Evaluierung der Einsatzpotentiale und Beurteilung der Marktchancen der Connected-Car-Technologie


Masterarbeit, 2015

103 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Vorgehensweise

2 Connected-Car
2.1 Definition
2.2 Nachfrage und Angebot
2.3 Entwicklungsstand und Trends
2.4 IT- und TK- Perspektive
2.4.1 Architektur
2.4.2 Ökosysteme
2.5 Geschäftsmodelle

3 Vom Sensor zum Connected-Car Service
3.1 Einführung
3.2 HERE Predictive Traffic
3.3 Big Data als Erfolgsfaktor
3.3.1 Cape to Cape Challenge 2014
3.3.2 Big Data - Big Business
3.3.3 Connected-Car
3.3.4 Die Chance auf Diversifikation
3.4 Big Data Analytics
3.5 Vorstellung einer IT-Plattform für HERE Predictive Traffic Services

4 Umfrage zur Identifikation von Interesse und Nutzungsgrad an Connected-Car
4.1 Untersuchungsziel, -design und -art
4.1.1 Evaluierung der Einsatzpotentiale und Beurteilung der Marktchancen
4.1.2 Marktanalyse in Bezug auf die Einsatzpotentiale und Wachstumschancen
4.2 Untersuchungsergebnisse
4.2.1 Partizipation an der Onlineumfrage
4.2.2 Charakteristiken des Teilnehmerkreises
4.2.3 Betrachtung der Connected-Car Integration heutiger Kraftfahrzeuge
4.2.4 Abfragen von Teilnehmerwissen rund um Connected-Car
4.2.5 Interesse und Nutzungsgrad folgender Connected-Car Services
4.2.5.1 Infotainment / Entertainment Services
4.2.5.2 Convenience Services
4.2.5.3 Navigation Services
4.2.5.4 Security / Emergency Services
4.2.5.5 Smart-Home Services
4.2.6 Interesse der Konsumenten an folgenden Bezahlmodellen
4.2.7 Gewichtung von Connected-Car beim nächsten Autokauf im Vergleich
4.2.8 Marktanalyse
4.2.8.1 Marktpotential von Connected-Car Services weltweit
4.2.8.2 Marktdurchdringung von Connected-Car Services weltweit
4.2.8.3 Marktdurchdringung von Connected-Car Services je nach Preismodell
4.2.8.4 Überblick der innovativsten Automobilhersteller

5 Fazit

6 Glossar / Register

7 Anhang

8 Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Connected-Car zur Außenwelt

Abbildung 2: Frage zum Besitz eines eigenen Smartphones

Abbildung 3: Connected-Car Services mit hoher Nachfrage

Abbildung 4: Schematischer Aufbau einer Connected-Car Plattform

Abbildung 5: Funktechnik und Anwendungsmöglichkeiten

Abbildung 6:Geschäftspotentiale im Privat- und Geschäftskundenkontext

Abbildung 7: Skizze der verbauten Systeme im VW Touareg

Abbildung 8: Analytics Methoden im Überblick und Aufbau

Abbildung 9: Big Data Wertschöpfungskette

Abbildung 10: Persönliche Angaben - Allgemein

Abbildung 11: Persönliche Angaben - Einkommen

Abbildung 12: Betrachtung der Connected-Car Integration heutiger Kraftfahrzeuge

Abbildung 13: Verbraucherbewertung der einzelnen Connected-Car Technologien

Abbildung 14: Abfrage von Teilnehmerwissen zu Connected-Car Technologien

Abbildung 15: Interesse und Nutzungsgrad an Infotainment / Entertainment Services

Abbildung 16: Interesse und Nutzungsgrad an Services aus Kinder- und Fahrgastsicht

Abbildung 17: Interesse und Nutzungsgrad an Convenience Services

Abbildung 18: Interesse und Nutzungsgrad an Navigation Services

Abbildung 19: Interesse und Nutzungsgrad an Security / Emergency Services

Abbildung 20: Interesse und Nutzungsgrad an Smart-Home Services

Abbildung 21: Interesse der Konsumenten an folgenden Bezahlmodellen

Abbildung 22: Connected-Car Gewichtung beim nächsten Autokauf im Vergleich

Abbildung 23: Weltweites Marktpotential von Connected-Car Services in 2016 und 2021

Abbildung 24: Anteil der Nutzer von Connected-Car Services nach Ländern

Abbildung 25: Innovativste börsennotierte Unternehmen der deutschen Automobilindustrie..

