Das Kochrezept als Textprozedur. Begriff, Aufbau und Beispiele


Hausarbeit (Hauptseminar), 2015

17 Seiten, Note: 3,0


Leseprobe


Gliederung:

1. Textsorten
1.1 Allgemeine Begriffsbestimmung
1.2 Abgrenzung des Gegenstandsbereiches „Kochrezept/Anleitung“

2. Schreibprozess
2.1 Das Instruktion

3. Aufbau eines Kochrezepts
3.1 Der Aufbau
3.2 Textprozeduren
3.2.1 Text- und Satzlänge
3.2.2 Syntax
3.2.3 Fachsprache
3.2.4

4. Die Lernaufgabe

5. Anhang

6. Literaturverzeichnis

7. Erklärung

1. Textsorten

1.1 Allgemeine Begriffsbestimmung

Allgemein betrachtet haben sich die verschiedenen Textsorten der heutigen Zeit im Laufe der Jahre gewandelt. Dieser Textsortenwandel stehen auch in einer engen Verbindung mit diversen Veränderungen im soziologischen Bereich.[1] Das Problem, welches sich beim Versuch den Begriff „Textsorte“ zu definieren, ergibt, rührt davon, dass dieser sowohl im wissenschaftlichen Sprachgebrauch, als auch in der alltäglichen Sprachwelt benutzt wird. Der Begriff findet Verwendung um Textsorten zu kennzeichnen und um sich besser in der Textsortenvielfalt orientieren zu können. Somit kann man sagen, dass sie eine Art Alltagsphänomen darstellen und sollte als etwas Besonderes, Nützliches und Selbstverständliches angesehen werden.[2] Eine Definition von Frohnes besagt, dass eine Textsorte eine Gruppe gesellschaftlicher und historischer Texte sei, die auf den Kommunikationsbereich, die Kommunikationsgegenstände und die Form der Kommunikation beziehen.[3]

1.2 Abgrenzung des Gegenstandsbereiches „Kochrezept“

In dieser Arbeit soll näher auf Kochrezepte bzw. Kochanleitungen eingegangen werden. Hierzu bedarf es zunächst einer Abgrenzung und einer Zuordnung zu einer Textsorte.

Im Alltag liest man oft verschiedene Kochrezepte, welche heutzutage auch in den neuen ´ Medien, wie zum Beispiel dem Internet, gut vertreten sind. Wenn man genauer darüber nachdenkt, kann man zu dem Entschluss kommen, ein Kochrezept könnte eine Art Gebrauchsanleitung sein. Es wird vermittelt, wie, mit welchen Hilfsmitteln oder auf welche Art ein Ziel, beispielsweise ein fertiger Kuchen, erfolgreich erlangt werden kann. Um sicherzustellen, dass dies ein richtiger Ansatzpunkt ist, bedarf es einer genaueren Bestimmung des Begriffs „Gebrauchsanleitung“. Auch hier stößt man wiederum auf ein Problem. Denn es werden Texte, die ganz klar eine Anweisung zu einem bestimmten Gebrauch darstellen, nicht explizit als solche bezeichnet. Dagegen werden Texte, die etwas anderes verkörpern, also solche bezeichnet. Bei Bezeichnungen, wie zum Beispiel „Zubereitung schwarzer Tee“, ist klar, welche Absicht der Text verfolgt. Nimmt man eine „Pflegeanweisung“ oder eine „Behandlungsanweisung“ als Beispiel, ist es plötzlich nicht mehr leicht, eine genaue Aussage über den Inhalt und die wahrscheinliche Absicht des Textes zu treffen.[4] Durch Untersuchungen konnte man einen Unterschied zwischen der Verwendung des Begriffs Anleitung und Anwendung herausstellen. Es wird gesagt, dass Handlungen mit Instrumenten und Maschinen als „Anleitung“ beschrieben werden, wohingegen, Texte für elektrische Geräte als „Anweisung“ betitelt werden.[5]

