Budgetierung und Delegation von Investitionsentscheidungen


Seminararbeit, 2002

29 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Die Bedeutung des Investitionscontrolling und der Budgetierung
2.1. Investitionscontrolling als Teildisziplin des Controlling
2.2. Bedeutung der Budgetierung im Rahmen des Investitionscontrolling

3. Das Problem der optimalen Kapitalallokation für Investitionsentscheidungen
3.1. Optimale Kapitalallokation (first-best-Lösung)
3.2. Informations- und Anreizprobleme zwischen Zentrale und Bereichsleitern

4. Budgetierung unter Berücksichtigung von Informationsasymmetrien und divergierenden Präferenzen
4.1. Annahmen des Modells
4.2. Auswirkungen des Modells auf ausgewählte Parameter
4.2.1. Ableitung der optimalen Überwachungswahrscheinlichkeit
4.2.2. Entwicklung der optimalen Kapitalallokation
4.2.3. Die Relevanz von Skaleneffekten und der primären Einschätzung der Zentrale über die Produktionstechnologien für die Modellstabilität
4.3. Veranschaulichung anhand einer Beispielrechnung
4.4. Empirischer Vergleich der Modellaussagen mit realen Verhaltensweisen
4.5. Kritische Beurteilung der Budgetierungsmodelle

5. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Entwicklung der Überwachungswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit der Überwachungskosten bei unterschiedlichen Skalenerträgen

Abbildung 2: Die Entwicklung der Kapitalallokation ohne Überwachung in Abhängigkeit der Überwachungskosten bei unterschiedlichen Skalenerträgen

Abbildung 3: Ergebnisse der Beispielrechnung für s=1

Abbildung 4: Ergebnisse der Beispielrechnung für s=1,3

Anhangverzeichnis

Anhang A: Mathematische Fundierung der Ergebnisse des Modells

Anhang B: Herleitung und Ergebnisübersicht für das Beispiel

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Fragestellung, wie eine optimale Investitionspolitik zwischen der Unternehmensleitung und den jeweiligen Bereichsleitern mit Hilfe von Budgetierungsmechanismen unter Berücksichtigung von Anreizproblemen und Informationsasymmetrien gestaltet werden sollte. Als Schwerpunkt wird ein ausgewähltes wissenschaftliches Modell zu Überwachungsmechanismen in Investitionsbudgetierungssystemen vorgestellt und erläutert.

In der frühen Betrachtung der Investitionsbudgetierung wurde lediglich von der Optimierung des Net Present Value (NPV), also des Barwerts der zukünftigen Zahlungsüberschüsse, mit der realitätsfernen Annahme, Informations- und Anreizprobleme nicht zu berücksichtigen, ausgegangen.[1] Mittlerweile hat es sich jedoch durchgesetzt, die Budgetierung von Investitionsentscheidungen insbesondere unter dem Aspekt von Informations- und Anreizdivergenzen zu untersuchen, um somit reale Zusammenhänge in Budgetierungsmodellen abzubilden.[2] Aufgabe des Investitionscontrollings in diesem Kontext ist es, das interne Principal-Agent-Problem zwischen Zentrale und Bereichsleiter mittels eines im Sinne der Gesamtunternehmung bestmöglichen Investitionsplans zu lösen.[3] Dabei wird sich die Ausarbeitung im Folgenden insbesondere auf die Untersuchung der Wirkungsweise von Kontrollsystemen zur Gewährleistung einer wahrheitsgemäßen Berichterstattung des Bereichsleiters an die Zentrale konzentrieren.

Der Aufbau der Arbeit gestaltet sich wie folgt: Abschnitt 2 betrachtet allgemein die Bedeutung und die Aufgaben des Investitionscontrolling und der Budgetierung. Kapitel 3 erläutert zunächst die optimale Kapitalallokation unter Vernachlässigung von Informationsasymmetrien und legt dann die Gründe für ein Abweichen vom bestmöglichen Investitionsplan durch das kombinierte Auftreten von Informations- und Anreizkonflikten dar. In vierten Abschnitt wird das Modell von HARRIS / RAVIV (Budgeting 1996) ausführlich vorgestellt, erläutert und empirisch untersucht. Im Rahmen dessen wird eine Beispielrechnung zur Veranschaulichung der Modellergebnisse präsentiert. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung in Kapitel 5.

