Autoritarismus als gesellschaftliches Phänomen


Seminararbeit, 2004

34 Seiten, Note: Sehr Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Forschungsgegenstand und Forschungsinteresse
1.2 Zentrale Fragestellungen
1.3 Methode
1.4 Aufbau der Arbeit

2 Begriffserklärungen
2.1 Autorität
2.1.1 Allgemeine Definition
2.1.2 Autoritätsformen und Abrenzungen
2.2 Autoritarismus
2.2.1 Allgemeine Definition
2.2.2 Politikwissenschaftliche Betrachtungsweise
2.2.3 Psychologische Betrachtungsweise
2.2.4 Autoritarismus-Theorie (Geschichte der Autoritarismus- Forschung)
2.3 Totalitarismus
2.3.1 Allgemeine Definition

3 Autoritarismus im Speziellen
3.1 Definitorische Einleitung
3.1.1 Rechtsextremismus als autoritäre Gesellschaftsform
3.1.1.1 Ein ideologisches Erscheinungsbild
3.2 Autoritarismus-Skala
3.3 Erklärungsansätze der Entstehung von Autoritarismus
3.3.1 Autoritäre Agression
3.3.2 Autoritäres Verhalten
3.3.3 Die autoritäre Persönlichkeit
3.3.4 Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
3.3.5 Autoritarismus und Religion (Religiosität)
3.4 Autoritarismus (und) in der Politik

4 Schluss

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Forschungsgegenstand und Forschungsinteresse

Die vorliegende Seminararbeit beschäftigt sich mit Autoritarismus im Allgemeinen und im Speziellen. Diese von mir eingeführte Gliederung in Allgemein und Speziell wird in diesem Abschnitt erklärt.

Autoritarismus soll vor allem als gesellschaftliches Phänomen betrachtet werden. Verschiedene Betrachtungsweisen, Definitionen und Erklärungsmöglichkeiten werden dargestellt. Es wird zudem versucht Autoritarismus von anderen Begriffen wie Autorität und Totalitarismus zu unterscheiden. Wichtig dafür ist, dass Autoritarismus mit diesen Typen in Verbindung gesetzt wird, um eine vergleichende analytische Betrachtung durchführen zu können. Hauptaufgabe dieser Arbeit soll es sein, eine allgemeine Betrachtungsweise von Autoritarismus zu verdeutlichen und abzurunden.

1.2 Zentrale Fragestellungen

Im Laufe der Arbeit sollen folgende Fragen geklärt werden:

Wie wird Autorität definiert?

Wie wird Autoritarismus definiert?
Was ist „Autoritäres Verhalten“?

Beziehungsweise woraus besteht dieses oder woraus kann sich ein solches entwickeln?

Inwiefern lässt sich eine Verbindung zwischen autoritärem Verhalten und autoritärer Persönlichkeit herstellen oder aber sind diese beiden Begriffe eher voneinander getrennt?

Welche Möglichkeiten der Erklärung für Autoritarismus gibt es?

In welchem Zusammenhang stehen gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Persönlichkeitsstrukturen und das Ausmaß von Autoritarismus in einem gesellschaftlichen System?

Kann Autoritarismus in jeder Form eines gesellschaftlichen bzw. politischen Systems oder Regimes entstehen?

1.3 Methode

Zu diesem Thema ist eine literaturbezogene Vorgehensweise besonders gut zu verwenden, da der Themenbereich ein relativ theoretischer ist und darüber genügend Literatur zur Verfügung steht. Die für die Arbeit verwendeten Quellen erscheinen mir am besten geeignet, um einen begriffstheoretischen Blick des Themas der Seminararbeit abzurunden und zu vervollständigen.

1.4 Aufbau der Arbeit

Die Seminararbeit ist aus ihrer Gesamtheit betrachtet eine rein theoretische Arbeit. Definitionen und Erklärungen spielen zu großem Teil eine wichtige Rolle. Da dieses Thema auch aus analytischer Perspektive interessante Merkmale bietet, ist es nicht schwer gefallen, Autoritarismus auf einen mehr oder weniger theoretischen Rahmen zu reduzieren.