Beschäftigt man sich mit Texten, welche realitätsnah sind, erkennt man, dass Gebrauchsanweisungen nicht nur im Zusammenhang mit technischen Produkten stehen. Dörte Gebert beispielsweise nimmt ebenso Tastenbeschriftungen, Hinweisbeschilderungen oder aber auch Kochbücher mit in diese Kategorie auf. Ihr Hauptargument ist es, dass eine Anleitung dazu verhilft, den Nutzen oder die Leistung aus dem Produkt zu erhalten.[6] Eine annähernd gleiche Definition der Gebrauchsanweisung hat auch die Linguistin Cornelia Hensel entworfen. Ihr wichtigstes Argument ist es aber das gemeinsame Auftreten mit dem Produkt.[7]

Zusammenfassend lassen sich zwar Unterschiede im Alltagsgebrauch und der Gebrauchsanweisung finden, zieht aber einmal eine Waschanleitung als Beispiel heran, so wird zwar beschrieben, wie man ein Kleidungsstück wäscht, aber es wird nicht vorgegeben, wie man es benutzen kann. Es fehlen also wesenhafte Kriterien des Textes, was zu eine, großen Problem führt.[8] Daher versucht sie mithilfe von Kochanleitungen, die sich auf ein Produkt beziehen eine Zugehörigkeit zu Texten zu erlangen. Unterschieden wird hier nach dem Inhalt, nämlich, dass eine Kochanleitung alle einzelnen Handlungsschritte aufzeigt, bis zur Fertigstellung des Produkts, wohingegen das Kochrezept lediglich die Verwendungsbedingungen aufzeigt.[9] Genauer bedeutet dies, dass Kochanweisungen den Verarbeitungsprozess anhand des Textes aufzeigen und man bei einem Rezept, diesen Text erst einmal beschaffen muss.

Dadurch kann definitiv nicht gesagt werden, dass Kochanleitungen in eine Kategorie mit Gebrauchsanleitungen fallen dürfen, getrennt können sie aber auch nicht behandelt werden.[10]

2. Der Schreibprozess

2.1 Die Instruktion

Gebrauchsanweisungen, Kochanleitungen und viele mehr werden in der deutschen Fachsprache zur Gruppe der „Instruktion“ gezählt.[11] Der Schreibprozess der hier vor sich geht wird als „instruieren“ bezeichnet. Viele Linguisten sprechen von einem instruktiven Text mit einer deskriptiven Themenfaltung.[12] In diesem Vorgang spielen sich zwei den Verkauf bestimmende Funktionen ab. Zum einen soll der Handelnde dazu veranlasst werden, eine Handlung auszuführen. Dies wird mit dem Fachbegriff „Appellfunktion“ bezeichnet. Zum anderen soll er über die einzelnen Handlungsschritte, sowie die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten aufgeklärt und informiert werden. Der Überbegriff hierzu lautet „Informations- und Darstellungsfunktion. Hierbei ist es bedeutsam, dass beide Faktoren miteinander einhergehen und niemals getrennt voneinander zu einem Erfolg führen können.[13]

Bei der Aufgabe eine Instruktion, also eine Anweisung oder Anleitung, zu erstellen, ergeben sich für den Anweisenden einige wichtige Anforderungen. Um dies anschaulich darstellen zu können, soll als Beispiel das Backen eines Kuchens herangezogen werden.

Zentral ist natürlich, den Adressaten in kleinen Schritten nach und nach an das Ziel seiner Handlung zu bringen. Im gewählten Beispiel ist das, dass der Rezipient am Ende einen fertigen, essbaren Kuchen zubereitet hat.

Des Weiteren hat der Instruierende die Aufgabe, aus vielen Informationen, die Bedeutenden für den jeweiligen Prozess herauszufiltern und nur diese dem Empfänger aufzulisten. In diesem Fall bedeutet dies, sich nur auf die wesentlichen Arbeitsschritte zu konzentrieren.