2. Die Bedeutung des Investitionscontrolling und der Budgetierung

2.1. Investitionscontrolling als Teildisziplin des Controlling

Da das Investitionscontrolling ein bereichsbezogenes Controllinginstrument ist, können die Definition und die Funktionen des Investitionscontrollings aus Controlling-Konzeptionen ableitet werden.[4] Unter Verwendung der koordinationsorientierten Konzeption[5] ergeben sich Koordinationsaufgaben innerhalb des Investitionsbereichs, z.B. die Abstimmung der Investitionsplanung der einzelnen Projekte untereinander und mit dem Unternehmenscontrolling, und Aufgaben der übergreifenden Koordination mit anderen dezentralen Bereichen und dem Informationssystem.[6]

Ebenso können auch die Instrumente des Investitionscontrollings aus denen des Controlling geschlossen werden und dann den typischen Anforderungen des Investitionssektors angepasst werden.[7] Somit ergibt sich für das Investitionscontrolling ein zweiteiliges Verfahren: Zunächst wird anhand rein qualitativer Kriterien[8] eine erste Auswahl von Investitionsprojekten mittels eines Mindestanforderungsprofils getroffen. Nach dieser Entscheidung werden die verbleibenden Projekte anhand einer objektiven, quantitativen[9] Investitionsrechnung sortiert. Diese Analyse kann auf Kennzahlensystemen, d.h. Systeme, in denen Kennzahlen der möglichen Investitionsprojekte mit dem finanziellen Zielsystem der Unternehmung verglichen werden, auf Budgetvorgaben als zentrales Instrument oder auf dezentral angewandten Verrechnungspreissystemen beruhen. Wenn die Investitionssteuerung über Verrechnungspreise erfolgt, wird der Leistungsaustausch zwischen Geschäftsbereichen mit Lenkungspreisen bewertet und somit das Investitionsvolumen in den Geschäftsbereichen festgelegt, so dass die Zentrale keine direkte Steuerung mehr vornehmen kann.[10] Nachdem nun die Funktion und die Instrumente des Investitionscontrollings vorgestellt wurden, konzentriert sich die Ausarbeitung im Folgenden auf die Bedeutung von Budgetvorgaben für das Investitionscontrolling.

2.2. Bedeutung der Budgetierung im Rahmen des Investitionscontrolling

Die Budgetierung als zentrales Instrument zur internen Kapitalallokation soll im Kontext des Investitionscontrolling verschiedene Funktionen übernehmen. So sollen Budgetierungsprozesse dazu beitragen, dass Leiter dezentraler Bereiche durch die Möglichkeit, Budgets mitzugestalten, motiviert werden und sie Kenntnisse über die Erwartungen der Zentrale zu gewinnen.[11] Zudem wird durch Investitionsbudgets eine Kontrollfunktion gewährleistet, da es möglich ist, einen Vergleich der aktuellen Ist-Werte mit den Sollgrößen durchzuführen. Eine sehr wichtige Aufgabe der Investitionsbudgetierung ist es, die Investitionspläne dezentraler Geschäftsbereiche untereinander und insgesamt mit dem Gesamtunternehmenszielsystem zu koordinieren.[12]

In der Literatur zu Investitionsbudgets sind einige Modellierungen für Informations- und Anreizprobleme zu finden. Eines der populärsten Mechanismen ist der GROVES-Mechanismus[13]. Hierbei werden bei der Vergütung der Bereichsleiter nicht nur die jeweils eigenen, dem Manager direkt zurechenbaren Bereichsergebnisse berücksichtigt, sondern auch die geplanten Ergebnisse der anderen dezentralen Geschäftsbereiche.