Im ersten Teil der Arbeit wird auf allgemeine Begriffsdefinitionen eingegangen. Hier findet auch Autorität ihren Platz, da diese in wichtiger Verbindung mit Autoritarismus in weiterer Folge steht. In diesem Abschnitt erfolgt auch eine allgemeine Definition von Autoritarismus und Totalitarismus. Es soll durch diese allgemeinen einführenden Kapitel der Unterschied zwischen Autorität, Autoritarismus und eine Abgrenzung zum Totalitarismus dargestellt bzw. verdeutlicht werden. Dem allgemeinen Sprachgebrauch und das dadurch entstehende Gewirr soll eine wissenschaftliche Betrachtungsweise, welche diese einzelnen Elemente der Arbeit beinhaltet, entgegengesetzt werden.

In zweiten Teil der Arbeit wird auf den Autoritarismus im Speziellen eingegangen. Dieser Teil enthält wiederum Begriffsdefinitionen, aber auch eine Analyse der Ausprägung von Autoritarismus in einem gesellschaftliche oder politischen System. Vor allem soll aber auf die Frage eingegangen werden, welche Ursachen es für Autoritarismus überhaupt gibt. Kurz gesagt, es wird versucht, in eine Richtung zu gehen, die Erklärungsansätze für die Entstehung des Autoritarismus darzustellen und anhand kurzer Kapitel ein umfassendes Bild von diesem abzulichten.

Trotz der Komplexität der Arbeit und auch der Literatur, soll eine umfassende Darstellung von Autoritarismus gegeben sein, die einerseits zum Nachdenken in gewisse Richtungen anregt, andererseits aber auch Fragen aufwerfen soll, inwiefern eine rein theoretische Analyse für einen solchen Themenbereich zweckgemäß ist. Die theoretische Betrachtungsweise soll durch manche eingebrachte, im ersten Augenblick eher verworrene, Ausdrucksformen oder Eindrücke von Autoritarismus abgerundet werden. Zwar sind manche Standpunkt nicht wirklich unter politikwissenschaftlicher Betrachtungsweise einzuordnen, aber sie erfüllen im Zusammenhang mit dem allgemeinen Verständnis von Autoritarismus ihren Zweck.

Rein praktischer Natur müsste am Anschluss an diese Arbeit eine weitere folgen, deren Hauptaugenmerk es sein soll, diese theoretischen Ansätze anhand von praktisch belegten, eventuell geschichtliche Hintergründe, Beispielen zu untermauern. Da ich ursprünglich diesen Versuch geplant hatte, aber bald mitbekommen habe, dass die theoretische literaturbezogene Betrachtungsweise das Ausmaß der Seminararbeit füllen wird, beschränkte ich mich auf eine rein theoretische Analyse von Autoritarismus.

2 Begriffserklärungen

2.1 Autorität

Eine allgemeine begriffliche Definition ist von Nöten, da der Begriff „Autoritarismus“ und damit das eigentliche Thema der Arbeit einen begriffstheoretischen Unterbau erhalten. Im Folgenden erfolgt eine allgemeine Definition des Begriffs „Autorität“, um auf den Autoritarismus überschwenken zu können.

Die drei Hauptteile der begrifflichen Definitionen des 2 Kapitels, Autorität, Autoritarismus und Totalitarismus, sind vor allem dazu da, eine Abgrenzung der einzelnen Begriffe herzustellen, Unterschiede zu erkennen und einen Vergleich der Positionen anstellen zu können.

2.1.1 Allgemeine Definition

In der Literatur gibt es eine Vielzahl von Definitionen des Begriffs „Autorität“. Um auf eine genauere Definition einzugehen, wird der geschichtliche Hintergrund des Autoritätsbegriffs in kurzer Darstellung vorgenommen.