Ein weiterer Punkt, der sich durch den Vorhergegangen Schritt ergibt ist, dass die einzelnen Schritte gut von einander isoliert, geordnet, beschrieben und dann miteinander verknüpft werden müssen.

Wenn man also eine Anweisung zu einem Kuchen verfassen möchte, ist es wichtig, die einzelnen Schritte von einander zu isolieren, sodass es für den Ausführenden klar und deutlich wird, was zu tun ist.

Ein sehr wichtiger Aspekt ist auch, dass die Informationen so übermittelt werden, dass sie raum- und zeitunabhängig durchführbar sind.[14]

Hinzu kommt, dass für den erfolgreichen Prozess einer Instruktion bestimmte Schreibfähigkeiten von großer Bedeutung sind. Diese drei wichtigen Punkte sollen im Folgenden genauer beschrieben werden.

Kommen wir zunächst zur Fähigkeit des Perspektivenwechsels. Hier kommt es vor allem darauf an, fremde Perspektiven übernehmen zu können. Man unterscheidet hier zwei Arten von Schreibern, zum einen den Schreibexperten, der die Bedürfnisse des Lesers berücksichtigt und den Grund, weshalb der Rezipient die Instruktion benötigt, im Auge behält. Zum anderen gibt es den Schreibnovizen, der nur sein eigenes Wissen und durch seine eigenen Erfahrungen, die Interessen des Adressaten zu vergessen scheint.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die soziale Kognition. Diese Fähigkeit ist Voraussetzung für den Perspektivenwechsel, der oben stehend beschrieben wurde. Denn das Individuum muss sich als Teil der Gesellschaft sehen und verstehen um das Potenzial erkennen zu können, dass es soziale Interaktionen aktiv mitgestalten soll. Ohne soziale Kognition, ist es nicht möglich die Bedürfnisse des Adressaten gedanklich vorwegzunehmen und den Text an diesen so anzupassen.

Ein dritter Aspekt ist die Kontextualisierungskompetenz. Der Instruierende besitzt die Fähigkeit von seinem Eigenwissen zu einem Thema so viel Abstand zu gewinnen, dass die Handlung sowohl zeitlich als auch räumlich unabhängig durchgeführt werden kann. Er muss sich in die Lage des Empfängers so hineinversetzen, als hätte er noch kein Kontextwissen dazu. Dadurch kann eine gute Instruktion gelingen.[15]

3. Aufbau einer Kochanleitung/ eines Kochrezeptes

3.1 Der Aufbau

Diese Textsorte gilt als eine der komplexesten Formen unter ihnen. Wenn man sich über Kochrezepte unterhält, Gedanken macht oder gar anhand eines solchen eine Mahlzeit zu bereiten versucht, klingt anfangs alles sehr einfach. Doch immer wieder stößt man an Probleme, Missverständnisse treten auf, was sich auch oft in einer misslingenden Handlung widerspiegeln kann.[16]

Die Anleitung ist ja meist nur ein Teil eines ganzen Kochbuches. Und das Kochen ist eine schwierige Handlung, die den Prozess des Verstehens voraussetzt. Sie können unterschiedliche Informationen enthalten, wie zum Beispiel, Hintergrundinformationen oder Einkaufstipps. Jedoch werden alle diese Inhalte sprachliche übermittelt. Folgende Kategorien können sich daraus ergeben: Zutatenlisten, Handlungsanweisungen, narrative Elemente, Bildstrecken-Kommentare, Register, Kategorien und Ähnliche.

Dennoch kann meine grobe Einteilung eines Kochrezepts feststellen. Im ersten Teil werden natürlich die benötigten Zutaten aufgelistet. Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen, um überhaupt beginnen zu können.

Im zweiten Teil werden dann die einzelnen Handlungsschritte nach und nach beschrieben. Der Empfänger soll hier in kleinsten Schritten an sein Ziel herangeführt werden.