Abbildung 26: Globaler Umsatz mit internetbasierten Kommunikationsdiensten

Abbildung 27: Digitale Geschäftspotenziale der weltweiten Automobilindustrie

Abbildung 28: Innovativste Automobilhersteller - Fahrassistenzsysteme

Abbildung 29: Innovativste Automobilhersteller - Kommunikations- und IT-Systeme

Abbildung 30: Bereitschaft zum Markenwechsel durch Connected-Car Funktionalität

Abbildung 31: Relevanz von Connected-Car beim nächsten Autokauf

Abbildung 32: Regelmäßige Gebührenentrichtung durch Connected-Car Nutzung

Abbildung 33: Connected-Car Nutzungsgrad zu Entertainment Services

Abbildung 34: Connected-Car Nutzungsgrad zu Navigation Services

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Ist man cool, wenn das eigene Auto über < Connected-Car> Services verfügt, oder hat die Automobilindustrie eine Marktlücke erkannt, die Milliardenerlöse1 in Aussicht stellt?

Der Konsumverhalten von heute hat sich grundlegend verändert, was auf den technologischen Fortschritt und dem überall zur Verfügung stehenden Internetzugang zurückführt. Als Beispiel sind die starke Verbreitung von Smartphones und die Breitbandverbindungen von mobilen Netzwerken anzuführen. Anfang 2015 besaßen bereits 45,6 Mio. Deutsche ein Smartphone, das sind rund 56% aller Einwohner.2 In diesem Zusammenhang fällt in der Literatur der Begriff des Always-On-Konsumenten, der über sein Endgerät die Informationsfülle des Internets stets griffbereit haben, und immer und überall online sein möchte. Preisvergleiche im Internet und der Besuch sozialer Netzwerke sind nur ein Auszug zahlreicher Möglichkeiten.3

Dieser gesellschaftliche Wandel geht auch nicht am Automobil vorbei und so werden Fahrzeuge zunehmend Bestandteil der vernetzten Welt in Form eines Connected-Cars.4 Und so entwickeln, produzieren und vermarkten alle Automobilhersteller weltweit neue Funktionalitäten in ihren Autos, die über Schnittstellen einen Datenaustausch mit dem Smartphone oder Diensten über das Internet ermöglichen. Der Einzug des Internets in der Automobilität, eröffnet der Automobilbranche, Telekommunikationsanbietern aber auch Anbietern von Internetdiensten zahlreiche Möglichkeiten 5 , die zusammengefasst als Connected-Car Services bezeichnet werden.

Die Automobilindustrie braucht neue Opportunitäten, denn mit Ausnahme von Wachstum in aufstrebenden Märkten wie beispielsweise China, stagniert in Westeuropa der Absatz seit mehr als 10 Jahren.6 Dramatischer ist die Lage in Deutschland mit 3 Mio. jährlich verkauften PKW Neufahrzeugen seit 2000, welches einer 15 jährigen Stagnation entspricht.7

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht eine Bandbreite von Connected-Car Services für den Konsumenten und den Geschäftskundenbereich zur Verfügung, wobei der Durchbruch in

Deutschland in der Fläche durch unterschiedliche Faktoren gehemmt zu sein scheint.8 Nach Aussagen der großen Beratungshäuser, dessen Studien in die Ausarbeitung fließen, ist der Connected-Car Markt bereits heute durch enormes Wachstum und gigantischen Umsatzerlösen charakterisiert.9

Der Schwerpunkt meiner Ausarbeitung ist die Evaluierung der Einsatzpotentiale und die Beurteilung der Marktchancen der Connected-Car Technologien und Services. Hierzu wird eine Verbraucherumfrage angestoßen, in der die gegenwärtige Verbreitung von Connected- Car Technologie in Automobilen, der Nutzen und das künftige Interesse an unterschiedlichen Connected-Car Services oder auch, im Falle eines Autokaufs, die Wichtigkeit der Connected- Car Services im Vergleich zu anderen Fahrzeugmerkmalen gesehen werden. Aus den Antworten kann das Potential einzelner Bereiche abgeleitet und die Wachstumschancen beurteilt werden. Diese Ergebnisse werden im Anschluss mittels Marktanalyse mit externen Datenerhebungen ins Verhältnis gesetzt, um die Validität der erhobenen Ergebnisse darzustellen.