Der sprachliche Ursprung des Wortes liegt im Lateinischen „auctoritas“ bzw. „augere“, welches mit Ansehen, Geltung oder Würde bzw. fördern und sich bereichern übersetzt werden kann. Ein rechtmäßig akzeptierter Einfluss einer Person oder einer kleinen Gruppe geht mit dem lateinischen Begriff einher. Autorität stellt also eine auf legitimierter Basis vorhandene Wechselbeziehung zwischen den Trägern der Autorität und denjenigen, welche diese als legitim ansehen. Charakteristisch ist diese Beziehung vor allem geschichtlich betrachtet durch Verhaltensweisen wie Loyalität, Vertrauen oder auch Gehorsam.[1]

Die ursprüngliche Auffassung dieses Autoritätsbegriffs liegt im römischen Recht bis ca. 40 vor Christus. Die Vollmacht des Senats, später aber auch des Kaisers, Gesetze der Volksversammlung vorzutragen, aber auch nachträglich wirkend geltend zu machen, wurde unter Auctoritas verstanden.[2]

Max Webers Definition der Herrschaft, welcher dieser synonym zu dem Begriff der Autorität verwendet, ist ein wichtiger Punkt der Darstellung von Autorität als Machtbegriff. Macht nach Weber ist: „jede Chance, für einen Befehl bestimmten Inhalts bei angebbaren Personen Gehorsam zu finden“. Gehorsam spielt bei Weber eine wichtige Rolle. Autorität in ihren verschiedenen Formen, welche noch dargestellt werden, ist auch bei Weber als Herrschafts- und Machtbegriff unweigerlich mit dem Prinzip der Legitimität zu verknüpfen. Legitimität und Autorität schließen sich miteinander ein und sind gegenseitig abhängig.[3]

Im 20. Jahrhundert vermehrten sich die Darstellungen in bezug auf die Autorität um ein Vielfaches, wenn auch nicht immer mit einer Objektivität betrachtet, welche für Wissenschaftler zweckdienlich sein sollte, wobei zunehmend extreme Stellungnahmen des Autoritätsbegriffs hervorgebracht wurden. Autoritäre Staatsformen nahmen in diesem Zeitraum gewaltig zu. Der Autoritarismus als politisches Machtmittel reichte über den Faschismus in Österreich, Deutschland und Italien bis hin zu anderen autoritären Regimen wie etwa in Spanien oder Latein- und Südamerika nach dem Zweiten Weltkrieg.[4]

Wie bereits angesprochen, gibt es unterschiedliche Definitionsverständnisse von Autorität. Aus soziologischer Sicht ist Autorität: „eine soziale Relation, in der Personen und Institutionen innerhalb bestimmter Gruppenordnungen eine Führungs- oder Vorbildrolle übernehmen[5]

Eine zweite Definition nach Strzelewicz, welche als bedeutend erscheint, lautet wie folgt: „Autorität ein strukturiertes Führungs-Nachfolge-Verhältnis, in der der eine Partner der Beziehung Führungs- und Vorbildrolle spielt und in der Erfüllung dieser Rolle bestimmte, meistens von beiden Teilen der Relation anerkannte Normenordnungen garantiert oder repräsentiert."[6]

Wichtig ist zu erkennen, dass in beiden Definitionen der Begriff „Gewalt“ oder Ähnliches fehlt. Laut diesen Definitionen kann von einer freiwillig zustandegekommenen Vorbildrolle ausgegangen werden, welche von beiden Teilen anerkannt wird. Da Gewalt oder die Androhung dieser ein wichtiger Bestandteil der praktischen Autoritätsausübung ist, ist unbestritten. Auf dies wird auch in der Folge noch eingegangen. Diese Darstellungen sollen lediglich zeigen, dass Autorität – etwa in den Bereichen der Bildung oder Exekutive usw... – auch ohne der Androhung oder Ausübung von Gewalt vollzogen werden kann.

Diese Wahrnehmung der Autorität als Machtausübung ohne Gewalt unterliegt bereits im römischen Recht und Sprachgebrauch einer anderen Wortwahl. Ist auctoritas jene Machtausübung, welche Gewalt ausschließt, stellt der Begriff der „Potestas“ Macht im anderen Sinn dar. Die auctoritas bedarf der freien Anerkennung um Autorität zu sein. Gewalt kann sich einseitig durchsetzen und ihr Objekt zerkleinern oder vernichten. Autorität kennt nur Partner. Sie hat Gewalt nicht nötig und verliert sich gerade in dem Maße, in dem sie durch Gewalt ersetzt wird.[7]

Im Folgenden Punkt wird auf Formen der Autorität aus allgemeiner Sicht eingegangen, um einen gesamtgesellschaftlichen Bezug herzustellen, der weder von Politik noch von anderen Einflußstrukturen abhängig ist.