Ein dritter Punkt, der auch meistens am Ende aufgezählt wird, sind Sekundarinformationen. Diese können Zubereitungszeit, Kalorienangaben oder saisonale Hinweise.[17]

3.2 Textprozeduren

3.2.1 Text- und Satzlänge

Im Hinblick auf die Text- und Satzlängen lassen sich deutliche Kennzeichen feststellen. Die Länge des Textes ist zunehmend interessant, da sie Auskunft über die Komplexität des Produktes oder der Aufgabe geben kann.[18]

Was jedoch über die Jahre hinweg klar zu erkennen ist, dass die Länge stetig steigt. Durch die wachsende Kompliziertheit von Arbeitsschritten und Produkten, müssen Verfasser einen höheren Aufwand für die Beschreibung und Erklärung betreiben. Die jeweiligen Bedienungsfunktionen müssen dem Empfänger auf eine einfache Weise und vor allem in verständlicher Sprache nahegebracht werden.[19] Bei einem Kochrezept, welches Schüler beispielsweise schreiben sollen, bedeutet dies, dass sie dazu aufgefordert sind, dieses so detailliert mit einfacher Sprache so zu formulieren, dass ihre Mitschüler in der Lage wären, die Handlung einfach durch zu führen. Selbst bei der Verwendung von Fachbegriffen, müssen diese dem Adressaten so genau erläutert werden, dass diese keine Probleme darstellen.

Was festgestellt werden kann ist, dass während die Textlänge weiter steigt, die Satzlänge sich nach und nach verringert. Die Ursache hierfür ist nicht ganz klar zu definieren. Einerseits könnte es an der dauerhaften Rezeption von Verbesserungsvorschlägen liegen, andererseits aber auch durch die allgemeinen Sprachveränderungen in der deutschen Sprache.[20]

3.2.2 Die Syntax

Auffallend ist beim durchforsten von Anleitungen und Rezepten, das immer wieder auftretende Vorgangspassiv. Dieses bringt mehrere Vorteile mit sich, welche im Folgenden aufgelistet werden sollen.

[...]


[1] Vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.9

[2] Vgl. Adamzik, Kirsten; „Textsorten Reflexion und Analysen“, S.9

[3] Vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchseinleitungen“, S.18

[4] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.19

[5] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.20

[6] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.20

[7] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.21

[8] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.22

[9] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.23

[10] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.23ff

[11] vgl. Ulrich, Winfried; „Deutschunterricht in Theorie und Praxis“, S. 271

[12] vgl. vgl. Cölften, Hermann; „Vom Kochrezept zur Kochanleitung“, S. 85

[13] vgl. Ulrich, Winfried; „Deutschunterricht in Theorie und Praxis“, S. 271

[14] Ulrich, Winfried; „Deutschunterricht in Theorie und Praxis“, S. 271

[15] Ulrich, Winfried; „Deutschunterricht in Theorie und Praxis“, S. 272

[16] vgl. Cölften, Hermann; „Vom Kochrezept zur Kochanleitung“, S. 86

[17] vgl. Cölften, Hermann; „Vom Kochrezept zur Kochanleitung“, S. 88

[18] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.188

[19] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.191

[20] vgl. Nickl, Markus; „Gebrauchsanleitungen“, S.192

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Kochrezept als Textprozedur. Begriff, Aufbau und Beispiele
Hochschule
Universität Regensburg
Note
3,0
Autor
Jahr
2015
Seiten
17
Katalognummer
V358983
ISBN (eBook)
9783668448773
ISBN (Buch)
9783668448780
Dateigröße
861 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
kochrezept, textprozedur, begriff, aufbau, beispiele
Arbeit zitieren
Peter Rackl (Autor:in), 2015, Das Kochrezept als Textprozedur. Begriff, Aufbau und Beispiele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358983

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