1.2 Zielsetzung

Der Leser erhält einen Einblick über die Verschmelzung des Automobils mit der digitalen Welt dank Connected-Car. In diesem Zusammenhang werden die Mobilitätswünsche der immer anspruchsvolleren Verbraucher sichtbar, die sie von der Nutzung ihrer Smartphones ableiten. Neben Entwicklungen und Trends zum vernetzten Automobil wird das Zusammenwirken der Connected-Car und Big Data Technologie, samt Analyseverfahren, als Voraussetzung für Connected-Car Services vorgestellt. Das Kernelement dieser Masterthesis ist, über eine Verbraucherumfrage das Interesse und den Nutzungsgrad unter Anderem von Connected-Car Services festzustellen, um daraus Einsatzpotentiale und Wachstumsaussichten abzuleiten. Die Ergebnisse werden mit externen Umfragen und Studien in Verbindung gebracht, um die eigenen Datenerhebungen zu verifizieren, und um eine Aussage über das Wachstum und Einsatzpotential der Connected-Car Technologie, zu treffen. Dieser Schritt in Form einer Marktanalyse, erfolgt im Anschluss an die Verbraucherauswertung.

1.3 Vorgehensweise

Der interessierte Leser wird im ersten Kapitel mit den Grundlagen der Connected-Car Technologie und den Services konfrontiert, um Wissen über das technische Zusammenspiel von Fahrzeug zur vernetzten Welt und einen Rundumblick über die bereits heute verfügbaren Services im Fahrzeug zu erhalten. Das zweite Kapitel wird die Verbindung von Connected-Car mit Big Data und Business Analytics aufzeigen und die Zusammenarbeit am Beispiel von HERE Predictive Traffic10, einem Connected-Car Service des Herstellers HERE, verdeutlichen.

Das dritte Kapitel umfasst die Vorstellung der Ergebnisse der Verbraucherumfrage und die daraus abgeleiteten künftigen Einsatzpotentiale und Wachstumschancen. Anschließend werden die Ergebnisse in eine Marktanalyse übertragen, um Aussagen über das Wachstum und Einsatzpotential von Connected-Car Services zu erhalten. Abschließend folgen das Fazit und ein Blick in die Zukunft.

Die Wörter mit der Schreibweise < Wort> in der Ausarbeitung, sind im Glossar auf der Seite 69 vermerkt. In verwendeten Studien ist die starke Abweichung von Einwohnerzahlen in Deutschland auffällig, daher wird die Zahl 81,2 Mio. Einwohner, Stand 31.12.2014, des statistischen Bundesamtes als Referenz herangezogen.11 Die Verbraucherumfrage stellt eine Primärerhebung dar, dessen Fragestellungen im Anhang von der Seite 72 bis 79 abgebildet sind und über das Onlineumfrageportal www.studentforschung.de12 umgesetzt und verteilt wurde.

2 Connected-Car

2.1 Definition

Das Connected-Car, auch bekannt unter < Das vernetzte Auto>, stellt einen Evolutionssprung für die Automobilindustrie dar, dessen Automobile durch Verwendung moderner IT Kommunikationsmittel zu einem Bestandteil in der globalvernetzten Welt werden.13 Trotz langjähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit fehlen einheitliche Standards und mit ihr konkrete Definitionen, welche den Umfang und ihre Grenzen aufzeigen.14 Nach Aussage der MBTech Consulting Group GmbH ermöglicht „Das vernetzte Fahrzeug [...] den Austausch von Daten zwischen Auto und seiner Umwelt über das Internet. Die Verbindung zum Internet wird durch eine fahrzeugeigene Sende- und Empfangseinheit oder über Drittsysteme (z. B. Smartphones) realisiert. Das Fahrzeug wird damit zu einem Kommunikationsknoten. So wird die Nutzung von Daten und Diensten im Fahrzeug mittels geeigneter Bedien- und Anzeigekonzepte ermöglicht.“15 Einer weiteren Definition zufolge wird der Schwerpunkt auf die Kommunikationswege zu ihrer Außenwelt gelegt und folgendermaßen beschrieben: “[…] the presence of devices in an automobile that connect the devices to other devices within the car/vehicles and or devices, networks and services outside the car.”16

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach:17

Abbildung 1: Connected-Car zur Außenwelt

In Abbildung 1 sind hierzu einige Szenarien aufgeführt, beginnend mit < Car-to-Car>, welches für den Informationsaustausch der Autos untereinander steht. Die übergreifende Kommunikation von Autos zum öffentlichen Straßenverkehr oder mit dem < Smart Home> eröffnet ebenfalls innovative Konzepte. In der Literatur stehen die Begriffe Vehicle-to-Vehicle, kurz V2V, sowie Vehicle-to-Infrastructure, kurz V2I, ebenfalls für die übergreifende Kommunikation.18