Ein anderer Forschungsschwerpunkt der Literatur versucht die Problematik unabhängig von der Vergütung mittels einer Investitionsentscheidung durch die Zentrale zu lösen. Nach der grundlegenden Modellierung von ANTLE / EPPEN[14] setzt die Zentrale eine Mindestrendite fest, die über den Kapitalkosten liegt. Sämtliche Investitionsprojekte, die über eine höhere Rendite als diese verfügen, werden verwirklicht. Dies führt dazu, dass der Bereichsleiter für die verwirklichten Projekte die Differenz zwischen Mindestrendite und tatsächlicher Rendite, den sog. organizational slack[15], für seine eigenen Zwecke missbrauchen kann, indem er der Zentrale nur die Mindestrendite meldet Die Zentrale orientiert sich beim Festlegen der Mindestrendite[16] u.a. an der horizontalen Breite des Unternehmens[17], an mehrperiodigen Betrachtungen[18] und an der Verwendung von Überwachungsmechanismen.[19]

Nachdem die Funktionsweise der Budgetierung im Investitionscontrolling erläutert wurde, wird im nächsten Abschnitt die Notwendigkeit von Mechanismen zur Investitionssteuerung deutlich gemacht, indem gezeigt wird, inwieweit Divergenzen bezüglich Informationen und Anreizen zwischen der Zentrale und den Bereichsleitern zu einer Abweichung von der optimalen Kapitalallokation führen können.

3. Das Problem der optimalen Kapitalallokation für Investitionsentscheidungen

3.1. Optimale Kapitalallokation (first-best-Lösung)

Die zustandsabhängige optimale Kapitalallokation bzw. first-best-Lösung wird durch die realitätsferne Annahme charakterisiert, dass zwischen dem Prinzipal und dem Agenten keine Informationsasymmetrien bestehen. Damit hat die Zentrale vollständige Kenntnis über die Zahlungsstruktur des Projektes und über etwaige Anreizkonflikte[20] mit dem Bereichsleiters. Diese Allokation ist unter den gegebenen Anreizproblemen bei symmetrischer Information optimal. Daher dient die first-best-Lösung als Benchmark, um die Güte von alternativen Modellierungen mit asymmetrischen Informationen, sog. second-best-Lösungen, zu beurteilen.[21]

Im folgenden Kapitel wird die Herkunft der bereits erwähnten Ressourcenpräferenzen und der Informationsdivergenzen erläutert und verdeutlicht, wie diese zu ineffizienten Investitionsplänen bzw. Abweichungen von der first-best-Lösung führen können.

3.2. Informations- und Anreizprobleme zwischen Zentrale und Bereichsleitern

In der Principle-Agent-Theorie existiert in einer Unternehmung neben dem hier betrachteten unternehmensinternen Dilemma zwischen der Unternehmensleitung und den dezentralen Abteilungsleitern des Weiteren der in der Literatur häufiger betrachtete Konflikt zwischen den Eigentümern der Unternehmung und der Unternehmensleitung[22] im Problemfeld der Delegation und Steuerung von Investitionsentscheidungen.[23]

Zunächst lässt sich die Problematik zwischen dem Bereichsleiter bzw. Agenten und der Zentrale in zwei einzelne Fragestellungen unterteilen. Zum einen ist das Problem der Informationsasymmetrie zu betrachten und zum anderen das Feld der divergierenden Interessen, wobei zu beachten ist, dass erst das kombinierte Auftreten beider Konflikte zu einer Steuerungsproblematik führt.[24] Denn bei alleinigem Vorliegen einer Informationsasymmetrie ist die Zentrale zwar nicht in der Lage, den jeweiligen Bereichsleiter zu kontrollieren, welches aber aufgrund identischer Interessen auch nicht vonnöten ist.[25] Vielmehr würde eine ständige Kontrolle des Agenten durch den Prinzipal sogar zusätzliche Transaktionskosten hervorrufen. Wenn im umgekehrten Fall zwar divergierende Interessen vorliegen würden, die Zentrale aber über eine vollständige Informationsbasis verfügt, besteht die Möglichkeit, die Steuerung zentral vorzunehmen, so dass die Zentrale die Divergenzen in seine Kalkulation internalisieren kann.[26]

[...]


