werde also auf die gesellschaftliche und geschichtliche Situation im späten 19. Jh. Eingehen, die maßgeblichen Eindruck auf Durkheim hatte, wie ich noch zeigen will. Nach dieser Einführung werde ich auf das Werk selber zu sprechen kommen. Da das Buch relativ umfangreich ist, werde ich mich bei Beispielen auf einige beschränken, die ich dann näher ausführe. Dieses Auslassen von Beispielen und das beschränken auf einige wenige ist aber weniger „ schlimm“, da die Vorgehensweise Durkheims bei seinen Untersuchungen grundsätzlich dieselbe ist. Darauf werde ich aber später noch zu sprechen kommen. Danach werden wichtige Begriffe wie Empirie, Kollektivneigung oder Typenbildung im Mittelpunkt meiner Darstellungen stehen. Gegen Ende meiner Arbeit stehen die Folgen im Mittelpunkt, die Durkheims Werke, vor allem „ le Suicide“, noch heute in der Wissenschaft vor allem der Soziologie und der Psychologie hinterlassen haben. Natürlich war die Art und Weise wie Durkheim arbeitete, vor allem sein Schwerpunkt auf die Empirie nicht unumstritten, so das am Ende einige Kritiker zu Wort kommen werden.

Geboren wurde Durkheim am 15. April 1858 in Epinal, welches im Elsass liegt, als Sohn eines Rabbiners. Zunächst wird er Professor in Bordeaux. Von 1902 an lehrt er dann bis an sein Lebensende an der Sorbonne in Paris. Über den Menschen Durkheim ist eigentlich nicht viel zu sagen, bemerkt Rene König. „ Mehr ist von ihm eigentlich nicht zu sagen. Andererseits berichten alle seine Schüler von der faszinierenden Anziehungskraft, die von ihm ausstrahlte.“[1] In ganz wenigen seiner Werke spricht wirklich der Mensch Durkheim zu uns, eines dieser Werke ist „ Der Selbstmord“.

Typisch für seine Schreibweise ist das verzichten auf literarische Mystifikationen und romantische Ironie, für ihn sind diese beiden Dinge Symptome eines gestörten Wirklichkeitsbezugs. Seine Aufgabe als Wissenschaftler erschien ihm auch niemals als Luxus der modernen Zivilisation, sondern als eine moralische Verpflichtung und Aufgabe die bestimmt wurde durch den Willen zur Neuordnung Frankreichs in der dritten Republik beizutragen.[2] Grundsätzlich gesehen ist Durkheim kein einfacher Charakter. Er ist kein Gefühlsmensch, aber auch nicht nur ein Verstandesmensch. Er ist Theoretiker und Politiker zugleich.

2. Hintergrund der Entstehung von „ Der Selbstmord“

„ Le Suicide“ erschien 1897. Das Krisenbewußtsein, daß Durkheims Werk von der ersten bis zur letzten Seite durchzieht ist um die Jahrhundertwende keineswegs eine Besonderheit des Autors. Die seit 3 Jahrzehnten andauernden Krisen der kapitalistisch organisierten Wirtschaft und das Aufleben der Arbeiterbewegung, haben den Fortschrittsoptimismus der Bürger des 19 Jh. umschlagen lassen in eine depressive Grundstimmung. „ Kulturpessimismus, Klagen über die Unersättlichkeit der Massen und über den Verfall der bisher schützenden Institutionen, Dekadenztheorien und Flucht in den Nihilismus und „machtgeschützte Innerlichkeit“ beherrschen die literarischen, wissenschaftlichen und politischen Äußerungen der Bürger ...“[3] Die Frage die sich stellt ist, wie sich die Wissenschaftler, die sich mit dem Handeln des Menschen befassen, sich in dieser Zeit orientieren. Wie teilt sich ihnen die Ausweglosigkeit mit und wie interpretiert man diese? Sollte es ihre Aufgabe sein neue Sicherheiten zu suchen oder nur die gegenwärtigen Probleme darzustellen? Kritik richten die Wissenschaftler jetzt auch gegen die damalige gegenwärtige Psychologie, die man als „individualpsychologischen Atomismus“[4] abtut. Den Ausweg aus der Krise sucht man in zwei Richtungen. Die erste Richtung betrifft die Methodisierung. Hier wird die Realität des menschlichen Handelns in einzelne Segmente zerlegt. Diese Segmente werden einzeln methodisch definiert und so widerspruchsfrei gemacht. So dachte man, wird das menschliche Handeln wieder überschaubar. Die zweite Richtung nahm die Krise Ende des 19 Jh. als normative Orientierungslosigkeit wahr und befasste sich mit der Wertorientierung menschlichen Handelns. „Wenn das Handeln des Menschen als orientierungs- und ausweglos erlebt wird, liegt die Versuchung nahe, ihnen Werte zuzuschreiben oder ihr Handeln zu typisieren und zu werten.“[5] Man versucht zu dieser Zeit gerade in der Psychologie alle möglichen Zustände oder Verhaltensweisen der Gesellschaft und der Menschen zu untersuchen und zu werten. So sind die gesellschaftlichen Zustände entweder krank oder gesund, soziales Verhalten normal oder abnormal. Alles sollte typisiert werden. Sogar die oberen Schichten wurden jetzt in die Untersuchungen der Psychiater mit einbezogen. Durch diese Untersuchungen wurden Zwänge, Phobien, sexuelle Perversion und Sucht wissenschaftlich und gesellschaftlich sichtbar. Hier setzte Durkheim an. Er versucht aber sein Werk nicht aus der Sicht eines Psychologen, sondern aus der des Soziologen zu schreiben, was ihm aber nicht immer möglich ist, da er im „Der Selbstmord“ z.B. beim Thema Nachahmung sich nicht von der Psychologie lösen kann.