2.2 Nachfrage und Angebot

Das globale Marktpotenzial von Connected-Car Lösungen sowie integrierten Telematikprodukten wird dieser Quelle zufolge auf 20 Mrd. USD bis 2025 geschätzt.19 Jüngste Schätzungen von Strategy&20 stellen 123 Mrd. € Umsatz bereits in 2021 in Aussicht und übertrumpfen zuvor genannte Zahlen bei Weitem.21 Letzteres, die Telematik, ist ein Kompositum aus Telekommunikation und Informatik und beschreibt die Netzwerkfähigkeit der Fahrzeugkomponenten. Nach Juniper Research, wird die Automobilindustrie etwa 50 Mrd. USD bis 2018 in den Telematik-Bereich investieren.22 Das Auto wird zunehmend zu einem festen Bestandteil der Internetgemeinde. Beginnend mit < Notfall Tracking Systemen> und Remote Services, ist eine starke Innovationskraft in den V2V und V2I Technologien zu beobachten. Sowohl im Privatkunden als auch im Geschäftskundenbereich sind eine Vielzahl von Potenzialen und Mehrwerte generierbar. Angefangen von der Kommunikation der Autos untereinander bis hin zur Kommunikation mit der Infrastruktur zur Bereitstellung von Echtzeitdaten, um am Beispiel eines Transportes diesen sicherer, effizienter und kostenoptimiert auszuführen.23 Der Erfolg hängt maßgeblich von effektiven Partnerschaften zwischen Autoherstellern, Mobilfunkanbietern und IT Dienstleistungsunternehmen ab, um standardisierte Plattformen aus den zur Verfügung stehenden Technologien, z.B. < LTE>, < HTML5>, < Virtual Network> sowie < Cloud Computing>, aufzubauen.24

Zur Erlangung einer Aussagekraft über die Nachfrage und dem Angebot von Connected-Car Lösungen, ist zunächst die Frage nach der Erwartungshaltung heutiger Konsumenten nachzugehen, und daraus abgeleitet die Erwartung an heutige Kraftfahrzeuge. Diesem Anliegen ist Ernst & Young in ihrer Umfrage mit 2000 Volljährigen nachgegangen.25 In Bezug auf die Erwartungshaltung heutiger und künftiger Konsumenten werden die Kriterien:26 uneingeschränkte Mobilität, ständige Erreichbarkeit, Besitz eines Smartphones und das Surfverhalten befragt. Die Ergebnisse je Kriterium erfolgen dabei auf Basis der

Grundgesamtheit, die als Summenwert alle heutigen Verbraucher repräsentiert. Die Erreichung repräsentativer Aussagen über den Konsumenten der Zukunft wird erreicht, indem ausschließlich Antworten der Zielgruppe zwischen 18-35 Jahre in die Auswertung fließen. Während der Anspruch auf Mobilität zwischen der Gesamtheit und der jungen Generation sich im einstelligen Prozentbereich unterscheidet, ist ein großer Abstand beim Besitz eines Smartphones und die ständige Erreichbarkeit zu Gunsten der Zielgruppe ab 18 Jahre auszumachen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Abbildung nach: Ernst & Young (2012): S. 8. Abbildung 2: Frage zum Besitz eines eigenen Smartphones

Die höchste Diskrepanz besteht dabei zur Frage nach dem eigenen Smartphone. Wie der Abbildung 2 zu entnehmen, besitzt die Hälfte der heute bis 35 jährigen Befragten ein Smartphone, während ab dem 40. Lebensalter die Verbreitung auf ein Viertel und ab 66 Jahre die Verbreitung auf ein Zehntel einbricht.

Im weiteren Verlauf der Studie wird der Frage nach dem Bedürfnis eines eigenen Autos und die Nachfrage nach Connected-Car Services nachgegangen. Während das eigene Auto für durchschnittlich 68 Prozent über alle Altersgruppen hinweg als sehr wichtig empfunden wird, nimmt z.B. die integrierte Kommunikation als Ausstattungsmerkmal bei Smartphonebesitzern einen hohen Stellenwert ein.27 Dem Ergebnis nach besteht eine hohe Nachfrage nach Connected-Car Services, dessen Top fünf der Abbildung 3 entnehmbar sind. Auf die Frage zur Zahlungsbereitschaft für Zusatzdienste wird deutlich, dass ein Drittel aller Befragten nur im kostenfreien Fall diese in Anspruch nähmen. Die verbleibenden 70 Prozent der zahlungsbereiten Kundschaft präferieren dabei unterschiedliche Preismodelle wie <Flatrate>, monatliche Zahlung oder <Pay-per-Use>.28