2.1.2 Autoritätsformen und Abgrenzungen

In dem Bereich der Formen von Autorität werden die Unterscheidungen von Friedrich Kron herangezogen, welcher Autorität auf einer allgemeinen Basis analysierte. Diese vier Typen seiner Autoritätsunterscheidung sind auf alle gesellschaftlichen Strukturen wie Bildung, Politik, im neueren Sinne auch beispielsweise Wirtschaft, umzulegen. Dieses Allumfassende ist der Hauptgrund, warum hier nach Kron unterschieden wird.

Die vier Typen der Autorität lauten nach Kron wie folgt:

- Amtsautorität
- Personenautorität
- Sachautorität
- Auftragsautorität[8]

Amtsautorität: Diesen Typus von Autorität besitzt lediglich eine Person, die gegenüber einer legitimierten (nicht unbedingt auf demokratischer Basis basierend) Instanz die Verantwortung für die Erfüllung von Aufgaben jeglicher Art übernommen hat. Beispiele dafür wäre ein Lehrer-Eltern-Verhältnis. Der Lehrer ist die autoritäre Gewalt, hat aber im engeren Sinne den Eltern Rechenschaft und Auskunft abzulegen.[9]

Personenautorität: Um diese Art von Autorität zu erlangen ist eine bessere physische Ausstattung notwendig, welche sich vor allem in mehr Erfahrung – bezogen auf die Dauer der Erfahrungssammlung - , aber auch in dem Vertrauen niederschlägt, welche die Person auf die anderen Mitglieder hat. Vor allem soll diese Person durch sein Wesen als solches Überzeugen können. Gewalt oder die Androhung dieser darf keine Rolle spielen.[10]

[...]


[1] Brockhaus Enzyklopädie unter URL: http://www.ubs.sbg.ac.at/ubs/cdrom/net/ Stichwort:Autorität

[2] Richard Heinze; Auctoritas : Vom Geist des Römertums. Darmstadt, 1960, S.43,44

[3] Anter, Andreas; Max Webers Theorie des modernen Staates : Herkunft, Struktur und Bedeutung. Berlin, 1996, S.34,34,55-58

[4] Kron, Friedrich W.; Grundwissenschaften der Pädagogik. München, 1989, S.239-44

[5] Brockhaus Enzyklopädie unter URL: http://www.ubs.sbg.ac.at/ubs/cdrom/net/ Stichwort:Autorität

[6] Kron, Friedrich W.; Grundwissenschaften der Pädagogik. München, 1989, S.244

[7] Richard Heinze; Auctoritas : Vom Geist des Römertums. Darmstadt, 1960, S.43ff.

[8] Kron, Friedrich W.; Grundwissenschaften der Pädagogik. München, 1989

[9] Kron, Friedrich W.; Grundwissenschaften der Pädagogik. München, 1989, S.244

[10] Kron, Friedrich W.; Grundwissenschaften der Pädagogik. München, 1989, S.245

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Autoritarismus als gesellschaftliches Phänomen
Hochschule
Universität Salzburg  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Machttheorien
Note
Sehr Gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
34
Katalognummer
V35813
ISBN (eBook)
9783638356220
ISBN (Buch)
9783638653305
Dateigröße
590 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit vermittelt einen Überblick über Autorität, Autoritarismus und Totalitarismus auf theoretischer Ebene, wobei eine politikwissenschaftliche Sicht und eine psychologische Betrachtungsweise des Themas verbunden wird. Die Arbeit besteht gliedert sich in einen allgemeinen und in einen speziellen theoretischen Teil. Im "Speziellen" wird auf Rechtsextremismus und dessen Ursachen in Bezug auf Autoritarismus eingegangen.
Schlagworte
Autoritarismus, Phänomen, Machttheorien
Arbeit zitieren
Harald Löberbauer (Autor:in), 2004, Autoritarismus als gesellschaftliches Phänomen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35813

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