3. Erkenntnisinteresse Durkheims am Selbstmord

Das Thema des Selbstmordes ist für Durkheim in seinem Werk nur das symptomatische Thema. Das eigentliche Erkenntnisinteresse liegt für ihn bei der Gesellschaft auf der einen und der Soziologie als Wissenschaft auf der anderen Seite. Die Voraussetzung die für ihn feststeht ist, dass die Gesellschaft in einer Orientierungskrise steckt. Diese Orientierungskrise hat bei ihm den Begriff des Kollektivbewußtseins und dieses Bewußtsein verfällt. Die Gesellschaft wird von ihm als Organismus oder „sozialer Körper“ bezeichnet. Und den Verfall von diesem bezeichnet er als „psychologisches Elend des sozialen Körpers“. In seinem Werk versucht er nun darüber Kenntnisse zu gewinnen, welche Gründe genau diesen Verfall hervorrufen und was es für Möglichkeiten gibt den Gesellschaftsverfall aufzuhalten. Bei allen seinen Untersuchungen versucht Durkheim die sozialen Tatsachen heraus zu analysieren. Diese üben seiner Meinung nach nicht zu viel, sondern zu wenig Zwang auf die Gesellschaft aus. Sie sind zu offen und durchlässig geworden für die triebhafte Natur des Menschen. Die Gesellschaft ist für Durkheim Ursprung und Ziel menschlichen Lebens, sie ist dem Individuum immer überlegen. Das zweite große Interesse was Durkheim in seinem Werk verfolgt, betrifft die Eigenständigkeit seiner Wissenschaft, der Soziologie. „Der Leser kann bei der Lektüre des ersten Buches des Werkes verfolgen, wie Durkheim durch Ausschluß anderer Möglichkeiten die Wahrnehmung zunehmend auf den spezifischen Gegenstand seiner Wissenschaft, die sozialen Tatsachen, einengt.“[6] Diese Einengung soll Sicherheit und Unangreifbarkeit garantieren. Bei den Faktoren der äußeren Natur gelingt ihm diese Grenzziehung auch. Schwierig hingegen wird es, als er zum Thema Nachahmung kommt. Hier ist es für ihn nicht leicht sich von der Psychologie abzugrenzen, zumal er sich gelegentlich als Sozialpsychologen bezeichnet. Grundsätzlich gesagt will Durkheim durch das herausfiltern der sozialen Tatsachen Gründe für das erkranken der Gesellschaft finden. Der beste Ansatz für seine Untersuchungen ist für ihn der Selbstmord in welchem er das Ergebnis der kranken Gesellschaft sieht. Durch das umfassende Untersuchen des Phänomens Selbstmord glaubt er den Gründen für die kranke Gesellschaft auf die Spur zu kommen.

[...]


[1] König, Rene, Emile Durkheim zur Diskussion, Carl Hanser Verlag 1978, Seite 117

[2] König, Rene, Emile Durkheim zur Diskussion, Carl Hanser Verlag 1978, Seite 120

[3] Durkheim, Emile, Der Selbstmord, Hermann Luchterhand Verlag GmbH 1973, Vorwort K. Dörner , Seite 11

4 Durkheim, Emile, Der Selbstmord, Hermann Luchterhand Verlag GmbH 1973, Vorwort K. Dörner , Seite 12

[5] Durkheim, Emile, Der Selbstmord, Hermann Luchterhand Verlag GmbH 1973, Vorwort K. Dörner , Seite 12

[6] Durkheim, Emile, Der Selbstmord, Hermann Luchterhand Verlag GmbH 1973, Vorwort K. Dörner , Seite 14

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Selbstmord von Emile Durkheim
Hochschule
Universität Bayreuth
Veranstaltung
Geschichte der sozialen, politischen und ökonomischen Ordnungsideen II
Note
2,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
13
Katalognummer
V35912
ISBN (eBook)
9783638356909
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Selbstmord, Emile, Durkheim, Geschichte, Ordnungsideen
Arbeit zitieren
Kay Pilkenroth (Autor:in), 1999, Der Selbstmord von Emile Durkheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35912

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