Quelle: Eigene Abbildung nach: Ernst & Young (2012): S. 20. Abbildung 3: Connected-Car Services mit hoher Nachfrage

2.3 Entwicklungsstand und Trends

„Das vernetzte Auto ist eines der großen Themen in der Automobilbranche.“29 Wie die künftige Generation vernetzter Fahrzeuge ausgestattet sein wird, ist eine derzeit am intensivsten geführte Diskussion in der Automobilindustrie. Eines steht fest: Autos werden in der Zukunft digitaler! Sie vernetzen und kommunizieren miteinander und tauschen Informationen mit ihrer Umwelt aus. Sie nehmen zunehmend die Eigenschaften von Smartphones an und können über <Apps> auf die individualisierten Wünsche des Kunden eingehen. Autos erhalten neben ihrer bisherigen Ausstattung spezifische IT Komponenten, um Connected-Car Services zu ermöglichen. Content, Daten und Services bringen die notwendigen Mehrwerte und lassen sich durch neue Geschäftsmodelle monetarisieren.30

Diese modernen Fahrzeuge werden das Mobilitätsverständnis der Gesellschaft grundlegend verändern, dessen Effekte sich zusätzlich durch den Mobilitätswünsch des Kunden verstärken und zusätzlich die Automobilentwicklungen beeinflussen. Laut Analystenprognosen und Branchenexperten wird bis zum Jahr 2020 der Anteil verkaufter Neufahrzeuge mit Connected- Car Services auf 90% ansteigen.31 Bis dahin werden es weltweit über 700 Mio. Fahrzeuge sein, die direkt über das Bordsystem oder indirekt über das Smartphone mit der Außenwelt kommunizieren.32

Erhebliche Optimierungspotenziale versprechen sich Städteplaner, Verkehrspolitiker und die Wirtschaft in der weiter steigenden Verkehrsbelastung, die sie vor enormen Herausforderungen stellt.33 Die zunehmende Urbanisierung und das allgemeine Wachstum der Weltbevölkerung erfordern einen erhöhten Waren- und Dienstleistungsbedarf. Diese Belastung wirkt auf Straßen, Schienen, Brücken und Schleusen gleichermaßen und führt zu immer stärkerer Belastung. Die vielversprechenden Möglichkeiten der Connected-Car Technologie gelten als richtungsweisender Ansatz, das Gleichgewicht zwischen Infrastruktur und Nutzer herzustellen. Neben intelligenten Verkehrs- und Infrastruktursysteme sind intuitive Apps erforderlich, die Fahrgemeinschaften organisieren oder alternative Verkehrsmittel aufzeigen, um eine gleichmäßige Infrastrukturnutzung zu erreichen. Dieses Zusammenspiel bringt letztlich den entscheidenden Qualitätsanstieg und eine Entflechtung des Verkehrs.34

Fahrzeuge werden durch Einsatz von Connected-Car Technologien zu rollenden Sensor- und Datenplattformen mit integrierter Sensorik und intelligenten Software- und IT-Systemen. Der Software Code in Autos der <Premiumklasse> besteht bereits aus 100 Millionen Zeilen Softwarecode.35 Aktuellen Angaben zufolge stehen allen Fahrzeugklassen im Durchschnitt etwa 2000 funktionale Komponenten zur Verfügung. Das sind Bauteile des Fahrzeuges, die mittels integrierter Sensoren Messdaten generieren. Autos der unteren Mittelklasse produzieren bereits 25GB Daten je Stunde, die theoretisch auswertbar sind. Technologien wie Big Data, Cloud Computing sowie der weitere Ausbau der Telekommunikationsnetze rücken in den Vordergrund und werden zum kritischen Erfolgsfaktor für die Marktdurchdringung des vernetzten Automobils.36

In der folgenden Abbildung 4 wird das Zusammenspiel diverser Komponenten dargestellt, die als Ausgangsbasis eines beliebigen Services dienen. Die Darstellungen unterhalb der Wolke symbolisieren dabei einen bestimmten Connected-Car Service, während oberhalb der Wolke über offene Schnittstellen die Kommunikation zur Außenwelt regelt. Angelehnt an Abbildung 1, ist jede Kombination wie V2V und V2I denkbar.37

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wollschläger, D. (2014): S. 11.