[1] Vgl. PINCHES (Myopia 1982), S. 16 und HARRIS / RAVIV (Budgeting 1996), S. 1139 - 1144.

[2] Vgl. hierzu u.a. HOFMANN (Controllingsysteme 2001), S. 141 - 161, HARRIS / RAVIV (Delegation 1998) HARRIS / RAVIV (Budgeting 1996) und Abschnitt 2.2.

[3] Vgl. EWERT / WAGENHOFER (Unternehmensrechnung 2000), S. 514f.

[4] Vgl. KÜPPER (Investitions-Controlling 1991), S. 169 - 171.

[5] Vgl. zur koordinationsorientierten Controlling-Konzeption KÜPPER (Controlling 2001), S. 12 - 29.

[6] Vgl. KÜPPER (Investitions-Controlling 1991), S. 172 - 174 und RÖSGEN (Investitionscontrolling 2000), S. 29 - 31. Bei RÖSGEN, S. 17 - 41, finden sich auch weitere Herleitungen des Investitionscontrollings, die auf unterschiedlichen Controllingkonzeptionen beruhen.

[7] Vgl. ADAM (Investitionscontrolling 2000), S. 29 - 36.

[8] Vgl. für eine Auswahl qualitativer Kriterien ADAM (Planung 1996), S.407 - 421.

[9] Vgl. zu den genannten quantitativen Analysemöglichkeiten KÜPPER (Controlling 2001), S. 313 - 406.

[10] Vgl. zu Problemen bei Verrechnungspreisen u.a. HOFMANN (Controllingsysteme 2001), S. 161 - 170 und zu einer Modellierung unter Berücksichtigung von Anreiz- und Informationsdivergenzen mit Verrechnungspreisen HARRIS / KRIEBEL / RAVIV (Asymmetric Information 1982).

[11] Vgl. PFAFF (Budgetierung 2002), Sp. 233f.

[12] Vgl. EISENFÜHR (Budgetierung 1992), Sp. 364f.

[13] Vgl. GROVES / LOEB (Incentives 1979) und kritisch hierzu HOFMANN / PFEIFFER (Anreizprobleme 2001).

[14] Vgl. ANTLE / EPPEN (Organizational Slack 1985).

[15] ANTLE / EPPEN (Organizational Slack 1985), S. 163.

[16] Vgl. HOFMANN (Controllingsysteme 2001), S. 144f.

[17] Vgl. u.a. ARYA / GLOVER / YOUNG (Capital Budgeting 1996).

[18] Vgl. u.a. ANTLE / FELLINGHAM (Two-Period Model 1990).

[19] Vgl. Abschnitt 4 und HARRIS / RAVIV (Delegation 1998).

[20] Vgl. hierzu Abschnitt 3.2.

[21] Vgl. EWERT / WAGENHOFER (Unternehmensrechnung 2000), S. 481 und 518.

[22] Vgl. hierzu u.a. FAMA (Agency Problems 1980) und BALLWIESER (Auditing 1987).

[23] Vgl. HOFMANN (Controllingsysteme 2001), S. 141f.

[24] Vgl. HARRIS / RAVIV (Budgeting 1996), S. 1141f.

[25] Vgl. EWERT (Controlling 1992), S. 280f.

[26] Vgl. zur first-best-Lösung Abschnitt 3.1.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Budgetierung und Delegation von Investitionsentscheidungen
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Lehrstuhl für Controlling)
Veranstaltung
Seminar zu "Verrechnungspreise und Budgets als Controllinginstrumente"
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
29
Katalognummer
V35754
ISBN (eBook)
9783638355766
Dateigröße
612 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Budgetierung, Delegation, Investitionsentscheidungen, Seminar, Verrechnungspreise, Budgets, Controllinginstrumente
Arbeit zitieren
Dennis Teichmann (Autor:in), 2002, Budgetierung und Delegation von Investitionsentscheidungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35754

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