Abbildung 4: Schematischer Aufbau einer Connected-Car Plattform

Nach Dirk Wollschläger, verantwortlich für das weltweite Automobilgeschäft für IBM, beschäftigen sich Fahrzeughersteller derzeit mit folgenden Technologiefeldern:38 In-Vehicle- Infotainment als Grundausstattung, um über Apps Nachrichten, Wetter, spezifische Online- Dienste und digitale Komponenten mehr Fahrkomfort bieten. Mobilitätsangebote zur Differenzierung mit anderen Carsharing-Konzepten, intermodalem Reisen und <Pay-as-you- drive> Angeboten als weitere Ausprägung. Und schließlich die als Next Generation Services bezeichneten Angebote:39 Vorausschauende Wartung, autonomes Fahren und neue, datenbasierte Abrechnungsmodelle, die auf Big Data und Datenanalysen setzen.

Diese Themenschwerpunkte werden einen zusätzlichen Schub bringen. Die drahtlose Kommunikation zwischen Autos und ihrer Infrastruktur eröffnet Automobilherstellern und anderen Dienstleistern Chancen, innovative Dienste aus diversen Bereichen anzubieten. Fahrzeugsicherheit, Wartung und Unterhalt, Infotainment, Elektromobilität und Komfort, nutzungsbasierter Versicherungstarife, intelligente Parkplatzsuche, vorausschauende Wartung zur Pannenvermeidung, als Symbole in Abbildung 4 dargestellt, stellen nur einen kleinen Auszug dar.40

Neben den Chancen und Aussichten besteht nach wie vor ein großer Handlungsbedarf beim Aufbau von Wertschöpfungsnetzwerken. Auch die Beseitigung von Kompetenzlücken einzelner Akteure zur Erreichung einer gemeinsamen Wertschöpfungskette steht im Fokus. Die kollaborierende Automobil-, Software- und Telekommunikationsindustrie muss sich mit der Gewährleistung der Systemsicherheit befassen, wenn Risiken und Unfälle zu Schadenersatzforderungen führen.41 Die Asynchronität langer Produktentwicklungszyklen bei Automobilzulieferern und kurzen Produktlebenszyklen in Konsumgütern und Telekommunikation stellen eine erhebliche Herausforderung dar. Die Lösung sieht eine Standardisierung von Schnittstellen sowie flexiblen Architekturen zur Erzielung einfacher Datenintegration und Wartung vor. Eine weitere Problematik stellen die Steigerungsraten der übermittelten Datenmengen dar, die heutige Übertragungsstandards im Mobilfunk überfordern.42

2.4 IT- und TK- Perspektive

2.4.1 Architektur

Connected-Car ist als ein Anwendungsfall innerhalb von Industrie 4.0 zu verstehen, welches eine Kommunikation von Maschinen untereinander vorsieht, und dies nahezu grenzenlos durch Nutzung des Internets.43 Diese Fähigkeiten sind in der Literatur unter Machine-to- Machine, kurz M2M, und Internet of Things, kurz IoT, konkretisiert.

Industrie 4.0 verkörpert die vierte industrielle Revolution, in der das Produkt als aktives Element Bestandteil eines Produktionsprozesses wird und die physische Welt mit der Digitalen nahtlos verschmilzt.44 Die Steuerung der Akteure untereinander sowie die eingebettete Steuerung zur Erreichung einer Kommunikation untereinander regelt das <Cyber-Physical- System>, kurz CPS, auf dessen Basis die Teilnehmer untereinander Echtzeitinformationen auszutauschen.45 Die Speicherung und Verarbeitung der Sensor- und Aktordaten erfolgen dabei kontinuierlich durch Nutzung von Big Data Technologien, auch um hieraus Effizienzmaßnahmen für die Zukunft abzuleiten.46

Das Internet der Dinge bezeichnet die Verknüpfung eindeutig identifizierbarer physischer Objekte, die untereinander selbstständig kommunizieren, Informationen austauschen und einen Kundennutzen generieren.47 IoT ist kein neues Internet, es ist vielmehr eine Erweiterung des bestehenden Internets.48 Technologisch basiert es auf M2M, also die gegenseitige Kommunikation der Sensoren und Aktoren in drahtgebundenen und drahtlosen Netzwerken. IoT eliminiert jegliche Grenzen und ermöglicht so den Datenaustausch aller Geräten untereinander, die über das Internet adressbierbar sind. Das Internet der Dinge ergänzt M2M um eine Dimension. Sie eröffnet durch generierte Innovationen, Produktfunktionalitäten und Effizienz in Wertschöpfungsprozessen neue Geschäftsmodelle.49

Jedes im Internet befindliche Gerät stellt aber auch ein angreifbares Ziel dar und bedeutet im Ernstfall ein Sicherheitsrisiko. Die Anforderungen an die Infrastruktur für Services vernetzter Autos sind deshalb hoch. Cyber-Angriffe auf Fahrzeuge stellen ein realistisches Bedrohungsszenario dar, welches erst kürzlich das Unternehmen Fiat Chrysler erfahren musste.50 In einem Experiment von zwei US-Computerexperten konnte über einem Laptop und einer Internetverbindung die Kontrolle eines fahrenden Autos übernommen werden. Dieser <Hack> hatte den Rückruf von 1,4 Mio. Fahrzeuge in den USA zur Folge, dessen Bordsystem durch Einspielung eines Software Update den unautorisierten Zugriff künftig unterbindet.51 Nachdem die Art und Weise der Kommunikation zwischen den Aktoren und Sensoren untereinander vermittelt und der Zusammenhang zwischen Industrie 4.0, M2M und IoT transparent dargestellt wurden, folgen im weiteren Verlauf die derzeitigen Entwicklungsanstrengungen im Connected-Car Bereich. Sie orientieren sich unterschiedlich stark an offenen und standardisierten Plattform und grenzen sich sequentiell voneinander ab.

2.4.2 Ökosysteme

In der ersten Ausprägungsform, die zugleich als ältester Ansatz bezeichnet werden kann, bietet der Automobilhersteller, in der Fachliteratur auch als Original Equipment Manufacturer kurz OEM bezeichnet, das Produkt samt Services des vernetzten Fahrzeuges vollumfänglich und selbstständig nach dem Prinzip: < Alles aus einer Hand> an.52 Der gesamte Wertschöpfungsprozess, also die Hardware- und Softwareentwicklung, übernimmt der klassische Automobilzulieferer. Der Druck der Märkte nach Standardisierung und offenen Plattformen zwingt die Zulieferer dazu, sich strategisch von einem klassischen Lieferanten zu einem Anbieter eigener Services zu entwickeln, wodurch aus einer bisherigen ZuliefererBeziehung sich eine wichtige Partnerschaft bildet.53 Als Beispiel wird das Multimedia System54 von Mercedes Benz angeführt, dass den Zugang zum Internet über ein kundeneigenes Smartphone mit beliebigem Mobilfunkanbieter erlaubt.55

Eine andere Entwicklungsrichtung zu mehr Standardisierung und Plattformunabhängigkeit verfolgen die < Genivi Allianz> und das < Car Connectivity Consortium>, kurz CCC. Genivi strebt ein offenes und herstellerübergreifendes Betriebssystem für Infotainment Lösungen über eine Partnerschaft zwischen den OEMs, klassischen Zulieferern und IT Unternehmen an.56 CCC ist eine Allianz aus 94 Unternehmen, bestehend aus großen OEMs, wie Volkswagen und Toyota, oder Herstellern wie Nokia, LG und HTC, und verfolgen das Ziel einer Standardisierung der Smartphone Anbindung im Fahrzeug mit der Plattform < Mirror Link>.57

Die Telekommunikationsunternehmen sehen, neben der Funktion des Netzproviders als Teil der Wertschöpfungskette, Chancen als Serviceanbieter. Die Deutsche Telekom AG entwickelte in Zusammenarbeit mit BMW das ConnectedDrive58 System, sie arbeiten mit MAN an Telematik Lösungen, oder sind als Partner für das Carsharing Unternehmen Car2Go59 für die Sprachen- und Datenkommunikation verantwortlich.60

Der Wandel liegt in den Händen der OEMs, sich künftig stärker an Betriebssysteme aus Smartphones statt proprietärer Lösungen zu bedienen, die hohe Marktanteile einnehmen. Das Aufgeben der Isolationsstrategie bedeutet zugleich die Bereitstellung von Connected-Car Services nach dem App Store Vorbild, wie es die Firmen Google und Apple weltweit erfolgreich zeigen. Auf Basis gemeinsamer Projekte zwischen Google und Audi, GM oder Honda entstehen Infotainment Plattform auf Basis des Betriebssystems < Android>. Apples

[...]


1 Vgl. Brünglinghaus, C. (2013); CarIT (2014), S. 1f; Dörner, S. (2015).

2 Vgl. Schulz, B. (2015).

3 Vgl. Brünglinghaus, C. (2013); Detecon (2011), S. 2.

4 Vgl. Brünglinghaus, C. (2013).

5 Vgl. MBtech (2015), S. 3.

6 Vgl. detektor.fm (2014); Seiwert, M. (2013).

7 Vgl. Becker, H. (2015).

8 Vgl. Capgemini (2012).

9 Vgl. Accenture (2014a), S. 1ff; Capgemini (2014), S. 1ff; MBtech (2015); PWC (2014b), S. 9; PWC (2014c), S. 6; Strategy&, Booz & Company (2015); Telefonica (2014), S. 9ff.

10 Vgl. HERE (2015).

11 Vgl. Statistisches Bundesamt (2015).

12 Vgl. StudentenForschung.de (2015).

13 Vgl. Kraus, W. (2014).

14 Vgl. Vogt, J.-O. (2014), S. 7.

15 MBtech (2015), S. 4.

16 Auto connected car news (2015).

17 Vgl. VW AG (2015); http://images.clipartpanda.com/smartphone-clipart-smartphone.png; http://images.gofreedownload.net/car-symbol-clip-art-11721.jpg; http://www.duden.de/_media_/full/V/Verkehrszeichen-201100280073.jpg; http://icons.iconarchive.com/icons/oxygen-icons.org/oxygen/96/Categories-applications-internet-icon.png; http://www.c-track.de/images/Van_Fleet.jpg.

18 Vgl. Glielmo, L. (2011), S. 1f.

19 Vgl. mAutomotive (2013), S. 3; Höller, J. et al. (2014), S. 13.

20 Vgl. Strategy& (2015a).

21 Vgl. Kohlen, M. (2015).

22 Vgl. Bremmer, M. (2014).

23 Vgl. Linke, D. (2014).

24 Vgl. Cognizant (2012), S. 5.

25 Vgl. Ernst & Young (2012), S. 2.

26 Vgl. Ernst & Young (2012), S. 5ff.

27 Vgl. Ernst & Young (2012), S. 13.

28 Vgl. Ernst & Young (2012), S. 24; MBtech (2015), S. 5.

29 Brünglinghaus, C. (2013).

30 Vgl. Brünglinghaus, C. (2013).

31 Vgl. Wollschläger, D. (2014), S. 11.

32 Vgl. Brünglinghaus, C. (2014a).

33 Vgl. Kleinemeier, M. (2014).

34 Ebd.

35 Vgl. Poulin, C. (2014).

36 Vgl. Hitachi 2015, S. 3.

37 Vgl. Wollschläger, D. (2014), S. 11.

38 Vgl. Rivas, N. (2015); Wollschläger, D. (2014), S. 11.

39 Vgl. Telefonica (2014), S. 23; Wollschläger, D. (2014), S. 11.

40 Vgl. Wollschläger, D. (2014), S. 11f.

41 Vgl. MBtech (2015), S. 8.

42 Vgl. MBtech (2015), S. 8; PWC (2014c), S. 13.

43 Vgl. Hauptfleisch, K. (2015).

44 Vgl. Merz, S. L. (2015); VDMA (2014), S. 3.

45 Vgl. Sendler, U. et al. (2013), S. 30f.

46 Vgl. Fraunhofer (2014), S. 6.

47 Vgl. Fraunhofer (2014), S. 6; Weiß, S. (2011).

48 Vgl. Höller, J. et al. (2014), S. 11ff; Sendler, U. et al. (2013), S. 42.

49 Ebd.

50 Vgl. Koch, D. (2014), S. 22.

51 Vgl. Die Welt (2015).

52 Vgl. Vogt, J.-O. (2014), S. 16.

53 Ebd.

54 Vgl. Mercedes-Benz (2015).

55 Vgl. Vogt, J.-O. (2014), S. 16.

56 Vgl. Genivi (2015).

57 Vgl. CCC (2015); Goppelt, G. (2012); Shelly, P. (2013), S. 1ff; Vogt, J.-O. (2014), S. 16.

58 Vgl. BMW (2015).

59 Vgl. Car2Go (2015); Deutsche Telekom AG (2015).

60 Vgl. Deutsche Telekom AG (2015).

Ende der Leseprobe aus 103 Seiten

Details

Titel
Evaluierung der Einsatzpotentiale und Beurteilung der Marktchancen der Connected-Car-Technologie
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Köln
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
103
Katalognummer
V358781
ISBN (eBook)
9783668439597
ISBN (Buch)
9783668439603
Dateigröße
3288 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Connected Car, Einsatzpotenziale, Umfrage, Marktchancen, Car2Car, Automobil, car services, entwicklungsstand, trends, nachfrage, angebot, Marktanalyse, Ökosysteme, Infotainment Services, Marktdurchdringung
Arbeit zitieren
Antonio D'Imperio (Autor:in), 2015, Evaluierung der Einsatzpotentiale und Beurteilung der Marktchancen der Connected-Car-Technologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358781

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